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Fanfiction

Das Geheimnis der sieben Siegel - Der Beginn einer neuen Ära - Super Sache, Sam!

von DoubleTrouble

„Der Todesfluch ist der wohl stärkste und mächtigste Fluch, der den Zauberern bisher bekannt ist! Er ist unvorhersehbar und unabwehrbar! Und wir kennen bisher nur eine einzige Person, die diesen Fluch überlebt hat. Zweimal, wie man munkelt...“, erzählte Professor Seaver und lehnte sich mit Achtung heischender Miene an sein Pult. Im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste war es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören können. Die Gryffindors hingen dem Professor gebannt an den Lippen, seit das Thema auf die unverzeihlichen Flüche gefallen war.
„Sollten Flüche nicht erst in der vierten Klasse drankommen?“, flüsterte Maggie eine Bankreihe hinter Sam. Sam schnaubte genervt. Seit sie sich mit ihr gestritten hatte, fand sie ihre Anwesenheit unerträglich. Sie war besserwisserisch, nervig und feige. Und seltsam war sie obendrein. Die ganze Zeit saß sie nur allein rum, verkroch sich in Büchern oder verschwand in die Bibliothek. Allenfalls redete sie mal mit Catherine, wenn sie zu ihr ging. Aber draußen oder bei den anderen sah man sie nie. Eine richtige Streberin.
„Sei doch froh, dass die Jungs gefragt haben! Ich verzichte gern auf diesen Grundlagen-Quatsch!“, gab ihre Nebensitzerin Shannon griesgrämig zurück und hüllte sich dann wieder in Schweigen. Sam schmunzelte zufrieden und wandte sich Catherine und Kendra zu, die unter den Bänken Schokofroschkarten tauschten, während Professor Seaver vor der Tafel mit Inbrunst über den Todesfluch, und was er während seiner Aurorenzeit alles angerichtet hatte, dozierte.
„Hier, ich hab Professor Longbottom und Harry Potter doppelt! Willst du tauschen?“, flüsterte Catherine Sam ins Ohr und zeigte ihr unter der Tischplatte ein paar roter Schokofroschkarten. Sam staunte und zog einen Stapel Karten aus ihrer Umhangtasche.
„Kommt drauf an, was du dafür haben willst“, meinte sie.
„Also, ich hätte gerne Dumbledore und Cliodna“, wisperte Catherine. Sam sah empört auf.
„Spinnst du? Ich geb dir doch nicht meinen Dumbledore! Du weißt, dass ich den nur einmal hab!“, zischte sie.
„Aber Cliodna hast du doppelt!“, sagte Catherine beleidigt.
„Na und? Ich geb dir Cliodna für Professor Longbottom, das ist fair. Dann kannst du Harry Potter behalten!“, bot Sam an. Catherine schüttelte den Kopf.
„Jonathan hat mir gesagt, Dumbledore muss man unbedingt haben! Also tauschen wir entweder beide oder keinen!“, sagte sie unsicher.
„Dann keinen!“, fauchte Sam. „Such dir Dumbledore woanders!“
„Hey Sam!“, hauchte Kendra und zupfte sie am Umhang. „Tauschst du Cliodna gegen Luna Lovegood?“
„Mmh... der Tausch ist aber ein bisschen mager“, überlegte Sam. Kendra sah enttäuscht auf ihr Pergament und schien zu überlegen.
„Du sammelst doch auch die Quidditch-Karten, oder?“, fragte Kendra nach einer Weile. Sam nickte heftig. „Und wenn ich noch Oliver Wood drauflege?“
„Im Ernst?“, sagte Sam überrascht. Kendra nickte stumm. Sam schlug grinsend ein und sie tauschten die Karten aus. Sam sah ihre doppelten Schokofroschkarten gerade durch, da stupste Kendra sie wieder an.
„Gabriel sagt, du bist Caerphilly Catapults Fan!“, flüsterte sie.
„Und wie!“, hauchte Sam.
„Naja, ich will ihn eigentlich nicht hergeben, aber ich hab Dai 'Dangerous' Llewellyn...“, wisperte Kendra. Sie hatte nicht mal die Chance auszusprechen, da jauchzte Sam laut auf - und schlug sich direkt die Hand vor den Mund. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie noch im Unterricht saßen.
