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Fanfiction

Rainy Fairytales - Once Upon A Time

von crazygirl

Hallihallo, liebe Leute, oder eher hey, Zurückgebliebene, die ihn den vergangenen gefühlten Jahrzehnten noch nicht beschlossen haben, sich die Radieschen von unten anzugucken :D
Es - jaah, es tut uns WAHNSINNIG LEID, dass wir so spät dran sind. Asche über unsere Häupter, wir wissen es. Aber hier die normale Rechtfertigung, die diesmal echt ne Rechtfertigung ist: :D
1. Eine Woche von diesen 6 Wochen waren wir in Berlin
2. Sina - eine KOMMISCHREIBERIN - war eine Woche bei der Ollo, so war sie verhindert und ich teilweise auch
3. Die Kommianzahl. Wir mussten zwei Wochen warten, bis wir den 1. zu dem letzten Chap bekommen haben und jaah - das war deprimierend, jeden Tag erwartungsvoll nachzuschauen und dann immer dieselbe Kommizahl anstarren zu dürfen. Heißt, Motivation war anfangs … jaah, seehr tief.
4. Dieses Chap hat sagenderweise bescheuerterweise und unnötigerweise: Mehr als 160 Wordseiten. Jaah, wir spinnen und vielleicht versteht ihr, dass man bei so vielen Seiten irgendwann den Ansporn verliert bei zu wenigen Kommis … es war echt … mau, ja ://

Wir verstehen natürlich, dass man nach so langen Chaps keine Lust mehr hat, nen Kommi dazulassen, weil die echt gigantisch sind, aber wenn ihr euch durch dieses Chap durchgekämpft habt, denkt einfach bittebitte dran, wie glücklich ihr zwei bescheuerte Jugendliche machen könntet, die ihre Freizeit dafür verwenden, zusammen 160 Seiten zu schreiben … und das ist ECHT viel, als würde dieses Chap kein Ende beim Schreiben nehmen... Warum wir es so lang machen? Ging nicht anders, hier einen Cut zu machen wäre dämlich gewesen, aaaber die nächsten werden dafür umso kürzer, mal schaun, ob wir die 30 überhaupt erreichen :D Also, Aufatmen, die Länge behalten wir nicht bei ;D

Zu den Kommis: Wir lieben euch. Wirklich. Abgöttisch. Allein für diesen Moment, in dem sich die Kommizahl verändert, das ist so toll, dieses Kribbeln und auf dem Stuhl hüpfen, während die gesamte Familie mitbekommt, dass mal wieder ein Kommi da ist :D DANKE. Ehrlich. DANKEDANKEDANKE. Hier die ReKommis:

@Juschka: Hey! :D Ja, ich weiß, unglaublich, aber das neue Chap ist da! :D Aber bevor du das hier liest, haben wir es dir bestimmt schon in der Schule erzählt, weil ich mir irgendwie aus irgendeinem Grund nicht vorstellen kann, dass du deine Emails checkst oder täglich nachguckst, ob ein neues Chap da ist oO Aber dafür gibt es ja uns! :D
Oh Goott, du sprichst von Cookies-machen und das ist schon so ewig her, dass es nur beweist, wie lang wir schon hinterherhinken... aber diesmal ist die Kommizahl Schuld (überred den Patrick mal, nen Kommi dazulassen!!), nicht wir ;D
Oooh ja, darauf darfst du auch stolz sein, also den ersten Kommi zur Geschichte :D Und jaah - die Besenkammer. Eine etwas bescheuerte Idee - und den RPG dazu haben wir gerade gemacht, als ich zum Tanzkurs musste und ich bin die ganze Zeit hektisch rumgelaufen, hab mein Zeug ggepackt und mir überlegt, wie James das jetzt wieder hinkriegt :D
Es ist ein bisschen wie bei uns, wir lassen Silvester einen BAUM wachsen, währenddessen sich die anderen Besaufen, hatten so viel Spaß wie die Anderen vielleicht in ihrem ganzen Leben noch nie hatten, aber es ist doch im Nachhinein der sehr bekannte „Skilagerwahnsinn“.
Hach ja, wenn man das so liest - du musst nächstes Jahr einfach nochmal mit, oder? Das wäre doch total UNSER DING! ;D
OH MERLIN - du und Ollo einen Isinger Ball eröffnen xDD Ich frag den Leo wegen dem Schlossball, versprochen :D Haha, das wäre so genial :D Und ja, ich weiß nicht, wie Lily tanzen kann, musst du Ollo fragen, weil Ollo ja bekanntlich Lily spielt haha :D (UND SIE OFFENBAR NACH EUREM SCHEISS FLASCHENDREHEN LIEBER ALS JAMES MAG!!)
Und nein, es ist nicht das erste Chap, in dem zweimal aus James Sicht geschrieben wird und Lily's Teil in der Mitte ist :D Das ist in LAF auch einmal bei dem Weihnachtschap so ... wie heißt das nur gleich? oO Äähm - Naive? Keine Ahnung, aber ich DENKE :D
Die Cookies? :D Ha, die waren ja echt nicht so gut :D Backpulver und Eier vergessen oO xDD
DAS IST NICHT DEIN ERNST! Was James Lily fragen will?! Ja, natürlich, ob sie zusammenziehen!! oO Das ist DAS Dilemma in seinen Gedanken :DD Aber nicht so schlimm. Dafür hast du ja uns, um dich daran zu erinnern :D
Uuuh, der nächste Streit oO Hm ja, ich hab selbst irgendwie ein wenig den Überblick verloren und übrigens haben sie sich doch schon im letzten Chap gestritten uund ... ja, lass dich überraschen :D
Mir fällt grade wieder ein, wie du Flollo mit einem Fahrplan für U- und S-Bahn in der Tram fährst. Das ist einfach auch so typisch. Oh man so geil. Ich hoffe du kennst vdich bin egerer jetzt schon so gut aus, dass du ohne Straßenplan zurechtkommst, donst landest du womöglich im Bayrischen Wald, weil ein Berlin gesagt hat, dass dort der Chiemsee ist. =P
HEY ich bin angekommen, OKAY? :PP Und das war gar nicht SO schwierig - solange man nicht checkt, dass es der falsche Plan ist :DD Und ja, was meine Kenntnisse in Egerer angeht ... okay, das geht ja noch, aber CHIEMING? Da weiß ich einfach nicht, wo IRGENDWAS liegt :DD
Aber das ändert sich hoffentlich noch irgendwann :D
Haha, okay, wir versuchen bei diesem Chap - 1. besser zu schreiben, 2. mit mehr Gefühlen und 3. realistisch :P Der Witz war echt schlecht, aber die Busfahrerin kannst du wohl nicht übertreffen xD DAs war echt total - lächerlich. RIECHST DU ES?!
Hmm hier endet dein Kommi und ich bin gerade vom Theater gekommen und bin fix und fertig und schreib trotzdem noch deinen ReKommi und ich überleg gerade ob ich dir erzählen soll, wies wars, aber ehrlich gesagt erfährst du ja eh alles morgen oder spätestens am Montag oder Dienstag in Ethik von daher ... spar ich mir die Tipparbeit xD Also, viel Spaß beim Lesen und bis bald :) <33
Flollo


@Draco: Haaallo! Wie geht es dir? Mir geht es gut :) Aber ich geh heute nicht ins Training und das finde ich ziemlich schade, aber ich glaube, da kipp ich sonst um, ehrlich! Alsooo, wie auch immer: DANKE für deinen überirdisch tollen Kommi, einer der wenigen, die wir nicht nach vier Wochen Warten bekommen haben! ;D Und TUT UNS LEID dass wir so spät dran sind :( Aber es geht einfach nicht schneller und dieses Chap ist dafür auch überirdisch lang, mein Teil, also nur James' Teil allein hat schon mehr als 50 Seiten, weit mehr, 70 bestimmt. Naja, und das ohne Lily's Teil :D Also, kein Wunder, dss das Scroll-Ding da rechts so klein ist :D (Es ist doch klein, oder?! ;D)
Haha, ja unsere Vorstellung ist manchmal etwas übereifrig :D Aber ich hätte SCHWÖREN können du bist blond! :D Apropos blond, heute waren Ollo und ich in der Schule zusammen auf der Toilette (immer zu zweit gehen: Hermine ist alleine gegangen und wurde von nem Troll angegriffen und Myrte ist auch allein gegangen und ist von nem Basilisken getötet worden!) und da geh ich so in den Raum mit den Waschbecken und da waren NUR Blondinen! Also teilweise so ein mix wie die Ollo auch hat, son braunblond, oder straßenköterblond, wie ne Klassenkameradin von uns immer sagt :D Also zurück zum Thema: Nur BLONDINEN! Ich war die einzige Brünette, das war ziemlich cool :D Und eigentlich ziemlich egal, also weiter... ;D
Stimmt, man hofft schon so auf deinen Kommi :D Also DANKEDANKEDANKE dafür dass du immer so treu süße und liebe und tolle und awesome und zzzzpende Kommis hinterlässt! :D DANKE! <3
Uuuund? Wie liefs beim Überreden deiner Freundin mit der Tortenschlacht? Macht sie mit? Sag ihr, das ist gut für die Haut und sag ihr, man bekommt nie mehr im Leben so einen hysterischen Lachanfall und sag ihr, das war eins der coolsten Sachen die ich je gemacht hab, ehrlich - haaach ja :D Ehrlich dieses Gefühl von Sahnetorte in deinem Gesicht - göttlich! Ich drück dir die Daumen! :D <3
Haha, danke trotzdem, man kann einfach nicht aufhören zu danken, auch wenn es plausibel klingt, was du schreibst, aber ich meine: Du nimmst dir Zeit um deine Meinung zu schreiben und uns mitzuteilen was das Zeug, das wir schreiben in dir hervorruft :D Das ist so - AWESOME! Also DANKE dafür, ehrlich, danke, wirklich, ich kann einfach nicht damit aufhören x) <3 Du weiterhin ReKommis bekommen?! Pppffff, du doch nicht! - SCHERZ! Und ein ziemlich schlechter noch dazu :D Aber erst heute hab ich mit der Ollo RPG gemacht (bei dem wir viel zu weit sind, ca 10 Kapitel weiter!) und ich meinte: „Kann James doch was anderes sagen.“ Und sie: „NEIN, zu SPÄT!“ und ich hatte einfach GEWUSST, dass so ne Antwort kommt, das war so lustig :D Naja, egal, nicht sonderlich wichtig, also zurück zu deinem Kommi... ;D
Ich hab keine Ahnung, welchen anderen Titel du meinst: One More Fairytale? Keine Ahnung, aber für uns klang Rainy Fairytales einfach schöner, so … ich weiß nicht, toll :D Und melanchonisch :D Und als dann unsere Freundin, die, die auch immer mitliest und Kommis hinterlässt und uns das Buch gedruckt hat, zugestimmt hat, haben wir den genommen ;D Und die neue Inhaltsangabe, die vermutlich bald erscheinen wird, wenn ich bald mal überschüssige Zeit zur Verfügung haben sollte, wird dir vielleicht versichern, dass du nicht ZU große Angst haben musst, aber bei den bescheuerten und masochistischen Autoren doch ein wenig, weil sie es einfach lieben, sich selbst zu quälen und vor allem Lily und James >.< Aber ich will ja nicht spoilern und vor allem: Ich rede gerade vermutlich über Chap 13 oder so ;D
Hmm, ja, ich will auch nicht dass sie sterben, aber wir tuns rein :( Aber ich warn dich schon mal vor, die FF wird nicht so rosa-wolkig wie LAF - schließlich werden die nach ihrem Abschluss in die harte Voldemort-Realtität entlassen =// Naja, ich will dir keine Angst machen, bescheuerte Aktionen sind auch noch genug dabei ;D
Haha, Romantik ist echt toll! :D Ich liebe es auch, romantische Szenen zu schreiben, aber aus der Sicht eines Mannes ist das manchmal echt - puh, schwierig :D Manchmal find ichs schade, dass ich nicht so schmachten kann wie Lily manchmal (Ollo falls du das liest: JA, SIE SCHMACHTET MANCHMAL IN YOU FACE!), aber dafür hab ich die Rumtreiber, die gleichen das wieder auf ;D Ich liebe die Rumtreiber einfach so x) <3
Zusammenreißen und nicht dummes Zeug schreiben...?! BITTE NICHT! Dummes Zeug ist immer gut :D Ich rede fast nur dummes Zeug, mit Ollo erst … In Deutsch hatten wir zwei Praktikanten drin hocken und deren Pech war wohl, dass sie verschiedenes Geschlecht waren und Deutsch so langweilig war :D Ich hab sie ständig angestarrt und Ollo ihre Liebe analysiert: „Oooh, er hat sie angeschaut, wie süß, er verzehrt sich innerlich nach ihr und jetzt knetet sie ihre Finger, sie ist nervös aufgrund seiner Nähe und OH MEIN GOTT SIE HABEN SICH GESTRIFFEN!“ Das war soo lustig, Ollo und ich haben nur gelacht und nichts vom Unterricht mitbekommen und nicht mal ermahnt wurden wir, im Gegenteil! :D Die Lehrerin meinte irgendwann mal: „Ja, dafür muss man ein Gespür kriegen, wie Olivia und Flora, die können das schon ganz gut.“ Und wir haben uns echt nicht mehr eingekriegt xD
Naja, weiter: ;D Gott schweife ich heute wieder aus :D
Haha, mal schauen, du darfst weiter abwarten, wer sie fragen wiiiird … ;D Wegen dem Zusammenziehen, falls du meinen Gedankensprüngen nicht folgen kannst ;D Und spoilern kann ich nicht, das könnte dann ja jeder hier lesen - HIIILFE! Und weißt du was mir gerade einfällt? Ich hab noch Mathe auf. HHIIIILLFFFEEE!!
Okay. Alsooo weiter.
Trennungen überflüssig? Hmmm … jaaah … warrtee ab, mal schaun, WIE überflüssig ;D
AWWW danke, das freut mich immer so, wenn jemand James lobt, hihihaha x) <3
DANKE! Hach ja ich mochte den Ball so zurückblickend auch total - er war so... anders als sonst in allen FFS irgendwie, die ich gelesen hab und das ist immer so schwierig, wenn man so viel gelesen hat über ein Thema, es nicht gleich zu machen... Naja ;D
Oh Gott, die Besenkammer ;D Ich weiß gar nicht, wo die Idee herkam, das war der James in mir :D Aber es musste noch sein ;D Und ich find den Tanz mit Pad und Lily auch sooo schön, irgendwie merkt man da so toll, dass sie sich gar nicht mehr hassen und - aww :) <3 Aber weißt du was? Ich lese gerade den 5. Harry Potter Teil und BALD STIRBT ER UND DAS IST SO SCHRECKLICH! Ich hasse es :((
Naja, ich will ja keine schlechte Laune verbreiten, bleiben wir lieber bei den eigentlichen Sachen:
DANKE. Wirklich, das ist so toll, dein Lob und alles, dankedankedanke <3
Und ja, das mit dem schneller hat nicht so geklappt, aber als Verteidigung: Wir waren zwischendurch im Urlaub und auf Klassenfahrt (BERLLIIN), haben zu Anfang kaum Kommis gekriegt, das Chap ist EWIG und mein PC ist weg, von daher muss ich auf den Familienpc schreiben, der uralt und langsam ist und der noch nicht mal Open Office installiert hatte oO Naja ;D Trotzdem: ES TUT MIR LEID! <3 Uns. Tut mir Leid. Aber Ollo ist ja eh ich, nur in sie getarnt und anderrum, von daher sind wir eigentlich nur eine Person. Genau.
Ach ja und das Ende! DANKE! Ich hab mir sooo Mühe gegeben, weil es eben auch der letzte Streich ist uuund der letzte Abend und - ja x) Danke! <3 Das freut einen dann immer so, dass die Mühe was gebracht hat :)
Viel Spaß nachträglich bei der Arbeit! :) Wars einigermaßen erträglich? ;) DANKE wir hoffen wirklich, wir erfüllen eure Erwartungen und schreiben vielleicht noch besser als bei LAF, weil der Anfang da... grottig :D
Rosa-rote Grüße und blassblaue von mir zurück! :D
Ganz ganz liebe Grüße von uns, mir, ich liebe dich, wirklich, DANKE für deine Kommis, diesen Kommi, DANKE dass du immer einen dalässt :) Danke. <333
Flollo <333
@Lily-Evans-Potter: Haaalllooo!! (Du glaubst nicht, wie viele Anläufe ich für dieses mickrige Wort „Hallo“ gebraucht hab! Mindestens acht, ich schwöre, ständig hab ich mich vertippt! Man :( Naja, mein PC ist weg, jetzt hock ich am Familiencomputer und der ist uralt mit so ner anderen Tastatur, also keiner Laptop-Tastatur und die hatten hier nicht mal Word drauf oO Naja egal :D)
Hallo nochmal! (Nur ein Anlauf, juuuhhuuu!!)
DANKE! Wie wars in Frankreich? Ja, irgendwie hatten viele der Kommischreiber viel um die Ohren, wir hatten kaum Kommis gekriegt die erste Zeit oO Und sind fast wahnsinnig geworden, weil wir Angst hatten, keiner liest mehr mit oder das Chap war so schlecht, also DANKE dass du einen geschrieben hast! ;D <3
Haha, okay, danke, es freut mich, dass du es verkraften kannst, dass du nicht Erste warst ;) Aber mich hätte das auch so aufgeregt, wenns so knapp gewesen wäre, ehrlich ;D Also kein Problem ;)
Du bedankst dich für Rainy Fairytales? OO Wir bedanken und, dass dus überhaupt liiest! Uuiiii. Danke. Ehrlich. Danke! <3
Das haben wir ihr schon sooo oft gesagt, aber ich sags ihr gern nochmal. - Hallo, Ali?! Dein Banner ist TOLL! ;D Ich schreib es ihr aber auch nochmal, sobald wir wieder schreiben :D
Jaah, König der Löwen x) Ich liebe das so! Hach ja :D <3 Aber Cup und Cupper oder wie man das schreibt, mag ich noch lieber, oder MULAAAN! Darüber haben Ollo und ich erst vor kurzem geredet, letzte Woche oder so :D
Haha, okay ich BIN irre :D Das kriegt die Klasse irgendwie echt immer mehr mit, vor allem unsere Sucht nach Harry Potter :D Son Typ aus unserer Klasse, der schickt mir alles mit Harry Potter - also den Link - weil er weiß, dass ichs liebe :D Das ist irgendwie so lustig xD Und süß haha, aber es ist echt praktisch ;D
Achso, klar kennen wir Halt Stop :D Das ist so dämlich, aber trotzdem danke ;D
HAHA OH MAN WAS FÜR EIN ZUFALL mit dem König der Löwen! :D Ich liebe das Lied „Der ewige Kreis“ aber auch so x) Hach ja :D Und rate mal, was ich gerade angemacht hab ;D
McGonnagal und lächelt im Schlaf? Haha so stell ich mir das gar nicht vor, aber mein Gott, jeder hat seine eigenen Vorstellungen ;D
Ooh ja, natürlich, wobei man sich irgendwie auch ein wenig verändern muss für den Charakter :D Also ich meine, irgendwie scheiße ich noch mehr als eh schon auf die Meineung der Anderen seit James :D Voll lustig xD
Ooh ja, James macht einfach was er will :( Er hört gar nicht mehr! - JAMES AUS, NICHT DIE KEKSE, DAS SIND MEINE! JAMES, SITZ! JAMES, BEIFUSS! -
ÄÄÄh ka ;D Zurück zu deinem Kommi. (Gott, ich war auch schon mal lustiger oO)
Ich hab immer noch keinen Sonnenuntergang gesehen :( Aber neulich war ich mitten in der Nacht noch draußen beim Vollmond am See und das war SO GIGANTISCH! Oo
Haha, danke :D Ja, aber vor allem ist es krank, wenn einem die Sätze, dass man jemanden zum Weinen gebracht hat, einen selbst zum Weinen bringt oO Bei LAF, bei dem vorletzten Chap, also das letzte Richtige, vor dem Epilog - die Kommis da haben mich echt umgehauen oO Noch nie so vor Glück geweint :) Also DANKE DASS IHR UNS GLÜCKLICH MACHT! :)
WORMY IST SO DUMM. Ich lese gerade Harry Potter alle wieder (falsches Deutsch!) (in diesem Uniiiversuuuuuum, und das Leben.... ein ewiger Kreeeiiiis!) (nur um dich über meine Musik im Hintergrund aufzuklären ;D)
Wo war ich. Genau: Harry Potter. Und den dritten liest gerade die Ollo, ich hab ich grad erst gelesen und das ist SO SCHLIMM! Wie man so viel über die Rumtreiber erfährt, wie Harry davor noch gar nichts von seinen Eltern oder den Rumtreibern wusste und und wie Remus auf die Frage, ob er James kannte nur sagt: „Wir waren Freunde, als wir zu Schule gingen.“ Und Ollo meinte auch: „HALLO IHR WARD BESTE FREUNDE DU VOLLTROTTEL, AUCH NOCH DANACH!“ Das war so schlimm irgendwie :( Oh Merlin. Die Bücher nehmen einen so krass ein xD
DANKE nochmal für den Kommi, DANKEDANKEDANKE! Wirklich :) Dafür, dass du immer einen Kommi dalässt und uns damit erfreust :)
Bis bald hoffentlich und TUT UNS LEID, dass wir so spät sind =//
Die allerliebsten Grüße der Welt und DANKE!
Flollo <333

@Pfiffi: Heeeey! :D PFFIFI! BIO MIT DER POLL UND DIR IST SOOO WUNDERSCHHHHÖÖÖN!
Hallo hier. Wirklich. Hallo. Hast du dir dein Profil eigentlich schon angeschaut? Solltest du, haha ;D <3
JA WIR SASSEN JA WÄHREND DU DIESEN WUNDERVOLLEN KOMMI GESCHRIEBEN HAST IN EINER ÄUSSERT SINNVOLLEN FRANZÖSISCHSTUNDE DIE UNS FÜR UNSER WEITERES LEBEN GANZ GANZ GANZ VIEL BRINGEN WIRD! So. Da hast dus. Wir sind viel besser dran als duuuu :PP
Okay, dann iss mal schön (du isst deinem Kommi nach gleich ;D) und guten Appetit wünsche ich dir :D Weißt du noch, was es gab? Ich wette nicht ;D <3
ICH WILL AUCH SON FREUND! Bevor ich/die Flora (Erklärung für den doppelten Namen gibs im Anschluss) den Leo heirate, sollte ich/die Flora ihn nochmal fragen, ob er mit mir/ihr aufm Dach frühstücken würde oder aufm Tisch Walzer tanzt ;D Was meinst du? Macht er das? ;D
Und schööön machst du das, hiermit gewinnst du den Preis für die meisten Kommis für das zweite Chap! ;D Schön unsere Kommizahl gesteigert, seeehr schön :DD <3
DANKEDANKE! Allerliebste Pfiffi :) Oh Gott, dankeee, dass du gleich losheulst ist wohl das größte Kompliment, dann ist das ganze Feeling auch richtig rübergekommen ;D Danke! :) Und jaaah, ich hab jetzt soooo Angst vor unserem Abschluss!! Was machen wir denn dann? Hiilfe :((
AWWW DANKE PFIFFI DU BIST DIE TOLLSTE UND BESTE UND DANKE! Bio mit dir ist einfach immer wieder toll ;D Haha.
PFIIFFFI du bist toll ;D Hach ja ich hoffe du kannst ihr Leben noch viiiel länger verfolgen (wirst du vermutlich weil Ollo und ich einfach nicht weiter kommen beim Schreiben) und LIES ENDLICH HARRY POTTER! ;D Bitte. BITTE! ;D
authentischer? Haha, eindeutig ausm Deutschunterricht gestohlen dieses Wort, nein Scherz, DANKE, ehrlich x) <3
Oooh ja, ich hoffe, die Ideen gehen uns echt nie aus, aber ich glaube erst einmal nicht :D Danke für die Kommis Pfiffi wirklich ;D
So und jetzt die 1 Million Frage, die jeder unserer echten Freunde-Kommischreiber schon durchlaufen musste: Wer hat den ReKommi geschrieben? Flollo oder Ollo, Ollo oder Flollo, wer von den zwei irren Irren?! Hhhhhmmmmmm?! ;P Jetzt bin ich echt gespannt ;D

@ Siry:
Huhuhuhuhuhu du :)
Das ist mein erster Rekommi nach gefühlten 13 Jahren, ich garantiere für nichts. :D Zum Beispiel habe ich gerade „gefählte Jahre“ andstatt gefÜhlte geschrieben - und das klingt ja fast wie gepfählt, und 13 gepfählte Jahre - DAS klingt wie in einem Horrorfilm O.o
Okay. Zurück zu schöneren Dingen. Deinem Kommi zum Beispiel! <3 Danke, danke, danke, liebe ... Ähm. Leserin klingt doof. Liebes Mädchen auch :D Liebe Siry war mein erster Gedanke aber ich denke mal dich wird niemand so nennen außer Flollo und ich wenn wir darüber ausflippen dass wir endlich noch einen Kommi bekommen haben xD
Gut. Damit wäre auch geklärt, dass wir uns SEHR über den Kommi gefreut haben <3 Dankeeeee dass du uns was dalässt, auch wenn du erst bei Chap Nummer 1 bist! Oh Gott ich hoffe dir wird der ganze Rest gefallen .... :):):)
Wie dieses Mal das Kribbeln reinbringen?? Awwwwwww ich glaub ich hab so ungefähr 50.000 Ideen auf einmal bekommen als ich den Satz zum ersten Mal gelesen habe dsfihuefhewfiqwejfw :D Ich liebe das Wort Kribbeln. Da fallen einem gleich so viele andere schöne Lily-Wörter ein :D Also mal gucken, uns fällt schon irgendwas ein, die Frage ist nur, ob es euch auch allen gefällt.... Oh Gott. Weil irgendwie ist die ganze FF schon anders als LAF ... Naja das heißt wohl abwarten für uns :P
Rotes Sofa?! Haha, das ist ja echt lustig, auch wenn Flollo es sich immer so vorgestellt hat und nicht ich ;D Oh man aber jetzt hab ich auch das Bild von nem Dunkelhaarigen Mädchen auf einem roten Sofa vor mir das sich die Haare rauft und so halb auf seinem laptop rumprügelt :D Aber leider kann ichs nicht bestreiten, ein bisschen.... ein sehr... kleines... hüstel... bisschen was zu jammern wird es schon geben. :'( :P
Naja, und selbst wenn du hinterherhängst mit dem Lesen - wir hängen gerade so dermaßen hinterher mit dem Schreiben dass es schon fast nicht mehr lustig ist ;D Alsoooo. Außerdem ist es uns SO egal wie schnell du RF liest wenn du sie überhaupt liest. Und solange du Kommis dalässt <3 lieben <3 wir <3 dich <3 soundso. ;)
Oh man sind wir froh dass du froh bist dass es weitergeht!!!!!!!!! Wir sind es auch :D Seehr. Auch wenn wir wenig Zeit haben.
DANKE FÜR DEN KOMMI! <3
Bis bald :) Viiiel Spaß beim lesen!!!!!!!!!! <3<3
Ollo

@ sabriel95:
Hellooooooo! :)
Zwischen verschiedenen Freudeanfällen über gestern Abend und lauter Videos und Bildern von Taylor gestern, als sie den Billboard Music Award Woman Of The Year gewonnen hat schreibe ich dir einen Rekommi! :D <13 Ich hab heute verschlafen, und als ich, nachdem ich geweckt wurde, nochmeal eingeschlafen bin hab ich irgendwie geträumt ich würde dir einen Rekommi schreiben! Komisch. Ist mir nur gerade so eingefallen :D
Ach, nicht so schlimm, hauptsache du kommentierst überhaupt!! <13<13 DANKE :) Ein Kommi von dir freut uns immer sehr :D Uuund.. ja, außerdem.. Dieses Chap kommt auch mindestens 1 Monat zu spät.. Wir schämen uns :(
Awwwwww danke!! Seehr schön zu hören dass es dir gefallen hat! :) Wie steht's mit dem zweiten? ;) Und Merlin! :D Das ist echt unheimlich! Und lustig! Aber ich hatte neulich auch so einen HSM-Anfall und hab alle Lieder gehört :D Und We're All In This Together passt einfach so perfekt auf den jetzigen Teil der FF! Kennst du HSM Singstar? :D Es gibt absolut nichts lustigeres als das mit Flollo zu spielen xD Die Nachbarn freuen sich immer, wenn wir mal wieder The Girls (!!) Are Back grölen, oder Can I Have This Dance oder so ;) <3
Oh gottohgottohgott NEIN du bist nicht die einzige durchgeknallte auf dieser Welt! :D Ich schwöre! :D <3
<13<13<13<13<13<13<13<13<13<13<13<13<13 zurück! DANKE für's Kommentieren! Und viiiiiel Spaß und vor allem viiiiiiel Zeit für das nächste Chap! :D wjfiojwqefiu hoffentlich gefällt's dir!! :)
Ollo <13

@ Kairi Weasley:
@ Kairi Weasley:
Hollaaaa! :D
Das ist Spanisch ! :D Und das einzige was ich darauf sagen kann ;) Kannst du spanisch? Vielleicht lerne ich das auch noch mal irgendwann.. Kann nach Italienisch und Französisch gar nicht mehr so schwer sein oder? ... Hach ja, es ist Montag und ich bin früher von der Schule zuhause als sonst, das nutzt man doch gleich mal gerne für eine schöne Runde Rekommis - nach gefühlten Jahrzehnten. Zuallererst, wir hoffen ja mal sehr, dass du diese kleine FF noch nicht vergessen hast ... 2 Monate sind ja schon eine Zeit =// Gott, wir sind schrecklich. Aber die nächsten Chaps kommen schneller. Versprochen!!! :D <3
Kann es sein dass unsere Chaps irgendwie sehr häufig immer on kommen, wenn du gerade eine lange Zugfahrt oder sonst was vor dir hast?! :D Das ist irgendwie so genial! :) Freut uns natürlich, dass wir dich unterhalten können ;) Wie hat dir München gefallen? :D Hättest du ja glatt noch ein bisschen weiter fahren und uns besuchen können! Haha ;P
Uuuuuuuuund wie schön dass dir das Kapitelchen (haha) gefallen hat! :):):)
Tribute von Panem?! Klaro! :D Wir haben auch den Film angeguckt, aber nachdem wir die Bücher schon alle 1-2x durch hatten ;) Wir beide finden die Bücher klasse - aber grausig, klar. Vor allem der dritte teil. Oh gott. Das ist ja fast nur noch blutrünstig. Der erste ist mit abstand am besten, also finde ich! :D Und der Film ist auch ganz gut, aber ehrlich gesagt finden wir beide die Bücher viel besser ;) Und JA, ein anderes Ende! Ich bin ja eh immer für Gale gewesen (Flolla nicht :D), und wenn schon Peeta, dann bitte den echten! :'( Naja :)
Hach ja, Regen :)
Wuhuuu :) Es hat auch voll Spaß gemacht den Ball zu schreiben irgendwie :D Wir wollten ihn aber nicht genauso machen wie er in den meisten FFs ist ;)
HEY! Jetzt fühle ich mich ja schon persönlich beleidigt.... Der Jungs-Schlafsaal war bestimmt der lustigste, aha, soso, tss... Und was ist mit meinem Mädchenschlafsaal?! Haha ;) Nein Scherz, ich glaube auch bei den Jungs wäre es lustiger :D
Uuuh ehrlich gesagt, ich stell mir Lily's Ballkleid überhaupt nicht vor =O Ich bin nicht so der Kleidermensch. Ich hasse es, klamotten zu beschreiben :D Deswegen bin ich da ein bisschen.. drum rum gegangen ;) Aber ich frag mal Flollo :D Bzw wir haben eh mal drüber geredet glaub ich.. Wie stellst dus dir denn vor? :D
Merciiiii :) Warte mal, was heißt das auf Spanisch? :D
... Muchas Gracias! Hätte ich mir eigentlich denken können... Gott klingt das lustig. Naja. :D
Ja, Black unter den Top5 war schon ein harter Schlag für sie ;) Vor allem weil er halt nichts getan hat.... ;)
Ufffffff, das ist seehr schön zu hören! :D Dass die Zeugnisübergabe realistisch war! Immerhin hast du das ja schon mal erlebt und wir... äh, nicht :D Also gut zu hören dass wirs uns einigermaßen richtig vorstellen.. Aber Merlin ich stell mir das so komisch vor! Dass danach einfach - SCHLUSS sein soll! Ist das nicht irre? =O
Jap, die Erkenntnis „Black war nett“ war mal fällig ;) Aber könnte sein dass Lily das auch noch mal vergisst... So im Trubel des Lebens... :D
YES! :):):):) Irgendwie ist es lustig und seltsam wie sehr ich mich immer freue wenn ich diesen Satz lese, dass du so was noch nie gelesen hast :D Also „Lily Evans“ und „besenkammer“ in einem Satz.. Es war auch mehr so eine spontane Sache, wir hatten es zuerst anders, aber Flollo hatte dann die Idee... ;)
Du weißt ja gar nicht wie lange ich mit mir gerungen habe ob Lily da mitmachen sollte oder nicht :D Das ist schrecklich. Aber naja. Gut dass du es magst :D Umschreiben war irgendwie auch lustig ;) Weil's so gaar nicht Lily's ist, eigentlich :)
Aaaah nein, der letzte Streich hat uns echt Kopfzerbrechen bereitet! Gott, wir wollten halt was richtig GROSSES und was was in Erinnerung bleibt und was was es noch nicht gab! :D Härter als man denkt ;) Aber MUCHOS GRACIAS dass es dir gefällt :D
Ja, es ist irgendwie echt extrem traurig, aus Hogwarts zu gehen! Es ist beinahe wie selber die Schule zu verlassen.. Beim Schreiben nimmt es einen richtig mit :'( Aber andererseits... Wenn sie draußen sind... geht der Spaß erst richtig los ;) Also können wir es irgendwie auch kaum erwaren endlich weiter zu kommen! (ich weiß, es ist keine gute Taktik für ein einziges Chap 2 Monate zu brauchen.. aber es ist echt lang! ;))
Alsooo, dann: MUCHOS GRACIAS! :D Und bis zum nächsten Rekommi! ;) Muchos, muchos, muchos, muchos gracias für all deine Kommis und all deine Liebe und all deine Zugfahrten auf denen du LAF liest :P Haha.
Viel Spaß mit diesem Mega-Chap! :D Diesmal muss die Fahrt gefühlte Jahre lang sein! ;D
Ollo <3<3<3<3<3

@ ginnymileyweasley:
Huhuhuhuhuhu :)
Ach, kein Problem :) Der Kommi hat uns seeehr gefreut x) Ach Gottchen wenn ich es jetzt mal so sehe, also dass alles mit Rekommis und so angefangen hat kann ich es irgendwie kaum glauben, dass wir uns getroffen haben :D Das klingt so unwirklich! :D Dir Rekommis schreiben ist jetzt schon so wie bei unseren Schuldfreunden! :D
Ja, man versteht was du sagen willst! Mir kommt es vor als wäre in jeder L/James FF eine Ballszene drin, inklusive Vorbereitung der Mädchen in ihrem Schlafsaal. Deswegen war bei uns leider Flollo dran :D Ich fand es auch interessanter, weil bei den Mädchen.. das ist irgendwie so typisch. Naja. :)
Jaah, ich glaub auch dass Anzüge besser sind ;)
Awwww <3 Die Zeugnisausgabe *schnief* war auch ein hartes Stück zu lesen für mich :'( Hach ja Lily und James werden erwachsen :') Und wie irgendwie auch irgendwann mal :D <3
Ja, die Sache mit paf unter den Top5 ist schon gemein, hmm?! ;D Aber irgendwie fanden wir es passt. Der geniale Sirius Black :P
Oh Gott, ja, die Frage mit dem Zusammenziehen... Tja... Es folgen hieran 140 Wordseiten in denen die Frage geklärt werden könnte, oder auch nicht :P ;)
Ja, ich finde es auch gruselig, dass wir in 2 Jahren Abi haben! Irgendwie rückt es mit jedem Jahr näher dran, hmm? Es wird immer realer =O
Bruce IST seltsam ;) <3 Aber ich liiiihiiihiiebe ihn und ihn zu schreiben (auch wenn ich leider inzwischen sagen muss dass flollo es doch besser kann.. es war eine schöne zeit mit dir Bruce ;)) Iwie ist er NETT, oder? :)
Ja, Lily + Black = seeeehr komische Freundschaft... Mit Höhen und Tiefen :P
Oh Gott ja, die Besenkammer war ein einziger innerer Konflikt für mich :D Soll sie es machen oder nicht?! Und das dann auch noch umzuschreiben und in ihren Gedanken zu rechtfertigen warum sie es macht... es hat Spaß gemacht :) weils ja eigentlich gar nicht so lily like ist :) Lily-like. Cooles wort! :D
Aaaaaaawwwwwwwwwwww <3 Der letzte Streich musste schon was besonderes sein... Wie schön dass er dir gefallen hat. <3 :'( hach ja, die Rumtreiber waren schon eine Legende! Ich hab vor Kurzem erst wieder HP3 gelesen und da kommt das so schön raus... :'( Aww.
DANKE! <3
Oooooh ja, es war seeeeeehr schön, dich ENDLICH mal wieder zu sehen, ich kann das nächste Mal kaum erwarten und die Flollo hat es auch sehr gefreut! :D Danke für's Kommentieren, hoffentlich magst du dieses Chap! <3

Zusammenfassung letztes Chap

James: Vorbereitungen im Schlafsaal, Zeugnisvergebung

Lily: Abschlussball, landet mit James in Besenkammer

James: Letzter Streich mitsamt Feuerwerk
Die Allerliebsten Grüße!
Ollo <3<3<3<3<3<3<3<3


Danke nochmal. Danke. Awww, dankedankedanke, ihr seid Wahnsinn. Dieses Chap ist für euch.

ZUSAMMENFASSUNG LETZTES CHAP:

Soo und zu diesem Chap noch: Es ist lang, es ist lang und jaaah: VIEL SPASS! :)


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~*James*~
Seifenblasen. Überall. Blasse Erinnerungen, die in der Luft hingen, die glänzten; Seifenblasen, die von der Sonne angestrahlt wurden, die weggedrängt, durch andere eingetauscht wurden.
Vergänglich. Zerplatzende Seifenblasen.

