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Fanfiction

Das Geheimnis der sieben Siegel - Der Beginn einer neuen Ă„ra - Zum Gedenken an die Schlacht von Hogwarts

von DoubleTrouble

Nachdem Professor Sprout sie alle herzlich begrüßt hatte, erschien das Essen auf den goldenen Tellern. Sam riss den Mund auf, angesichts dessen, was die Schule für ein Festmahl auffuhr. So viel kochte nicht einmal ihre Stiefoma Davorka zu Weihnachten und Stiefoma Davorka kochte immer so viel, dass ihre vierzehnköpfige Verwandtschaft mitsamt den Pensionsgästen nicht damit fertig wurde. Die langen Tische bogen sich fast unter der Last von Steaks, Lammkoteletts, Buttererbsen, Honigmöhren, Kartoffelpüree, Bratkartoffeln, Ofenkartoffeln, Wildkartoffeln, Rosmarinkartoffeln, Salzkartoffeln, Pellkartoffeln, Pommes frites, Hähnchenschenkeln, Nudeln, Rahmsaucen und Ketchup. Sam nahm sich einen Hähnchenschenkel, Wildkartoffeln, Honigmöhren und Buttererbsen auf den Teller und verzierte die Mitte mit einem See aus Ketchup. Dann fing sie an zu essen. Ein Bissen Hähnchen, eine Kartoffel mit Ketchup, eine Möhre, ein Löffel Erbsen; ein Bissen Hähnchen, eine Kartoffel, eine Möhre, ein Löffel Erbsen...
Irgendwann fing Gabriel an zu glucksen. Sam sah ihn fragend an.
„Isst du immer so... ähm... geordnet?“, fragte er belustigt.
„Ja! Hast du ein Problem damit?“, antwortete sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Naja, sieht irgendwie... zwanghaft aus“, prustete er. Sam runzelte die Stirn.
„Findest du?“, sagte sie. Gabriel nickte.
„Wieso isst du nicht einfach alles durcheinander?“, wollte Gabriel wissen.
„Was macht das denn für einen Sinn?“, erwiderte Sam verständnislos.
Gabriel sah sie verdutzt an.
„Muss essen einen Sinn machen?“, fragte er. Sam überlegte.
„Wieso isst du denn alles durcheinander?“, wollte sie wissen.
„Keine Ahnung?“, antwortete Gabriel schulterzuckend. „Ich esse eben.“
„Und woher weißt du dann, was du als nächsten Bissen nimmst?“, hakte Sam nach.
„Ich nehme einfach das, was mir schmeckt!“, meinte Gabriel.
„Aber nimmst du dir nicht nur Sachen auf den Teller, die dir schmecken?“, fragte sie.
„Eigentlich schon“, gab Gabriel zu. „Gibt es einen Grund, warum du alles so geordnet isst? Du könntest doch auch erst das Hähnchen essen, dann die Erben und so weiter.“
„Nein, weil wenn ich so esse, weiß ich, was ich als nächsten Bissen nehme, muss nichts kalt essen und alles wird gleichzeitig leer“, erklärte Sam arglos.
Gabriel fing an zu lachen. Sam verschränkte beleidigt die Arme.
„Was ist denn daran so lustig?“, fragte sie.
„Nichts!“, lachte Gabriel. „Jetzt macht es natürlich Sinn!“
Sam nahm einen Löffel Erbsen und schob ihn in den Mund. Gabriel sah auf seinen Teller, dann zu Sam und dann zurück auf seinen Teller.
„Was ist?“, fragte sie.
„Jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich essen soll...“, murmelte er.
Sam brach in herzhaftes Gelächter aus, sodass Kendra und Millard die Köpfe zu ihnen drehten. Gabriel sah nochmal von dem Durcheinander auf seinem Teller hoch und meinte verzweifelt: „Das ergibt jetzt alles keinen Sinn mehr, was soll ich denn jetzt zuerst-?“
Er stocherte mit der Gabel wild in seinem Teller herum und jammerte: „Wieso hast du das nur gemacht?“
Sam konnte ihren Lachanfall nicht zurückhalten. Millard schaltete sich neugierig ein und bekam von Gabriel erklärt was Sam eben gesagt hatte. Dann schaute auch Millard auf seinen Teller und wieder hoch zu Gabriel. Er piekste eine Kartoffel auf, legte sie wieder auf den Teller, nahm eine Möhre auf die Gabel, legte auch die wieder zurück und legte sein Besteck schließlich weg.
„Na, vielen herzlichen Dank auch!“, brummte er.
