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Fanfiction

Im Dunkel der Nacht erwacht - Im Dunkel der Nacht erwacht

von Cute_Lily

Trau’ meinen Worten nicht, wenn ich sag, ich lieb’ dich nicht. Denn das wäre gelogen.

Hermine schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. Weinen konnte sie nicht mehr. Ihre Tränen waren versiegt.
Die Hand tat ihr weh vom Schlag und sie bereute, für einen Moment die Kontrolle über ihre Gefühle verloren zu haben.
„Verdammt, du willst es nicht verstehen, oder?“, fauchte sie Ron an, der den Kopf einzog und auf einmal ganz klein wirkte.
Harry blickte vom Tagespropheten auf und rutschte unruhig auf der Bank hin und her. Seit Tagen saßen sie schon in diesem elenden Wald fest. Sie wussten nicht, wohin sie als nächstes gehen sollten. Alle Ideen und Beweise waren ausgeschöpft. Alle Möglichkeiten in Betracht gezogen und verworfen worden.
Er saß Hermine gegenüber, die mit ausgestrecktem Zeigefinger wütend auf Ron zeigte. Ihre Wangen waren gerötet. Ihre Augen blutunterlaufen. Sie alle hatten in den letzten Nächten nicht geschlafen. Gereizte Stimmung. Und dann kam Ron und schlug vor, über Weihnachten in den Fuchsbau zurückzukehren.
„Nein“, fauchte er auf einmal und Harry zuckte zusammen. Er wusste, es würde wieder in einem Streit enden, bei dem sich Ron beleidigt ins Bett verkriechen und das Radio nach Neuigkeiten abhören und Hermine aus dem Zelt rauschen würde. Dabei war es eiskalt draußen.
„Nein“, brüllte er und klang wie ein verärgertes Wiesel, „ich verstehe nicht, warum wir nicht einfach heimkehren können.“
Hermine pfefferte eine Antwort zurück, doch Harry reagierte nicht darauf. Stattdessen stand er auf, und ging nach draußen. In Mantel, Schal und Mütze gekleidet setzte er sich in den Zelteingang und beobachtete die Schneeflocken bei ihrem Treiben. In manchen Momenten wünschte er sich, genauso frei sein zu können. Zu tun, wonach ihm verlangte. Seinen Träumen nachzujagen. Seinen Träumen? Hatte er überhaupt welche, oder waren sie an seiner Mission zerbrochen? Er wusste es nicht mehr. Er hatte vergessen, wie es war zu hoffen und zu sehnen. Sich etwas für die Zukunft zu wünschen. In den Augenblicken, in denen sich seine besten Freunde stritten, fragte er sich, warum er sie mitgenommen hatte. Warum er zugelassen hatte, dass sie ihn begleiteten. Nicht, dass er nicht wusste, dass er ohne sie bereits gescheitert wäre, aber ohne sie wäre es definitiv ruhiger gewesen. Und einsamer, gestand er sich ein. Ohne Hermine und Ron wäre er niemals so weit gekommen, auch wenn Rons Kommentare weniger hilfreich waren als Hermines. Und ihre täglichen Streitereien lästig und belastend. Trotz allem war er froh, dass er auf sie zählen konnte. Vieles von dem, was sie erreicht hatten, hatten sie nur gemeinsam durchstehen können.
Er dachte an Hermines Augen, die seinen rothaarigen Freund zornig angefunkelt hatten. Da war noch mehr in ihrem Blick gewesen. Eine Müdigkeit, die ihn erschreckte. Sie versuchte, sich ihre Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit nicht anmerken zu lassen, doch Harry wusste es besser. Er war sensibler dafür, er wusste die Zeichen zu deuten, die sie aussendete. Hermine fuhr nicht so schnell aus der Haut wegen einer Lappalie. Normalerweise.
Wieder drangen lauter werdende Stimmen an sein Ohr.
„Schön“, schrie Ron und sein Tonfall verkündete heiße Wut.