Ich saß auf meinen Bett, starrte meinen fast fertig gepackten Koffer an und konnte es einfach nicht fassen. Wo waren die versprochenen sieben Jahre gewesen? Wo die letzten Monate, die letzten Wochen? Wie konnten so viele Jahre so verdammt schnell vergehen? Das war rein logisch betrachtet einfach nicht möglich. Heute konnte unmöglich der letzte Morgen hier in Hogwarts sein, an dem Ort, der mir, uns allen, doch so ans Herz gewachsen war. Ich träumte; bestimmt, anders konnte es gar nicht sein.
Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifte, hoffte irgendwie, irgendetwas entdecken zu können, das ganz deutlich auf die Nicht-Existenz dieser Situation schließen ließ; ein Zauberpony vielleicht. Doch da war kein weißes Pferd mit einem funkelndem Horn auf der Stirn, sondern nur die Menschen, mit denen ich jeden Morgen aufgestanden und jeden Abend eingeschlafen war, seit sieben verdammten langen Jahren.
Pad saß auf seinem Bett und sah unentwegt aus dem offenen Fenster hinaus, als würde er den Anblick, mit dem er jeden Morgen aufgewacht war, am liebsten aufsaugen. Die warme Luft strömte herein, vermischt mit Vogelgezwischer, als wollten selbst die Vögel uns auf Wiedersehen sagen. Moony quetschte gerade die letzten Bücher in seinen vollkommen ordentlich gepackten Koffer und seufzte immer und immer wieder, wie ein kaputtes Abspielband. Wormy saß auf dem Boden vor seinem Bett und starrte das Zimmer so intensiv an, als würde er sich jedes einzelne Staubkorn ins Gedächtnis prägen wollen, Finn jedoch kniete mit einer Todesmine vor seiner Tasche, wie schon vor einer halben Stunde, und war immer noch nicht weiter und Frank suchte seit mindestens zwei Stunden seine 'Glückssocke', die er schon seit der ersten Klasse besaß und der er laut ihm sein gutes Zeugnis verdankte, ohne Frage. Kevin war der Einzige unter uns, der summend und strahlend durch den Schlafsaal lief. Bisher war ich die ganze Zeit über davon ausgegangen, dass er unsere Launen gar nicht wahrnahm, da er selbst so in seiner üblichen, unbekümmerten, heilen Welt versunken zu sein schien, doch plötzlich blieb er mitten im Zimmer stehen und sah uns an. „Hey, wisst ihr noch, wie wir alle das erste Mal diesen Schlafsaal betreten haben?“, fragte er in die sanfte Stille herein, mit einem Grinsen auf dem Gesicht. „Wir haben Frank die ganze Zeit damit aufgezogen, dass er in den See gefallen ist“, erinnerte sich Kevin und lachte fröhlich.
Auch ich musste grinsen. „Stimmt. Wow. Damals kannten wir uns noch gar nicht und - wir haben uns echt schnell angefreundet“, stellte ich mit einem Stirnrunzeln fest. War das normal? Ging das jedem Schlafsaal hier in Hogwarts so oder waren wir besonders offen gewesen, hatten wir einfach perfekt zueinander gepasst, obwohl wir doch alle unterschiedlich waren und manche von uns sich doch so ähnlich? Ich versuchte mich an jenen Abend zu erinnern; mit Pad und den Rumtreiber hatte ich mich schon im Hogwartsexpress so halb angefreundet, vor allem mit Pad, aber auch mit Kevin hatte ich mich auf Anhieb verstanden und zwischen Frank und mir waren sofort Diskussionen über den Wunsch, Auror zu werden, ausgebrochen. Und was Finn anging: Den konnte man gar nicht nicht mögen, wirklich nicht, er war einfach so freundlich und loyal und lustig.
„Wisst ihr noch, wie wir hier mal Flaschendrehen gespielt haben und Kevin mit diesem blauen … Bärchenschlafanzug einmal eine Runde im Gemeinschaftsraum laufen sollte?“, fragte Frank und hielt kurz in der Suche nach seiner Socke inne.
„Hast du den dann nicht im Anschluss in den Kamin geworfen?“, warf Pad mit gerunzelter Stirn ein.
„Doch“, antwortete Kevin und warf wahllos Socken in seinen Koffer. „Ich hatte Angst, dass ich sonst wieder zu so etwas gezwungen werde.“
Wir lachten und sogar Finn zwang sich kurz zu einem kurzen Grinsen, als Frank plötzlich aufsprang. „KEVIN, das ist meine Glückssocke!“
„Welche?“ Irritiert hielt er inne und schaute auf die Socken in seiner Hand. „Die mit den Quaffeln?“
„Nein, die mit den grinsenden Drachen“, erklärte er und wühlte in dem Sockenchaos in Kevins Koffer. „Die hier.“ Erleichtert hielt er die - tut mir Leid, extrem alberne - Socke in die Höhe. „Merlin, ich hätte mich selbst umgebracht, wenn ich die nicht mehr gefunden hätte. Wie soll ich denn dann die Aurorentests bestehen? Oh Merlin, ich wäre aus dem Fenster gesprungen, wirklich.“
„Dann hättest du Hogwarts wenigstens nicht mehr verlassen müssen. Also so richtig“, wies ich auf die deutlichen Vorteile eines Selbstmordes hin.
„Und ein schöner Tod wäre es auch. Fast wie dieses Zeug, was Prongs Evans zum Geburtstag geschenkt hat - Bungeejumping?“ Fragend sah Pad mich an, als wäre er sich nicht sicher, ob das Muggelzeug wirklich so hieß.
Ich nickte - ich hatte Lily zu ihrem letzten Geburtstag wirklich einen Gutschein zum Bungeejumping geschenkt, schließlich stand das nach meinem Wissen auch auf ihrer Lebenszielliste. Und bekanntlich half ein James Potter ja immer dort, wo er konnte. Obwohl ich mich manchmal doch fragte, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war … was, wenn dieses Muggelding doch nicht so sicher war, wie sie behauptete? Dann würde sie genau wie Frank enden, wenn er jetzt ohne Zauber aus dem Fenster sprang. Was er aber ja nicht vorhatte, Glückssocke sei dank.
„Was waren eigentlich eure TOP 5 Momente in diesem Schlafsaal?“, fragte Moony auf einmal und kontrollierte noch einmal, ob sein Schrank vollkommen leer war.
„TOP 5? Oh Merlin“, murmelte ich und musste kaum überlegen. „Der erste Abend und die erste Rumtreibersitzung hier, auf jeden Fall.“ Beides Mal eine Premiere, aber eigentlich war das nicht sonderlich verwunderlich, weil Premieren sich irgendwie immer am schärfsten in das Gedächtnis einbrannten. Der erste Abend hier hatte so viele Eindrücke für uns bereit gehalten, so viele Gefühle, die Aufregung, die Freude hier zu sein, die leise Nervosität, der Kontakt mit Leuten, die man noch gar nicht kannte und dann die Erkenntnis, das man Glück hatte, wahnsinniges Glück, der leise Gedanke vielleicht sogar schon, dass diese Menschen in sieben Jahre, bis zum Ende der Schulzeit zu wirklich guten Freunden werden konnten...
Und die erste Rumtreibersitzung war genauso aufregend gewesen, mit dem Wissen, das wir etwas Verbotenes taten, mit all dem Spaß, den wir immer zu viert hatten und schließlich mit der Sicherheit, dass da gute Freunde waren, wahnsinnige gute Freunde. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was wir bei der ersten Sitzung besprochen hatten, und vage glaubte ich, von einem Streich gesprochen haben, über irgendwelche Stinkbomben in Filch's Büro. Ob wir damals schon gewusst hatten, dass wir das mit achtzehn Jahren immer noch machen würden, immer noch so kindisch und unreif sein würden?
Ich musste grinsen bei dem Gedanken, aber das waren erst zwei Momente, drei fehlten noch...
Bilder tauchten vor mir auf, verschlangen mich und lockten mit dem puren, goldenem Glück. „Lily's Geburtstag“, machte ich extrem ehrlich weiter, obwohl ich mir die blöden Kommentare und die vielsagenden Blicke eigentlich hätte sparen können.
„Oh, war sie da etwa so gut?“, kam es wie zu erwarten von Kevin, der Pad breit angrinste. Natürlich - sie bezogen meine Aussage mal wieder nur auf die Tatsache, dass ich in der besagten Nacht mit ihr geschlafen hatte und tatsächlich waren da so viele Wunderkerzen und so viel - Magie zwischen uns gewesen, dass mir das übermäßig in Erinnerung geblieben war, aber das war bei Weitem noch nicht alles. Auch das Gespräch danach, das Gefühl, eng aneinander geschmiegt in meinem Bett zu liegen, zu realisieren, dass es klappte, auch in der Zukunft klappen konnte, zu bemerken, wie intim und persönlich unsere Beziehung schon geworden war, spielte für mich eine wahnsinnige große Rolle. Und sogar als die Jungs alle miteinander reingekommen war und das anschließende Gruppenkuscheln auf meinem Bett, das durch den nicht mehr ganz so nüchternen Pad hervorgerufen worden war... Wow. Ein absoluter Marmaladenglasmoment, der ganze Abend.
Und nicht nur, weil Lily in dieser Nacht besonders gut gewesen wäre oder sonst irgendwas. Aber das kam Pad und Kevin natürlich nicht in den Sinn. Und bei dem Grinsen auf dem Gesicht meines besten Freundes, das sogar noch breiter war als Kevin's, schwante mir nichts Gutes.
„Aber Kevin, du müsstest ja eigentlich am besten wissen, wie gut Evans ist, hm?“, sagte er deutlich und dank dieser ganzen Telepathie-Nummer wusste ich leider ziemlich schnell ziemlich genau von was er sprach. Oh Merlin, nein.
„Stimmt, Sirius, ich kann auch eindeutig verstehen, warum Nächte mit Karotte für ihn zu den TOP 5 gehören. Diese eine Nacht mit ihr … Platz 1, ohne Frage.“
Mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich automatisch und ohne es beschlossen zu haben, gruben sich meine Finger auch schon in mein Kissen und ließen es auf Kevins Gesicht zufliegen.
Volltreffer.
Wobei ein großer, grauer Stein mir mehr Genugtuung eingebracht hätte, ganz bestimmt.
„Halt die Klappe“, murmelte ich, als alle Anderen angesichts meiner Reaktion lachten und Moony wieder mal anfing, mich auf meine extrem ausgewachsene Eifersucht hinzuweisen.
„Ich bin gar nicht so eifersüchtig“, verteidigte ich mich und bemerkte selbst ziemlich schnell, dass mir ohnehin keiner mehr zuhörte, sobald ich versuchte, gegen meine Eifersucht zu argumentieren. Ich seufzte und gab auf. „Okay, vielleicht bin ich doch ziemlich eifersüchtig. Aber hey, bei euch wäre das bei so einer Situation auch nicht anders gewesen!“

__ 27.04.1978 | 7. Schuljahr __

Eigentlich dachte ich, es wäre ein ganz normaler Morgen. Die Sonne schien in unseren Schlafsaal herein, nur spärlich, weil sie zum größten Teil von Wolken bedeckt wurde, Moony's Stimme machte schon die ersten Versuche, uns aus dem Schlaf zu reißen und das Bett war so bequem und verlockend wie es nur sein konnte, wenn man nicht aufstehen wollte. Verschlafen tastete ich wie immer mit meiner Hand die Matratze ab, ob Lily neben mir lag, aber obwohl sie mir gestern beteuert hatte, dass sie noch nach oben kommen würde, wenn sie fertig mit ihrem Aufsatz war, war das nicht der Fall. Entweder, sie war schon gegangen, was allerdings sehr unwahrscheinlich war, weil sie grundsätzlich nicht früher als ich aufwachte, oder sie war gestern doch in ihren Schlafsaal verschwunden - vielleicht hatte Freya sie dazu gezwungen, vielleicht war es aber auch so spät geworden, dass sie nicht Gefahr laufen wollte, mich noch aufzuwecken, vielleicht hatte auch einfach meine persönliche Überredung vor Ort gefehlt. Wie auch immer, so erschien mir mein Morgen noch sinnloser als ohnehin schon, da überhaupt nichts lockte, jetzt schon aufzustehen, überhaupt nichts. In der ersten Stunde hatten wir ohnehin nur Kräuterkunde und abgesehen von ein paar spuckenden Pflanzen geschah dort selten etwas Spannendes. Ich überlegte gerade, wie lange ich wohl bräuchte, Pad zu überreden, einfach weiterzuschlafen - mehr als 5 Sekunden? - und wie lange ich im Vergleich Moony davon überzeugen müsste, uns uns einfach weiterschlafen zu lassen, als mich ein Geräusch ablenkte; nicht nur ein Geräusch, sondern eine Stimme, eine Stimme, die hier irgendwie definitiv fehl am Platz war.
„Was- was- Was machst du hier?“
Trotz der Müdigkeit, die immer noch in meinem Kopf herrschte, setzte ich mich ganz natürlich auf. Hier - hier stimmte irgendetwas nicht, das war mir sofort klar, obwohl ich noch fast im Reich der Träume schwebte. Das war Lily's Stimme, hier in meinem Schlafsaal, aber sie war nicht in meinem Bett gelegen - ich hätte über Nacht doch irgendetwas merken müssen und nachdem ich meine Hand noch einmal ausstreckte, stellte ich auch definitiv fest, dass ihre normale Betthälfte nicht mehr warm war. Was machte sie also hier? Was wollte sie?
„Lily?“, rief ich in die Stille hinein, fragend, und, aus irgendeinem Grund, schon misstrauisch.
„James?“ Ihr Tonfall gefiel mir nicht. Sofort war ich auf den Beinen, ohne wirklich irgendetwas zu realisieren. Ich stand im Schlafsaal, warf Finn und Moony einen verwirrten Blick zu, sah mich um. Wo war sie? Mit tausend Fragen im Kopf drehte ich mich einmal um mich selbst, blieb irritiert stehen, als ich deutliche Geräusche hörte - aus Kevin's Bett. Was?
Das kann nicht sein. Unmöglich. Missverständnis. Du träumst nur. Missverständnis. Ganz sicher. Ich schluckte schon schmerzhaft, als ich versuchte, mich nicht unnötig aufzuregen, meine Hand schloss sich um den Vorhang, viel fester als nötig, und noch einmal ermahnte ich mich, ruhig zu bleiben. Dann riss ich ihn auf.
„Was-“ Ich stockte, starrte das Bild vor mir an. Lily. Und - Kevin. Sein Arm lag um ihre Hüfte, er schlief noch und - und - Lily sah mich an, mit großen Augen. „Lily!“ Mehr brachte ich nicht hervor, zu verwirrend waren meine Gedanken, zu plötzlich war diese Situation eingetreten, zu unwahrscheinlich erschien mir das ganze Szenario. Nicht war, nicht wahr. Unmöglich.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, ich holte tief Luft, als Kevin's Gesicht sich plötzlich in Lily's Haaren vergrub - genau wie ich es normalerweise immer machte, immer getan hatte. Immer wenn ich aufgelöst war oder nervös oder manchmal auch einfach nur glücklich und Lily's Nähe auskosten wollte.
Falsch. Das war falsch. Vollkommen. Nicht richtig.
Lily sah mich an, ihr Blick huschte zwischen Kevin und mir hin und her. „Das- äh, ich- Was...?!“ Geschockt versuchte sie sich loszumachen, doch die Gefühlsregung auf ihrem Gesicht war nichts zu dem Tumult in meinem Inneren.
Warum bei Merlin hatte ich mein Pokerface nicht halb so gut drauf wie Pad?
Ich versuchte es, wirklich, ich gab alles dafür, dass nur Wut auf meinem Gesicht zu erkennen war, rohe, kindliche und verletzende Wut.
Ich öffnete den Mund, Kevin's Arm lag immer noch um ihre Mitte, viel zu nah, viel zu nah, ich starrte die zwei an, seine Hand, ihre Haare - „Was soll das?“
„Ich“, begann Lily, ich zitterte vor unterdrückter Wut und so vielen anderen Gefühlen, als sie ihre Arme unter der Decke hervorholte. „Ich hab keine Ahnung was- Ich glaube...“
Ich wollte ihr nicht zuhören, ihre Stimme widerte mich an. Doch auch ich war zu keinen ganzen, klaren Sätzen im Stande. „Was- du-“ Ich wollte eine Erklärung, ich wollte, dass sie wenigstens versuchte, sich zu rechtfertigen, aber Kevin kam ihr zuvor.
„Oh James, schrei nicht so rum, ich will schlafen“, murmelte er verschlafen, ohne die Situation irgendwie verstanden zu haben.
In diesem Moment hasste ich ihn.
„Mit MEINER FREUNDIN!“, rief ich wutentbrannt, meine Hand klammerte sich noch fester an den Vorhang, um ja nicht vollkommen auszurasten.
Missverständnis. Bitte. Doch wie das noch ein Missverständnis sein sollte - da scheiterte sogar meine ausreichend ausgebaute Fantasie.
„Hey James, was ist denn los?“, erklang vorsichtig Finn's Stimme hinter mir, als wäre die Antwort nicht vollkommen offensichtlich.
„Hey James, reg dich nicht so auf“, begann Lily. „Das ist wohl irgendwie-“
„Ich soll mich nicht AUFREGEN? Verdammt, meine Freundin - Exfreundin, keine Ahnung - liegt neben 'nem Anderen, natürlich rege ich mich auf!“
„Was- was redest du da, das ist - ein Missverständnis, ich wollte eigentlich ...“ Sie versuchte sich von Kevin's Arm zu befreien und sich aufzusetzen, und weckte damit wohl endgültig diesen Mistkerl.
Er setzte sich ebenfalls langsam auf, starrte mich mit verschlafen Augen verwirrt an, bis sein Blick auf Lily fiel. „Evans“, sagte er entgeistert. „Was machst du hier?“
Als ob er das nicht wüsste, als ob ihm das nicht vollkommen klar wäre...
Ich gab ein wütendes Geräusch von mir, kämpfte gegen den Drang an, mich auf Kevin zu stürzen - Lily war dazwischen und bevor ich darüber nachdenken konnte, ob dieser Punkt gut oder schlecht war, legte sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter.
„Hey James, beruhige dich“, bat Finn.
„Kevin, das tut mir wirklich und aufrichtig sehr, sehr Leid“, sagte Lily schnell und sprang auf. Mir entging allerdings nicht, dass sie einen gewissen Sicherheitsabstand zu mir bewahrte - als hätte sie Angst vor mir. Mir.
Das gab den Rest - sie entschuldigte sich bei Kevin, während ich daneben stand, ihr FREUND?
„Es tut dir LEID? Du schläfst mit - bei - MAN keine Ahnung, aber-“
„Es war ein Versehen!“, unterbrach Lily mich heftig. „Wirklich, es - es tut mir Leid?“
„Ein VERSEHEN? Wie verdammt soll das ein Versehen gewesen sein?“ Missverständnis. Bitte...
„Ich weiß nicht, es war dunkel, und - ich war so müde, aber ich konnte nicht schlafen... Also ich muss wohl irgendwie... Naja, ins falsche...“ Ihre Wangen nahmen einen dunklen Rotton an, und wieder ballten sich meine Hände zu Fäusten. Hätte sie nicht eine andere, glaubwürdigere Ausrede hervorbringen können? Etwas Anderes, als die Behauptung, sie hätte das Bett verwechselt? Irgendetwas, das ich ihr mit gutem Gewissen glauben könnte, irgendetwas? Bitte?
„Das - ist ABSURD! Dir wäre doch was aufgefallen!“
„Ja klar. Aber ich war so müde, das - Ich hab keine Ahnung, wie das... passieren konnte“, schloss sie leiser.
Das war kein Missverständnis, das konnte keins sein...
„Hey James, es - ich hab echt keinen Plan, was Evans-“, begann jetzt auch Kevin; offenbar war er mittlerweile wach genug geworden, um sich zu verteidigen.
„Halt einfach die Klappe!“, rief ich voller Zorn und drehte mich wieder zu Lily, mit verengten Augen. „Das ist so ein - BLÖDSINN. Du schläfst seit MONATEN in meinem Bett!“
Sie hätte es nicht verwechseln können; so müde konnte sie gar nicht gewesen sein. Oder...?
„Ja, ich - ich weiß“, entgegnete Lily kleinlaut und sah mich mit einem vorsichtigen Ausdruck in den Augen an. „Tut mir Leid.“ Ihre Stimme klang zerknirscht, erschüttert über die Situation.
Ich konzentrierte mich. Die Sache war zu deutlich gewesen - das konnte kein Missverständnis sein. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch. Nicht auf Kevin stürzen. „Wie lange?“, fragte ich, wurde lauter. „Wie lange verdammt nochmal geht das schon?“
„James-“, warf Finn ein, doch Kevin unterbrach ihn.
„Hey, da läuft gar nicht-“
„DESWEGEN SCHLÄFT SIE JA AUCH BEI DIR!“
Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Arm - Lily. Mein Magen machte einen Handstand mit Abrollen wegen all den widersprüchlichen Gefühlen in meinem Inneren, als sie mich intensiv ansah. „JAMES! Verdammt, das war ein Versehen! Kevin hat überhaupt keine Ahnung, warum-“ Sie brach ab, begann wieder von Neuem. „Das-“
„Fass mich nicht an!“ Ich riss mich los, zwang mich dazu, ihr einen hasserfüllten Blick zuzuwerfen. Ich wandte mich von den zwei ab, rannte aus dem Schlafsaal, trat gegen den Türrahmen - bereute es ihm selben Moment - und kam anschließend wieder rein, als mir auffiel, dass ich nur eine Boxershorts trug. Ohne den anderen einen Blick zu schenken, ging ich an Pad vorbei, der mich verschlafen und verwirrt ansah, ins Bad. Ich knallte die Tür hinter mir zu.
„Was - Er - BLACK!“ Ich versuchte Lily's Stimme auszublenden, ich wollte nichts hören, ich - ich wollte nicht.
Lily hatte was mit Kevin. Ausgerechnet. Und ich Volltrottel hatte nichts mitbekommen. Wann hatte es angefangen? Ich würde ihn umbringen. Umbringen. Ich sollte rausrennen, herumschreien, mich auf ihn stürzen - doch stattdessen ließ ich mich nur müde auf die Fließen fallen.
Das war falsch. Das war nicht richtig. Warum war mir nichts aufgefallen? Schon an ihrem Geburtstag hatten die zwei ständig nebeneinander gestanden...
Plötzlich war ich wieder auf den Beinen, voller Wut. Das war die richtige Reaktion, so gehörte sich das, ich sollte Kevin umbringen und Lily anbrüllen... Aber vielleicht war es ja doch ein Missverständnis?
Die Tür hinter mir ging plötzlich auf, Lily's Stimme wehte herein. „... er jetzt mit sich reden lässt?“
„Los.“ Ich hielt kurz inne - ohne es zu merken hatte ich begonnen im Bad hin und her zu laufen -, denn das war Pad's Stimme. „Lass ihm keine Zeit sich irgendetwas einzureden. Oder das Bad zu demolieren.“ Unwillkürlich musste ich fast grinsen, aber als Lily plötzlich im Bad stand und nur noch einen letzten verzweifelten Blich in den Schlafsaal werfen konnte, wurde ich wieder wütend.
Ich hasste sie.
„Was willst du?“'
„James.“ Sie sah mich an und ich konnte gar nicht anders, als mich über den verängstigen Ausdruck in ihren Augen aufzuregen. Als würde ich ihr jemals auch nur irgendetwas antun. Aber das glaubte sie auch nicht wirklich, oder? „Du weißt genau, dass... zwischen mir und Kevin nichts läuft“, würgte sie hervor. „Das ist abwegig.“ Sie schüttelte den Kopf.
ABWEGIG? Bei dem Bild vor Augen?
„Du hast bei ihm geschlafen - und Merlin weiß was mit ihm gemacht!“, knurrte ich, hingerissen von dem Gedanken, es wäre wirklich nur ein einziges Missverständnis...
„Ich hab geschlafen, weder er noch ich haben irgendetwas gemerkt! James. Das tut mir Leid, ich hab keine Ahnung... Das ist keine gute Entschuldigung“ - Stimmt - „Ich weiß, aber glaub mir, ich wollte zu DIR, nicht zu Kevin oder sonst jemanden.“
„Und das soll ich dir glauben?“
Wütend fixierten mich Lily's Augen. „Natürlich! Merlin, James! Ich -“ Plötzlich verschwand der Zorn von ihrem Gesicht, Verzweiflung machte sich breit. „Ich hab keine Ahnung, wie ich in das Bett von Kevin Jones gekommen bin, wirklich nicht, das ist - furchtbar! Abartig. Und absolut unfreiwillig. Wirklich.“ Zerknirscht sah sie mich an und ich wusste gar nichts mehr.
„Das-“ Ich machte ein wütendes Geräusch. Das war wirklich so abartig. Und eigentlich auch unlogisch... aber so eindeutig. War ich dumm, wenn ich ihr jetzt glaubte? Mit tausend unbeantworteten Fragen im Kopf drehte ich mich von ihr weg, stützte mich am Waschbecken ab - und sah nur in mein eigenes Gesicht. Ich wandte den Blick von dem Spiegel ab und schaute in das Waschbecken. „Merlin“, sagte ich nur, zu mehr nicht in der Lage und verbarg mein Gesicht in den Armen.
Hilfe.
Das Bild tauchte in der Dunkelheit vor meinen Augen auf: Kevin's Arm um ihre Hüfte...
„James“, sagte Lily, viel näher als ich erwartet hatte. Sie sollte weggehen, sie sollte abhauen, ich wollte in Ruhe mir irgendetwas einreden und das Bad demolieren, so, wie Pad es schon hervorgesagt hatte. Das war so - was sollte ich nur glauben?
Lily's Hand legte sich auf meinen Arm, vorsichtig. „Hör mal, es ist absoluter Schwachsinn, was du denkst. Außerdem - wenn ich was mit Kevin hätte, würde ich das sicher wo anders machen, als in deinem Schlafsaal“, erklärte Lily, leicht ironisch.
Ich schwieg weiterhin; ich wusste nichts zu sagen. Natürlich würde sie es wo anders machen... oder?
Als ich mich weiterhin weigerte, etwas zur Unterhaltung beizutragen, zog sie ihre Hand plötzlich zurück und machte ein paar Schritte nach hinten. „Also, eins muss ich sagen, Kevin war sogar im verschlafenen Zustand gerade eben gesprächiger als du“, behauptete sie bissig.
Das half.
Wütend richtete ich mich auf und drehte mich zu ihr um. „Vielleicht ist Kevin ja auch noch in ganz anderen Dingen besser als ich, wenn du ihn mir vorziehst.“
„Das glaubst du nicht wirklich, oder?“ Sie sah mich an, Schock in den Augen, eindringlich, als könnte sie kaum glauben, dass ich wirklich davon ausging. Und eigentlich - tat ich das denn wirklich? Hätte ich dann nicht noch viel schlimmer reagiert, wenn ich davon überzeugt gewesen wäre, dass Kevin und Lily etwas miteinander hatten, wäre ich dann nicht schon lange im Schlafsaal und würde auf Kevin einprügeln?
Ich wusste es nicht und hielt mich an den wenigen sicheren Tatsachen dieses Morgens.
„Ihr lagt zusammen in 'nem Bett, verdammt“, stieß ich hervor, und der Satz schmerzte, allein der Gedanke daran stach, als würde ich mit dem nackten Fuß auf einen Igel steigen.
„Ich wusste nicht, dass es SEIN Bett war! Meinst du, ich würde freiwillig mit Kevin Jones in ein Bett steigen?!“
„Verdammt, woher soll ich das wissen?“
„Du musst es nicht wissen, du WEISST es!“ Sie schüttelte den Kopf - weil allein die Vorstellung, sie hätte es freiwillig gemacht, so abwegig war oder weil ich so stur blieb?
Ich wusste es nicht, ich wusste nichts. Ihre Argumente klangen so logisch, zu logisch...
„Das ist - das - MERLIN!“ Ich wandte Lily wieder den Rücken zu, stützte mich am Waschbecken ab. Okay. Es war wirklich absurd. Und dämlich. Oder?
„Soll ich gehen?“, fragte Lily hinter mir, ernst, zu ernst...
„Nein“, antwortete ich sofort, ohne Nachzudenken, und hätte mir danach am liebsten die Zunge abgebissen. Warum dachte ich immer erst nach, nachdem ich sprach? „Doch...“, fügte ich hinzu - aber wollte ich das wirklich? Wollte ich, dass sie ging? „Man, keine Ahnung!“
„James. Es tut mir Leid. Wirklich“, wiederholte sie. Ich sah auf, in den Spiegel und begegnete ihrem Blick darin - sie sah mich fragend, ernst an.
Ich dachte nicht mehr nach; sie hatte Recht: Ich wusste es. Natürlich. Sie würde nie etwas mit jemand Anderem anfangen. Nicht Lily. Nicht während wir zwei zusammen waren. Sie liebte mich. Oder...?
Halt, kein oder. Es gab kein oder. Dieses Wort wurde ab sofort offiziell aus meinem Wortschatz gestrichen.
„Meinetwegen“, murmelte ich leise, immer noch ein wenig wütend bei dem Bild, das sie mir zugemutet hatte, doch ihr augenblickliches Strahlen besänftigte mich. Sie kam wieder ein paar Schritte auf mich zu.
„Das wird nicht wieder vorkommen. Ich schwöre“, sagte sie und grinste mich ein wenig an.
Seufzend drehte ich mich langsam wieder zu ihr. „Ich hoffe.“
Vorsichtig griff Lily nach meiner Hand und lachte plötzlich. „Merlin. Und ich kann mich noch vage dran erinnern wie ich mir gestern Nacht dachte, dass ich dich unbedingt dazu überreden muss, wieder dein altes Parfum herzunehmen .“ Sie grinste, obwohl mir irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck schon sagte, dass sie sich schon dachte, dass ich das eher... weniger lustig fand.
„Das -“ Ich holte tief Luft, wusste nicht so ganz, wie ich meine Gefühle in Worten wiedergeben sollte. „Dieses Bild von Kevin und dir - das -“, begann ich hilflos und versuchte krampfhaft, es aus meinem Kopf zu kriegen.
Missverständnis. Verschwinde.
„James, das ...“, fing Lily an, zuckte leicht die Schultern und wirkte ein wenig unglücklich, als würde es ihr plötzlich wirklich Leid tun, dass sie mir sinnlos zusetzte. „Das bedeutet nichts. Vergiss es einfach.“
„Wenn das so einfach wäre“, entgegnete ich mit einem sarkastischen, bissigen Ton. So war es schon viel besser. Wer musste schon seine Gefühle in Worte umwandeln? So war es viel leichter.
Lily lehnte den Kopf an meine Schulter, offenbar mit meiner jetzigen, angriffslustigeren Stimmung auch glücklicher. „Denk besser an die tausenden Bilder OHNE Kevin“, schlug sie recht fröhlich vor.
Ich seufzte. „Ich werd's versuchen“, versprach ich - großartig andere Möglichkeiten hatte ich ja nicht so Recht.
Lily schlang ihre Arme um mich. „James?“ Sie guckte zu mir hoch und für einen Moment raubte mir das kräftige Grün in ihren Augen den Verstand.
„Hm?“
„Ich liebe dich“, sagte sie, so ehrlich, als wäre es eine unleugbare Tatsache, wie die Behauptung, dass es Sternenbilder gab. Sie lächelte mich vorsichtig an und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Doch bevor ich sie näher an mich ziehen konnte, trat sie schon ein paar Schritte Richtung Tür zurück. „Vielleicht sollte ich jetzt ...“
Ich packte sie am Handgelenk. „Hierbleiben und mich besänftigen? Gute Idee.“ Ich grinste sie leicht an und zog sie an mich.
Überrascht drehte sich Lily zu mir um. „Ähm - meinst du?“, fragte sie, auch mit den Zügen eines Grinsens auf dem Gesicht, als wäre sie aus irgendeinem Grund davon ausgegangen, dass ich kaum abwarten konnte, bis sie endlich verschwand. Lächelnd stellte sie sich enger an mich.
„Najaa“, sagte ich, langgezogen, als würde ich überlegen. „Du könntest ja dafür sorgen, dass ich die Bilder von Kevin und dir vergesse...“, schlug ich schief grinsend vor.
Plötzlich war Lily näher - so nah wie den ganzen Tag noch nicht. Ich konnte ihr Haarshampoo riechen und einen Moment darauf ihre Lippen auf meinen spüren. Zärtlich küssten sie mich, ließen das Bild von ihr und Kevin tatsächlich sofort verschwinden - und lösten sich viel zu früh von mir.
„Wunderschönen guten Morgen, James“, sagte sie und grinste, lächelte mich an.
Ich verdrehte die Augen, weil sie mich schon wieder hinhielt. „Hätte schöner sein können“, gestand ich ehrlich.
„Er ist noch nicht vorbei, oder?“, erinnerte sie mich und legte den Kopf schief. „Nicht?“ Jetzt grinste ich.
Und er war tatsächlich noch nicht vorbei - aber er wurde auch nicht besser. Da noch sechs andere Jungs in das Bad mussten, wurden wir leider ziemlich schnell dazu gezwungen, es zu verlassen, und Schwänzen kam für Lily leider immer seltener in Frage. Sogar mit Pad bekamen wir es nicht hin, die erste Stunde ausfallen zu lassen, da Moony besonders mir eindrücklich klar machte, dass ich in Kräuterkunde mein UTZ brauchte, wenn ich der Vorstellung meiner erfolgreichen Aurorenausbildung nicht beim Verblassen zuwinken wollte.
Von daher wurde es ein ziemlich langweiliger Morgen. Aber was war schon ein beschissener Morgen, wenn der Nachmittag dafür umso besser wurde?
Denn Lily wurde immer besser darin, mich zu besänftigen... Und ihre Ideen dafür blieben immer gleich überwältigend, faszinierend und … bescheuert.
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Missmutig verzog ich das Gesicht, als ich wieder an diese Szene zurück dachte. Okay, mittlerweile hatte ich mich einigermaßen damit abgefunden - oder würde Kevin zumindest nicht mehr am liebsten den Kopf abschlagen, damit er die Nacht vergaß und sie nie wieder erwähnte - aber sie gehörte wohl doch immer noch zu den TOP 5 der bescheuertsten Momente in diesem Schlafsaal. Und schon allein die Tatsache, dass ich es hasste, über diesen Moment zu reden, reichte wohl dafür aus, dass dieser Morgen bei Kevin unter die TOP 5 der Besten kam. Also manchmal war unsere Freundschaft schon echt seltsam; aber vermutlich immer noch nichts im Vergleich zu Freya und Lily.
„Wie sieht's bei dir aus, Pad?“, versuchte ich vom Thema abzulenken und blickte meinen besten Freund an.
Er zuckte mit den Schultern. „Die ersten zwei genau wie du... Und sonst...“ Er runzelte die Stirn, überlegte. „Merlin, das ist echt schwer.“
„Das erste Mal, dass Leah hier geschlafen hat“, sagte Finn plötzlich und starrte auf seinen Koffer.
Wir Anderen verstummten. Aber ich verstand ihn, im Gegensatz zu den Anderen, die alle Singles waren: So viele Nächte, die ich hier mit Lily verbracht hatte, kamen in Frage. Aber als ich genauer darüber nachdachte... vor allem die Nacht vor den Verwandlungsprüfungen gehörte vielleicht zu meinen TOP 5 hier... und sicher nicht aufgrund meiner ausgereiften Nervosität, viel mehr nur weil Lily in besagter Nacht hier geschlafen hatte...