„Keine Sorge, bis morgen habt ihr es vergessen!“, gackerte Sam und begann wieder mit einer Kartoffel, einer Möhre, einem Löffel Erbsen... Gabriel und Millard sahen ihr zu und um ihre hungrigen Mägen doch noch zu füllen, nahmen sie schließlich eine Kartoffel, einen Löffel Nudeln, ein Stück Steak... Sam amüsierte sich königlich beim Zusehen.
„Sag mal, Sam, du kommst aus dem Westen, oder?“, fragte Gabriel unvermittelt.
Sam sah ihn erstaunt an.
„Ja, woher weißt du das?“, wollte Sam von ihm wissen.
„Du sprichst einen rhotischen Akzent!“, antwortete Gabriel lächelnd.
„Hört man das so extrem?“, erwiderte Sam überrascht.
„Nur ein bisschen... wenn man darauf achtet“, sagte Gabriel und zwinkerte ihr zu.
„Deine Cousine Serena ist aus Essex?“, hakte er nach.
„Kent!“, lächelte Sam. „Ich weiß, ihr Estuary ist extrem. Aber du solltest meine Mum hören. Rothisches Estuary klingt total lustig.“
„Ich glaub, das hab ich irgendwo schon mal gehört...“, überlegte Gabriel.
„Vielleicht bei Madam Malkins?“, schlug Sam vor.
„Ja! Woher weißt du-?“, sagte Gabriel begeistert, brach aber wegen ihres verschmitzten Grinsens ab. „Deine Mum arbeitet für Madam Malkin?“
Sam nickte.
„Ist ja cool!“, sagte Millard, der ihr Gespräch verfolgt hatte.
„Ach was, so cool auch wieder nicht!“, winkte Sam ab.
„Na, im Vergleich zu meinen Eltern schon!“, beharrte Millard.
„Nur weil deine Eltern Muggel sind, müssen sie noch lange nicht langweilig sein!“, sagte Sam.
„Mein Vater ist Müller und wir wohnen in einer Mühle!“, sagte Millard.
„Was ist denn eine Mühle?“, wollte Gabriel wissen, doch Sam plapperte ihm dazwischen: „Wind oder Wasser?“
„Windmühle... weit und breit nichts außer freies Feld. Wenn das nicht öde ist, dann weiß ich auch nicht“, sagte Millard verlegen.
„Echt jetzt?“, staunte Sam. „Ich würde sofort mit dir tauschen!“
„Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?“, sagte Millard betrübt.
„Überhaupt nicht!“, beteuerte Sam, doch jetzt fiel ihr Gabriel ins Wort: „Wofür benutzt man denn so eine Mühle?“
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du nicht weißt, was eine Mühle ist!“, sagte Millard und machte eine Miene, als käme er sich ziemlich verschaukelt vor. Gabriel sah von Sam zu Millard und von Millard zu Sam. Dann schüttelte er den Kopf.
Sam lächelte Millard an und sagte: „Da siehst du mal. Die Muggelgeborenen haben vielleicht keine Ahnung von der Zaubererwelt, aber die Reinblüter wissen auch nichts von der Muggelwelt! Sieht so aus, als könntet ihr noch was voneinander lernen!“
Dann verschwanden die Reste von den Tellern und der Nachtisch erschien auf dem Tisch. Wieder gab es eine immense Vielfalt an Speisen. Da gab es Eiscreme in allen erdenklichen Geschmackssorten, Pudding, Biskuits, Torten, Kuchen, Obstsalat, bergeweise Schlagsahne und Karamell-Eclairs. Sam nahm sich Schokoladen-, Pistazien- und Joghurteis und garnierte noch einen Löffel Obstsalat darüber, während die Jungs ihre Teller mit Tortenstücken beluden. Während sie den Nachtisch verputzten, erklärte Millard Gabriel haarklein, was eine Windmühle war und wie sie funktionierte. Gabriel hörte ihm interessiert zu, bis Sam ihn wieder an stupste.
„Was machen deine Eltern eigentlich?“, wollte sie wissen.
Gabriel verzog das Gesicht, als könnte er sich tausend schönere Sachen vorstellen, als von den Jobs seiner Eltern zu erzählen. Schließlich seufzte er und erzählte: „Von meinem Vater hast du bestimmt schon gehört. Er heißt Isaac Bellamy und ist der bekannteste Historiker seit Bathilda Bagshot...“
Er nahm sich einen Moment Zeit um genervt die Augen zu verdrehen.
