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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Außenseiter

von Jausti

„Seraphina! Jetzt hab dich nicht so! Die Leute werden höchstes misstrauisch, wenn du dich hier weiter so auffällig aufführst!“, zischte Mia ihrer nervösen Freundin wütend zu.

Die beiden jungen Hexen hatten sich früh am Morgen aufgemacht, um das kleine Dorf Ottery St. Catchpole zu durchqueren, wie schon tags zuvor vereinbart. Sie waren schon fast den ganzen Tag unterwegs und kurz davor, das Dorf zu verlassen. Doch Phinas Paranoia trieb Mia fast in den Wahnsinn. An jeder Straßenecke glaubte sie, den Feind zu sehen und hinter jeder hektischen Bewegung vermutete sie einen heimtückischen Angriff.

„Die Leute gucken schon.“, flüsterte Mia ärgerlich. Zwar glaubte sie, dass die Menschen wohl eher wegen ihres katastrophalen Erscheinungsbildes als wegen Phinas ständig zu allen Seiten schwingenden Kopfes schauten, aber sie wollte ihre Freundin endlich zum Schweigen bringen.

Ihr knurrender Magen trieb sie unermüdlich vorwärts. Mia wunderte sich schon darüber, dass die Menschen um sie herum ihn nicht brummen hören konnten, so laut war er. „Wollen wir langsam mal was essen?“

Phina strich sich eine rote Haarsträhne hinters Ohr. „Von mir aus.“

War ja klar, dachte Mia deprimiert. Phina war von Natur aus groß und dünn. Zu allem Überfluss aß sie nur wenn es nötig war. Mia selbst war eine Naschkatze. Früher hatte sie Phina insgeheim dafür gehasst, dass sie so dünn war, während Mia immer mit überflüssigen Pfunden zu kämpfen hatte. Ihre Mutter hatte diesen Hass noch geschürt, indem sie Mia mit ihrem stämmigen Aussehen aufzog. Mittlerweile jedoch versetzte es Mia nur einen kleinen Stich, wenn sie daran dachte. Sie und Phina hatten zusammen so viel durchgemacht. Sie könnte ihre beste Freundin niemals hassen. Sie war der wichtigste Mensch in ihrem Leben.

Gemeinsam betraten sie eine kleine Gaststätte „Der Goldene Hirsch“. Es war dunkel hier drin und stickig. Der Geruch von verbotenen Machenschaften und abgestandenem Zigarettenqualm lag in der Luft. An den kleinen runden Holztischen tummelten sich düster aussehende Gestalten und starrten die Mädchen mit interessierten und unheilvoll erscheinenden Blicken an. Schnell eilte Mia zur Theke, an der ein dicker Wirt mit einem buschigen dunkelbraunen Schnurrbart Gläser mit einem dreckigen Geschirrtuch trocknete.

„Guten Tag.“, sagte sie leise. Trotz aller Zuversicht, die sie vor Phina ausstrahlte, siegte die Vorsicht. Vor ihrer ängstlichen Freundin wollte Mia stark wirken. Sie wusste um alles, was Phina in ihrem Leben hatte durchleben müssen. Ihre grausamen Schicksale waren wie ein unsichtbares Band, das die beiden Mädchen unwiderruflich miteinander verknüpfte. Sie hatte sich geschworen Phina zu beschützen, denn sie war das kostbarste, was Mia geblieben war.

Der Wirt brummte etwas unverständliches, ohne den Blick von den staubigen Gläsern abzuwenden. „Wir würden gerne etwas essen. Und … äh… wir nehmen noch zweimal Wasser.“ Der Wirt regte sich immer noch nicht, doch Mia und Phina nahmen schon Platz an der Bar. „Wasser ist doch okay, oder?“, fragte Mia Phina. Ihre Freundin nickte lächelnd.

Es dauerte eine Weile, bis sie ihr Essen bestellt und gegessen hatten. Phina war nervös, unterdrückte dies aber recht gut. Doch Mia spürte die ganze Zeit ihren wippenden Fuß, der ihr gegen das Bein stieß und sah Phinas Hand, die sich in unmittelbarer Nähe ihres Rucksack befand in dem ihre Zauberstäbe waren. Mia sah sich neugierig um. Diese Gaststätte war aber auch düster! Allen Gestalten hier hätte sie ohne weiteres einen Mord oder gar schlimmeres zugetraut.