___ 09.07.1978| 7. Schuljahr ___

Eigentlich war alles so, wie es sein sollte. Die Dunkelheit lag wie schwerer Samt auf meinen Augen, nichts war zu hören, außer der tiefe, gleichmäßige Atem meiner Mitbewohner hier im Schlafsaal und Lily's Körper lag warm und beruhigend neben mir, wie so oft.
Ich hatte sie quasi gezwungen, die heutige Nacht hier zu verbringen; Freya und ich hatten uns fast eine halbe Stunde lang gestritten, wer ihre Anwesenheit heute nötiger hatte: Sie, weil Lily ohnehin viel zu häufig bei mir schlief, oder ich... wegen Gründen, die ich nicht so direkt hatte nennen wollen. Nicht vor ihr, nicht einmal vor Lily. Nur Pad und vielleicht die übrigen Rumtreiber ahnten, wussten vielleicht sogar sicher, was mein Problem war, warum ich heute Nacht auf gar keinen Fall allein hatte sein wollen und Lily stundenlang angefleht hatte, hier zu schlafen, obwohl sie zuerst geschworen hatte, die Nacht auf den Ländereien zu verbringen, weil sie kein Gegenstand war, über den Freya und ich uns streiten konnten, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen. Aber als ich dann beteuert hatte, dass ich ihr dann eben folgen würde und meinetwegen wirklich unten schlief, hatte sie offenbar verstanden, wie wichtig mir das war und eingewilligt.
Der Grund meiner Nervosität war einfach und eigentlich banal. Morgen früh würde ich in der Großen Halle sitzen, ganz allein an einem riesigen Tisch, vor mir ein Stück Pergament, mit Fragen darauf, die mich verwirren würden, die ich vielleicht nicht konnte, die ich aber lösen musste, die ich beantworten sollte...
Verwandlung.
Ein Fach, das mir nie so gut gelegen hatte wie die Anderen, ein Fach, das mir Kopfschmerzen bereitete und vor allem ein Fach, in dem ich ein „Erwartungen Übertroffen“ erreichen musste, um Auror werden zu können. Ich musste diese Prüfung morgen schaffen, ich konnte gar nicht anders, nicht, wenn ich meinen Traum endlich in die Realität umsetzen wollte...
Lily's Anwesenheit reichte nicht. Ich hätte zu Pomfrey gehen, mir irgendeinen Schlaftrunk geben lassen sollen, damit ich wenigstens die Nacht vor den Prüfungen tief und fest durchschlafen konnte, nicht von dunklen und schaurigen Gedanken abgelenkt, gefesselt, gewürgt wurde...
Mum und Dad würden mich bestimmt am liebsten erwürgen, wenn sie erfuhren, dass ich Verwandlung nicht geschafft hatte; sie freuten sich schon so auf die Zeit, in denen wir in derselben Abteilung arbeiten würden (im Gegenteil zu mir); Dad erzählte jedem seiner Kollegen schon, dass ihr Sohn bald zu ihnen stoßen würde und Mum's Briefe beinhalteten nichts Anderes mehr, als den dringende Rat, mich jetzt voll und ganz auf die Prüfungen zu konzentrieren.
Sie wären enttäuscht. Und nicht nur sie, Grandma, Susie, alle wären enttäuscht, McGonnagal, Lily vielleicht sogar, und am meisten... ich.
Das einzige absolut Klare und Erkennbare in der Zukunft, das Einzige, was ich absolut sicher wollte, das ich nicht hinterfragen musste, dass so deutlich war, wie mein Ebenbild, wenn ich in einen Spiegel sah, war mein Wunsch, Auror zu werden, und wenn mir diese Möglichkeit genommen wurde, nein, wenn ich sie mir selbst nahm...
Ich sollte schlafen. Ich musste schlafen, endlich einnicken, meine Gedanken vergessen oder sie in Träume verpacken und mich von ihnen in die Weiten eines fiktiven Ozeans tragen lassen... Ich brauchte den Schlaf, die Kraft morgen, damit ich Verwandlung bestand, oh Merlin, steh mir bei, bitte....
Ich hatte viel zu wenig gelernt, Moony hatte Recht gehabt, wie sollte ich so meine Prüfungen bestehen? Ich würde durchfallen und Lily, die Rumtreiber, meine Eltern, alle würden den Kopf schütteln und mich vorwurfsvoll ansehen... „Warum hast du nicht mehr für deinen Traum gearbeitet? Du hast ihn leichtfertig verblassen lassen...“
Ich riss die Augen auf, starrte in die undurchdringliche Dunkelheit, atmete. Oh Merlin, lass mich doch endlich schlafen... Ich streckte mich vorsichtig, um Lily nicht zu wecken, tastete nach meinem Zauberstab auf meinem Nachttisch.
„Lumos“, murmelte ich leise und kniff aufgrund der plötzlichen Helligkeit meine Augen zusammen. Doch anstatt meine Uhr in irgendeiner Schublade zu suchen, um zu erfahren, wie viel Zeit ich noch hatte, bis das Szenario meiner Angst Wirklichkeit wurde, wurde ich durch den Schein des Lichtes abgelenkt...
Lily. Ruhig lag sie da, die Haare wirr, aber die Gesichtszüge friedlich.
Verlangen durchzuckte mich und mit ihm der Gedanke, dass sie es immer geschafft hatte, mich abzulenken, egal wie...
Ich löschte das Licht an der Spitze meines Zauberstabes und legte ihn zurück auf meinen Nachttisch. Ohne schlechtes Gewissen beugte ich mich über Lily, von dem Willen, nicht mehr nachzudenken, angetrieben und küsste sie sanft in den Nacken.
Das funktionierte immer. Sie wach zu rütteln war zehntausend Mal anstrengender, davon war ich überzeugt, doch mit dem üblichen Morgenkuss schlug sie immer sofort ihre Augen auf. Aber nicht jetzt; von der Müdigkeit zum Liegen gezwungen, regte sie sich etwas, so weit, dass ich wusste, dass sie mich jetzt hören würde.
„Lily?“, sagte ich leise in die Stille hinein, küsste sie wieder.
„Mmmh“, machte sie schließlich und raffte sich dazu auf, sich zu mir umzudrehen. Verschlafen sahen ihre grünen Augen mich an, als würden sie einen Moment gar nicht bemerken, dass sie aus den bunten Bildern ihrer Träume gerissen wurden. „Bin schon weg“, murmelte sie, doch sie machte nicht die geringsten Anstalten, aufzustehen, um sich in ihrem Schlafsaal für den folgenden Tag fertig zu machen und den dummen Sprüchen der anderen Jungs zu entfliehen.
„Nein - nein, es ist mitten in der Nacht“, erklärte ich, so nervös und fahrig und unruhig wie schon den ganzen Tag. Aber es war nicht mehr Tag, die Sonne war untergegangen und beleuchtete mich nicht mehr, verhinderte, dass tausend neugierige Augen meine Schritte verfolgten und ich mich darauf konzentrieren musste, dass keine Nervosität durchdrang. Nachts war es viel einfacher, Gefühle zu zeigen, weil es dunkler, privater war; und doch war es eigentlich viel schwerer, da man sich unmöglich mehr emotional absondern konnte und aufhörte, sich selbst weiterhin Gelassenheit vorzuspielen.
Ich schüttelte halb den Kopf, um all die Gedanken zu verjagen, doch sie blieben hartnäckig, drückten sich mit meiner Hand, die durch meine Haare fuhr, überdeutlich aus.
Lily lenkte mich ab, mit einem verwirrten Blick und irritierenden Sätzen.
„Was ist los? Willst du mich jetzt verschleppen oder umbringen? Falls nicht, lass mir meinen Schlaf“, sagte sie und augenblicklich schlossen sich ihre Augen wieder, von dem Wunsch angetrieben, wieder in schillernde Träume zu versinken.
Ich war als Einzelkind aufgewachsen. Ganz eindeutig. Anstatt sie schlafen zu lassen, sprach ich weiter, versuchte sie daran zu hindern, mich allein mit meinen Gedanken zu lassen: „Nein, ich - ich kann nicht schlafen“, erklärte ich schnell, ein wenig Verzweiflung in der Stimme.
Lily öffnete wieder ein Auge. „Soll ich dir was vorsingen, oder was meinst du?“, fragte sie, nach wie vor verschlafen, und schmiegte sich noch enger an mich. Und so nervös wie ich war, so angespannt wie eine Gitarrenseite kurz vorm Reißen, bemerkte ich nicht einmal, dass mich diese Bewegung von ihr kaum besänftigte oder entspannte, keine Wirkung auf mich hatte, außer ein wildes Flattern in meiner Bauchgegend, was eher leichte Übelkeit hervorrief, bei dem Chaos dort unten wegen... der Prüfung morgen. Heute. Oh Merlin.
Ich versuchte mich zu konzentrieren, auf ihre Worte. Vorsingen? Naja, wenn es etwas brachte...
„Meinetwegen. Ich weiß nicht. Dir fällt doch immer irgendetwas ein“, behauptete ich ehrlich. „Wir könnten uns in die Küche schleichen und eine Sahnetorte mit Smarties machen. Oder - oder Sterneschauen gehen. Oder baden, ist mir egal. Nur IRGENDETWAS, das ablenkt.“ Flehend schaute ich sie an, wünschte mir nur noch Stille in meinen Kopf...
Ich muss morgen bestehen. Ich hab viel zu wenig gelernt. Ich muss ein „Erwartungen Übertroffen“ bekommen...
Lily blinzelte, schlug endlich beide Augen auf. „Was? Wieso?“
Mein erster Gedanke war, dass ich mir irgendeine Ausrede ausdenken musste, aber mein zweiter war, dass es nachts war und nachts das Gestehen von Gefühlen viel einfacher war, sogar das Zugeben von Schwäche und Nervosität, beides nicht sonderlich typisch für James Potter. Ich sprach einfach drauf los.
„Ich kann nicht schlafen.“, gestand ich das Offensichtliche. „Und... Und ich krieg' die Krise, wenn ich noch eine Sekunde an diese verdammte Prüfung morgen denken muss. Heute. Denn es ist ja schon morgen.“ Ich zog kurz irritiert die Augenbrauen zusammen, beschloss dann jedoch, dass es egal war.
Aber das UTZ in Verwandlung war nicht egal...
„James? Hast du eigentlich je eine Seekuh gesehen?“, fragte Lily und sah mich neugierig an.
Verwirrt starrte ich sie an. „Nein.“
„Ich auch nicht“, entgegnete sie, mit einem Strahlen in meine Richtung. „Wenn wir mit Hogwarts fertig sind, gehen wir mal in den Zoo, okay?“
„Versprochen.“ Ich grinste bei der Vorstellung; zu lange war mein letzter Besuch in so einen Tierpark schon her. „Ich will zu den Löwen“, warnte ich sie lachend und Wehmut schlich sich in meine Stimme bei der Bedeutung dieses Tieres für uns Gryffindors.
„James?“
„Hm?“
„Es ist klein, süß und weich. Was ist es?“
„Ein Schwamm?“, riet ich; das Erste, was mir einfiel. Obwohl, ein Schwamm war nicht gerade süß...
„Neein“, Lily lachte. „Ein Katzenbaby. Warum kannst du nicht schlafen?“ Ah, jetzt erkannte ich den Sinn hinter all dem Schwachsinn bisher: Sie wollte diese Frage so nebenbei wie all die Vorherigen stellen, damit ich ohne Nachzudenken einfach antwortete.
Tja, leider war mein Verhalten nicht ganz so vorhersehbar wie ihres.
Ich verzog das Gesicht, verfluchte sie, weil sie mich wieder dazu brachte, an morgen zu denken... Ich schluckte und irgendetwas hinderte mich daran, ehrlich zu antworten. „Keine Ahnung“, murmelte ich daher nur, leise, kaum hörbar und doch laut genug in der dunklen Stille, in der wir uns befanden.
Ihre Lippen lagen plötzlich an meiner Schläfe, nur ganz kurz, und doch reichte es, damit ich ihre Worte kaum wahrnahm. „Warum?“
Warum was? Ich versuchte mich zu konzentrieren, und dabei fiel mir wieder all das ein, dass ich eigentlich hatte vergessen wollen...
„Ich hab Angst“, gestand ich; plötzlich sprudelte es nur so aus mir heraus. „Ich hab so Angst vor Verwandlung. Wenn ich das nicht - das -“ Ich brach ab, wartete vielleicht sogar auf ein Lachen, auf irgendetwas, das mir zeigte, wie lächerlich ich mich eigentlich benahm. Schon tausend Prüfungen, tausend Quidditchspiele hinter mir, aber noch nie hatte ich meine Nervosität so offen und ehrlich gezeigt. Oh Merlin.
Und das alles nur wegen Verwandlung.
Lily küsste mich auf die Wange. „James?“
„Lass mich raten. Dass ist total albern und kein Grund, dich aufzuwecken.“
„Nein.“ Überrascht sah ich sie an. „Deine Haare sind schön.“ Wieder strahlte sie und fuhr vorsichtig durch sie; und ich war froh, so froh, dass es dunkel war. Hätte sie mir das auch tagsüber sagen können, mich damit effektiv abgelenkt, obwohl sie mein Gesicht klar und deutlich vor sich sah, das selbstgefällige Grinsen? Ich wusste es nicht, und eigentlich war es ja auch so egal. „Und - McGonnagal liebt dich. Und..“, fuhr Lily grinsend fort, aber doch ernst genug, um mir zumindest die Einbildung zu gewähren, dass sie meine Sorgen ernst nahm. „Ich auch. Und du bist albern, stimmt. Du schaffst es soundso. Wirklich. Ich verspreche es. Du - Du darfst mich beschimpfen, wenn es nicht so ist. Was nicht der Fall sein wird. Außerdem - wo bleibt dein Ego?“ Stirnrunzelnd setzte sie sich auf, als wäre einzig und allein die Abwesenheit meines ach so riesigen Egos ein wirklich ernsthaftes Problem.
Ich schüttelte den Kopf. „Das hat nichts mit meinem Ego zu tun. McGonnagal könnte mich noch so sehr lieben und es wäre egal, weil wenn ich morgen da drin sitze und auf die Aufgaben schau und - alles, einfach ALLES vergesse, dann kann sie mir auch nicht mehr helfen.“ Von was wurde gleich noch mal Piertotum Locomoter abgeleitet? Von was? Das hatte mich Moony doch erst gestern am See abgefragt, komm schon... Doch zwecklos. Durch den inneren Druck wollte mir nichts einfallen.
„James!“, rief Lily und ließ die Frage in meinem Kopf verschwinden. „Hör auf, Panik zu machen. Du musst niemanden was beweisen, auch nicht dir, okay? Du gibst einfach dein Bestes, und mehr geht soundso nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief, als sei damit alles gesagt worden. Und als sie ihre Hände unter die Decke schob und plötzlich auch unter mein Tshirt, war ich selbst davon überzeugt, dass dem nichts mehr hinzugefügt werden musste... Ich musste niemanden etwas beweisen. Auch nicht mir selbst.
Ich wollte mich vorbeugen, Lily küssen, mich ablenken lassen, doch bevor ich mein Vorhaben auch nur im Ansatz umsetzen konnte, begannen ihre Finger sich zu bewegen... und mich zu kitzeln.
„LILY!“ Ich war zu laut, doch es interessierte mich nicht; sollte doch ganz Hogwarts aufwachen. Lachend bekam ich Lily's Handgelenke zu fassen und war bei ihrem unschuldigem Ton froh, dass ich den Ausdruck in ihren Augen kaum sehen konnte.
„Was denn?“
Ich grinste sie an. „Ehrlich, langsam bin ich immun gegen diesen unschuldigen Blick“, behauptete ich selbstsicher und verschleierte die Tatsache, dass das vielleicht auch nur an der Dunkelheit lag, die nur von dem schwachen Mondlicht, das durch das Fenster drang, durchbrochen wurde. Doch es war stark genug, um zu erkennen, dass sie blinzelte. „Meinst du?“, fragte sie und legte den Kopf schief. „Glaube ich dir nicht.“ Ihr Gesicht näherte sich meinem, ihre Lippen waren plötzlich so nah... Plötzlich riss sie ihre Hände weg und begann wieder, mich zu kitzeln.
Ich musste lachen, verfluchte mich innerlich, weil ich doch immer auf sie reinfiel. „Okay, vielleicht doch nicht“, gab ich zu und rückte von ihr weg, doch ich hatte keine Chance, denn Lily schmiegte sich eisern an mich und küsste mich kurz, doch auf eine Weise, die die Wunderkerzen strahlen ließ.
„James? Machen wir irgendwas? In das leere Verwandlungsklassenzimmer schleichen, uns auf die Tische stellen und Luftgitarre spielen?“ Sie strahlte mich an, ganz deutlich, trotz der Dunkelheit. Die Freude bei dieser Vorstellung schlich sich in ihre Stimme, erleuchtete das Zimmer unmerklich. „Dann bist du morgen ein bisschen lockerer“, fügte sie hinzu, erwartungsvoll. Ich musste lachen, so froh darüber, dass Lily … so war, wie sie war, und so froh, dass wir zwei zusammen waren. Ich konnte es plötzlich kaum glauben; nur mit Mühe hielt ich mich davon ab, sie in die Kissen zu drücken, und sie heftig zu küssen.
„Genau deshalb hab ich dich geweckt“, erklärte ich grinsend.
Augenblicklich schlug sie die Decke zurück. „Komm schon. Aber sei mir nicht böse, wenn du dann in der Prüfung einschläfst“, warnte sie mich grinsend.
„Ich kann eh nicht schlafen“, erinnerte ich sie, nahm ihre Hand in meine und schwang meine Beine aus dem Bett. Sofort begann Lily mich ungeduldig aus dem Schlafsaal zu ziehen und wären meine Reaktionen nicht so furchtbar trainiert und ausgearbeitet gewesen, wäre sie die Treppe runtergefallen, so aufgedreht sie die Stufen hinab hüpfte.
Ich musste schon wieder lachen, als ich ihr einfach nur zusah, ganz gefangen genommen von ihrer verschlafenen, aufgewühlten Erscheinung. „Lily?“
„James?“ Sie blieb stehen, sah mich an, mit ihren hellen grünen Augen, die mich an Sommerwiesen erinnerten.
„Danke“, sagte ich schlicht, drückte ihre Hand, lächelte und fuhr mir durch die Haare.
Sie runzelte die Stirn. „Was meinst du?“
Ich musste grinsen; als wäre diese Aktion schon total selbstverständlich. Aber das war sie ja auch schon fast, zumindest für uns Beide.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Dass du mit mir mitten in der Nacht aufstehst, um mich abzulenken“, erklärte ich grinsend. „Und das, obwohl wir morgen UTZ haben.“
Lily schüttelte den Kopf, als wäre schon allein die Vorstellung, dass ich mich dafür bedankte, irrsinnig. „Ich will dich nicht nur ablenken, ich will SPASS haben!“, rief sie lachend, sprang die letzte Treppenstufe hinunter und zog mich in den absolut leeren und dunklen Gemeinschaftsraum. Und für einen Moment war es fast so, als wären wir die Einzigen auf dieser Welt, ganz allein in einem riesigen Schloss. Als wäre es okay, normal, vollkommen perfekt, sich mitten in der Nacht in ein Verwandlungszimmer zu schleichen, um auf dem Pult Luftgitarre zu spielen, weil uns niemand anstarrte, als seien wir verrückt.
Aber es war auch nicht normal, es war alles andere als normal, es war bescheuert. Es war bescheuert und perfekt und so gut-anders, als die Anderen, weil es unser Märchen war, ein Märchen, das es bis in die Realität geschafft hatte, ein Märchen, in dem man Luftgitarre spielte und über Katzenbabys und Seekühe sprach, in dem man der sein konnte, der man war, egal mit wem.
Lily hatte mein Bedanken kaum ernst genommen, als sei diese Aktion nicht der Rede wert. Aber das war sie. Mehr, als sie sich vielleicht vorstellen konnte. Sie hatte mir gerade mal wieder bewiesen, dass ich mich auf sie verlassen konnte, egal ob nachts oder morgens, sie war da, wenn ich sie brauchte. Sie lachte mich nicht aus, nur weil ich Angst vor den Prüfungen hatte, sie beruhigte und lenkte mich ab. Und da war ein „Danke“ wirklich nicht übertrieben.
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„Merlin, ich hätte auch gern 'ne feste Freundin, dann wäre das irgendwie leichter, wie's aussieht“, bemerkte Pad und riss mich mit seinem betont lockerem Grinsen aus meinen Gedanken.
„Als würdest du eine Freundin wollen“, bemerkte Wormy und verdrehte die Augen.
„Natürlich will ich eine! Ich bin schon JAHRELANG auf der Suche nach einer Seelenverwandten, nach einer, die mich versteht und mich ich sein lässt und -“
„Wie wär's mit Freya?“, warf Wormy stirnrunzelnd ein, doch sein Grinsen verriet ihn.
„JOHNSEN? Hallo, ich hab von jemanden gesprochen, der mich versteht, sie versteht mich nicht, sie ist immer anderer Meinung, das ist - anstrengend, verstehst du?“
„Aber bei Lily und Prongs ist es doch auch nicht anders“, hielt er eisern dagegen und bei Pad's großen Augen konnte ich mir nur mit größter Anstrengung ein Grinsen verkneifen.
„Ja, aber - aber die sind ja auch total verrückt“, suchte Pad nach irgendwelchen Argumenten, sehr zu unserer Belustigung, da er normalerweise auf der Stelle tausend vernichtende Entgegnungen parat hatte. Aber mal ganz im Ernst, wie sollte man denn auch begründen, dass man nicht in jemanden verliebt war? Entweder man war's oder... man war's nicht. „Guckt mal Leute“, setzte er nochmal an und sah uns überlegen an. „Positiv betrachtet, verbindet Prongs und Evans deren Gestörtheit. Leah und Finn verbindet ihre - Ähnlichkeit, keine Ahnung, ehrlich gesagt. Aber mich und Johnsen verbindet nur Sex. Und das ist etwas wenig, oder?“ Erwartungsvoll sah er uns an und als keiner sofort widersprach - weil wir zu sehr mit LachenLachenLachen beschäftigt waren - sah er sich offenbar bestätigt. „Seht ihr? Also, wo war ich stehengeblieben...“ Er zog seine Augenbrauen zusammen und ignorierte unser Gelächter vollkommen, als wäre es nicht lauter als die Flügelschläge eines prächtigen Fasans. „Genau - ich brauche eine richtige Freundin, eine die ist wie ich, nur nicht so nervig-“
„Du spinnst“, kommentierte Frank seinen Ausbruch mit hochgezogenen Augenbrauen. „Bevor du mal ernsthaft eine Freundin willst, heiratet James Lily.“
„Wir sind dann schon alle eingeladen, oder? Auch wenn wir - total abwegigerweise - den Kontakt verlieren sollten, oder?“, ging Kevin sofort darauf ein, mit leuchtenden Augen. „Oh Merlin, das will ich sehen. Wie Karotte ja sagt. Ich wette, ihre Haarfarbe beißt sich ganz furchtbar mit dem Kleid.“ Lachend warf er ein paar letzte Klamotten in seinen Koffer, während ich nur die Augen verdrehte.
„Wie kann sich irgendwas mit weiß beißen?“
„Das geht schon“, erklärte er mir mit einem Schulterzucken.
Moony schüttelte nur den Kopf. „Nein, Kevin, das geht nicht.“
„Doch. - Und oh Merlin, das wird so lustig. Wenn der Pfarrer fragt, ob irgendwer etwas gegen die Hochzeit hat, steh ich auf und rufe: „Ja, ich! Ihr werdet euch nur unglücklich machen und in Wahrheit will sie nur mich und James, du weißt das! Denk an Hogwarts!“, und dann rastest du aus und stürzt dich auf mich, weil ich deinen schönsten Tag vermasselt habe.“ Lachend ließ er sich auf seinen Koffer fallen. Befremdet starrte ich ihn an. „Okay … sollte ich irgendwann heiraten wollen, lade ich dich schon einmal nicht ein.“
„Aber mich! Ich darf Trauzeuge sein, oder oder oder?“ Aufgeregt hüpfte Pad auf seinem Bett hin und her. „Das wird so lustig!“
„Leute? Wer sagt denn eigentlich, dass ich heiraten will?“ Stirnrunzelnd dachte ich über das Szenario nach. Pad würde auf jeden Fall Trauzeuge werden, obwohl er bestimmt irgendetwas vermasseln würde... Mum und Dad wären so stolz und halb Hogwarts bestimmt anwesend, um Fotos zu machen, die sie in der Schülerzeitung veröffentlichen könnten...
Aber mal ganz ehrlich: Dass Lily und ich irgendwann mal heirateten, war ungefähr so abwegig, wie wenn Finn wegen Leah doch nicht ins Ausland gehen würde. Und das würde er definitiv. Denn ich traute mich ja nicht einmal, Lily zu fragen, ob sie mit mir zusammenziehen wollte, wie sollte ich da jemals den Mut aufbringen, sie zu fragen, ob sie mich heiraten wollte? Was ja schon voraussetzte, dass ich wollte. Uah. Nein, danke.
„Wir zwingen dich einfach - zu unserer Belustigung“, beschloss Pad und öffnete eine Schokofroschpackung. „Bedient euch“, sagte er anschließend und hielt uns die Packung jeweils hin.
„Habt ihr noch irgendwo Feuerwhisky?“, fragte Finn plötzlich und sah auf. Wollte er sich jetzt etwa betrinken, damit er den Abschied von Leah etwas leichter aufnahm? „Wir sollten das letzte Mal noch einmal alle gemeinsam hier anstoßen, oder was meint ihr?“
Also doch nicht betrinken. Ich grinste wehmütig und holte drei Flaschen aus meinem Nachttisch, die Einzigen, die noch darin zu finden waren.
„Ich hab auch noch zwei“, rief Pad und drückte Wormy eine in die Hand.
„Ich hab noch fünf“, bemerkte Kevin und verteilte an die Restlichen die Flaschen. Ohne viele Worte öffneten wir sie jeweils, wie wir schon so viele hier zusammen geöffnet haben, bei Liebeskummer zum Beispiel, egal ob verdrängt oder zugelassen, bei gewonnenen Quidditchspielen, weil die Ferien begonnen hatten oder die Prüfungen abgeschlossen waren. Und heute... weil es das letzte Mal war.
„Auf uns“, sagte Finn und stieß seinen Feuerwhisky gegen unseren. Das Klirren klang so laut in der Stille, die warme Luft, die hereinströmte, fuhr durch unsere Haare und irgendwie musste ich lächeln.
„Auf unseren Schlafsaal“, sagte Wormy noch einmal und wir grinsten uns alle an.
„Auf den besten Schlafsaal Hogwarts“, fügten Pad und ich vollkommen gleichzeitig hinzu, wie so oft, und das Lachen, das plötzlich von allen zu hören war, erfüllte den Raum, ließ uns schweben, uns kurz glauben, dass das hier nur ein ganz normaler Morgen war und von Abschied keine Rede. Es war perfekt. Und eindeutig unter den TOP 5 der besten Momente hier in diesem Schlafsaal, obwohl es eigentlich nur ein paar unspektakuläre Minuten waren. Aber vielleicht genau deswegen.

Der beste Schlafsaal Hogwarts musste dann allerdings doch irgendwann einsehen, dass er nicht mehr lange ein fester Bestandteil von dem Gebäude sein würde; auch, dass ihm die Zeit davonlief und er noch nicht einmal begonnen hatten, von dem Schloss Abschied zu nehmen. So standen wir schon ziemlich bald im Gemeinschaftsraum und allein die Vorstellung, diesen Raum nicht mehr jeden Morgen sehen zu können, brachte mich halb um den Verstand. Wirklich. Und dabei mussten wir noch nicht einmal jetzt schon von ihm Abschied nehmen - das folgte erst, wir mussten schließlich noch einmal hoch, um unsere Koffer zu holen. In nur wenigen Stunden.
Lachend und irgendwie trotz all der Wehmut voller guter Laune gingen wir an den jüngeren Schülern vorbei und wie immer suchte mein Blick sofort nach roten Haaren; fand sie aber nicht. Vermutlich war sie noch oben mit ihren Freundinnen, wir hatten ja auch gar nicht ausgemacht, uns heute im Gemeinschaftsraum zu treffen oder Ähnliches. Vor dem Frühstück hatte ich wie immer auf sie gewartet, aber jetzt … hatte es wenig Sinn.
Seufzend krabbelte ich unter das Potraitloch durch, winkte der Fetten Dame und wappnete mich, Hogwarts Lebewohl zu sagen. Endgültig.


~*Lily*~

___ 1.9.1971 | 1. Schuljahr ___
Das Schloss ist riesig, dachte ich. Wirklich, wirklich riesig, noch viel gewaltiger, als es auf den Bildern aussah. Bilder - wie albern, Hogwarts mit Bildern zu vergleichen! Es war unmöglich, dieses Gebäude, das vor Magie nur so zu strotzen schien, mit der Kamera einzufangen; es war ja schon kaum möglich, mit meinen Augen alles auszusaugen, wie sollte das dann durch eine Linse funktionieren?
Im ersten Moment war alles, alles, was ich wahrnehmen hatte können, Überwältigung. Faszination, Euphorie, Ekstase - Das hier war mit Abstand der spannendste Tag meines Lebens. Alles war so surreal, als würde meine Mutter mich gleich wecken und mir erzählen, dass das alles nur ein langer und sehr unrealistischer Traum gewesen war. Es war schwer zu glauben, dass diese Welt immer existiert hatte, die ganzen 11 Jahre meines bisherigen Lebens lang... Diese Welt, die so bunt war, so außergewöhnlich und schräg und liebenswert und - erschreckend, und so anders.
Als ich so zwischen den anderen Leuten stand, die ebenfalls Gryffindor zugeteilt worden waren, kam ich mir aber schon ein bisschen verloren vor. All die Kinder in meinem Altern brabbelten aufgeregt vor sich hin, jeder schien irgendjemanden zu kennen, oder sie waren einfach nicht so schüchtern wie ich. Der einzigen Erstklässler, den ich schon kannte, war Slytherin zugeteilt worden - So wie er es immer gesagt, gewollt hatte. Mein Magen krampfte sich ein wenig zusammen, und ich wünschte, Sev wäre jetzt hier und würde mir wieder alles erklären, wie er es im Zug getan hatte. Er kannte sich hier viel besser aus, er wusste so viel über das Schloss und die Lehrer, und ich... hatte bis vor so kurzer Zeit noch nicht einmal gewusst, dass Zauberei überhaupt wirklich existierte. Und irgendwie war diese Tatsache immer noch schwer zu glauben.
„Hey, Karottenkopf!“
Die Stimme war sehr laut und sehr nah neben mir, automatisch blickte ich auf. Der Junge war mindestens einen halben Kopf größer als ich, schlaksig und grinste schon beinahe gefährlich breit. Reflexartig wich ich einen halben Schritt nach hinten aus - stolperte gegen meinen Koffer, fing mich gerade noch und wurde rot. Verdammt.
„Oooh, hat dir schon mal jemand gesagt, dass sich deine Gesichtsfarbe sehr mit deiner Haarfarbe beißt, Karotte?“ Unmöglich, aber wahr - seine Mundwinkel verzogen sich noch weiter nach oben.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich sagen sollte.
„Ja, ich - zumindest hatte ich das vor, aber sie hatte es im Zug so eilig, aus dem Abteil zu kommen, dass sie es glaub ich nicht mehr gehört hat.“ Der Junge aus dem Abteil, aber nicht der mit den Strubbelhaaren - der andere, größere, herablassende. Eine unerwartete Hasswelle kochte in mir auf, als ich ihn wiedererkannte. Na, wenigstens war sein bescheuerter Kumpel nicht dabei.
„Sirius Black, oder?“, fragte der erste und reichte seinem neuen Klassenkameraden die Hand.
„Du sagst es. Und du?“
„Kevin“, erklärte er und sie schüttelten sich die Hände.
Ich stand immer noch da, wie erstarrt, und verfluchte mein Leben, als ich die nächste laute, aufbauschende Stimme vernahm - die Arte von Stimme, die es gewohnt ist, dass sie Aufmerksamkeit bekommt, dass ihr alle lauschen. „Hey, Sirius!“ Der verstrubbelte Haarschopf aus dem Zug tauchte auf, ganz wie ich es befürchtet hatte. Er grinste seinen Freund an und blickte dann weiter zu diesem Kevin, schlug ihm mit einer Hand auf die Schulter und redete darüber, dass sie bestimmt in einen Schlafsaal kommen würden. „Allerdings werden wir heute Nacht wohl eher kaum schlafen - Ich meine, nur Langweiler gehen an ihrem ersten Tag in Hogwarts wirklich schlafen! Ich will mir das Schloss ansehen! Du bist doch dabei oder?“ Erwartungsvoller Blick an seinen Freund aus dem Zug, Sirius Black oder so ähnlich.
Ich starrte ihn an. Aber nicht, weil seine Haare auf eine geradezu einzigartige Art und Weise verwuschelt waren, auch nicht, weil er so laut und so nervig redete oder weil er es tatsächlich fertig brachte, noch breiter zu grinsen, als die anderen beiden. Ich starrte ihn an, weil er nicht zurückstarrte. Er hatte keinen Blick für mich übrig, keinen einzigen. Er war so auf sich fixiert, auf sich selbst und die anderen Jungs, dass er so einem kleinen, unscheinbaren Mädchen, das ihm gegenüber in dem kleinen Kreis, der sich gebildet hatte, stand, keine Aufmerksamkeit schenken konnte.
Und wenn es nicht so widerlich und abstoßend und selbstsüchtig gewesen wäre, hätte ich es vielleicht faszinierend gefunden.
Auf einmal berührte mich etwas an der Schulter, ich wandte meinen Blick von Potter's Gesicht - am Ende dachte dieser Idiot noch, ich würde ihn anstarren, weil ich ihn toll fand - und drehte mich um, automatisch. Mir gegenüber stand ein hellblondes Mädchen, dass neben ihrem riesigen Koffer noch kleiner schien, als sie ohnehin schon war. Ganz eventuell hätte man mich sogar noch für normal groß halten können, wenn ich neben dieser Elfe stand.
„Hallo“, sagte sie, und ich merkte ein wenig erleichtert, dass sie genauso aufgeregt und schüchtern war, wie ich.
„Ich bin Lily“, erwiderte ich und hielt ihr meine Hand hin, lächelte sie an.
Ohne zu zögern ergriff sie meine Hand. „Holly. Wir sind bestimmt in einem Schlafsaal, meinst du nicht auch? Bist du auch so aufgeregt wie ich? Hm, deiner Gesichtsfarbe nach zu urteilen schon“, plapperte sie drauf los - viel weniger gehemmt und schüchtern, als sie den Eindruck gemacht hatte - und grinste mich ein bisschen vorsichtig an.
Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als ein anderes Mädchen in unsere kleine Zweisamkeit barst. „Du“, sagte sie laut und zeigte auf Holly, die ich vielleicht als so was wie eine Verbündete bezeichnen konnte, „- und du“, ihr Zeigefinger wanderte weiter zu mir, „Ich hoffe, ihr seid cool. Wir sind in einem Schlafsaal. Ich heiße Freya.“ Sie grinste, winkte und schon war sie wieder weg, dunkles, zerstrubbelt lockiges Haar flog den Leuten, an denen sie vorbei rannte, um die Ohren. Ich starrte ihr so befremdet und fasziniert nach - Holly tat es mir gleich -, dass es für uns beide kaum zu übersehen war, als sie auf einmal stolperte, sich gerade noch fing - und sich augenblicklich mit geballten Fäusten umdrehte, den Jungen bedrohte, der ihr am nächsten stand.
„Du. Du hast mir gerade ein Bein gestellt. Wie heißt du?“
„Sirius Black.“ Ich konnte mir das Grinsen detailgetreu vorstellen. „Und mit wem hab ich die Ehre?“
Die Schwarzhaarige hielt ihre Faust höher, sie - Sie wollte diesem Jungen doch nicht wirklich Prügel androhen, oder? Oder? Holly und ich tauschten einen gehetzten Blick.
„Mit meinem Mittelfinger“, spuckte sie aber dann aus, zeigte Black den besagten Finger und stolzierte durch die Schüler davon, zurück zu ihrem Koffer vielleicht. Sirius Black pfiff ihr hinterher, Potter stieg ein.
Ich hätte kotzen können. Und als ich Hollys Blick begegnete, glaubte ich, erkennen zu können, dass es ihr ähnlich ging.
„Bist du cool?“, fragte sie mich und blickte ziemlich verunsichert drein.
„Ich, ähm - Ich glaube nicht“, brachte ich ein wenig perplex hervor. „Du?“
„Auch nicht, glaube ich, nein“, erwiderte sie und grinste erleichtert.
Nun - vielleicht war ich ja doch nicht ganz alleine. Ich würde Freunde finden, das hatten alle doch die ganze Zeit gesagt. Natürlich würde es auch Idioten geben, wie diesen nervigen Black und diesen eingebildeten, verzogenen, selbstbezogenen Potter. Aber, hey, ich musste mit denen nichts zu tun haben. Ich konnte lernen, mit Magie umzugehen, ich konnte mit Gleichgesinnten reden und versuchen, einfach glücklich zu sein.
Deswegen war ich hier.


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Glücklich. Ich sollte glücklich sein, hier, heute, an unserem letzten Morgen an dem einzigen Ort, an dem ich mich wirklich zuhause fühlte. Und doch war es mehr als schwer, die Tränen zurückzuhalten, als Holly und ich uns in die Arme fielen, nachdem wir beide gleichzeitig ein „Weißt du noch - Als wir zum ersten Mal miteinander gesproch-“ hervorgestoßen hatten, und jetzt lachten, um nicht zu weinen, während wir weinten, weil es lustig war und so, so lange her.
Leah hatte es allerdings noch weniger drauf, die Fassung zu bewahren, als wir beide. „Wisst ihr, und an genau dieser Stelle - hier, gleich neben dem Waschbecken, guckt her - ist mir klar geworden, dass ich Finn liebe, weil ich darüber nachgedacht hab, wie ungl-“ Sie schluchzte herzzeirreißend. „Wie unglaublich schön...“ Schließlich brach sie vollends ab, hockte sich auf den Boden und brach in Tränen aus. Holly, Freya, Lacey, Whitney und ich sahen sie einen Moment lang mitleidig an, niemand wusste recht, was jetzt noch zu sagen war, wo zwischen ihr und Finn doch definitiv alles gesagt worden war. Die Wörter Alles wird gut wären nicht besonders ehrlich - und doch die einzigen, die mir in den Sinn kamen.
Whitney war die erste, die reagierte. Sie ließ sich neben Leah auf dem Fußboden nieder und schlag beide Arme um sie, und dass, obwohl sie noch nicht mal besonders gut befreundet gewesen waren, in den letzten sieben Jahren - es war, als wären wir alle Geschwister geworden seit gestern Abend, seit dem berauschenden Showdown der Rumtreiber. Whitney schniefte. „Wie - Wie unglaublich schön und ästhetisch er Zähne putzen kann“, vollendete sie Leah's Satz (obwohl ich bezweifelte, dass sie das hatte sagen wollen) und jetzt liefen auch ihr die Tränen die Wangen herunter. „Kevin kann das auch.“ Ah, Kevin, ihre unerwiderte Liebe...
Leah schluchzte noch lauter und wir anderen wurden noch betretener. Beinahe schuldig kam ich mir vor - Ich beklagte mich über diese ständige Unklarheit und Unsicherheit im Bezug auf die Zukunft zwischen James und mir, und dabei konnte ich mir gerade wirklich kein glücklicheres Paar in Hogwarts vorstellen, als uns beide. Wir wurden nicht durch die Entfernung zwischen ganzer Kontinente getrennt, sobald unsere Schulzeit vorbei war, wir waren - bisher - auch nicht in einer einzigen Tragödie mit Tränen und bittersüßen Erinnerungen geendet, auch wenn ich oft glaubte, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die Situation zwischen uns eskalierte. Ich hasste es zwar, das zuzugeben, aber irgendwie machten wir uns das Leben ja doch eigenhändig schwer. Und ich verschwendete viel zu viel Zeit darauf, mich über ihn, mich, uns, unsere Streitlust und unsere Unentschlossenheit aufzuregen, als ich damit verbrachte, mich über das zu freuen, was wir hatte.
Vielleicht, dachte ich, ein wenig benommen, ist das alles so groß und viel und toll und prächtig dass es nicht in meinem Kopf passt. Und wenn ich erst einmal versuchen würde, all dieses - dieses unwirkliche Glück in meinen Gedanken wiederzugeben, würde ich platzen, und damit wäre ja keinem gedient. Hoffte ich zumindest.
„Lily?“
„Freya?“ Ich sah auf.
„Wusstest du, dass ich dich am Anfang ziemlich langweilig und bescheuert fand?“ Sie lachte laut, die schlechte Stimmung, die Leah und Whitney verbreiteten, schien ihr nichts anzuhaben. „Tja, damals hab ich ja noch nicht gewusst, dass ich mal die lustigsten Nächte meines Lebens mit dir haben würde. Also, mit dir und Black, meine ich“, sie lachte schon wieder, weil sie einfach sehr zielgenau wusste, dass ihre Worte mich ärgern würden, weil ich es hasste, dass sie was mit Black hatte. „Aber, hey“, fuhr sie fort, „Nimm's nicht so schwer, ich wette, deine lustigsten Nächte hattest du auch nicht ausnahmslos mit uns Mädchen.“ Sie grinste. „James Potter wird ja nicht umsonst als -“
„Sei still, Freya“, schnitt ich ihr das Wort ab und funkelte sie an. Ich wollte gar nicht wissen, als was mein Freund (ich hasste diesen Ausdruck) (Merlin, es gab nichts besseres, als vor eifersüchtigen Sechstklässlerinnen diese Wortkombination auszusprechen) (Und wenn James das wüsste, würde ich sterben vor Scham) von dem Klatschteil Hogwarts' so bezeichnet wurde. Bah. „Übrigens fand ich dich am Anfang - angsteinflößend. Nein, wirklich. Du warst so - ehrlich und offen und... anders. Ich hab dich nie verstanden“, gab ich zu und musste jetzt doch lachen.
„Ich dich aber auch nicht. Ich verstehe bis heute nicht, wieso du Potter nicht einfach Ja gesagt hast, wieso du dich jahrelang geweigert hast, mit ihm auszugehen. Das hab ich mit vierzehn nicht verstanden, und ich tue es immer noch nicht.“ Sie grinste. „Aber ich fand es lustig. Das war ja noch das interessanteste an dir. Weißt du, an welchem Tag ich zum ersten Mal so richtig Respekt vor dir hatte?“
„Hm?“, machte ich und blickte sie fragend an.
„An dem Tag, an dem vermutlich auch Potter zum ersten Mal Respekt vor dir hatte“, machte sie weiter seltsame Andeutungen.
Holly grinste. „Meinst du den Tag, an dem James zum ersten Mal bekommen hat, was er verdient hat?“, zitierte sie jemanden... Nein, mich.
Oh. Der Tag. Ich lehnte mich an meinen Bettpfosten, dachte daran, wie lange das schon her war, vier ganze Jahre und etwas länger ...
___ 31.10.1974 | 4. Schuljahr ___

