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Fanfiction

Wofür es sich zu kämpfen lohnt - Wofür es sich zu kämpfen lohnt

von GinHerDum

Wofür es sich zu kämpfen lohnt


„Sie sind sich also sicher, dass Sie nicht mitkommen möchten?“
Die alte Schulleiterin blickte ihre ehemalige Musterschülerin traurig an.
„Glauben sie mir, Professor, es ist besser so.“
„Aber Hermine, wenn Sie … zu uns stoßen möchten, dann scheuen Sie sich nicht. Sie sind jederzeit willkommen.“
„Danke, das weiß ich. Aber ich … es geht nicht.“
Professor McGonagall nickte und schaute in die rehbraunen Augen eines kleinen, elfjährigen Mädchens, das verzweifelt versuchte mit ihrem unglaublichen Wissen die eigene Unsicherheit zu überspielen. Zwar war sie mittlerweile erwachsen, aber für Minerva würde sie immer dieses Mädchen bleiben.
Hermine drehte sich langsam um und ging, ohne ein weiteres Wort, aus dem Schulleiterbüro, zurück in die Bibliothek.

~~*~~

Gedankenverloren schritt die junge Frau durch die langen Regalreihen. Hier und da strich die über einen der unzähligen Buchrücken.
Es war kein Schüler mehr in der Bibliothek. Alle waren in der Großen Halle. Doch Hermine wollte alleine sein. Den ganzen Schmerz nicht schon wieder durchleben.
Sie lief einfach immer weiter durch die Reihen, bis sie an ihrer Lieblingsstelle in dem riesigen Labyrinth aus Regalen angekommen war.
Dort setzte sie sich auf den Fenstersims, genau an die Stelle, an der sie vor so vielen Jahren das Buch gefunden hatte, in dem der Vielsafttrank erklärt war. Von dort aus hatte man einen wunderbaren Blick über die Ländereien des Schlosses, ein Detail, das ihr erst aufgefallen war, nachdem sie dort schon hunderte Male gesessen hatte. Denn eigentlich hatte der Ort eine ganz andere Bedeutung für sie.
Selbst Hagrids Hütte war leer, auch er war bei all den anderen. Bilder schossen durch ihren Kopf. Erinnerungen an die Tage, an denen noch alles gut war und an den Tag, der das alles zerstört hatte.
Hermine legte den Kopf an die kühle Scheibe. Draußen war es schon beinahe dunkel.
Bald war es soweit.

~~*~~

„Weißt du, diese Hermine, das ist Miss Granger. Sie war es, die mit den beiden gekämpft hat. Sie war die beste Freundin der beiden!“
Der kleine Ed flüsterte seinem Freund Jacob die Worte leise ins Ohr.
„Echt? Und was macht sie dann … hier? Ich meine, sie ist eine Heldin! Sie hätte doch nicht als Bibliothekarin enden müssen?“
Jacob stammte aus einer Muggelfamilie, wusste nichts von Hermines Geschichte, mit der in der Zaubererwelt jedes Kind aufwuchs. Ed zuckte mit den Schultern.
„Das weiß niemand so genau. Sie hat nie darüber gesprochen …“
Jacob nickte nachdenklich.
Dann verfolgten die beiden Freunde wieder das Geschehen auf dem Podest, auf dem normalerweise die Lehrer saßen. Heute stand dort nur ein Pult, an dem eine junge, rothaarige Frau eine Rede hielt. Um sie herum standen hunderte Kerzen auf dem Boden. Sie waren noch nicht angezündet und doch wirkten sie für sich.
„ … Alle gemeinsam, hatten wir es geschafft. Dank Harry, Ron und Hermine war es uns möglich geworden, diesen schrecklichen Krieg zu beenden. Auch wenn dafür viele ihr Leben lassen mussten.
Wir wollen heute allen Opfern gedenken. Sie sind nicht umsonst gestorben, sie alle haben ihren Teil zum Frieden geleistet. Aber wir alle vermissen sie noch immer und allein der Gedanke an sie schmerzt …“

