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Fanfiction

Und plötzlich ist alles anders… - Und plötzlich ist alles anders…

von rodriquez

„Hermine?“
Mit diesem überraschten Aufschrei, war Ronald Weasley völlig aus den Gedanken gerissen abrupt stehen geblieben.
War das gerade etwa seine alte Freundin Hermine, die in der Menge an ihm vorbeigelaufen war?
Damit konnte er nun wirklich nicht rechnen, nachdem sie vor etwa fünf Jahren spurlos verschwunden war.
„Hermine?“, erneuerte Ron seinen Ruf über seine Schulter hinweg.
Die junge Frau zeigte keinerlei Reaktion.
Ausgerechnet in Aberystwyth, einer walisischen Kleinstadt, unweit Shells Cottage musste sie ihm über den Weg laufen, und noch dazu ausgerechnet an diesem Tag, als ob er nicht schon genug Probleme hätte…
Seine eigentlichen Gedanken waren bei einem Treffen mit Chloe, dem gleichaltrigen Kindermädchen seines Bruders Bill und dessen Frau Fleur, mit der er sich gelegentlich vergnügte, und die ihn an diesem außergewöhnlichen Tag in diesen seltsamen Ort zitierte, um eine ungewöhnlichere Mitteilung zu machen, wie sie es nannte.
Seit ihrem Anruf am Vorabend grummelte es bedrohlich in seinem Magen.
Was war so wichtig, dass man es persönlich sagen musste, und dann auch noch in ihrem Heimatort?
Einem kleinen, stinkenden Kaff an der walisischen Küste.
Ron schwante nichts Gutes, und er war sich jeder Schuld bewusst.
Er wusste ganz genau, was es zu bedeuten hatte.
Verhütung war ein Fremdwort, und Bruder Leichtsinn ein steter Wegbegleiter.
Und ausgerechnet jetzt kreuzt auch noch Hermine seinen Leidensweg, als würden Schicksal und Zufall wieder einmal aufeinandertreffen.
„Hermine?“
Sein dritter hartnäckiger Versuch.
Mit schnellen Schritten hatte er die junge Frau eingeholt, und ihre Schulter gefasst.
Ihr Gesicht schnellte herum.
„Ich glaube sie verwechseln mich“, sagte sie emotionslos. „Mein Name ist Mary Elisabeth“
Fassungslos starrte Ron in das unverkennbare Gesicht seiner ehemaligen Freundin.
Sollte er sich wirklich so getäuscht haben?
Gut, die Haare sind kürzer, als er es in Erinnerung hatte. Ihr Körper wirkte fraulicher.
„Mary Elisabeth Cahill“, vervollständigte die junge Frau und wandte ihr Gesicht wieder ab.
Mit Erinnerungen gefüllten Gedanken starrte Ron der jungen Frau hinterher, darunter war ein langer, inniger Kuss in der Kammer des Schreckens.
„Wer war das Mum?“
Erst in diesem Moment registrierte Ron, das kleine Mädchen an der Hand der jungen Frau.
„Ich glaube der Mann hat uns mit Jemand verwechselt“, hörte Ron die Stimme seiner vermeintlich alten Freundin.
Ihre zum Flehen geschlossenen Augen konnte er nicht mehr sehen…

Vor fünf Jahren…

Die finale Schlacht hatte ein grandioses Ende gefunden.
Harry Potter hatte die magische Gemeinschaft von der schlimmsten Bedrohung befreit, die die magische Gemeinschaft je in Gefahr gebracht hatte.
Lord Voldemort lag tot, wie ein armseliger, zusammengekauerter Wurm im Staub der großen Halle von Hogwarts, oder dem, was von der Halle noch übrig geblieben war.
Der dunkle Lord, getroffen, von seinem eigenen, zurückprallenden Todesfluch.
Fortan schien alles seine geregelten Wege zu gehen.
Ruhe und Gewohnheit kehrte zurück in das Leben der Menschen, die dieser Gemeinschaft angehörten.
Doch die Bedrohung galt nicht nur ihnen, viele Lebewesen der nichtmagischen Bevölkerung lebten in einer scheinbar heilen Welt, sie waren sich der Bedrohung gar nicht bewusst, weil sie nur sehr wenig bis gar nichts von den Unruhen mitbekamen.
Angriffe von Dementoren wurden als Unwetterkatastrophen deklariert.
Übergriffe von Todesser, wie der plötzliche Einsturz der Milleniumbridge in London wurde auf bautechnische und materielle Mängel zurückgeführt.
Auch das Leben der eigentlichen Helden dieser Epoche schien endlich in geregelte Richtungen zu laufen.
Ron Weasley kehrte nach Hause zurück und stieg im Geschäft seines Bruders George als Teilhaber ein.
Die Kasse klingelte.
Seine frische Liebe zu Hermine Granger begann zu blühen, Hermine kehrte nachdem sie erfolgreich, die Rückkehr ihrer Eltern in die Wege geleitet hatte, zusammen mit Ginny Weasley, Rons Schwester, nach Hogwarts zurück, um das letzte Schuljahr zum Abschluss zu bringen.
Harry Potter gönnte sich nur wenige Wochen der Ruhe.
Das Zaubereiministerium in Person des Übergangsministers Kingsley Shacklebolt bat um seinen sofortigen Einstieg. Und so bezog Harry bereits zum ersten August seinen Posten als Leiter des Aurorenbüros im Zaubereiministerium.
Er und Ginny näherten sich wieder an, aber viel gemeinsame Zeit war ihnen nicht vergönnt, genau, wie Ron und Hermine.
Meist blieben nur ein paar Stunden an den Abenden.
Fast hatte es den Anschein, jeder des ehemaligen Goldenen Trios würde seinen eigenen Weg gehen.
Ron war von früh bis spät im Scherzartikelladen tätig.
Hermine widmete sich der Rückkehr und der Annäherung an ihre Eltern, zusätzlich durfte sie gelegentlich schon bei Ministeriumsentscheidungen mitwirken.
Und Harry hatte unzählige Besuche und Statement-Termine auf dem Plan, dazu kam der Entschluss sein Elternhaus wieder aufzubauen.
Und dann kam ein Tag, kurz nach Neujahr, der das Leben der Freunde ein weiteres Mal nachhaltig verändern sollte.
…und plötzlich ist alles anders.
Es war in der Woche vor dem Heiligabend, als eine mit dem königlichen Siegel gezeichnete Botschaft bei Harry Potter eintraf.
Sie beinhaltete eine Einladung zum Neujahrsempfang der Königin des britischen Königreiches im Buckingham Palace am sechsten Januar.
Eine Würdigung der Taten für die Menschen des britischen Empire.
Weitere Vertreter der magischen Welt war, außer dem Zaubereiminister nur noch Hermine Granger.
Am frühen Abend des sechsten Januar sollte sich Harry Potter, sichtlich nervös und mit einem nicht gerade wohlbefindlichen Gefühl mit einer, von der First Lady georderten Limousine auf den Weg zum königlichen Palast machen.
Als er zusammen mit dem Zaubereiminister in der Nähe des Ministeriums in einen schwarzen Rolls-Royce Phantom einstieg, steckte sein Körper in einem schwarzen Canvas Gucci-Anzug.
Seine Haare waren frisch geschnitten und ungewohnt frisiert.
Anerkennend schnalzte Kingsley mit der Zunge.
Mehrmals wunderte sich Harry, wie es mit solch einem Gefährt möglich war, sicher und bequem durch Londons Straßen zu steuern.
Endlich erreichten sie die Cavendish Ave, wo eine weitere Person zusteigen sollte.
Beim weihnachtlichen Festessen im Fuchsbau hatten Harry und Hermine vereinbart, dass sie bei ihrem Elternhaus zusteigen sollte.
Beim Anwesen mit der Nummer 23 stoppte der Chauffeur und blickte Harry erwartungsvoll an.
Dieser nickte zurück, öffnete die Tür, stieg aus, und lief die wenigen Meter durch einen Vorgarten hindurch zu einem familiären Bungalow.
„Der legendäre Harry Potter“, wurde er von Hermines Dad freudig begrüßt. „Meine Tochter ist fast fertig“.
„Guten Abend, Mister Granger“, grüßte Harry lächelnd zurück.
„Das ist, als würdest du meine Tochter zu einem Highschool - Abschlussball abholen“, grinste Mr. Granger. „Also gebe ich dir das mit auf den Weg, was alle Väter in einer solchen Situation sagen würden: Hände stillhalten und meine Tochter unbeschadet und frühzeitig nach Hause bringen.“
„Keine Sorge“, erwiderte Harry. „Wir sind nur gute Freunde.“
„Trotzdem“, zwinkerte Mr. Granger. „Kein Sex, keine Drogen, kein Alkohol … Aber sollte euch die Queen zufälligerweise ihren Segen geben, meinen hättet ihr auch.“
„Hast du mich etwa gerade verkuppelt, Dad?“
Harry stockte beim Anblick seiner langjährigen Freundin der Atem.
„Wow“, staunte er. „Du siehst umwerfend aus.“
„Und schon bin ich außen vor“, seufzte Paul Granger.
Hermine steckte in echtem Highlight - edel und extravagant: ein schimmerndes tiefblaues Satin, mit schmeichelnden Raffungen und raffinierter Faltenverarbeitung an den Trägern.
Vorgeformte Cups und ein breites Unterbrustband sorgten für den optimalen Sitz.
Nahtfeiner Reißverschluss an der Rückseite, und ein Ende weit über den Knien.
Sicherlich eine Maßanfertigung und eine Co-Produktion von Mutter und Tochter.
Hermine rückte auch mit ihrer neuen Frisur dem Symbol für Sex-Appeal zu Leibe: Sie überließ ihre einstmals langen Haare der Schere eines Friseurs. Eine trendige Kurzhaarfrisur, bei der die Venusfalle zuschnappen könnte.
„Danke für das Kompliment“, keuchte Hermine und wirkte leicht verlegen, aber zollte ebenso stolz.
Harry reichte ihr seinen Arm, und sie hakte sich lächelnd bei ihm ein.
Selbst Kingsley klappte der Unterkiefer auf, und schien sich irgendwie nicht mehr schließen zu wollen.
„Was wollte Dad von dir?“, hakte Hermine neugierig nach.
„Och. Eigentlich nichts besonders“, antwortete Harry. „Er hat die Situation nur mit der Abholung zu einem Abschlussball verglichen, und hat mir eine zweideutige Andeutung gemacht…“
„Welche…?“, versuchte Hermine nachzuhaken, als sich Kingsley räusperte.
„Es könnte durchaus sein, dass dein Vater teilweise Recht hat.“
„Wie meinst du das?“, fragten Harry und Hermine gleichzeitig.
„Ich gehe davon aus, dass ihr um einen Tanz nicht herumkommen werdet.“
Harry schluckte schwer, während es Hermine ein Schmunzeln in das Gesicht trieb.
„Welche Andeutung?“, hakte sie nach.
„Nun“, erwiderte Harry. „Entweder die Queen gibt uns ihren Segen, oder er hackt mir ein gewisses Teil ab, wenn ich dich und deine Unschuld nicht heil nach hause bringe…“.
Die Nervosität blieb auf der Strecke.
Der Rest des Abends verlief überraschend entspannt.
Die Königin ehrte einige Personen, die sich im Verlauf des letzten Jahres für das britische Volk verdient gemacht hatten.
Auch Harry und Hermine bekamen ihren sinnbildlichen Ritterschlag, in Form eines Ordens und einen Handschlages, Recht ausgelassen verlief das anschließende Dinner, und Harry ließ sich sogar zu einem Tänzchen auffordern.
Irgendwann, kurz vor Mitternacht begleitete er, Hermine in Richtung der Toiletten.
Nach wenigen Augenblicken kam er aus dem Waschraum zurück, und wartete auf die Rückkehr seiner Begleiterin.
Harry wirkte nachdenklich, die letzten Stunden wiederholten sich pausenlos in seinen Gedanken.
Es war Hermine, die an ihn hierher begleiten durfte.
Ausgerechnet Hermine.
Warum ausgerechnet?
Wem sonst, sollte diese Ehre zuteil werden?
Warum hatte Kingsley nicht auch Ron diese Ehre erteilt?
Was war das?
„Was war das?“, murmelte Harry, und wich erschrocken zurück, versteckte sich in einem abgedunkelten Bereich, direkt neben der Tür, aus der er jeden Augenblick Hermine erwartete.
Es waren einige hastige Bewegungen, die seine Aufmerksamkeit erweckten.
Angestrengt starrte er in den hell erleuchteten Korridor.
Seine Ohren alarmbereit gespitzt.
Nach einigen Augenblicken tödlicher Stille - nur ein leichtes Stimmengewirr aus dem Ballsaal war zu hören, durchfuhr der nächste Schreck Harrys Knochen.
Nur wenige Meter von seinem Standort entfernt brach eine Gestalt zusammen, stürzte zu Boden, und Harry konnte sofort eine Blutlache unter dem leblosen Körper erkennen.
Harry schlug das Herz am Hals.
Bitte, Hermine, komm nicht heraus, flehte er.
Der leblose Körper war innerhalb weniger Augenblicke von zwei weiteren Gestalten umringt, die sich darüber beugten.
Eine der Gestalten hielt eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand, die Andere packte den leblosen Körper an den Beinen.
In diesem Augenblick wurde Harrys Hoffnung auf brutalste Weise zerstört.
Unter einem energischen Zug wurde die Toilettentür aufgerissen, und Hermine trat mit fröhlicher Miene heraus.
Zwei Gesichter schnellten in die Höhe und starrten in die Richtung des Geräusches.
Gedankenschnell zerrte Harry seine Freundin aus der Schusslinie, im wahrsten Sinne des Wortes, denn im nächsten Augenblick zischte ein leises Geschoß an ihnen vorbei, und prallte mit lautem Getöse gegen den Holzrahmen der Toilettentür.
Holz splitterte.
Weitere Schüsse wurden abgefeuert, und Harry warf sich auf Hermine, drückte sie zu Boden und bedeckte ihren Körper schützend mit dem Seinigen.
Aus dem Korridor ertönte ein herzzerreißender Schrei, der qualvoll in einem dumpfen Geräusch, eines auf den Boden fallenden Körpers erstickte.
Diesen Moment der Ablenkung nutzte Harry um seine Zauberstab aus der Hosentasche zu ziehen, und einen „Expelliarmus“, abzufeuern.
Eine Pistole krachte zu Boden.
Die zwei Gestalten richteten sich auf, und für einen kurzen Augenblick konnte Harry, aber auch Hermine die Gesichter der Gestalten erkennen.
Dann waren sie verschwunden.
Nur Sekunden später brach Chaos aus.
Muskulöse Männer in Anzügen und Funkgeräten im Ohr, sowie Pistolen in den Händen kamen hektisch von überall herbeigeeilt.
Harry half der am ganzen Körper zitternden Hermine auf die Beine, nahm sie in die Arme und drückte sie ganz fest.
Secret Service Beamte sicherten den Tatort, nahmen die beiden jungen Leute schützend in ihre Mitte und führten sie in ein Nebenzimmer.
Hermine war unfähig zu sprechen, unfähig zu atmen, unfähig auch nur einen Schritt alleine zu tun.
Harry gab ihr Halt, wehrte jegliche fremde Hilfe energisch ab, und führte sie.
„Wa…wa…a…ab“.
Nur undefinierbare Silben kamen über ihre Lippen.
Harry musste nachgreifen, weil er spürte, dass ihre Beine nachgaben.
Ganz fest griff er um ihre Taille.
Sie neigte ihren Kopf in seinen Nacken und schluchzte unaufhörlich.
Behutsam beförderte Harry seine Freundin in die sitzende Position, wich aber nicht von ihrer Seite.
„Warten sie bitte hier“, sagte einer der Beamten. „Es wird sich gleich Jemand um sie kümmern.“
Kingsley kam völlig aufgelöst angerannt.
„Harry … Hermine … was ist geschehen? Seit ihr okay?”
“Ich bin okay”, nickte Harry. “Aber Hermine steht scheinbar unter Schock.”
Aus Angst Harry könnte sie verlassen, griff Hermine ganz fest nach seinem Arm, krallte ihre Fingernägel schmerzhaft in seine Haut.
„Keine Angst“, sagte er behutsam, und strich beruhigend über ihre Haare. „Ich geh nicht weg. Ich blieb hier bei dir.“
Qualvolle Minuten vergingen, in denen Hermine nur langsam die innere Ruhe wiederfand.
„Der Premiereminister wurde erschossen“, klärte Kingsley bei seiner Rückkehr auf. „Und eine weitere Person, die sich scheinbar zufällig im Foyer befand hat es auch nicht überlebt.“
„Ich habe ihre Gesichter gesehen“, keuchte Harry.
„Und ich werde sie nie mehr vergessen“, fügte Hermine mit schwacher Stimme hinzu.
„Wir können ein Attentat auf das Königshaus nicht ausschließen“, sagte ein Neuankömmling, der sich als Mike Durban, Leiter des MI6 vorstellte. „Wir müssen sie schützen“, fügte er mit Blick auf die beiden jungen Leute hinzu. „Sie haben die Täter gesehen, und es ist nicht auszuschließen, dass sie versuchen werden, sie an einer Aussage zu hindern.“
„Was bedeutet das?“, fragte Harry.
„Personenschutz“, erklärte der Leiter des MI6.
„Wir sind Zauberer, wir können uns sehr gut selber schützen“, erwiderte Harry trotzig.
„Ihr seid in großer Gefahr“, bekräftigte Kingsley die Feststellung des Geheimdienstchefs.
„Wir könnten an einen sicheren Ort gehen“, beharrte Harry. „Hermine wird nirgends sicherer sein, als in Hogwarts.“
„Du irrst dich, Harry“, schüttelte Kingsley seinen Kopf. „Hogwarts ist noch nicht soweit, dass man es als sicher bezeichnen könnte. Die Schutzzauber konnten noch nicht vollständig errichtet werden, Und wir können es nicht riskieren, die Gemeinschaft in Gefahr zu bringen.“
„Du glaubst, die werden nach uns suchen?“, mischte sich Hermine ein.
„Und es wird kein Anstandsbesuch werden. Ihr habt deren Gesichter gesehen, und die haben eure gesehen. Es wird ein Leichtes sein, Harry Potter zu identifizieren. Sein Name ist bis in die Muggelwelt bekannt.“
„Und wenn sie deine Identität heraus gefunden haben, brauchen sie nur Sekunden, um zu wissen, wer die Person an deiner Seite war“, stellte Hermine nüchtern fest.
„Und was sollen wir tun?“ Harry zuckte herausfordernd mit der Schulter. „Uns verstecken?“
Hermine bestätigte unglücklich Harrys Vermutung.
„Wir haben uns vor Voldemort versteckt, und er hatte andere Möglichkeiten uns zu finden“, verteidigte Harry seine Vorstellungen. „Wir sind Zauberer, wir können uns selber sichere Orte erstellen.“
„Die Schutzzauber halten den Muggelwaffen, wie diesen Feuerwaffen nicht stand“, erwiderte Hermine. „Das Risiko wäre zu groß, und außerdem gefährden wir unsere Freunde.“
„Welche Alternative haben wir?“
„Wir bringen euch an einen geheimen Ort, den der Secret Service bestimmt, und lassen euch Wachpersonal zu eurer Sicherheit da“, antwortete der Secret Service Mann.
„Wann“, Harry Augen wanderten nervös umher. „Und wie lange?“
„Jetzt sofort“, nickte Mike Durban. „Und erst einmal solange bis wir etwas über die Hintergründe in Erfahrung bringen, oder ihr die Täter auf Bildern erkennen könnt.“
„Können wir wenigstens unsere Freunde, oder Hermine ihre Eltern informieren?“, fragte Harry, und verursachte eine sachte Berührung ihres Handgelenks.
„Das geht nicht Harry“, antwortete das verängstigte Mädchen behutsam. „Wir würden sie nur unnötig in Gefahr bringen. Je weniger sie wissen, desto sicherer werden sie sein.“
„Ich kann doch aber nicht die ganze Zeit in einem Gucci-Anzug herumlaufen“, stöhnte Harry.
„Mit ein bisschen Glück“, erwiderte Hermine und wühlte in ihrer Perlmutthandtasche. „Ja, hier“, lächelte sie stolz, und hielt Harry ein Shirt und eine Jeans entgegen „Ich habe sie noch nicht ausgeräumt. Es ist noch alles drin, was wir benötigen.“
„Es ist ja nicht so, als ob wir eine solche Situation nicht gewöhnt wären“, stöhnte Harry mit einem sarkastischen Unterton.
Unter höchster Wachsamkeit wurden die Freunde zu einem gepanzerten Bentley geführt.
Die Fahrt führte fast eine halbe Stunde unter etlichen Umwegen durch die komplette Innenstadt der britischen Hauptstadtmetropole, und endete schließlich in der Park Lane vor dem Sheraton Hotel.
Der Wagen fuhr langsam in die Tiefgarage des Hotels ein, und parkte schließlich in der Nähe einer Stahltür.
Nachdem die Beamten die Umgebung sicherten und die Freunde aufgefordert wurden im Fahrzeug zu warten, bemerkten sie ein weiteres ähnliches Fahrzeug näher kommen.
Nach einer etwa zweiminütigen Wartezeit wurden Harry und Hermine über das Treppenhaus zu einem Zimmer des Hotels geführt.
Zwei Beamte nahmen direkt die Plätze vor dem Zimmer ein. Eine weitere Beamtin erklärte ihnen die weitere Vorgehensweise.
„Es stört euch nicht für die Nacht ein Zimmer zu teilen?“, fragte sie vorsichtig, und beobachtete aufmerksam die Reaktion der Freunde, die sich zunächst gegenseitig in die Augen schauten, dann aber mit einem Kopfschütteln verneinten.
„Ich werde sowieso nicht schlafen können“, erwiderte Harry.
Die Beamtin installierte ein Notebook und bat die Beiden Bilder von Verdächtigen anzuschauen.
Nach einer halben Stunde erfolgloser Suche zog sich Harry schweigsam auf das französische Bett zurück und hinterließ einen nachdenklichen Eindruck.
Seine Nachdenklichkeit blieb nicht unbemerkt.
Langsam kam Hermine näher, kniete sich vor ihn hin, und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
„Wo sind wir nun wieder reingeraten?“, flüsterte Harry mit krächzender Stimme.
„Ich weiß es nicht Harry“, flüsterte Hermine zurück. „Aber wir sind in großer Gefahr“. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie weitersprechen konnte. „Ich spüre es. Wir wissen nicht mit wem wir es zu tun haben, und das macht unsere Gegner gefährlicher als Voldemort.“
„Was können wir tun?“
„Es bringt jedenfalls nichts Trübsal zu blasen“, antwortete Hermine. „Komm, lass uns weitere Bilder ansehen, oder möchtest du dich lieber etwas ausruhen?“
Harry schaute niedergeschlagen auf.
„Ich kann jetzt nicht schlafen“, schüttelte er seinen Kopf.
„Wir werden aber schlafen müssen“, erwiderte Hermine. „Wer weiß, wie lange, wir hier bleiben müssen.“
„Du kannst das Bett nehmen“, antwortete Harry. „Ich…“
„Wir müssen uns arrangieren. Es stört mich nicht, wenn du neben mir liegen würdest. Ich glaube wir sind alt genug.“
„Ron wäre not amused“, lächelte Harry gequält, ließ aber seinen Körper zurück in die Kissen fallen.
Hermine lächelte still vor sich hin, stand aber auf und nahm erneut ihren Platz vor dem Computer ein.
Harrys Augen hatten sich sofort geschlossen, als er sie wieder öffnete, bemerkte er einen leichten Widerstand an seiner Seite.
Vorsichtig sah er in die Richtung dieses Widerstandes, und erblickte Hermine, die ihren Kopf in seinem Nacken liegen, und einen Arm über seinen Brustkorb geschlungen hatte.
Ihr Atem ging gleichmäßig und ruhig.
Durch das Fenster konnte Harry die ersten vorsichtigen Sonnenstrahlen ausmachen, die sich einen Weg durch eine Wolkendecke suchten.
„Meine Suche war erfolglos, obwohl ich die Gesichter genau vor Augen habe.“
Das Knäuel an seiner Seite rührte sich.
Es klopfte an der Tür, und die Beamtin, die in der vergangenen Nacht schon anwesend war trat ein, zusammen mit einem weiteren Kollegen.
„Haben sie etwas schlafen können?“, fragte sie beiläufig. Ihr Blick klebte aber auf dem schwarzen Bildschirm des Notebooks.
Hermine schüttelte ihren Kopf. „Nichts. Wir sind noch nicht fündig geworden.“
Ein leises Klick-Geräusch erweckte die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
Vier Köpfe schnellten herum, und starrten zur Tür.
Elendlange Augenblicke blieb alles ruhig, allen Anwesenden stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben, dann bewegte sich der Türknauf.
Harry griff seinen Zauberstab und sehr zu Hermines Verwunderung rief er zweimal hintereinander „STUPOR!“.
Allerdings in Richtung der im Zimmer befindlichen Beamten.