Es war ein schöner Montagmorgen, und ich saß zwischen den anderen Viertklässlern beim Frühstück am Gryffindortisch. Die Sonne schien von der verzauberten Decke herab und diese Himbeermarmelade erst... Jaah, der Tag hätte so schön beginnen können - wäre da nicht dieser hirnverbrannte Typ namens James Potter.
Das Ganze fing damit an, dass ein hübsches, blondes Mädchen hinter seinem Stuhl auftauchte. Sie hieß Mary, und war in Ravenclaw. Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass sie ganz okay war, aber diesen Eindruck machte sie mit ihren nächsten Worten endgültig zunichte.
„Ähm - James? Ich wollte dich fragen - Also, wegen dem Hogsmeadewochenende... Ob du vielleicht Lust hast, da hin zugehen... mit mir?“ Schon jetzt war sie knallrot, und am Hals hatte sie hektische Flecken. Bah.
Wie konnte man nur seinen Stolz vergessen und sich zu so was herunterlassen? Genervt versuchte ich, die Unterhaltung auszublenden, aber Potter's sichtlich zufriedener Gesichtsausdruck war nicht zu übersehen - Er genoss so etwas. Nachdem er einen selbstgefälligen Blick mit seiner zweiten Hälfte namens Sirius Black getauscht hatte, drehte er sich zu Mary um und grinste dieses Grinsen, bei dem jedes Mädchen eigentlich schon bemerken hätte müssen, was für ein Idiot er eigentlich war. Kopfschüttelnd versuchte ich, mich geistlich in das Gespräch zwischen Holly und Leah einzuklinken, aber natürlich redete Potter mal wieder so laut, dass der halbe Tisch davon mitbekommen musste.
„Sorry, da hab ich schon eine Verabredung... Aber vielleicht können wir uns ja ein andermal treffen?“
Ich schielte zu Mary, sie guckte enttäuscht, doch sie fing sich ziemlich schnell wieder. „Natürlich, gerne, ich meine - klar“, stotterte sie und schenkte ihm ein Lächeln. Sie wirkte schon wieder ziemlich optimistisch, was wahrscheinlich daran lag, dass er ihr nicht ganz abgesagt hatte.
„Dienstag, fünf Uhr in der Eingangshalle?“, schlug Potter vor. „Kleiner Spaziergang um den See?“
„Jaah, okay, geht klar - Bis dann!“ Erneut lächelte Mary aufgeregt in seine Richtung, bevor sie sich umdrehte und mit federnden Schritten zu ihrem Platz am Ravenclawtisch zurückging.
Wie armselig.
Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, was die Mädchen alle an Potter und Black fanden. Okay, schlecht aussehen taten sie wirklich nicht, vor allem Black, aber sobald man sich zwei Minuten in ihrer Nähe aufgehalten hatte wurde einem klar, was für aufgeblasene und sadistische Hohlköpfe sie waren. So war es zumindest mir gegangen. Aber natürlich trug meine Freundschaft zu Sev, ihrem Lieblingsopfer, auch nicht gerade gut zu unserem Verhältnis bei. Ich musste mich anstrengen, nicht die Hände zu fäusten zu ballen, als ich daran dachte, was die beiden sich schon alles für Sev ausgedacht hatten, zwecklos, rein aus der Freude, weil sie es konnten.
Missbilligend sah ich zu, wie Black sich Potter zuwandte. „Also, die ist nicht mehr lang Jungfrau“, bemerkte er breit grinsend. Was wollte er denn jetzt damit sagen?!
„Du meinst doch nicht - am See?“, platze es aus mir heraus, bevor ich irgendwas dagegen tun konnte.
Oh nein.
Merlin, hol mich hier raus. War ich wahnsinnig geworden?! Jetzt begann ich auch schon freiwillig eine Unterhaltung mit Potter und Black... Oh nein.
Sämtliche Blicke am Gryffindortisch wandten sich mir zu. Neben mir warf Holly, meine beste Freundin, mir einen ungläubigen Blick zu und fing dann an, zu kichern.
Überrascht drehten sich auch Potter und Black in meine Richtung. Ich wurde rot.
„Ist da wer eifersüchtig?“
Potter hatte die Überraschung über meine plötzliche Bemerkung anscheinend verdaut und grinste mich jetzt breit an.
Ich brauchte drei Sekunden um zu verstehen, dass er das wirklich ernst meinte.
„Eifersüchtig?! Auf wen?! Auf so eine armseliges, kleines, unsicheres Mädchen?“
Dass ich Mary gerade ziemlich böse beleidigt hatte, nahm ich nur unterbewusst war - das Einzige, was zählte, war, Potter zu zeigen, dass er absolut keinen Grund dazu hatte, sich auf solche Mädchen was einzubilden. Irgendwer musste den Job ja mal übernehmen.
„Ganz genau“, bestätigte er aber nur, grinsend.
„Das glaubst du nicht wirklich, oder?“, fragte ich empört nach.
Er sah mich ehrlich verwirrt an. „Natürlich - ich bin es schon gewohnt, dass so gut wie jedes Mädchen auf mich steht, also sei nicht so schüchtern, Evans.“
Das konnte nicht sein Ernst sein. Das war einfach nur... lächerlich. Halb belustigt, halb entsetzt starrte ich ihn an.
„Wahnsinn, du bist wirklich so arrogant, wie es rüberkommt“, stellte ich fest und schüttelte fasziniert den Kopf. „Potter, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich freiwillig mit dir
ausgehen würde?“
„Warum sollte ich das nicht glauben?“, fragte er. Ich schien ihn ziemlich aus der Fassung gebracht zu haben. Anscheinend war er es nicht gewöhnt, dass ein Mädchen absolut kein Interesse an ihm hatte. „Nur weil du 'ne langweilige Streberin bist, heißt das ja noch lange nicht, dass du kein Interesse an mir haben musst!“, fügte er hinzu.
Wie bitte?! Also, vorher hatte ich das ja noch ganz lustig gefunden, aber langsam verschlug mir seine Arroganz echt die Sprache. Außerdem fand ich es nicht sehr nett, dass er mich als langweilige Streberin bezeichnete - nur weil es ihm nicht gefiel, dass ich meistens bessere Noten als er bekam.
„Und nur weil du ein arroganter und egozentrischer Aufreißer
bist, heißt dass nicht, dass ich in irgendeiner Weise an dir interessiert sein müsste!“, erwiderte ich giftig.
Potter runzelte die Stirn.
„Also ich kenne viele Gründe, warum du an mir interessiert sein
solltest...“, grinste er schließlich.
„Ach ja?“ Ich musterte ihn von oben bis unten. „Ich wüsste keinen einzigen.“
„Verarschen kann ich mich auch selbst“, meinte Potter nur.
„Was? Das war mein Ernst“, erklärte ich, schüttelte den Kopf über seine Sturheit und wandte mich wieder meinem Brot zu. Diese Unterhaltung war komplett sinnlos. Er würde ja doch nicht einsehen, wie lächerlich sein ganzes Möchtegern-Casanove-Auftreten war.
Er jedoch ließ nicht locker.
„Soll das etwa heißen, dass du nicht findest, dass ich gut aussehe?“, fragte Potter stirnrunzelnd.
„Nicht besser als jeder andere auch“, sagte ich abschätzig, wobei ich darauf achtete, ihn nicht anzusehen, und zuckte mit den Schultern.
War das gelogen? Naja, bei der Ausstrahlung, die er um sich warf, war sein widerlicher Charakter auch kaum zu verbergen - Da hatte man gar keine Zeit mehr, sich auf sein Aussehen zu konzentrieren. Diese Haare zum Beispiel. Merlin. So - wuschig, dass man am liebsten eine Hand ausstrecken und einmal durchwuscheln wür-
Gedanke abbrechen, Lily. Potter angucken. Nicht seine Haare. Um Merlins Willen, man konnte sich ja keine zwei Minuten mit ihm unterhalten, ohne komplett durchzudrehen.
„Okaay, du leidest eindeutig an einer verzerrten Wahrnehmung... Naja, wie auch immer - wie wär's, wenn ich dir einfach mal zeige, was all die anderen Mädchen an mir finden?“, schlug er breit grinsend vor.
Angewidert sah ich von meinem Teller auf. Kurz überlegte ich, ob es sich lohnte, jetzt einen Aufstand zu machen, entschied mich aber dagegen.
„Vergiss es, Potter“, sagte ich stattdessen einfach nur schlicht.
„Was ist dein Problem?“, fragte er verständnislos. „Jungfrau, hab ich Recht? Keine Sorge, ich zeig dir schon, wie's geht.“ Sein Grinsen wurde selbstgefällig.
„Und ich dachte immer, du hasst Jungfrauen?“, warf Potter's zweite Hälfte Black ein, der bis jetzt erstaunlich ruhig gewesen war. Weder Potter noch ich reagierten auf ihn und seinen absolut geschmacklosen, widerlichen Kommentar.
Ich verzog das Gesicht. „Ehrlich, Potter, ich hatte bisher noch nicht das Glück, dein ungeheuerliches Ego persönlich kennenzulernen, aber so im Nachhinein hätte ich echt drauf verzichten können.“
Er ließ sich auch davon nicht beeindrucken. „Wenn du willst, kannst du gleich auch noch mehr persönlich kennenlernen, anstatt immer nur die ganzen Geschichten über mich zu hören... Ich bin eh grad fertig mit dem Essen - also meinetwegen können wir gleich...“
„Potter, du widerst mich an“, antwortete ich nur und versuchte dabei, ruhig zu bleiben. Ich spürte, wie sich langsam die Wut in mir anstaute - Wie eingebildet konnte ein Mensch sein?!
„Ich glaube eher, ich turne dich an“, entgegnete er grinsend.
„Träum weiter“, murmelte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Eig bin ich nicht so der Typ für's Träumen - ich krieg immer das was ich will“, erklärte er mir immer noch grinsend. „Was hälst du von einem kurzen Quickie irgendwo? Ich will dir nur schnell beweisen, was für Qualitäten ich hab.“
Wütend schloss ich meine Hand fester um mein Messer. Seine arrogante Art machte mich wahnsinnig - wie konnte er nur glauben, dass Mädchen sich grundsätzlich von ihm ausnutzen ließen? Außerdem, wir waren vierzehn, bei Merlin. Sein Auftreten war mehr als lächerlich, aber ich vertraute mal darauf, dass diese Phase noch vorbei gehen würde.
„Sag mal - Hast du sie noch alle?! Es gibt vielleicht so lächerliche Mädchen, die sich einmal benutzen lassen, nur um dann wieder weggeworfen zu werden, aber ich gehöre sicher nicht dazu!“, fachte ich und regte mich beinahe noch mehr darüber auf, dass er mich tatsächlich wütend machte, als über ihn selbst.
Wieder runzelte er die Stirn, unbeeindruckt von meiner Wut. „Du lässt das grad so klingen, als würde ich diese Mädchen vergewaltigen“, bemerkte er.
Darauf hätte ich viel erwidern können, aber ich zwang mich, ganz ruhig zu bleiben. „Solange du mich einfach in Ruhe lässt“, brachte ich zwischen den Zähnen hervor.
„Komm schon, Evans - ich weiß, dass du's auch willst“, unterstellte er mir - und schon wieder dieses Grinsen!
Er und sein Grinsen machten mich verrückt. Wie hatte ich nur so dumm sein können und diese Unterhaltung begonnen?!
„Du hast nicht nur ein unglaublich großes Ego, du
leidest auch noch unter Wahnvorstellungen“, sagte ich mühsam beherrscht. „Eigentlich könntest du einem Leid tun.“ Ärgerlich machte ich eine Pause, bevor ich meinen wütenden Blick wieder auf ihn richtete. „Weißt du was, Potter? Lass mich einfach in Ruhe.“ Entschlossen, ruhig zu bleiben, starrte ich meinen Teller an, als wäre er Schuld an der Existenz von so unqualifizierten Lebewesen wie Potter.
„Als würdest du das wirklich wollen“, entgegnete er gelassen. Er grinste immer noch, und sein Grinsen machte mich wahnsinnig.
„Das tu ich, Potter, verlass dich drauf“, fauchte ich aggressiv und funkelte ihn an.
Er schien inzwischen genug von meinem Widerstand zu haben und setzte gerade zu einem energischen „Merlin -“ an, als er von Pettigrew unterbrochen wurde.
„Hey, Schniefelus trinkt endlich!“, rief Potter's etwas untersetzter Freund mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck.
Auf der Stelle drehten sich Potter und Black zum Slytherintisch um und auch Remus Lupin, der vierte „Rumtreiber“ (ich konnte einfach nicht verstehen, warum er sich mit Leuten wie denen abgab - eigentlich war er total nett!) wandte seinen Blick auf meinen besten Freund Sev, oder auch Schniefelus, wie er von Potter und Black genannt wurde.
Automatisch blickte auch ich in seine Richtung. Zunächst schien alles ganz normal - Sev selbst hatte noch gar nicht bemerkt, dass er von fünf Leuten angestarrt wurde. Er setzte sein Glas ab und wandte sich seiner Müslischüssel zu, als sich plötzlich eine dickliche Flüssigkeit aus seinen Haaren löste, die aussah wie - Fett?!
Potter und Black sahen sich an begannen zu grinsen.
Okay, damit war die Sache klar. Auch wenn Sev's Haare wirklich nicht immer aussahen wir frisch gewaschen - das war abnormal. Und ich war mir sicher, wer dahinter steckte.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?!“, fauchte ich und meine Augen sprühten förmlich Funken, als ich Potter anfunkelte. Heiße, rote Wut brodelte in meinem Magen. Wie Potter zu Mädchen stand war einfach nur lächerlich. Aber das hier war etwas anderes. Das war sadistisch. Es machte ihnen Spaß, andere Leute zu schikanieren. Und ich würde da nicht mehr lange mitspielen, oh nein.
Potter wandte seinen Blick von dem tropfenden Sev und grinste mich selbstgefällig an.
„Ach Süße, weißt du, das sind Zaubertränke - mit denen müsstest du dich sogar einigermaßen auskennen, denn schließlich bist du ja hier der Streber.“
„Ihr habt ihm was ins Trinken getan?!“, fragte ich ungläubig nach und starrte ihn wütend an.
„Exakt“, bestätigte Black und schaute weiter zu, wie sich die Schüler von allen Tischen zu Sev umdrehten und anfingen, zu lachen.
„Obwohl... ich glaube, auch ohne den Trank wäre es bald soweit gekommen“, vermutete Potter ohne eine Spur von Mitleid in der Stimme.
Meine Hand zuckte wie von selbst zu meinem Zauberstab, aber ich zwang mich, mich zu beherrschen.
„Findet ihr das lustig?! Mach das sofort wieder rückgängig! Sofort!“, befahl ich laut.
„Warum sollte ich?“
Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. Ohne Erfolg.
„Weil das gemein, hinterhältig, sadistisch und feige ist!“, rief ich.
Potter verdrehte die Augen. „Merlin, bist du langweilig... Der hat doch eh nichts Besseres verdient.“
Fassungslos starrte ich ihn an.
„Nichts Besseres verdient?!“, wiederholte ich unglaublich wütend. „Ach ja? Er hat dir nichts getan! Wenn hier jemand so etwas verdient hat, dann du! Du bist tausendmal schlimmer als Sev!“
„Ich fass es nicht...“, sagte Potter entsetzt. „Du würdest Schniefelus mir vorziehen?!“ Er sah mich einen Moment lang ungläubig an, dann lachte er spöttisch. „Hab ich etwa fettiges Haar? Und wer von uns ist durchtrainierter und gutaussehender? Und vor allem ist er in Slytherin - also kann ich definitiv nicht schlimmer sein als er.“
„Hast du sie noch alle, Potter?! Denkst du, es geht hier um gutes Aussehen oder was?! Und selbst wenn er in Slytherin ist - er ist trotzdem viel toller als du! Dein widerlicher Charakter macht mich wahnsinnig!“ Mir war ja schon immer klar gewesen, dass er nicht sonderlich viel in der Birne hatte, aber dass er so gemein und verachtend sein konnte, hatte ich noch nicht gewusst. Aber es machte alles noch schlimmer.
„Ich mach übrigens jedes Mädchen wahnsinnig - aber hast du
sie eigentlich noch alle? Schniefelus ist der widerlichste Typ in ganz Hogwarts! Der bleibt bestimmt für immer Single...“
„Hör auf ihn zu beleidigen!“
„Ich beleidige ihn nicht, ich sage nur die Wahrheit“, bemerkte Potter kalt. Ich spürte, wie auch er langsam sauer wurde, aber seine Wut war nichts im Vergleich zu dem riesigen, heißen Klotz in meinem Magen. Ich hatte gute Lust, auf ihn einzuschlagen oder so. Meine Finger zitterten.
Potter stand auf und sah mich ärgerlich an. „Er ist und bleibt ein
widerlicher Slytherin der solche Sachen -“ Er nickte zu Sev hinüber, „- mehr als verdient hat.“
Verdient.
Verdient?!
Okay, dann wollten wir doch mal sehen, was er verdient hatte.
Ich stand wie von selbst auf, meine Hand griff nach einem leeren Teller und wie eine Frisbeescheibe schleuderte ich Potter das Porzellan mitten ins Gesicht.
Alle Blicke in der großen Halle folgten dem Teller, der schell routierend auf sein Ziel zuschoss. Ich selbst konnte kaum erfassen, was gerade passierte.
Es dauerte keine Sekunde, bis die Scheibe ihr Ziel erreichte, doch mir kam es vor wie eine kleine Ewigkeit. Der Teller traf Potter knapp überm rechten Auge, das Porzellan zerbrach, Scherben fielen zu Boden. Ich starrte auf die Wunde an Potter's Kopf, rotes Blut quoll hervor, lief ihm über die Augenbrauen, seine ganze rechte Gesichtshälfte.
„Ah!“ Potter hielt seine Hand vor die blutende Stelle. Reflexartig machte er einen Schritt nach hinten, stolperte über die Bank und krachte rücklings auf den Boden.
In der Halle herrschte Totenstille.
Langsam wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Ich hatte einen Teller nach James Potter geworfen. Ich hatte ihn verletzt, ziemlich heftig sogar. Ich hatte komplett die Nerven verloren.
Es war ein unwürdiger Anblick, wie er da auf dem Fußboden lag und so heftig aus der Stirn blutete. Entsetzt starrte ich ihn an und musste gleichzeitig den völlig irrwitzigen Drang unterdrücken, zu lachen.
Merlin, ich gehörte in eine Psychatrie. Geschlossene Abteilung. Ich war eine Gefahr für die Menschheit, eine Gefahr für meine Mitschüler. Es sollte mir verboten sein, gemeinsam mit den anderen hier am Tisch zu sitzen.
Und pllötzlich... Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun. Was, wenn Potter jetzt starb? Und ich schuld wäre? Was, wenn ich ihn umgebracht hatte?
Meine Kehle war wie zugeschnürt.
Aber, halt mal, er lebte definitiv noch. Er atmete, und er starrte mich an, geschockt und auf irgendeine Weise neugierig.
Aber nicht nur er sah mich an, inzwischen waren alle Blicke in der großen Halle auf mich gerichtet. Ich hasste es, angestarrt zu werden. Und dann auch noch aus so einem Grund. Mir drehte sich der Magen um.
Nicht weit von mir saß Freya Johnson. Ich hatte nicht sonderlich viel mit ihr zu tun, aber jetzt blickte sie mich fasziniert an.
„Wow, Evans, das hätte ich dir jetzt gar nicht zugetraut“, sagte sie, offenbar schwer beeindruckt, schüttelte kurz den Kopf und widmete sich anschließend wieder ihrem Müsli.
Mit ihren Worten hatte sie die erdrückende Stille gebrochen, die in der Halle geherrscht hatte, und nun begannen sich sämtliche Schüler und Lehrer zu unterhalten, alle flüsterten und aus dem Gestarre, das ich eben noch ertragen hatte müssen, wurden verstohlene Blicke.
„Sag mal, geht's noch Evans?“, kam es gleichzeitig von Black und Potter. Ich war nicht in der Lage, zu antworten.
Stöhnend richtete Potter sich etwas auf, Blut tropfte auf den Boden.
Ich starrte immer noch wie in Trance auf die kleine, rote Pfütze, als ich plötzlich eine wütende Stimme aus der Nähe vernahm.
„Was um Merlins Willen ist hier los?! Mr Potter, ist alles in Ordnung mit ihnen? Miss Evans, wir sprechen uns noch!“
Eine zornig funkelnde McGonnagal stand vor Potter. Eine unausgesprochene, an mich gerichtete Drohung lag in der Luft. Oh Gott. Oh Gott. Hilfe.
„Es... Es geht schon“, sagte Potter und rappelte sich auf.
„Warten sie“, warnte ihn McGonnagal. „Mr Lupin, bringen sie ihn auf der stelle in den Krankenflügel, Madame Pomfrey wird sich um ihn kümmern.“
„Okay, Professor“, sagte Remus sofort und erhob sich, nicht ohne mir vorher noch einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. Merlin, was er jetzt wohl von mir dachte?
Potter starrte mich immer noch an. Man konnte es in seinem Gehirn förmlich rattern hören. Er musste sich wohl gerade fragen, was denn mit mir abging. Ich lag ihm nicht zu Füßen, hatte ihn klar und deutlich wissen lassen, dass ich ihn für einen riesigen Idioten hielt und warf mit Tellern um mich.
Klar, wahrschrscheinlich brauchte er erstmal eine Therapie, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Das musste ein schwerer Schock für ihn sein.
Und so bescheuert diese Sache auch war - ich hatte James Potter für einen Moment sprachlos gemacht. Und ihn zum Grübeln gebracht. Und das war die Sache doch schon fast wieder wert, oder?
Er starrte mich an und ich starrte zurück. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er braune Augen hatte. Haselnussbraun.
Schließlich grinste James mich an, trotz der Schmerzen. Arghh, wie ich dieses Grinsen hasste - einen Moment lang hatte ich gute Lust, meine Tasse gleich hinterherzuschleudern.
„Du hast sie echt nicht mehr alle“, meinte Potter grinsend. „Gehst du mit mir aus?“

_____

~*James*~

Es war irgendwie ganz anders als erwartet. Auch wenn ich mir diesen Tag nie direkt vorgestellt hatte, aber so intensiv wie sich jedes Gemälde, jeder Wandvorhang, jeder Staubkorn auf den unterschiedlichen Fenstern in mein Gehirn einbrannte... Das hatte ich nicht erwartet. Da war so viel, überall, vor allem der Gedanke - dass es das letzte Mal war, dass ich diesen Gang entlang ging, über diese Stufe sprang, die Tür ignorierte, die gar keine Tür war - war so viel, so groß und so erstickend; er baute sich immer weiter auf, als würde ich mit jedem Schritt Luft in einen Luftballon blasen, der wuchs, beständig größer wurde, immer und immer größer, bis kein Platz mehr frei war, der Druck zu groß wurde und er mit einem lauten Geräusch platzte. Genau so fühlte sich mein Kopf an; als würde er einfach keine Erinnerungen mehr aufnehmen können, keine Wahrnehmungen, nicht noch mehr Wehmut.
Es war echt hart. Wir lenkten uns zwar ab, wir lachten und wiesen uns auf verschiedene Dinge hin, die hier und dort geschehen waren, aber irgendwie waren wir alle nicht ganz bei der Sache; nicht hier, leiblich, jetzt in Hogwarts, sondern klein und unerfahren in der Vergangenheit, weit weg von dem Gedanken, dass diese Schulzeit irgendwann einmal ein Ende haben musste.
„Hier haben wir die Rumtreiber gegründet“, sagte Moony, als wir vor der Hexe mit der buckligen Nase standen; aber er hätte es sich eigentlich auch sparen können, weil wir vier Rumtreiber schon wie auf Kommando stehengeblieben waren. Kevin und Frank hatten sich schon von uns abgeseilt; Finn war gleich im Schlafsaal geblieben, er wolle sich später von Hogwarts verabschieden, hatte er erklärt.
Aber andererseits war es vielleicht doch nicht so unnötig, es noch einmal auszusprechen, nochmal zu sagen, laut und deutlich und so, dass es jeder hören konnte: Hier haben wir die Rumtreiber gegründet. Hier hatten wir das Fundament für sieben Jahre Schulzeit gelegt, für eine Freundschaft, die am ersten Tag hier begonnen hatte und hoffentlich nie aufhören würde, niemals...

___ 23.12.1971 | 1. Schuljahr ___

„Sie führen sich auf wie Kleinkinder! So ein Verhalten hat hier auf Hogwarts nichts zu suchen! Reißen Sie sich gefälligst zusammen - Sie sind keine lächerliche Bande! Unterlassen Sie es ab sofort, nachts Ihre Betten zu verlassen und sich - überall rumzutreiben; so etwas in der ersten Klasse - das ist uns hier noch nie untergekommen! Haben Sie verstanden?“ Mit einem eindrucksvollem Blick sah uns McGonnagal eins nach der Reihe an, aber trotzdem musste ich mir aus irgendeinem Grund fast das Grinsen verkneifen; Sirius' Präsenz neben mir war aber auch zu überdeutlich zu spüren. Irgendwie wusste ich, dass auch er gerade mit einem Grinsen kämpfte. „Und jetzt raus mit Ihnen!“, befahl McGonnagal und entließ uns mit einer Handbewegung endlich von diesem Nachsitzen. Das Letzte was ich sah, bevor die Tür zuschwang, war, wie sie sich stöhnend auf ihren Stuhl setzte.
Dann prusteten Sirius und ich los.“Oh Merlin! Reißen Sie sich gefälligst zusammen!“, äffte ich McGonnagal nach, doch Remus sah nicht so begeistert aus.
„Wenn sie das hört, könnt ihr gleich wieder nachsitzen.“
Doch Sirius ignorierte ihn. „Sie sind keine lächerliche Bande!“, machte er unbeirrt weiter, ließ sich aber wenigstens von Remus und Peter mitziehen. War vielleicht wirklich besser, etwas aus McGonnagal's Hörweite zu kommen. „Hey, hinter der Hexe mit der buckligen Nase ist ein Geheimgang. Sirius und ich glauben, er führt schneller zum Gemeinschaftsraum“, erklärte ich Peter und ihm.
„Schon wieder ein Geheimgang? Wie findet ihr die nur ständig?“, fragte Peter mit großen Augen.
Sirius und ich zuckten mit den Schultern. „Mit Geduld-“
„Ausdauer-“
„Und hoher Intelligenz“, schlossen wir zusammen und grinsten uns an.
Remus verdrehte nur die Augen, doch auf seinem Gesicht lag ein Glänzen, ein Strahlen, als könnte er es kaum abwarten, den Geheimgang kennenzulernen, sein Wissen über dieses Schloss zu vergrößern.
„Ihr treibt euch wirklich viel rum“, bemerkte er jedoch nur und studierte sorgfältig den Rücken der Hexe.
Wieder sahen Sirius und ich uns an, zuckten mit der Schulter. „Na und?“ Wir grinsten und wie durch ein Echo schien ich McGonnagals Worte plötzlich wieder zu hören...
„Ihr seid doch keine lächerliche Bande!“
„HEY!“ Sirius und ich starrten uns an, beide offenbar im selben Gedanken gefangen, wie so oft, so verdammt oft, in so kurzer Zeit.
„Denkst du an das, was ich denke?“, fragte ich, grinsend, und Sirius nickte nur.
„Oh ja. Klar.“
Peter stöhnte. „Wollt ihr uns vielleicht mal aufklären?“
„Ich glaub, ich will von eurer Idee gar nichts hören. Eure letzte hat uns gerade zwei Stunden Nachsitzen eingebracht.“
Ich verdrehte die Augen, ignorierte Remus ansonsten allerdings und sah mich mit Sirius übertrieben gründlich um, darauf bedacht, dass uns keiner zuhören konnte, als würden wir gerade den Umsturz des Zaubereiministers planen.
„Wir gründen - eine Bande, irgendwie sowas halt!“, erklärte Sirius schließlich mit gesenkter Stimme.
„Ja, wir geben uns einen Namen und gehen in die Geschichte Hogwarts ein als die größten Unruhestifter, die es hier jemals gab!“
„Ihr spinnt“, bemerkte Remus, doch ich sah, dass sich Zweifel auf seinem Gesicht widerspiegelten; er war nicht abgeneigt, im Gegenteil.
„Ja, tun wir! Seid ihr dabei?“ Mit erwartungsvollen Augen sah Sirius Peter und Remus an.
„Klar“, sagte Peter mit aufgeregter Stimme. „Oh Merlin!“
„Remus?“
„Das ist total... Bescheuert. Wisst ihr wie viele Punkte wir Gryffindor abziehen, wenn wir offiziell Streiche spielen, und regelmäßig? Die ganzen Lehrer werden uns hassen und...“ Er sah uns an, holte tief Luft, „Nein, das können wir nicht machen, nicht so- OKAY, schon gut, hört auf, so zu gucken, ich bin ja schon dabei, okay“, ergab er sich schließlich und schüttelte den Kopf, als würde er es jetzt schon bereuen.
„Wie nennen wir uns?“, fragte Wormy, so aufgedreht, als würde er am liebsten wie ein Flummi durch den Gang hüpfen. Ich grinste und sah Sirius an.
„Ich würde sagen, wir übernehmen McGonnagal's Aussage“, schlug ich vor und sah die drei erwartungsvoll an, fragend, kaum überrascht, dass Sirius sofort drauf kam.
„Rumtreiber, meinst du?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an, überlegte. „Darf ich vorstellen - die Rumtreiber. Jaah, klingt gut.“
„Gut? Das klingt super. Das geht in die Geschichte ein!“
„Rumtreiber? Alle einverstanden?“, fragte Sirius noch einmal und legte seine Hand in die Mitte.
„Rumtreiber. Einverstanden.“ Lachend legte ich meine Hand auf seine, Peter's folgte, dann Remus'.
„Rumtreiber.“

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Wow. Das war jetzt mehr als sieben Jahre her und bis heute hatten wir diesen Namen beibehalten, und vielleicht, irgendwie, war er wirklich in die Geschichte eingegangen... Die Schüler redeten von uns, immer noch, über das Feuerwerk gestern. Wann immer wir jemanden getroffen hatten, er hatte uns mit glänzenden Augen für unseren Auftritt gestern gelobt und selbst die Lehrer hatten sich nicht beschwert; sehr wohl aber über die anderen Streiche. McGonnagal fand die Zahnpasta unter den Klinken zum Beispiel für niveaulos, aber als wir erklärt hatten, dass das nun einmal einer unserer ersten Streiche gewesen war und wir alle, die wir im Gedächtnis behalten haben, einfach wiederholt hatten, schien mir, dass sich irgendwie Verständnis auf ihr Gesicht gelegt hatte. Filch allerdings schien davon nicht sonderlich viel in sich zu haben, denn als er uns aufspürte, schrie er uns erst einmal - klitschnass - minutenlang an und drohte mit Nachsitzen, wodurch er ziemlich eindrucksvoll klar machte, dass er den Eimer Wasser über seiner Bürotür offenbar nicht sonderlich lustig gefunden hatte. Wie auch immer, all unsere Streiche, die wir je in diesem Schloss gemacht hatten, hatten wir noch einmal ausgeführt, um uns in das Gedächtnis der anderen Schüler zu pflanzen und offenbar funktionierte es. Sie liebten uns, egal ob sie mit entzündenden Händen bei Poppy saßen oder gezwungen waren, stinkende Gänge zu durchqueren. Und wir würden uns auch nicht nur dadurch hier verewigen; vor ein paar Tagen hatten wir vier Rumtreiber beschlossen, unsere Karte hier zurückzulassen, weil andere, neue Schüler sie vielleicht dringender brauchten als wir Zuhause. Wir würden sie heute irgendwo liegen lassen, darauf hoffen, dass irgendein Lehrer sie an diesem Ort fand - vorzugsweise Filch - und natürlich nicht verstand, wie sie funktionierte, dafür aber vielleicht die nächsten Unruhestifter Hogwarts, die hoffentlich, genau wie wir, die Schubladen in Filch's Schreibtisch nicht unangetastet lassen würden. Dann wären all die Stunden, die wir an diesem wertvollem Stück Pergament verbracht hatten, auch nach unserer Schulzeit betrachtet, nicht umsonst gewesen, und vielleicht, wer weiß, bekam sie ja sogar mal irgendein Kind von uns vier in die Hände (zumindest wenn mit der Erziehung nicht schief ging). Alles in allem hatten wir es mit den Rumtreiber echt weit gebracht, zumindest in meinen Augen, aber den Anderen drei ging es bestimmt nicht anders; demnach war es irgendwie nicht sehr verwunderlich, dass wir an diesem Ort, vor der Statue dieser Hexe mit der buckligen Nase, an dem das alles begonnen hatte, besonders lang brauchten und als wir daran vorbeigingen, endgültig, schweigsamer wurden, stiller. Es war so schwierig, einfach 'Lebewohl' zu allem zu sagen, zu Dingen, die einen seit sieben Jahren begleitet hatten, so verdammt schwer, weil an ihnen Erinnerungen hingen, wie Fotos an Ästen, so greifbar, so unabänderlich mit diesem Ort verbunden.
Und doch konnten wir nichts ändern; wir gingen an Wänden vorbei, die fast beschrieben wirkten mit all den Worten, die vor ihnen gesprochen worden waren, von uns allein schon; an Filch's Büro, in das wir uns ein letztes Mal noch reinschlichen, um es in unseren Gedanken zu verewigen; hier hatte das mit Lily und mir seinen Lauf genommen, hier hatte unsere Affäre begonnen, hier hatten wir eine Farbschlacht gemacht, das erste Mal wirklich und gemeinsam Spaß gehabt. Das erste Mal von vielen weiteren, hier, in Filch's Büro. Ausgerechnet.
Kopfschüttelnd strich ich ein letztes Mal über seinen Schreibtisch.
Dann war da plötzlich die Treppe, auf der ich meinen ersten Kuss gehabt hatte, mit dreizehn, von Abby, meiner ersten Freundin, für sechs Wochen - lange die längste Beziehung meines Lebens - und die Ecke, an der ich mit Lily zusammengerannt war und ihre Lippen dann das erste Mal meine Haut berührt hatten...
Ich passte nicht auf. Ich passte einfach nicht auf, als ich um die Ecke bog und hatte keine Chance mehr, der Person vor mir auszuweichen; sie prallte gegen mich, ich kämpfte mit meinem Gleichgewicht und hoffte nur, einen einigermaßen schmerzfreien Fall hinlegen zu können. Doch da fanden meine Füße plötzlich wieder Halt, meine Arme fingen die Person vor mir ganz automatisch auf, als wäre es ihnen verweigert, jemals anders zu reagieren; wie einprogrammiert. Es dauerte ein wenig, bis ich erkannte, wer in mich reingerannt war, wer sich an mich festklammerte, und mein Vorhaben, sie weniger freundlich darauf hinzuweisen, dass sie aufpassen sollte, löste sich in Luft auf.
Sie schob mich weg, kaum dass sie einigermaßen sicher stand.
„Lily“, stellte ich verblüfft fest.
„James.“ Ihre Stimme klang auch verblüfft, als sie mich erkannte, und dann klang sie einfach nur noch wundervoll, weil sie lachte, mich dazu brachte, mit einzufallen. Absolut natürlich und selbstverständlich machte sie wieder einen Schritt auf mich zu und ihre Anwesenheit wirkte so - richtig, so perfekt, weil ich gerade erst an sie gedacht hatte, hier, an unserer Ecke, mit der ich eine ganz ähnliche Erinnerung verband.
Lächelnd beugte ich mich vor, legte meine Lippen auf ihre, erlaubte den Wunderkerzen in mir einen Moment lang, all ihre Funken zu verstreuen.
„POTTER!“, ertönte es plötzlich hinter mir; so oft dieselbe Stimme, dasselbe Wort, dieselbe Tonlage.
Ich sah auf, verdrehte die Augen.
„Freya.“
Sie drehte sich zu Holly und Leah um. „Seht ihr, ich wusste es. Ich WUSSTE dass sie es nur so eilig hat, weil sie zu Potter wollte!“ Dann wandte sie sich plötzlich wieder mir zu, mit einem tödlichen Blick, der nur durch ihr eigenes Grinsen gestört wurde. „Nenn mich gefälligst Johnsen!“, schnauzte sie mich an.
„Also, eigentlich wollte ich nur in die Bibliothek“, schaltete sich Lily schnell zwischen, doch ihre Freundin und ich beachteten sie nicht sonderlich.
„Okay, JOHNSEN“, sagte ich und verschränkte die Arme. „Da du ja jetzt nicht mehr in meinem Team bist-“ Mein Grinsen flackerte etwas - Merlin, warum hatte ich mein Pokerface nicht mal ansatzweise so gut drauf wie Pad, ausgerechnet, wo wir uns doch sonst so ähnlich waren? „-kann ich ja endlich auf deinen Nachnamen zurückgreifen.“
Als ich in der sechsten Klasse Mannschaftskapitän geworden war, hatte ich mich nämlich dazu gezwungen, meine Spieler alle bei ihrem Vornamen zu nennen; bei Freya war das mit Abstand am schwierigsten gewesen, zu natürlich war mir „Johnsen“ erschienen. Aber da ich ein guter Kapitän sein wollte und dazu auch eine gute Beziehung zu meinen Spielern gehörte, hatte ich es mir angewöhnt, sie Freya zu nennen, auch außerhalb des Training, da ich es sonst vermutlich nie in mein Hirn bekommen hätte.
Pad verdrehte die Augen, ignorierte Johnsen und mich und starrte stattdessen Lily an.
„Bibliothek. Warum Bibliothek?“
„Merlin, Pad, nicht jeder ist so bücherfeindlich wie du“, kommentierte Moony sein Entsetzen.
„Aber Pad hat doch Recht, jetzt kann sie sich auch nichts mehr ausleihen“, warf Wormy mit einem Stirnrunzeln ein.
„Ja, eigentlich wollte ich auch - nur...“ Lily wand sich, als wäre es ihr etwas peinlich, aber vor allem sah sie traurig aus. In mir erwachte der Drang, sie in meine Arme zu nehmen, ihr zu sagen, dass alles gut werden würde, aber richtige Worte, wirklich tröstende Worte zu finden, wenn man selbst nicht weiter wusste, von der Wehmut in all seinen Gedanken erstickt wurde? Wie sollte das funktionieren? Mir fiel nichts ein, ich griff nur vorsichtig nach ihrer Hand, lächelte sie an, als ihr Blick kurz meinen streifte.
„Naja. Tschüss sagen. Zu den Büchern“, fuhr sie fort, sah mich und Pad abwechselnd an. „Zu dem Platz, an dem ich mich fast die Hälfte meines Lebens vor euch versteckt habe, weil ich genau wusste, dass du freiwillig nie in die Bücherei gucken würdest.“ Sie grinste mich an und ich bemühte mich, böse in Moony's Richtung zu schauen.
„Stimmt. Ich wurde zu jedem einzelnen Besuch von dir gezwungen, Moony.“ Wirklich; außer es war um Quidditch - oder um das ganze Animagi-Zeug gegangen. Wobei da Moony ja streng gesehen schon wieder der Verursacher war. Oh Merlin. Ich schüttelte den Kopf, ganz in Gedanken bei dem Raum, in dem ich nie wirklich willkommen gewesen war, und drehte mich schließlich zu Lily.
„Weißt du noch, wie wir das eine Mal von Miss Pince rausgeschmissen wurden, weil du dieses Zaubertrankbuch nach mir geworfen hast? ICH hab daraufhin einen Monat Bücherei verbot gekriegt. Du nicht. Ich finde das HEUTE noch unfair“, beschwerte ich mich bei ihr und entzog ihr spielerisch wieder meine Hand, doch sie lachte nur.
„Stimmt, das war echt praktisch. Ein Monat Ruhe“, sagte sie und grinste mich an.
Moony allerdings verdrehte nur die Augen. „Du hast ja alle fünf Minuten irgendetwas angestellt, da ist das kein Wunder“, erklärte er mir, als läge das auf der Hand.
Angestellt? Ich? Schwachsinn.
Auch Pad grinste. „Zum Beispiel versucht, eins ihrer heiligen Bücher anzuzünden.“
Ich musste lachen, als ich an Pince's entsetztes Gesicht dachte; das hatte sie mir wohl bis heute immer noch nicht verziehen - kein Wunder also, dass ich in ihrem geliebtem Raum nie sonderlich willkommen gewesen war.
„Du hast versucht, ein BUCH zu verbrennen?“, wiederholte Lily, fast genauso entsetzt wie die Bibliothekarin. Ehrlich, als wäre die Welt dadurch untergegangen - es war doch nur Papier! Und ich hatte nur feststellen wollen, ob sie Brandschutzzauber auf ihre Lieblinge gelegt hatte oder nicht. Hatte sie übrigens nicht. Aber nach meiner Aktion bestimmt.
„Aber, hey, weißt du auch noch, wie ich dich mal in der hintersten Ecke so halb unter einem Stapel Bücher versteckt gefunden habe?“, erinnerte sich Lily. „Alleine in der Bücherei? Du hast ein Quidditchbuch gelesen und-“ Sie lachte und ich verzog kurz das Gesicht, als ich daran zurückdachte. „Es war dir furchtbar peinlich dass ich dich da gesehen hab. Hast du nicht versucht, mich mit irgendwas zu bestechen, damit ich es keinem erzähle?“
Ich musste grinsen. „Doch. Aber als ich dir ein Date angeboten hast, hast du wieder angefangen, rumzuschreien.“
„Wie wär's, wir besuchen alle zusammen noch einmal die Bücherei?“, schlug Moony vor und in seinen Augen sah ich, wie viel ihm dieser Raum eigentlich immer bedeutet hatte. Da hatte er Ruhe gehabt - auch vor uns, und ehrlich gesagt war ich davon überzeugt, dass das des Öfteren nötig gewesen war -, da hatte er sich immer zurückziehen können und wer weiß, was er noch alles mit der Bibliothek verband - vielleicht hatte er sich ja auch dort in Holly verliebt (auch wenn er es vehement abstritt, wir wussten es besser).
„Ich glaube, Miss Pince wäre enttäuscht von uns, wenn wir es nicht tun würden“, stimmte Pad übermütig zu. Manchmal wüsste ich wirklich gern, ob man mir meine Gefühle auch so wenig ansah wie ihm. Bestimmt nicht.
Lily nickte und lächelte Moony an. „Klar.“
Freya - Johnsen, James, Johnsen - sah allerdings wenig begeistert aus. „Die Bücherei? Muss das sein? Wollen wir nicht lieber das Quidditchfeld angucken?“ Hoffnungsvoll sah sie mich an, doch Leah hängte sich einfach bei ihr ein und grinste sie schwach an. Aber mal im Ernst - Leah sah gefasster aus als Finn, auch wenn sie sich immer hoffnungsvoll umschaute, als würde sie sich irgendwie wünschen, dass er doch noch irgendwie auftauchte, mit einem Lächeln hinter einer Ecke hervorkam und sie einfach in die Arme nahm. Doch alles in allem verbarg sie die Tatsache, dass heute für sie ein noch viel größere Abschied als für uns anstand, ganz gut.
„Da hast du in deinem Leben schon viel zu viele Stunden verbracht. Komm schon. Ein letztes Mal“, sagte sie jetzt und sah ihre Freundin mit einem leichten Grinsen an.
„Das Quidditchfeld kommt noch“, versprach ich Freya; natürlich, wie konnte es auch anders sein, so viele Stunden, die ich dort verbracht hatte, an meinem Zufluchtsort. „Ich werde das Fliegen hier echt vermissen“, gestand ich urplötzlich.
Wie beiläufig griff Lily wieder nach meiner Hand, aber nichts von Lily konnte in meinem Gehirn irgendwie erfolgreich als 'beiläufig' abgestempelt werden. Nichts. Dafür war sie viel zu wichtig, ihre Berührungen zu elektrisierend und unsere Beziehung zu wenig selbstverständlich.
Ich grinste sie ein wenig an, versuchte, mir nicht ansehen zu lassen, wie fertig mich dieser Abschied eigentlich machte. Und der größte Beweis, dass es jedem von uns so ging, selbst Pad mit seinem perfekten Pokerface, war wohl, dass er und Freya nicht einmal stritten, obwohl die zwei es normalerweise keine fünf Minuten - ach was, fünf Sekunden - in einem selben Raum aushielten, ohne sich verbal anzufallen. Oder auch körperlich, je nachdem.
„Gehen wir?“, fragte Holly in die Stille hinein.
Wormy seufzte, setzte sich in Bewegung. „Ja.“
Leah jedoch wandte sich plötzlich an uns Rumtreiber. „Habt ihr Finn gesehen? Ich wollte noch... naja.“
Ich hörte sie gar nicht richtig; vertraute darauf, dass ein Anderer der Jungs ihr antworten würde. Ich beugte mich vor, legte meine Lippen nah an Lily's Ohr. „Weißt du noch? Hier hast du mich das erste Mal auf die Wange geküsst. Nach - der Beerdigung meines Grandpa's.“ Diesmal war ich derjenige, der sie auf die Wange küsste, als wäre ich hier nicht vor ein paar Monaten noch gestanden, absolut fassungslos und sicher, dass mir meine Fantasie einen Streich gespielt hatte und ich nun vollkommen verrückt geworden war, weil Lily Evans doch niemalsniemals einfach so in meine Nähe kommen würde, geschweige denn mich auf die Wange küssen würde, mich, James Potter. Oh Merlin.
„Vorhin war er noch im Schlafsaal“, hörte ich Moony sagen, als Lily sich aufrichtete, mir einen ganz kurzen Kuss gab. Wow. Und das vor unseren Freunden. Doch es schien uns ohnehin keiner zu beachten; alle waren auf Leah konzentriert.
„Sind wir - sind wir da nicht auch zusammengestoßen?“, fragte Lily und brachte mich zum Lachen, weil es so typisch für uns war, dass sich genau diese Szene Monate später noch einmal ereignete.
„Doch. Du hast mich zu Boden geworfen“, erinnerte ich sie grinsend.
„Ich - Ich glaube, ich ...“ Ich sah auf bei Leah's Stimme, die so von Traurigkeit getränkt war, dass jeder von uns unweigerlich zusammenzuckte und unwillkürlich Angst hatte, irgendeine Todesmitteilung zu erhalten; doch da zuckte sie schon mit den Schultern, drehte sich um und rannte den Weg, den wir Rumtreiber gekommen waren, zurück.
Oh Merlin. Ich hatte mich getäuscht: Sie war genauso fertig wie Finn.
„Ist sie genauso fertig wie Finn?“, fragte Pad, kaum dass ich meinen Gedanken fertig gedacht hatte, und nur mit Mühe verkniff ich mir ein Grinsen, weil das der Situation gerade ja wirklich alles andere als angemessen war.
Holly nickte zögernd. „Die haben's auch nicht einfach“, murmelte sie.
„Seht ihr, DAS ist der Unterschied zwischen Leah und Finn und euch beiden“, rief Freya plötzlich und wandte sich schwungvoll Lily und mir zu. „Die beiden HABEN's nicht leicht, ihr MACHT es euch nicht leicht.“
Ich verdrehte die Augen, Pad lachte und Moony und Wormy nickten nur zustimmend. Na klasse.
„Die ganzen... Schwierigkeiten zwischen uns lassen sich halt nicht umgehen. Wir machen das ja nicht absichtlich“, erklärte ich unnötigerweise - als würde ich mir das freiwillig antun! Manchmal hasste ich unser verdammtes Temperament, unseren Stolz und unsere kranke Streitsucht: Als wären wir unfähig, unsere Differenzen irgendwie anders zu überbrücken. Ich hasste es, wenn ich mal wieder alleine in meinem Bett lag und wartete; vergeblich. Nicht, weil Freya - oder Johnsen - sie mal wieder aufgehalten hatte, sondern weil ich ihr nur wenige Stunden, manchmal auch Minuten vorher Wörter an den Kopf geworfen hatte, unfaire Wörter, Wörter, die sie davon abhielten, jetzt in meinen Armen zu liegen. Ich hasste dieses schlechte Gewissen, das sich irgendwann einfach unerlaubt einschaltete und mich daran hinderte, einzuschlafen und fast noch mehr hasste ich dieses Entschuldigen, das Herunterschlucken des Stolzes, obwohl ich mich langsam wohl echt daran gewöhnt haben sollte.
Manchmal hasste ich uns einfach.
Aber plötzlich war dann die Versöhnung wieder da, alles ganz leicht und so, wie es sein sollte: All meine Wut auf mich, auf sie und Merlin und die Welt verschwand unweigerlich, übrig blieb nur noch der siebte, wunderschöne, strahlende Himmel, Wunderkerzen, die sich freuten, ihr Licht wieder auf mein Inneres werfen zu können, wilde Rosen, die an uns emporwuchsen und unglaubliches Verlangen - okay, und die Frage, warum dieses verdammte UTZ-Jahr so viel Zeit beanspruchte. Ehrlich.
Ich schüttelte den Kopf, als ich an all die Tage dachte, an denen ich verzweifelt versucht hatte, mir Verwandlung in mein Gehirn zu hämmern; Tage voller Sonnenschein, der meine Haut nie erreicht hatte, weil Moony mir eindrücklich klar gemacht hatte, dass ich mich draußen, bei der Schülerschar, nie würde konzentrieren können. Tage, an denen ich Lily nur kurz, vielleicht beim Vorbeigehen gesehen hatte. Oh Merlin.
Holly musste grinsen, traf schließlich Moony's Blick und lächelte ihn an. Und erstaunlicherweise lächelte er einfach zurück; warf alles über Bord, all seine bescheuerten Ängste und Komplexe. Ein einfaches Lächeln. Wow.
„Überhaupt nicht“, betonte nun auch Lily noch einmal, dass wir die Schwierigkeiten zwischen uns zwei nicht absichtlich provozierten, lächelte mich an und zog mich schließlich mit in Richtung der Bibliothek.
„Finn und Leah tun mir echt Leid. Dass Beziehungen nach der Schule auch nie klappen“, warf Wormy plötzlich ehrlich bekümmert ein.
Dass Beziehungen nach der Schule auch nie klappen...
Ich schluckte, meine Hand fasste Lily's automatisch fester, als könne ich uns so von dem Großteil einfach ausschließen. Ich suchte: Nach lockeren Worten, nach Erwiderungen, nach überzeugenden Argumenten in meinem Kopf, dass es auch nach der Schule klappen würde. Musste. Punkt. Aber es war leer in meinen Gedanken, kein Baum in der Wüste zu finden, an dem ich mich hilfesuchend klammern konnte, keine Oase, die mich vor dem Ertrinken rettete.
Aber dann, plötzlich, waren sie da. Aufbauende Worte.
„Fast nie. Fast nie klappen“, wies Pad ihn plötzlich zurecht, grinste, sah mich nur einen kurzen Moment an, doch es reichte. Keine Panik, Prongs. „Denk doch mal an unser Traumpaar hier.“
Da, das Argument: Sogar unsere Freunde glaubten an uns.
… ganz im Gegenteil zu meiner Freundin.
Sie verdrehte die Augen. „Daran glaubst du doch nicht wirklich, Black.“ Ihre Stimme klang spöttisch.
Bitte? Ich starrte sie an; unsicher, vielleicht sogar ein wenig verletzt, weil sie - mal wieder! - so wenig Vertrauen in uns hatte. Vielleicht weil ich sie immer noch nicht gefragt hatte, ob sie mit mir zusammenziehen wollte? Erwartete sie es vielleicht sogar, war sie schon ungeduldig und enttäuscht von mir, weil ich es nicht über die Lippen brachte und unsere gemeinsame Zukunft damit vielleicht sogar beschädigte, sah sie es deshalb für unmöglich an, dass wir es auch nach der Schule schafften?
„Doch“, hielt Pad dagegen. „Wie gesagt, ein halbes Jahr geb ich euch noch.“
„Also noch zehn“, warfen Moony und Wormy ein, wie aus einem Mund, als wollten sie Pad und mir Konkurrenz machen.
Doch Lily sah nur überrascht aus; zuerst richtete sich ihr ungläubiger Gesichtsausdruck auf Pad, dann auf Wormy und Moony.
„Zehn was?“, fragte sie schließlich - und sah dann mich an. Als hätte sie an meinem Gesichtsausdruck bemerkt, dass ihre Worte vorher … nun ja, nicht sehr schlau gewählt waren, lächelte sie mich jetzt an: Auf eine Art und Weise, die mich vergessen ließ, die mich besänftigte und erwärmte, Wunderkerzen anzündete und einen Regensturm auslöste.
„Zehn Jahre“, erklärte ich, ebenfalls mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Was für Pad ein halbes Jahr ist, sind für den normalen Maßstab zehn.“
Und das war echt - wow. Zehn Jahre. Ich kannte Pad gerade mal sieben Jahre; Lily auch. Das war... eine erstaunlich lange Zeit. In zehn Jahren konnte so viel passieren: Es konnten Beförderungen von statten gehen, man konnte Kinder kriegen, es würde Frühling, Winter, Sommer, Herbst werden... Vielleicht würden auch Teller fliegen und Seifenblasen herumfliegen in diesen zehn Jahren, Wunderkerzen funkeln. Vielleicht... Aber in zehn Jahren konnten Teller auch zerspringen, einfach kaputt gehen, Seifenblasen zerplatzen und Wunderkerzen erlöschen. Nach zehn Jahren...
„Johnsen?“, holte mich Pad plötzlich aus meinen Gedanken. Er grinste und eigentlich sollte es mich echt wundern, warum mich Freya's Nachname so aus meinen Gedanken riss. Oh Merlin. Das wurde langsam echt bedenklich, dafür, dass wir uns offiziell nicht leiden konnten.
„Da haben wir zum ersten Mal miteinander geschlafen, oder?“, fuhr Pad fort, der mittlerweile vor einer Besenkammer zum Stehen gekommen war. Und grinste. Breit.
Oh Merlin. Wow. Er erinnerte sich noch daran?
Auch Freya blieb stehen, schaute die Tür an. „Das - das -“ Sie runzelte die Stirn. „WOW! Wie lange ist das her?“
Pad tat es ihr nach, konzentrierte sich. „Lange.“ Oder auch nicht.
Lily seufzte nur, doch ich grinste sie beschwichtigend an. Uns zu verurteilen war unfair - schließlich war sie gestern selbst in einer Besenkammer gelandet und zwar mit James Potter, persönlichem Katastrophenverursacher. Als weibliches Wesen hatte man nun einmal echt keine Verteidigungsmöglichkeiten, wenn Männer wie Pad und ich es darauf anlegten...
Ich runzelte die Stirn, als ich mir den Gang genauer anschaute. „Hey, ich glaube, das war auch die Besenkammer, in der ich mit Lacey geschlafen hab“, sagte ich und überlegte. Ja. Eventuell...
Pad musste lachen. „Dann teilen wir ja eine ganz ähnliche Erinnerung.“ Enthusiastisch - ich schwöre, das war nur gespielt - riss er die Tür auf und steckte seinen Kopf in die Besenkammer. Auch Lily schielte herein, aber es wunderte mich kaum, dass sie die ganze Situation im Moment nicht so toll fand. Aber das musste sie auch nicht. Ihr waren Besenkammern nie so nachgesagt worden wie Pad und mir - und das bevor wir sie überhaupt regelmäßig benutzt hatten. Wirklich.
Ich ließ Lily's Hand los und zwängte mich neben Pad in die Kammer. „Wow. Irgendwie ist mir nie aufgefallen, wie eng es hier eigentlich ist“, bemerkte ich und strich vorsichtig über die Wand.
Und obwohl ich keine Möglichkeit hatte, Lily anzuschauen, wusste ich einfach, dass sie gerade mit Holly einen Blick tauschte, schließlich hatten die zwei eine kleine Ewigkeit an dem Glauben festgehalten, dass wir nur Urwaldmenschen und Arschlöcher waren und sie es damals schon vor sieben Jahren im Zug gewusst hatten. Ja.
Hatte ich nur ein Glück, dass Lily trotz dieser Erkenntnis letztendlich doch mit einem dieser Urwaldmenschen und Arschlöcher zusammen war.
„Tschüss Besenkammer. Du hast mir immer treue Dienste geleistet“, verabschiedete sich Pad feierlich.
„Mir auch.“ Wow. Wenn ich jetzt schon wehmütig wurde - bei einem Ort, der mir vergleichsweise wirklich noch scheißegal war - wie wurde es dann bei den richtig schlimmen Sachen? Dem Schlafsaal? Dem Schulsprechersaal? Unserem Platz am See? … Dem Quidditchfeld?
Oh Merlin.
Ich seufzte, stieß mit meinem Fuß noch leicht gegen einen Eimer und konnte es dann plötzlich gar nicht mehr abwarten, raus zu rennen, dem ganzen hier zu entfliehen, weil es mich schier umbrachte, all die Gedanken, die auf mich hinabprasselten... beließ es dann aber mit großer Mühe doch bei einem rausgehen.
Wie erwartet sah Lily nicht begeistert aus. Naserümpfend sah sie durch die Tür.
„Wow, kaum geht es um Besenkammern wird Sirius Black emotional.“
Pad ignorierte ihren bissigen Tonfall. „Ach, ich werde angemault, aber bei deinem Freund ist es dir egal? Lass mich raten. Das hängt bestimmt mit deinem … sagen wir, wunderschönen Ausflug in die Welt der Urwaldmenschen zusammen, hab ich Recht?“ Er grinste bei der Anspielung auf die Tatsache, dass ich mit Lily Evans in einer Besenkammer gelandet war, natürlich, wie sollte es auch anders sein.
„Kommt Jungs, gehen wir weiter“, sagte Moony schnell, um einem Streit auf dem Weg zu gehen. Besser so, wirklich. Schließlich hatten wir noch was zu erledigen.
Ich grinste Pad an und griff wieder nach Lily's Hand. „Sie weiß ja, dass mir an unserem Schlafsaal - oder diversen anderen Besenkammern - viel mehr liegt“, erklärte ich grinsend.
Lily kommentierte meine Aussage abermals nur mit einem Seufzen. Irgendwie kam ich nicht umhin zu bemerken, dass sie im Moment nicht sehr angetan von unserer Konversation zu sein schien. Aber vielleicht lag es auch gar nicht daran, vielleicht lag es auch einfach nur an den ganzen Erinnerungen, die zwischen uns schwebten, in jedem einzelnem Gang, lautlos, fast unsichtbar und doch nicht zu übersehen, uns deutlich machten, dass wir keine Zeit mehr hatten, neue zu schaffen, dass unsere Minuten in diesem Schloss kontinuierlich verstrichen.
Erinnerungen, überall. Um uns herum. In unseren Köpfen. Da. Vor unseren Augen.
Überall.