„Miss Banister!“, dröhnte Professor Seaver und kam mit drohender Miene auf sie zu. Sam sank sofort in ihren Stuhl. „Sie haben geschrien? Wieso?“
„Tut mir Leid, Professor! Es war gerade nur so spannend!“, sagte sie schnell. Professor Seaver richtete sich langsam auf, musterte sie einen Moment lang und drehte sich dann nach einem kurzen Zucken seiner Mundwinkel - war es der Anflug eines Lächelns? - wieder zur Tafel.
„Kann's Ihnen nicht verdenken... Nun, wo waren wir stehen geblieben?“, fuhr er an die Klasse gewandt fort.
Sam drehte sich zu Catherine und Kendra um, die eben genauso erschrocken waren wie sie, und sie mussten sich ein Kichern verkneifen. Hinter ihnen ertönte ein missbilligendes Schnauben. Sam fuhr auf ihrem Stuhl herum und starrte Maggie böse ins Gesicht.
„Ja - bitte?“, knurrte sie.
„Das war gelogen! Ich seh doch, dass ihr Schokofroschkarten tauscht!“, sagte Maggie leise.
„Ach, echt? Dann verpetz uns doch!“, fauchte Sam und drehte sich wieder zu Kendra um. Catherine und Kendra warfen ihr verdutzte Blicke zu, doch angesichts ihrer grimmigen Miene wollte keine von ihnen etwas zur Situation sagen.
„Was willst du für Llewellyn?! Sag schon!“, wandte sich Sam wieder an Kendra.
„Naja... also ich hab gehört... du hast die...“, druckste Kendra herum. Sam wedelte ungeduldig mit der Hand. „Die hundertjährigen Diamantstaub-Drucke...“
Sam musste sich beherrschen, um Kendra nicht breit anzugrinsen. Ja, die hundertjährigen Diamantstaub-Drucke, das waren ganz besondere Schokofroschkarten. Von ihnen wurden zu jedem hundertjährigen Jubiläum nur ein paar wenige Auflagen gedruckt und einfach jeder wollte eine dieser wertvollen glitzernden Karten besitzen. Und Sam hatte - vielleicht nicht ganz zufällig - ein paar dieser Karten doppelt in ihrer Sammlung. Und eben diese hob sie auf, um sie gegen Karten zu tauschen, die sie unbedingt besitzen wollte.
„Also, damit du es gleich weißt, Merlin und Morgana geb ich nicht her!“, stellte sie klar.
„Soll das heißen, ich kann eine davon haben?“, strahlte Kendra.
„Du kannst dir einen von den Hogwarts-Gründern aussuchen“, sagte Sam leise.
„Dann will ich Godric Gryffindor!“, flüsterte Kendra begeistert.
Catherine starrte Sam mit offenem Mund an.
„Die hast du auch?“, fragte sie bewundernd. Sam lächelte breit. „Ich hab Jonathans Ravenclaw-Karte gesehen! Die sind wirklich toll! Was willst du für eine von denen?“
„Die geb ich nur für eine Karte her, die ich unbedingt haben will! Aber nicht mal für Harry Potter!“, sagte Sam abweisend. Dann meinte sie noch augenzwinkernd zu Kendra: „Wir tauschen sie im Schlafsaal. Ich schlepp die wertvollen Karten nicht mit mir rum!“

Als Professor Seaver die Stunde beendete, machten sich Sam und Kendra lachend auf den Weg zum Mittagessen. Catherine war immer noch beleidigt wegen der Schokofroschkarten und schloss sich Maggie an, die ganz allein mit einem hohen Bücherstapel im Arm den Gang hinunter lief. Kurz vor der Großen Halle wurden sie schließlich von den Jungen aus ihrem Jahrgang eingeholt. Millard legte Sam den Arm um die Schultern und grinste sie breit an.
„Mann, das war ja wohl die coolste Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste überhaupt!“, sagte Jonathan begeistert.
„Ein Glück, dass Gabriel gefragt hat!“, sagte Millard.
„Ja, wirklich! Professor Seaver ist auch der beste Lehrer überhaupt!“, meinte Sam, während sie am Haustisch der Gryffindors platznahmen.
„Findet ihr? Mich erschreckt er andauernd...“, murmelte Kendra.
„Du bist auch ein Angsthase!“, grinste Gabriel und stieß sie mit dem Ellbogen an.
Sie zogen Teller und Schüsseln zu sich her und nahmen sich ihre Lieblingsspeisen. Während sie aßen, gab es weiterhin nur ein Gesprächsthema: die spannende Unterrichtsstunde von Professor Seaver und dass er so wenig auf die Vorgaben des Lehrplans gab.