„Okay!“ Hermine hörte er die Resignation deutlich an. Er sehnte sich einen Herzschlag lang danach, sie in die Arme zu nehmen und ihr einen Kuss auf den Kopf zu geben. So, wie er es niemals zuvor getan hatte. Er wollte sie beruhigen und die zornigen Falten auf ihrer Stirn glätten. Dieser Gedanke müsste ihn erschrecken. Er und Hermine. Er, Hermine auf den Kopf küssen! Doch irrwitzigerweise störte er sich nicht an der Idee, ihr näher zu sein als ein bester Freund. Es war bereits zu viel geschehen, als dass er den klagenden Laut in seiner Brust ignorieren konnte, der sich bemerkbar machte, wenn sie ging.
Laut polterte es im Zelt, irgendetwas war zerbrochen. Eine Sekunde später rauschte Hermine wütend aus dem Zelt, an ihm vorbei, als gäbe es ihn nicht.
Harry schüttelte den Kopf. Er hatte es erwartet. Und nun sollte er wieder vermitteln.
Ron kochte, sein Haar war wild durcheinander gewühlt und sein Gesicht hatte eine ungesunde rote Farbe angenommen. Ihn jetzt anzusprechen, wäre Selbstmord. Also würde Harry seinen Plan ändern und erst mit Hermine sprechen. Das war ihm sowieso lieber.
Er griff im Rausgehen nach einem Mantel und folgte ihr in die dunkle, kalte Nacht. Ein bisschen war er wütend auf sie. Auf Hermine und Ron. Alle paar Minuten gerieten sie aneinander und dreimal am Tag so sehr, dass einer der beiden verärgert das Zelt verließ. Wie sollten sie auf neue Gedanken kommen, wenn die Harmonie in der Gruppe gestört war und dreiviertel des Tages nur zwei von drei Personen anwesend waren!? Es war zum Verrücktwerden. Und jetzt machte er sich schon wieder Sorgen um Hermine. Wie konnte man bei ihrem Glück in letzter Zeit nur alleine herausgehen? Hatte sie ihren Zauberstab dabei?
„Diese Frau macht mir nochmal graue Haare“, dachte er und versuchte ihre Fußspuren im Schnee zu verfolgen. Ein Licht anzuzünden wagte er nicht. Es gab weitaus Schlimmeres als Todesser in diesen Wäldern. Man konnte nie vorsichtig genug sein. Er beschleunigte seine Schritte, als sich ein Bild in seine Gedanken schlich. Hermine lag im Schnee, die makellose Haut zerfetzt von einem wilden Tier und blutüberströmt. Von Panik getrieben flüsterte er: „Lumos.“ Ein winziger Lichtstrahl entzündete sich an der Spitze seines Zauberstabs. Nur für kurze Zeit wollte er das Licht leuchten lassen, Hermine finden und es erlöschen lassen. Wohin war sie nur gelaufen? So weit hatte sie sich noch nie vom Zelt entfernt. Seine schnellen Schritte knirschten unnatürlich laut auf dem Schnee. Plötzlich raschelte es im Gebüsch, Harry blieb stehen. Er konnte nicht mal rufen: „Wer da!?“, als er schon von einem lautlosen Zauber getroffen wurde und zu Boden ging. Sein Kopf schlug auf einem verborgenen Stein auf und ein riesiger Schmerz explodierte hinter seiner Schläfe. Bevor es schwarz vor seinen Augen wurde, hörte er Hermine etwas rufen. Doch er verstand sie nicht und dann war es vorbei.
Er erwachte mit dumpfen Schmerzen am Kopf. Es war noch immer dunkel, doch es hatte aufgehört zu schneien. Vorsichtig regte er sich. Sein Finger fuhr über die pochende Stelle am Hinterkopf und ertastete eine Beule und etwas warmes Klebriges. Blut. Wo war er nur und wo war Hermine?
„Beweg' dich nicht“, flüsterte es neben ihm. Eine zarte Hand strich über seine Wange. Es versetzte ihm einen heftigen Stoß in der Herzgegend.