Das Essen schmeckte so staubig, wie die Gläser aussahen, doch Mia murrte nicht. Als Phina nach dem halben Steak sagte, sie habe keinen Hunger mehr, biss Mia sich auf die Lippe und sagte, sie habe auch keinen Hunger mehr. Gerade wollte sie bezahlen, als Phinas Finger sich in Mias Oberarm krallten. „Was?“, zischte sie.

„Da hinten.“, wisperte Phina und deutete mit dem Kopf in eine Ecke, in der drei Männer an einem Tisch saßen. Mia konnte ihre Gesichter nicht erkennen, weil sie vollkommen im Dunkeln lagen. „Was soll da sein?“

„Sie.“

Man konnte die Angst, die in Phinas Stimme lag, förmlich mit der Hand fassen. „Phina.“, sagte Mia so zuversichtlich, wie sie konnte, „Sie haben uns nicht gefunden. Bis vor Kurzem haben sie noch gedacht, wir seien tot. Wir sind ihnen total egal! Es ist ja nicht so, als würden wir irgendwelche Geheimnisse kennen, bei denen sie Angst haben müssten, dass wir sie ausplaudern.“ Doch dieses Mal half Mias gutes Zureden nicht. Auf Phinas Gesicht fiel ein dunkler Schatten und plötzlich war Mia sich gar nicht mehr so sicher, ob alles gut war.

„Lass uns schnell gehen.“ Sie lächelte Phina an. Dann beeilte sie sich mit dem Bezahlen, schulterte ihren Rucksack und packte Phina, die immer noch wie angewurzelt an der Theke stand und die Männer beobachtete, am Arm und zog sie in Richtung Ausgang. Auf halbem Weg jedoch kam einer der Männer und stellte sich ihnen in den Weg.

„Hey ihr Hübschen!“, säuselte er zuckersüß und Mia schlug der widerliche Gestank seiner Alkoholfahne ins Gesicht. Angeekelt zog sie die Nase kraus. Neben ihr erschlaffte Phinas zuvor angespannter Arm, denn sie kannte den Mann nicht. Er war nur ein gewöhnlicher Muggel. „Ihr seht so aus, als könntet ihr Geld gebrauchen. Wollt ihr euch nicht zu meinen Freunden und mir setzen? Wir -“

„Nein, danke!“, unterbrach Mia ihn und machte Anstalten um ihn herum zu gehen, doch er versperrte ihr weiterhin den Weg. „Hab dich doch nicht so, Perle. Wir sind drei ganz Nette, wirklich.“

Mia verengte die Augen zu Schlitzen. Wenn der Kerl es darauf anlegte, sie zornig zu machen, dann sollte er sich auf was gefasst machen. Ihre Schläfen pochten und sie wusste nicht, wie lange sie ihr Temperament noch zügeln konnte. Doch bevor Mia mit ihrer gespaltenen Zunge irgendetwas anrichten konnte, sagte Phina mit leicht zittriger Stimme: „Wenn sie uns nicht in Ruhe lassen, rufen wir die Polizei!“

Der Mann knurrte mit zusammengekniffenen Augenbrauen, machte dann aber den Weg frei. Erleichtert eilten die beiden aus der Gaststätte. „Ihr eingebildeten Rotzgören! Ihr werdet mich schon noch kennen lernen!“, rief der Mann ihnen drohend hinterher. Draußen löste sich Phinas verkrampfte Hand endlich von Mias Handgelenk. Mit der anderen Hand befühlte Phina den Abdruck.

„Tut mir Leid.“, kicherte Phina nervös, „Ich hatte einfach solche Angst. Ich dachte wirklich, dass sie welche von ihnen wären!“

„Ja…“, murmelte Mia, „Ich auch.“


Mit flirrenden Lichtern vor den Augen rappelte Harry sich auf und sah geradewegs in Hermines erfreutes Gesicht. Sie reichte ihm ihre Hand und half ihm hoch. Der Fuchsbau war gemütlich wie eh und je. Durch die klapprigen Fensterläden schimmerten die letzten Strahlen der untergehenden Sonne und spiegelten sich in dem Geschirr, welches sich in dem Waschbecken stapelte. Hermine schien zusammen mit Ron und Ginny am Küchentisch gesessen zu haben. Die beiden waren tief in eine Partie Zauberschach versunken.