~*Lily*~


Die Erinnerungen klebten in den Fluren und Räumen wie der Pferdemist, den Peeves manchmal hier verteilt hatte; sie sprangen einen von der Decke aus an, versteckten sich in den Ritterrüstungen, um dann vor einem herauszuspringen und einem den Atem zu nehmen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich an so viel erinnerte, noch so viel davon wusste, was wir hier alles gemacht hatten... Aber es schien, als ob all diese Gedanken nur darauf gewartet hatten, uns allen heute durch die Köpfe zu flattern, uns ins Ohr zu wispern und uns befangen zu machen.
Und irgendwie machte es mich unglücklich, aber zur gleichen Zeit war ich unglaublich dankbar und glücklich darüber, dass ich nichts vergessen hatte. Denn das hieß vielleicht, dass ich mich noch länger daran erinnern würde, und irgendwann könnte ich meinen Kindern davon erzählen, und...
Und eigentlich könnten wir heute Abend noch alle sterben, dem Schutz von Hogwarts erst einmal entkommen... Und meine Gedanken waren furchtbar, selbst für mich kaum aushaltbar.
Ich wünschte, irgendjemand würde etwas sagen, während wir in den nächsten Flur abbogen, unsere kleine Gruppe, die wir doch alle so verschieden waren, und eigentlich auch nur durch das - mir manchmal so fragil und fein vorkommende - Band zwischen James und mir zusammengehalten wurden. Ein bisschen kam es mir vor wie Schicksal, dass ich, kaum hatten wir Mädchen es endlich aus unserem Schlafsaal geschafft, um zu einem letzten Rundgang aufzubrechen, in James hineingerannt war. Denn irgendwie - gehörte es so, war es gut so, dass wir diesen letzten Gruß an Hogwarts alle zusammen antraten, waren meine Freundinnen und die Rumtreiber doch die Schüler, die all die sieben Jahre hier am meisten mitbestimmt hatten.
Okay, während Freya, Leah, Holly und ich nur in unseren eigenen Erinnerungen berühmt für unsere schwachsinnigen Aktionen bleiben würden, würden die Rumtreiber vermutlich in die Geschichte von Hogwarts eingehen - So viel Unsinn, wie die vier angestellt hatten, das war wohl wirklich eine Premiere. Und - Merlin, alleine der Gedanke schmerzte, das war so befremdlich - eventuell würde auch eine andere Geschichte in das Repertoire der Lehrer Hogwarts' eingehen: Eine Liebesgeschichte. Die mit Abneigung in der ersten Klasse angefangen hatte, dann mit wahlweise Hass oder Interesse in der vierten Klasse fortgefahren war, und die endlich, endlich ein gutes Ende gefunden hatte. Zumindest bis jetzt.
Vielleicht war ich schon größenwahnsinnig geworden, so etwas zu denken (und doch widerstrebte es mir immer noch, zu akzeptieren, dass das zwischen James und mir in Hogwarts so die Runde gemacht hatte), aber mal ehrlich. Welches andere Paar auf dieser Schule hatte so viel (von meiner Seite aus unerwünschte) Aufmerksamkeit bekommen, hatte alles so kompliziert gemacht und so viele Jahre damit verbracht, das Schloss mit den wildesten Geschichten zu unterhalten? Nicht so viele, hm. Die wenigsten waren so sicher und überzeugt von einer Sache wie James. Die wenigsten waren so blind und feige wie ich...
Auf einmal ertönte von hinten lautes Geschrei, eine Horde an Dritt- oder Viertklässlern rannte an uns vorbei, lachend. Merlin, die hatten es gut, sie hatten ja auch was zu lachen: Ferien. Kein Wunder, dass sie so gut drauf waren, im Gegensatz zu uns Abschlussschülern. Noch vor wenigen Jahren war uns dieser Tag so fern gewesen, so weit weg; wir waren auch alle durch die Gänge gerannt und hatten uns gefreut... Zumindest meistens.

___ 22.05.1975 | 4. Schuljahr ___

Zaubertränke. Dieses Fach hatte schon in der Beschreibung interessant geklungen, noch bevor ich Hogwarts überhaupt besucht hatte, hatte ich das ganze Zaubertrankbuch schon verschlungen. Ich hatte es kaum erwarten können, endlich mehr darüber zu lernen, und genauso war es Sev gegangen. Und auch jetzt, da wir schon vier ganze Jahre lang Unterricht in diesem Fach hatten, war ich immer noch verzaubert von den Möglichkeiten, die einem ein paar einfache Zutaten in der richtigen Mischung boten...
Ich strahlte Sev an. „Unglaublich, das mit dieser Wurzel, hm? Hast du Slughorn's Gesicht gesehen, als wir es auf den ersten Versuch geschafft haben?“ Natürlich, einzeln arbeiten war Pflicht, aber wenn Sev's und mein Kessel nebeneinander standen, war es schwer, sich nicht gegenseitig in seinem Eifer hochzuschaukeln und Tipps zu geben.
Er lächelte zurück. „Klar, aber was noch besser war, war Black's Gesichtsausdruck.“ Jetzt wurde sein Lächeln beinahe gemein, so sehr freute er sich darüber, dass wir mal wieder besser als Black gewesen war (der ungerechter Weise alles konnte, ohne auch nur ein Buch anzurühren).
Ich zuckte mit den Schultern und sprang die letzten Treppenstufen hinunter in den Flur. „Wir können ja später noch in die Bibliothek gehen, ich muss noch was für Verwandlung nachgucken“, schlug ich vor. „Außerdem finden wir vielleicht ein Buch mit dem wir herausfinden können, wie Potter es heute schon wieder geschafft hat, seinem Vogel Hasenzähne wachsen zu lassen anstatt größere Flügel“, fügte ich hinzu und lachte - Was an sich eine Seltenheit war. Aber irgendwie beflügelte mich die Zaubertränkestunde, die Sonne, die durch die Fenster lächelte und die Aussicht auf einen schönen Tag mit Sev so sehr, dass mich noch nicht einmal der Gedanke an Potter aus der Ruhe bringen konnte.
„Von mir aus“, entgegnete Sev. „Wir könnten auch noch -“
Das laute Lachen hinter uns hätte uns warnen müssen, aber trotzdem traf es mich unerwartet, als Sev plötzlich von mir weggerissen wurde: Ein Schüler stob zwischen uns, rempelte mit voller Kraft gegen Sev und rannte lachend weiter, ohne sich umzudrehen oder zu entschuldigen.
Überrascht sah ich auf, und - natürlich. Natürlich.
„POTTER!“ Erbost fixierte ich ihn, konnte nicht fassen, dass er es in seiner Rücksichtslosigkeit mal wieder geschafft hatte, meinen Tag ein wenig zu dämmen.
Er blieb augenblicklich stehen, so abrupt, dass Black, der ihn inzwischen eingeholt hatte und selbstverständlich auch dabei war, geradewegs in ihn hineinrannte. „Prongs!“, beschwerte der sich, aber Potter hatte nur Augen für mich.
„Heute Abend, sieben Uhr am Portal? Sei pünktlich!“, rief er und grinste ein frohlockendes Grinsen, weil er wusste, dass er es mit der Kombination aus Grinsen, Sev ärgern und mich nach einem Date fragen zu hundertprozentiger Weise auf die Palme gebracht hatte.
Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss, weil ich so wütend wurde - und hasste mich, weil das genau das war, was er wollte, natürlich. „Du weißt nicht mal, was das Wort pünktlich bedeutet, Potter!“, warf ich ihm an den Kopf.
„Doch. Genau zu der abgemachten Zeit aufzutauchen“, bewies er mir ohne zu zögern das Gegenteil und grinste wieder. „Aber du weißt offenbar nicht, wie man das Wort 'ja' ausspricht.“
„Und du hast offenbar noch nicht kapiert, dass ich dein verdammtes Grinsen hasse. Wie. Die. Pest!“
„Und du hast offenbar noch nicht kapiert, dass mir das vollkommen egal ist“, entgegnete er mit einer Gelassenheit, die mich wahnsinnig machte.
Ich rang nach Luft und gemeinen Worten - Doch offenbar schien Sev sich jetzt genötigt zu fühlen, Partei zu ergreifen. „Sie möchte nicht mit dir reden, Potter, hast du das nicht kapiert?“, fauchte er und machte einen Schritt vor, bis er beinahe vor mir stand.
Automatisch schob ich ihn weg, wurde wieder rot, weil - Das wollte ich nicht. Es gehörte sich nicht, das war gegen die Regeln von diesem bescheuerten, unglaublich nervigen Spiel das Potter und ich spielten, irgendwie. Ich wollte mich nicht beschützen lassen, das war eine Sache zwischen mir und Potter, und ich brauchte keinen Sev, der mich verteidigte. Außerdem endete eh immer alles in einer Katastrophe, wenn Sev und Potter aneinandergerieten, also - Nein.
„Ach, Pad, siehst du das?“, höhnte Potter auch schon. „Schniefelus setzt sich für Evans ein. Niedlich.“ Black lachte abfällig und ich kam nicht umhin, mich auf irgendeine Weise gedemütigt zu fühlen. Als würde ich jemanden brauchen, um mich gegen Potter durchzusetzen, lächerlich.
„Nenn ihn nicht so!“, zischte ich zu Potter und funkelte ihn an.
„Ach und warum nicht?“ Er zog die Augenbrauen hoch und fing auf eine Weise an zu grinsen, die mir ganz und gar nicht gefiel, noch weniger als das selbstgefällige Grinsen vorher. Eine Sekunde später zielte Potter's Zauberstab auch schon auf Sev und sein Gesichtsausdruck wurde herausfordernd.
Blind vor Wut schubste ich Sev nach hinten und stellte mich vor ihn. „Verhex mich Potter. Na los“, sagte ich provozierend und legte vorsichtshalber aber schon mal eine Hand an meinem Zauberstab.
Potter öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber von einer lauten und sehr, sehr wütend klingenden Stimme, die von hinten kam, übertönt. „BLACK! POTTER! NACHSITZEN! ICH WERDE BEI DUMBLEDORE EINE LIZENZ ZUM FOLTERN BEANTRAGEN, IHR-“ Filch.
Ich blickte kurz über die Schulter und sah ihn anschnaufen, allerdings war er noch nicht mal die Treppe runter, also hatten die beiden noch ein wenig Zeit, um abzuhauen. Ich wollte gar nicht wissen, was sie angestellt hatten, um den Hausmeister mal wieder so aus der Haut fahren zu lassen
„Prongs?“, sagte Black und klang ein wenig nervös. „Ich glaube, wir sollten abhauen.“ Aber irgendwas in seinen Augen sagte mir, dass er diesen Nervenkitzel liebte, genau wie Potter. Solche Idioten.
„Warte“, war aber alles, was James zu Black sagte, bevor er ein paar Schritte an mich ran trat, bis er genau vor mir stand, sich vorbeugte, ich erstarrte auf Grund so viel Nähe und so viel James Potter und, und so viel wuscheligem Haar und - und - Merlin. „Ich glaube, ich hab da andere Methoden, um dich zu verzaubern“, raunte er mir ins Ohr und wandte seinen verächtlichen Blick schließlich auf Sev. „Wie süß, dass du dich beschützen lässt, Schnieflus. Wirklich reizend.“ Und schon, endlich, war er wieder weg, rannte zu Black zurück und ich atmete auf und - konnte nicht fassen, dass ich ihm nicht wenigstens eine Ohrfeige gegeben hatte, wenn er sich schon mal so perfekt positionierte. Merlin, diese verpasste Chance... Wütend auf mich, Potter und Sev - ohne wirklich zu wissen, wieso - starrte ich auf meine Hände und ärgerte mich.
„Er ist - Das ist - Er ist - ICH HASSE IHN!“, brachte ich schließlich in Richung Sev hervor und wäre den beiden Idioten am liebsten hinterhergerannt, um Potter noch einmal nachträglich Schmerzen zuzufügen.
Doch offenbar hatte er meine Worte noch gehört, denn er blieb ein letztes Mal stehen und drehte sich zu mir um. „Vergiss nicht, 7 Uhr vor dem Portal!“, rief er mir zu, und diese letzte Provokation ließ mich alles vergessen - Ich versteckte meine Hand vor meinem Oberkörper und zeigte ihm meinen Mittelfinger, obwohl Filch jeden Moment hier sein musste und das normalerweise gar nicht meine Art war.
Potter lachte nur laut, drehte sich schließlich endlich, endlich um und rannte davon.
Ich starrte ihm nach und glaubte, auf der Stelle hüpfen zu müssen vor so viel Wut. Auch Sev sah ihm grimmig nach, und für einen Moment hätte ich ihn am liebsten dafür angefahren, dass er sich hatte einmischen müssen - Das hatte alles nur noch schlimmer gemacht, wie immer. Doch ihn dafür zurechtzuweisen war ungerecht, das wusste ich. Ich hatte ja selbst nicht mal wirklich eine Ahnung, warum es mich so störte, dass er sich für mich einsetzte.
„Ich hasse es, dass er dauernd so tut, als würde er etwas von dir wollen. Es wirkt fast so, als würde er es wirklich tun“, sagte Sev auf einmal.
In diesem Moment wusste ich, der Tag konnte nur noch besser werden. Juhu.
_____
Ich verscheuchte die Erinnerung, zu viel Zeit hatte ich damit verschwendet, James zu hassen und anzuschreien - obwohl ich natürlich Recht damit gehabt hatte, was James natürlich wieder bestreiten würde...
„Der Verwandlungsraum“, hörte ich Black laut sagen. Ich blickte auf, nur um zu sehen, wie er auf die Tür des besagten Raums deutete und mich breit angrinste. „Na, Evans, du hast doch sicher Lust, uns zu erzählen, was du am meisten mit diesem Raum verbindest, oder?“ Erwartungsvoll blickte er mich an.
Ich ignorierte die Hitze in meinen Wangen und die Blicke, die automatisch alle auf mich gerichtet wurden, James` Blick, und antwortete so selbstverständlich wie möglich: „Klar. Verwandlungsunterricht.“ Schnell suchte ich nach besseren Worten, überzeugenderen... „Tassen in Vögel verwandeln zum Beispiel. Oder - oder -“ James' Blick, Merlin, seine Hand brannte in meiner... „Peeves“, stieß ich gedankenlos hervor, und hätte mich im gleichen Moment erhängen können.
„Weiter?“, fragte James und ich konnte seiner Stimme anhören, wie breit und zufrieden er grinste.
„Wenn ich dir einen Tipp geben darf“, schaltete sich jetzt auch noch Freya ein, „Rundgang.“
„Ich auch, ich auch“, sagte Black, ganz begeistert von dem neuen Spiel. „McGonnagal's Pult.“
Ich blinzelte. Konzentrierte mich. Warf einen Todesblick in die Runde und sagte so ruhig wie möglich: „Piertotum Locomotor zum Beispiel ist ein Zauberspruch, der im Fach Verwandlung oft genutzt wird. Theorien Transsubstantieller Transfiguration, dieses Buch kann ich euch nur empfehlen, wenn ihr mal wirklich was über Verwandlung wissen wollen würdet...“ Stolz blickte ich Black an, weil ich so schön zusammenhängende Sätze von mir gegeben hatte.
Das war in der Nähe des Verwandlungsraums manchmal nämlich wirklich alles andere als einfach.

___ 27.02.1978 | 7. Schuljahr ___

Es gab Tage, an denen war ich mir absolut sicher, McGonnagal wusste, was James und ich wirklich machten, wenn unsere Rundgänge anstanden. Klar, wir verließen den Gemeinschaftsraum einmal in der Woche - stichprobenartig, damit auch ja kein Schüler ahnen konnte, wann kontrolliert wurde - mehr oder weniger pünktlich, wir gingen ein paar Gänge entlang, guckten nach Schülern, die aus den Betten waren und Unsinn anstellten (wobei ich den starken Verdacht hatte, dass James den jeweiligen Unruhestiftern lieber gratuliert und ihnen am besten noch Tipps für's nächste Mal gegeben hätte, als sie zurück in ihren Gemeinschaftsraum zu schicken), aber... Es gab da diese - dumme Angewohnheit, die sich entwickelt hatte, die mich gleichermaßen positiv und negativ aufwühlte, die mein Gewissen jedes Mal wieder auf die Probe stellte. Ich wusste nicht mal mehr genau, wieso ausgerechnet der Verwandlungsraum der Ort meiner Gewissenskonflikte geworden war, ich wusste nur, dass ich die nächsten Tage immer enorme Probleme hatte, McGonnagal in die Augen zu sehen, wenn wir in diesem Raum unterrichtet wurden. Furchtbar.
Und jedes Mal wieder war ich fest entschlossen, diesmal nicht nachzugeben und James auch mal zappeln zu lassen, und jedes Mal wieder stritten wir beinahe und jedes, jedes verdammte Mal wieder kamen wir letztendlich doch nicht wirklich zur Fortsetzung unseres Rundganges. Am schlimmsten allerdings war es, wenn Peeves sich zu der Zeit im Gang aufhielt und in den Raum stob - Aber das war schlagartig seltener geworden, und ich hatte den dumpfen Verdacht, dass James den Blutigen Baron dafür bezahlte, Peeves während dieser Abende beschäftigt zu halten (auch wenn er das vehement bestritt).
Jedes Mal das Gleiche, James sah sich kurz um, nahm meine Hand fester und zog mich in den Verwandlungsraum.
Ich protestierte. „James, ich weiß, das sag ich an der Stelle jedes Mal, aber - Rundgang. McGonnagal. Schulsprecherarbeit.“ Bittend stieß ich die Wörter hervor. „Verantwortungsbewusstsein?“ Auch wenn ich wenig Hoffnung hatte - irgendeines der Worte könnte ja zur Abwechslung mal ziehen.
„James Potter“, entgegneter er nur lässig grinsend, wobei er meinen Tonfall nachäffte. „UTZ-Jahr. Kaum Zeit. Verlangen. Liebe.“
Ich musste lachen und verfluchte mich und meine dummen, kindischen Hormone. „Lily Evans. Vorbild. Verantwortungsbewusst. Okay?“, erklärte ich. „James Potter... Urwaldmensch“, fügte ich hinzu und grinste ihn an.
„Komm schon, du kannst mir nicht weismachen, du würdest lieber einmal durch Hogwarts laufen“, unterstellte er mir und zog mich zum Pult.
Ich verschränkte die Arme, nur ein bisschen, ein kleines bisschen meiner Würde musste ja wohl noch zu retten sein. „Du kannst mich zu nichts zwingen“, sagte ich daher provozierend und versuchte mein bestes, um nicht grinsen zu müssen.
„Wie wär's mit einem Kompromiss? Eine Stunde hier, eine halbe Stunde Rundgang. Hm?“, schlug er mit einem hinterhältigen Funkeln in den Augen vor.
„Das sagst du nur, weil du genau weißt, dass ich sehr leicht zu überzeugen bin, wenn du mich erstmal rumgekriegt hast“, sagte ich in einer Mischung aus Ehrlichkeit, Verzweiflung und Vorwurf.
„Lily“, sagte er, und ich wollte ihn beinahe bitten, meinen Namen nicht mehr so, so, so auszusprechen, weil mich das ganz hibbelig machte. „Komm schon“, fuhr er fort. Seine Lippen streichelten meinen Hals, so zärtlich und so jameshaft, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte.
Zzzzzzzzzzzzzp.
Ich nahm mich zusammen und versuchte, ihn wegzuschieben. „James“, stieß ich warnend hervor, und wollte ihm eigentlich sagen, dass er das lassen sollte, dass McGonnagal es irgendwann herausfinden würde oder dass Peeves kommen könnte, aber das einzige Wort, dass meinen Mund verließ, war: „Tür.“
Ich hätte mich töten können.
Lachend griff James nach seinem Zauberstab - den er im Gegensatz zu mir immer dabeihatte, ich ließ meinen viel zu oft irgendwo liegen und fand ihn stundenlang nicht mehr - und richtete ihn auf die Tür.
„Colloportus“, murmelte er und seine Stimme klar komplett zufrieden mich sich, selbstgefällig. Noch etwas, wegen dem ich ihn am liebsten zurückgewiesen hätte aber, Merlin, da waren seine Lippen schon wieder auf meinen und er küsste mich und ich schmiegte mich an ihn und wollte überhaupt nichts anderes mehr tun, als mitten im Verwandlungsraum zu stehen und James zu küssen.
Zzzzzzzzzzzzzzzzzzp.
Ich hatte den starken Verdacht, dass es ihm nicht sonderlich viel anders ging, denn seine Lippen waren frohlockend und siegestrunken und - Merlin, er brachte seinen Willen mal wieder durch. Schon wieder. Das sollte er nicht, und vor allem sollte eine Lily Evans das nicht jedes Mal durchgehen lassen. Irgendwie gefiel mir der Gedanke daran überhaupt nicht.
Ich stieß ihn weg. „Du setzt dich immer durch, immer“, beschwerte ich mich und blickte ihn an - dachte mir im gleichen Moment dass ich es hätte lassen sollen und konnte doch nicht weggucken. „Wie machst du das? Ich möchte auch mal Macht haben“, fuhr ich fort und musste grinsen, ein wenig angekratzt jedoch.
„Soll das ein Scherz sein?“ Verblüfft hielt er inne.
Ich runzelte die Stirn. „Nein?“
Kopfschüttelnd widersprach er. „Normalerweise setzt du dich doch immer durch. Ich kann mir nur durchsetzen wenn du eigentlich dasselbe willst wie ich.“
„Ich setzte mich nie durch“, befand ihn und klang genauso deprimiert, wie ich mich für einen Moment auch fühlte.
„Schwachsinn.“
„Meinst du?“ Hoffnungsvoll blickte ich zu ihm auf.
Er verdrehte nur die Augen. „Deine Emanzipation nervt“, war alles, was er noch sagte, bevor er sich wieder vorbeugte, um mich zu küssen.
Zzzzzzzzzzzzzzzp.
„Tut mir Leid“, brachte ich hervor, mit rasenden, wirren Gedanken, eine Hand schon am Saum seines Pullis. Und nicht mal mehr in der Lage, das hier als Niederlage zu befinden.
Ohne auf meine Zustimmung zu warten packte er mein Oberteil und streifte es über meinen Kopf, ich musste lachen weil meine Haare bestimmt abstanden und es mir so egal war.
„Ich vergebe dir“, fügte James hinzu und grinste mich an.
Ich grinste zurück. „Ich dir nicht“, beschloss ich und schob meine Hände unter seinen Pulli; Schulsprecherpflichten und McGonnagal nur noch als eine triste Ödnis in meiner Erinnerung, verglichen zu der endlosen Gänseblümchenwiese die wir haben konnten, wenn sich nur nicht einer von uns beiden immer so anstellen musste.
„Akzeptiert.“ Er küsste mich wieder, heftiger als vorher, seine Hände drängten mich in Richtung Pult und ich betete nur noch, dass dieses Mal weder Peeves, noch McGonnagal oder neugierige Schüler auf die Idee kommen würden, sich für die mit Zauber geschlossene Tür zu interessieren; die Tür, hinter der unsere Gänseblümchenwiese wartete und all der Wahnsinn und die Farben und nächtelangen Gespräche, bis wir schließlich spätnachts in unsere Schlafsäle zurückkehrten, häufiger - seiner Überredungskünste wegen - aber auch einfach gemeinsam in seinen, um aneinandergeschmiegt einzuschlafen und am nächsten Morgen weder McGonnagal noch den ganzen anderen Jungs im Schlafsaal in die Augen sehen zu können, zumindest in meinem Fall.
Und der Gedanke, dass auch dieses... Ritual ein Ende haben sollte, hatte, gefiel mir beinahe noch weniger, als Black's anzügliche Sprüche und sein gottverdammtes Grinsen.
_____

~*James*~

Treppe runter, dann links und einfach geradeaus; schneller mit dem Geheimgang, der sich hinter dem dunklen Wandvorhang gleich am Anfang verbarg, den Windungen einfach folgen und heraus kam man neben der Statue irgendeines sehr brutal dreinschauenden Kriegers, nur eine Ecke von seinem Ziel entfernt.
Ich kannte den Weg so gut, sogar im Schlaf wäre ich vermutlich dazu in der Lage, meinem Gedächtnis zu folgen und ohne Schaden und Verzögerung anzukommen, oder mit verbundenen Augen, was auch immer, obwohl es nur die Bibliothek war, die ich so selten wie möglich betreten hatte, zu Madame Pince's und meinem Wohl. Und doch fiel es mir plötzlich irgendwie schwer mit meinen Freunden zusammen die Tür aufzustoßen, in dem Wissen, dass es das letzte Mal war. Oh Merlin, wie sehr ich diese zwei Wörter in Kombination doch hasste.
„Also dann, ein letztes Mal“, sagte Freya - ich kapitulierte offiziell, ihr Vorname war aus meinem Hirn einfach nicht zu vertreiben - mit einer Todesmine und setzte übertrieben theatralisch einen Fuß in die Bücherei, dicht gefolgt von Pad.
„Miss Pince?”, rief er gleich einmal, vielleicht um ihr Zeit zu geben ihre liebsten Bücher zu packen und zu flüchten, oder auch nur ihren Zauberstab zu zücken.
Ich grinste bei dem Gedanken, wie sehr sie diesen Raum immer bewacht und umsorgt hatte, als wäre er ihr kleiner Babyersatz, und als ich mich umsah, konnte ich es kaum fassen, wie viel mir bei dieser Ecke einfiel und zu diesem Regal und zu diesem Tisch, an dem wir das erste Buch über Animagi gelesen hatten...
Wow. Ich hatte irgendwie ja doch so viel Zeit hier verbracht, und das obwohl ich so selten hier gewesen war, mich immer bemüht hatte, einen großen Bogen um diesen Raum zu machen. Das machte selbst in meinen Gedanken keinen Sinn mehr und ich schüttelte nur ungläubig den Kopf, bei all den Stunden hier drin, bei all den Erinnerungen. Und eigentlich … Ich starrte ein paar Sesseln an, konnte es kaum glauben. Hier hatte ich bemerkt, dass ich mich in Lily verliebt hatte, am Ende der fünften Klasse, vor einer halben Ewigkeit, fiel mir plötzlich auf. Hier hatte Lily den Anstoß gegeben und als ich als ich an das Szenario zurückdachte, konnte ich nur grinsen...