„Und meine Mutter, Gwenevere Bellamy, ist ebenfalls Autorin und schreibt Biographien über berühmte Kobolde wie zum Beispiel Bodrod den Bärtigen oder Eargit den Hässlichen. Im Moment arbeitet sie an der Biographie von Argluff dem Abstoßenden“, schloss er und sah sie an, als erwarte er irgendeinen Kommentar darüber, dass sie bestimmt schon mal ein Buch seiner bekannten Eltern gelesen hatte. Sam sah ihn lange an, dann meinte sie: „Nö, da klingelt's jetzt ehrlich gesagt nicht bei mir...“
Gabriel sah sie einen Augenblick lang prĂĽfend an, dann fing er an zu grinsen.
„Wirklich nicht?“, drängte er.
„Ich interessier mich nicht so für Geschichte“, sagte Sam und schüttelte langsam den Kopf. Es gab eine kurze Pause in der sie sich nur ansahen, dann meinte Sam: „Mann, bei dir zuhause muss es ja furchtbar öde sein!“
Gabriels Mundwinkel zuckten.
„Ja! Bei Merlins Bart, ja! Du kannst es dir gar nicht vorstellen! Meine Eltern unterrichten mich zuhause und dann arbeiten sie auch noch beide zuhause! Bei uns ist es so langweilig, dass die Fliegen schon freiwillig wegsterben, wenn sie zum Fenster reinkommen! Ich hab ja nicht mal Geschwister oder Haustiere, naja, seit der Brief aus Hogwarts gekommen ist, hab ich Gray...“, sagte Gabriel und strahlte plötzlich.
Sam lächelte traurig ihn an. Sie konnte überhaupt nicht vorstellen, wie es war, wenn man sich so sehr langweilte. Immerhin hatte sie immer ihre Grandma und ihren Grandpa um sich, wenn ihre Eltern arbeiteten, und mit Brandie konnte sie auch immer spielen. Zu Melanie musste sie immer nur um die Ecke gehen und Albertine wohnte auch bloß zwei Straßen entfernt. Außerdem konnte sie sich auch sehr gut allein beschäftigen und stundenlang mit einem Buch im Bett liegen. Gabriel verging das Strahlen auf einmal und es wurde zu einem schwachen verlegenen Lächeln, als hätte er das Gefühl, er habe zu viel erzählt. Sams Blick verfing sich einen Moment in seinen dunkelblauen Augen. Er musterte sie und seine Augen huschten umher als würde er versuchen einen Fluchtweg aus dieser unangenehmen Situation suchen. Sam löffelte ihr langsam schmelzendes Eis und sagte auf einmal munter: „Und was machst du dann den ganzen Tag, damit du nicht vor Langeweile stirbst?“
Gabriel brauchte einen Augenblick, bevor er nach ihrer Rettungsleine griff.
„Ahm... ich lese viel. Oder ich geh an den Strand und bei schönem Wetter im Meer schwimmen“, sagte er.
Sam fiel der Mund auf und sie vergaß völlig den Löffel mit Pistazieneis hineinzuschieben.
„Du - wohnst am Meer?“, hauchte sie.
„Wenn ich über den Gartenzaun steige, stehe ich im Sand“, nickte er.
„Ist ja Wahnsinn!“, flüsterte sie verzückt. Der Löffel schwebte immer noch vollkommen vergessen eine Handbreit vor ihrem Gesicht. Seit sie klein war, wollte sie unbedingt mal das Meer sehen und darin schwimmen. Sie war eine richtige Wasserratte und wollte zu gerne wissen, wie es war, wenn einen die Wellen hin und her trieben.
Gabriel streckte mit einem Mal die Hand aus. Sam blinzelte verschreckt und starrte auf seine Hand. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie den Löffel mit Pistazieneis völlig vergessen hatte. Das Eis war mittlerweile geschmolzen und wäre auf ihren Umhang getropft, wenn er nicht die Handfläche zum Auffangen darunter gehalten hätte.
„Ach, du meine Güte!“, sagte Sam und schob schnell den Löffel in den Mund. „Danke!“
„Keine Ursache!“, lächelte Gabriel und wischte sich die Hand an einer Serviette ab.
Sam fing an zu glucksen.
„Mann, das war jetzt echt peinlich!“, meinte sie.
„Gar nicht wahr!“, grinste Gabriel.
„Oh, doch!“, kicherte Sam mit einem Hauch rosa auf den Wangen.