Es war Punkt sieben Uhr, als Kingsley Shacklebolt sein Büro im Zaubereiministerium betrat.
Er kam nicht einmal dazu seine Jacke auszuziehen.
Eine völlig aufgeregte Stimme aus seinem Kamin forderte ihn umgehend dazu auf ins Sheraton Hotel Zimmer 325 in der Park Lane zu kommen.
Ohne Nachzudenken disapparierte der Minister.
Ihm war sofort klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.
Der Polizeiauflauf war immens, als er sein Ziel erreichte.
Mit einem mulmigen Gefühl schritt er voran, und wurde mit einer schlimmen Botschaft begrüßt.
„Wir haben keine Ahnung, wie die Attentäter so schnell den Aufenthaltsort ihrer Freunde ausfindig machen konnten“, erklärte der Chief des MI6, Mike Durban.
„Was ist mit Harry und Hermine?“, schrie Kingsley.
Durban schüttelte seinen Kopf. „Es tut mir Leid. Die Täter waren als Zimmerkellner getarnt, haben zunächst die beiden Beamten im Flur ausgeschaltet, und dann ihre Freunde…“
Zu einer ausschweifenden Erklärung kam Chief Durban nicht.
Kingsley drängte ihn beiseite, und stürmte in das bewusste Zimmer.
Ihm stockte der Atem, als er die blutüberströmten Leichen von Harry Potter und Hermine Granger auf dem Boden liegen sah. Ihre Körper seltsam verrenkt. Bei Beiden klaffte ein Einschussloch mitten auf der Stirn.
„Nein, das kann nicht sein!“, schrie Kingsley. „Nicht, Harry. Nicht, Hermine.“
Genau zwischen den Leichen seiner Freunde fiel der Minister auf die Knie, und schüttelte fassungslos seinen Kopf. „Nein! Nein! Das kann nicht sein.“
Kingsley rappelte sich in die Höhe, stolperte aber ein paar Schritte rückwärts, und wäre fast wieder zu Boden gestürzt. Er spürte, wie etwas in seine Hand gedrückt wurde.
Instinktiv schloss er seine Hand zur Faust.
Angeregt schaute sich Kingsley um.
Niemand schien etwas bemerkt zu haben, so verließ er wieder das Zimmer, und lief durch den Flur in Richtung Treppenhaus.
In einem unbeobachteten Moment öffnete er seine Faust, und fand darin eine Botschaft, deren Anweisung er sofort befolgte.
Little Whinging, Ligusterweg 4 - Traue Niemandem, lautete die Botschaft.
Nur wenige Augenblicke später betrat Kingsley das bewusste Gebäude.
„Harry hat im letzten Moment zu einer List gegriffen“, wurde er von Hermine begrüßt. „Eine List, die uns das Leben gerettet hat.“
„Wie ist das möglich?“, staunte Kingsley. „Ich habe eure Leichen gesehen.“
„Vielsafttrank“, lächelte Harry stolz, aber gequält. „Wir hörten verdächtige Geräusche aus dem Flur und ich musste handeln. Es war ein Instinkt. Ich hatte nur noch Angst um Hermine…“
„Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Besuch von zwei Beamten“, setzte Hermine die Erklärung fort.
„Die Geräusche waren Schüsse. Die gleichen wie im königlichen Palast. Pistolen mit Schalldämpfer, und einer der Beamten im Zimmer zückte seine Waffe, doch er richtete sie nicht in Richtung Tür…“
„Harry hat zu meiner Überraschung diesen Beamten geschockt. Doch es war zu spät, er hatte seiner Kollegin bereits eine Kugel verpasst.“
„Ich habe sein Gesicht erkannt, es war einer der Täter aus dem Buckingham Palace“.
„Dann hat er eine Phiole mit Vielsafttrank aus meiner Tasche gezaubert, und er hat, er hat…“, bewundernd starrte Hermine zu Harry hinüber. „Er hat einfach Haare von meinem und seinem Kopf genommen und hinzugegeben. Den Trank hat er schließlich den beiden Beamten eingeflößt.“
„Ich weiß nicht, warum ich das getan habe“, zuckte Harry mit der Schulter. „Der Plan war plötzlich in meinem Kopf. Etwas sagte mir, das wir in Gefahr sind…“
„Und dann?“, hakte Kingsley nach.
„Dann hat Harry seinen Tarnumhang über uns geworfen, und wir haben alles gesehen…“
„Die Tür ging auf. Ein Page schob den Frühstückswagen herein, hob die Haube vom Essen an, und griff nach einer Waffe, die unter dieser Haube lag“, Hermine schluckte. „Zwei gezielte Schüsse. Die Harry Imitation hatten keine Chance, er hat nicht einmal gemerkt, dass Beide schon regungslos am Boden saßen. Dann hat Harry die Nachricht geschrieben, und wir verharrten bis zu deinem Eintreffen.“
„Warum hier?“
Harry zuckte mit der Schulter. „Mir fiel nichts Besseres ein. Meine Verwandten wohnen hier nicht mehr. Sie sind im Spätjahr in die Stadt gezogen.“
„Was meintest du damit: Ich kann Niemandem trauen?“
Erneut zuckte Harry mit der Schulter. „Auch so ein Bauchgefühl. Die Killer trugen Anzüge des Secret Service…“
„Du glaubst an einen Maulwurf?“
„Ist wohl nicht auszuschließen“, antwortete Harry. „Wie konnten sie so schnell unseren Aufenthaltsort erfahren?“
„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Hermine.
„Ich sollte den Chef des MI6 einweihen, und ihm erklären, warum er plötzlich zwei tote Beamte hat, und ihr am Leben seid.“
„Dann bring ihn her“, nickte Harry. „Aber nur er. Niemand sonst.“
Zwei Stunden später kam Kingsley zurück.
Mike Durban war bereits involviert.
Die Gesichtszüge des Mi6 Chefes verhießen keine guten Neuigkeiten, die er sogleich verkündete. „Wir haben Grund zur Annahme, dass hinter den Anschlägen die IRA steckt.“
„Die IRA?“, staunte Harry.
„Irish Republican Army. Eine paramilitärische irisch-republikanische Organisation. Ihr Ziel ist die völlige Unabhängigkeit ganz Irlands gegenüber Großbritannien“, erklärte Hermine, wie immer als wandelndes Lexikon.
„Ich weiß, was die IRA ist“, giftete Harry, der weitere Informationen hoffte.
„Ja“, bestätigte Durban. „Dank eures Auftauchens konnten die Killer ihre Aufgabe nicht zu Ende bringen. Wir fanden zwei inaktive Sprengsätze im Toilettenbereich des Buckingham Palace. Und eure Vermutung, dass wir einen oder mehrere Maulwürfe in meiner Abteilung haben scheint auch zuzutreffen. Anders wären sie nicht in den Palast gelangt, und euch hätten sie auch nicht so schnell gefunden.“
„Wie geht es mit uns weiter?“, beharrte Harry.
„Habt ihr schon einmal etwas vom Zeugenschutzprogramm gehört?“
„Sie wollen uns mit einer neuen Identität aus der Schusslinie nehmen?“ stöhnte Harry. „Vielleicht sogar für immer?“
„Solange bis wir die Terrorzelle ausgehoben haben?“
„Das kann Jahre dauern…“, keuchte Harry. „Das versucht die britische Regierung seit fast hundert Jahren vergeblich.“
„Ein neuer Name. Eine fremde Stadt“, schluckte Hermine.
„Was ist mit unseren Freunden?“
„Die müssten wir aufgeben Harry. Jeder, der unsere neue Identität kennt ist eine Gefahr. Für uns und für sich.“
Sowohl Kingsley, als auch der Chef des Mi6 schwiegen.
„Das ist noch etwas, habe ich Recht?“
Harry starrte abwechselnd die beiden Männer an.
„Die britische Regierung hat ein Leck, wir können keine Garantien geben“, sagte Mike Durban kleinlaut.
„Und deswegen“, übernahm Kingsley. „Wird die Aktion vom Zaubereiministerium geplant, und lediglich von Mike Durban abgesegnet und ins Rollen gebracht…“
„Eine beschlossene Sache“, resümierte Harry. „Hinter unserem Rücken!“
Erneut legte der Minister eine nachdenkliche Pause ein, da in Harrys Stimme schwere Vorwürfe herauszuhören waren.
Harrys Gesichtszüge waren in Alarmbereitschaft. „Aber da ist noch etwas, habe ich Recht?“
„Wir können euch nur getrennt unterbringen…“
„Nein!“
Harry schüttelte energisch seinen Kopf.
„Nein … Nein … Nein“, schrie er unkontrolliert, und fauchte nach jedem Wort bedrohlich. „Ich werde Hermine nicht alleine lassen.“
„Ihr seid kein Paar, aber selbst das wäre noch nicht das Problem.“
„Nein!“, bekräftigte Harry seine Meinung eindrucksvoll. „Es muss eine andere Lösung geben. Ich gehe ohne Hermine hier nicht weg!“
„Harry“, flüsterte Hermine behutsam und streichelte beruhigend über seine Hand. „Es geht nicht nur um unser Leben. Jeder Freund oder Verwandte in unserer Nähe ist in tödlicher Gefahr.“
„Unsere Wege werden sich nicht trennen!“
„Es gibt keinen Ausweg, Harry“, sagte Hermine resigniert.
„Warum können wir nicht einfach hier bleiben?“
„Es geht nicht mehr um uns, sondern um unsere Freunde…“, versuchte Hermine zu erklären, „…meine Eltern.“
Bevor Harry erneut etwas erwidern konnte, wurde er von Hermine vorsichtig umarmt. „Wir sind tot, Harry“, schluchzte sie. „Vor wenigen Stunden hat uns ein Attentäter ermordet. O mein Gott. Meine Eltern, sie werden von meinem Tod erfahren.“
„Unsere Freunde?“, wiederholte Harry langsam.
„Sie müssen es nicht erfahren“, schüttelte Kingsley seinen Kopf. „Für sie werdet ihr verschwunden sein. Euer Tod wird nur in den Akten des MI6 vermerkt sein, damit euere Verfolger keinen Verdacht schöpfen.“
„Und unsere Double?“, wunderte sich Harry. „Die Leichen werden demnächst ihre alte Gestalt wieder annehmen.“
„Sie sind dem Zaubereiministerium übergeben worden, und werden in diesem Augenblick verbrannt.“
„Das Zaubereiministerium wird euch neue Identitäten verpassen, und nur Minister Kingsley wird euren Aufenthaltsort kennen“, erklärte Mike Durban zustimmend. „Meine Aufgabe ist lediglich eure neuen Papiere zu beschaffen. Nur über Minister Kingsley werde ich erfahren wo ihr seid, oder wie ich mit euch Kontakt aufnehmen kann, falls es zu einer Aussage kommen sollte.“
„Nein!“, wiederholte Harry eindrucksvoll. „Wir bleiben zusammen, oder wir schützen uns selbst!“
„Das ist unmöglich“, schüttelte Kingsley mitleidsvoll seinen Kopf. „Wir können euch nur getrennt unterbringen.“
„Ihr gebt uns neue Identitäten, aber ihr könnt uns nicht gleichzeitig gleiche Namen anbieten?“
„Da wo man euch hinbringt, müsstet ihr glaubhaft ein Ehepaar darstellen…“, beharrte Kingsley.
„Das Gesetz verbietet es unverheirateten Personen gleiche Identitäten zu verpassen, die Gefahr des Verrats ist der britischen Regierung zu groß.“
„Dann mache uns zu Mann und Frau“, sagte Hermine mit ernster Miene. „Du bist Zaubereiminister und hast die Möglichkeiten und die Befähigung das zu tun, Kingsley.“
Harry starrte nervös in Hermines Gesicht.
„Nimm uns hier und auf der Stelle das Ja - Wort ab. Wir wären rechtmäßig verheiratet, und das MI6 braucht keine falschen Dokumente erstellen. Dann können wir als Mr. & Mrs. X nach Wasweißichwohin gehen. So können wir wenigstens zusammenbleiben.“
Mike Durban nickte zustimmend, während Kingsley sich hilfesuchend umblickte.
Ich kann das tun - doch seid ihr sicher?“
Hermines Entschluss war unumstößlich in ihrem Gesicht abzulesen, Harry hatte Angst, doch auch er nickte, nachdem er Hermines ausdrucksvolles Gesicht bemerkte.
„Ich werde die Trauung bezeugen, und die offizielle Urkunde erstellen“, kündigte Mike Durban an und warnte. „Die Trauung wäre rechtsmäßig.“
„Eine Kopie wirst du meinen Eltern überbringen“, forderte Hermine.
„Wollt ihr das wirklich?“, schluckte Kingsley.
„Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dass wir zusammenbleiben können, dann ja.“
„Unsere Freunde werden uns verdammen“, schluckte Harry.
„Wenn wir es nicht tun, werden sie nicht einmal das mehr können“, korrigierte Hermine.
„Es wird sich alles ändern“, flüsterte Harry. „Bist du wirklich bereit diesen Schritt zu tun?“
„Ja, Harry“, nickte Hermine. „Ändern sich durch ein Blatt Papier wirklich so viel für uns?“
„Ist es das?“, fragte Harry. „Nur ein Blatt Papier?“
„Das wird die Zeit zeigen“, sagte Hermine behutsam. „Wir kennen uns schon so lange…“
„Und ihr verhaltet euch schon seit ich euch kenne, wie ein altes Ehepaar“, grinste Kingsley. „Es wäre mir eine Ehre…“
„Dann tu es“, sagte Harry mit starren, aber leuchtenden Augen.
Aus seiner Jackentasche zauberte Kingsley ein leeres Pergament und eine Selbstschreibende flotte Schreibfeder.
„Du warst darauf vorbereitet?“, wunderte sich Harry - nicht wirklich.
Kingsley zuckte unschuldig mit den Wimpern. „Man lernt euch kennen.“
Mit einer leichten Handbewegung forderte er das zu vermählende Paar auf, sich vor ihm aufzustellen.
Die flinke Schreibefeder zuckte erwartungsvoll.
„Wir sind hier und heute am 7. Januar 1999…“, Kingsley schaute auf seine Uhr. „um ein Uhr dreiundzwanzig in der Frühe zusammen gekommen…“ - Mehr als acht Stunden früher datiert, als die tatsächliche Uhrzeit. Die flinke Schreibefeder schrieb eifrig mit. „…um die hier anwesenden Harry James Potter, geboren…“. Fragend blickte Kingsley in Harrys Gesicht.
„31. Juli 1980“, flüsterte Harry.
„…Harry James Potter, geboren 31. Juli 1980 in Godrics Hollow, und Hermine…“
„…Jean Granger“, unterbrach Hermine, „geboren 19.September 1979, London.“
„…um die hier anwesenden Harry James Potter, geboren 31. Juli 1980, und Hermine Jean Granger, geboren 19.September 1979 in London zu vermählen. Als Zeuge anwesend: Mike Durban…“
„…geboren 8. April 1955, Birmingham“
„In meiner Eigenschaft als Minister für Zauberei frage ich daher: Willst du Harry James Potter, die hier Anwesende Hermine Jean Granger zur rechtlich angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und sie ehren, bis das der Tod euch scheidet?“
„Ja, ich will“, sagte Harry ohne Umschweife, aber unter einem schweren Schluckgeräusch.
„Und willst du, Hermine Jean Granger, den hier Anwesenden Harry James Potter zu dem rechtlich angetrauten Ehemann nehmen, ihn ehren und lieben, bis das der Tod euch scheidet?“
„Ja, das will ich“, antwortete nun auch Hermine, ohne eine Pause aufkommen zu lassen.
„Dann frage ich euch nur noch welchen Namen ihr in Zukunft tragen werdet?“
„Potter“, antworteten Beide gleichzeitig.
„Habt ihr Ringe?“, fragte Kingsley.
Harry schüttelte seinen Kopf.
„Das kam etwas sehr überraschend“, antwortete er mit einer Spur Sarkasmus. „Hermine wird ihren Ring zu einem späteren Zeitpunkt bekommen.“
Hermine lächelte, und entfernte mit ihrem Zauberstab zwei grüne Wollfäden aus einem alten Pullover, der wohl einst Dudley gehörte.
Anschließend nahm sie Harrys Hand, legte einen Faden um seinen Ringfinger und zog ihn mit einem Knoten fest.
Harry tat es ihr im Anschluss gleich.
„Dann ist es hiermit offiziell“, nickte Kingsley, führte die Hände der einstigen Freunde zusammen und legte seine darüber. „Harry James Potter und Hermine Jean Potter. Ich erkläre euch zu Mann und Frau. Eure Ehe ist rechtmäßig nach dem Zaubereigesetz geschlossen, und damit auch für die Allgemeinheit gültig, und kann nur durch einen Richter oder den Tod wieder gelöst werden. Mein Glückwunsch euch Beiden.“
Die flotte Schreibefeder hatte noch nicht ganz zu ende geschrieben, als Kingsley das frisch vermählte Paar herzlich umarmte.
Zur Rechtmäßigkeit fehlte nur noch die Unterschrift des Brautpaares auf dem Dokument.
Harry reichte die Feder an Hermine weiter, und fand als Erster seine Sprache wieder.
„Du musst mit Potter unterschreiben“, wies er Hermine an, die ihm einen giftigen Blick schenkte. „Ich bin nicht blond, Mister Potter.“
„Wo habe ich das behauptet?“, schluckte Harry, kontrollierte aber genauestens jeden Strich den Hermine auf das Papier brachte, begleitet mit weiteren Giftpfeilblicken.
„Ihr seid wirklich sicher, dass ihr gerade eben erst geheiratet habt?“, grinste Kingsley, der die Giftpfeile nun auf sich spürte.
Die flinke Schreibefeder fertigte gleich noch eine offizielle Kopie für die Muggelregierung, mit der sich der Chef des MI6 auf den Weg machte.
„In einer Stunde werden wir zurückkommen und euch die weitere Vorgehensweise erklären“, bemerkte Kingsley zum Abschied.
„Wohin wird uns unsere Reise führen?“, hakte Harry nach.
„Diese Information bekommt ihr erst, wenn ihr bereits unterwegs seid.“
Hermine sank erschöpft zu Boden, nachdem der Minister und der Chef des Mi6, sie und Harry alleine zurückgelassen hatten.
Mit dem Rücken zur Wand rutschte sie in die Hocke.
„Mein Gott, was haben wir getan?“, schüttelte sie entsetzt ihren Kopf.
„Wir haben geheiratet“, grunzte Harry, und tat es ihr gleich, indem er neben sie rutschte. „Wir werden unseren Freunden nie mehr unter die Augen treten können.“
„Wenn wir sie überhaupt je wiedersehen.“
Nachdenklich spielte Hermine mit dem Wollfaden um ihren Ringfinger.
„Sag mir, dass wir das schaffen“, flehte sie leise.
„Sag mir einen Grund warum wir jetzt aufgeben sollten?“
„Ron … Ginny“, brabbelte Hermine vor sich hin. „Gründe genug, findest du nicht?“
„Was ändert sich im Endeffekt wirklich für uns?“
„Falls du es noch nicht registriert haben solltest…“, Hermines Stimme schwoll an, und sie schenkte Harry neuerliche, gefährliche Blicke. „Wir haben uns gerade in einer Nullachtfünfzehn Aktion vermählt.“
„Du kannst dich jeder Zeit wieder von mir scheiden lassen, wenn du es nicht mit mir aushalten solltest“, erwiderte Harry trotzig.
„Idiot“, lächelte Hermine gequält und stieß Harry ihren Ellenbogen in die Rippen. „Wir haben es getan, und wir sollten das Beste daraus machen. So schnell gebe ich nicht auf.“
„Im Ernst“, antwortete Harry. „Wir haben aus einer Notsituation heraus gehandelt. Ich würde dir keine Steine in den Weg legen, wenn du…“
„Ach komm, Harry“, unterbrach Hermine. „Willst du dein Gewissen freisprechen?“
„Mein Gewissen?“
„So, wie du das sagst, klingt es, als ob du nach einem Grund suchst, es nicht selbst beenden zu müssen.“
„Niemals!“, keuchte Harry. „Ich stehe zu meinem Entschluss. Wenn ich das nicht gewollt hätte, hätte ich nicht Ja gesagt!“
„Danke, Harry“, nickte Hermine verlegen.
„Wofür?“
„Für dein Vertrauen“, flüsterte Hermine. „Es ist für uns Beide nicht einfach, nicht nur für dich. Wir müssen Beide erst lernen mit der Situation umzugehen.“
„Aber…“
Hermine winkte ab, und brachte ihn zum verstummen. „Ich weiß, du glaubst nicht an Schicksal, aber vielleicht war es ja wirklich vorbestimmt. Vielleicht sind wir wirklich schon ein altes Ehepaar, ohne es zu bemerken?“
„Lass uns einfach voneinander lernen“, antwortete Harry. „Das ist es, was ich vorhin meinte, außer diesem Ring hat sich nichts an unserer Situation … unserem gemeinsamen Leben geändert.“
„Doch wir haben Verantwortung übernommen“, erwiderte Hermine. „Verantwortung miteinander auszukommen, miteinander zu leben. Verantwortung uns gegenseitig zu respektieren.“
„Verantwortung uns zu lieben“.
Hermine schluckte und blickte starr geradeaus.
„Ich liebe dich doch schon, Harry“, flüsterte sie nach einer langen schweigsamen Pause. „Schon sehr lange…“
Diese letzten, gemurmelten Worte konnte Harry nicht mehr verstehen, er war aufgestanden und hinterließ tiefe Furchen in dem schäbigen, alten Teppich.
Hermine beobachtete ihn auf Schritt und Tritt, und obwohl seine Unruhe ansteckend war, und seine Hin und Her Lauferei in extremster Weise nervte, behielt Hermine die Ruhe, und sagte nichts.
Beide versanken in Erinnerungen und ihre Gedanken füllten sich mit Kummer, aber auch mit Freude.
Da läuft mein Ehemann…
Ein stiller, frommer Wunsch, der in Erfüllung gegangen war.
Nie hätte Hermine geglaubt, dass dieser Traum einmal wahr werden könnte.
Und doch erfüllte sie es mit Wehmut.
Der Preis, den sie für diesen Augenblick zahlen musste, war hoch, und sie hoffte es wäre nicht umsonst.
Auf einen Schlag verliert man die Freunde, die geliebten Eltern, seine Identität, seine geplante Zukunft.
Die Schule kann ich nicht zu Ende bringen.
Welche Überraschung hat die Zukunft noch in petto?
Ich habe alles für ein Leben mit und an der Seite von Harry Potter eingetauscht.
Als seine Ehefrau.
Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, oder doch nicht?
Ich würde alles dafür geben, wenn ich das Gesicht meiner Eltern sehen könnte, wenn sie die Urkunde in Händen halten. - Alles!
Harry - Mein Ehemann!
Seine Konturen verschwammen vor ihren Augen.
Noch immer lief er auf und ab, hin und her, vor und zurück.
Oder war es nur ein Trugbild?
Was wohl gerade in seinem Kopf vorgeht?
Ob er den Schritt bereut?
Immerhin hatten er und Ginny gerade begonnen ihre Liebe neu erblühen zu lassen.
So, wie ich und Ron.
Ob Harry ähnliche Gedanken hegt?
Wird er mich je lieben, oder gehört sein Herz einer Anderen, - Ginny?
Wird er mich je lieben - können?
Harry war immer ein unerreichbarer Traum, eine Liebe, der nie erfüllt werden konnte.
Vielleicht war auch das ein Grund, dass nie mehr, als Freundschaft zwischen ihnen stand.
Freundschaft, unbändige Freundschaft, vollkommenes Vertrauen, und doch eine gewisse Einfühlsamkeit.
Es gab kaum etwas, das sie voreinander verheimlichen konnten, oder etwas über das sie nicht reden konnten.
Wir haben uns gegenseitig getröstet.
Als Ron mit Lavender anbändelte, habe ich mich an Harrys Schulter ausgeweint.
Er hat mir sein Leid mit der unerfüllten Liebe zu Ginny anvertraut.
Hermines Erinnerungen zeigten einen kleinen unschuldigen Jungen, ohne Freunde, verängstigt, verschüchtert. Sie zeigten aber auch einen Jungen, der mit ihrer Hilfe zu einem gestanden, jungen Mann herangewachsen war. Einem jungen Mann, der jetzt genau weiß, was er will.
Also sollte auch die Ehe kein Zufallsprodukt sein, und auf keinen Fall etwas, das gegen seinen Willen geschehen war.
Und doch hatte sich etwas verändert, in diesem Punkt musste sie ihm widersprechen, wenngleich sie es ihm nicht ins Gesicht sagte. - Noch nicht.
Sie hatten sich beide zurückgezogen, sprachen nicht über diesen seltsamen Augenblick.
Und keiner traute sich, den Anderen darauf anzusprechen.
Plötzlich ist alles anders, man will es nur nicht wahrhaben.