~~*~~

Eine einzelne Träne lief über ihre Wange.
Sie schaute hinunter, auf den Weg zu Hagrids Hütte und plötzlich waren sie einfach da:
Drei Kinder, die dort entlang rannten, zwei Jungen und in ihrer Mitte ein Mädchen. Der eine hatte schwarzes, zerzaustes Haar, was klein und schlaksig. Der andere hatte feuererrotes Haar und trug einen ausgewaschenen Umhang, der an den Beinen ein Stück zu kurz war. Das Mädchen hatte braune, buschige Haare und redete ununterbrochen. Sie waren auf dem Weg zum Wildhüter des Schlosses, schlichen sich wieder einmal zu später Stunde heimlich aus dem Schloss.
Alle drei lächelten. Sie waren unbeschwerte Kinder, die wie so viele andere das Abenteuer Hogwarts genießen wollten.
Hermine wusste, dass ihr Gehirn ihr einen Streich spielte. Dort waren keine Kinder, nicht um diese Uhrzeit, nicht an diesem Tag.
Und doch tat sie nichts, um diese Illusionen loszuwerden. Es war das einzige, was ihr geblieben war. Der einzige Weg, um sich noch einmal zu erinnern. Die einzige Möglichkeit, damit nichts in Vergessenheit geraten würde.
Doch sie hörte auch ihre eigene Stimme. Ganz hinten in ihrem Kopf kam sie immer zu Wort, wenn sie etwas dergleichen sah.
„Du darfst das nicht zulassen! Du darfst ihn nicht in dein Gehirn lassen! Harry, du musst Okklumentik einsetzen!“
Dann versuchte sie sich immer einzureden, dass es bei ihr ganz anders war. Dass keine andere Person in ihren Kopf eindrang, um ihr zu Schaden, so wie es bei Harry gewesen war.
Aber sie wusste, dass es nicht stimmte. Es war die alte Hermine, das Mädchen, das ihre ersten Freunde gefunden hatte, die endlich Menschen hatte, auf die sich verlassen und denen sie sich anvertrauen konnte. Diese Hermine war es, die sich immer wieder in ihre Gedanken einschlich. Und die neue Hermine, die gebrochene Frau litt unter den Gedanken ihres alten Ichs.
Aber sie genoss diese Augenblicke dennoch. Denn was war ihr sonst geblieben?

~~*~~

Ein Mann stieg die Stufen zu dem Podest hinauf.
Er nahm sich einer der Kerzen, entzündete sie mit seinem Zauberstab und ließ sie in die Luft gleiten. Sie blieb hoch über den Versammelten stehen, das restliche Licht ging aus.
„Für meinen Sohn Cedric, der der erste war, der in diesem Krieg gefallen ist.“ Er legte eine kurze Pause ein und sprach langsam weiter.
„Am 24.Juni1995 war er kurz davor, das Trimagische Turnier zu gewinnen. Er wollte sich den Sieg mit Harry Potter teilen, doch es kam anders. Denn sie landeten gemeinsam auf einem Friedhof und Cedric sah mit an, wie Voldemort zu neuen Kräften gekommen war. Danach wurde er von ihm selbst getötet. Mein Sohn war sein erstes Opfer.
„Ich kann nur die Worte Albus Dumbledores wiederholen, die er auf der Gedenkfeier genau an diesem Ort sprach: Denkt an Cedric. Erinnert euch an ihn, wenn einmal die Zeit kommt, da ihr euch entscheiden müsst zwischen dem, was richtig ist und dem, was bequem ist.
„Alle“, er deutete mit seiner Hand auf die Kerzen, die zu seinen Füßen standen „haben sich für das richtige entschieden.“
Er schaute in die Runde. Cho Chang wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und die Schüler, die noch zu jung gewesen waren um das ganze Ausmaß des Krieges zu der Zeit erfassen zu können, starrten gebannt nach vorne. Dann verließ er das Podest und setzte sich zurück auf seinen Platz.
Einen Moment schaute der ganze Saal auf die eine Kerze, jeder in seine Erinnerungen vertieft.

~~*~~

Noch immer saß sie am Fenster der Bibliothek und noch immer weinte sie.
Seit Wochen hatte sie Angst vor diesem Tag gehabt. Sie wusste aus den Jahren zuvor, wie schrecklich sich es anfühlte. Aber heute war es noch viel schlimmer.
Sie wusste, dass sie bei den anderen sein müsste. Dass es eigentlich von ihr erwartete wurde.
Aber sie konnte das nicht. Es war einfach nicht möglich. War es doch schon ohnehin schwer, all die anderen Tage im Jahr zu überstehen. Wie sollte es dann gerade heute sein?
Sie hatte alles verloren, was sie jemals gehabt hatte. Dieser schreckliche Tag hatte ihr alles genommen. Ihre Freunde. Ihre Familie. Ihre Liebe.
Mit zittrigen Händen zog sie etwas aus ihrem Umhang.
Es war ein abgegriffenes Foto. Darauf winkten ihr die zwei Jungen freudestrahlend zu.
Sie waren überall. Und doch nirgendwo.