Irgendwann kamen Catherine und Maggie zu ihnen gelaufen. Sams Miene verfinsterte sich sofort.
„Dürfen wir uns zu euch setzen?“, fragte Catherine.
„Du schon!“, antwortete ihr Sam grimmig, fügte aber mit einem Blick auf Maggie hinzu: „Sie nicht!“
Die anderen Gryffindors machten große Augen. Sam hatte keinem von ihrem Streit mit Maggie erzählt, weil sie der Meinung war, das ginge nur sie beide etwas an. Kein Wunder also, dass sie alle vollkommen verdutzt dasaßen und nicht wussten, was sie von alldem halten sollten.
„Du bist heute ganz schön gemein, Sam!“, sagte Jonathan verwundert.
„Ja, was soll denn das?“, wollte Millard wissen.
Doch bevor sie antworten konnte, schaltete sich auch schon Catherine ein, die sich schützend vor Maggie stellte und sagte: „Nur weil du dich mit Maggie gestritten hast, ist das kein Grund sie ständig anzugreifen! Warum lässt du es nicht einfach gut sein, Sam?“
Sam schnaubte wütend und stand auf. Auch wenn Catherine um einiges größer war als sie, lehnte sie sich doch ein bisschen nach hinten und schaute sie überrascht an.
„Ach, du musstest dich natürlich bei jemandem ausheulen. Das hätte ich ja voraussehen können!“, fauchte Sam Maggie über Catherine hinweg böse an. Maggie trat einen Schritt zurück ohne etwas zu erwidern und Catherine verstellte ihr gleich wieder den Weg. Sie öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, da hob Sam die Hand und redete ihr dazwischen: „Und von dir wäre es sehr nett, wenn du dich nicht in Angelegenheiten einmischen würdest, die dich überhaupt nichts angehen! Oder willst du auch noch mit mir streiten?“
Catherine holte tief Luft, schloss den Mund und pustete die Wangen auf.
„Dachte ich auch nicht!“, sagte Sam und stürmte an ihr vorbei auf den Ausgang der Halle zu. Gerade dort kam ihr eine Gruppe Slytherins entgegen. Doch sie beachtete sie nicht weiter. Sie rannte direkt durch sie hindurch und rempelte so heftig gegen zwei von ihnen, dass sie zu Boden fielen.
„Hey! Kannst du nicht aufpassen!“, rief eine Stimme, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie blieb stehen und wandte sich um. Sie war geradewegs in Niven Patterson und ihre Freundin Melanie hineingerannt. Patterson wurde sofort von einem stämmigen schwarzhaarigen Jungen auf die Beine gezogen, doch keiner machte Anstalten Melanie aufzuhelfen. Sam hörte Fußgetrappel näherkommen und Gabriel, Millard und Jonathan kamen in Sicht. Sie hatten ihr vom Haustisch der Gryffindors hinterher gesehen und hielten es wohl für angebracht ihr zu Hilfe zu eilen, da sie sich mit den Slytherins immer noch im Bandenkrieg befanden.
„Entschuldige dich bei ihr!“, forderte Patterson und verschränkte die Arme.
„Pff, ich mach doch nichts, weil du es mir befiehlst! Für wen hältst du dich denn?“, sagte Sam abfällig. Sie bemerkte mit Zufriedenheit und einiger Erleichterung, dass die drei Blonden sich hinter sie stellten.
„Wenn du hier rumrennst wie ein blindes Huhn, bist du es ihr schuldig!“, versuchte Patterson zu argumentieren und warf ihr einen hochmütigen Blick zu. Seine starrenden dunkelblauen Augen waren geradezu unheimlich. Sie konnte sich nicht erklären, was Melanie an ihm fand, dass sie dauernd mit ihm unterwegs war.
„Vielleicht war es ja Absicht, dass ich euch übersehen habe?“, entgegnete Sam mit gemeinem Lächeln. Heute war sie in richtiger Streitlaune. Jonathan, Gabriel und Millard gackerten amüsiert. Patterson hob eine Augenbraue, wandte sich mit einem Schnauben um und meinte: „Komm, Melanie, wir geben uns nicht länger mit diesen Leuten ab!“
Dann ging er davon. Sam starrte ihm entgeistert hinterher. Melanie saß immer noch mit grantigem Gesicht auf dem Steinboden.