Schließlich verschwand auch der Nachtisch von den Tellern und Professor Sprout erhob sich um den Schülern eine gute Nacht zu wünschen und sie zu Bett zu schicken. Sofort standen alle von den Tischen auf und liefen aus der Großen Halle. Auch die große Brünette mit dem Abzeichen, die ein paar Plätze von Sam entfernt saß, war aufgestanden und rief die Erstklässler zu sich. Die Erstklässler scharten sich um sie und folgten ihr dann durch die Flügeltür hinaus. In der Eingangshalle blieben sie wie gefesselt stehen. Gegenüber der Halle an der Wand war eine gewaltige Marmortafel angebracht auf der Namen über Namen zu sehen waren und zu beiden Seiten standen zwei Säulen mit silbernen Schalen, in denen hellblaues Feuer loderte und flackerndes Licht auf ihre Gesichter warf. Vor der Tafel hatten sich viele Schüler gesammelt und standen einfach nur still davor. Selbst ein paar Professoren waren mit gefalteten Händen vor die Tafel getreten und blickten mit traurigen Gesichtern auf die unzähligen Namen. Sam fiel ein blonder, rundlicher Professor auf, dem sogar eine Träne über die Wange rann. Professor Flitwick und die Schulleiterin waren bei ihm und auch der bärtige Riese, der dem recht jungen Professor eine seiner Pranken auf die Schulter legte und sich lautstark in ein rotgepunktetes Taschentuch schnäuzte. Sam beobachtete einen älteren Jungen, der einen Strauß schwarzer Rosen aus dem Nichts heraufbeschwor und ihn unter der Tafel niederlegte, und ein Mädchen, das schluchzend auf den Knien saß und die Hand auf einen bestimmten Namen ganz unten gelegt hatte, bis ihre Freundin sie in den Arm nahm und eine Treppe in den Keller des Schlosses hinabführte.
„Das ist das Denkmal der Schlacht von Hogwarts, in der viele unserer Freunde im Kampf gegen Lord Voldemort ihr Leben ließen. Jeder, der hier auf dem Grund des Schlosses fiel, wurde in der Tafel verewigt“, erklärte die Vertrauensschülerin leise. „Ihr könnt sie euch morgen früh genauer ansehen wenn ihr wollt. Wir sollten die Trauernden nicht stören!“
Mit diesen Worten führte sie das Mädchen breite Marmortreppe nach oben. Sam warf noch einen Blick zurück und schluckte schwer. Sie hatte nicht viel von dem Krieg unter den Zauberern mitbekommen, aber ihr fiel ein, dass ihre Mutter und Mrs Arterbury, als sie und Melanie in die erste Klasse der Muggelgrundschule gekommen waren, zum Zaubereiministerium hatten gehen müssen. Nachdem sie zurückgekommen waren, hatte Sams Mutter ihr ganz heimlichtuerisch die Adresse von Melanies Haus genannt und Mrs Arterbury hatte es bei Melanie genauso getan. Sam hatte darauf nur geantwortet, dass sie doch wisse, wo ihre beste Freundin zuhause war, doch ihre Mutter hatte nur gelächelt. Und dann hatten die Mädchen bemerkt, dass Albertine plötzlich ihre Häuser nicht mehr fand, woraufhin ihre Mütter ihnen erklärt hatten, dass draußen das Böse lauerte und sie niemandem außerhalb ihrer Familien trauen dürften. Mrs Arterbury hatte sie jeden Tag zur Schule gebracht und Sams Mum hatte sie wieder abgeholt. Jede der Beiden hatte dabei immer die Hand im Mantel gehabt und Sam hatte geahnt, dass sie immer den Zauberstab umklammert hielten. Erst als sie in die zweite Klasse gekommen waren, durften sie allein zur Schule gehen. Auch das Wetter war wieder besser geworden und Sam hatte seither nie wieder dieses mulmige Gefühl empfunden, das immer in ihr rumort hatte, wenn der Nebel auf dem Feld zwischen der Schule und dem Wohngebiet aufgezogen war. Sam verdrängte die schaurigen Gedanken schnell aus ihrem Kopf. Harry Potter hatte Lord Voldemort, wie sie ihn jetzt ohne Scheu nennen konnten, besiegt und zusammen mit dem neuen Zaubereiminister alle seine Anhänger eingesperrt. Die Zauberer konnten für immer in Frieden leben und es gab nichts über das sie sich jetzt noch Gedanken machen musste, außer Hogwarts und die Abenteuer, die es hier zu erleben gab.