___ 03.06.1976 | 5. Schuljahr ___

Ich war schon viel zu häufig hier gewesen. Das wusste ich sofort, kaum dass ich den Raum betreten hatte. Oh Merlin.
Es war Sommer. Es war unser fünftes Jahr hier in Hogwarts, unser ZAG-Jahr. Ich war James Potter, Mitglied der Rumtreiber, bester Freund von Sirius Black, liebte Nudelauflauf, hielt es keine fünf Minuten in Socken aus, die ein Loch hatten, hatte Angst vor Hähnen und - hasste keinen anderen Ort Hogwarts so sehr wie diesen, nicht einmal Filch's Büro. Mit dem verband ich nämlich wenigstens noch manch lustige Augenblicke mit den Rumtreibern, aber hier?
„Ich hasse die Bibliothek“, stellte ich fest. Vielleicht hätte ich etwas leiser sprechen sollen, aber die Idee verwarf ich gleich wieder, weil Madame Pince mich seit ich eins ihrer heiligen Bücher angezündet hatte, ohnehin verabscheute, wirklich; ich übertrieb kein bisschen. Ich war sogar davon überzeugt, dass sie tagelang bei Dumbledore auf der Matte gestanden und mit allen Mitteln versucht hatte, dass ich der Schule verwiesen wurde - Wurde ich aber nicht. Und lebenslanges Büchereiverbot konnte sie mir nicht geben, weil ich sie für die Schule brauchte. Leider. Sonst wären wir wohl beide zufrieden gewesen, aber so... Stand ich hier und war gezwungen, aus vollem Hals zu fluchen.
„Ich hasse hasse hasse sie. Gibt es einen schlimmeren Ort in Hogwarts?“
„Nur das Klo der Maulenden Myrte.“ Oh, das hatte ich im Angesicht dieses Raumes schon fast vergessen. „Aber sonst nichts, nein“, stimmte mir Pad seufzend zu, bevor er sich mit Schwung auf den nächsten Stuhl setzte.
„Wenn ihr eure ZAG nicht bestehen wollt, könnt ihr ja wieder gehen“, erinnerte uns Moony und verdrehte nur die Augen über unser Theater. Ja, der hatte ja leicht reden. Der musste sich ja auch keine Sorgen darum machen, dass sein Image den Bach hinunter ging - die Leute mussten sich schon fragen, ob ich krank war oder so, sp oft ich wegen der Animagi-Sache dieses Schuljahr schon hier gesessen hatte. Und jetzt auch noch die ZAGs. Oh Merlin. Warum war ich eigentlich nicht so ein Supergenie, dass nur im Unterricht aufpassen musste und dann alles problemlos beherrschte? Ja, das einzige Problem an dieser Theorie war wohl, dass ich auch im Unterricht nicht sonderlich aufpasste. Mist. Vielleicht sollte ich mich von Pad wegsetzen, dann wäre ich nicht die ganze Zeit so abgelenkt, aber andererseits spielte die Distanz zwischen uns vermutlich ohnehin keine sonderlich große Rolle, solange wir noch im selben Raum saßen, um uns gegenseitig daran zu hindern, Interesse am Unterricht zu zeigen. Oh Merlin, also doch keine so gute Idee. Vielleicht sollte ich mal Evans' Lernmethoden annehmen, so gut wie sie in der Schule war, das konnte ja auch nicht nur an ihrer Aufmerksamkeit im Unterricht liegen, oder? Ob sie wohl mit mir ausging, wenn ich ihr versicherte, dass es sich dabei nur um ein schulisches Treffen handelte? Wohl kaum. Vermutlich würde sie mir als Antwort nur ein Schulbuch ins Gesicht pfeffern.
„Hey Lily“, sagte Moony plötzlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einen Moment war ich davon überzeugt, dass ich immer noch in meinen Überlegungen steckte, als ihre Stimme auf einmal dicht hinter mir zu hören war.
„Hallo, Re-“
Ich fuhr herum und tatsächlich, da saß sie, leiblich und echt. „Evans!“ Ich spürte förmlich, wie sich ein Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete und meine Hand schnellte wie gewöhnlich in meine Haare. Wow, die Bibliothek hatte in diesen fünf Sekunden einiges mehr an interessanten Dingen dazugewonnen.
„Hallo, Remus. Schön dich hier zu sehen.“ Überdeutlich schenkte Evans mir nicht einmal einen Blick in meine Richtung, sondern lächelte unentwegt Moony an. Oh Merlin, schon in Ordnung, genug mit dem Theater.
„Ich wette, du kannst auch schon den gesamten Jahresstoff, so viel Zeit wie du hier verbringst“, unterstellte ich ihr. Abfällig musterte ich sie, weil sie einfach immer da war, egal zu welcher Tageszeit ich hier reinschaute - außer es war nach den Sperrstunden, dann natürlich nicht, oh Merlin bewahre. Evans doch nicht.
Aber auch jetzt: Überall lagen Bücher. Auf ihrer Stuhllehne, auf ihrem Schoß, in ihrer Hand und als wäre das nicht schon genug stand auf dem Tisch neben ihr auch noch ein wahrer Turm aus den Dingern... der nebenbei gefährlich schwankte. Wirklich.
Pad seufzte und sah sich um, als würde er sich gruseln. Nur als sein Blick auf Wormy fiel, der schon überfordert zu sein schien, bevor er überhaupt ein Buch aufgeschlagen hatte, grinste er.
„Wiederholst du gerade?“, fragte Moony und lächelte Evans weiterhin an.
„Ich? Ja, und ich guck auch schon mal-“ Sie hielt das Buch in ihrer Hand hoch. „-in den Stoff vom nächsten Jahr rein, mich interessiert es irgendwie, was wir da durchnehmen.“ Sie lächelte. Mich lächelte sie nie an. Wie machte Moony das nur? Und wie konnte er sich nur ein Auflachen verkneifen, als sie davon sprach, dass sie sogar schon in den Stoff vom nächsten Jahr reinschaute? Pad und ich konnten das auf jeden Fall nicht: Das war ja auch zu lächerlich. War sie krank? Hatte sie keine anderen Hobbys? Oh Merlin, ein Date mit mir hatte sie wohl dringend nötig, wenn sie schon so verzweifelt war. „Ich könnte dir beim Stoff ja helfen, Evans. Heute um 18 Uhr würde mir passen.“ Ich grinste und fuhr mir durch die Haare.
Pad schnaubte. „Du könntest ihm in Verwandlung helfen, Evans. Aber er dir? Das wird schwierig.“
Ich sah ihn böse an - Volltrottel -, aber leider sagte er die Wahrheit.
„Remus, wieso hilfst du ihm nicht?“, knurrte Evans und hielt das Buch so, dass sie Pad und mich nicht anschauen musste.
Ob sie wohl mit Moony ausgehen würde? Zu ihm würde sie bestimmt sofort ja sagen. Aber warum sagte sie mir nicht zu? Warum?
„Du hast ja keine Ahnung, was ich seit Tagen tue“, entgegnete Moony grinsend.
„Gar nicht wahr“, widersprach ich trotzig. Das ich wie ein kleines Kind klang, ignorierte ich beharrlich. „Das meiste bring ich mir selbst bei.“ Wenn ich es schon versäumt hatte, McGonnagal zuzuhören, sodass sie es mir hätte beibringen können... Naja, wenigstens beschwerte ich mich nicht, dass unsere Lehrerin unfähig war, so, wie Collins, der Typ aus Hufflepuff. Der war nämlicher der festen Überzeugung, dass es immer die Schuld des Professors war, wenn man etwas in dem jeweiligem Fach nicht beherrschte. Bestimmt. Nach der Theorie sollte wirklich kein Lehrer Hogwarts mehr ruhig schlafen können vor lauter Schuldgefühlen.
„Und mit welcher Handbewegung führt man jetzt den Zauberspruch aus?“, warf Wormy plötzlich zerstreut ein.
„Schau mal, du nimmst den Zauberstab so -“, setzte Evans - üblich überheblich - an und machte irgendeine Bewegung mit ihrem, dem sie nach kurzen Suchen unter dem ganzen Bücherchaos gefunden hatte. „Und dann sprichst du die Formel mit Betonung auf der zweiten Silbe aus, okay? Dann müsste es klappen.“
„Evans?“, schaltete ich mich einfach dazwischen und ließ mich in den Sessel neben sie fallen. Erwartungsvoll sah ich sie an und beobachtete, wie sie ihren Zauberstab wieder hinlegte, die Beine übereinander anschlug und meinen Blick schließlich erwiderte.
„Was?“ Unfreundlich, ja, aber immerhin: eine Antwort.
Wir machten Fortschritte.
„Wie wär's, wir feiern das Ende der ZAG mit einem Date? Damit die Schülerschaft auch etwas hat, worüber sie sich freuen kann“, erklärte ich schnell und grinste schief. Als Reaktion auf ihre plötzlich verengten Augen, schoss meine Hand mal wieder nur in meine Haare. „Warum gehst du nicht raus und fliegst oder was weiß ich, anstatt andere Schüler mit deiner Anwesenheit vom Lernen abzuhalten?“
„Weil Moony mich zwingt, hier zu sein. Weißt du, was das heißt? Er will auch, dass du mit mir ausgehst“, spann ich zusammen und grinste sie an, nicht ganz sicher, ob meine Aussage Logik beinhaltete oder nicht. Egal. „Dann haben wir alle Ruhe“, fügte ich noch hinzu und nickte übertrieben nachdrücklich, als wäre es eine Schande, dass sie so egoistisch war und all die anderen Schüler weiter quälte.
„Remus?“, rief Evans, ohne mich aus nur aus den Augen zu lassen.
„Ja?“, machte Moony.
„Du willst nicht im Ernst, dass ich mit Potter ausgehe?“
Bitte, Moony, wehe, Moony, ich bin wegen dir Animagus geworden, Moony, komm schon, Moony-
Er seufzte, als hätte mein innerliches Mantra wirklich etwas gebracht... „Doch. Dann haben wirklich alle Ruhe.“
JA. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihn überdreht umarmt, aber ich konnte mich gerade noch so abhalten. Und dennoch hatte ich es einfach gewusst - auf die Rumtreiber war eben Verlass.
… Genau wie auf Lily's bösen Blick, der mich schon wieder fixierte. „Wartet noch ein paar Wochen, dann hat er eh keine Lust mehr und fragt eine andere“, versprach sie schnippisch und begann demonstrativ wieder, in ihrem aufgeschlagenem Buch zu lesen. In dem Buch für das neue Jahr, blablabla. Oh Merlin.
Ich stöhnte. „Wie oft noch? Ich bin James Potter“, erinnerte ich sie, als wäre das nicht offensichtlich, mit einem Tonfall, den sie Arroganz, ich allerdings nur Selbstsicherheit nannte. „Wenn ich was haben will, geb ich nicht auf“, schloss ich und sah sie eisern an. Wann verstand sie endlich, dass sie letztendlich ohnehin keine Wahl hatte?
Und da - sie wurde wütend. Also wütender als ohnehin schon seit meiner puren Anwesenheit, das war ganz deutlich zu sehen, an ihrem Gesichtsausdruck, an der Art und Weise, wie sie ihr Buch heftig zuklappte. „Du redest über mich, als - als - als ob ich nichts wäre, als irgendeine... eine... Trophäe, ein Beweisstück, was weiß ich!“, rief sie sauer. „Und“, fügte sie hinzu; ihr Blick huschte kurz zu dem leeren Platz von Madame Pince herüber. „Du bringst mich dazu, in der Bücherei herumzuschreien. Bitte, geh einfach raus, oder ich nimm die Bücher mit hoch in den Schlafsaal.“ Ah, da war es. Dieses wütende Funkeln in den Augen, wenn sie mich anschaute.
Faszination machte sich in mir breit, doch ich konzentrierte mich, nur zu grinsen. „Wenn du mir im Gegenzug dafür ein Date versprichst?“, fragte ich scheinheilig.
Ohne ein weiteres Wort nahm Evans ihre Bücher in die Hand (nein, nicht alle, die an ihrem Platz standen) und stand auf.
Die Zeichen waren nicht zu verwechseln; außer, man legte es darauf an.
„Oh, jetzt gleich? Gerne.“ Auch ich sprang auf, immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Ich liebte es einfach, sie zu provozieren; und dann auch noch in der Bibliothek, wo sie sich zusammenreißen musste und mir nur selten körperlichen Schaden zufügte.
„Du weißt genau, dass ich jetzt auf dich werfen würde, wenn Madame Pince nicht im selben Raum wäre“, sagte sie; ihre Stimme zitterte fast, so sehr bemühte sie sich, ihre Stimme zu kontrollieren.
Ich verkniff mir ein Auflachen. „Das wird doch langsam langweilig“, versuchte ich sie nun zu überzeugen, keine Dinge mehr nach mir zu werfen, ohne darauf zu achten, welches Gewicht die jeweiligen Gegenstände hatten und welchen Schaden sie gut platziert eventuell anrichten konnten. „Werd doch mal kreativer“, forderte ich stattdessen nicht ganz ohne Hintergedanken; denn auf einen bunt verzauberten Stein, der auf mich zuflog, hatte ich kein Stück größere Lust. „Zum Beispiel ein einfaches JA - das wäre doch mal kreativ, nicht?“ Begeistert sah ich sie an, doch sie sprang nicht darauf an. Natürlich nicht. MERLIN. Wenn ich schon sturköpfig war, war Evans sturrkörperlich, wirklich. Ich war ja nichts dagegen.
„Was versprichst du dir davon?!“, hielt sie dagegen, wie üblich.
Ich verdrehte die Augen, weitere Überredungsstrategien schon im Kopf und doch - waren sie plötzlich weg, vom Wind fortgetragen, wie eine reif gewordene Blüte des Löwenzahns, der sich mittlerweile in eine Pusteblume verwandelt hatte.
„Was?“ Mit großen Augen sah ich sie an, völlig aus der Bahn geworfen.
„Was hast du davon, wenn ich JA sage?“ Eindringlich bohrte sich grün in meine Augen, ihre Stimme umwob meine Gedanken wütend, aber vor allem eindringlich, verhinderte, dass sie fliehen konnten.
Verwirrt starrte ich zurück. „Ich weiß nicht.“ Stopp. Was? Schlagfertigkeit, wo bist du? „Meinen Willen?“, fügte ich schnell hinzu und hasste mich einen Moment dafür, dass das so fragend klang.
Evans schnaubte zustimmend. „Der Grund ist nicht überzeugend genug“, stellte sie fest und ging ohne mir einen weiteren Blickes zu würdigen aus der Bücherei.
„Wie wär's mit der Bewunderung ganz Hogwarts?“, rief ich ihr noch hinterher, aber mir war selbst klar, dass diese Antwort zu spät gekommen war. Und eigentlich müsste ich jetzt auch aufspringen und Evans folgen, ihr weiter auf die Nerven gehen, bis sie wortwörtlich explodierte und mit Worten und anderen Dingen um sich warf, sich selbst und mich anschließend hasste und verfluchte. Aber ich tat nichts davon. Ich saß in dem Sessel, starrte ihr nach und all meine Gedanken drehten sich um dieselbe Frage, die sich wie ein Mantra in meinem Kopf wiederholte, immer und immer wieder, sich wie Nadeln schmerzhaft in meine Haut bohrten, mich dazu brachten, nachzudenken, über ein Thema, das für mich nie eine größere Bedeutung gehabt hatte.
„Was hast du davon, wenn ich JA sage?“
______

Kopfschüttelnd dachte ich an all die Tage, Wochen, Monate zurück, die ich trotz diesem Gespräch zwischen Lily und mir noch gebraucht hatte, um mir vollends einzugestehen, dass ich mich ausgerechnet in 'Evans' verliebt hatte. Ich hatte mich auf kein anderes Thema, keine andere Frage mehr konzentrieren können, ständig hatte ich Pad und die übrigen Rumtreiber gefragt, was ich denn eigentlich davon hatte und warum ich so viel Zeit damit verbrachte, ihr hinterherzulaufen, obwohl ich sie nicht leiden konnte. Schließlich war sie auch nicht das einzige Mädchen in Hogwarts, das mir widerstehen konnte, also konnte es auch nicht hieran liegen. Es hatte mich schlicht und einfach verrückt gemacht, sogar den Lehrern war zu dieser Zeit aufgefallen, dass ich irgendwie besonders zerstreut wirkte. Und dann eines Abends, fast ein halben Jahr später, ein paar Tage vor Weihnachten, in Zaubertränke, inmitten von dunklen und farbigen Dämpfen, während ich Evans beobachtete, war es mir klar geworden.
Moony hatte Recht, trotz all der Stunden, die ich damit verbracht hatte, ihm klarzumachen, dass er sich täuschte. Ich hatte mich verliebt.
Ausgerechnet in Evans, die mich hasste, mit der ich mich immer stritt, kaum, dass wir ein paar Minuten nebeneinander saßen, weil wir einfach in allemallemallem unterschiedliche Ansichten hatten, die mir einfach immer Kontra bot und mir nie Recht gab, deren Augen immer so aufregend funkelten, wenn sie mich wütend ansah und die bisher als Einzige so ein seltsames Gefühl in meinem Inneren ausgelöst und mein Interesse wirklich und wahrhaftig hatte wecken können.
Aber es dauerte noch Wochen, bis ich diese Erkenntnis endgültig akzeptierte, den Rumtreibern davon erzählte und es nicht mehr bestritt.
Aber wenigstens wusste ich jetzt, was ich davon hatte, wenn sie „ja“ sagte.


~*Lily*~

Es roch nach Büchern. Buch auf, Stimmen meiner Freunde aus, Stress weg. Immer schon. Und auch heute war es schwer, sich auf das Gespräch zwischen James, seiner zweiten Hälfte, Freya und den anderen zu konzentrieren - Ich machte mich selbstständig, verschwand zwischen den Buchreihen und atmete tief ein. Merlin. Wie sollte ich mein restliches Leben nur durchstehen, ohne immer zwei Gänge weiter die wunderbarste Bücherei dieser Welt bereit stehend zu finden? Wo sollte ich mich verstecken, wenn ich keine Lust auf Gesellschaft hatte? Wo sollte ich all die wunderbaren Dinge lesen können, auf die zu wissen ich so brannte? Wo sollte ich nun all meine Bücher herkriegen?
Verzweifelt strich ich über den Rücken einer Reihe Bücher und zog eines heraus, strich über den Ledereinband und sog den Duft ein... Und bemerkte, dass ich ein Quidditchbuch aus dem Regal gezogen hatte, ausgerechnet.
Von all den tausend Büchern die sich hier befanden, hatte ich mir aus gerechnet ein Quidditchbuch ausgesucht, die vermutlich einzige Sorte an Büchern, die ich in meinem Leben hier niemals gebraucht und gesucht hätte...
Bis auf... Doch... Einmal, sechste Klasse... Ich starrte das Buch an.

___ 22.03.1977 | 6. Schuljahr ___

Freya nervte. Schon den ganzen Tag sang sie und strahlte und überhaupt, war so verdammt gut drauf, und ich hatte den dummen Verdacht, dass das damit zu tun hatte, dass ich alles andere als gute Laune hatte.
Ich hatte mich auf James Potter gestürzt und ihn ein bisschen gegen die Wand geschubst, was ja an sich weder schlimm noch verboten noch ungewöhnlich war, bei der Provokation, die er schon wieder an den Tag gelegt hatte. Na, Evans, morgen ist Hogsmeade, wie wär's? Schrecklich. Und dann auch noch dieses Grinsen und diese nervige Bewegung mit der er sich die Haare zerstrubbelte - Merlin bewahre.
Das Dumme an der Sache war nur, dass Filch das gesehen hatte - Und offenbar dachte, ich wollte Potter erwürgen. Das war wirklich absurd, und doch konnte ich ihn nicht davon abbringen, das haargenau so McGonnagal zu erzählen, die Potter und mir anschließend zehn Punkte für Gryffindor für unser ?kindisches Verhalten' abzog. Lächerlich.
Kopfschüttelnd und schnaubend streifte ich zwischen den Bücherreihen umher und suchte nach einem Buch, dass mich für ein paar Stunden aus der Wirklichkeit katapultieren konnte, als -
Oh nein. Der Grund meiner schlechten Laune - neben Freya - stand vor mir und - hatte mich noch nicht bemerkt, nein, schnell weg, einen Schritt zurück, noch einen -
Ich krachte gegen das Bücherregal und Potter drehte sich automatisch um. Ich hätte mich verfluchen können, gleich würde er den Mund aufmachen und etwas sagen und ich würde wütend werden und -
Er sagte nichts. Gar nichts. Er drehte sich einfach wieder um, als würde er mich gar nicht wahrnehmen, und ging weiter die Bücher in der Reihe über seinem Kopf durch.
Ich starrte ihn an, nicht verstehend, was er da tat, völlig überrascht - Obwohl es eigentlich echt keine große Sache war. Er redete nicht mit mir, das war doch eigentlich - gut? Oder? Aber, aber es war so untypisch! Ich fragte mich eine Sekunde lang ernsthaft, ob ich es wirklich mit James Potter zu tun hatte, bis mein Blick auf seine Haare fiel und... Naja. Verwechslung schied so ziemlich aus.
„Potter!“, stieß ich hervor und brauchte keine Sekunde, um mich selbst zu verwünschen. Klasse, jetzt wäre ich schon mal ohne eines unserer netten, kleinen Gespräche weggekommen, und dann sprach ich ihn an. Wie absurd.
Trotz meines Betens drehte er sich erneut um und blickte mich diesmal ein wenig konzentrierter an. „Hey.“ Er grinste sogar ein bisschen, aber nicht halb so empathisch wie sonst, und keine Sekunde später hatte er sich auch schon wieder dem Regal zugewandt.
Das war so komisch, dass ich ihn einen Moment nur von hinten anstarren konnte.
Dann packte ich ihn mit beiden Händen, drehte ihn um und drückte ihn mit dem Rücken gegen das Regal, so dass er mir ins Gesicht sehen musste. „Potter! Was - du -“ Ich schüttelte den Kopf und sah ihn entsetzt an, genau so, wie man eben jemanden anstarrt, der gerade sein gesamtes Weltbild zerstört hat.
Er sah mich an, aber nicht halb so irritiert oder verstört, wie man Leute anstarrt, die einen überraschend gegen ein Bücherregal hauten, obwohl sie normalerweise auf so wenig Körperkontakt wie möglich achteten; auch nicht so, als hätte er damit schon gerechnet; er grinste nicht einmal halb so dumm wie sonst. Er wirkte nur - gestresst.
„Du... Nichts“, sagte ich schnell, ließ ihn los und verschränkte die Arme hinterm Rücken, wurde eventuell sogar rot. „Nichts du. Ja. Also. T-Tschüss“, brachte ich hervor, drehte mich hastig um und wollte nur noch verschwinden. Blind stolperte ich vorwärts, lief beinahe gegen Madison Grey, die an mir vorbei gegangen war, verwarf all meine Pläne, den heutigen Nachmittag hier zu verbringen, wollte nur noch weg ...
„Evans?“ Das waren seine Schritte hinter mir. Ich hätte mich am liebsten dafür geohrfeigt, dass ich nicht einfach die Klappe hatte halten können. Anstatt stehen zu bleiben beschleunigte ich meine Schritte, doch er war schneller und packte mich am Handgelenk. „Evans!“
Ich atmete tief durch und drehte mich um, rief mir immer wieder in Gedanken, dass ich diese Unterhaltung begonnen hatte und er es - ausnahmsweise - mal nicht verdient hatte, angeschrien zu werden. „Nein!“, stieß ich hervor. „Bitte! Sag nichts! Es war dumm von mir, dich anzusprechen, bitte! Ich -“ Verzweifelt sah ich mich um und suchte nach etwas, mit dem ich ihn ablenken konnte; nach Worten, die die irre Situation retten konnten. „Ich kann dir dabei helfen, ein Buch zu suchen, ja? Also, falls du eins suchst?“ Von meinen eigenen Gedanken verwirrt blickte ich ihn an. Die Tatsache, dass er mich nicht augenblicklich angesprochen hatte, als er mich gesehen hatte, hatte mich wohl mehr aus der Bahn geworfen, als ich dachte. Als sie durfte.
Und schon war seine Hand wieder in seinen Haaren und mit seinem Grinsen kam auch meine Wut wieder. „Ja suche ich. Und ich denke, du könntest mir eventuell doch helfen.“
Ich starrte ihn an. „Ich? Dir helfen?“ Perplex starrte ich ihn an und wusste nicht mehr so recht, was ich davon halten sollte. War das meine Idee gewesen? Oder seine? Wieso redeten wir überhaupt miteinander, so seltsam normal?
„Ja“, sagte er schlicht. „Du kennst die Bibliothek doch in- und auswendig. Oder?“
„Wieso sollte ich dir helfen?“, fragte ich verständnislos nach. Wir hassten uns, was sollte das?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Weil du sozial bist und generell jedem hilfst, der Hilfe braucht. Und mein Aussehen und Charme könnte auch noch ein Bewegungsgrund sein, aber das bestreitest du eh nur, also vergiss es“, schloss er hastig und grinste.
Ich kniff die Augen zusammen und blickte ihn verstört an. Sollte ich ihn jetzt anschreien? War das überhaupt okay, jetzt, wo ich ihn angesprochen hatte und nicht umgekehrt? Merlin, die Situation passte mir gerade ganz und gar nicht. „Was für ein Buch brauchst du?“, fragte ich also nur, wie ein kleines, ertapptes Kind.
“Tipples Tipps für toptimales Quidditch”, erwiderte er augenblicklich.
Ich überlegte. Das Buch zu finden dürfte keine Schwierigkeit sein, Abteilung Quidditch, Buchstabe T. Ehrlich gesagt hätte ich sogar diesem Trottel von Potter zugetraut, unter der Abteilung nachzugucken. Ich packte ihn am Arm und zog ihn ein Regal weiter. „Hier, da müsste es dabei sein, unter T“, erklärte ich und war mir nicht sicher, ob ich jetzt freundlich oder unfreundlich sein musste.
„Da hatte ich aber schon nachgeschaut, dachte ich“, gab er zurück und eine Sekunde lang meinte ich, seiner Stimme anzuhören, dass er auch verblüfft über die Situation war.
Ich beschloss, dass ich je schneller ich das Buch fand ihn auch wieder loswerden konnte und kramte entschlossen hinter der ersten Reihe von Büchern herum, schob und zog ein bisschen und erwischte nicht viel später glücklicherweise sogar das gesuchte Buch. „Hier.“ Ich hielt ihm das Buch hin und betrachtete es argwöhnisch. Es war kein bisschen staubig, was darauf schließen ließ, dass es noch nicht lange da stand. „Ich würde fast wetten, das hat mit Absicht jemand da hinten versteckt, damit du es nicht findest“, überlegte ich und fragte mich, ob es wirklich nötig war, dass unsere Hände sich berührten, als er das Buch entgegennahm. Diese Situation - gefiel mir überhaupt nicht. Ich hatte sie nicht mehr unter Kontrolle, ich - ich hatte gerade eben James Potter geholfen, wir hatten sogar ein paar ganz normale Sätze gewechselt... Wow. Ich musste schlucken und fühlte mich aus irgendeinem Grund sehr unwohl.
„Schlangen“, murmelte James, während er das Buch wegsteckte und mich keine Sekunde später schon wieder mit einem haarsträubend gutgelaunten, frechen Grinsen fixierte. „Danke. Zum Glück hast du mich angesprochen, sonst würde ich wahrscheinlich noch in zwei Stunden suchen.“
Die Betonung dieser Tatsache gefiel mir ganz und gar nicht, und dass das alles auch noch stimmte, am wenigsten. Ich kramte meinen besten Todesblick hervor. „Sag das nicht so. Das klingt, als ob - als ob... ich dich angesprochen hätte“, brachte ich zwischen den Zähnen hervor, mit finsterem Gesichtsausdruck.
„Oh tut mir Leid, hast du ja nicht. Entschuldige.“ Er grinste ein ironisches Grinsen. „Muss wohl meiner Fantasie entsprungen sein.“
Ich strahlte ihn an, überrascht, weil er so lernfähig war. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. „Genau“, bestätigte ich. Damit war alles gesagt, deswegen legte ich den Kopf schief, befand, dass ein rascher Abgang angebracht war und winkte Potter zu. „Tschüss.“
Eigentlich sollte es mich überraschen, dass es mich immer noch überraschte, dass er schon wieder mein Handgelenk zwischen seinen Fingern hatte. „Evans?“
„Nein.“
Er verdrehte nur die Augen über meine Sturheit. „Warte mal. Ich meine - du hast mich angesprochen, mir geholfen, wir haben ganz normal geredet - komm schon, warum denn nicht?“
Seine Stimme hatte etwas Eindringliches, Schmeichelndes. Viel zu spät riss ich mein Handgelenk los.
„Weil... ich nicht will. Ich möchte nicht. Genau. Hör auf, mich zu fragen. Verstanden?“
„Du möchtest nicht? Komm schon. Du machst dir doch selbst was vor. Warum denn nicht?“, versuchte er es weiter. Er mit seiner unermüdlichen Hoffnung. Woher hatte er nur diese Kraft?
Ich lachte auf. „“Wieso zur Hölle sollte ich mir selbst etwas vormachen? Du hast doch nicht das Geringste Interesse an mir!“ Meine Stimme wurde scharf, ohne dass ich es verhindern konnte und - Verdammt. Hatte er es also doch noch geschafft.
Wir hatten normal miteinander geredet, ich hatte ihm geholfen, es war wirklich... ertragbar gewesen, aber natürlich war das Mr Potter nicht genug. Natürlich, natürlich hatte er es nicht einfach lassen können, nein; offenbar war er solange nicht zufrieden, bis er mich soweit provoziert hatte, dass ich rumbrüllte.
„Wie - Merlin, was hält dich davon ab, es mal zu probieren? Wer sagt dir denn, dass ich es nicht ernst meine?“ Sein Ton war locker wie zuvor, aber - sein Grinsen fehlte. Und auch seine Hände ließen seine Haare in Ruhe, er stand einfach nur da und blickte mich an.
Merlin sei Dank war seine Frage sehr leicht zu beantworten. „Meine Augen, die seit Jahren verfolgen, wie du ein Mädchen nach dem anderen abschießt, und mein Hirn, das mich davor warnt, selbst eines von dieses zu werden!“, fauchte ich ihm entgegen.
Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, was mich noch aggressiver machte, als wenn er rumgeschrien hätte. „Und woher willst du wissen, dass du nicht das eine Mädchen wärst, das James Potter dazu bringen würde, sesshaft zu werden?“
Ich starrte ihn an.
Was? Was sollte das? Machte ihm das Spaß? Sagte er das zu allen Mädchen, bevor er nahm was er wollte und später mit Black darüber lachte? „Sag so was nicht“, bat ich ihn, ruhiger als ich gedacht hätte. „Das ist nicht nett.“ Ich blickte den Boden an, wollte mich seinem Blick nicht stellen und hasste mich dafür.
„Das ist sogar sehr nett. Jedes andere Mädchen würde jetzt umkippen, weil sie so glücklich wäre“, sagte er. Seine Stimme war ein wenig zu sanft, um den arroganten Ton, den sie normalerweise trug, beizubehalten.
„Aber es ist gelogen.“ Ich war mir nicht sicher, was ich dachte. In welcher Stimmung ich mich befand. Meine Stimme klang unsicher, und das störte mich aus irgendeinem Grund.
„Woher weißt du das?“
Er kapierte es nicht. „Man, James! Das beweist du mit jedem Tag beim Frühstück, wenn du wieder mit einem anderen Mädchen rummachst!“
Ich dachte, er würde es abstreiten, weil ich wirklich ein wenig übertrieben hatte, oder gleich drauf anspringen und damit prahlen. Aber stattdessen machte er alles noch schlimmer. „Das ist ja wirklich nichts Ernstes“, sagte er und klang jetzt wieder genauso arrogant wie sonst auch immer.
Ich wollte ihn schlagen. „SIEHST DU! SIEHST DU!“
„Aber das heißt doch nicht dass das auch für dich gilt.“ Seine Worte verwirrten mich, aber seine Stimme - seine Stimme machte mich kirre. Er sagte die Worte, wie ich das Verwandlungsbuch herunterbeten konnte, als wären sie völlig normal, selbstverständlich.
„Was - Was redest du da?“ Irgendwie ging ich davon aus, dass sich jetzt alles klären würde; dass er anfangen würde zu lachen und mir zu erklären, die letzten anderthalb Jahre wären nur ein Scherz gewesen, dass ich dumm und langweilig war und er mich hasste.
Ich hätte mir denken können, dass er mich nur noch mehr verwirrte. „Evans. Du bist doch sonst so intelligent. Streng doch mal dein Köpfchen an.“ Er grinste mich schief an und machte ein paar Schritte rückwärts. „Danke für das Buch noch mal. Wenn du Interesse hast, heute 6 Uhr würde mir passen.“
Und schon war er weg, mit seinem Grinsen, seinen verwirrenden Haaren, seinen noch verwirrenderen Worten und meinen Gedanken, die er geklaut und eingesteckt hatte, wie das Buch in seiner Tasche.
_____
~*James*~