Harry stand kurz vor der Antwort, die er ihr mit Fragen nahebringen konnte, doch er spürte, dass er dazu noch nicht bereit war, weil er Hermine nicht mit falschen, unbedachten Worten aus der Emotion heraus, verletzen wollte, und weil er erst unter seines Leben einen sauberen Strich ziehen musste.
Aus diesem Grund hatte er ihre Seite verlassen, und war rastlos durch den Raum gewandert.
Ein Auge immer auf seiner Hermine … seine Ehefrau gerichtet.
Aus dem Augenwinkel heraus, immer darauf bedacht, dass sie nichts bemerken würde.
Da sitzt meine Ehefrau.
Unglaublich, unfassbar, aber wahr. Real. Zum Greifen nah.
Ich könnte schreien vor Glück!
Doch wie fühlt sie sich dabei?
Ist es nur eine ihrer Pflichtaufgaben?
Ihre Liebe gehört Ron.
Ron … und vor allem Ginny.
Was werden unsere Freunde dazu sagen?
Was werden sie tun?
Wie werden sie es aufnehmen?
Hermine und Ron haben gerade erst zueinander gefunden, sie hatten nur wenig Zeit miteinander. Diese Zeit sollte erst noch kommen.
So kurz davor?
Ob sie ihren Schritt bereut?
Unendliches Vertrauen, aber Liebe? Wahre, echte Liebe?
Dieser Gedanke war nie gekommen.
Hermine war immer unerreichbar.
Vieles zwischen uns war zur Gewohnheit geworden.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicher bin ich, dass es doch Liebe sein könnte.
Ich bereue keine Sekunde, die ich mit ihr verbringen durfte.
Und ich habe keine Sekunde gezweifelt nicht das Ja-Wort zu geben.
Warum ist das so?
Was muss sie von mir denken?
Immerhin habe ich ihr alle Sorgen und alle Leiden über Ginny anvertraut.
Ob sie gerade an Ron denkt?
Vor Harrys Augen erschien Bild aus dem vierten Jahr in Hogwarts, ein Bild vom Weihnachtsball.
Es gab noch keinen Gedanken an Ginny.
Und da kam sie über die Treppe nach unten stolziert, wie in einem Traum.
Sie schwebte für Harry die Treppe herunter.
Sie sah umwerfend aus.
Nie hätte er gedacht, dass sie einen anderen Jungen auf den Ball begleiten könnte.
Und sein Herz zerbrach, als er Hermine an Viktor Krums Seite erleben musste.
Es war das erste Mal, dass er sich wünschte, dass er der Mann an ihrer Seite wäre.
Aber der Moment zerplatzte, wie eine Seifenblase.
Nie hätte er geglaubt, dass, das was er für Hermine empfindet Liebe sein könnte.
Und nun hatte sie das Schicksal zusammengeführt.
Mann und Frau.
Mr. und Mrs. Potter - und wir dürfen den Namen nicht einmal führen.
Welch ein Fluch muss dass sein?
Ich glaube nicht an Zufälle, aber meine Augen, mein Herz haben sich geöffnet.
Ich liebe meine Frau, und ich hoffe, dass ich die Chance bekomme, es zu beweisen, und dass ich dabei nicht kläglich versage.
Die ominösen Gedanken, der frisch Vermählten wurden durch die Rückkehr des Ministers unterbrochen.
Fragend starrten Beide zu Kingsley, als würde er sie aus einem Käfig befreien.
Doch stattdessen sagte er: „Können wir los? - Seid ihr bereit?“
Harry zögerte zum ersten Mal seit Stunden.
„Ich kann mir nicht im Geringsten vorstellen, was in euren Köpfen vorgeht. Aber ihr müsst an euch glauben.“
Hermine rappelte sich auf und kam näher.
„Wenn das Jemand schafft, dann ihr“, sprach Kingsley weiter. „Es ist das Beste für Alle. Eure Entscheidung nimmt die tödliche Gefahr von euren Freunden. Auch wenn es ein schwacher Trost für dich sein sollte…“, Kingsleys Worte waren direkt an Hermine gerichtet. „Deine Eltern werden nicht wissen, was mit euch geschehen ist, aber sie werden immer die Hoffnung haben, dass du, dass ihr eines Tages zurückkehren werdet. Euer Tod wird nicht offiziell gemacht. Nur in Kreisen des MI6 wird man davon hören und lesen. Gemeinsam könnt ihr es schaffen.“
„Wo bringst du uns hin?“, fragte Harry, nachdem Kingsley seine Hände zum gemeinsamen Disapparieren ausgestreckt hatte.
„Euer erster Anlaufpunkt wird der Flughafen in Luton sein.“
„Mit dem Flugzeug?“
Fragend blickte Harry zu seinem Freund und Minister, kam aber auch endlich näher.
Kingsley griff in seine Jackentasche und holte zwei Phiolen hervor, von denen er je eine Hermine und Harry reichte.
„Vielsafttrank?“ wunderte sich Hermine.
„Zu eurem Schutz“, erklärte Kingsley. „Auf der Luton Airbase steht eine Maschine nur für euch bereit. An Bord werden lediglich der Pilot und Mike Durban sein. Erst wenn ihr in der Luft seid, werdet ihr eure Papiere und Instruktionen bekommen.“
Während das Paar den vorbereiteten Vielsafttrank zu sich nahm, erklärte Kingsley noch, dass sein Weg beim Betreten des Flugzeuges zu Ende sein würde.
„Das bedeutet, dass du, anders als Vorgesehen, unseren Aufenthaltsort nicht kennst?“
Kingsley schüttelte seinen Kopf, und nachdem sich Harry und Hermine vollständig verwandelt hatten, disapparierte er mit ihnen nach Luton, wenige Kilometer nördlich von London.
Hermine bestieg bereits den kleinen Jet, als Harry sich ein letztes Mal Kingsley zuwandte.
Der Minister reichte Harry als Freund die Hand, und Harry spürte einen kleinen metallischen Gegenstand der unauffällig seinen Besitzer wechselte.
„Aberystwyth ist ein walisisches Seebad mit etwa 10.000 Einwohnern. Es liegt in der Cardigan Bay, Grafschaft Ceredigion, Wales. Auf dem dortigen Postamt gibt es ein Schließfach…“, flüsterte Kingsley, „3 - 8 - 8! Merk dir die Nummer gut. Es wird unsere einzige Kontaktmöglichkeit sein. Schaut mindestens einem pro Monat in dieses Postfach.“
Harry nickte, zögerte aber noch. „Kann ich dich noch etwas fragen?“
„Ich kenne deine Frage, Harry. Und meine Antwort ist Nein.“
Der Harry in einem fremden Körper runzelte die Stirn.
„Nein?“, fragte er verwundert. „Woher weißt du, was ich fragen wollte?“
„Ich kenne dich“, erwiderte Kingsley. „Ich hätte euch nie getrennt gehen lassen, aber es steht zuviel auf dem Spiel. Ihr seid wichtige Zeugen. Nicht nur in einem Mordfall, sondern in einem Fall der, der besonderen Staatssicherheit unterliegt. Die IRA ist eine der mächtigsten Terrorzellen der Welt, die unser Land, unsere Königin bedroht. Es wäre nicht nur logisch die wichtigsten Zeugen getrennt unterzubringen, sondern auch wichtig, falls einem der Beiden etwas zustoßen sollte...“
Harry schloss für einen kurzen Moment seine Augen und konnte eine Träne nicht verhindern.
„Du hast die Trauung eingefädelt und geplant.“
„Ihr gehört zusammen, Harry“, bestätigte Kingsley indirekt. „Nur zusammen seid ihr stark. Du bist treibende Kraft und Hermine verstand es schon immer dich in die richtige Richtung zu lenken. Ihr seid nun verheiratet, und das macht es einfacher, als wenn jeder von euch Gedanken an einen zurückgelassenen Partner verschwendet hätte.“
„Ginny und Ron werden niemals Verschwendung sein.“
„Ich habe nicht behauptet, dass Zeit mit euren Freunden oder Gedanken an sie Verschwendung sind, aber ihr braucht nicht mehr lange darüber nachzudenken. Nicht du und Ginny, oder Hermine und Ron, sondern Harry und Hermine, das ist es, was zählt. Und wenn ihr etwas anderes behauptet, dann belügt ihr euch selbst.“
„Alles was du sagen willst, ist also, dass du uns nur in den Hintern getreten hast, um uns das Gewissen zu erleichtern, wenn wir, wie du erwartest wie ausgehungerte Hyänen übereinander herfallen würden?“
„Glaub mir das wird geschehen, und schneller als du denkst“, blinzelte Kingsley. „Und jetzt geh an Bord, die Wirkung des Vielsafttrankes muss bis zur Landung anhalten. Viel Glück.“
Die Hermine mit dem für Harry fremden Gesicht hatte bereits auf einem Sitz gegenüber Mike Durban Platz genommen, und blickte erwartungsvoll zu dem ankommenden Harry.
Nachdem Harry den Platz neben Hermine eingenommen hatte, gab Durban dem Piloten die Anweisung zum Start.
„Können wir jetzt erfahren wohin die Reise geht?“, fragte Harry.
„Borth, walisische Küste“, antwortete der Chef des Mi6. „Wir landen in Pembrey. Dort trennen sich auch unsere Wege. Borth ist ein kleines Waliser Dorf etwa sieben Meilen nördlich von Aberystwyth.“
„Sehr Aussagekräftig“, stöhnte Hermine, die bisher ruhig und gelassen blieb.
„Aberystwyth hat zwar lediglich 10.000 Einwohner, aber dafür eine Universität. Miss Cahill…“
Hermine nahm die Dokumente entgegen, die ihr Mike Durban übergab.
„Mary Elisabeth Cahill“, las sie ausdruckslos zum ersten Mal ihren Namen.
„Ich habe schon von der University of Wales gehört“, fügte sie ausdruckslos hinzu.
„Sie sind an der Universität eingeschrieben, als Studentin in Rechtswissenschaften.“
„Ian Cahill“, las Harry nur wenige Augenblicke später, in seinen neuen Papieren. „Und welche Rolle haben sie mir zugedacht?“
„Politikwissenschaft“, antwortete Durban.
„Und von was sollen wir leben?“, antwortete Harry mit einem nicht gerade glücklich wirkenden Gesichtsausdruck.
„Von einem Teil des Vermögens aus ihrem alten Leben, Mister Cahill“, antwortete der Mi6 Mann. „Minister Kingsley lässt ihnen einen Konto einrichten bei der Bank of Scotland, und zahlt einen gewissen Betrag ein, den er aus zunächst aus Bonuszahlungen des Ministeriums finanziert.“
„Bonuszahlungen?“ fragte Harry irritiert.
„Sie haben sich in der magischen Welt verdient gemacht, und dieses wird honoriert.“
„Zwei neunzehnjährige Studenten, die dazu auch noch verheiratet sind“, murmelte Harry sarkastisch. „Überhaupt nicht auffällig.“
„Es kommt immer darauf an, wie sie das breittreten.“
In der Folgezeit bis zur Landung erklärte der Mi6 Beamte noch einige wichtige Grundvoraussetzungen.
„Die Bedingungen für ihre Sicherheit und Anonymität ist absolutes Stillschweigen. Dazu ist es notwendig, wenn sie sich auch untereinander mit ihren neuen Namen ansprechen würden. Gewöhnen sich direkt daran, damit sie sich nicht versehentlich verraten. Es ist ihnen absolut untersagt, Kontakt zu Freunden oder Familie aufzunehmen. Verhalten sie sich möglichst unauffällig. Gehen sie Streit aus dem Weg…“
Immer und immer wieder starrte Harry in die Dokumente seiner neuen Identität.
Nur schwer konnte er sich die Namen gewöhnen:
Ian … Mary Elizabeth … Wie sollte er Hermine in Zukunft nennen?
Hermine … Mine - das Alles gehört der Vergangenheit an.
Gedankenverloren spielte er regelmäßig mit dem Schlüssel in seiner geschlossenen Faust. Dem Schlüssel zu einem Postfach.
Der Schlüssel, der die Rückkehr in sein altes Leben bedeuten und ermöglichen könnte.
Hermine war seit einiger Zeit sehr ruhig geworden.
Überhaupt hatte sie während des Fluges nur wenige Worte gesprochen.
Ihr Blick war starr auf ihre eigenen Dokumente gerichtet, ihre Augen glasig und feucht.
Harry konnte die Kontodaten auf seinen Papieren erkennen. Einen Ortsplan. Einen Plan des Universitätsgeländes. Einen Busfahrplan.
Erst als der Jet in den Sinkflug überging, und Mike Durban dem Piloten Gesellschaft leistete, räusperte sich Hermine.
„Harry?“, flüsterte sie. „Hat dir Kingsley noch etwas mit auf den Weg gegeben?“
Harry nickte schwach, und griff mit seinen Händen nach einer freien Hand seiner Hermine.
Vorsichtig ließ er dabei den Schlüssel in ihre Hand gleiten, beließ aber seine Hand in der Ihrigen und überkreuzte die Finger. Sie erwiderte mit einem festen Druck, und schien seine Hand nie mehr loslassen zu wollen.
„Was ist das?“
„Ich hoffe der Schlüssel, der uns zurückbringen kann“, flüsterte Harry zurück. „Später…“
Mike Durban war zurück und nickte. „Eines muss ich euch noch zeigen, um zu bekräftigen, dass das was ihr tut nicht umsonst ist. Kurz vor dem Abflug hat man mir das hier zugespielt.“
In seinen Händen hielt er ein Foto, das auf den ersten Blick aus weiter Entfernung aufgenommen wurde, und doch konnte Harry die Person sofort erkennen.
„Das ist der Kerl“, schrie er. „Woher?“
„Ein Profikiller, der im Auftrag der IRA regelmäßig unterwegs ist. Bisher konnten wir ihm nie etwas nachweisen. Auf sein Konto gehen unzählige Killeraufträge. Bombenanschläge und so weiter, und so weiter.“
„Jetzt müssen sie ihn also nur noch verhaften und wir könnten zurück?“
„Wenn das so einfach wäre“, Chief Durban verdrehte die Augen. „Einen solchen Verbrecher nennen wir in unseren Kreisen einen Schakal.“
„Schakale sind doch Hunde“, schüttelte Hermine fragend ihren Kopf.
„Schakale sind Profikiller mit wechselnder Identität. Er wechselt regelmäßig Aussehen und Namen. Seinen richtigen Namen kennen wir nicht. Ebenso haben wir keine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte.“
„Das könnte also eine langwierige Angelegenheit werden?“
„Tut mir Leid, aber ihr solltet nun gehen.“
Der Jet war vollständig zum Stillstand gekommen.
„Ein Police Officer der örtlichen Polizei wird euch erwarten und in Empfang nehmen. Meine Aufgabe ist hier zu Ende. Ich wünsche euch viel Glück.“
„Wir sollten noch einen Augenblick warten“, hielt Hermine, den aufbruchbereiten Harry zurück. „Wir verwandeln uns gerade zurück. Deine Haare sind fast schon wieder die Alten.“
Fünf Minuten später waren Harry und Hermine in ihre ursprüngliche Verfassung zurückgekehrt. Mike Durban staunte. „Das ist wirklich verblüffend…“
Unmittelbar nachdem die Frischvermählten walisischen Boden unter den Füßen spürten, bemerkten sie, dass der Jet in eine Halle gelenkt worden war, und das ein Police Officer in Uniform sie bereits erwartete.
Ein hagerer, älterer Mann mit einem weißen Spitzbart, und tiefen Furchen im Gesicht.
Er stellte sich als Chief Inspector Gallagher vor.
„Ich bin Hermine und das…“, erwiderte Hermine den Gruß mit einem Begrüßungshandschlag. „…ist mein … Harry“, ihres Stimme verlangsamte sich, weil der Polizist ein ernstes Gesicht an den Tag legte.
„Dann sind sie nicht die Personen, die ich erwarte“, erwiderte Gallagher mit versteinerter Miene.
„Ian Cahill und meine Frau Mary Elisabeth“, korrigierte Harry, was ihm einen kritischen Blick seiner Angetrauten einbrachte.
„Sie gewöhnen sich besser daran“, nickte der Chief Inspector, „das macht Vieles einfacher. Es wäre fatal, wenn ihnen ein solcher Fauxpas in ihrem neuen Alltag passieren würde.“
Sein Dienstwagen, ein Ford Focus Streifenwagen parkte unmittelbar vor der Halle.
„Sie haben kein Gepäck?“, wunderte sich der Chief.
„Nur das, was wir am Körper haben“, antwortete Harry.
Die Fahrt mit dem Auto dauerte fast eine Stunde, und man näherte sich der Küste.
Die Luft wurde beim Atmen salzhaltiger.
Chief Gallagher plapperte unaufhörlich, aber nur über belanglose Dinge, wie über einige Eigenarten der Landschaft oder er gab Impressionen zu Sehenswürdigkeiten, an denen man unterwegs vorbeisteuerte.
Über das Problem seiner Fahrgäste wurde beharrlich geschwiegen.
Gelegentlich gab Harry eine monotone Antwort, während Hermine in Schweigen verfiel und scheinbar wieder in einen Tagtraum gefallen war.
Aberystwyth erwies sich als ein überraschend modernes Seebad, mit unzähligen Geschäften, einem kleinen Bahnhof, und eben der bereits angesprochenen Universität, die einen Großteil und den Stolz der Kleinstadt ausmachte.
„Aberystwyth hat zurzeit knapp 11.000 Einwohner, aber auch 7.000 Studenten, und in den Sommermonaten kommen oftmals noch mehr als 1.000 Touristen hinzu“.
Hermine nahm die Erklärungen wahr, dennoch flogen sie unbeeindruckt an ihr vorüber.
Sie wunderte sich lediglich, als sich Harry nach einem Postamt und der Bank of Scotland erkundigte, doch dann erinnerte sie sich, dass Mike Durban ein Konto bei eben diesem Kreditinstitut erwähnt hatte.
„Bei uns in London bekommt man so etwas nicht geboten. Vor allem, die frische, klare Luft…“
„Mit Sicherheit nicht“, erwiderte der Polizeibeamte auf Harrys belanglose Äußerung. „Ich dachte sie kommen aus Sheffield?“
„Eigentlich steht mein Elternhaus in der Grafschaft Dorset“, antwortete Harry unbeeindruckt.
Doch dieses Mal ging der Officer darauf ein. „Das sind nur drei Autostunden von hier“, staunte er.
Die Fahrt führte aus dem Städtchen hinaus, etwa zehn Fahrminuten nördlich tat sich ein noch kleinerer Ort auf.
„Das ist Upper Borth“, erklärte der Polizist. „Hier wird die nächste Zeit euer Domizil sein.“
Hermine wirkte nun doch von dem beschaulichen Örtchen beeindruckt.
Nur wenige Wohnhäuser waren zu erkennen. Dafür aber unzählige Campingplätze und kleine Häuser.
„Sind das Ferienhäuser?“
Zum ersten Mal seit ihrer Belehrung öffnete sie den Mund.
„So weit das Auge reicht“, bestätigte der Chief. „Hier wird sich niemand über ein junges Ehepaar wundern, weil hier Woche für Woche neue Menschen ein und ausgehen. Niemand wird sich wundern, weil die Wohnungen regelmäßig die Besitzer wechseln.“
„Das heißt in einem davon werden wir wohnen?“, hakte Harry nach.
„Dieses kleine Häuschen ist für ein junges Paar perfekt geeignet“, lächelte Chief Gallagher.
„Strom, fließend Wasser, TV, alles vorhanden. Nur auf ein Telefon hat man aus Sicherheitsgründen verzichtet, und daran solltet ihr euch auch halten“, mahnend mit einem Blick, der Bestätigung erwartete, strafte der Polizist das junge Paar mit Blicken.
Harry nickte zustimmend.
„Ich werde gelegentlich vorbeischauen, und euch dann diverse Dinge erklären, auch, wie ihr mich erreichen könnt. Meine Wohnung ist fünf Gehminuten entfernt. Und jetzt lebt euch erst einmal ein. Ihr habt drei Tage bis die Uni die Pforten wieder öffnet, bis dahin habt ihr die Bushaltestellen und die wenigen Einkaufsmöglichkeiten sicherlich erforscht.“
„Wir können uns frei bewegen?“, fragte Harry.
„Was immer ihr wollt“, antwortete der Chief. „Denkt einfach ihr wärt Touristen. Vermeidet lediglich eine zu enge Kontaktaufnahme zu anderen, fremden Personen, und bei dieser Gelegenheit erwähne ich noch einmal eure einzige Auflage: Keinerlei Kontakt zu eurer alten Identität. Das ist ganz wichtig. Habt ihr verstanden?“
Sowohl Harry, als auch Hermine nickten und marschierten einträchtig hintereinander durch ein kleines Metalltor.
Der Eingang befand sich seltsamerweise auf der Rückseite des Häuschens, fern der kleinen, schmalen Straße.
Es war zweckmäßig eingerichtet und verfügte über drei Zimmer.
Direkt nach dem Betraten des Gebäudes stand man in dem größten der drei Räume.
Er bestand aus einer kleinen Küche, einem Esstisch und einem Wohnzimmer.
Am Ende mit Blick zur Straße befand sich das Schlafzimmer, und links daneben ein Badezimmer mit Toilette.
Beim Anblick des Schlafzimmers stockte Hermine unverkennbar der Atem.
Es hatte nur ein Bett. Ein breites, französisches zwar, aber dennoch war es nur ein Bett!
Harry spürte sehr wohl das Unbehagen seiner ehemaligen Freundin.
„Du kannst das Bett nehmen“, lächelte er ungeschickt, „mir reicht das Sofa im Wohnzimmer zum Schlafen.“
Obwohl Hermine ihm gerne erlaubt hätte, ebenso das Bett zu benutzen, nickte ihr Gewissen nur, und reichte ihm mechanisch ein Kissen und eine Decke, die sie in einem Kleiderschrank fand.
Harry nahm das Kissen und die Decke aus ihren Händen entgegen, und streifte dabei absichtlich langsam ihre Hände. Für einen kurzen, aber gefühlten unendlichlangen Augenblick starrten sie sich gegenseitig in die Augen.
Bitte nicht jetzt. Ich bin noch nicht bereit über uns zu reden, flehten ihre zitternden Augen.
Liebevoll streichelte Harry über ihre Wange, wandte sich ab, und verließ das Zimmer, indem er die Schlafzimmertür hinter sich ins Schloss zog.
Tränenaufgelöst ließ sich Hermine im gleichen Moment rückwärts auf das Bett fallen.
Harry zeigte glücklicherweise Verständnis für ihre wirre Gefühlslage, und dafür war sie ihm unendlich dankbar.
Ihr war klar, dass sie irgendwann reden mussten, aber in diesem Moment war sie noch nicht bereit dazu.
Sie musste eingeschlafen sein, denn das nächste an das sie sich erinnerte, waren zwei Glockenschläge einer Kirchenuhr.
Zwei Uhr mittags.
Sie musste mindestens vier Stunden geschlafen haben.
Gähnend und ihren Körper streckend rappelte sie sich auf, und öffnete vorsichtig, und leise die Tür, die sie vorübergehend von Harry trennen sollte.
Das Sofa war unbenutzt, die Decke unaufgeschlagen hingelegt.
Angestrengt versuchte sie zu lauschen. Alles war ruhig. Harry war verschwunden.
Vielleicht ist er spazieren gegangen, redete sie sich ein.
Doch als die Turmuhr eine neue Stunde einläutete, wurde sie langsam unruhig.
Er wird doch keine Dummheiten gemacht haben?
Immer wieder lief sie nervös auf und ab, von Fenster zu Fenster, spähte durch alle minutenlang hindurch, dann trat sie zur Tür, öffnete sie und suchte im Freien nach einem Zeichen von Harry Potter, sorry, von Ian Cahill.
Zurück im Haus begann sie das Spiel aufs Neue. Fenster - Fenster - Tür.
Weitere dreißig Minuten waren vergangen, und endlich hörte sie das Klicken der Haustür.
Erleichtert schloss sie die Augen und atmete tief durch.
Erschrocken starrte Harry sie an, als er sein Gesicht dem Raum zuwandte.
„Du hast geschlafen“, sagte er entschuldigend, obwohl Hermine keine Worte eines Vorwurfs wählte. Im Gegenteil, sie formte gar keine Worte.
„Ich konnte es nicht“, erklärte Harry weiter. „Schlafen“, fügte er hinzu, weil Hermine immer noch keine Reaktion zeigte. „Deswegen bin ich nach draußen. Ich war wohl lange unterwegs?“
Harrys Erklärung wurde zum Monolog, weil Hermine wie erstarrt stehen geblieben war, und kein Wort über ihre Lippen kam.
„Ich habe uns Pizza mitgebracht“, schluckte Harry nervös. „Du hast doch Hunger?“
Es folgte Hermines erste Reaktion.
Sie öffnete eine Schublade, aus der sie zwei Messer und zwei Gabeln herauszog.
„Ein paar Getränke habe ich auch mitgebracht“, fuhr Harry fort, und nahm den Platz am Tisch gegenüber von Hermine ein, die sich mittlerweile auf einem Stuhl niedergelassen hatte.
Harry zog es vor, während dem Essen zu schweigen. Nur gelegentlich wechselten sie verlegene, nervöse Blicke. Wenn einer den Mut aufbrachte den Anderen anzuschauen, verließ den Angesehenen der Mut, und sein Gesicht suchte nervös eine Ablenkung.
Beide waren hungrig. Immerhin hatten sie seit dem Dinner bei der Queen nichts mehr zu sich genommen.
Harry packte die leeren Pizzakartons zusammen und warf sie in einen Abfallbehälter, während Hermine weiterhin wortlos, das Besteck spülte und sich im Anschluss auf der Couch ausbreitete.
Harry beobachtete sie traurig, und stellte fest, dass sie ein ausgeschaltetes Fernsehgerät anstarrte.
Er machte zwei Schritte auf sie zu, und wieder verließ ihn der Mut.
„Bist du mir b-böse“, hustete er mehr als er sprechen konnte, „weil ich einfach so verschwunden bin, ohne dir etwas zu sagen?“
Hermines Gesicht schnellte herum, giftige Blicke wurden ihm entgegengeworfen.
Nur wenige Sekunden, doch dann drehte sie ihr Gesicht erschrocken wieder weg.
„Du hast dir Sorgen gemacht“, antwortete Harry kleinlaut. „Das ist verständlich, und es tut mir Leid. Ich hätte zumindest eine Nachricht hinterlassen sollen.“
Der Blick seiner Freundin blieb geradeaus ins Nirgendwo gerichtet, es schien wieder das ausgeschaltete TV-Gerät zu sein. Harry riskierte einen Blick ans Ende ihrer Blicke. Auf dem schwarzen Bildschirm konnte er Hermines Spiegelbild erkennen.
Unbewusst spielte ihr Spiegelbild an einem dünnen, „seidenen“ Wollfaden an ihrem Finger, der symbolisch für ihre Ehe stand.
Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, ein Schütteln erfasste ihren Körper, so dass Harry erschrocken seine Blicke vom Spiegelbild losriss, und einen weiteren Schritt rückwärts machte, weil sich Hermine urplötzlich, wie eine Furie vor ihm aufbaute.
Das Alles ging so schnell, dass Harry sich wunderte, wie sie es geschafft hatte, so schnell aufzuspringen. Apparieren schoss ihm durch den Kopf.
Mit der rechten Faust trommelte sie unterdessen, energisch gegen seine Brust, während ihre linke Hand flach und schmerzhaft gegen seine Wange krachte.
Ein gefährlicher, schallender Knall, durch den Beide erschrocken in eine Art Ganzkörperstarre fielen.
„Was hat sich wirklich zwischen uns geändert?“, fragte Harry traurig. „Wir sind doch immer noch die Gleichen?“
Einige Augenblicke wartete Harry wirklich auf eine Reaktion, doch Hermine rührte sich nicht. Sie zuckte nicht einmal.
„Hier fällt mir die Decke auf den Kopf“, sagte Harry schließlich. „Vielleicht sollten wir wirklich noch etwas Zeit Alleine verbringen.“
Zumindest ein schweres Seufzen war Hermine abzuringen.
„Ich komme zurück, wenn ich mit mir im Reinen bin“, keuchte Harry. „Bitte mache dir keine Sorgen, ich lasse dich nicht Alleine. Bevor ich gehe, beantworte mir bitte nur eine Frage…“
Würde sie antworten?
Zumindest hatte er es geschafft, dass sie ihn wieder anschaute.
„Könntest du mich lieben?“
Hermines Reaktion war heftiger, als Harry zu hoffen wagte.
Sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Augenlider waren völlig außer Kontrolle und schlossen sich schließlich ganz.
Wenige Augenblicke später hörte sie leise Tritte, und das Schließen der Eingangstür.
Sie fiel zurück auf die Couch, und schlug mehrfach, wütend ihren Hinterkopf gegen die Rückenlehne der Couch, die eigentlich Harry als Schlafgelegenheit dienen sollte.
Tränen waren nicht aufzuhalten, das hatte sie auch gar nicht vor.
Ihre Emotionen mussten raus, alles was sich in den letzten Stunden angesammelt hatte.
Harrys letzte Frage konnte sie nicht beantworten.
„Ich kann dich lieben, Harry, aber das brauche ich nicht zu versuchen, weil ich das schon längst tue“, flüsterte sie. Bitte mach keine Dummheiten, flehte sie und ersehnte seine baldige Rückkehr herbei.
Hermine stellte sich auf eine lange Wartezeit ein.
Sie wusste Harry würde so schnell nicht zurückkommen, aber sie war auf die seine Rückkehr vorbereitet. Aber gleichzeitig hatte sie auch Angst, dass er ihre heftige Reaktion missverstehen könnte. Ihre Ohrfeige sollte keine Abweisung sondern ein Ausdruck ihrer inneren Unruhe und der Sorge über sein plötzliches Verschwinden sein.
Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten, zwei Stunden, ohne, dass sich Hermine von der Stelle rührte. Doch in dem Moment, als die Sonne im nahen Meer versank, und die Dunkelheit über die walisische Küste einzog, verspürte Hermine die erste Unruhe.
Nervös richtete sie sich bei jedem leisen Geräusch auf.
Zur Ablenkung griff sie nach ihrem Zauberstab und beschwor einige Kanarienvögel mit denen sie einige Zauber probte, eben das, was sie immer tat, wenn sie eine innere Zerrissenheit spürte.
Eine weitere Stunde war vergangen, und noch immer blieb die Haustür geschlossen.
Den Gang zum Fenster hatte sie aufgegeben, draußen war sowieso nichts mehr zu erkennen.
Aber die Haustür, die könnte sich endlich öffnen.
Das Warten machte sie müde, aber auch immer unruhiger und ungeduldiger.
Ihre Gemütslage schwankte, je länger die Zeit voranschritt.
Mal war sie traurig und weinte, ein anderes Mal zogen Erinnerungen an ihr vorbei, denen ein herzhaftes Lachen folgte.
Pure Verzweiflung, dann wurde sie wieder Ernst.
Die Ungewissheit trieb sie an den Rand des Wahnsinns.
Hoffentlich macht er keine Dummheiten!
Und so war eine weitere Stunde vergangen.
Harry war immer noch nicht zurück, und die Sorgen wurden größer.
Welche Dummheiten sollte er tun?
Welche könnte er tun?
In einem Punkt war sich Hermine sicher: Er würde sie niemals in Gefahr bringen.
Mittlerweile war sie an einem Punkt angekommen, an dem ihr die Warterei jegliches Zeitgefühl genommen hatte.
Zu ihrer eigenen Überraschung ging es bereits auf Mitternacht zu, als sich endlich der Griff der Haustür bewegte.
Leise schlich Harry ein.
Es brannte kein Licht, und es war unheimlich still.
Man konnte die Brandung der aufgewühlten See hören.
Vorsichtig schaute sich Harry um, und dann erblickte er sie.
Sie saß im Licht einer Straßenlaterne auf der Couch, und starrte ihn an.
In ihrer Hand hielt sie den Zauberstab, und über ihrem Kopf kreisten einige Kanarienvögel, die langsam auf ihn zugeflattert kamen.
„Ist es gefährlich, oder kann ich mich zu dir setzen?“, fragte Harry mit einem gequälten Lächeln, und voller Erinnerungen und Mitgefühl an die Ron und Lavender Szene in ihrem sechsten Schuljahr.
Hermine klopfte mit ihrer freien Hand auf die Couch, und Harry glaubte ein heimliches Schmunzeln auf ihrem Gesicht zu erkennen.
„Du hast Respekt vor deiner Frau“, sagte sie schmunzelnd. „Das ist doch schon mal ein guter Anfang“.
„Wollen wir reden?“
„Ja!“, sagte Hermine nickend. „Wo warst du?“
Ein Schmunzeln zierte Harrys Gesicht.
„Was ist?“, schob sie genervt hinterher.
„Fast wieder meine alte Freundin“, antwortete Harry immer noch schmunzelnd. „Immer mit der Axt ins Haus. Eigentlich dachte ich, wir reden über uns…“
„Ja, Harry, das sollten und das müssen wir wohl.“
Die Vögel über ihren Köpfen verschwanden und ihren Zauberstab legte sie auf den kleinen Couchtisch.
„Bevor wir miteinander reden können, musste ich erst noch ein paar Dinge klären“, begann Harry. „Dinge, die mir wichtig waren. Aber auch Dinge, die nicht ungefährlich waren, aber das hast du sicher schon geahnt.“
„Du hast hoffentlich keine Dummheiten gemacht?“
Harry schüttelte seinen Kopf. „Ich war vorsichtig, und habe größtenteils den Tarnumhang verwendet.“
„Du hast was?“, schrie Hermine entsetzt. Ihr Körper zuckte dabei so erschrocken nach vorne, dass ihr Gesicht fast auf die Tischplatte geknallt wäre. „Bist du wahnsinnig?“
„Wo warst du?“, fragte sie nachdem der erste Schreck sich gelegt hatte. „Was hast du getan?“
„Ich weiß nicht, ob du es verstehen wirst, aber ich will ehrlich zu dir sein“, für einen kurzen Moment zögerte Harry, doch eine erwartete Antwort blieb aus. „Ich musste für mich erst ein Kapitel abschließen, bevor ich das hoffentlich letzte Kapitel beginnen kann.“
„Ginny“, nickte Hermine schwerfällig, merkte aber erst nach einigen Augenblicken, was sie gerade gesagt hatte. „Du hast … du warst doch nicht…?“
„Nein“, schüttelte Harry seinen Kopf. „Ginny war der letzte Punkt auf meiner Liste, bevor ich zurückkam.“
Fast schon flehend blickte Harry seiner Hermine ins Gesicht, die sehr zu seiner Erleichterung, nicht mehr in einer Schockstarre steckte.
Ihr Gesicht leuchtet krebsrot im immer noch dunklen Raum, und ihre Anspannung war greifbar.
„Weißt du eigentlich, dass Shells Cottage nur einen Katzensprung von hier entfernt liegt?“, setzte Harry fort.
„Shell … Shells Cottage?“, stammelte Hermine. „Du warst bei Bill und Fleur?“
„Ich war in Shells Cottage, richtig“, antwortete Harry. „Aber ich habe niemanden besucht und mich hat niemand gesehen. Vor etwa zehn Minuten bin ich von dort disappariert.“
„Warum, Harry?“
„Ich wusste Ginny würde dort sein“, erklärte Harry. „Sie hat es mir an Weihnachten gesagt. Ich brauchte nur einen Blick, um mit mir ins Reine zu kommen. Mir war klar, dass ich es ihr für lange Zeit nicht erklären kann, aber ich musste sie sehen, um mich - für mich, von ihr zu verabschieden. Ich hatte den Tarnumhang übergeworfen, und bin in sicherer Entfernung zum Gebäude angekommen. Sie saß in der Küche und hat sich recht locker und fröhlich mit Fleur unterhalten. Es war nicht einmal eine Minute, dich ich brauchte, aber es genügte, um die letzten Zweifel auszuräumen.“
„Welche Zweifel?“, fragte Hermine vorsichtig. Ihr Stimme krächzte, und das Schlucken viel ihr schwer.
„Die letzten Zweifel, dass das was wir getan haben falsch sein könnte.“
„U … Und?“, stotterte Hermine noch langsamer und leiser.
„Was denkt das kluge Mädchen?“
Harrys Blick herausfordernd, Hermines zittrig.
„Du hast die Antwort doch schon bekommen.“
Harry wühlte mit einer Hand in seiner Tasche, und mit der Anderen tastete er behutsam nach Hermines provisorischen Wollfaden am Ringfinger.
Ein wohliger Gänsehautschauder erfasste alle Stellen ihres Körpers.
„W … w … was tust du?“, stammelte sie, nachdem Harry den Knoten löste und den Trauring aus Wolle auf den Tisch fallen ließ. Im Anschluss tat er das Gleiche mit dem Pendant.
„Was bedeutet das?“
Hermine verstand gar nichts mehr.
„Hast du damit unsere Ehe wieder gelöst?“
Harry blieb unbeeindruckt.
„Glaubst du das wirklich, oder hast du mir nicht zugehört?“
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll…“
Harry führte seine Hand zurück zu Hermines Ringfinger und streifte einen echten, goldenen Ring über.
„Meine Frau sollte einen echten Ring tragen, keine Notlösung“, lächelte Harry traurig.
Hermines Herz pochte an ihrem Hals.
„Ich konnte mit der Notlösung sehr gut leben“, krächzte Hermine. „Für mich zählt nur seine Bedeutung. Nur das war wichtig.“
„Schon als ich ihn sah, wusste ich er würde perfekt an deine Hand passen.“
„Er ist wunderschön Harry“.
Hermine beäugte den Ring mit Tränen in den Augen. Seine goldene Farbe glänzte im Licht des Mondes.
Ein mehrfarbiger Trauring aus Rotgold und Weißgold.
Die Oberfläche Rotgold mattiert mit einem eingravierten mehrfach verzierten Muster, vertiefte seitliche Weißgoldkanten poliert.
Hermines Ring war zusätzlich mit drei Diamanten besetzt, während der Ring, den sich Harry an den Finger steckte ohne Stein auskam.
„Es sind die Ringe deiner Eltern“, stellte Hermine fest. „Bist du dir wirklich sicher, was du da tust?“
„Ganz sicher“, nickte Harry. „Ich glaube nicht an Zufälle, das solltest du wissen. Sie haben mir die Ringe überlassen, versteckt hinter einem Bilderrahmen in Godrics Hollow. Kein Zufall. Gut versteckt, und nur durch mich zu finden. Falls dein geschultes Auge, es noch nicht bemerkt haben sollte…“
Hermine schaute auf, frei nach dem Motto: was könnte MIR entgangen sein?
„Ein magisch anpassungsfähiger Ring“, lächelte Harry und zog ihn vorsichtig von Hermines Finger, und steckte ihn wieder zurück. „Er hat sich dir sofort angepasst. - Mum überlässt nichts dem Zufall, oder?“
„Also warst du auch in Godrics Hollow?“, staunte Hermine, in voller Absicht auf Ablenkung.
„Mein erster Weg führte mich dahin“, bejahte Harry. „Aus zwei Gründen bin ich in mein eigenes Haus unter einem Tarnumhang eingebrochen, den Einen trägst du am Finger, der Andere … war das hier…“
Wieder runzelte Hermine die Stirn.
Es war ein Brief, den ihr Harry unter die Nase hielt.
Ein Brief, den sie geschrieben hatte, und der erst wenige Tage alt war.
Fast kannte sie den Inhalt auswendig, so brauchte sie kein Licht um ihn zu lesen, sie beließ ihn sogar in Harrys Händen:

Lieber Harry
Ich habe mich sehr über deinen Brief gefreut, es war endlich einmal eine liebevolle Ablenkung, auch wenn wir uns in wenigen Stunden schon wiedersehen werden.
Ich habe auch eine Einladung zum Empfang im Königshaus bekommen.
Mach dir also keine Sorgen.
Natürlich bin ich nervös, aber ich freue mich auch, euch endlich wiederzusehen.
Mir geht es gut, obwohl es gestern auf der Hogwarts Weihnachtsfeier leider sehr spät geworden ist.
Tanzen mit Ginny war einfach bombastisch.
Wir waren alle sehr müde, und so habe ich die Nacht nicht in einem Bett verbracht, weil es bereits Morgen geworden war.
Details werde ich dir aber noch keine verraten. Nur soviel. Schade dass wir nach dem Sommer nicht mehr zurückkehren werden, und vielleicht wirst du ja etwas von der Nacht detaillierter von Ginny erfahren.
Ich freue mich wirklich darauf euch Alle endlich wieder zusammen anzutreffen.
Das halbe Jahr war so schnell vorbei, obwohl ich erst nach einigen Tagen richtig kapiert hatte, dass es ohne euch Beide doch recht langweilig werden kann. (ich habe euch eben Beide lieb…)
Den Weg in die Ferien werde ich zusammen mit Ginny im Hogwarts-Express beginnen.
Deine Idee mich für den Empfang bei Mum und Dad abzuholen werde ich beherzigen, und sehr gerne annehmen. Denn nur dort kann ich ein perfektes Outfit finden.
Auch wenn ich mich schwer anstrengen muss, um mit Ginny mitzuhalten.
Liebe
Hermine