In ihrer Gedankenversunkenheit hatte sie gar nicht bemerkt, wie viele Treppen sie schon hinaufgestiegen waren. Sie hielten vor dem Porträt einer fetten Dame im rosa Kleid. Sam konnte kaum hören, was die Vertrauensschülerin erzählte, weil sie so weit hinten stand, wohl aber hörte sie das Passwort, das sie der Fetten Dame nannte.
„Semper fidelis!“
Das Porträt klappte zur Seite und gab den Blick auf ein großes Loch frei. Nach und nach kletterten die Erstklässler hinein und fanden sich in einem runden Turmzimmer mit gemütlicher Einrichtung wieder. In einigen der bequemen Sessel lungerten schon ein paar vollgefressene ältere Gryffindors und unterhielten sich gedämpft.
„Eure Schlafsäle sind im dritten Stock. Die Jungs gehen durch die Tür hier links, ihr Mädchen könnt mir folgen!“, sagte die Vertrauensschülerin und ging mit den Mädchen eine schmale Wendeltreppe hinauf. Auf dem dritten Absatz hielt sie an und öffnete die Tür. Die Mädchen traten in ein rundes Turmzimmer mit fünf Himmelbetten, die mit roten Samtvorhängen ausgestattet waren. Ihr Gepäck war schon hinauf gebracht worden. Sam ging als erste hinein und schnappte sich ein Bett neben einem der Fenster. Die restlichen Mädchen verteilten sich ebenfalls auf die Betten. Sam warf ihren Umhang auf die Bettdecke und öffnete das Fenster. Sie lehnte sich weit hinaus und blickte über die Ländereien. In der Ferne erkannte sie erleuchtete Fenster einer kleinen Hütte und direkt dahinter erhoben sich dunkle Bäume gegen den sternklaren Himmel. Es war der Wald, der für alle Schüler verboten war. Sam juckte es jetzt schon, sich einmal hineinzuschleichen.
„Pass auf, du fällst noch runter!“, sagte eines der Mädchen. Sam zog den Oberkörper wieder herein und schloss das Fenster.
„Mir passiert schon nichts!“, meinte sie gelassen und öffnete ihren Koffer um ihr Schlafshirt herauszuziehen. Sie zog sich um und setzte sich auf ihr Bett. Die Matratzen waren bequem und die Decken und Kissen ganz flauschig. Das Mädchen mit den rotblonden Haaren kam auf sie zu und streckte ihr die Hand hin.
„Hi, ich bin Catherine!“, stellte sie sich lächelnd vor. „Du bist Samara, nicht wahr?“
Sam seufzte und rollte mit den Augen. Wieder einmal dankte sie ihren Eltern für den bescheuerten Namen den sie ihr gegeben hatten. Eigentlich hatte ihr Vater sie Charley nennen wollen, was tausendmal cooler als Samara gewesen wäre, aber Grandpa Cornelius hatte es immer Carly ausgesprochen und weil das ihrem Vater gegen den Strich gegangen war, hatten sie sie schließlich Samara getauft. Wiederrum hätte ihre Cousine, die einen Monat später als sie geboren war, eigentlich Samara heißen sollen, doch da ihre Eltern schneller auf die beknackte Idee gekommen waren, wurde sie dann doch Serena getauft, was ebenfalls um einiges besser war.
Sam nahm Catherines Hand und sagte: „Ich bin Sam. Nur Sam, okay?“
Catherine nickte.
„Dann schlaf mal gut, nur Sam!“, zwinkerte sie und ging zum nächsten Bett, um sich Kendra vorzustellen.
„Du auch!“, erwiderte Sam. „Und ihr andern auch!“
Sie gähnte und streckte sich.
„Gute Nacht, Sam!“, sagte Kendra und setzte sich nochmal mit verstrubbeltem Rotschopf auf um ihr Stofftier, einen weißes Einhorn, aus dem Koffer zu holen. Sam lächelte ihr kurz zu und ließ sich dann nach hinten auf ihr Kissen fallen.
„Nacht!“, brummte von irgendwo eine Stimme und Sam war sich sicher, dass sie von dem kleinen sportlichen Mädchen mit der Kurzhaarfrisur stammte. Sie sah schmunzelnd an den Vorhang über ihrem Bett. Hogwarts war für sie schon jetzt der schönste Ort der Welt... abgesehen vom Meer vielleicht...


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Dass die computer- und videogeprägten Kinder in 400-Seiten-Romanen versinken, reißt deren Eltern zu Jubelstürmen hin. Ganz abgesehen davon, dass auch die Erwachsenen längst mit der "Pottermania" infiziert sind.
Elisabeth Sparrer, Abendzeitung