von DarkJanna
Der Tag danach
„Was passiert jetzt?“
Grüne Augen streiften Braune. Alles lag in Trümmern. Wären es bloß die Mauern, nur der äußere Schein so würden die Schäden leicht zu beseitigen sein. Aber es war mehr. Es war mehr kaputt gegangen als nur die Säulen die dieses Schloss hielten, mehr als nur die Böden und Decken, mehr als die Treppen und Türen. Die Schäden saßen tiefer, sie hatten besitzt von den Herzen der Menschen ergriffen. Die Menschen waren zerstört worden. Auf die eine oder andere Art. Das Zerbrochene spiegelte sich auf den Gesichtern wieder. Viele hatten mehr als nur einen verloren. Schwestern, Töchter, Brüder, Söhne, Freunde, Geliebte, soviel zu verlieren, soviel das verloren war. So viele zerstörte Leben.
„Es wird niemals wieder so, wie es einmal war.“ Sagte er abwesend, und nicht direkt auf ihre Frage antwortend. Sie spürte wie er ihr entglitt und griff schnell nach seinen Händen, wie um ihn festzuhalten. Doch er schien es gar nicht zu bemerken. Seine Augen streiften umher, fanden die Verletzten, die Toten, die Trauernden, die nun alle in der großen Halle waren. Jeder, der gekämpft hatte, war nun hier. Das Schluchzen der Mütter, der Schwestern und Brüdern, das Weinen der Geliebten erklang wie ein grausamer Chor; fast einstimmig. Obwohl der Krieg gewonnen war … in diesem Moment war niemanden zum Feiern zu Mute. Niemanden. Im Krieg gab es keinen Sieger, nur Verlierer. Wenn es bisher nur ein Satz gewesen war, so hatte er nun die Bedeutung bekommen, die ihm zustand.
Bis sein Blick sie wieder erreicht hatte, schien eine Ewigkeit zu vergehen. Doch diesmal fingen ihre Augen die seinen ein und hielten sie. Beide wussten um die Trauer des Anderen, wussten was sie verloren hatten.
Schweigen erfüllte sie beide. Er wusste nicht was er sagen konnte, um ihren Schmerz zu lindern, um die Schuld auszudrücken, die auf ihn lastete. Sie wollte einfach nur den Moment genießen. Für einen Moment den Schmerz, den innerlichen und äußerlichen vergessen. Vergessen, dass die Realität sie in wenigen Minuten wieder einholen würde und sie treffen musste, wie ein Donnerschlag.Der Moment, indem sie seine Hände in ihren Halten konnte war kostbar. Alleine zu wissen, dass er noch da war, dass ihm nichts mehr geschehen konnte, war ihr genug, doch es zu spüren, war etwas ganz anderes. Deswegen schwieg sie, denn sie wusste, das was kommen würde, wäre nicht einfach.
Sie würde nicht weglaufen, sie würde nicht fliehen, sie würde sich allem stellen, allem entgegen treten, sie hatten alles geschafft, nun würden sie dies auch noch schaffen. Sie war fest davon überzeugt, dass niemals wieder etwas so Schlimm sein würde, wie das Gefühl seinen toten Körper zu sehen und zu wissen, dass er sie verlassen hatte.
Schließlich sagte er doch etwas, und der Moment ging vorbei.
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