~~*~~

Ungefähr 20 Kerzen schwebten über den Köpfen der Anwesenden in der Großen Halle, als sich eine ältere Frau Hand in Hand mit einem kleinen Jungen von ihrem Stuhl in der ersten Reihe erhob.
Gemeinsam stiegen sie auf das Podest und oben angekommen veränderte sich plötzlich das Haar des kleinen von einem hellen braun in ein tiefes schwarz. Einige der Gäste guckten erstaunt, andere hielten den Atem an, weil sie erkannten, wer dort gerade vor ihnen stand.
Die alte Frau strich ihrem Enkel leicht über den Kopf, um ihn zu ermutigen. Dann nahm sie sich gleich zwei Kerzen auf einmal und ließ sie mit ihrem Zauberstab in die Luft gleiten.
Der kleine trat nach vorne. Er war gerade 10 Jahre alt und konnte gerade eben über das Pult blicken, aber er war selbstbewusster als manch andere, der schon nach vorne getreten war.
„Für meine Eltern, Remus Lupin und Nymphadora Tonks. Ihr habt Großes getan. Und dafür seid ihr gestorben. Ich habe euch nie kennengelernt. Aber ich liebe euch. Mehr als alles andere. Und ich vermisse euch. Jeden Tag.“
Dann drehte er sich um und vergrub sein Gesicht im Bauch seiner Großmutter. Es waren nur wenige Worte gewesen, aber sie hatte all das ausgedrückt, was jeder fühlte.
Andromeda Tonks nahm den kleinen in den Arm, hielt ihn fest. Beide weinten und das Schluchzen war in der ganzen Halle zu hören. Es dauerte einige Minuten bis er sich soweit beruhigt hatte, dass die beiden zusammen wieder auf ihre Plätze zurückkehren konnten.
Und es schien als würden die beiden letzten Kerzen ein wenig heller scheinen, als die anderen. Für dein kleinen Ted Tonks.

~~*~~

Oft wurde sie von Schülern gefragt, warum sie nur Bibliothekarin geworden war.
Von Anfang an war sie sich bewusst gewesen, dass diese Frage kommen würde und auch McGonagall hatte sie bei ihrer Einstellung davor gewarnt.
Sie liebte Bücher über alles, das hatte sie schon immer. Aber das war nicht der Grund, warum sie auf Hogwarts geblieben war. Ihr hatten alle Türen offen gestanden, jeder wollte sie anstellen. Hermine Granger, die intelligente Frau, die an der Seite von Harry Potter und Ronald Weasley den Krieg beendet hatte.
Aber sie wollte diesen Ruhm nicht. Denn was hatte ihr das gebracht?
Der Krieg kennt keine Gewinner, das wusste sie nur zu gut. Sie selbst hatte viel zu viel verloren.
Hogwarts war der einzige Ort, an dem sie sich sicher gefühlt hatte. Das Jahr, in dem sie mit ihren beiden besten Freunden durch England gezogen war, war so gefährlich gewesen, dort hatte sie nicht ein einziges Mal die Sicherheit verspürt, die sie aus Hogwarts kannte. Überall hatten Gefahren gelauert, niemandem konnte man vertrauen.
Und das hatte sich nach diesem Jahr nicht mehr geändert. Selbst nach Hogsmeade ging sie bis heute nur selten.
Außerdem hingen an dem Schloss so viele Erinnerungen an die glücklichen Tage ihres Lebens. Ihre Freunde waren nicht mehr da, aber hier schienen sie noch immer präsent.
Wenn sie sich manchmal nachts in den Gryffindor Gemeinschaftsraum schlich, setzte sie sich auf einen ihrer Lieblingssessel direkt am Kamin. Dort hatten sie so oft gemeinsam gesessen, gelernt, sich unterhalten, Pläne geschmiedet und gelacht.
Sie konnte die Zeit nicht zurückdrehen, aber auf Hogwarts schien es manchmal, als wäre immer noch alles, wie vorher.