„Hermine!“, sagte er laut und richtete sich auf. Sofort schoss der Schmerz in seine Schläfengegend und er bereute seine unbedachte Bewegung.
„Schhh“, hauchte sie und strich ihm die Haare aus der Stirn. Diese sanfte Berührung ließ ihn erschauern. Er lehnte sich an sie und spürte ihre Kälte. Der Mantel war verlorengegangen und so waren sie beide der Kälte überlassen.
„Was ist geschehen?“, fragte er und drückte sich enger an sie. Sie legte ihren Arm um ihn und hüllte ihn in ihre wenige noch vorhandene Wärme.
„Greyback und seine Meute haben in diesem Teil des Waldes rumgeschnüffelt. Glücklicherweise halten sie nicht viel davon leise zu sein und ich konnte ihnen entkommen, noch ehe sie mich bemerkten.“
Harry stöhnte auf, als ihn eine Welle der Übelkeit überkam. „Uuuuh“, zischte er und versuchte den üblen Geschmack herunter zu würgen.
„Sie sind vor einer halben Stunde an uns vorbei. Hoffentlich geht es Ron gut“, flüsterte Hermine und verzog das Gesicht zu einer sorgenvollen Miene.
„Warst du das mit dem Zauber?“
„Ja, es tut mir Leid. Es war der einzige Weg, dich davon abzuhalten, Lärm zu machen. Du hieltst mich für einen Feind. Verständlich. Schließlich kauerte ich in einem Gebüsch wie ein elender Wolf, der darauf wartet, seiner Beute an die Kehle zu springen.“
Er zuckte die Achseln und erinnerte sich zu spät an den Schmerz, der darauf folgen würde.
„Gehirnerschütterung“, sagte sie und deutete auf seinen Kopf.
„Was machen wir jetzt?“, fragte er, als er wieder einigermaßen klar denken konnte.
Hermine sah besorgt drein. Dann fasste sie sich ein Herz.
„Ich fürchte, wir müssen warten bis es heller wird. Bei der Dunkelheit und ihrem Gehör könnten wir genau in eine Falle laufen.“
„Hermine, wir können Ron nicht alleine im Zelt lassen. Wenn sie ihn nun entdecken!?“, gab Harry zu bedenken. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich weiß, Harry, nicht auszumalen, was geschieht, wenn sie ihn entdecken! Aber das sollte nicht passieren, nicht, solange er im Zelt bleibt. Die Schutzzauber sind perfekt gewoben und sollten standhalten. Greyback ist ein muskelbepackter Dummkopf. Er wird es nicht wittern.“
Harry war nicht beruhigt, er wollte am liebsten losstürmen und Ron retten, doch dafür gab es keine Anzeichen.
„Außerdem“, fügte Hermine hinzu, „kannst du mit deiner Gehirnerschütterung niemandem helfen. Du kannst dich ja nicht einmal auf eigenen Beinen halten.“
Er stieß sich von Hermines Schulter ab und schwankte. Er musste aufstehen! Doch jeder Versuch scheiterte. Seine Beine waren zu wackelig und ihm wurde speiübel, wenn er sich zu schnell bewegte.
„Uns bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben und der Dinge auszuharren.“
Er mochte es nicht, wenn sie Recht behielt. Nicht in diesem Fall, da sein bester Freund vermutlich in Gefahr schwebte.
Eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Er bemerkte, dass unter ihnen kein Schnee war. Den hatte Hermine wahrscheinlich mithilfe von Magie beseitigt. Zumindest blieb sein Hintern trocken. Aber es war trotz allem bitterlich kalt und sie würden erfrieren, wenn sie nichts taten.
„Ich mache mir auch Sorgen, Harry. Er wird es schaffen, okay!?“ Sie sah ihn flehentlich an und er nickte.