___ 28.06.1978 | 7. Schuljahr ___

Es war warm. Viel zu warm. Meine Zunge war trocken und immer wieder schweiften meine Gedanken zu all den wundervollen Dingen ab, die ich jetzt machen könnte. Fliegen. Zeit mit Lily verbringen oder auch nur mit den Rumtreibern nach draußen laufen und uns ins Wasser werfen; irgendetwas. Das erfrischende Wasser auf meiner Haut fühlen, die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht wahrnehmen und befreit lachen. Pad und ich könnten die Blicke der Mädchen genießen, Blödsinn reden oder machen und diesen wundervollen, warmen Tag einfach genießen.
Ich hörte es. Andauernd. Das Lachen der Schüler, die draußen lagen, wehte mit einem trockenem Windstoß durch das geöffnete Fenster rein, ließ es mir noch leichter fallen, mich einfach wegzudenken, einfach weg. Und doch... Kein kaltes Wasser. Keine frische Luft. Nur eine stickige, warme Umgebung, mit Themen, die in meinem Kopf pochten und sich weigerten, verständlich zu werden.
Ich zwang mich dazu, meinen Blick vom Fenster zu nehmen und auf die aufgeschlagene Buchseite zu schauen. Zauberkunst.
Ich hatte wirklich geglaubt, ich könnte in dem Fach eigentlich schon alles. Mir war es nie schwer gefallen und eigentlich war der Großteil auch recht einfach, aber... Es war so viel. Mein Kopf rauchte schon, weil ich schon so lange vor dem Buch saß und versuchte, mir die verschiedenen Seiten zu merken, aber es funktionierte kaum. Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren, ständig schweifte ich ab und das Lernen kam mir so sinnlos vor, mit all den alternativen Dingen vor Augen. Wenn ich nicht den Antrieb hätte, dass ich Auror werden wollte... wäre ich schon lange unten am See. Wirklich. Ich verstand nicht, wie die Anderen das machten: Moony war ohnehin die Ruhe selbst, während er sich etwas auf einem Pergament zusammenfasste, und Wormy las - seinem Gesichtsausdruck nach etwas gestresst - einen sehr langen, wirklich langen, gigantisch langen Text durch. Oh Merlin. Pad hingegen arbeitete ganz anders. Den Fuß auf dem Knie gestützt saß er bequem und ließ jedem Beobachter glauben, dass er alles unter Kontrolle hatte. Zehn Sekunden lang starrte er eine Seite im Buch an und blätterte dann weiter, als hätte er ein fotografisches Gedächtnis. Manchmal zweifelte ich wirklich daran, ob er überhaupt ein Wort richtig las. Oh Merlin.
Konzentrier dich, James, ermahnte ich mich schließlich selbst ausnahmsweise - normalerweise hatte nämlich immer Moony diesen Teil übernommen. Wenn ich zum Beispiel zu oft auf's Klo spazierte. Oder sinnlos in der Gegend rumschaute... Ich starrte auf meine Wasserflasche auf dem Boden. Durst. Hilfe. Vorsichtig und unauffällig sah ich mich um, doch weder Moony, noch Madame Pince schienen ihre Aufmerksamkeit im Moment auf mich gerichtet zu haben. Nur Pad schien mein Vorhaben mitbekommen zu haben, doch er grinste nur, während ich die Wasserflasche schnell an meinen Mund führte (diese Erfrischung - göttlich). Als ich sie wieder am Boden absetzte, wartete ich insgeheim schon auf das „POTTER!“, doch es blieb aus. Zufrieden wandte ich mich wieder meinem Buch zu, als-
„REMUS!“ Mist! Hatte sie also doch etwas mitbekommen - hatte die überall - Stopp. Remus?
Ich drehte mich um, erkannte Lily, die ihre Arme ausgebreitet hatte und Moony anstrahlte. „BLACK!“, machte sie dann weiter und grinste ihn an. Und schließlich drehte sie sich zu mir um. „JAMES!“, rief sie zuletzt und wurde von ihrem eigenen Lachen daran gehindert, auch noch Wormy zu begrüßen, als sie auf uns zukam.
Ich liebte sie. Wirklich. Als ich sie da erkannte, ihr Grinsen, das Leuchten in ihren Augen - oh Merlin. Danke, danke, danke für ihre Anwesenheit. Obwohl es mir wohl eher um die Ablenkung an sich ging, als um sie speziell, und ich mich vermutlich auch gefreut hätte, wenn Filch hereingerauscht wäre, uns vier angebrüllt hätte mit tausend möglichen Folteralternativen, die ihm ja heutzutage leider verwehrt waren, und er uns anschließend dazu gezwungen hätte, das Pokalzimmer ein weiteres Mal zu putzen: Kein Problem. Solange ich nur nicht mehr lernen musste. Wobei mir meine Freundin als Ablenkung ehrlich gesagt schon etwas lieber war.
„Lily“, sagte ich grinsend und stieß mich von Tisch ab, damit eine weitere Person bequem Platz auf meinem Schoß haben konnte, ohne vom Tisch erdrückt zu werden. Doch Lily nahm das offenbar gar nicht wahr, denn nach einem „Halloo“ und einem Lächeln zog sie sich lediglich einen Sessel heran und setzte sich neben mich. „Und, seit ihr auch gerade mitten in eurer Lieblingsbeschäftgung? Lernen! Ich wollte euch nicht stören, tut mir Leid.“ Munter nahm sie sich eins von den vielen Büchern von dem Tisch und las die Überschrift durch.
„Du störst nicht“, stellte ich nachdrücklich fest und zog sie an der Hand zu mir auf den Schoß, doch sie durchkreuzte meine Pläne und setzte sich auf meine Stuhllehne. Hatte sie sich etwa mit Moony abgesprochen? Aber sie störte wirklich nicht. Pad runzelte nur leicht die Stirn, hatte aber auch schon wieder mit seiner 10-Sekunden-Taktik weitergemacht und Wormy las auch immer noch weiter. Nur Moony hatte bei meinen Worten den Kopf gehoben.
„War ja klar“, knurrte er unwirsch. „Wehe du lenkst ihn ab, Lily. Er war in einer Stunde jetzt schon fünf Mal auf der Toilette. FÜNFMAL. In EINER Stunde!“
„Ich hab viel getrunken“, erklärte ich achselzuckend - und nicht sehr wahrheitsgetreu. Egal.
Lily musste lachen. „Oh, okay.“ Sie grinste mich an. „Na? Meinst du, du bestehst die UTZs?“, fragte sie neckend.
Unzufrieden sah ich sie an. „So wie es aussieht, falle ich gnadenlos durch. Ich kann mich keine zehn Minuten auf irgendetwas konzentrieren“, gestand ich etwas zu ehrlich.
Pad blätterte wieder eine Seite um. Oh Merlin, wie gern ich seine Technik effektiv übernehmen würde... und Wormy seinem Blick nach auch. Wir zwei waren auch echt gestraft.
Lily jedoch zuckte nur die Schultern. „Dann sollte ich wohl besser wieder gehen“, schloss sie, lächelte Moony an und stand wieder auf.
Nein. Ich packte ihr Handgelenk, sah sie bittend an. „Bitte nicht. Bitte.“
Moony schnaubte nur und arbeitete kopfschüttelnd weiter an seinen Notizen. Gut so.
Doch Lily sah mich auch nur überrascht an. „Komm schon“, fing sie an und grinste. „Denk doch nur an deine zukünftige Laufbahn als Auror. Vielleicht nehmen sie dich nicht, wenn du in...“ Hilfesuchend sah sie auf mein Buch, „Zauberkunst eine schlechte Note bekommst? Und dann bin an allem nur ICH Schuld und - nein, danke.“ Na klasse. Aber trotz ihrer Abfuhr hatte sie mir nicht ihre Hand entzogen. Hoffnung wallte in mir auf.
„Ich lern in einer Stunde weiter. Versprochen“, sagte ich schnell.
„JAMES“, kam es von zwei Seiten - Lily's und Moony's Blick lag tadelnd auf mir. Merlin!
„Was? Es ist einfach sinnlos, die letzte Zeit hier in Hogwarts mit LERNEN zu verbringen. Ich kann doch nicht den ganzen Tag in der Bibliothek sitzen!“
„Es geht um unseren Abschluss. Das ist alles andere als sinnlos“, widersprach Lily leicht entsetzt. Jaja, der Abschluss, die UTZs, ein gutes Zeugnis. Aber doch nicht bei dem Wetter! Und bei den Alternativen.
Ich versuchte es mit einer neuen Taktik. „Aber wir verbringen kaum noch Zeit miteinander“, wandte ich mich in dem Versuch, vorwurfsvoll zu klingen, an Lily. Die jetzt schließlich doch die Hand wegzog. Mist.
„Oh, versuch jetzt nicht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen“, warnte sie mich.
Ich schnaubte. Merlin, warum musste sie immer so vernünftig sein? Warum konnte sie - warum konnte sie nicht einfach mal aufhören, sich solche Sorgen um die UTZs zu machen? Wir machten doch ohnehin schon genug... Die ganze Zeit. Und jetzt sollte ich hier weiterhin sitzen, mich langweilen, weil ich mich ohnehin nicht konzentrieren konnte, nur weil Lily nicht wollte?
… Ganz sicher nicht.
„Dann halt nicht“, beschloss ich kurzerhand. „Aber -“ Demonstrativ klappte ich mein Buch zu. „Es gibt ja immer noch meinen Besen. Wenigstens der bleibt mir treu.“ Der Seitenhieb hatte sein müssen, dachte ich nur, als ich mein Zeug ungehalten zusammenpackte. Ich hasste Lernen einfach! Es war so unsinnig, erst Recht bei dem wundervollem Wetter. Oh Merlin.
Lily guckte mich und seufzte. „Du bist furchtbar.“
„James, so fällst du wirklich durch“, bemerkte Moony stirnrunzelnd.
„Ich falle nicht durch. Ich kann das alles.“ Vielleicht in einem Paralleluniversum, ja...
Auch Pad klappte jetzt sein Buch zu. „Du hast Recht, Prongs. Ich hab auch keine Lust mehr.“
„Sirius!“ Geschockt starrte Moony Pad an, als auch Wormy seufzte. „Ich glaub, ich mach auch eine Pause“, sagte er und schaute einen Moment auf seine Uhr. „Wenigstens fünfzehn Minuten.“
Lily verdrehte nur die Augen, während Moony zu mir herumfuhr und „James“ knurrte. Wirklich, das Werwolf-Dasein tat ihm nicht gut. „Ach, macht doch was ihr wollt“, meinte er schließlich. „Aber ich schwöre euch, wenn ICH meinen Abschluss in den Händen halte, werde ich euch gnadenlos auslachen.“
„Ich mach mit“, erklärte sich Lily sofort bereit, mit einer begeisterten Stimme. War ja klar gewesen, dass sie sich nicht auf meine Seite stellte. Hey, ich war auch so schon immer gut in der Schule gewesen.
Ich verdrehte die Augen und warf mir meinen Rucksack über die Schulter. „Wir werden ja sehen.“ Ich zögerte kurz, küsste Lily dann aber nach einem kurzen „bis dann“ trotz allem kurz auf die Wange, fragte aber nicht noch einmal, ob sie nicht doch etwas mit mir unternehmen wollte. Jaja, der liebe alte Stolz, und vor allem war ich ja nicht von ihr abhängig, ich konnte mich auch anders beschäftigen, zum Beispiel mit einem Besen. Genau. Wobei ich mit dem wohl momentan mehr Zeit verbrachte als mit meiner Freundin - und das sollte uns zwei wohl etwas zum Denken geben. Aber immerhin: Je weniger wir uns am Tag sahen, desto weniger stritten wir! Was hieß, dass mir wenigstens der Stress erspart blieb, mich über Lily aufzuregen. Was war ich nur für ein unerschütterlicher Optimist.
„Prongs? Wir werden ganz einfach Moony auslachen, weil wir mit viel weniger Arbeit genau so eine gute Leistung erreicht haben“, beschloss Pad und grinste mich an.
Ich lachte, zufrieden, weil das mit dem Optimismus immer besser klappte. Auch wenn ich jetzt schon wieder eine Chance vorbeiziehen ließ, Zeit mit Lily zu verbringen … Zeit, die wir viel zu selten hatten... Ich drängte die Gedanken weg, grinste, auch, als ich beobachtete, dass Lily - genau wie ich - keine Anstalten machte, irgendetwas gegen unsere Dummheit zu unternehmen, sondern sich zu Moony hinsetzte und das wundervolle Zauberkunstbuch, in dem ich vorhin noch eher wenig erfolgreich gelesen hatte, in die Hand nahm. „Okay.“
Wormy schulterte seine Tasche, verharrte dann aber in seiner Position und starrte Lily verblüfft an. „Was wird das?“
Wie ich verstand sie sofort, was Wormy meinte: Dass wir einfach dumm waren und warum wir nicht einfach mal über unseren meterlangen Schatten mit Anlauf drüber sprangen. Doch anstatt unsere Blödheit zuzugeben, setzte sie zur Verteidigung an: „Was, meinst du, ich gehe mit James fliegen?“, fragte sie leicht spöttisch und schüttelte den Kopf, als wäre allein die Vorstellung absurd. Und ehrlich gesagt, war sie das auch. Seit Pad sie mal so lange provoziert hatte, bis sie auf einen Besen gestiegen war, um ihm zu beweisen, dass sie das auch konnte, war ich auch der Meinung, dass sie die Finger vom Fliegen lassen sollte, zumindest solange sie keinen Selbstmord plante.
„Ihr seid kindisch. Beide“, sagte Wormy und wandte sich an mich. Oh nein, jetzt bekam ich die ganzen Vorwürfe ab. Bitte nicht, Wormy, komm schon, flehte ich stumm. Doch er sprach natürlich trotzdem weiter. „Du beschwerst dich doch tagtäglich dass ihr kaum noch Zeit zusammen habt“, bemerkte er allerdings nur kopfschüttelnd und wandte sich anschließend zum Gehen.
Stimmt, konnte wohl selbst ich nicht mehr leugnen, dass ich die Rumtreiber sehr oft sehr lange sehr damit nervte, obwohl die mir da natürlich auch nicht sonderlich weiter helfen konnten - außer in Situationen wie diesen. Unsicher sah ich Lily an.
„Als würde Prongs fliegen gehen, wenn er eine gewisse Alternative hat“, mischte sich jetzt auch noch Pad ein und verdrehte die Augen. Nervös klappte Lily ihr Buch auf und wieder zu, guckte mich schließlich fragend an.
In diesem Moment wurde mir eigentlich erst so absolut richtig klar, wie bescheuert wir eigentlich waren, wie beschränkt, dumm und doof. Wirklich. Warum konnten wir solche Konflikte nicht ohne unsere Freunde lösen? Warum musste uns erst jemand helfen, damit wir beide das bekamen, was wir wollten, nämlich uns gegenseitig? Das war doch - dämlich. Und ziemlich unreif. Wie bitte sollte ich in wenigen Wochen ein Leben führen ohne meine Freunde tagtäglich zu sehen, die unsere Dummheit in den Griff bekamen und meine Beziehung retteten?
Ich wusste es nicht und eigentlich wollte ich auch gar nicht drüber nachdenken, wenn ich es mir genauer überlegte. Seufzend streckte ich einfach meine Hand aus und freute mich, als Lily ihr Buch hinlegte und sie ergriff. Aber nicht so, wie sich normale Menschen über eine nette Geste freuen, ein Kind über einen Lolli oder so, sondern - als hätte ich gerade das zehnte Quidditchspiel in Folge gewonnen oder als würde mir irgendwer verkünden, dass ich für alle Ewigkeit hier in Hogwarts bleiben durfte, als würde es regnen, Wunderkerzen überall Funken sprühen. Und das taten sie auch gleich darauf, als Lily einfach ganz kurz mit ihren Lippen über meine streifte.
Ich fuhr mir durch meine Haare, grinste erst Lily, dann Wormy an. „Danke.“
Er zuckte nur mit den Achseln und lächelte vor sich hin.
„Wie wär's, wir treffen uns in... einer Stunde in der Küche? Reicht euch das?“, fragte Pad und sah uns beide breit grinsend an. Doch anstatt irgendeine Antwort zu geben, guckte Lily nur auf den Boden, als wäre ihr das irgendwie peinlich, und ich war mir absolut sicher, wenn ich einen Blick auf ihre Wangen gehabt hätte, ein leichtes Rot erkennen zu können. Aber wie auch immer, die Entscheidung lag jetzt bei mir. Und auch wenn ich es mit bei einem Seitenblick auf Lily wirklich einen Moment lang wünschte, war mir doch klar, dass ich nicht all meine freie Zeit mit ihr verbringen konnte. Eine Stunde Lily, dann eine Stunde Rumtreiber und Lily. Und vermutlich Freya. Und eine Stunde später war der Alltag auch schon wieder da und ich würde meinen Besen mal wieder ausführen müssen. Training.
„Okay“, beschloss ich also achselzuckend und sah auf die Uhr. Plötzlich hatte ich den kranken Drang, loszurennen, mit Lily, irgendwohin, wo nur wir zwei waren, die Zeit zu genießen, sie irgendwie auszutricksen, mehr zu haben...
„Ich dachte du willst in einer Stunde wieder mit dem Lernen anfangen, James“, erinnerte mich Moony seufzend. Oh. Stimmt. Schemenhaft konnte ich mich erinnern, so etwas von mir gegeben zu haben. Aber offenbar sah auch er endlich ein, dass Lernen bei so einem Wetter einfach keinen Sinn hatte, kapitulierte offiziell und packte ebenfalls sein Zeug zusammen.
Auch Lily seufzte. „Ich bin froh, wenn all diese Prüfungen um sind“, murmelte sie.
Ich nickte vollkommen automatisch, einfach, weil Prüfungen grundsätzlich mit Stress verbunden waren. Aber dieses Jahr waren sie auch mit etwas Anderem verbunden... Mit dem Ende unserer Hogwartszeit. „Naja“, sagte ich also nur, fuhr mir durch die Haare, als mir bewusst wurde, wie wenig Zeit uns nur noch blieb. Oh. Merlin.
„Was?“ Nachdenklich sah Lily mich an.
„Dann... naja.“ Ich strich mit meinem Daumen über ihren Handrücken, seufzte. „Ich will hier nicht weg“, gestand ich schließlich. Und wirklich: Es kam mir so unmöglich vor, eine Welt ohne Hogwarts. Ferien, ohne das Warten auf die Briefe, ohne die Vorfreude auf das neue Jahr, ohne die Streiche, die schon in der Eisdiele geplant wurden oder ohne mein Kapitänsabzeichen auf meinem Nachttisch. Oh Merlin.
„Ach was. Das nach Hogwarts wird bestimmt auch super“, versuchte Lily mich aufzumuntern und grinste mich an. „Wir ziehen zusammen, heiraten und kriegen viele, viele, viele kleine, zuckersüße Kinder.“ Sie lachte, ich verzog das Gesicht, versuchte, mein Pokerface so undurchdringlich darzustellen wie nur möglich, als wäre mein Gesicht aus Ton, das ich nach Belieben formen konnte. Gesicht verziehen, unsicherer Blick weg, die Andeutung zum Zusammenziehen hatte nichts zu bedeuten, sie würde nie vor allen Anderen damit anfangen... Ich überlegte fieberhaft, wie ich normalerweise auf solche Sätze reagierte und entschied mich für eine ehrlich gesagt etwas lahme Entgegnung: „Na klasse. Jetzt hast du mir erst recht Angst gemacht.“ Aber Merlin, stimmte doch, welcher achtzehnjähriger Mann bekam keine Angst bei Kindern? Also, alles richtig gemacht.
Obwohl, offenbar gab es ein paar Männer in meinem Umkreis, die keine Angst bei dem Wort „Kinder“ bekamen. Aber so gesehen, ging es bei Pad, dessen Augen fasziniert leuchteten, auch nicht um seine Eigenen, sondern um meine.
„Und ich werde Paaaate!“, rief er und entschuldigte sich sofort wortreich bei Madame Pince, die zwischen zwei Regalen aufgetaucht war, um ihn aufgrund seiner Lautstärke tadelnd anzustarren.
„Hey. Das war ein Witz“, sagte Lily grinsend. „Würden wir es schaffen, bis zum Abschluss zusammenzublei-“ Derselbe Satz wie immer, doch diesmal stoppte sie. „Warte mal. Das - Merlin.“ Ein Stirnrunzeln lag auf ihrer Stirn, als sie mich entgeistert anguckte, als würde ich mich vor ihren Augen in ein haariges, großes Monster verwandeln. Was nach einem raschen Blick auf meinen rechten Arm allerdings definitiv nicht der Fall war. „In ein paar Wochen haben wir unseren Abschluss in der Tasche“, fuhr Lily fort, starrte mich weiterhin geschockt an, als hätte ihr irgendwer gerade den Weltuntergang in wenigen Sekunden angekündigt. Aber - ich verstand sie. Sie hatte nie geglaubt, dass wir es bis zum Abschluss schaffen würden, überhaupt zusammen zu bleiben, aber jetzt, wo wir ihn schon fast hatten...
„Bei ihm wäre ich mir nicht so sicher“, knurrte Moony und brachte mich dazu, die Augen zu verdrehen. Merlin, ich würde es schon schaffen. Irgendwie.
Doch Lily war offenbar nicht mal in der Lage zu grinsen, wie alle Übrigen, zu geschockt schien sie von der Tatsache, dass sie falsch gelegen war, immer wieder; dass es eben doch klappte, funktionierte, dass wir es miteinander aushalten konnten, uns versöhnten, stritten, ohne alles kaputt zu machen. Einen Moment lang machte ich mir Sorgen, dass diese Erkenntnis nachhaltige Schäden bei ihr hinterlassen hatte, doch als sie mich plötzlich packte und zwischen die Regale, weg von den Anderen, zog, war ich beruhigt. Das war schon wieder normales Lily-Verhalten. Krank, anders, aber gut-anders, also genau das, was Lily normalerweise war.
Ich ignorierte Pad's Kommentare hinter uns und ließ mich wie jedes Mal überrascht mitziehen. „Lily?“, fragte ich, etwas besorgt, und doch schon gar nicht mehr zur Besorgnis fähig, als sie einfach ihre Arme um mich schlang.
„Das ist - das ist so -“ Sie guckte mich an und ich erfuhr nie, was wie war. Sie streckte sich, legte ihre Lippen auf meine, küsste mich einfach.
Endlich. Wenn das mal nicht die absolut perfekteste Pause vom Lernen war, die ein absolut perfektes Universum bereit stellen konnte... Ich zog Lily fest an mich, erwiderte den Kuss und plötzlich war da - so viel. Zwischen uns. Verzweiflung irgendwie, hinter all der Leidenschaft, Angst vielleicht, Angst vor der Zukunft. Und während ich sie küsste, sie sanft gegen das Bücherregal drückte, ließ ich es einfach zu, verdrängte ich es nicht mehr, stieß es von nicht mir weg und verpackte es gut verhüllt in eine Schublade ganz nach hinten, sondern ließ es zu. Die Angst, in ihrer vollen Wucht. Und doch war es nicht so schlimm, wie erwartet, weil ich gar nicht richtig fähig war, sie vollkommen wahrzunehmen und zu spüren, nicht solange Lily bei mir war, so nah und so vollkommen, wie ein Talisman oder ein vierblättriges Kleeblatt, dass mich vor allem Unglück bewahrte.
Irgendwann, nach einer kleinen Ewigkeit voller Regen, Funken und elektrischen Stromschlägen, löste sich Lily schließlich von mir, blickte mich an. „Wow. Ich fass es nicht“, sagte sie, musste lachen.
Ich wusste nicht direkt, was sie nicht fassen konnte, tippte aber auf die unglaubliche Tatsache, dass wir sturen Volltrottel immer noch zusammen waren, vielleicht es überhaupt geschafft hatten, zusammen zu kommen. Auch ich musste lächeln, als ich an unseren ersten Kuss um Regen dachte und verbarg meinen Kopf schließlich an ihren Hals, sodass meine Lippen beim Sprechen leicht ihre Haut streiften, nur minimal. Ich schluckte, schloss die Augen, sprach das Erste und Wahrste aus, das mir in den Sinn kam: „Ich liebe dich.“ Ich holte Luft, und da war noch mehr, so viel... „Und ich habe Angst“, fuhr ich fort, „dass ich meine UTZs nicht zusammenbekomme, dass ich sie zusammenbekomme... Dass ... wie...“ Das war eigentlich eine ziemlich gute Überleitung, zu dem Thema „WIR“, dass wir beide eisern vermieden, aber es kam einfach nicht über meine Lippen. „Vor der Zukunft“, wich ich schließlich aus und drückte ihr einen Kuss auf den Hals.
Lily streifte mir durch die Haare, machte mich ganz - komisch dadurch, so, wie ein James Potter nicht zu sein hatte, nickte zögernd. „Ich auch“, sagte sie, lächelte aber trotzdem, als wäre in ihr eine Sonne, eine eigene, gelbe, strahlende Kindergarten-Sonne mit einem breiten, gemaltem Lächeln, die ihr immer grenzenlosen Sonnenschein und Optimismus zur Verfügung stellte. Und so brachte auch sie mich zum Lächeln, trotz ihrer folgenden, so wahren Worten. „Ich sage mir dauernd, ich darf nicht die ganze Zeit an die Zukunft denken, aber irgendwie tu ich nichts anderes“, bemerkte sie, mit trauriger Stimme.
Ich richtete meinen Kopf wieder auf, sah sie an, strich über ihre Wange, flüchtig, und doch zärtlich.
„Ich weiß was du meinst.“
Und schon lagen ihre Lippen wieder auf meinen, gaben mir einen Kuss. Schließlich schüttelte Lily den Kopf. „James?“
„Hm?“ Ich blickte sie an, in ihre Augen, sah so viel, das zwischen uns war, Sonne, Regen, Regenbogen.
„Mal ganz, ganz ehrlich... Hättest du... Also, hast du wirklich geglaubt, dass wir in unserer Zeit in Hogwarts noch zusammenkommen?“, wollte Lily wissen. Wirklich interessiert funkelten ihre Augen mich an, als hielte sie das für unmöglich, weil sie selbst einfach keine Sekunde daran geglaubt hat.
Ich musste lachen. „Ja. Ja, habe ich.“
Überrascht schaute Lily mich an. „Wirklich?“
„Klar. Sonst hätte ich ja doch aufgeben müssen“, erklärte ich grinsend. Warum für etwas kämpfen, wenn man selbst davon ausging, dass man es niemals bekommen würde?
„Du bist verrückt“, stellte Lily fest und lachte plötzlich, als wäre es schön, einen verrückten Freund zu haben, oder auch einfach, als würde ich sie glücklich machen, während wir einfach in einer Bibliothek standen, Gefahr liefen, gleich von Madame Pince erwischt zu werden, die vermutlich wieder einen halben Herzinfarkt bekommen würde, wenn sie Lily Evans ausgerechnet mit James Potter hier erwischte, ihre Lieblingsschülerin mit ihrem persönlichem Hassschüler. Und doch war Lily das so egal, sie war mit mir zusammen, obwohl sie so seit Monaten im Mittelpunkt der Gerüchteküche Hogwarts stand und jeder sich für unsere Beziehung zu interessieren schien (selbst die Lehrer. Flitwick zum Beispiel geriet immer ganz aus dem Häuschen, wenn Lily und ich uns auch nur einen Blick in seinem Unterricht zuwarfen).
Ich grinste, weil das so perfekt alles war und weil mein Grandpa wirklich Recht gehabt hatte mit dem Satz, dass es sich immer lohnen würde, wenn man für das, was man wirklich wollte und brauchte, kämpfte. Ich lächelte, und dankte Grandpa im Stillen dafür, dass er mich aufgebaut hatte, wenn ich mir doch nicht mehr so sicher gewesen war...
„Naja, ich hatte Momente des Zweifels“, gab ich zu und küsste Lily auf die Wange. Ich sah sie an. „Lily? Kann ich dich auch etwas fragen?“
„Hm?“
Ich zögerte, wusste nicht so recht, wie ich das nun schon wieder formulieren sollte. Ich holte tief Luft.
„Glaubst du - mal ganz ehrlich, okay? Glaubst du, wir... naja. Schaffen das auch nach Hogwarts?“
Augenblicklich guckte Lily auf den Boden, wich somit sekundenlang meinen Augen aus, nur solange, bis sie wieder hoch sah und ich erkennen konnte, dass sich Zweifel in dem Grün widerspiegelte. Zweifel. Immer wieder, überall. Sie nahmen uns mit, rissen uns mit, ließen uns nicht mehr los, als wären sie anhängliche Hunde oder besonders starke Kletten.
Ich wartete auf eine Antwort.
„Ich... Einerseits, warum nicht. Aber...“ Lily lachte auf, aber es klang bei Merlin nicht sonderlich amüsiert. „Ich hab Angst“, wiederholte sie meine Worte. „Weil... immer, wenn ich daran denke, dass.. es auch nach Hogwarts klappen könnte, hab ich plötzlich keine Angst mehr, und das... macht mir Angst.“
Ich starrte sie an, war zu keiner Reaktion irgendwie fähig. Einen Moment überlegte ich, ob mein Bein wohl noch reagieren würde, wenn jemand mit einem Hammer sanft auf das Knie schlug, doch bald wurde mir klar, dass das wohl nicht der rechte Zeitpunkt war, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Aber was hatte ich denn für andere Möglichkeiten? Nur die Zukunft. Und ich war einen Moment selbst überrascht, wie beharrlich die Angst an der Zukunft hing, wie fest verkeilt diese zwei Wörter waren. Angst, Zukunft. Zukunft, Angst.
Aber die Zukunft wäre so viel einfacher, so viel weniger furchteinflößend, wenn ich mir sicher sein könnte, dass Lily da sein würde, immer noch, bei mir. Warum nicht?, hatte sie gesagt und aus dem Stand fielen mir zwanzig Gründe ein. Weil wir es keinen Tag aushielten, ohne uns in die Haare zu kriegen, weil wir viel zu unterschiedlich waren, weil wir nicht mit der jeweils anderen Familie klar kamen, weil...
Aber andererseits: Hey, all diese Gründe galten auch hier, in Hogwarts. Und hatte uns das alles an irgendetwas gehindert? Wir waren doch trotzdem immer noch zusammen, trotz aller Zweifel unseres Umfeldes, trotz Lily's Zweifel. Ich hatte es hinbekommen, ich hatte sie überzeugt, überzeugte sie mit jedem Tag vielleicht wieder, mit jeder Überraschung, mit jedem Kuss und jedem Satz. Und das würde ich auch weiterhin. Überzeugen. Mit allem, was dazugehörte.
_____

Dieser Moment lag nur so wenige Wochen zurück, dass es fast erschreckend war. Damals war ich irgendwie fest davon ausgegangen, dass ich es schon hinbekommen würde, Lily bis zu unserem Abschluss nach dem Thema „WIR“ zu fragen, und jetzt stand ich hier, mit leeren Händen was diese Frage anging. Unglaublich, wie feige ich doch war.
Lily ließ meine Hand plötzlich los, überbrückte die paar Meter zu dem nächsten Bücherregal und atmete allem Anschein nach tief ein. „Was soll ich nur die ganze Zeit machen, wenn ich nicht mehr in die Bibliothek kann?“ Verzweifelt sah sie mich an, doch bevor ich antworten konnte (einen anderen Ort suchen, um sich vor uns Rumtreiber zu verstecken), sprach sie schon weiter. „Ich sollte mir eine eigene anlegen.“
„Oh Merlin, Prongs, dann kannst du das Zusammenziehen vergessen. Du hältst es doch nie in einer Wohnung mit Bibliothek aus“, warf Pad ein. Bitte was? Geschockt starrte ich ihn an, doch als er nur grinste, versuchte ich, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Was sollte das? Das war nicht fair, nicht hier, vor so vielen... Oh Merlin, jetzt wusste Lily, dass ich mir darüber schon Gedanken gemacht hatte...
„Was redest du?“, fragte sie allerdings nur und ich atmete auf. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass das Theater zwischen Lily und mir meinem besten Freund schon derart auf die Nerven ging, dass er sich dazu gezwungen fühlte, uns ein paar heftige Schubser zu geben.
„Naja. Stell dir mal vor, Prongs nimmt aus Versehen die falsche Tür in eurer Wohnung. Er kriegt doch einen Nervenzusammenbruch wenn er wieder in einer Bibliothek steht. In seiner EIGENEN Wohnung!“ Erwartungsvoll sah er sie an, doch ihrem Gesichtsausdruck nach verstand sie kein Wort.
„Ich hab nicht vor, meine Bibliothek in JAMES' Wohnung aufzubauen“, erklärte sie nur verwirrt und entfernte sich schließlich von uns.
Kopfschüttelnd starrte Pad ihr nach, während sich mein Gesichtsausdruck verfinsterte..
„Das war wohl ein nein“, murmelte ich leise, mehr zu mir selbst als zu irgendjemand Anderem. Lily hörte auch nichts davon, zu vertieft war sie in die Bücher um sie herum und vor allem war die Distanz wohl auch zu groß gewesen, aber Holly und Freya, die direkt neben mir gestanden waren, sahen mich einen Moment mit großen Augen an, dann sich gegenseitig und schließlich wieder mich. Na klasse. Warum konnte Pad nicht einfach seine Klappe halten?
Vorsichtig lag Holly's Blick auf mir. „Ich glaube nicht, dass die Frage offensichtlich war“, sagte sie langsam, während Freya so taktlos wie immer war.
„Sag nicht, du meinst das ernst Potter. Sie wird schreiend weglaufen.“
„Danke, Freya. Genau das wollte ich hören“, erwiderte ich bissig und konnte mir selbst nicht erklären, woher die plötzliche Wut auf sie kam. Vielleicht weil ich so etwas nicht hören wollte, vielleicht aber auch nur, weil ich insgeheim glaubte, dass sie Recht hatte, die ganze Zeit schon über, und das eventuell auch der Grund dafür war, dass ich sie bisher nicht gefragt hatte. Kopfschüttelnd, um die Gedanken zu vertreiben, beschleunigte ich meine Schritte, um zu Pad aufzuschließen.
„Was denn? Sag nicht, dass ich nicht Recht hab“, hörte ich Freya hinter uns verwirrt sagen, bevor sie auch schon ebenfalls aufschloss und Pad am Arm packte. „Black, du meinst nicht im Ernst, dass sie Ja sagt?“
Erwartungsvoll sahen wir ihn alle an; alle außer Moony, Peter und Lily, die schon tiefer in die Bücherei hervor gedrungen waren.
„Warum denn nicht?“, fragte Pad und grinste lässig, als ginge es nicht gerade um ein Thema, das seinem besten Freund schon seit Tagen Kopfschmerzen bereitete, weil ihm schlicht und einfach die Zeit davonlief. „Okay, vermutlich muss er erstmal all seine Überzeugungskünste ausgraben, aber ich hab gehört, dass er sehr gut sein soll, also... Wird das schon.“
„Könnt ihr bitte die Klappe halten?“, bat ich schlecht gelaunt, doch Freya grinste nur.
„Hey, Potter, ich sag ja nicht, dass das absolut nichts wird. Aber tu mir 'nen Gefallen, erspar' uns allen die Krise und fang's vorsichtig an, ja?“
„Ach ja, und wie soll ich das vorsichtig machen? Am besten erstmal 10 Jahre abwarten, hm?“
„Du kriegst es schon irgendwie hin, Potter. Wenn einer, dann du“, sagte Freya, grinste mich an und ging schließlich zu Lily, die sich ein paar Meter vor uns zu uns umgedreht hatte, den Blick lächelnd auf mich gerichtet und ein Buch in den Händen.
Wenn einer, dann du...
„Hat sie nicht gerade gesagt, sie wird schreiend davonlaufen?“, fragte ich Pad neben mir irritiert, als Freya begann, Lily total übertrieben nachzumachen, ein Buch nach dem Anderen aus dem Regal zu nehmen, es an sich zu drücken und abknutschen.
Pad zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Vielleicht läuft sie erst schreiend weg und hört dann deinen Argumenten zu“, schlug er grinsend vor.
„Können wir nicht einfach hier bleiben?“, fragte ich seufzend und beobachtete Lily, die irgendetwas zu Freya sagte. Oh Merlin, warum hatte ich sie nicht schon einfach gefragt? Ich Dummkopf.
„Wo, hier?“, fragte Holly verwirrt nach.
„Nein, in Hogwarts allgemein“, erklärte ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht, aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich sogar hier in der Bücherei übernachten würde, wenn das nur bedeutete, dass ich noch ein wenig im Schloss bleiben konnte - und das hieß bei einem James Potter wohl echt Einiges.
„James!“, rief Lily plötzlich und als ich den Kopf hob, sah ich sie schon vor mir stehen und mir ein Buch in die Hand drücken. „Guck mal - Ist das nicht das Buch, dass wir in der sechsten Klasse mal zusammen gesucht haben? Das über Quidditch? Das irgendjemand hinter den anderen Büchern versteckt hat?“ Ihre Augen sahen in meine, funkelten begeistert und ich konnte nicht anders, als sofort zu grinsen und das warme Gefühl, die Freude in mir zu genießen, dass sie sich noch daran erinnerte, an einen Moment, der ihr noch nicht sonderlich viel bedeutet haben durfte.
„Doch. Tibbles Tipps für toptimales Quidditch.“ Ich schaute auf und als ich an jenen Nachmittag zurückdachte und ihren Gesichtsausdruck beobachtete, durchströmte mich das Verlangen nach ihr plötzlich mit solcher Wucht, dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht ihrem Beispiel zu folgen und sie ebenfalls mal zwischen die Bücherregale zu ziehen. Stattdessen beugte ich mich einfach ein wenig vor und legte meine Lippen auf ihre, nur ganz kurz. Lily fuhr mit ihrer Hand meinen Arm herunter, hinterließ eine brennende Gänsehaut und verschränkte schließlich ihre Finger mit meinen.
„Habt ihr das Spiel dann eigentlich gewonnen?“, fragte sie dann ganz einfach.
WAS? „Lily. Das ist nicht dein Ernst“, stieß ich fassungslos hervor, doch die einzige Reaktion, die meine Worten auslösten, war ein freches Grinsen, nicht mal im Ansatz schuldbewusst. Oh. Merlin.
Ich schüttelte den Kopf, tauschte einen ungläubigen Blick mit Pad.
„Ja, haben wir“, antwortete ich anschließend. Wie konnte eine Schülerin aus Gryffindor das nur nicht mehr wissen?
„Nur wegen meiner Hilfe, ich schwör's dir“, betonte Lily und lachte.
„Bestimmt. Ich hab das Buch ja nicht schon hundert Mal gelesen oder so“, entgegnete ich sarkastisch und küsste sie auf die Wange.
Das Buch „Tibbles Tipps für toptimales Quiddicht“ lag weiterhin in Lily's Hand, ihre Finger schlossen sich fast noch fester darum, als würde sie es am liebsten mit nach Hause nehmen wollen, um dort für immer den festen Beweis zu haben, dass die letzten sieben Jahre nicht nur in unseren Köpfen von statten gegangen waren, sondern all unsere Erinnerungen wirklich geschehen sind, hier, in diesen magischen Gemäuern, Meilen entfernt und doch immer hier.
„Poppy?“, rief Pad und steckte den Kopf durch die Tür des Krankenflügels.
Moony warf ihm einen strafenden Blick zu und versuchte es höflicher: „Madame Pomfrey?“
Immer noch keine Antwort. Ich warf Pad einen Blick zu und betrat den Krankenflügel. „Hallo? Poppy? Hier sind mal wieder schwer verletzte Rumtreiber, die-“ Ich konnte gar nicht aussprechen, denn kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, kam die Krankenschwester auch schon herangewuselt.
„Schwer verletzt? Was ist denn jetzt schon wieder passiert? Oh Merlin, schafft ihr es eigentlich keinen einzigen Tag lang, irgendwelchen Problemen fern zu bleiben?“ Die Hände in die Hüfte gestemmt sah sie uns an, doch als sie auf dem ersten Blick nichts entdeckte, schien sie verwirrt. „Wem fehlt denn was, Mr Potter?“, fragte sie und musterte uns ausführlich.
„Nichts“, gestand ich grinsend. „Wir wollten uns nur von ihnen verabschieden und dachten, das wäre die sinnvollste Taktik, Sie so schnell wie möglich herzuholen.“
… Aber offenbar nicht die Klügste, denn mit verengten Augen fixierte sie uns Rumtreiber. „Unglaublich“, murmelte sie kopfschüttelnd, doch plötzlich lachte sie zu Überraschung aller los. „Unglaublich. Ihr vier wart wohl am öftesten von allen Schülern Hogwarts hier in meinem Krankenflügel.“
„Vermutlich“, sagte Moony und sah sich in dem behaglichem, aber sehr … weißem Raum um. „Danke, Madame Pomfrey, dass sie sich immer so um uns gekümmert haben.“
„Obwohl sie das Besuchsverbot etwas spärlicher hätten ausfallen lassen können“, warf Pad schnell ein und fing sich einen bösen Blick ein.
„Verletzte brauchen Ruhe, Mr Black - aber was erzähle ich Ihnen das, Sie werden das vermutlich nie verstehen“, gab Poppy offiziell auf und verkniff sich ein Kommentar, als Wormy und ich uns auf ein Krankenflügelbett nieder ließen.
„Wahrscheinlich nicht, nein“, stimmte auch Pad zu und zuckte mit den Achseln.
„Ich aber auch nicht“, warf Freya ein und bedeutete mir, auf dem Bett Platz zu machen - obwohl um sie herum noch ein Dutzend Andere standen. Gab es eigentlich irgendetwas, was sie nicht tat, nur um Andere zu provozieren? Ich weigerte mich vehement, zur Seite zu rutschten und begann, mit ihr zu streiten, während Lily und Holly über unser Verhalten nur den Kopf schüttelten und Pad mit Pomfrey über das Besuchsverbot diskutierte.
„Mr Black, das hier ist MEIN Krankenflügel, und ich werde mir nicht von einem Schüler vorschreiben lassen-“
„Madame Pomfrey, wir sind eigentlich nur hergekommen, um uns bei Ihnen zu bedanken“, unterbrach Moony die zwei schnell.
„Oh. Stimmt“, erinnerte sich jetzt auch Pad und sowohl Freya als auch ich hielten kurz in unserem Streit inne.
„Genau, danke“, sagten Pad und ich gleichzeitig, sahen uns kurz an und brachen dann in einen Lachanfall aus, der sogar Poppy zum Lächeln brachte.
„Immer wieder gerne, immer wieder, auch wenn ich bis heute gar nicht wissen will, wie ihr euch all diese furchtbaren Verletzungen zugefügt habt... Wenn es nicht gerade dieser Höllensport, Quidditch, war...“ Kopfschüttelnd fixierte sie abwechselnd Pad, Freya und mich, wir Rumtreiber hingegen grinsten uns nur kurz zu. Ob sie wohl ahnte, dass wir in den Vollmondnächten immer bei Moony gewesen waren? Vermutlich nicht, sonst hätte sie irgendetwas dagegen unternommen, und wenn selbst Dumbledore die Zeichen nicht hatte lesen konnte, warum sollte es dann Poppy gelungen sein? Okay, sie hatte wirklich immer mitbekommen, wie Moony nach der Verwandlung mit Wunden im Krankenflügel gelegen hatte, was ja auch nicht sonderlich verwunderlich gewesen wäre, wenn nicht fast immer zu derselben Zeit einer von uns Rumtreiber ebenfalls hierher gekommen wäre, mit einer Wunde, die er nie mit sonderlich glaubwürdigen Ausreden hatte erklären können. Aber so hatte wenigstens immer jemand von uns Moony Gesellschaft leisten können, auch wenn die Übrigen gezwungen waren, in den Unterricht zu gehen; doch leider hatte Pomfrey das immer weniger lustiger gefunden - Ruhe war ja so ungeheuerlich wichtig für eine Genesung - und hatte schon des Öfteren gedroht, Pad oder mich sogar im kranken Zustand aus dem Krankenflügel zu werfen. Durchgesetzt hatte sie es allerdings nie, was auch kein Wunder war, bei der Hingabe, mit der sie ihre Patienten betreute, und somit auch uns. Sie hatte wohl Recht, wir waren vermutlich wirklich am Öftesten hier gelegen, egal ob wegen Quidditch, Vollmond, Slytherins oder irgendeiner anderen dämlichen Aktion unsererseits, aber hatten wir auch oft Andere hier besucht. Lily zum Beispiel, vor allem in dem letzten halben Jahr, und natürlich auch Frank, Finn und Kevin, damit sie sich hier nicht zu Tode langweilen mussten. Alles in allem verband ich wahnsinnig viele Augenblicke in diesem Krankenflügel, so viele Gespräche, die hier geführt worden waren und wie viel Gelächter immer zu hören gewesen war. Wie oft hatten wir die anderen müden Schüler zu Tode genervt oder amüsiert und von ihren Schmerzen abgelenkt, und wie oft hatten wir Poppy verzweifeln lassen... Zu oft. Einfach viel zu oft.
Ich sah mich um, mein Blick blieb erst an diesem, dann an jenem Bett hängen... Bestimmt hatte ich schon in jedem hier gelegen. Und in diesem … Lily. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und befand mich mit meinen Gedanken plötzlich an einem vollkommen anderen Ort, zu identisch erschienen mir plötzlich die Lichtverhältnisse...