~~*~~

Die junge, blonde Frau, die als nächstes in Richtung Pult schritt, trug ein dunkelrotes Kleid. Sie stach aus der Masse hervor, denn die meisten trugen an diesem Tag schwarz.
Aber es überraschte niemandem, denn Luna Lovegood gehörte schon immer zu den Personen, die allgemein als seltsam bezeichnet wurde.
Auch sie nahm sich zuerst eine Kerze, behielt sie aber während sie sprach noch immer in der Hand.
„Für Dobby, einen freien Elf.“
Viele der Gäste schauten verblüfft, auf manchen Gesichtern jedoch bildete sich ein leichtes Lächeln beim Gedanken an das kleine Wesen.
„Was viele nicht wissen ist, dass er einer der ganz großen Helden dieser Zeit war. Er hat sich gegen seine Gebieter gestellt, um uns zu helfen. Er wurde befreit, von Harry und war ihm seitdem unendlich dankbar. Dobby rettete uns in dem Moment, in dem jede Rettung ausgeschlossen schien.
„Er hat mit seinem Leben bezahlen müssen, aber er starb glücklich. Denn er war frei und das war ihm das wichtigste.“
Erst jetzt zog Luna den Zauberstab, ließ die Kerze erleuchten und an die Decke steigen, die wie schon immer den Himmel zeigte. Mittlerweile war es draußen dunkel geworden und die Sterne funkelten über dem Meer aus Kerzen.

~~*~~

Hermine erhob sich von dem Fenstersims.
Sie musste sich mit etwas ablenken, wollte nicht die ganze Zeit daran denken, was sich gerade wenige Stockwerke unter ihr abspielte.
Doch es gab nichts zu tun. Alle Bücher waren einsortiert, heute würde niemand mehr kommen. Ihr Zimmer war wie immer aufgeräumt und sauber. Es streiften keine Schüler über die Gänge, die sie beobachten konnte, wie sie es sonst in selchen Augenblicken tat.
Also lief sie einfach über die Flure. Sie hatte kein Ziel, bewegte sich einfach nur, um nicht denken zu müssen.
Aber wie immer rief jede Ecke in diesen Mauern Erinnerungen hervor.
Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war, es hätten Stunden sein können, doch irgendwann blieb sie vor einem Klassenzimmer stehen. Es lag im dritten Stock, genau dort, wo sie das erste Mal in ihrem Leben nachts durch die Gänge gestreift waren. Genau dort, wo ihr erstes Abenteuer begonnen hatte. Dort, wo Fluffy gelebt hatte.
Sie öffnete sie Tür mit einer Bewegung ihres Zauberstabes, aufsagen musste sie die Sprüche schon lange nicht mehr.
Der Raum war völlig dunkel, durch die Fenster war nur das Funkeln der Sterne zu sehen. Ihre Hand glitt in die kleine Perlentasche, die sie immer bei sich trug und sie zog etwas kleines, schwarzes heraus, das einem Feuerzeug ähnelte. Sie ließ es einmal klicken und heraus kam eine kleine Kugel aus Licht, die sich in die Lampe an der Decke bewegte und den Raum in ein warmes Licht tauchte.
In dem Raum standen weder Tische noch Stühle. Lediglich ein großer Spiegel stand zwischen den beiden Fenstern. Hermine hatte den Spiegel noch nie gesehen, aber sie erkannte ihn sofort. Sie trat einige Schritte vor, bis sie direkt vor ihm stand.
Und was sie sah, verblüffte sie nicht im Geringsten. Neben ihr standen Harry und Ron und sie hatten ihre Hände um Hermines Schultern gelegt. Die beiden Jungen lächelten sie traurig an.
Hermine lächelte zurück und einen kurzen Moment waren sie wieder vereint, genau wie es sein sollte.
Doch ihr kamen die Tränen, unaufhaltsam liefen sie über ihr Gesicht.
„Wo seid ihr nur?“
Als Antwort gingen beide einen Schritt auf Hermine zu und waren im nächsten Augenblick verschwunden. In der ersten Sekunde war Hermine geschockt, doch schon in der nächsten hatte sie es verstanden.
Endlich wusste sie, was zu tun war.