„Hey!“, grinste Harry, einfach glücklich, endlich wieder bei seinen Freunden zu sein. Er ließ sich auf den Stuhl neben Ron fallen und inspizierte das Spiel. „Vergiss es, Ginny.“, grinste er das Nesthäkchen der Weasleys an, „Ron ist nicht zu schlagen.“ Ginny hob nur provokant eine Augenbraue, ergriff ihre Königin und stellte sie auf ein schwarzes Feld. „Schach.“ Triumph lag in ihren Augen. Ron jedoch bewegte ohne mit der Wimper zu zucken seinen Läufer so, dass er zuerst Ginnys Königin aus dem Spiel schmiss und dann auch noch ihren König Schach stellte. Harry musste sich ein Grinsen verkneifen, um Ginny nicht zu verärgern. „Schach.“ Endlich wandte er den Blick von dem Spiel hab.

„Harry!“ Er klopfte seinem Freund freudestrahlend auf die Schulter. „Wir haben schon auf dich gewartet. Du hast dir echt Zeit gelassen. Hermine war die ganze Zeit außer sich, dass du vielleicht das Zeitfenster nicht erreicht haben könntest.“

„Woher wisst ihr denn…“, begann Harry, während Ginny, sichtlich entmutigt, das Schachfeld musterte, doch dann wurde er von einem Poltern unterbrochen. Alle Blicke wanderten zum Kamin. „Alba!“, rief Harry. Vor lauter Freude darüber, seine Freunde wieder zu treffen, hatte er die Albino-Hexe glatt vergessen!

„Dann ist das also der Besuch?“, fragte Ginny neugierig und spähte zum Kamin. Alba war über und über mit Ruß bedeckt und hustete laut. Sie war falsch aufgekommen und trug eine böse Schramme am Kinn. „Bei Merlins Unterhosen!“, schimpfte sie wütend und klopfte sich den Ruß von den Kleidern, „Ich bin einfach zu tollpatschig für diese Welt!“

An den Reaktionen seiner Freunde konnte Harry ungefähr ermessen, wie er wohl selbst ausgesehen haben musste, als er Alba zum ersten Mal gesehen hatte. Rons Kinnlade war runter geklappt, Ginny ließ ihre Hand mit dem Turm mitten in der Luft nutzlos hängen und Hermines Nasenflügel blähten sich unmerklich auf.

Der dunkle Ruß, der sich in Albas hellen Haaren und auf ihrer schneeweißen Haut abgesetzt hatte, ließ sie wie ein mystisches Wesen aus einer anderen Welt wirken. Ein Schneewittchen, nur mit ebenso weißem Haar.

Aus ihren roten Augen heraus musterte sie die Kinder. Eine Nanosekunde lang glaubte Harry zu sehen, wie ihre Augenlider flackerten und ein trauriger (– oder ein enttäuschter?) Ausdruck in ihnen lag, dann aber strahlte sie wie eh und je und lachte wieder ansteckend.

„Ich bin Alba Trinklestone, Heilerin in Dumbledores Diensten.“, wiederholte sie ihre alte Leier. Ron verschluckte sich und starrte immer noch, wenigstens Hermine und Ginny hatten sich wieder gefangen. Ginny schlug mit ihrem Turm Rons Läufer und Hermine lächelte Alba schon ermunternd zu.

Wie musste es sein, immer von allen so angestarrt zu werden? Harry dachte an seine eigenen Erfahrungen, die er täglich in der Schule durchlebte. Ständig ungewollt im Mittelpunkt des Interesses. Urplötzlich konnte er nachvollziehen, warum Alba ständig so aufgekratzt und fidel schien. Ihre ausgelassene Art diente ihr lediglich als Selbstschutz.