„Du hast Recht. Er wird es schaffen. Und wir werden wohl oder übel warten müssen.“ Sie dankte ihm stumm. Dann griff sie nach seiner Hand und hielt ihn fest. Einfach so. Er sah auf ihre verschlungenen Hände herab, spürte ihren kalten Atem und wusste, dass sie an einem anderen Ort Unterschlupf suchen mussten.
„Hermine...“
„...wir müssen hier weg“, hauchte sie und er war dankbar, dass sie es verstand, ohne weiter nachzufragen.
Sie half ihm aufzustehen und stützte ihn beim Laufen.
„Wo?“
Harry übernahm die Führung.
„Wir müssen nach einem hohlen Baum oder einem Bau suchen. Mit etwas Astwerk und Gebüsch können wir uns ein Dach für die restliche Nacht zusammenbauen.“
Zu ihrem Glück war dieser Wald bekannt dafür, ein ehemaliger Zufluchtsort für Verbrecher und Diebe gewesen zu sein und deshalb mangelte es nicht an Unterschlupfmöglichkeiten. Sie fanden einen kleinen Tannenhain mitten auf einem Hügel. Hermine sammelte Astwerk aus der Nähe und Sträucher, aus denen sie sich ihre Höhle bauen konnten, während Harry die Schutzzauber sprach und den Schnee schmolz.
Ein Feuer konnten sie nicht machen, das wäre zu auffällig aber irgendwie mussten sie sich warm halten.
Harry lehnte an der Tanne und hielt Hermine im Arm, die fürchterlich zitterte. Durch das Dach und die umliegenden Bäume war es still und ruhig. Kein Lüftchen wehte auf. Trotzdem war es kalt.
„Hermine“, bibberte er, „wir müssen irgendwie verhindern, dass unsere Körperwärme nach außen dringt.“
Sie sah ihn an und verstand.
„Ich habe einmal ein Buch gelesen...“ Harry stöhnte und verdrehte die Augen.
„Heeey!“, beschwerte sie sich, „Dieses Buch war wirklich gut!“ Harry wischte den Kommentar mit einer Handbewegung beiseite. Sie stupste ihn vorsichtig an und setzte den bösen Blick auf.
„Jedenfalls“, sagte sie bestimmt, „in diesem Buch ging es um zwei Freunde, die durch eine Lawine vom Pfad abkamen. Sie mussten die Nacht in einer unbewohnten Höhle verbringen.“
„Und?“, fragte Harry.
„Sie zogen sich aus und wärmten einander, indem sie ihre Körper aneinander schmiegten“, nuschelte Hermine. Sie war rot geworden, aber das sah Harry nicht.
Einen Moment herrschte betretenes Schweigen und sie glaubte schon, er würde sie auslachen für ihre Idee. Doch dann klatschte er in die Hände und grinste.
„Gute Idee, Hermine. Das könnte sogar funktionieren. Wieder einmal wurde ein Buch, das du gelesen hast, unser Retter.“

Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen, als er sich hinlegte und sie sich in seinen Arm schmiegte. Mithilfe einiger Zaubersprüche woben sie aus Harrys Pullover eine Decke, auf die sie sich legen konnten. Hermines Pullover wurde zur Zudecke.
Zehn Minuten vergingen, in denen sie zitterten und froren und keiner ein Wort sprach.
Hermine seufzte, als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht.
„Harry, so wird das nichts“, flüsterte sie bestimmt. Er erkannte ihre blauen Lippen und sah, dass sie ganz träge geworden war. Der frostige Tod zog bereits an ihr.
„Wir müssen es anders machen.“ Mit einem sanften Ruck entfernte sie seine Arme von ihrem Körper und legte sich der Länge nach auf ihn. Ihre Körper passten sich einander an und verschmolzen zu einer Einheit. Sie keuchten beide auf, als es augenblicklich wärmer wurde. Hermine legte ihre Hände auf seine Wangen und zwang ihn sie anzusehen.