„Was bist du denn für einer?! Lässt sie hier einfach sitzen?!“, schrie sie ihm hinterher und stapfte auf Melanie zu. Sie hielt ihr die Hand hin und meinte: „Beweg dich, Arterbury, sonst wird es nur noch peinlicher für dich!“

Sam und ihre Jungs hatten sich an diesem Abend wie üblich ein paar Sitzplätze am Feuer ergattert und lümmelten dort gemütlich vor sich hin, während sie den vergangenen Tag bequatschten. Glücklicherweise nahmen die Jungen ihr die kleine Reiberei mit Maggie am Mittag nicht übel.
Das war der Vorteil wenn man fast nur mit Jungs rumhing, dachte Sam und grinste in sich hinein. Die waren nämlich grundsätzlich nicht sehr nachtragend und schon gar nicht wegen solchen Kleinigkeiten.
Maggie saß an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht allein herum, sondern machte an einem Sitzplatz am Fenster ihre Hausaufgaben zusammen mit Catherine. Allein bei der Gruppe um Sam, die sonst geschlossen am Feuer saß hatte sich etwas getan. Heute waren es nicht nur die blonden Jungen, die sich in den Sesseln fläzten, sondern auch Roger und selbst die sonst so abweisende Shannon hatten sich zu ihnen gesellt und waren einer hitzigen Diskussion über die Quidditch-Liga verfallen.
Sam saß auf dem Sofa und lehnte sich an Gabriels aufgestellte Beine, 'Die Geschichte Hogwarts' auf dem Schoß, während sie amüsiert dabei zuhörte, wie sich Shannon lauthals mit Roger und Jonathan darüber stritt, ob das Spiel ihrer Lieblingsmannschaft, der Falmouth Falcons, nun viel zu brutal war oder nicht.
„Aber die Attacke gegen Fitzroy im letzten Spiel gegen die Appebly Arrows war eindeutig ein Foul! Teague war da unerlaubt im Strafraum!“, schaltete sich Gabriel aufgebracht ein und gestikulierte so wild, dass er Sam fast vom Sofa warf.
„Hey!“, kommentierte sie seine Aktion empört.
„Entschuldige!“, sagte er rasch und hielt sie fest. „Willst du nicht auch mal was dazu sagen? Was machst du da eigentlich?“
„Lesen. Siehst du doch!“, antwortete Sam und klappte das Buch zu. Millard, der wieder seinen Lieblingsplatz auf dem weichen Teppich zu Sams Füßen eingenommen hatte, warf einen Blick auf den Titel und fing an zu glucksen.
„Eine Geschichte Hogwarts? Ehrlich Sam, gibt's kein Buch mit dem Titel 'Eine Karte von Hogwarts'? Das hättest du nötiger!“, lachte er und sprang schnell auf, damit sie ihm keinen Tritt verpassen konnte. Die Anderen unterbrachen ihre Diskussion und fingen ebenfalls an zu kichern. Sam streckte Millard nur frech die Zunge raus und ließ sich wieder gegen Gabriels Beine sinken. Doch Millard ließ nicht locker. Sie machten sich immer einen Spaß daraus sich gegenseitig zu triezen. Er tänzelte vor ihr herum und gackerte: „In letzter Zeit liest du so viele Bücher, man könnte meinen, du wirst noch wie Maggie!“
Doch damit hatte er einen blanken Nerv getroffen. Millard konnte im Spaß ja sagen, was er wollte, und wenn er aus Albernheit behauptete, dass sie aussah wie ein Flusstroll, aber auf Maggie war sie gerade wirklich schlecht zu sprechen. Blitzschnell griff sie nach ihrem Becher Kürbissaft, schleuderte ihn nach Millard und rief: „Nimm das sofort zurück!“
Millard hechtete zur Seite um dem Becher auszuweichen, der scheppernd gegen den Kamin prallte, und landete in Shannons Sessel. Shannon gab einen erstickten Laut von sich, dann hörte man einen dumpfen Schlag, als sie Millard das Knie in den Bauch rammte und ihn recht unsanft von sich beförderte, und kurz darauf ein lautes Krachen als Millard zu Boden polterte.
„Pass doch auf, du Trampel!“, knurrte sie.