„HA! Schachmatt!“, rief nun Ron und schlug mit solcher Wucht seine Königin gegen Ginnys König, dass er vom Spielbrett flog. Seine kleine Schwester biss sich wütend auf die Lippe. „Beim nächsten Mal besiege ich dich, ganz sicher!“, versprach sie kampflustig, „Ich gehe Mum holen. Harry und Mrs Trinklestone-“ „Alba!“ „…Alba brauchen etwas zu Essen und ein Zimmer.â€

„Ich komme mit dir!“, sagte Alba, „Ich muss mit Molly noch was besprechen.“ Die beiden verließen leichtfüßig das Zimmer.

„Wow!“, sagte Ron, als die beiden weg waren.

„Eine Albino-Hexe, also…?“, murmelte Hermine und Harry war sich sicher, dass sie bereits darüber nachdachte, so schnell wie möglich in die Hogwarts’sche Bibliothek zu kommen und ein Buch darüber zu lesen, nur um bestens informiert zu sein und ihre Freunde, wenn möglich, mit langweiligen Zusatzinformationen zu quälen.

„Also Harry…“, sagte nun Ron, „Was ist passiert? Dad sprach von einem dringenden Notfall und dass dir etwas passiert ist. Du wurdest doch nicht angegriffen, oder? Von Dementoren?“

Harry lachte. „Wie kommst du denn darauf? Das ist ja totaler Schwachsinn. Nein, das war es nicht. Aber erzählt ihr erst mal, wie es hier war. Und habt ihr irgendwas von Dumbledore gehört?“

Hermine räusperte sich. „Ich bin vor knapp viereinhalb Wochen hier eingetroffen.“ Harry dachte, er höre nicht richtig. Viereinhalb Wochen? Das hieß ja, Hermine war die ganzen Ferien über im Fuchsbau gewesen! „Warum denn so lange…?“, fragte Harry zögernd.

Hermine und Ron wechselten einen Blick. Es versetzte ihm einen Stich. Sie hatten doch nicht etwa Geheimnisse vor ihm? „Naja… Dumbledore sagte, er wolle mich in Sicherheit wissen. Deshalb hat er meine Eltern überredet, dass ich im Fuchsbau unter Zauberern bin.“ Harry schluckte. „Aber warum hat er mich dann nicht zu euch geschickt?“

Er musste unwillkürlich an das Ende seines letzten Jahres denken. Bereits damals hatte er von Ron erfahren müssen, dass er nicht die ganzen Ferien bei seinem besten Freund im Fuchsbau verbringen könnte, sondern zumindest einen Teil der Ferien bei seiner Tante und seinem Onkel im Ligusterweg bleiben musste. Trotz all dem, was passiert war. Wieso war es für Hermine zu gefährlich bei ihren Eltern zu bleiben, wenn Dumbledore Harry getrost bei seinen schrecklichen Verwandten ließ? Wie immer schien das Verhalten des Schuldirektors unergründlich.

„Dumbledore kümmert sich darum, dass hier immer Auroren sind. Mum sagt schon, sie fühle sich wie in einem Hotel, doch sie weiß natürlich, dass es nicht anders geht. Sie und Dad haben gesagt, dass sie Dumbledore unterstützen, also tun sie das auch. Wir sind hier eine Art Stützpunkt, bis Dumbledore was Besseres gefunden hat. Ist natürlich nicht gerade sicher hier, weil alle Todesser diesen Platz kennen. Einmal wäre der Fuchsbau schon fast abgefackelt worden!“, erzählte Ron.

„Was?“, rief Harry erstaunt. Er hatte ja gar nicht geahnt, wie viel in seiner Abwesenheit passiert war! Gleichzeitig fühlte er sich aber auch ganz taub, wenn er daran dachte, dass er in Surrey versauern musste, während seine Freunde in Gefahr gewesen waren.