„Du musst deine Hände auf meinen Rücken legen“, hauchte sie gelassen. Es war nur der Versuch, normal zu klingen. Innerlich brannte sie lichterloh. Er spürte es an ihrem beschleunigten Puls. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie nicht einschlafen würde. Und wenn er es sich eingestand, so empfand er ebenso. Sie löste in ihm ein anderes Feuer aus. Ein berauschendes. So nahe wie jetzt, waren sie sich nie gekommen.
Vorsichtig legte er seine Arme um ihre Hüfte und platzierte seine Hände knapp über ihrem Po. Gefährlich.
Doch sie akzeptierte es als Notwendigkeit. Ohne seinen nackten, warmen Körper unter ihr, wäre sie bereits erfroren. Obwohl sie nur so überleben konnten, war es dennoch etwas unbehaglich und komisch, seiner besten Freundin so nahe zu sein.
„Was denkst du, Harry?“, fragte sie und sah ihn an und tauchte in seinen Blick ein wie in einen Teich voller Geheimnisse.
„Um ehrlich zu sein“, lächelte er peinlich verlegen, „an deinen nackten Körper.“
Sie lächelte schelmisch und fühlte sich ein wenig geschmeichelt.
Er versuchte, seinen verbalen Fehltritt auszubessern: „Also, nicht so, wie du denkst, Hermine. Sondern eher daran, dass ich dir noch nie so nahe war. Und dass es...“
„...schön ist bei dir zu sein“, beendete sie seinen Satz. „Ich weiß“, hauchte sie, „es fühlt sich in meinem Inneren so an, als wäre das hier seit Ewigkeiten vorherbestimmt.“ Er runzelte fraglich die Stirn.
„Naja, nun nicht, dass wir hier nackt im tiefsten Winter im Wald rumliegen. Sondern, dass wir uns auf eine Art begegnen, die wir vorher nie hatten.“
Er nickte und streichelte über ihre Hüfte. Hermine erschauerte.
„Willst du wissen, woran ich denke, Harry?“, flüsterte sie heiser.
Er schüttelte den Kopf und wartete auf ihre Antwort.
„Daran, wie es gewesen wäre, wenn wir uns unter anderen Bedingungen begegnet wären. Du und ich, zwei einfache Schüler irgendeiner Schule.“
Er kehrte in sich und dachte nach.
„Wäre unsere Bindung genauso gewesen wie sie jetzt ist?“
Wieder schüttelte er den Kopf.
„Das glaube ich nicht. Ich meine, wir wären Freunde geworden. Beste Freunde. Aber wir hätten einander nie so lieben und vertrauen gelernt wie wir es durch unsere Erlebnisse tun.“
Er sprach etwas aus, was er schon lange fühlte und in sich trug. Das Gefühl, Hermine sei ihm mehr als eine Freundin. Mehr als er bislang gedacht hatte.
„Du bist mir das Wichtigste auf der Welt, Hermine“, flüsterte er.
„So wie Ron?“, fragte sie vorsichtig nach.
„Ja“, sagte er und noch während er dieses Wort sprach, kam ihm zum ersten Mal in seinem Leben ein klarer Gedanke. „Nein“, korrigierte er sich, „nein, nicht so wie Ron. Du bist mehr als das. Du bist mir mehr als ein bester Freund.“ Er wagte nicht zu atmen, aus Angst, sie könne ihm mit ihren nächsten Worten den Atem und den Mut nehmen.
„Ich verstehe.“
„Wirklich?“, hakte er nach. Sie nickte, blieb aber weiter stumm.
„Du tust es nicht“, stellte er fest und um seine Worte deutlich zu machen, hob er den Kopf und legte sanft seine Lippen auf ihre. Der Kuss war ungewohnt und kalt aber in ihrem Inneren erwachte ein Dämon, der herausbrach und verlangte.
Hermine wirkte anfangs überrumpelt und ungewöhnlich zurückhaltend, wurde jedoch zunehmend leidenschaftlicher. Sie trennten sich nur kurz zum Luftholen. Diesmal war es Hermine, die ihre Lippen auf seine presste und den Kuss lenkte. Er keuchte erschrocken auf, als sie ihre Fingernägel in seine Schultern grub.