„Willst du ihn nicht lesen?“, fragte Harry auffordernd.
„Ich habe lange nachgedacht, was ich dir schreiben könnte“, antwortete Hermine kopfschüttelnd. „Ich brauche meinen eigenen Brief nicht zu lesen, weil ich ihn auswendig kenne.“
„Bist du dir da sicher?“, lächelte Harry siegessicher.
Er tat das immer, wenn er sich zufälligerweise einmal seiner Freundin überlegen fühlte.
Harry kannte diesen Blick, diese Überheblichkeit, und nicht selten konnte sie ihn letztendlich doch vom Gegenteil überzeugen. Doch dieses Mal verriet sein Blick einen hundertprozentigen Triumph.
Sie lief zum Lichtschalter und erhellte den Wohnbereich, dann entfaltete sie einen Brief, den sie selbst geschrieben hatte, und konnte keine Besonderheit feststellen.
„Es ist genau der Brief, den ich dir geschrieben hatte“, wiederholte sie.
Harry stand in ihrem Rücken, und lugte über ihre Schulter, so dass sie seinen Atem im Genick spürte. Ein wohliger Schauder überkam sie.
„Dann schau genau hin“, flüsterte Harry, und eine neue Atemwelle kräuselten ihre Nackenhaare.
Auf dem Pergament in ihren Händen geschah Unglaubliches.
Worte wechselten die Plätze, Buchstaben verschwanden, oder verschoben sich. Einige Worte verschwanden ganz. Ein, zwei Minuten lief ein unglaubliches Schauspiel vor Hermines Augen ab, bis schließlich alle Buchstaben und Worte zum Stillstand kamen, und Hermine bei einem neuen Text Herz-Rhythmus-Störungen bekam.