„Übertreib mal nicht, Ronald.“, sagte Hermine, „Sie hatten lediglich den Plan. Sie sind jedoch an den Schutzzaubern abgeprallt und nun werden sie sicherlich nicht wieder kommen! Trotz allem ist Dumbledore natürlich auf der Suche nach einem anderen Unterschlupf.“

Das alles musste Harry erst mal verdauen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Dumbledore so viel erreichen würde! Nach dem, was Ron und Hermine erzählten, musste er schon hunderte Zauberer zusammengerufen haben, um den Kampf gegen Voldemort zu bestreiten. „Das ist aber immer noch zu wenig!“, sagte Hermine, als er dies zu ihnen sagte, „Remus sagt, das größte Problem sei das Ministerium. Wenn Fudge nicht so ein Starrkopf wäre, hätten wir schon viel mehr erreichen können, aber er und seine Eifersucht auf Dumbledore verbauen alles!“

„Remus?“, horchte Harry auf, „Doch nicht etwa… Lupin?“

Ron lachte. „Klar, oder kennst du etwa noch einen Remus? Er war einer der Ersten, die sich Dumbledore angeschlossen haben. Zurzeit ist er hier im Fuchsbau!“

„Was?“, rief Harry, „Aber das ist ja… toll!“

Hermine lächelte. „Natürlich ist es das. Aber es gibt noch viel mehr zu erzählen. Malfoys Vater, er…“ Harry schlug mit der Faust auf den Tisch, woraufhin Hermine abrupt abbrach. „Davon hab ich im Tagespropheten gelesen. Und das, obwohl ich Fudge genau gesagt habe, dass er ein Todesser ist!“ Hermine nickte. „Genau. Und Dumbledore hat Angst, dass sie Fudge schon längst unter ihrer Kontrolle haben. Diese neue Abteilung zur Erhaltung der Grundsätze ist nur ein Vorwand, um alle Ministeriumarbeiter auf ihre Einstellungen zu testen!“

„Glaubt ihr… es ist der Imperius-Fluch?“, fragte Harry und hielt vor Spannung die Luft an. Erst letztes Schuljahr hatte er die drei unverzeihlichen Flüche in Alastor Moodys, eigentlich Barty Crouch Juniors, Unterricht für Verteidigung gegen die dunklen Künste kennengelernt. Er erinnerte sich zu gut an die Spinne, die unter dessen eisernen Willen schließlich gestorben war.

„Natürlich, was sonst.“, antwortete Hermine rasch, „Aber deshalb ist es für alle von uns, die im Ministerium arbeiten, doppelt gefährlich.“

Harry sah zu Ron, dessen Hand sich nun zu einer Faust geballt hatte. Rons Vater und sein Bruder Percy arbeiteten im Ministerium. Es war nicht auszudenken, was passierte, wenn Arthur was passieren oder er seine Stellung verlieren würde. Es würde die ohnehin schon armen Weasleys ans Existenzminimum bringen.

„Dad wurde befördert.“, sagte dieser nun, ohne irgendwen anzuschauen. „Dumbledore glaubt, Fudge will ihn weichklopfen, damit Dad ihm erzählt, was Dumbledore plant. Dad hat das natürlich nicht vor.“

Harry atmete erleichtert auf. Dennoch eine Frage legte sich unausgesprochen über sie, wie eine dunkle Gewitterwolke. Was, wenn Fudge merkte, dass Mr Weasley Harry nie verraten würde? Es war bloß eine Frage der Zeit, bis Arthur Weasleys Stellung im Ministerium gefährdet sein würde.

„Aber Dumbledore wird das alles schön irgendwie deichseln.“, versuchte Hermine die gedrückte Stimmung zu heben. Ron nickte in Gedanken versunken. „Ich wusste nicht, dass er innerhalb dieser kurzen Zeit so viel erreicht hat…“, murmelte Harry.

Hermine lächelte. „Er war vor einer Woche hier und da haben wir ihm genau dasselbe gesagt. Weißt du, was er geantwortet hat? ‚Beim ersten Mal hat es uns unvorbereitet getroffen. Doch dieses Mal brauchen wir die alten Fehler nicht zu wiederholen‘.“

„Und die anderen?“, fragte Harry neugierig, „Remus? Er ist also hier. Habt ihr von Sirius gehört? Er schreibt mir nicht mehr…“ Hermine schüttelte den Kopf. „Wir erfahren nichts über die Geheimmissionen. Bei Hagrid haben wir’s ja auch schon probiert. Niemand verrät uns auch nur ein Wort…“ „Hagrid?“, fragte Harry erstaunt, „Er ist… auf einer Mission?“