Heftig atmend lösten sie sich voneinander. Hermine schoss ein Gedanke durch den Kopf: „Dass wir einander so begegnen, ist seit Ewigkeiten vorherbestimmt.“
Eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Beide waren zu verlegen, zu verwirrt, um etwas zu sagen.
Er reagierte als Erster, indem er ihren Kopf vorsichtig wieder auf seine Brust legte. Der geringe Abstand zwischen ihnen ließ sie wohlig aufseufzen. Nun kam die Wärme nicht mehr nur von außen sondern von ihnen. An der Stelle, an der sie ihn mit ihren Worten berührt hatte. Im ersten Jahr. Seitdem war dieser winzige Fleck Wärme und Zuneigung in jedem Jahr aufs Neue angewachsen. Und aus Zuneigung war Liebe geworden. So überdeutlich und präsent, dass er es nicht länger leugnen konnte.
„Ich wünschte, wir wären anders“, flüsterte er in den sachten Ostwind und schluckte die Bitternis herunter.
Bis sie darauf einging, verstrich die Zeit. „Wie meinst du das?“ An der Art, wie sie die Frage betonte, wusste er, dass sie seine Antwort bereits kannte. Er lächelte in ihren chaotischen Wuschelkopf hinein. Natürlich, wie könnte sie es auch nicht wissen. Die Hermine Granger. Sie erahnte seine Gefühle und Gedanken noch bevor er sie selbst kannte.
„Ich meine, wie viel leichter wäre es, wenn wir nicht wir wären!? Stell dir vor, du wärst nicht Hermine und ich nicht Harry. Wie leicht könnte es sein, dich jetzt auf der Stelle zu lieben und für immer mit dir zusammen zu sein!?“ Er schluckte. Gewagt.
„Es wäre verdammt leicht sogar, Harry, aber gerade weil du es bist und weil ich es bin, sind wir hier. Gerade weil wir beide das sind, zu dem wir geworden sind, durch unsere Erfahrungen und Abenteuer, nur deswegen liegen wir jetzt hier und sind dabei uns zu küssen.“ Sie hob ihren Kopf an, um ihn anzusehen.
„Ich weiß, worauf du hinaus willst aber, und da sei mal ehrlich, du würdest nicht so empfinden, wenn ich irgendein Mädchen wäre. Ich würde dich nicht so sehr beschützen, wenn du Dean wärst und ich Ginny.“ Einen Bruchteil lang hörte er sie nur tief atmen. Sie zitterte.
„Das ist alles so ungewohnt und neu für mich“, flüsterte sie und senkte den Blick auf seine Nase. Es war leichter so.
„Denkst du, für mich wäre es einfacher?“, empörte er sich. Sie schüttelte den Kopf. Immer noch sah sie ihn nicht direkt an. Es machte ihn verrückt.
„Jetzt sieh mich doch bitte an!“ Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht.
Auch wenn sich ihre Blicke schon tausende Male getroffen hatten, war es bei diesem anders. Irgendwie vorsichtiger aber auch intensiver. Mit einem Mal sah er, was sie in ihrem Herzen versteckte und auf ihrer Zunge trug. Ergriffen beugte er sich vor und küsste sie erneut. Zart aber belebend.
„Ich möchte, dass wir, was auch immer gerade mit uns geschieht“, begann sie.
„...langsam angehen, Harry“, vollendete er ihren Satz. Sie lachte leise, als er sie bedröppelt ansah und eine Grimasse schnitt.
Dann wurde er wieder ernst und sie hörte auf zu lachen.
„Ich weiß“, hauchte er sanft, „Wir haben viel Zeit und ich will einfach nur herausfinden, was es ist zwischen uns. Wie viel es ist, was zwischen uns ist. Gibst du mir die Chance herauszufinden, was ich empfinde?“ Sie nickte ohne zu zögern und gab dieselbe Frage zurück. Auch er nickte, was ihr ein neuerliches Lächeln entlockte.