Liebe Mum, lieber Dad.
Der Empfang im Königshaus war bombastisch.
Es ist leider sehr spät geworden, wir waren sehr müde, und so habe ich die Nacht bei Harry verbracht.
Mir geht es gut, und ich werde bereits Morgen nach Hogwarts zurückkehren.
Macht euch also keine Sorgen. Details werde ich euch aber noch keine verraten.
Ich habe euch lieb
Hermine

„Das habe ich nicht geschrieben, aber es ist meine Schrift“, keuchte Hermine und rang nach Atem. „Wie hast du das? … Was hast du damit…?“
„Deine Eltern werden zumindest bis Mai ruhige Nächte haben.“
„Du hast meinen Brief verfälscht und meinen Eltern zukommen lassen?“
„Mit meiner Posteule, und dem Umweg über den Ministers für Zauberei“, bestätigte Harry.
„Das war so was von Leichtsinnig, was du getan hast“, mahnte Hermine, konnte aber ihre innere Freude kaum verstecken. „Das ist einfach unglaublich.“
„Ich bin erst in der Weihnachtswoche mit dem Umbau fertig geworden“, rechtfertigte Harry seine Tat, „ich konnte das Haus, das meine Eltern errichtet haben nicht ein weiteres Mal verlieren.“
„Du hast die Schutzzauber erneuert?“, glaubte Hermine zu wissen.
Harry nickte und streifte dabei ihre Schulter, dabei vergrub er sein Gesicht in ihrem Nacken.
Hermine schloss ihre Augen und versuchte ihr rasch pochendes Herz zu verbergen. Doch sie zitterte auch noch vor Aufregung am ganzen Körper, so dass, der hinter ihr stehende Harry um ihre Taille fasste und an ihrem Bauch seine Hände überkreuzte.
Hermine beruhigte sich, doch der Herzschlag beschleunigte sich ein weiteres Mal.
„Das war unglaublich Leichtsinnig“, wiederholte Hermine mit schwacher Stimme. „Völlig unnötig. Völlig gefährlich … Aber wunderschön…“
Ich wollte nur ehrlich zu dir sein“, antwortete Harry. „Wir können nur auf einer ehrlichen Basis etwas aufbauen.“
„Willst du das denn? - Etwas aufbauen?“
„Ich würde das sehr gerne tun“
„Warum?“
„Ich bin mir mittlerweile sicher, dass du ganz genau weißt warum“, antwortete Harry. „Wenn ich keine Liebe empfinden würde, hätte ich nicht mein Ja-Wort gegeben. Doch ich brauchte Abstand, weil mich deine Apartheid verunsichert hatte.“
„Das tut mir Leid, Harry, das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen. Vielleicht war es bei mir ähnlich. Vielleicht musste auch ich einen Abschied von alten Gefühlen nehmen, um die wahren Gefühle freizulassen.“
„Genau das habe ich getan - meine wahren Gefühle befreit, aber ich konnte das nicht in deiner Gegenwart tun. Als ich Ginny dort in Shells Cottage beobachtet habe fiel Alles von mir ab. Auf einmal habe ich es gesehen. Dich. Gefühle. Ich habe es gespürt, und ich fühlte mich glücklich, befreit. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.“
Hermine befreite sich aus Harrys Umklammerung und schlängelte sich so geschickt durch seine Arme, dass sie sich Nase an Nase gegenüberstanden.
„Die absolute Gewissheit erlangte ich in Godrics Hollow“, erklärte Harry weiter. „Überall habe ich dich gesehen, dich und niemand sonst. Dein Gesicht war allgegenwärtig. Bilder, Dinge, die mich an dich erinnern, angefangen beim Anblick meines Elternhauses, wer Anders als du hätte mich das erste Mal dahin begleiten können?“
Freudentränen bildeten sich in ihren Augen, und sie begann zu schluchzen.
Für einen kurzen Augenblick verschmolzen ihre feuchten Pupillen miteinander, dann flüsterte Hermine. „Du darfst die Braut jetzt küssen.“
„Was hast du gesagt?“, schüttelte sich Harry, der ihre Worte nur unterbewusst registrierte.
„Das wichtigste hat Kingsley vergessen“, grinste Hermine und schloss hoffnungsvoll ihre Augen. „Du darfst die Braut…“
Die Wiederholung brachte Hermine nicht mehr zu Ende.
Sie erstickte förmlich an ihren Worten und klebte an Harrys Lippen.
Der erste Kuss.
Eine unbeschreibliche Erfahrung.
Obwohl sich beide in dieser Hinsicht nicht mehr als Unerfahren bezeichnen konnten, war es dennoch eine neue, unbeschreibbare, wunderbare Neuerung, die keiner von Beiden je vergessen wird.
Der Kuss war kurz, aber heftig und Leidenschaftlich.
Nachdem sie sich wieder voneinander lösten rangen bitte heftig nach Atem, aber nur für ein oder zwei Wimpernschläge, dann fiel sie zurück in seine Arme, drückte sich ganz fest gegen seinen Körper, und presste ihre Lippen ein weiteres Mal auf die Seinigen.
Die Gewalt dieser Leidenschaft brachte beide ins Schwanken.
Der Kuss, die Erregung wurde immer intensiver, wilder, leidenschaftlicher.
Schweißperlen tropften von Harrys Stirn, Atemnot, Gänsehaut stellte sich bei Hermine ein.
In seinem Innern flatterten unzählige Schmetterlinge durcheinander.
Hermines Magen fühlte sich flau an, und sie hatte das Gefühl, dass alle ihre Innereien die Plätze gewechselt hätten.
Der Kuss schien nie enden zu wollen.
„Denkst du, wir schaffen es ein paar Minuten zu schlafen?“ fragte Harry. „Ich bin hundemüde. Immerhin haben wir seit mehr als sechsunddreißig Stunden kein Auge zu gemacht.“
„Ich schon“, antwortete Hermine kleinlaut. „Mir sind heute Mittag die Augen zugefallen…“
„Und als du aufgewacht bist, war ich verschwunden“, vervollständigte Harry schuldbewusst. „das tut mir Leid…“
„Nein, nein, Harry“, wiegelte Hermine sofort ab. „Das sollte kein Vorwurf sein. Und auch die Ohrfeige…“
„Die habe ich mir verdient“, unterbrach Harry. „Mach dir deswegen keine Sorgen, ich weiß dass sich nur deine Angst und Sorgen entladen mussten.“
„Eigentlich müsste ich jetzt verwundert sein, oder ein Schamgefühl verspüren“, lächelte Hermine verträumt. „Aber dem ist nicht so“.
„Weil wir nichts Verbotenes getan haben?“
„Vielleicht auch deswegen“, Hermine zuckte mit dem Oberkörper, als würde sie über die Möglichkeit nachdenken. „Aber es ist wohl eher, weil es wirklich Liebe ist, die ich empfunden habe.“
„Wie soll ich dich eigentlich nennen?“ fragte Harry plötzlich.
„Was meinst du?“, wunderte sich Hermine. „Du suchst nicht etwa einen Kosenamen?“
Harry schüttelte seinen Kopf. Seine Gesichtszüge wurden Ernst. „Wir müssen wirklich sehr vorsichtig sein. Shells Cottage ist wirklich sehr nahe.“
„Du bist Harry, und du wirst immer Harry für mich sein. Ich könnte das niemals abstellen. Aber du hast Recht, wir sollten uns wirklich darauf beschränken, unseren wahren Namen nur zu verwenden, wenn wir alleine sind“, seufzte Hermine. „Und auch keine Alleingänge mehr“.
Harry nickte zustimmend.
„Und unsere Zauberstäbe sollten wir auch beiseite legen“, empfahl Hermine weiter. „Es ist zu gefährlich. Wir dürfen nicht auffallen. Zauberei nur in äußersten Notfällen.“
Harry hatte sich abgedreht und begann seine Decke auf der Couch auszubreiten.
„Was tust du da?“ fragte Hermine verwundert.
„Ich bereite mein Nachtlager vor“, antwortete Harry, ohne sich umzudrehen, was er auch strengstens vermeiden musste, damit Hermine seine Gesichtszüge nicht studieren konnte, denn darin lagen Hoffnung, ein zitterndes Schmunzeln und die Gewissheit seine Frau genauestens zu kennen.
Was auch der Fall war…
Hermine packte seinen Arm, schob ihn beiseite, und mit der freien Hand schnappte sie sein Kissen und die Decke.
„Untersteh dich!“, raunte sie. „Du lässt mich noch einmal Alleine.“
Mit Harrys Kissen und Decke bewaffnet marschierte sie im Anschluss in Richtung Schlafzimmer. „Wir sind nämlich verheiratet und dürfen das.“
„Dürfen was?“, rief Harry schmunzelnd hinter ihr her.
„In einem Bett schlafen, was hast du denn gedacht?“
Hermines Kopf schoss herum, und Harry konnte gerade noch im letzten Augenblick das Grinsen aus seinem Gesicht vertreiben.
„Ich möchte, dass du bei mir bist“, erklärte Hermine. „Halt mich einfach fest im Arm, damit ich weiß, dass du da bist, und dass ich mich nicht in einem Traum befinde. Das, was wir sonst noch dürfen, wird die Zeit uns bringen. Lass es uns langsam angehen.“
Harry verschwand im Badezimmer und kam mit seinem alten Schalfanzug aus der Zeit der Jagd nach Horkruxen zurück.
Hermine hatte bereits die Decke bis zum Hals gezogen und schien auf ihn gewartet zu haben. Sie kuschelte sich in seine Arme, und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken.
„Darf ich dich noch einmal küssen?“, flüsterte Harry hoffnungsvoll.
Du brauchst nicht zu fragen“, hörte er Hermines Stimme, wie aus einer andern Sphäre. „Tu es einfach…“