Millard wälzte sich auf dem Boden herum und brachte nur ein unterdrücktes „Oouuaaahh!“ heraus. Dann kam auch schon ein recht großer, pickliger Siebtklässler mit entsetztem Gesicht angerannt und rief aufgeregt: „Was ist passiert? Was ist passiert?“
Sam sah verdutzt zu Gabriel. Der zu Jonathan. Der zu Roger. Roger zu Kendra. Kendra zu Shannon. Shannon zu Sam. Sam zu Roger. Jonathan zu Kendra. Gabriel zu Shannon. Kendra zu Sam. Roger zu Gabriel. Und alle zu Millard, der auf dem Boden lag und mit den Blicken zwischen Sam und Shannon wechselte, als hätten sie sich gegen ihn verschworen. Und der Siebtklässler wechselte mit den Augen wie wild geworden zwischen ihnen hin und her. Und plötzlich wieherten die Erstklässler los. Roger kugelte sich auf dem Boden vor Lachen. Sam und Gabriel mussten sich aneinander festhalten um nicht vom Sofa zu fallen und Jonathan strich sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. Kendra lief schnell zu Millard um ihm aufzuhelfen, doch der hatte alle Mühe um sich vor Lachen und Schmerz auf den Beinen zu halten. Der Siebtklässler und ebenfalls Schulsprecher, den Jonathan als Eugene Goodwill identifizierte, stöhnte auf und rieb sich erschöpft das Gesicht, bevor er mit einem erleichterten Schmunzeln abzog und sie ihrem Lachanfall überließ.
Sam sah im Augenwinkel, dass Maggie und Catherine die Situation wohl auch mitbekommen hatten. Kendra musste ihren Blick bemerkt haben, als sie Millard in ihren Sessel verfrachtete. Sam erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie es nicht guthieß, wie sie mit Maggie in der Großen Halle umgesprungen war, aber Kendra war viel zu schüchtern um ihr die Meinung zu sagen, also musste sie sich darum auch keine Gedanken machen.

Etwas später, Shannon hatte sich schon wieder verzogen, Kendra war schon im Bett und Patrick half Roger bei den Hausaufgaben, erhob sich auch Sam von ihrem Sofa.
„Was? Schon ins Bett?“, fragte Gabriel verwundert.
„Nein“, sagte Sam kopfschüttelnd. „Ich will noch in die Bibliothek, bevor Madam Pince abschließt.“
„Du willst uns auf den Arm nehmen!“, sagte Jonathan belustigt.
„Nein, ich will sie fragen, ob sie eine Karte von Hogwarts hat!“, sagte Sam und zwinkerte Millard zu, der noch etwas schlapp in seinem Sessel hing.
„Ach, Sam, das war doch nur dummes Gerede!“, sagte er entschuldigend und wuschelte durch seinen blonden Schopf.
„Nein, du hattest schon Recht. Ich finde ja nicht mal allein zum Frühstück. Wenn ich euch nicht hätte, wäre ich längst verhungert“, sagte sie lächelnd und ging aus dem Gemeinschaftsraum.
Doch als sie aus dem Loch hinter dem Portrait der Fetten Dame hervorgestiegen war, machte sie sich keinesfalls auf den Weg zur Bibliothek. Nicht, dass sie es jemals vorgehabt hätte. Zwar hatte Millard vollkommen recht und sie fand im Schloss kaum ohne Umwege von einem Klassenzimmer zum Anderen, doch gab es einen Ort, an den sie ihre Füße fast wie von selbst trugen. Es dauerte kaum fünf Minuten, da war sie auch schon an der Wendeltreppe angekommen und stieg sie nach oben.
Leise drückte sie das schmiedeeiserne Gittertor auf und trat auf die Plattform des Astronomieturms. Sie ging vor zur Brüstung, legte die Arme darauf, schloss die Augen und streckte das Gesicht in den kühlen Wind. Dann lehnte sie sich weit nach hinten und öffnete die Augen wieder. Sie blickte direkt in die Sterne und sah Wolkenfetzen über sich vorbeiziehen. Sofort wurde ihr schwindlig, doch das störte sie nicht weiter. Sie hatte das Gefühl als würde sie fliegen. Richtig fliegen - nicht auf einem Besen oder sonst was.
Dann quietschte das Tor hinter ihr und sie wandte sich schnell um. Dort stand ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren und mürrischem Gesichtsausdruck.
„Mel!“, rief Sam erfreut und rannte auf sie zu. Sie fiel ihr um den Hals und bemerkte glücklich, wie ihre Freundin sich ein schmales Lächeln abringen konnte.
„Ich hab deine Nachricht bekommen“, sagte Melanie und zog einen zusammengeknüllten Pergamentfetzen aus der Tasche. „Aber dafür hättest du mich nicht um rempeln müssen! Das tat weh!“
„Patterson hatte es eh nicht anders verdient“, sagte Sam schulterzuckend. „Außerdem musste es unauffällig aussehen. Wir haben Krieg, schon vergessen?“
Sie ging zurück zur Brüstung und überblickte das Schlossgelände. Melanie folgte ihr und musterte sie von der Seite mit ihren mattschwarzen Augen.