„Darf ich dich küssen, Harry?“, fragte sie schüchtern und legte ihre Hand auf seine Wange.
Ihre Augen strahlten, bevor sie sie schloss und ihn lange küsste.

Es dämmerte. Erst in einigen Stunden würden die ersten Waldbewohner ihre Nester verlassen und noch einmal ein paar Stunden später würde die Sonne durch das dichte Astwerk brechen und den Boden mit lebensnotwendigen Sonnenstrahlen benetzen.
Sie standen steif und durchgefroren auf, nachdem sie die halbe Nacht miteinander geredet hatten. Nur hin und wieder hatten sie einander geküsst, zaghaft, vorsichtig. Nachdem sie den Zauber rückgängig gemacht und ihre Pullover wiederhergestellt zu sein schienen, drehte sich Harry um, während sich Hermine anzog. Und sie blieb umgedreht, während er in seine spärliche Kleidung schlüpfte. Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg. Im Gehen streiften sich ihre Hände, bis Harry irgendwann nach der ihren griff und sie festhielt. Er schielte leicht zu ihr herüber, doch sie machte keine Anstalten, die Hand wegzuziehen. Er lächelte, auch wenn diese leichte Berührung ihrer Finger sein Blut in Schwung brachte. So nervös und überschwänglich war er schon lange nicht mehr gewesen.
Ohne Anzeichen von Todessern oder Greyback kamen sie beim Zelt an. Es war still und dunkel. Das Licht im Inneren war erloschen. Rons Schnarchen klang wie ein Bär im tiefsten Winterschlaf. Hermine kicherte, als Harry so tat, als wolle er sich erwürgen. Ron halt.
Kurz vorm Eingang hielt er an. Er drehte sich zu ihr um und nahm beide Hände in seine.
„Ich weiß, ich sollte das hier nicht tun aber ich möchte es, bevor wir in unseren Alltag zurückkehren und die Gefahren erneut auftauchen.“ Er zog sie in seine Arme, presste seine Lippen leicht auf ihre Stirn, auf die Augenlider, Nase, Wangen und Ohren. Als er inne hielt, zog sie ihn zurück und nippte an seinem Mund wie an einem berauschenden Wein. Es war dieses kürzlich entfachte Feuer, das sie nicht anhalten ließ. Sie wollte in diesem Augenblick mehr. Mehr als sie durfte. Sie keuchte in seinen Mund und löste erst dann den Kuss, als Ron im Zeltinneren mit irgendetwas gegen das Bettgestell krachte. Ein Schmerzenslaut entwich ihm, dann war es wieder ruhig.
„Hermine, versprich mir, wenn das alles vorbei ist, dass du mir eine Chance gibst. Ich möchte erfahren, was es bedeutet. Ich will wissen, weshalb ich so fühle. Lass uns gemeinsam herausfinden, was da zwischen uns ist.“ Sie konnte nicht aufhören zu lächeln. Dieses Lächeln, dass sie nur ihm zeigte. Dieses eine, besondere Lächeln.
„Versprochen, Harry.“ Sie lösten die Hände voneinander und betraten das Innere des Zeltes getrennt. Was geschehen würde, wusste nur die Zeit. Vielleicht starben sie bereits morgen. Vielleicht erst in der nächsten Woche oder gar in einem Jahr. Vielleicht, wenn sie es tatsächlich schaffen sollten, überlebten sie womöglich. Wer wusste das schon!?
Sie wussten nur, dass dieses einander Begegnen seit Ewigkeiten vorherbestimmt war.


***

Liebste Grüße
Lily


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Es gibt wunderbare Sequenzen – von der Spannung beim Trimagischen Turnier bis zum Humor und Herzschmerz beim Weihnachtsball, aber das treibende Element ist der traumhafte Thriller, in dem es ein echter Bösewicht auf Harry abgesehen hat – und nur Harry allein in der Lage ist, ihm die Stirn zu bieten.
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