„Was ich nicht verstehe“, sagte Ron nachdenklich. „Warum seid ihr hier geblieben, und was hat es mit diesem Schließfach auf sich?“
Ohne jegliche Unterbrechung lauschte Ron der unglaublichen Geschichte, die seine alte Freundin zu erzählen hatte.
Sie hatten sich auf der Terrasse eines kleinen Cafes im Zentrum von Aberystwyth niedergelassen und bereits einige Tassen Kaffee und diverse andere Getränke intus.
Nachdem Ron, das kleine Mädchen an Hermines Hand erblickt hatte und ihr die Frage nach ihrem Namen hinterher gerufen hatte, wusste Hermine, dass sie ihrem alten Freund nichts mehr vormachen konnte.
„Ich heiße Lily“, antwortete die Kleine fröhlich über ihre Schulter zurück, und ihre smaragdgrünen Augen verrieten ohne Zweifel ihre Herkunft.
„Das Schließfach war die Verbindung in unser altes Leben“, erklärte Hermine. „Anfänglich schauten wir täglich vorbei“, erklärte sie weiter. „Später - nur noch einmal im Monat. Gelegentlich fanden wir ein Exemplar des Tagespropheten darin vor. Aber nichts, das uns weiter- oder zurückbringen würde.“
„Und warum seid ihr hiergeblieben?“, wiederholte Ron seine Frage, „und wie ging es weiter?“
„Wir haben tatsächlich ein Studium an der hiesigen Universität begonnen. Und wir haben Beide das Studium beendet. Harry in Rechtswissenschaft. Er ist letztes Jahr in eine Rechtsanwaltskanzlei eingestiegen, und wie du dir sicherlich denken kannst, ist es bei mir nicht bei einem Fach geblieben. Ich bin jetzt Grundschullehrerin.“
„Aber deswegen seid ihr doch nicht hier im Exil geblieben?“
Hermine schüttelte ihren Kopf. „Nein, da hast du Recht. Unser Verbleib hatte andere Gründe“, dabei schaute Hermine strahlend hinüber zu einem kleinen Wildfang, der sich auf einem naheliegenden Spielplatz vergnügte.
„Du bist schwanger geworden?“, glaubte Ron zu verstehen.
„Fünf Monate waren seit unserem Untertauchen vergangen, als wir in dem Schließfach erstmals eine aussagekräftige Botschaft vorfanden. Sie war von Kingsley, in der er um ein Treffen bat. Da er allerdings unsere Namen und den genauen Aufenthaltsort nicht kannte, schlug er ein Treffen hier in diesem Café vor. Und da er nicht wusste, wann wir den Brief finden würden, schrieb er, dass er fortan jeden Montag zwischen 14 und 15 Uhr auf uns warten würde. Das Treffen fand statt, und wir erfuhren, dass man den Schakal ausfindig machen konnte, aber bei dem Versuch ihn dingfest zu machen, wurde Mike Durban getötet. So würde also Niemand von unserer Identität erfahren. Der Schakal wäre in Richtung Übersee geflohen, wo sich seine Spur erneut verlor. Eine Rückkehr nach England wäre für ihn aber nur noch bedingt möglich, da nun weltweit sein Fahndungsbild aushängen würde. Kingsley würde es verstehen, wenn wir zurückkehren wollten, erklärte uns aber auch, dass die Gefahr geringer, aber nicht vollständig ausgeräumt wäre. Wir mussten nicht lange überlegen. In unserem Leben hatte sich etwas Wesentliches verändert.“
„Eure Tochter...“
Hermine nickte. „Ich war im dritten Monat schwanger. Wir haben zum Schutz unseres ungebornen Kindes beschlossen, hierzubleiben.“
„Ihr könnt zu jeder Zeit zurückkehren, erklärte uns Kingsley. Die für uns vorgesehenen Posten sind reserviert und wurden nur kommissarisch bis zu unserer Rückkehr besetzt“, erwähnte Hermine beiläufig.
„Aber wenn der Typ sich im Ausland aufhält…“, überlegte Ron.
„Das ist genau das, was uns Kingsley auch zu erklären versuchte“, unterbrach Hermine. „An jeder Grenzkontrolle, auf jedem Polizeiposten würde sein Bild hängen…“
„Wie und vor allem warum sollte er dann zurückkommen?“, setzte Ron seine Überlegungen fort. „Wäre das nicht ein zu großes Risiko für ihn?“
Ron schaute auf, als warte er auf die Bestätigung einer Theorie. „Warum seid ihr wirklich geblieben?“, fragte er nach einer kurzen schweigsamen Pause. „Ihr seid nicht zufällig einer Konfrontation mit euren alten Freunden aus dem Weg gegangen?“
„Glaubst du das wirklich?“, erwiderte Hermine mit versteinerter Miene. „Der Fuchsbau wäre einer unserer ersten Anlaufstellen gewesen“
„Aber selbst wenn…?“, schüttelte Ron seinen Kopf. „Was sollte der Kerl noch von euch wollen, er ist identifiziert…“
„Der Kerl ist längst zurück in England“.
Die Stimme kam aus Rons Rücken und bewirkte eine hastige Auf - Bewegung, bei der Ron fast seinen Stuhl umgerissen hätte.
„Hi, Ron“, lächelte Harry erwartungsvoll.
„Harry?!“, erwiderte Ron den Gruß.
„Nach Kingsleys Besuch sind wir etwas nachlässiger geworden“, erklärte Harry und zog sich einen Stuhl zu Recht. „Ich bin ihm in Godrics Hollow gegenübergestanden.“
„Godrics Hollow?“
„So wie du, habe ich es lockerer gesehen, und mir nichts dabei gedacht, als ich wieder einmal spontan nach Godrics Hollow aufgebrochen war…“
„Dieses Mal mit meinem Einverständnis“, ergänzte Hermine. „Doch ich bestand auf den Tarnumhang…“
„Und du Pantoffelheld hast dich tatsächlich daran gehalten?“, grinste Ron. „Zeig mal, hast du sie an?“, neugierig blickte er unter den Tisch. „Die Pantoffeln“, erklärte er Harrys fragende Blicke.
„Hermine hatte einen guten Riecher“, sagte Harry. „Ich wäre direkt in eine Falle getappt. Sie waren zu Viert, schwer bewaffnet, und dem Schakal stand ich nur eine handbreit entfernt gegenüber. Ich hätte einen oder zwei erlegen können, doch gegen vier Schnellfeuerwaffen … keine Chance.“
Ron nickte nachdenklich. „Nur, was wollen die noch von euch?“
„Wir sind wichtige Zeugen, Ron“, erklärte Hermine. „Wenn wir aus dem Weg sind, hat man fast nichts gegen den Schakal in der Hand.“
„Aber du hättest ihre Gesichter sehen sollen, als sie ein leeres Gebäude anstarrten, und bei der Suche von einer unsichtbaren, unüberbrückbaren Barriere zurückgeschleudert wurden“, grinste Harry erstmalig in der Gegenwart seines alten Freundes.
„Nicht nur sie…“, murmelte Ron leicht zerknirscht. „Ich war mit Ginny da, und auch wir haben uns über den Schutzzauber gewundert … und geärgert.“
„Es tut mir Leid, Ron“, wiegelte Harry ab, der die Enttäuschung seines alten Freundes spüren konnte. „Ich habe auf die Schnelle das Haus geschützt, und befand es am Sinnvollsten es komplett zu tarnen.“
„Es war auch nur der erste Moment“, schüttelte Ron seinen Kopf. „Der, was weiß ich, wie lange anhielt.“ Rons Schulter hob und senkte sich. „Ich war mit Ginny dort…“
„Wir geht es Ginny?“
„Sensationell gut, würde ich mal behaupten“, antwortete Ron. „Sie hat Karriere gemacht bei den Harpies. Sie hätte für dich sowieso keine Zeit gehabt.“
„Und du?“, fragte Hermine vorsichtig.
„Ich?“, stöhnte Ron. „Ihr wisst doch. Ich bin schwer unterzukriegen.“
„Von wegen“, erwiderte Harry. „Du bist ein Phlegma erster Güte. Raus mit der Sprache, wie ist es dir ergangen?“
Ron schürfte nervös an seinem Kaffee, zog die Nase hoch und kam dann auf den Punkt.
„Ich war natürlich stinksauer. Enttäuscht. Frustriert und was sonst noch Alles“, sagte er ohne seine Freunde aus dem Auge zu lassen. „Aber ich habe mich nicht in meinem Zimmer eingeschlossen und Rotz und Wasser geweint. Ich habe mich in die Arbeit im Scherzartikelladen geworfen, und nichts an mich herantragen lassen. Ich versuchte zu vergessen, und habe mir allerlei Gründe ausgedacht. Ich wusste ja nicht einmal, wie ich deine Eltern finden könnte, wir haben nie drüber gesprochen. Dann tauchte ein Brief auf, der über Kingsley an deine Eltern gerichtet war, und den er weiterleiten sollte.“
„Aber du hast nicht nachgehakt, nachdem du sicherlich von Ginny erfahren hast, dass ich nicht in Hogwarts war?“
„Wieso hätte ich?“, antwortete Ron. „Der Brief war echt, und als Ginny auch noch erwähnte, dass Harry ebenso verschwunden ist…“
„…hast du die richtigen Schlüsse gezogen…“
„Ich hatte aber keine Ahnung, was wirklich dahinter steckte“, nickte Ron zustimmend, aber unterdrückte weitere Schilderungen.
Erst nach einigen Augenblicken ergänzte er kleinlaut: „Ich habe mich aus Trotz anderweitig vergnügt, und aus diesem Grund bin ich eigentlich heute auch hier in diesem Kaff.“
„Fünf Jahre, Ron“, erwähnte Hermine herausfordernd. „Das schien sich doch als etwas langwieriger gestaltet zu haben. Kenn ich sie?“
Ron schüttelte seinen Kopf und errötete. „Sie ist das Kindermädchen von Bill und Fleur. Es sollte bei einem One-Night-Stand bleiben … eigentlich.“
„Eigentlich?“
„Wir konnten die Finger nicht voneinander lassen, aber wir haben uns gegenseitig keine Versprechungen gemacht, und heute wollte sie mich hier treffen.“
„Ist das ungewöhnlich?“, hakte Hermine nach.
„Ich war niemals hier, wir haben uns immer in Shells Cottage oder in London getroffen.“
„Das wollte ich nicht wissen, Ron“, belehrte Hermine. „Wenn etwas über fünf Jahre dauert, dann ist es nichts Belangloses mehr.“
„Mit ihr war es immer ungezwungen“, überlegte Ron. „Ich vermute, sie will mir sagen, dass sie schwanger ist.“
„Habt ihr denn nicht verhütet?“
„Und ihr!“ keuchte Ron, über Hermines neuerlichen Belehrungsversuch.
„Es ist wohl gleich beim ersten Mal passiert“, griff Harry ein. „Unsere Beziehung war nicht geplant, Ron. Wir wurden von unseren Gefühlen überrumpelt.“
„Wir hatten nicht gerade das, was man eine Traumhochzeit nennt“, ergänzte Hermine. „Aber wir haben uns arrangiert, nur haben wir eben beim ersten Mal nicht aufgepasst. Aber nichts von alledem habe ich je bereut.“
„Chloe hat eigentlich einen Verhütungstrank genommen“, erklärte Ron. „Ja, sie ist magisch, war aber in Beauxbatons“.
„Hast du Angst davor, Vater zu werden?“
„Wenn ich denn der Vater bin…“, klagte Ron. „Keine Zwänge. Ihr erinnert euch?“
„Vertraust du ihr?“, fragte Hermine.
„Er liebt sie“, korrigierte Harry. „Er ist nur zu stolz, sich das Selber einzugestehen.“
„Ihr habt schwer an eurem Aussehen gearbeitet“, überging Ron den Einwand seines besten Freundes. „Sehr zu eurem Vorteil“, fügte er mit einem leichten Schmunzeln hinzu.
„Vor allem du bist hübscher geworden, Hermine. Bei Harry, allerdings…“
„Was ist mit mir?“
„Es ist gewöhnungsbedürftig, dich so glatt geschniegelt zu sehen“, kolportierte Ron. „Eure Haare. Hermine hat sie abgeschnitten, du siehst gekämmt aus“, lachte Ron. „Und euer Aussehen, eure Klamotten“, er zuckte, nach Worte ringend mit der Schulter, „so gewöhnlich. Muggelhaft, und doch wirkt es irgendwie seriös.“
„Wir haben uns angepasst, Ron“, erklärte Hermine. „Und wir fühlen uns wohl, so wie wir sind. So, wie es ist. Das, was wir sind.“
„Verheiratet, verliebt, ein Kind?“
„Auch das“, nickte Harry.
„Ihr wollt gar nicht zurück in euer altes Leben?“, dämmerte es Ron. Seine Augen weiteten sich.
„Ich wär schon gern, Mrs. Potter“, lächelte Hermine wehmütig. „Aber nicht um jeden Preis.“
„Wisst ihr was“, schüttelte Ron seinen Kopf. „Ihr seid richtige Langweiler geworden. Man kann euch sogar als Spießer oder Gewohnheitstiere bezeichnen…“
„Haben wir uns die Zeit der Ruhe nicht verdient?“, hinterfragte Harry. „Nach der langen Zeit der Abenteuer, der Angst?“
„Die Angst ist geblieben“, korrigierte Ron. „Aber ihr habt euch dieses Mal mit eurem Schicksal abgefunden.“
„Du etwa nicht?“
„Ich war nie der Auserwählte.“
„Aber sein bester, treuester Freund…“
Ron blickte beschämt zu Boden.
„Sag das nicht…“, sagte Ron mit schwacher Stimme.
„Es stört dich wirklich nicht, dass Harry und ich…?“, nahm Hermine Rons Verlegenheit auf.
Das Gesicht ihres Ex-Freundes leuchtete krebsrot, seine Stimme schwankte und wurde noch leiser. „Ein treuer Freund kommt in der Regel nicht so schnell über das Verschwinden dieser besten Freunde hinweg…“
„Wir waren von heute auf morgen verschwunden?“, wunderte sich Hermine.
„Ich habe nicht einmal nach euch gesucht…“
„Wo hättest du auch suchen sollen?“, unternahm Hermine einen Aufmunterungsversuch. „Selbst wenn … Nicht einmal meine Eltern…“
„Sie wissen immer noch nichts?“
„Doch“, nickte Hermine. „In dem Schließfach fanden wir irgendwann eine Nachricht von Kingsley, in der er uns mitteilte, uns weitere Zeit verschafft zu haben. Man konnte ja nicht wissen, dass unser Asyl ein Fass ohne Boden sein würde.“
„Er hat Hermines Eltern persönlich aufgesucht, und sie beruhigen können, dass es ihrer Tochter gut geht. Sie, aber sofort auf einen Geheimauftrag angesetzt werden musste“, übernahm Harry.
„Erst als unsere Tochter geboren wurde, erfuhr dieser Punkt eine Wende“, fügte Hermine an.
„Aber habt ihr euch keine Sorgen um deine Eltern gemacht, sowie ihr es jetzt mit eurer Tochter tut?“
Hermine schüttelte den Kopf. „Der Name Granger ist sehr geläufig in England, und alle Hinweise, die zu einem Zahnarztehepaar in einem Londoner Vorort geführt hatten, wurden gelöscht. Es gab keine Spuren, die zu ihnen führen könnten. Meine Eltern waren im Gegensatz zu unseren Freunden nie in Gefahr. Sie gelten nämlich immer noch als Vermisst in Australien.“
„Kein Muggel“. Korrigierte Ron energisch. „Kein Muggel könnte je den Fuchsbau oder Hogwarts finden. Wo also könnte es sicherer sein?“
Hermine schüttelte verneinend ihren Kopf. „Es sind nicht nur Muggel in diese Verschwörung verwickelt. Das geht bis in höchste Kreise des britischen Geheimdienstes. Durch unseren vorgetäuschten Tod konnten wir wichtige Zeit gewinnen…“
„Aber die Tatsache, dass die Terroristen nach wie vor auf der Suche nach uns waren, hat uns gezeigt, dass es in beiden Regierungen Maulwürfe gibt.“
Nervös schaute Ron auf seine Uhr.
„Ich muss los“, stammelte er. „Ich möchte Chloe nicht warten lassen…“
Hermine nickte aufmunternd.
„Darf ich euch wiedersehen?“
„Ich denke schon“, nickte Harry. „Vielleicht sollten wir wirklich über eine Rückkehr nachdenken“, dabei blickte er hoffnungsvoll zu Hermine. „Lily wird irgendwann die Einladung nach Hogwarts bekommen“, mit einem stolzen Vaterblick blickte er zu dem kleinen Mädchen hinüber. „Sie hat jetzt schon soviel von ihrer Mum…“
Hermine drückte liebevoll seine Hand. „…aber auch die Unsitten ihres Vaters“.
Mit großen, unschuldigen Augen blickte Harry seiner Frau ins Gesicht.
„Mensch Harry, Alter“, lachte Ron. „Dachtest du allen Ernstes, du könntest geheime Flugstunden vor Hermine verbergen?“
„Sie fliegt, wie ihr Dad“, erwiderte Harry stolz, verstummte aber unter Hermines Blicken sofort. „Drauf gesetzt und sofort beim ersten Mal losgeflogen“, flüsterte er leise, aber stolz in Richtung seines alten Freundes.
„Meldet euch“, verabschiedete sich Ron mit einem Nicken. „Bitte. Euch ist Niemand Böse. Alle im Fuchsbau werden sich freuen, euch wiederzusehen.“

Einige Tage später.
Harry brachte gerade Lily zu Bett, und Hermine hatte auf der Couch Platz genommen.
Ein guter Augenblick, um über ein Treffen nachzudenken, das möglicherweise ihrem Leben einen neuen Richtungswechsel geben könnte, und dabei fiel sie in eine Melancholie an einen wunderschönen Moment, der ein paar Jahre zurückliegt.
Der Tag an dem ihre Tochter geboren wurde…