„Du hast mich ganz schön lange da auf dem Boden hocken lassen!“, murrte sie. „Damit hast du riskiert, dass du mir nicht aufhelfen und den Zettel in die Hand drücken kannst! Was hättest du getan, wenn Niven - “
Sam ruckte mit dem Kopf zu ihr herum und sie verstummte mitten im Satz.
„Hat er aber nicht, oder? Er hat dich ja nicht mal beachtet!“, sagte sie grimmig. Melanie seufzte und sah rasch in eine andere Richtung.
„Naja, weißt du, er ist eben... anders...“, murmelte Melanie.
„Mit anders meinst du, er ist ein Arsch“, stellte Sam fest. Melanie sah erbost auf.
„Nein, das stimmt nicht!“, verteidigte sie ihn sofort. „Er ist nur anders erzogen als wir. Er kommt aus einer reichen, reinblütigen Familie und - “
„Also ist er ein verwöhnter Schnösel! Willst du das damit sagen?“, fuhr Sam ihr dazwischen.
„Nein!“, rief Melanie entgeistert aus und schüttelte den Kopf.
„Na, was denn dann?“, fragte Sam und verschränkte die Arme.
„Er... also, er...“, stammelte Melanie. „Er hat eben viele Freunde in Slytherin. Und er ist beliebt. Und er...“
„Ja?“, sagte Sam und hob eine Augenbraue.
„Er beachtet mich!“, fügte Melanie in einem Anflug von Trotz hinzu. Sam lachte spöttisch auf.
„Du rennst ihm also hinterher, weil er dich beachtet? Willst du zu dieser Bande von hochnäsigen, hinterlistigen Verrätern dazugehören, oder was?“, entgegnete sie abfällig.
Melanie warf ihr einen Blick zu, der sie sicherlich hätte töten sollen. Sam konnte spüren, dass sie innerlich vor Wut kochte.
„Hier geht es doch nicht um die Anderen! Du kennst Niven doch gar nicht! Er ist überhaupt nicht so, wie du denkst!“, sagte Melanie zornig.
„Ach, jetzt bin ich aber gespannt! Wie ist er denn so, dein Niven?“, stichelte sie und lehnte sich gelassen an die Brüstung.
„Er ist richtig klug!“, schnappte Melanie. „Und er mag Geschichte genau so sehr wie ich! Ich kann mich richtig gut mit ihm darüber mit ihm unterhalten! Und er kennt ganz viele alte Legenden! - Und er mag mich so, wie ich bin!“
„Ah, ja sicher! Deshalb findet er es auch super, dass deine beste Freundin in Gryffindor ist. Er hat sich sicher gefreut, als er das gehört hat, nicht?“, erwiderte Sam mit einem überheblichen Grinsen.
„Bei Salazars Spitzbart, dir ist das eigentlich völlig egal oder nicht?! Du willst ihn mir nur schlecht reden!“, fluchte Melanie, drehte sich um und stürmte auf die Treppe zu.
„Ach, jetzt fluchen wir auch schon beim altehrwürdigen Slytherin? Hast dich ja schon ganz toll eingegliedert!“, rief Sam ihrer besten Freundin hinterher.
So stehen gelassen kam sie sich schon ziemlich bescheuert vor. Doch Hauptsache sie hatte das letzte Wort. Sie sah, wie der letzte Zipfel von Melanies Umhang hinter dem Tor verschwand und schnaubte wütend. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass dieser Patterson nichts Gutes bedeutete. Es war noch nicht mal Halloween und schon hatte sie Streit mit Melanie. Das hatte sie wirklich nicht beabsichtigt. Im Grunde war es ja auch alles nur Pattersons Schuld! Es musste sie ja so dumm bequatschen! Und sie glaubte ihm auch noch!
Ein Eulenschrei riss sie aus ihren Gedanken und sie machte sich schnell auf den Rückweg in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, was für ein Desaster es wäre, wenn sie jetzt auch noch erwischt würde - spät abends - nach der Sperrstunde - auf dem für Schüler verbotenen Astronomieturm...
Als sie die Stufen des Turms hinabstieg, meldete sich ihr Unterbewusstsein in triefend sarkastischem Ton: „Super Sache, Sam! Das hast du mal wieder großartig hingekriegt! Was für ein Tag!“


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