~~*~~

Fast alle Kerzen schwebten nun über den Gästen in der Großen Halle.
Der große, rothaarige Mann war einer der letzten, der nach vorne trat. Und die, die wussten, wem er seine Kerze widmen würde, schauten traurig zu Boden.
In wenigen, fließenden Bewegungen, nahm er seine Kerze auf und stellte sich an das Pult.
„Für Fred.“
Langsam flog das Licht zu den anderen hinauf.
„Wir waren eins. Immer und überall. Fred und George. Die Zwillinge. Ich konnte mir kein Leben ohne ihn vorstellen, aber ich musste es lernen.
„Es ist viel Zeit vergangen. Aber heute haben wir alle gesehen, dass es nie verschwinden wird. Niemals. Es wird auch nicht besser. Zeit heilt keine Wunden. Aber man gewöhnt sich an den Schmerz. Irgendwie.
„Auch ich habe mich daran gewöhnt. Aber ich bin nicht mehr George. George gehörte zu Fred. Heute bin ich jemand anderes. Wie wir alle.“
Erst jetzt schaute George wieder auf. Und er sah sie im Portal stehen, richtete seine letzten Worte nur an sie.
„Ich bin nicht über Freds Tod hinweg. Das werde ich nie sein. Aber ich lebe, habe es geschafft von vorn anzufangen.“