Hermine lachte. „Also Harry. Hast du in deinem Krankenzimmer etwa überhaupt nicht zugehört? Dumbledore hat Hagrid zusammen mit Madame Maxime über die Sommerferien auf eine Reise geschickt. Was sie machen, wissen wir allerdings nicht. Bei Sirius können wir es uns ja denken…“ „Er trommelt die alten Kämpfer zusammen.“, beendete Harry den Satz. Hermine nickte. „Aber da gibt es noch was.“

Nun wurde Ron aktiv. „Erinnerst du dich noch daran, was Dumbledore mit Bill besprochen hat? Er ist nun in Schweden. Dumbledore scheint dort viele wichtige Leute zu kennen. Und Charlie bleibt vorerst in Rumänien. Er will mit den Leuten aus Durmstrang kooperieren. Karkaroff ist einfach so verschwunden. Dumbledore glaubt, dass er im großen Krieg nützlich sein könnte.“ „Im großen Krieg?“, stammelte Harry. Dass das alles solche Ausmaße annehmen würde, hätte er nicht gedacht. „Und mein Vater und Percy suchen verdeckt im Ministerium nach Wohlgesinnten.“

„Direkt unter Fudges Nase.“, grinste Hermine, „Du siehst, sie alle glauben dir und wollen dir helfen. Auch wenn Fudge diese Lügen verbreitet.“

„Welche Lügen?“, fragte Harry verwirrt.

Hermine sah auf den Boden, als antwortete: „Er hat den Tagespropheten zwar angewiesen, nichts verlauten zu lassen, doch im Ministerium scheint er ziemlich mieses Klima zu verbreiten. Sagt, dass alles im letzten Jahr Humbug gewesen ist und so…“ Sie sah Harry in die Augen. „Er sagt du bist ein Lügner.“

„Ist das vielleicht der Grund, wieso die Diggorys nach Algerien ausgewandert sind?“

„Du weißt davon?“, fragte Ron überrascht, „Aber du hast Recht. Sie konnten Fudges Verleumdungen einfach nicht mehr ertragen.“ Hermine fuhr sich durch die Haare. „Doch Dumbledore hat ihnen Mundungus Fletcher nachgeschickt. Er glaubt, wenn er ihnen ein bisschen zuredet, schließen sie sich unserer Sache an.“

„Wow…“ Das alles musste Harry erst mal verkraften. Es schien, als hätte Dumbledore während Harrys Abwesenheit eine eigene Armee aufgebaut! Jede helfende Hand wurde angeworben, sich ihrer Sache anzuschließen. Mit einem Ruck war Harry aufgesprungen. „Ich will auch helfen! Sie tun das immerhin alle nur für mich! Ich will… Ich werde…“

„Nichts wirst du!“ Harry fuhr herum. Am Treppenabsatz stand Remus Lupin und funkelte ihn an.

„Remus!“, rief Harry, positiv überrascht. Seit sein ehemaliger Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste am Ende seines dritten Schuljahres die Schule verlassen hatte, hatte Harry ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Remus humpelte auf ihn zu und ließ sich unter schmerzvollem Ächzen an dem großen Küchentisch nieder. Humpelte?

„Was ist mit deinem Bein passiert?“, rief Harry und jetzt fiel ihm auf, dass auch Remus‘ Gesicht noch vernarbter war, als zuvor. Hinter ihm folgten auch Alba, Mrs Weasley und Ginny ihm in die kleine Küche.

„Harry, mein Liebling!“, rief Mrs Weasley und schloss Harry in die Arme. Ein warmes Prickeln erfüllte Harrys Brust. Danach begann sie sofort in der Küche umher zu wuseln und etwas Essbares für die Gäste zuzubereiten.

Remus fixierte Harry aus seinen sandfarbenen Augen aus an. „Das…“, sagte er gewichtig und deutete auf sein Bein, „… ist passiert, als ich versucht habe, dich zu beschützen.“

Bestürzt schlug Harry die Hände vors Gesicht. „Wie…?“

Remus nahm dankbar einen grellen orangefarbenen Trank an, den Alba aus einer überdimensional großen Krokodilledertasche gekramt hatte. Es war ganz offensichtlich ein eigens gebrauter Heiltrank. Remus nahm einen tiefen Schluck, verzog das angewidert das Gesicht und danach begann er zu erzählen.

