von Nymphadora Bluee
Blicke
Gebannt starrte Pansy auf die Tante von Draco Malfoy. Sie hatte Bellatrix Lestrange noch nie aus der Nähe gesehen und nun bemerkte sie, was von dieser Frau für eine Anziehungskraft ausging. Nach den Sommerferien würde sie in die sechste Klasse kommen und wäre dann endgültig auf dem Weg zu den Erwachsenen, wie sie fand. In der sechsten Klasse würde sie lernen zu disapparieren, und es würde mit riesigen Schritten auf den Abschluss zugehen, aber eben noch nicht ganz.
Draco hatte sie für zwei Tage zu sich nach Hause eingeladen, zusammen mit ein paar anderen Freunden. Seine Eltern feierten irgendwelche Geburtstage und ihr Sohn sollte sich wohl fühlen. Solange er Reinblüter einlud, hatten sie nichts dagegen. Pansy wusste, dass sie nur eingeladen wurde, damit Draco auch mal ein weibliches Wesen präsentieren konnte. Er war zwar einige Zeit mit ihr gegangen, aber er schien einfach noch nicht erwachsen genug für eine Beziehung zu sein. Außer ein paar schüchternen Küssen war damals nichts zwischen ihnen gelaufen. Pansy bedauerte das nicht.
Bellatrix lachte schrill auf und schmiss ihre Locken nach hinten. Irgendjemand hatte einen Scherz über Muggel gemacht, Pansy hatte die Pointe nicht mitbekommen. Zu sehr musterte sie die Frau in dem viel zu engem Kleid mit der vernarbten Haut und den wilden Haaren. So musste eine Frau aussehen. Verrucht, verrückt, grausam und doch mit diesem gewissen Hauch von etwas Besonderem. Sie wusste, dass sie Bellatrix an diesem Abend nicht ansprechen würde. Aber sie wusste auch, dass sie im Haus ihrer Schwester übernachten und am nächsten Morgen mit ihnen allen zusammen frühstücken würde. Das wäre ein besserer Zeitpunkt, etwas intimer, aber immer noch nicht geheim. Und vor allem hatte Pansy noch ein paar Stunden Zeit, sich zu überlegen, was sie sagen sollte.
„Findest du die etwa schön?“, fragte Draco, der mit einem Mal neben ihr stand.
Pansy zuckte zusammen. „Wieso?“
„Du guckst sie schon eine ganze Weile an.“
„Wen meinst du denn?“, fragte sie und hoffte, dass Draco irgendeine Blume im Garten meinte, oder die Sonne oder sonst etwas, was nicht Bellatrix war.
„Na wen meine ich wohl. Meine bekloppte Tante natürlich. Schlag sie dir aus dem Kopf. Erstens ist sie verheiratet, ich wiederhole, verheiratet, und zwar mit einem Mann, du weißt, was das heißt.“
Pansy verdrehte die Augen. „Draco, ich bin doch nicht bescheuert. Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Ich mag ihr Kleid.“
„Weiber“, murmelte Draco und drehte ihr den Rücken zu.
„Verheiratet, mit einem Mann“, natürlich wusste sie das. Aber das konnte die junge Frau nicht davon abhalten, sie einfach schön und interessant zu finden. Pansy spürte schon seit ein paar Jahren, dass sie sich nicht nur zu Männern hingezogen fühlte, sie störte sich nicht weiter daran. Eine Freundin hatte sie allerdings noch nicht gehabt. Sie war keine Frau, die sofort ihre sexuelle Lust ausleben musste, sie konnte warten. Sie war sich zu schade, mit dem oder der Erstbesten ins Bett zu gehen. Küssen ja, alles andere: Nur, wenn sie meinte, der Gegenpart hätte es auch verdient. Und das war bislang nicht der Fall gewesen. Bellatrix jedoch könnte durchaus dieser Mensch werden.
„Morgen“, dachte Pansy, „morgen spreche ich sie an und dann werden wir uns verabreden. Bellatrix Lestrange, Morgen bist du fällig.“
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