~~*~~

Seine Worte versetzten ihr einen schmerzhaften Stich in der Brust. Es war kein Vorwurf von ihm gewesen, das wusste sie.
Aber er hatte recht. Sie hatte es nicht geschafft. All die Jahre über.
Niemand hatte sie bemerkt, außer ihm. Auch, nachdem er sie so auffällig angeschaut hatte. Sie wollte einfach unbemerkt dort stehen bleiben, bis es soweit war.
Es waren nur noch wenige Kerzen, die in die Luft stiegen. Minerva McGonagall widmete ihre Kerze Severus Snape, den sie als tapfersten Mann, der ihr je begegnet war, benannte und bei dem sie sich entschuldigte, weil ihr letztes Wort an ihn „Feigling“ lautete.
Es kamen noch einige andere, aber Hermine nahm alles nur verschwommen wahr. Sie schaute auf die rothaarige Familie, die in der ersten Reihe saßen. Sie konnte nur ihre Hinterköpfe sehen, aber das reichte, um sich zu sammeln.
Plötzlich drehte sich George um und schaute ihr noch einmal tief in die Augen. Es waren viele Meter, die die beiden trennten, aber sein Blick war so intensiv, dass sie förmlich seine Wärme spüren konnte. Er lächelte leicht und sie nickte.
Es war soweit. Sie war bereit.
Denn nun standen nur noch zwei einzelne Kerzen auf dem Podest und noch einmal trat die rothaarige nach vorne, die auch die Feier eröffnet hatte. Als sie vor dem Pult stand, sah sie Hermine, die nun in die Mitte des Portals geschritten war. Erst schaute Ginny überrascht, beinahe erschrocken. Aber dann lächelte sie und streckte ihre Hand nach Hermine aus. Eine Auforderung zu ihr zu kommen.
Ein Raunen ging durch die Reihen, als sie Hermine durch den Gang nach vorne rennen sahen. Sie lief, so schnell sie konnte, sah nur das Gesicht ihrer ehemals besten Freundin.
Und als sie oben angekommen war, fielen sich die Frauen in die Arme. Einige Sekunden verharrten sie in dieser Position und alle unausgesprochenen Worte der letzten Jahre wurden mit einem Mal unwichtig.
Bei allen anderen zuvor konnte man in der Halle hier und da ein Husten oder ein Schluchzen hören, doch nun herrschte eine Stille in der Großen Halle, dass es beinahe gruselig war. Eine Stille der Trauer, die schlimmer nicht sein könnte.
Ginny und Hermine schauten sich einmal tief in die Augen und dann verließ die rothaarige ohne ein weiteres Wort das Podest. Hermine stand nun allein vorne und erst jetzt bemerkte sie, wie viele Leute wirklich vor ihr saßen und nur darauf warteten, dass sie etwas sagen würde.
Sie hatte nichts vorbereitet, wie alle anderen zuvor. Sie hatte sich geschworen, niemals zu dieser Feierlichkeit zu kommen. Aber nun stand sie hier und musste etwas tun. Ein letztes Mal schaute sie unsicher zu den Weasleys, die sie alle mit Tränen in den Augen anlächelten.
Einen Augenblick schloss Hermine die Augen, atmete einmal tief ein und aus. Dann bückte sie sich und nahm die letzten beiden Kerzen vom Boden auf.
„Für Harry Potter und Ronald Weasley.“
Nun entzündete sie die Kerzen und ließ sie zu den anderen schweben. Die ganze Decke war nun bedeckt von dem Lichtermeer, das an alle Gefallenen des Krieges erinnern sollte.
„Wir sind nicht da, wo ihr seid. Aber ihr seid überall, wo wir sind.“
Sie wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Einen Moment überlegte sie, wie sie all das sagen konnte, was sie niemals ausgesprochen hatte.
„Ich habe vieles falsch gemacht in den letzten Jahren. Ich habe meine Familie im Stich gelassen, die mich mehr als jemals zuvor gebraucht hätte.“
Sie schaute zu Molly Weasley, die sich gerade mit einem Taschentuch die Augen trocknete, Hermine aber anlächelte.
„Aber ich habe diese Zeit gebraucht. Denn an diesem 1.Mai 1997 bin auch ich gestorben. George hat es gesagt, wie sind nicht mehr die, die wir einmal waren. Niemand von uns. Und zuletzt bin ich es.
„Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Was ich getan habe. Dass ich weggelaufen bin. Dass ich euch angeschrieen habe, weil ich es nicht mehr aushalten konnte. Aber es musste wohl so sein.
„Harry, Ron.“ Ihr Blick richtete sich nun auf die beiden Kerzen, die sie gen Decke geschickt hatte.
„Ich liebe euch. Und niemand wird euch vergessen. Am wenigsten ich. Harry, du warst mein Bruder. Der Mensch, der mich am besten kannte, der immer wusste, was ich dachte und der mir immer helfen konnte. Selbst in den dunkelsten Stunden. Wir konnten uns gegenseitig den Halt geben, den wir brauchten, als unsere Liebsten nicht bei uns waren. Ginny“, ein Blick an die rothaarige. „er hat jeden Abend deinen Namen auf der Karte gesucht. Er hat dich immer geliebt. Jeden Tag.
„So, wie ich Ron geliebt habe und es noch immer tue. Wir haben uns oft gestritten. Aber du bist der Mensch, mit dem ich alt werden wollte. Der der Vater meiner Kinder werden sollte. Der Mann, der mich glücklich machen konnte. Der jeden Augenblick genutzt hat, um mich zum Lachen zu bringen.
„Es ist alles nicht so, wie wir es wollten. Ja, wir haben den Frieden. Aber zu welchen Preis? Ich konnte es lange nicht beantworten. Und auch heute kann ich nur eines sagen: Sie alle leben in uns weiter. Und es kommt nicht darauf an, wie wir mit dem Tod unserer Liebsten umgehen. Wir müssen uns wohlfühlen. Wir müssen damit umgehen. Jeder für sich.
„Ja, ich bin nur eine Bibliothekarin. Aber das hier“ Hermine hob die Arme „Das ist mein Zuhause. Hier lebe ich gerne. Und hier sind alle bei mir – in mir. Egal, ob lebendig oder tot. Und ich hoffe irgendwann wird man das akzeptieren.“
Erst jetzt schaute sie in die Menschenmenge, die vor ihr saß und erst jetzt sah sie, dass die meisten von ihnen weinten. Unsicher lächelte Hermine leicht, aber sie wusste selbst, dass es ihre Augen nicht erreichen würde.
Dann, nach einigen Sekunden der Stille erhob sich plötzlich jemand aus der ersten Reihe. Es war Minerva McGonagall, auch sie hatte Tränen in den Augen, aber sie lächelte Hermine an und begann zu klatschen.
Nach und nach stimmten einige andere mit ein. Erst erhob sich Hagrid, dessen Klatschen wie Donnerschläge klangen. Dann folgten die Weasleys und andere aus dem ehemaligen Orden. Nach und nach stand die ganze Halle und applaudierte Hermine.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie lächelte einfach unsicher weiter, doch gleichzeitig bemerkte sie, wie ihr wieder einmal Tränen die Kehle hinaufstiegen.
Es war ein unglaubliches Gefühl, dort zu stehen und endlich die Anerkennung zu bekommen, vor der sie so lange Zeit geflohen war. Ganz England hatte sie zehn Jahre lang bewundert, aber sie konnte dieses Gefühl nie genießen.
Auch jetzt hatte sie das Gefühl, dass etwas fehlte. Nein, nicht etwas, sondern jemand.
Harry und Ron hatten es genauso verdient, wie sie. Aber sie waren nicht mehr bei ihr. Egal, was sie tun oder lassen würde, sie würden nicht mehr zurückkommen.
Aber an diesem zehnten Jahrestag hatte sie eines verstanden. Harry und Ron waren nicht mehr bei ihr – aber sie waren in ihr. Immer.
Und vielleicht konnte sie so endlich wieder anfangen zu leben. Ohne sie.


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