„Ich war in den letzten Wochen für Dumbledore im Untergrund tätig.“ Auf Harrys verständnislosen Blick hin erklärte er: „Der Untergrund ist ein düsterer Ort. Viele Halbblüter treiben sich dort rum. Nicht nur Werwölfe, auch Vampire, Zentauren und andere Gestalten, die du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen würdest. Dumbledore hat mich dorthin geschickt, weil er hofft, dass sie sich uns anschließen. Er weiß, dass der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, sie niemals rekrutieren würde.“ Harry nickte. Er wusste um Voldemorts Reinblut-Wahnsinn. Und das, obwohl sein eigener Vater selbst ein Muggel gewesen war.

„Doch diese Menschen leben am Rande der Zivilisation.“ Remus Stimme nahm einen bitteren Ton an. „Wesen wie wir werden niemals in der normalen Gesellschaft aufgenommen geschweige denn akzeptiert. Erinnere dich nur daran, wie schnell meine Kündigung durch war, nachdem man herausgefunden hatte, dass ich ein Werwolf bin. Wir werden in der Gesellschaft kaum toleriert.“ Er warf Alba einen intensiven Blick zu. Es schien, als würde ein unsichtbares Band die beiden verbinden. Es war klar, dass sie sich selbst zu dieser Gruppe hinzuzählten.

„Manche von ihnen mochten die Aussicht auf eine Aufgabe, sie wollen endlich etwas bewegen. Aber viele sind einfach zu verbittert. Sie hassen Dumbledore, weil er so ein erfolgreicher und von allen geliebter Zauberer ist. Gestern dann, hat mich einer von ihnen im Suff angegriffen.“

Hermine schlug die Hände vors Gesicht. Ginny sog scharf die Luft ein. Alba biss sich auf die Lippe, in die sofort das Blut schoss und sie von weiß zu rot färbte. Mrs Weasley klapperte noch lauter mit den Tellern. Ron, Hermine und Harry tauschten ernste Blicke aus. Keiner wusste, wie er darauf reagieren sollte. Harry verspürte jähes Mitleid mit Remus. Es war einfach nicht richtig, dass Halbblüter dermaßen diskriminiert wurden! Zorn auf Voldemort und auf das Ministerium loderte in ihm auf.

„Wie kam es dazu?“, fragte Ginny mit leiser Stimme. Mit unschuldigem Blick sah sie Remus an und Harry sah sein Herz unter ihrem kindlichen Blick förmlich erweichen.

Er räusperte sich, sah zu Mrs Weasley und erzählte dann weiter: „Es war vor drei Tagen. Nichts spektakuläres. Ich habe mich mit ein paar potenziellen Verbündeten getroffen und er hat davon Wind bekommen. Schien was dagegen zu haben. Er beschimpfte mich, sagte, ich solle nicht versuchen mich an die Gesellschaft anzupassen, sollte lieber mein Schicksal akzeptieren und untertauchen, wie die anderen auch. Ich habe ihm widersprochen und dann hat er sich auf mich gestürzt.“

Bedrückende Stille erfüllte den Raum.

Nach einer Weile stellte Mrs Weasley Teller mit Toast und Würstchen auf den Tisch. „Esst erst mal was!“ Erst jetzt wurde Harry bewusst, was für einen Hunger er doch hatte. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und ein kobaltblauer Nachthimmel strahlte durch die Fenster. Nachdem sie alle gegessen und die Stimmung sich wieder aufgelockert hatte, verschwanden Alba und Remus nach oben, um nach Remus Wunde zu sehen.

Harry jedoch musste immer wieder an den Untergrund denken und an die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, die Halbblütern angetan wurde. Es war nicht richtig, dass Voldemort sie verachtete. Und es war auch nicht richtig, dass das Ministerium sie an den Rand der Gesellschaft verdrängte.

Warum nur mussten die Menschen einander immer verachten?


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