Was war das für ein wundervolles Gefühl.
Atemlos, schweißgebadet, unendliche Schmerzen, aber überglücklich.
Und dieser Moment ist mit nichts Anderem vergleichbar.
Diesen Moment wird dir Niemand mehr nehmen.
Ein Hochgefühl, trotz Schmerzen.
Ich spreche von dem Moment, als man mir zum ersten Mal meine kleine Maus in die Arme legte, der Moment, indem ich ihr zum ersten Mal meine Brust gab.
Wer sonst, außer Harry hätte sie mir in die Arme legen können?
Die ersten Wehen kamen so gegen 21:00 Uhr und ich dachte es handelt sich sicherlich nur um Vorwehen, von denen ich in Büchern gelesen hatte.
Eigentlich waren wir eine Woche zu früh, doch die Wehen steigerten sich und ich wusste nicht mehr wie ich mich legen oder bewegen sollte.
Gegen 0:00 Uhr sagte ich zu Harry, dass ich mich hinlegen würde, um zu schlafen, da ich am Morgen ja wichtige Termine habe. Zehn Minuten später lief ich schon wieder durch das Wohnzimmer. Unsere kleine Maus kündigte sich an.
Nach drei Stunden Wehenarbeit von mir, oder besser von uns, erlaubte ich Harry endlich unsere Hebamme anzurufen, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er bereits um 21:00 Uhr angerufen, aber ich war der Meinung, dass die Wehen noch nicht gleichmäßig genug waren und wir sollten nicht zu früh anrufen.
Harry rief an und sagte dass wir! wohl bald soweit seien.
Die Hebamme wollte mit mir sprechen und hörte sich zwei Wehen am Telefon an und sagte dann, dass wir uns ruhig noch Zeit lassen könnten, so versuchte ich mich ein weiteres Mal hinzulegen.
Es war früh am Morgen, draußen war es noch dunkel, Harry lag an meiner Schulter und schlief friedlich.
Seid ein paar Monaten mussten wir die Positionen tauschen, da mein Kugelrunder Bauch mir es nur noch erlaubte, auf dem Rücken zu schlafen, also gesellte sich Harry jetzt an meine Schulter.
Unter meinem Hintern und entlang meiner Oberschenkel verspürte ich plötzlich eine leichte Feuchtigkeit, Nässe, ich schaute nach unten, und griff mit meiner Hand die Stellen ab, unterhalb meines Bauches war es leicht feucht.
„Harry“, rief ich leise.
„Harry!“ etwas lauter, weil er nicht reagierte.
Er räkelt sich ganz langsam, „Hmm ... was ... ist?“ stammelte er verschlafen.
„Ich glaube jetzt geht es wirklich los!“
„Noch 5 Minuten, ich bin noch so müde“.
„Harry!“
„Nur noch 5 Minuten“.
„Es - geht - los“, ich schrie mir die Seele aus dem Leib.
Sein Kopf schoss in die Höhe, „es geht los? Was?“ fragte er verstört.
„Meine Fruchtblase wird jeden Augenblick platzen!“
„Deine Fruchtbla...?“ er schaute mich an, seinem Gesicht war es anzusehen, wie die Mühlen arbeiteten, und langsam begriff er, „... geplatzt? Was liegst du dann noch hier herum, los aufstehen!“
Er rannte wie ein Bekloppter durch unser Schlafzimmer, und suchte seine Klamotten zusammen, Unterhosen, Socken, T-Shirt, er wurde immer nervöser, ich schaute ihm fast belustigt zu, meine Finger tippten ungeduldig auf meiner Bettdecke.
Hose mit Pullover verwechselt, jedenfalls versuchte er mit den Beinen in den Pulloverärmel zu steigen, was ihm einen Sturz auf die Nase einbrachte.
Ich sah wie er die Schuhe anzog und zur Tür ging, dann hörte ich unsere Haustür ins Schloss fallen.
Sekunden später stand er mit hochrotem Kopf wieder in unserem Schlafzimmer, uns sah mich unschuldig an.
„Bist du etwa nervös Harry?“ fragte ich schmunzelnd, „und ist deine Fruchtblase etwa auch geplatzt?“
Er half mir noch schnell beim Anziehen, dann schnappte er sich den seit Wochen vorgepackten Koffer, lud ihn in unseren Mini, startete den Motor und fuhr los.
Nur leider stand ich noch in der Tür und drehte Däumchen.
Erst nach fünf Minuten kam er mit quietschenden Reifen zurück, sprang aus dem Wagen, vergaß die Handbremse anzuziehen und konnte den Wagen im letzten Moment noch mit einem Griff am Türrahmen stoppen.
Mit einem Unschuldsblick, der jeden Eisberg schmelzen lässt, kam er auf mich zugelaufen, griff unter meine Achseln und versuchte mich in das kleine, enge Fahrzeug zu pressen.
Als das nur unter schweren Atemübungen gelang, hatte er bereits Schweißperlen auf der Stirn, und den Sitz bis zum Anschlag zurückgeschoben.
Ein neuerlicher Versuch den Wagen zu starten, scheiterte am fehlenden Schlüssel, den er erst nach weiteren qualvollen Augenblicken aus seiner Hosentasche fischte.
„Soll nicht lieber ich fahren?“, fragte ich belustigt, zuckte aber im gleichen Moment vor Schmerzen zusammen.
In meinem Unterleib hatte es ein lautes Knacken gegeben, als wäre ein Ballon geplatzt.
Wir hatten fast 20 km bis zur Klinik, und das mit einem hyperventilierenden Harry am Steuer.
Ich beschloss das endgültige Platzen der Fruchtblase vorläufig zu verheimlichen.
Bis etwa 3km vor der Klinik wäre mir das auch gelungen.
Mein Mann gab Gas, wir fuhren teilweise auf der Gegenverkehrsspur, und mit über 160 km/h über die Bundesstraße. 3 km vor der Klinik hatte ich dann die erste Presswehe.
„Geht's los?“, jammerte Harry, der krampfhaft hinter dem Steuer klemmte, die Nase fast an der Scheibe.
Ich: „Du Schatz die Blase ist geplatzt!“
Er: „Wie??“
Ich: „ Ja, läuft schon seit einigen Minuten und hört nicht mehr auf!“
Er: „Sicher?“
Ich genervt: „Ja!“
Er: „ kein Urin?“
Ich schreie: „Nein!“
Er: „Hast du Schmerzen?“
Ich: „N-E-I-N!“
Er: „Wirklich nicht?“
Ich: „Was glaubst du DENN?!“
Mit quietschenden, schlitternden Reifen erreichten wir die Klinik, wo ich zunächst dachte Harry würde mich ein weiteres Mal vergessen, doch er besorgte mir nur einen Rollstuhl, bevor er mich mit schnellen Schritten in Richtung Fahrstuhl schob, wo er vor Aufregung auf die falsche Etage drückte und ich schrie bereits und den Presswehen.
Die Schmerzen wurden unerträglich und ich hatte schon jetzt das Gefühl das ich nur noch eine einzige, durchgängige Wehe hätte.
Direkt bei der Ankunft in der Gynäkologie meinte der Arzt, dass ich nicht so laut fluchen sollte.
Wir pressten gemeinsam um die Wette, Harrys Gesicht angespannt und knallrot.
Ich dachte wirklich, er würde jeden Augenblick wegkippen.
Der Muttermund war nur 5 cm geöffnet.
Dreißig Minuten später waren wir immer noch keinen Schritt weiter, und ich bekam langsam Panik: „Bitte kein Kaiserschnitt“, flehte ich, und begann zu drücken und zu pressen.
„Noch nicht“, rief die Hebamme. „Es ist noch zu früh.“
„Ich kann sie schon sehen“, rief Harry plötzlich.
Ich: „Echt??“
Keine Antwort.
Ich: „Hat sie Haare??“
„Ja!!!“, antwortete die Hebamme.
Nur wenige Augenblicke später konnte ich ihren Atem und ihren ersten Schrei hören, und eine Stimme die zu mir sprach: „Dem stolzen Vater geht es den Umständen entsprechend gut, er trug lediglich eine kleine Platzwunde am Hinterkopf davon, die wir mit einem Pflaster provisorisch behandeln konnten. Er wird gleich bei ihnen sein, und ihre Tochter mitbringen.“
Es war am 20.10. um 7:42 Uhr, als unsere Tochter Lily das Licht der Welt erblickte, sie wog knapp 3000gr und war mit 49 cm nicht die Größte, aber ich war mir sicher, dass sie das noch werden könnte.
Bereits am dritten Tag nach Lilys Geburt durfte meine kleine Familie nach Hause, wo mich bei einem ersten gemeinsamen Spaziergang die nächste Überraschung erwartete.
Es war früher Nachmittag, als Harry seine Tochter in die Arme nahm, sie wickelte, und in windfeste Kleidung steckte.
Ein junges, unauffälliges Pärchen, das einen Kinderwagen vor sich her schob begab sich zu ihrem ersten gemeinsamen Spaziergang entlang der Strandpromenade.
Die Sonne und der Wind trugen einen der letzten erbitterten Kämpfe des Jahres aus.
Lilys Augen waren geöffnet, ihre Wangen färbten sich leicht rot, so dass ich sie aus dem Wagen nahm, und an meinen Körper drückte.
Harry war unterdessen stehen geblieben, und ließ sich auf einer Parkbank nieder, lächelnd beobachtete er die wenigen Menschen, die sich in unserer Nähe aufhielten.
Ein Glucksen entwich den Lippen meiner Tochter.
„Sie sieht aus, als wäre sie hungrig“, runzelte Harry die Stirn, nachdem er einen Blick ins Gesicht seiner Tochter riskierte.
Lily schrie los, und sie war erst zu beruhigen, als ich meine Jacke und meine Bluse öffnete, und sie sich an meiner Brust festsaugte.
„Sag ich doch“, schmunzelte Harry. „Das sind genau die Stellen, die ich auch so mag…“
Ich zog den Mantel über meine hungrige Tochter und folgte den Augen meines Gatten, die sich auf etwas Neues konzentriert hatten.
Am Ende der Linie bemerkte ich eine Frau und ihren Gatten mit schütterem Haar.
Sie kamen mir sehr bekannt vor, und zu allem Glück lächelten sie mir auch noch zu…

„Es war schon damals riskant, als du meine Eltern informiert hast“, murmelte ich. „Auch wenn es einer der glücklichsten Momente meines Lebens war.“
Harry war ins Wohnzimmer zurückkehrt, und stellte gerade Die Märchen von Beedle dem Barden zurück ins Bücherregal.
„Was will mein schlaues Mädchen damit ausdrücken?“
„Du hast meinen Eltern eine Urlaubsreise als Lotteriegewinn verkauft, und sie haben auch noch an den Gewinn geglaubt“, redete ich weiter, „warum also sollten wir nicht einfach doch in unser altes Leben zurückkehren?“
„Weil wir kein altes Leben mehr haben?“, erwiderte Harry.
„Das stimmt nicht“, korrigierte ich Harry. „Was hat sich geändert?“
„Wir sind verheiratet und haben ein Kind.“
„Wir haben unser altes Leben schon verheiratet verlassen. Wir gehören zusammen, und wir gehörten damals schon zusammen. Oder hast du Angst mit dem Schritt zurück einen zu großen Schritt nach vorne zu machen?“
„Ich habe Angst“, bestätigte Harry. „Angst um euch!“
„Er kann uns auch hier irgendwann finden, selbst Ron ist das gelungen, und der hat nicht einmal nach uns gesucht.“
„Du willst nach Hause?“
„Ich bin dort zuhause, wo meine Familie ist, Harry.“
„Wie soll ich es sonst bezeichnen?“
„Du bist meine Familie, du und Lily, aber du hast in einem Punkt Recht … es wäre schön, als Hermine Potter unbeschwert über den Catwalk zu marschieren.“
Schweigend marschierte Harry zur Wohnzimmervitrine, zog eine kleine Holzkiste heraus, und offenbarte seinen Zauberstab.
„Wo warst du übrigens den ganzen Tag?“.
„Termine“, antwortete Harry ohne sich umzudrehen.
„Und gestern?“
„Termine“, wiederholte Harry.
„Mit unserer Tochter?“
„Öffne deine Tasche“, wies er Hermine an, die ohne Nachzudenken den Druckverschluss ihrer magischen Perlmutthandtasche öffnete, und das obwohl er ihr eine Antwort schuldig blieb.
Mit einem Schwenk seines Zauberstabes, machten sich alle notwendigen Habseligkeiten auf den Weg in Hermines Tasche.
„In Godrics Hollow finden wir alles, was wir brauchen“, nickte Harry und streckte die Hand nach seinen Mädels aus. „Miss und Mrs. Potter?“, rief er auffordernd, und sofort kam auch die Kleine freudestrahlend ins Wohnzimmer gestürmt.
„Hermine Jean Potter“, schwärmte Hermine, während sie ihren bisherigen Hauptwohnsitz in ein Feriendomizil umwandelten.
„Du hast diesen Tage erwartet, und darauf hin gearbeitet“, staunte Hermine, nachdem Harry die Schutzzauber löste und ein bezugfertiges Domizil offenbarte.
„Ich habe gehofft, dass dieser Tag irgendwann kommen würde“, bestätigte Harry die Theorie seiner Frau.
Ohne Umschweife riss sich die kleine Lily vom Arm ihrer Eltern los und marschierte mit leuchtenden Augen schnurstracks in den ersten Stock.
„DU sorgst dich um unsere Sicherheit, aber verhältst dich wie, ein leichtsinniger Esel“, polterte Hermine, die aus Lilys Verhalten die richtige Schlüsse zog.
Harry runzelte die Stirn. „Wo sonst hätte ich unser Tochter gefahrlos das Fliegen beibringen können?“
„Gefahrlos vor den Augen ihrer Mum“, polterte Hermine weiter. „Darüber reden wir noch…“
Doch für den Moment war sie zu überwältigt um ihrem Gatten die notwendige Standpauke zu halten.
„Ihr habt ein Komplott gegen mich geschmiedet“, sagte Hermine und spielte die Beleidigte.
„Alles wird gut“, murmelte Harry nachdenklich.
Es war die Art und Weise wie er die Worte betonte, die Hermines Aufmerksamkeit erregte.
Ihr staunender Rundumblick fand ein jähes Ende, weil Ihre Augen Harry am Küchentisch, mit einer Zeitschrift in der Hand erblickten.
„Dein Dad hat uns die Times zukommen lassen.“, erklärte Harry.
„Mein Dad?“
„Wir haben vereinbart, dass er eine spezielle Eule schickt, wenn etwas Außergewöhnliches geschehen sollte…“
„Hierher?“
„Eine Eule in Borth wäre zu auffällig gewesen, und hier kam ich wenigstens ab und zu vorbei.“
„Und welche Neuigkeiten stimmen dich optimistisch?“
„Die Meldung ist erst drei Tage alt…“

Nordirland, 28.07.2005*
IRA schwört bewaffnetem Kampf ab
Die katholische Untergrundorganisation IRA hat mitgeteilt, den bewaffneten Kampf beenden zu wollen. Die Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee sollen sich von heute 17 Uhr an daran halten.
"Alle IRA-Einheiten sind angewiesen worden, ihre Waffen wegzuwerfen", teilte die pro-irische Untergrundbewegung in einer heute in Belfast veröffentlichten Erklärung mit. Künftig wolle sie ihre Ziele nur noch mit friedlichen Mitteln verfolgen.
"Alle Freiwilligen sind angewiesen worden, an der Entwicklung von rein politischen und demokratischen Programmen durch ausschließlich friedliche Mittel mitzuwirken", heißt es weiter in der IRA-Erklärung. "An allen anders gearteten Aktivitäten dürfen sich die Freiwilligen nicht mehr beteiligen."
Die große Mehrheit der irischen Bevölkerung unterstütze das nordirische Friedensabkommen von 1998. "Wir glauben, dass es jetzt einen alternativen Weg gibt, (...) die britische Herrschaft in unserem Land zu beenden", schrieb die IRA-Führung.
Verlesen wurde diese historische Erklärung von Seanna Walsh, einem engen Freund des im Hungerstreik gestorbenen Bobby Sands und langjährigem Führungsmitglied der IRA. Beiliegend finden Sie die Erklärung der IRA im Original und in Übersetzung in mehreren Sprachen, ferner einen Kommentar des Sinn Fein Präsidenten Gerry Adams, der diese Entwicklung durch seinen Appell an die IRA im April dieses Jahres eingeleitet hat.
Bobby Sands, mehrfach gesuchter IRA Terrorist und bekannt als der Schakal…

„H … H … Harry“, stotterte Hermine mit stark geweiteten Augen, „hast du den Artikel komplett gelesen?“
Ein kleines Schmunzeln zierte Harrys Gesicht, und Hermine ging ein Licht auf.
„Du hast es nicht gelesen … du hast es gewusst … M … M … Moment!“
Hastig schob sie die angeblich drei Tage alte Zeitung etwas höher. „W … W … Was ist das?“
Harrys Grinsen wurde noch breiter.
„Das ist ein abgekartetes Spiel!“, keuchte Hermine. „Ihr Beide seit so was von…“
„Lieb?“, vervollständigte Harry, machte aber Vorsichtshalber einen Schritt rückwärts, um nicht unmittelbar in Reichweite zu sein.
Hermines Augen klebten fassungslos an einer Kleinanzeige…

Die Liebe ist wie das Leben selbst,
kein bequemer und ruhiger Zustand,
sondern ein großes, ein wunderbares Abenteuer.
Liebe heißt zum anderen sagen:
Du wirst nicht untergehen.
(Gabriel Marcel)

Die offizielle Vermählung ihrer Eltern
Harry
&
Hermine
Am 10.08. 2005
Gibt bekannt

Lily Jean Potter
Und die stolzen Großeltern
Susan & Paul Granger
Lily & James Potter
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet,
erst dann wird es Frieden geben.
(Jimi Hendrix)


* Original Spiegel-Bericht
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,367201,00.html


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