von Pablo
Die Geschehnisse des letzten Jahres ließen ihn einfach nicht mehr los.
Zu viel war passiert, zu viel, was er nicht einfach verdrängen konnte…
Zuvor hatte er sich erfolgreich verschanzt, vor allem, was ihn zum Denken bringen könnte.
Mit allen Mitteln hatte er versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen, all die schönen Erinnerungen an die besten Jahre seines Lebens…was brachten sie ihm, wenn sie doch eh durch den Tod seiner Liebsten begrenzt wurden und unerreichbar waren?
Und dann, vor etwas mehr als einem Jahr stand Dumbledore in seiner Tür…
„Dumbledore?!“
„Remus mein Lieber? Hättest du etwas dagegen, wenn ich eintrete?“, fragte der imposante Mann mit dem langen Bart und trat über die Schwelle ohne eine Antwort abzuwarten.
„Natürlich nicht.“, knurrte der früh gealterte Mann und schloss resignierend die Tür.
„Ich habe ein Anliegen an dich Remus. Und bitte, nenn mich doch Albus, so halte ich es mit allen im Kollegium.“, lächelte er milde.
Er kannte den jungen Mann mit den Narben, sehr gut sogar.
Er wusste, dass er es nicht böse meinte, dass seine schlechte Laune nicht im speziellen ihm galt.
Er wusste aber auch, dass es unmöglich wäre, ihn aus dieser Depression zu holen, in der er schon seit Jahren fest saß…oft genug hatte er es versucht und war gescheitert.
Gescheitert an ihrem Ausmaß, gescheitert an etwas in Remus‘ Inneren, das mit allen Mitteln zu verhindern versuchte, ihn aus der Dunkelheit heraus zu lassen.
Manchmal kam es an die Oberfläche, wenn Remus drohte schwach zu werden, sich zu freuen oder Hoffnung zu empfinden.
Dann bahnte es sich knurrend, scheu und mit bersteinfarbenem Blitzen in den Augen den Weg nach außen.
„Was soll das heißen…Albus?“
„Ich würde mich freuen, wenn du die Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste annehmen würdest, Remus.“
Aufmerksame Augen hinter Halbmondgläsern fixierten den jungen Mann, in dem etwas zu arbeiten schien.
„Ich soll Lehrer werden? Hunderte wehrlose Kinder in meiner Umgebung jeden Monat? In meiner Obhut? Das kannst du nicht ernst meinen!“
„Remus, du weißt selbst, dass wir Mittel und Wege finden können. Hätte ich dich sonst gefragt? Es würde dir gut tun…und ich weiß, dass du dich seit langem zu Hause fühlen würdest.“
Zu geschickt hatte der alte Zauberer die Worte gewählt und dem Wolf war keine Möglichkeit geblieben es zu verhindern…
„Gut…aber sollte auch nur das geringste Risiko auftauchen, dann bin ich weg. Und sei es mitten im Jahr!“
„Severus hat sich bereits dazu bereit erklärt, dir regelmäßig den Trank zu brauen Remus. Es ist für alles gesorgt. Ich werde dir noch ein Ticket für den Hogwartsexpress zukommen lassen, das Schuljahr beginnt dieses Jahr mondtechnisch etwas ungünstig. Pass auf dich auf Remus, wir sehen uns!“
Wenn Remus so daran zurück dachte, hätte er sich ohrfeigen können.
Wie konnte er sich darauf nur einlassen? Was wäre ihm alles erspart geblieben?
Vor allem eine gewaltsame Reise in die Vergangenheit…
Beinahe hätte er jemandem geschadet, beinahe wäre es passiert.
Das wäre sein Ende gewesen.
Zu viel, einfach zu viel war passiert.
Harry, die heulende Hütte, Pettigrew…Sirius…
Er raufte sich die Haare und stand auf.
Hilflos und verunsichert sah er sich in seinem Zimmer um und ließ sich dann doch wieder auf die durchgelegene Matratze seines Betts fallen.
Er vergrub das Gesicht in den Händen, was jedoch nicht die Tränen zurück halten konnte, die sich nun ihren Weg über seine Wangen bahnten.
Sein Leben war aus den Fugen geraten.
Nicht, dass er es jemals wirklich unter Kontrolle gehabt hatte, aber im Moment fühlte Remus alles um sich herum zusammen brechen.
Wieder war er arbeitslos und fühlte sich noch verachtenswerter als zuvor.
Sein ehemaliger bester Freund war wieder aufgetaucht, den er jahrelang für einen Verräter und somit Mörder seiner Freunde gehalten hatte…aber insgeheim wieder doch nicht…alles nur eingeredet, um damit klar zu kommen…sein Leben war ein Trauerspiel.
Und dann war er einfach aufgetaucht, und hatte Remus‘ Illusion zunichte gemacht.
Dennoch war er machtlos, war Pettigrew, der eigentlich Schuldige, doch wieder entkommen.
Und jetzt saß er hier, konnte nichts für seinen Freund tun, ja wusste nicht mal, wo er sich aufhielt.
Aber zurück zu seinem alten Leben, das nach geordneten Denkweisen funktioniert hatte, so traurig es auch gewesen sein mag, konnte er nicht.
Müde von den vielen schlaflosen Nächten und dem letzten Vollmond rollte Remus Lupin sich auf seinem Bett zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf…
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