___ 13.04.1978 | 7. Schuljahr ___
Lily war krank.
Naja, sie lag zumindest im Krankenflügel, aber sie war nicht so wirklich krank. Zumindest war ich mir nicht so recht sicher, ob man das tatsächlich als krank sein zählen konnte. Okay, es ging ihr offenbar nicht sonderlich gut, aber irgendwie war das doch eigentlich öfter so, sogar ziemlich oft, einmal im Monat oder so. Galt das dann wirklich als Krankheit? Wurde das so bezeichnet?
Ich glaubte nicht. Als Ungerechtigkeit der Natur, das hatte ich schon öfter gehört, aber den Begriff Krankheit in dem Zusammenhang... eigentlich noch nie.
Naja, wie auch immer, nach Freya's Aussagen hatte sie offenbar ihre Regel und höllische Bauchschmerzen, was offensichtlich öfter vorkam, nach dem Blick, den sich Holly und Freya zugeworfen hatten, nachdem Pad und ich unwissend gefragt hatten, was denn das Problem daran war. Bei Lily waren diese Schmerzen aber offensichtlich nicht ganz so alltäglich wie bei Anderen, denn ich persönlich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie irgendetwas davon mitbekommen, und das wäre nach fünf Monaten doch leicht bedenklich, oder?
Wie auch immer, da ich ja so ein guter und fantastischer Freund war, machte ich mich ohne zu Zögern auf den Weg zum Krankenflügel, allerdings nicht ohne etwas männliche Verstärkung, weil ich ja schließlich doch von dem Klischee gehört hatte, dass Frauen grundsätzlich absolut zickig waren, wenn sie ihre Tage hatten. Und das wollte ich mir ohne Pad ganz sicher nicht antun.
Pad allerdings schien sich das offenbar auch nicht mit mir antun zu wollen, denn als ich die Tür zum Krankenflügel aufstieß, musste ich mit allen Kräften, die in mir steckten, an seinem Arm ziehen, doch er sträubte sich vehement und bewegte sich keinen Zentimeter weiter.
„Komm schon, Pad, BITTE!“
„Es ist DEINE Freundin, da brauch ich sie nicht auch noch an ihren schlimmsten Tagen zu ertragen, das ist allein DEIN Job!“
„Bitte!“, rief ich wieder und rang ein wenig mit ihm in der Tür, weil er sich eisern am Türrahmen des Krankenflügels festhielt, während ich wirklich alles daran setzte, ihn weiterzuziehen. Nur noch ein Stückchen...
„Nein. Nein nein nein nein!“, wehrte er sich auch verbal.
„Komm schon bitte!“
„Nein! Es ist DEINE Freundin, ich will nicht!“
„Zu was zwingt er dich?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns; nein, nicht eine Stimme, sondern die Stimme, ihre Stimme. Lily.
Verblüfft hielt ich inne, wurde von Pad achtlos losgelassen und knallte durch die Schwerkraft bedingt mit voller Wucht auf den Boden. „AH!“ Da saß ich jetzt nun, auf dem Boden und irgendwie drehte sich alles. Die Betten waren einen Moment schief... Wow, wie schafften die das, nicht runterzurutschen?
Ich konzentrierte mich, hielt mir den Kopf. „Fuck.“
„Er traut sich nicht allein rein. Und jetzt sollte ich diesen Feigling begleiten“, erzählte Pad grinsend an Lily gewandt. „Aber diesmal setz ich mich durch; ich bin schon weg!“ Bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, aufspringen und meine Arme wie ein Schraubstock um seine Beine schlingen, zum Beispiel, schmiss er auch schon frohlockend die Tür hinter sich zu.
Und er nannte mich Feigling? Er haute doch gerade einfach so ab und ließ mich hier einfach so, am Boden zurück! Wütend starrte ich die Tür an, doch bald begriff ich, dass das wohl nie den gewünschten Effekt mit sich bringen würde, und so wandte ich meinen Kopf zu Lily, deren irritierten Blick ich überdeutlich auf mir spürte.
Doch bevor ich mich auch nur aufrappeln konnte, regte sich ein mickriger kleiner Knirps im Bett neben Lily's: Mit seinem nackten Finger zeigte er auf mich und ließ mich seine dreckige Lache hören.
Volltrottel. „Welches Haus?“, giftete ich ihn an.
Doch anstatt die Autorität eines Schulsprechers zu beachten, streckte er mir nur die Zunge raus und verschwand wieder hinter seinem Vorhang.
Idiot.
Ich stöhnte, hielt mir bei dem unangenehmen Pochen wieder meinen Kopf und blieb weiterhin auf dem Fußboden sitzen. Ob die den wohl mal putzten? Vorsichtig wischte ich mit dem Finger über die Oberfläche und tatsächlich; kein Staubkorn zu sehen. Gute Arbeit, Poppy.
„James?“ Ich sah auf, nur um Lily's Grinsen sehen zu können. „Alles in Ordnung?“
„Nein.“ Pad war auch so ein Idiot, wirklich. Mit was für Leuten war ich eigentlich befreundet?
„Du musst mich nicht besuchen“, sagte Lily, offenbar ehrlich, aber immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. „Du kannst gerne wieder gehen, wenn du möchtest, aber kannst du mir verraten, warum DU diesmal Black anschleppst, wobei wir beide doch genau wissen, dass normalerweise ICH diejenige bin, die weniger gerne mit dir alleine bin als du mit mir?“ Sie sah mich an, als wäre sie froh über die Abwechslung durch meine Anwesenheit - der Krankenflügel konnte wirklich SO langweilig sein - oder als würde sie sich einfach freuen, dass ich da war. Aber meine Gedanken verweilten wohl immer noch bei Pad, denn irgendwie war nichts in mir im Stande, sich im Moment darüber übermäßig zu freuen.
Langsam richtete ich mich auf, sodass ich jetzt auf dem Boden saß, aber es drehte sich immer noch alles. Verdammt. „Weil kein Mann mit einer Frau alleine sein will, die ihre Tage hat“, gab ich schließlich knurrend eine Antwort.
Lily verdrehte die Augen. „Dann besuch' mich nicht“, schlug sie vor, nicht einmal unfreundlich, sondern eher produktiv. Sollte sie nicht eigentlich viel zickiger sein? Verblüfft sah ich sie an, als sie allerdings schon fortfuhr: „Außerdem, woher bist du dir da so sicher?“
„Wobei?“
„Dass ich meine Tage hab?“, fragte sie, zog den Vorhang jetzt ganz zur Seite, sodass ich nun klare Sicht auf ein ungekämmtes, aufgedrehtes Mädchen hatte, das im Schneidersitz auf ihrem Bett saß und deren Augen mich fröhlich anfunkelten.
Irgendwie musste ich plötzlich grinsen, als ich mich vorsichtig aufrappelte und ein Wort zur Erklärung herausbrachte: „Freya.“ Nach ein paar vorsichtigen Schritten ließ ich mich schließlich auf ihr Bett fallen, spürte ihren finsteren Blick auf mir.
„Wieso redet ihr über so was?“
Innerlich verdrehte ich die Augen. Als würde ihre Freundin durch ganz Hogwarts laufen und jedem verkünden, dass es wieder so weit war, die 'Monatsblutung' bei Lily Evans hatte eingesetzt. Oh Merlin, irgendwie konnte ich mir das erschreckend gut vorstellen.
„Naja, ich hab gefragt, was du hast. Da hat sie mir geantwortet“, erklärte ich achselzuckend.
Lily seufzte nur und sagte mit einem Lächeln in meine Richtung: „Mir geht's gut.“
Wow, sie war echt nett zu mir. Nicht, dass sie nie nett zu mir wäre, aber es überraschte mich doch, dass sie nicht gereizter war, so, wie sich das für Frauen, die ihre Regel hatten, gehörte.
Verwundert runzelte ich die Stirn, redete etwas ehrlicher drauf los, als ich vermutlich sollte: „Hey, ich dachte, du bist zickiger.“
„Das ist ein totales Klischee“, widersprach Lily und ich bekam langsam das Gefühl, dass Pad's Anwesenheit wohl wirklich überflüssig gewesen wäre. Wie gut, dass er sich diesmal durchgesetzt hatte. „Und warum bist du überhaupt gekommen, wenn du eh davon ausgehst, ich benehme mich wie ein Drache?!“, fuhr meine Freundin fort.
Ich runzelte die Stirn. „Gute Frage.“ Stimmt, warum eigentlich? Ich hätte wirklich einfach im Gemeinschaftsraum bleiben können, genug (leider wahre) Ausreden hätte ich ja zur Verfügung gehabt, aber irgendwie war es mir einfach ganz natürlich erschienen, Lily zu besuchen, wenn sie im Krankenflügel lag, Punkt. So gesehen war es mir nicht einmal in den Sinn gekommen, ihr einfach fern zu bleiben, allein schon, um sie vor einem schmerzhaften und öden Langeweile-Tod zu retten.
Ich grinste sie an. „Vielleicht war es ja reine Sehnsucht, die mich zu dir geführt hat?“, schlug ich vor.
Lily musste lachen. „Bestimmt“, entgegnete sie, knetete ihre Hände in ihrem Schoß.
Wie wundervoll ernst sie mein halbes Liebesgeständnis doch genommen hatte, wundervoll; doch ich beschloss, kein großes Fake-Drama hervorzurufen und lieber einfach das Thema zu wechseln. „Und, langweilst du dich auch schön?“, fragte ich daher, streifte meine Schuhe ab und setzte mich neben sie, ebenfalls in einem Schneidersitz. Als ich ihre Hände in meine nahm, war ich einen Moment überrascht, wie eiskalt sie mir erschienen, aber sie hatte fast immer kalte Hände, das war also eigentlich nichts Neues mehr.
„Ja. Unglaublich“, antwortete Lily sofort, hörbar genervt von der Tatsache, dass sie hier lag. Aber wer, der schon mal im Krankenflügel gelegen hatte - und ich lag echt oft hier, die Mischung aus Quidditch und Rumtreiber machte es aus - konnte das nicht nachvollziehen? Es war so langweilig hier, erst Recht, wenn Poppy Besuchsverbot ansetzte. Oh Merlin, zum Glück schien Lily nicht allzu viel Ruhe zu benötigen. „Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach diesen verdammten Trank nehmen und dann abhauen kann“, fuhr sie fort.
„Da kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen, ich hatte dein Problem nie“, erinnerte ich sie schief grinsend. Auch Lily's Lippen verzogen sich nach oben, als sie ihren Kopf an meine Schulter legte.
„Erzähl mir was.“
Ich musste keinen Moment überlegen.
„Whitney und Mandy haben sich heute wegen Kevin - wie nennt man das bei Frauen? Geprügelt wohl kaum, oder?“
„Angegangen?“
„Kann sein“, nahm ich ihren Vorschlag an und grinste. „Also angegangen. War ziemlich lustig.“
„Oooh“, machte Lily und musste lachen. „Und, welche hat gewonnen?“
„Moony und Finn haben sie auseinander gezerrt, aber ich glaube, Whitney hätte gewonnen. Es war ein ganzes Büschel von Mandy's Haaren auf dem Boden zu finden.“ Ich grinste breit bei der Erinnerung, zu lächerlich erschien mir das Bild vor Augen, die zwei absolut geistesgestörten Mädchen, die aufeinander lospreschten wie zwei tollwütige Stiere, die im wahrsten Sinne des Wortes nur noch rot sahen. Oh Merlin.
Langsam machte Kevin Pad und mir ernsthafte Konkurrenz.
„Oh Merlin“, sagte Lily und schüttelte den Kopf. „Und das alles wegen einem Typen.“ Sie verdrehte die Augen. „Idiotisch.“
„Ach, würdest du nicht dein Anrecht auf mich gegen eine Andere verteidigen?“, neckte ich sie breit grinsend, erhielt aber nur ein ebenso breites Grinsen in meine Richtung.
„Ach James. Du bist der einzige, den ich gerne verprügel“, erklärte sie; und so, wie sie das klingen ließ, ging sie in ihrer Vorstellung wohl immer als Sieger in diesen 'Kämpfen' heraus. Ha, von wegen. „Normalerweise regle ich sowas gebildeter“, betonte sie noch einmal, doch ich schenkte dem keine Beachtung mehr, zu sehr war ich auf die erste Bemerkung konzentriert.
„Ich bin aber viel stärker als du, von daher hast du gegen mich keine Chance“, erinnerte ich sie daher selbstsicher.
Und dann ging alles ganz schnell. Plötzlich hatte sie mir ihre Hand entzogen und da war so viel Gewicht auf mir und es dauerte einen etwas langen Moment, bis ich verstand, dass Lily sich gerade auf mich geschmissen hatte und versuchte, mich mit dem Oberkörper auf die Matratze zu drücken. Über mich gebeugt schenkte sie mir ein freches Grinsen.
Meine erste Reaktion war, verdutzt zu sein. Doch ich brauchte immer weniger Zeit, um mich zu fassen; man gewöhnte sich immer schneller an all diese bescheuerten Aktionen ihrerseits, die ganzen Wettbewerbe zwischen uns. Aber wie immer war ich auch hier sofort dabei und nahm die Herausforderung lachend an: Ich brauchte nicht einmal meine ganze Kraft, um sie von mir zu stemmten und von mir runter zu rollen; nur allzu schnell, war ich derjenige, der sich über sie beugte und sie diejenige, die mich verdutzt ansah. Doch ihr Blick wurde dann auch schon finster, bevor sie schließlich lachen musste und nun versuchte, mich irgendwie loszuwerden.
„Du Mistkerl.“
„Du hast es herausgefordert, Miststück“, erinnerte ich sie grinsend und konnte es kaum fassen, dass wir jetzt ernsthaft im Krankenflügel miteinander rangen, oh Merlin.
„Wo - ist - mein Zauberstab?“, stieß sie hervor, legte mir die Hände auf die Brust und versuchte offenbar mit aller Kraft, mich wegzuschieben.
„Da wo er immer ist - nicht bei dir.“ Lachend versuchte ich, ihre Handgelenke zu packen, weil die wohl noch das Gefährlichste an ihr waren, wenn man mal von ihren weiblichen Reizen absah, denn sobald sie die auspackte, konnte ich wirklich einpacken, ehrlich.
Aber offenbar schien sie noch gar nicht dran zu denken - wieder mal ein Beweis dafür, wie unschuldig sie einfach war - und so dauerte es nicht lange, bis ich ihre beiden Hände in meinen hatte. „Siehst du? Keine Chance“, sagte ich daher mit einem überheblichem Grinsen.
Aufgrund mangelndes Halts fiel Lily mit ihrem Oberkörper auf die Decke und guckte mich an, erst böse, dann irgendwie nur noch... Faszinierend. Immer, wenn ich mich zu sehr auf ihre Augen konzentrierte, geschah irgendetwas in mir, wurde wärmer, als würde ein heißer Wind alles aufwühlen, mich durcheinander bringen, bunte Herbstblätter herumfliegen lassen, nur wegen all dem Grün darin.
Ich holte tief Luft.
„Darüber reden wir noch“, brachte Lily schließlich mit so viel Überzeugung wie möglich heraus.
Ich lachte. „Heißt das, dass du jetzt so viel trainieren willst, dass du es locker mit mir aufnehmen kannst? Sorry, aber ich find es eher unattraktiv, wenn Frauen mehr Muskeln haben als ich.“
Lily grinste mich an, mit irgendeinem Ausdruck in den Augen, der mir sofort Angst machte. „Ach, meinst du, ich brauch Muskelkraft, um von dir zu bekommen was ich will?“
MIST. „Ja“, sagte ich sofort und überzeugter, als ich mich fühlte. Ich war nicht so anfällig, wie sie glaubte, ich war kein Urwaldmensch, ich war nicht meinen Trieben ausgeliefert...
Lily richtete sich auf, näherte ihrem Gesicht meinem, bis es ganz kurz vor meinem stehenblieb.
„Das glaubst du nicht wirklich“, sagte sie leise, mit einem zuckersüßem Lächeln auf dem Gesicht.
Ich schluckte. „Ich hasse das. Dich.“
Zu meinem absoluten GLÜCK senkte Lily ihren Blick und sah auf das Bett. „Ist das dein Ernst?“ Ihre Stimme war getränkt voller Traurigkeit, gefakter Traurigkeit natürlich.
„Natürlich. Jedes Mal wenn ich dich sehe würde ich dich am liebsten durchhexen“, entgegnete ich und verdrehte die Augen, konnte allerdings auch nicht vor mir selbst leugnen, dass mir dieses Fake-Traurig-Sein eindeutig lieber war als die vorherige Verführungsstimmung, zumindest, solange wir uns mal wieder gegenseitig etwas beweisen wollten.
Lily hob wieder den Kopf. „Du bist so unglaubwürdig, James“, behauptete sie und reckte sich leicht, um an meine Lippen zu kommen, die sie aber nicht ganz berührte, sondern nur so leicht streifte, dass es gerade reichte, mir eine Ahnung verlieh, mich kirre machte. Argh. Ich hasste sie. Diesen abwartenden Blick, der mich noch verrückter machte, als diese Lippen - okay, nicht ganz. Oder?
Ich gab ein unzufriedenes Geräusch von mir und riss mich zusammen, versuchte, an das langweiligste zu denken, das mir in meinem Leben schon passiert war. Ein Blick in eine Kristallkugel. Ein Verwandlungsaufsatz. Eintönige, anstrengende Arbeit in der Bibliothek-
Plötzlich kam mir ein neuer Gedanke. „Wenn ich jetzt nachgebe und über dich herfalle lass ich dich doch eigentlich nicht gewinnen, oder? Ich meine - was willst du eigentlich?“, fragte ich unsicher.
„Gewinnen.“ Überlegen sah Lily mich an.
„Und das tust du, wenn ich über dich herfalle?“
„Ich gewinne immmmmer“, beharrte sie wie ein kleines Kind und küsste mich auf den Mundwinkel. Ich versuchte, mich zu konzentrieren.
„Wenn ich jetzt aufstehe und gehe, nicht.“ Aber ich gewann doch auch nicht, wenn ich jetzt aufstand und ging, oder?
„Du willst jetzt nicht wirklich aufstehen und gehen, oder?“, fragte Lily und legte leicht ihren Kopf schief.
Ah Merlin, diese ähnlichen Fragen verwirrten mich vollkommen. Und ja okay, ihre Nähe und dieses Knistern zwischen uns auch, das wollte ich ja gar nicht leugnen. Konzentration. Nur kurz. Wie ging ich aus dieser Diskussion nicht als Verlierer heraus?
„Nein“, antwortete ich langsam. „Was aber überhaupt keinen Sinn hat, weil somit will ich ja dasselbe wie du, was heißen würde - dass wir beide gewinnen, wenn ich jetzt nachgebe?“ Total verwirrt starrte ich Lily an, die irgendwie lächeln musste; da spürte ich auch schon ihre Hand in meinen Haare, was mich vollkommen unter Strom stellte, elektrisierte - doch nichts zu dem Stromschlag, der durch mich fuhr, als sie sich auch noch ohne Kommentar an mich schmiegte und mich küsste.
Meines Vorteils wegen interpretierte ich diese Antwort als ein klares 'Ja' und erwiderte den Kuss, wie immer ganz gefangen von dem Glanz der Wunderkerzen in mir. Sanft drückte ich sie in die Kissen und dankte Pad im Stillen, dass er sich geweigert hatte, mitzukommen, wobei ich allerdings schon fast vergaß, wo wir uns eigentlich befanden. Und als ich so an unser Verhalten vor noch wenigen Minuten dachte, musste ich in den Kuss hinein grinsen, weil ich so froh war, dass ich so automatisch gekommen war, und weil es so lustig war sich mit Lily immer wieder wie ein albernes (und sehr streitlustiges) Kindergartenkind zu benehmen. Ich zog sie fester an mich, als mir klar wurde, wie unverzichtbar diese Diskussionen zwischen uns für mich geworden war, wie natürlich, wie … notwendig irgendwie.
Ich intensivierte den Kuss, begann ganz selbstverständlich, an dem Saum ihres Oberteils zu spielen, was sie offenbar wieder in die Realität zurück kapitulierte: Nämlich in den Krankenflügel. Sie schob mich ein kleines Stück zurück.
„Gleich kommt Poppy und sagt uns, wir sollen uns benehmen“, vermutete sie lächelnd.
„Wie wär's, wir hauen einfach ab?“ Ich küsste ihre Wange. „Dir geht's doch gut.“
„Besser.“ Lily biss sich auf die Lippe, als wäre ihr dieses Wort gegen ihren Willen herausgerutscht. „Ja. Hm. Nein.“ Zögerlich sah sie mich an. „Ich kann nicht einfach abhauen“, widersprach sie zaghaft, aber eigentlich ziemlich entschlossen. Mist.
„Warum nicht?“
„Das ist unhöflich.“
„Warum?“
„Weil... Ich... Hör auf, zu fragen.“
„Das ist wohl der Punkt an dem ich meine Urwaldinstinkte vergraben und vorschlagen sollte, irgendetwas anderes zu machen, oder?“, riet ich weniger begeistert.
„Das ist wohl der Punkt, an dem ich eifrig nicken und Vorschläge bringen sollte.“ Lily grinste.
„Dann ist das jetzt wohl der Punkt, an dem wir uns eingestehen sollten, dass wir so gar keine Lust haben, das zu machen, was wir sollten.“
Lily guckte mich an. „Was sollten wir denn machen?“
„Nicht Abhauen. Und auch nicht Rummachen natürlich. “
„Hey, können wir da eigentlich auch mitreden?“, rief plötzlich irgendein Junge rechts neben uns.
Lily verdrehte die Augen. „Klar, lasst uns abstimmen“, sagte sie merklich sarkastisch, doch er hatte offenbar kein sonderlich gutes Gespür für Ironie.
„Ich bin gegen Rummachen“, unterbreitete er uns daher.
„Tja, überstimmt, weil wir zwei sind dafür“, entgegnete ich. „Volltrottel.“
„Ich glaube, wir sollten doch gehen“, flüsterte Lily schon fast und grinste mich mit ihren roten Wangen so überirdisch süß an, dass ich einen Moment lang zu nichts Anderem als Starren fähig war.
„Ich dachte, das sei unhöflich?“, erwiderte ich schließlich und ließ meine Stimme triumphierend klingen. Ich war ja so gut - niemand konnte mir auf Dauer widerstehen.
„Ich will weg hier“, sagte Lily lediglich und rappelte sich auf. „Und mir geht's prima.“
„Und ich dachte immer, ich sei hier der Urwaldmensch.“ Breit grinsend, aber äußerst bereitwillig rappelte ich mich mit auf, obwohl ich irgendwie nicht davon ausging, dass wir uns jetzt ein leeres Klassenzimmer, den Schulsprechersaal oder meinen Schlafsaal aufsuchen würden, sondern viel mehr eine dieser absolut dämlichen und bescheuerten Aktionen starteten. Vielleicht würden wir auch nur in die Küche gehen, Lily mit Feuerwhiskey versorgen und dann eine Runde um den See drehen und uns streiten, unterhalten, gegenseitig zum Lachen bringen, einfach Spaß haben, vielleicht aber fiel Lily in letzter Sekunde auch noch irgendetwas ein und überredete mich zu einem Wettrennen oder Ähnlichem: Bei ihr konnte man nie wissen.
„Hey, ich wollte nur hier raus, damit wir draußen Koboldstein spielen können“, erklärte Lily auch schon, nahm ein Buch von ihrer Matratze in ihre Hand und breitete grinsend ihre Arme aus. „Koboldstein. Unsere grooooße Leidenschaft“, eröffnete sie mir lachend.
„Der Sinn unseres Lebens. Der Grundstein unserer Beziehung, unser Fundament-“, stieg ich begeistert mit ein, wurde allerdings wieder grob von diesem Jungen unterbrochen.
„Verpisst euch endlich, ich will schlafen!“
Ich sah Lily an, entdeckte ihr breites Grinsen und musste mich zusammenreißen, um nicht loszuprusten, als sie nach meiner Hand griff und in Richtung des Bettes winkte. „Ciao, träum schön“, sagte sie nett lächelnd.
„Danke. Euch viel Spaß noch“, entgegnete er genervt, aber eindeutig zweideutig. Ich musste grinsen.
„Danke! Ich liebe Koboldstein, da muss man einfach Spaß haben!“, rief ich überschwänglich und verließ besser schnell den Krankenflügel mit einer hüpfenden Lily neben mir, nicht, dass Poppy bei dem Lärm, den unser Gelächter machte, doch noch auftauchte und meine Freundin davon aufhielt, mitzukommen und dann würde sie sich noch zu Tode langweilen und sobald Lily unter der Erde war, würde ICH mich zu Tode langweilen und das - wäre nicht gut.
„Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was Koboldstein ist?“, fragte ich guter Laune nach. Irgendwie kam mir der Tag plötzlich viel vielversprechender vor.
„Ähm.. Warte... Lucas hat mal versucht, mir die Regeln zu erklären, glaub ich“, überlegte sie. „Warte mal, sogar Finn hat das probiert.“ Sie musste lachen und ich dachte einen Moment darüber nach, ob sie wohl für Spielregeln allgemein nicht sonderlich gemacht war, denn bei Quidditch verstand sie auch nie etwas, doch als sie mich warnend ansah, vergaß ich meine Gedanken. „Wehe, du versuchst jetzt, mir das zu erklären“, sagte sie mit einem sehr breitem Grinsen im Gesicht, wodurch ihr irgendwie die Ernsthaftigkeit abhanden ging.
„Ich hab selbst nicht den geringsten Plan davon, um was es bei diesem Spiel geht“, gestand ich lachend. „Ich beschränk mich lieber auf Quidditch.“
„Oh nein, das ist auch nicht viel interessanter“, behauptete Lily abwehrend, aber wenigstens grinste sie versöhnlich.
„Doch“, beharrte ich stur, legte beide Arme um sie und küsste sie auf die Wange. „Ist es.“
Lily schüttelte den Kopf. „Nicht für mich.“
Natürlich nicht, dachte ich und verdrehte innerlich die Augen, wenn man nicht in der Lage war, den Unterschied zwischen einem Klatscher und einem Quaffel zu sehen, konnte Quidditch nicht sonderlich spannend sein. Aber es hatte ohnehin keinen Sinn, vermutlich selbst nicht, wenn ich letztendlich doch Quidditchstar werden würde und in den Weltmeisterschaften mitfliegen würde: Sie würde nie irgendein Interesse für diesen Sport entwickeln. Und vermutlich würden wir deswegen noch stundenlang diskutieren in der Zeit unserer Beziehung, doch im Moment beschloss ich zu kapitulieren und meinen Mund zu halten. Schließlich hatte ich sie gerade dazu gebracht aus dem Krankenflügel zu verschwinden und die dadurch gewonnene Zeit konnten wir doch eindeutig sinnvoller nutzen als mit Diskussionen über Quidditch, wenn ohnehin keiner dazu bereit war, seine Meinung zu ändern, oder?
_____
~*Lily*~

Hm, ja, auch mit dem Krankenflügel verband ich viele schöne Erinnerungen. Natürlich auch unschöne, wie einen kleinen, netten Ausflug in den See meinerseits, der beinahe in dem weniger bezaubernden Umstandes des Ertrinkens geendet hätte, oder die Verletzung, die ich mir in der vierten Klasse in Kräuterkunde von einer der gefährlichen Pflanzen zugezogen hatte - alles nur um Black was zu beweisen, dumm, dumm, dumm - und anderem. Aber eben auch schöne. Der Krankenflügel eignete sich aus irgendeinem Grund nämlich hervorragend für sinnliche Gespräche, wie meine Freundinnen und ich im Laufe der Jahre und der verschiedensten Krankheiten und Verletzungen herausgefunden hatten. Obwohl man nie alleine war und die anderen Schüler es meist - vor allem, wenn James mich besuchen gekommen war oder andersrum - nicht lassen konnten, alles zu kommentieren und zu verurteilen, oder vielleicht auch genau deswegen, hatte der große, weiße Raum einen Flair, den unser Schlafsaal zum Beispiel nicht hatte. Seltsam.
James blickte mich an und grinste, und ich wusste, dass er für einen Moment auch daran denken musste, was uns mit diesem Raum verband - Die vielen Male, an denen wir uns gegenseitig dazu überredet hatten, den Flügel verbotenerweise verfrüht zu verlassen um irgendwas verrücktes anzustellen; oder wenn er mich besucht hatte, weil ich sonst vor Langweile gestorben wäre; wenn ich einmal im Monat seufzend nach oben rannte, weil garantiert Remus und mit gewisser Wahrscheinlichkeit noch ein weiterer Rumtreiber mit einer mehr oder weniger harmlosen und gewiss höchst merkwürdigen Verletzung in den Betten lagen.
Das hatte ich schon immer gemacht, Remus besuchen, wenn er regelmäßig von seinem Werwolfdasein geplagt wurde. Früher war das Einzig Unausstehliche dabei Potter's Anwesenheit gewesen, die ich leidlich über mich ergehen hatte lassen. Wie anders die Dinge doch jetzt lagen, wie anders früher alles gewesen war, so anders-anders, dass ich es gar nicht einordnen kann...

___ 17.04.1975 | 4. Schuljahr ___

Ich verließ den Krankenflügel und hatte eine heiße, rote Wut im Magen. Madame Pomfrey hatte mich rausgeschickt, und jetzt war ich mir beinahe hundertprozentig sicher, dass Leah dem Langeweiletod nicht entgehen würde. Leah, die aufgerissene und aufgeplatzte, schrecklich schmerzende Hände hatte, die mir furchtbar leid tat - Und alles nur wegen diesem Verbrecherpack namens Rumtreiber. Diese Dummküpfe hatten tatsächlich mal wieder Flubberwurmschleim auf diversen Treppengeländern verteilt - Der höllisch schmerzte und entzündlich war, wenn man erst einmal reinfasste. Und Leah hatte das Pech, schon zum dritten Mal dieses Jahr draufzulangen.
Dieser Scherz war so geschmacklos gewesen, dass ich schon beinahe enttäuscht war - vor allem von Remus. Er war doch sonst immer so anständig und nett und vernünftig, wenn wir alleine waren, aber sicher, vermutlich war Potter's und Black's Dummheit ansteckend.
Potter, dachte ich mit einem Grummeln im Magen, dieser hoffnungslose Idiot. Schon wieder hatte er es nicht lassen können, mich heute Morgen beim Frühstück zu provozieren, nur, um mich genau dann, wenn er wusste, dass ich aufgebracht und heillos wütend war, nach einem Date zu fragen. Ich hasste ihn.
Um mich ein bisschen abzukühlen ging ich zum Fenster und sah dem Regen zu, der in schönen, dicken Tropfen vom Himmel fiel und Bilder an die Scheibe malte. Das da sah aus wie ein Kaninchen mit Riesenohren. Die Spuren daneben konnte man mit viel Fantasie vielleicht als Schneemann deuten, und das da - sah aus wie Potter's verhasster Haarschopf. Wütend, weil er es dauernd irgendwie schaffte, sich in meine Gedanken zu drängen, riss ich am Fenstergriff um ein wenig frische Luft zu schnappen.
Das Ding musste klemmen, ich zog und zog, und nichts passierte -
Auf einmal legten sich, wie aus dem Nichts, zwei Hände über meine, zwei warme und ein wenig größere Hände als meine, und halfen mir, das Fenster mit einem Ruck zu öffnen. Ich zuckte zusammen, zu Tode erschrocken, drehte mich um und schüttelte zugleich die Arme ab, die sich von hinten auf meine gelegt hatten, vollkommen geschockt von der plötzlichen Anwesenheit, der unverschämten Nähe dieser Person.
Potter. Natürlich. Irgendwie kam es mir vor, als hätte ich es wissen müssen.
Ich stieß ihn von mir und versuchte gleichzeitig, meine Arme zu befreien, was nicht so gut klappte. „Potter! Was machst du hier?“, fuhr ich ihn an, aus irgendeinem Grund errötend. Dieser Trottel. Erst versaute er mir mein Frühstück, dann machte er sich dafür verantwortlich, dass meine Freundin in den Krankenflügel musste, und nun auch noch diese Dreistheit.
„Dir helfen“, entgegnete er hingehen nur lässig und grinste mich an. „Wie wärs mit einem Date zum Dank?“ Er machte einen Schritt zurück, seine Augen suchten meinen Blick.
Ich verengte meine Augen. „Meine Freundin liegt im Krankenflügel“, fauchte ich als einzige Antwort und schüttelte unauffällig meine Hände, in dem irrwitzigen Gedanken, Potter's Berührung könnte irgendwie an ihnen kleben geblieben sein.
„Und was daran hindert dich jetzt daran, mit mir auszugehen?“ Dieses Grinsen, dieses Grinsen. Und jetzt fuhr er sich auch noch durch die Haare, wie er es ständig machte. Vermutlich dachte er, das sähe cool aus. Oh Merlin. Irgendwann würde ich ihn deswegen noch verhexen.
„Willst du's in Kurzform oder die ganze Liste?“, spuckte ich aus.
„Eigentlich will ich nur ein ja“, kommentierte er leichthin und grinste immer noch.
So hochmütig und abschätzig wie ich konnte blickte ich zu ihm hoch. „Du denkst wirklich, du kriegst immer genau das, was du willst, oder?“ Ärgerlich machte ich noch einen Schritt zurück, sodass ich mich ans nun geöffnete Fenster lehnen und die kühle Luft einatmen konnte.
„Ja, das denke ich. Und früher oder später wird mir das auch diesmal gelingen.“
Ich verstand ihn nicht. Ich verstand nicht, warum er dauernd dämlich grinste oder seine Frisur verwuschelte, ich verstand nicht einmal, warum seine Haare so abstanden und warum er so von sich selbst überzeugt war und vor allem kapierte ich nicht, wieso er es immer und immer wieder zielsicher schaffte, mich zu provozieren. „Du verteilst Flubberschleim auf den Treppengeländern und andere Menschen müssen deswegen in den Krankflügel!“, rief ich anklagend, als würde das alles sagen - Die ultimative Antwort auf all seine Fragen, auf die ich meistens nur ein „POTTER!“ brüllte, irgendetwas nach ihm warf und davonstolzierte.
„Ziemlich clever, was?“ Dieses Grinsen. Der Drang, ihm ins Gesicht zu schlagen war so groß, und es machte es auch nicht besser, als er noch näher kam und eine Hand neben mir am Fensterbrett abstützte.
„Verschwinde“, forderte ich ihn ärgerlich auf.
Er ignorierte mich. „In einer Woche ist Hogsmeade. Wie wär's mit uns beiden?“
Ich starrte ihn an, unverständig. Warum bei Merlin tat er das, woher nahm er diese Zuversicht? „Wieso verschwendest du deine Zeit?“, fragte ich und war verwundert darüber, wie ehrlich interessiert ich klang. „Du weißt doch eh, dass ich Nein sage.“
Er zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Ein James Potter gibt nicht auf. Irgendwann wirst du ja sagen“, sagte er mit einer Sicherheit in der Stimme, die mich rasend hätte machen können. Aber was er sagte, war viel zu interessant.
„So lange wirst du nicht warten.“ Ich schüttelte den Kopf, blickte aus dem Fenster und dachte, dass das so ziemlich die einzige Sache in der Welt war, auf die noch Verlass war.
„Ich bin hartnäckig.“ Sein Grinsen war verschwunden, und seine Stimme klang überraschend ernst.
Mein Blick fuhr über ihn, forschend, zögerlich. „Ich wünschte, du wärst es nicht“, brachte ich schließlich hervor, ehrlich.
Dann haute ich das Fenster zu und ging.
Ich hätte wissen müssen, dass er das nicht so stehen lassen konnte. „Irgendwann wirst du froh sein, dass ich's bin“, rief er mir hinterher und ich hätte mich gerne umgesehen und sein Gesicht angesehen. Ob er wohl selbst noch daran glaubte?
Ich tat es nicht, ganz, ganz, ganz sicher nicht. Und doch hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch als ich um die Ecke bog und einen nicht grinsenden James Potter zurückließ.

______

~*James*~

Mit großen Worten und sogar einer kurzen Umarmung verabschiedeten wir uns schließlich von Madame Pomfrey und versprachen wenigstens zu versuchen, nicht so oft im Mungos aufzutauchen wie hier; Pad betonte noch einmal, dass die dort mit dem Besuchsverbot vermutlich wenigstens nicht so streng waren wie hier im Krankenflügel, doch überraschenderweise lachte Poppy nur, ganz im Gegenteil zu ihrem Gesichtsausdruck, als wir die Tür hinter uns schlossen. Wenn ich mich nicht ganz täuschte, hatte sie schon ein Taschentusch gezückt.
Das machte alles natürlich noch viel schlimmer, doch Pad und ich bemühten uns, die Anderen und vor allem uns gegenseitig aufzumuntern. Die Sonne schien strahlend und mit aller Kraft durch die offenen Fenster, erleuchteten die Gänge, wie schon so oft in meiner Schulzeit. Und auch die Tür... der Jungstoilette.
Wie bei den letzten zwei blieben wir Rumtreiber sofort stehen und Pad und ich verlangten lautstark nach einem Stopp: Doch diesmal waren wir nicht die Einzigen. Auch Lily war in ihrer Position verharrt.
„Das hier - war das nicht - Die Einzige Männertoilette in der ich je drin war?“
„In Hogwarts meinst du“, sagte Freya und grinste vielsagend.
„Diese hier? Wann denn das?“ Verblüfft starrte ich sie an, als da plötzlich blasse Bilder waren, weit weg... „Warte mal... fünfte Klasse, kann das sein?“ Stirnrunzelnd sah ich sie an, erinnerte mich schwach an dieselbe Person vor drei Jahren...

___ 30.09.1975 | 5. Schuljahr ___

„Ich warte in dem Klo im vierten Stock auf dich“, sagte ich in den Spiegel hinein, „Beeil dich, okay?“
„Klar, aber ich brauch noch mindestens eine viertel, vielleicht auch eine halbe Stunde. Filch ist heute noch schlechter drauf als sonst, ich würde es ihm zutrauen, dass er mich noch ein wenig länger die Pokale schrubben lässt“, erklärte Pad und in seiner Stimme spiegelte sich deutlich seine Gereiztheit wider.
Ich grinste in den Spiegel. „Und was lernen wir daraus?“
„Wenn du jetzt sagst, keine Stinkbomben in leere Gänge werfen, dann...“
„Nein, ich dachte eher an 'sich dabei nicht erwischen lassen'“, entgegnete ich grinsend und begann, mit meiner linken Hand nach der Zigarettenpackung in meiner Hosentasche zu greifen.
„Sagt der, der heute Abend bei McGonnagal antreten -“ Plötzlich richtete sich seine Haltung auf, er wirkte vorsichtig. „Ich glaube, Filch kommt. Bis dann!“ Ohne mir Zeit zu geben, noch ein Wort zur Verabschiedung zu rufen, hatte er bereits die Verbindung gelöscht und den Spiegel vermutlich weggesteckt. Gut so, denn wenn Filch ihm den wegnehmen würde... würde ich heute Abend in McGonnagal's Büro verrotten. Und morgen dringend bei Filch einbrechen müssen.
„Ciao“, murmelte ich dennoch, ließ zu, dass sich der Spiegel wieder verkleinerte und so bequem in meine Hosentasche passte und wandte mich wieder dem blauen Himmel über und die Ländereien Hogwarts unter mir zu.
Die Aussicht hier war fantastisch bei gutem Wetter. Das Fenster lag auf der richtigen Seite: Man hatte einen guten Blick auf den glitzernden See, der die Sonnenstrahlen reflektierte und wahnsinnige Lust auslöste, mit einem Hechtsprung hineinzuspringen, auf das satte Grün des Grases und auf die weit entfernten, hohen Tore des Quidditchfeldes. Klar, nichts im Vergleich zu dem Ausblick von dem Dach aus, aber wenn man nicht so viele Treppen steigen wollte, war das Fenster der Jungstoilette eine gute Alternative.
Ich saß auf dem Fensterbrett; meine Beine baumelten herunter, der warme Wind fuhr durch meine Haare und zufrieden fingerte ich eine Zigarette aus der Schachtel, dessen Spitze mit einem Schwingen meines Zauberstabs aufglühte.
Es hätte ein so ruhiger Tag sein, bleiben können, für uns beide. Ich hätte die Zigarette in Ruhe fertig rauchen können und mit Pad später zum See oder zu Hagrid gehen können, sie hätte... keine Ahnung, einfach auf die Toilette gehen können, um danach das zu machen, was sie eben normalerweise machte: Lernen, Leute nerven...
Aber nein. Ich hatte meine Zigarette noch keine zwei Minute angemacht, als ich ihre liebliche Stimme nur ein wenig höher vernahm.
„POTTER!“
Ich sah auf, entdeckte sie und setzte automatisch das Grinsen auf, von dem ich wusste, dass sie es hasste. „Evans.“ Sollte ich mich nicht eigentlich wundern, dass sie mich freiwillig ansprach, und das, obwohl wir uns nicht einmal im selben Stockwerk befanden, ich sie nicht einmal bemerkt hätte? Ich wusste es doch. Sie wollte meine Aufmerksamkeit.
„Mach sofort das... DING aus!“ … Zugegeben, auf eine seltsame Art und Weise.
Ich beschloss, ihre Worte zu ignorieren. „Willst du eine?“, fragte ich stattdessen und machte Anstalten, ihr die Packung hochzuwerfen - auch, um ihr zu beweisen, dass die Anschuldigung und Begründung ihrer Abneigung, ich sei egoistisch, vollkommen unbegründet war. Ich teilte gerne.
„POTTER!“, schrie sie wieder, wie so oft, dass ich schon gar nicht mehr darauf reagierte. „Das ist verboten, ich bin Vertrauensschülerin, ich kann dir das verbieten!“
Sie konnte mir das verbieten? Bitte? Ich verdrehte die Augen und hasste die Gründer Hogwarts für die Einberufung der Vertrauensschüler - die kamen sich meinem Geschmack nach eindeutig zu wichtig vor, nur weil sie dieses wunderschöne, widerliche Abzeichen an ihrer Brust tragen durften.
Mit Ausnahme von Moony, zumindest. Der hatte noch nie versucht, und irgendetwas zu verbieten.
„Dann halt nicht“, sagte ich jedoch bloß, fest entschlossen, mich nicht aufzuregen und mir so meinen wunderschönen Nachmittag zu versauen, und steckte die Packung wieder ein. Selig ruhig nahm ich einen weiteren, provozierend tiefen Zug und schaute wieder hoch zu Evans - die eindeutig sehr wütend war.
„Potter! Mach die Zigarette aus! Das ist weder cool, noch schön, noch gesund! Und es stinkt fürchterlich! Du kennst dich mit Muggelsachen nicht aus, du hast keine Ahnung, du weißt nicht, was diese Dinger anrichten können!“
„Machst du dir etwa Sorgen?“, erkundigte ich mich spöttisch und ließ die Asche hinunter fallen, auf die grünen Gräser.
„Verdammt, Potter, bist du bescheuert oder was? Ich - am liebsten würde ich runterkommen und dir deinen hirnlosen Kopf abreißen, siehst du nicht, was du für eine Scheiße machst?“ Sie lehnte sich noch weiter aus dem Fenster heraus, und einen Moment fürchtete ich schon, dass sie gleich herunterfiel, aber so fest sich ihre Finger an den Fensterrahmen geklammert hatten, musste ich mir vermutlich keine Sorgen machen.
„Evans. Es sind nur Zigaretten. Kein Marihuana“, erklärte ich langsam, als fürchtete ich, sie würde den Unterschied nicht ganz verstehen.
„Potter, bei dir Zuhause kannst du so viel Marihuana rauchen, wie du willst, aber in Hogwarts, wo andere Leute, in diesem Fall ich, die Nebenwirkungen deines Vergnügens ausbaden müssen, NICHT!“
Grinsend nahm ich einen weiteren Zug und beobachtete, wie sie wütend zu mir heruntersah. Wow, sie war echt... heiß, wenn sie sich so aufregte.
„Welche Nebenwirkungen? Unwiderstehlichkeit?“, fragte ich selbstüberzeugt und wusste einfach, dass sie mich in diesem Moment hasste. Was sie nur noch interessanter machte. „Du kannst gerne runterkommen und über mich herfallen, kein Problem“, bat ich also an und war einfach immer wieder davon überrascht, wie kalt sie das ließ - meine Sprüche, mein Aussehen, meine andauernden Fragen nach einem Date.
„Ich komm runter und schubs dich aus dem Fenster, wenn du das meinst - Kein Problem.“
„Ich meinte eher, dass du mir die Klamotten vom Leib reißen kannst“, klärte ich sie auf, nahm den letzten Zug und drückte anschließend den Zigarettenstummel auf dem Fensterbrett aus.
„Du bist ein unausstehliches, provokantes Arschloch, Potter. Du solltest dich nicht wundern, warum ich lieber Filch die Kleider vom Leib reißen würde als dir.“
Ich sah hoch und unweigerlich verhärtete sich mein Kiefer. Sie bekam es einfach immer und immer wieder hin. Mich wütend zu machen.
„Und du bist ein verklemmtes, zickiges Miststück, Evans“, entgegnete ich und warf die Kippe provozierend hinunter.
Trotz der Entfernung konnte ich erkennen, dass sich ihre Augen verengten. „Nenn mich noch einmal Miststück und ich schwöre dir, ich komm runter und kipp dich aus dem Fenster“, drohte sie, und die Art und Weise, wie sie auf dieses einfache Schimpfwort reagierte, verdeutlichte ihre kindliche und naive Unschuld. Oh Merlin. Wie funktionierte das? Unschuldig, dazu noch Gryffindor, und dann mit einem der widerlichsten Slytherins Hogwarts befreundet?
Ich verzog das Gesicht, als ich an Schniefelus dachte: Der Hass stieg wieder in mir auf, die Abneigung gegenüber der Schwarzen Magie und all denen, deren Faszination durch sie geweckt wurde.
Ich hätte Kotzen können und beschloss, meine Wut an Evans auszulassen.
„Miststück. Miststück Miststück Miststück“, sagte ich also, provozierend laut und häufig. „Und jetzt?“
Doch als ich hoch sah, war sie plötzlich verschwunden, nur noch der herbe Nachgeschmack lag in der Luft, den ihre Anwesenheit bei mir hinterlassen hatte. War sie also abgehauen: Und das, ohne mich wüst und laut zu beschimpfen, ohne dass ich auch nur die Gelegenheit gehabt hatte, sie nach einem Date zu fragen.
Merlin.
Aber.... was hatte sie gesagt?
Nenn mich noch einmal Miststück und ich schwöre dir, ich komm runter und kipp dich aus dem Fenster.
… Unweigerlich musste ich grinsen, weggewischt waren Snape und seine Freunde, präsent nur noch Evans.
Evans. Oh Merlin. Würde sie wirklich kommen - in ein Jungsklo - und versuchen, mich aus dem Fenster zu stoßen? Unwahrscheinlich, aber man sollte bedenken, dass sie sonst keine Gelegenheit verstrichen ließ, um mir Schmerzen zuzufügen, bevorzugt mit einem gut platzierten Teller. Aber aus einem Fenster stoßen... Ich sah hinunter und beschloss vorsichtshalber, nichts dem Zufall zu überlassen, schwang meine Beine wieder in das Innere des Raumes, sprang vom Fensterbrett und wartete. Wartete, gespannt ob sie jetzt wirklich kommen würde, ob sie mir wieder ihr unglaubliches Temperament beweisen würde, oder ob... sie bluffte, gespannt, aber doch so locker wie möglich, die Hände lässig in den Hosentaschen, an der Wand neben dem Fenster gelehnt.
Die Sekunden vergingen, vielleicht sogar Minuten, ich hatte meine Uhr im Verbotenen Wald letzte Woche verloren... Sie kam nicht. So lange konnte sie unmöglich brauchen - aber sie kannte auch nicht die ganzen Geheimwege, die ich kannte, und vor allem traute sie sich vermutlich doch nicht in eine Toilette hinein, die für das männliche Geschlecht bestimmt war...
Die Tür sprang auf, knallte gegen die Wand und im Rahmen stand niemand Anderes als - Evans. Ihre Augen fixierten mich, sie stürmte auf mich zu und - da war plötzlich Gewicht, und rote Haare, und Hände, die mich zum Fenster schoben...
Im ersten Moment war ich verwirrt. Und verblüfft. Und dann konnte ich nicht anders, ich musste lachen, laut, es brach nur so aus mir heraus. Natürlich machte ich mir keine Sorgen, ich war Evans weit überlegen, und ihre Handgelenke hatte ich nach ein paar Minuten auch zu fassen bekommen; ich war - ja, fasziniert, konnte es kaum fassen.
Wow.
Evans riss sich los, drückte mich mit all ihrer Kraft ans Fensterbrett, mit einem Ausdruck heißer Wut in ihren Augen. Ich konnte ihren Atem auf meinem Gesicht spüren. „Ich hasse dich, ich hasse dich! Lass mich los!“
Lass mich los?
Ich lachte schon wieder, so kopflos wie sie war, so aufgewühlt und wütend und temperamentvoll, vollkommen - anders. Nicht so, wie andere Mädchen, nicht so wie Ashley, mit der ich jetzt seit drei Tagen zusammen war, nicht so wie all die anderen Mädchen, die an meinen Füßen hingen und nur hofften, dass ich sie nicht fallen ließ. Niemand von denen würde auch nur jemals mit dem Gedanken spielen, mich aus dem Fenster zu werfen, keinen von ihnen käme so etwas auch nur in den Sinn.
Evans war anders. Und ich wusste nicht recht, ob ich das lustig oder faszinierend finden sollte.
„EVANS!“, rief ich, in der Hoffnung, irgendwie zu dieser irren Person vorzudringen. „Hör auf damit!“ Ich legte meine Hände an ihre Hüfte und versuchte, sie von mir wegzuschieben, doch wie eine Furie begann sie, auf mich einzuschlagen und drückte mich fester gegen die Wand und das Fensterbrett.
Sie war vollkommen abgedreht. Verrückt. Wahnsinnig. Ich dachte, das mit dem Teller war schon eine durchgedrehte Aktion gewesen, aber das hier... Ich duckte mich unter ihren Schlägen weg, versuchte ihr auszuweichen und obwohl mir vollkommen klar war, dass ich sie eigentlich schräg anschauen, sie anbrüllen und mich heftiger wehren müsste, konnte ich nicht anders als zu lachen.
Sie faszinierte mich.
„Lass mich los!“, schrie sie und ich verstand nicht; sie berührte mich die ganze Zeit, ich versuchte nur, mich zu wehren.
Ich hörte die Tür hinter mir aufgehen, doch ich achtete nicht darauf, bis sich eine irritierte Stimme meldete. „Lily?“
Sie hielt kurz inne und drehte sich um - endlich. Ein einfaches „Lily?“ reichte also? Hörte sie nicht mehr auf ihren Nachnamen, oder was? Kopfschüttelnd über so viel Unlogik, über so viel Irrsinn in einer Person, sah ich an ihr vorbei - und entdeckte-
„Finn!“, rief Lily, als auch sie ihren … Freund erkannte. „Das - Ich versuche nur gerade, Potter aus dem Fenster zu werfen, keine Sorge“, erklärte sie schnell und stand auch schon wieder mir zugewandt da, mit einem bösen Blick in meine Richtung.
„Eigentlich wollte sie mich nur in die nächste Kabine zerren, aber ich hab ihrem Gewissen zugeredet, dass sie dich unmöglich betrügen kann“, improvisierte ich, grinste Finn an und ignorierte, dass Evans mich bei dem Kommentar schon wieder schlug und aggressiv „Potter!“ rief - es war doch wirklich eindeutig genug, um ihm zu zeigen, dass ich hier nichts mit Evans gemacht hatte, was ihn stören könnte. Zumindest in ihrer Beziehung.
Innerlich verdrehte ich die Augen über dieses Wort: Ich hatte immer gedacht, Finn sei klug und intelligent, doch offenbar hatte ich mich gründlich in dieser Sache getäuscht. Ich meine: Evans? Schon seit drei Wochen? Das war - er musste geistesgestört sein, dass er sie schon so lange aushielt, ihr Verhalten musste auch langsam auf ihn abfärben. Oh Merlin - wenn das stimmte … würde er dann auch bald damit anfangen, mich aus dem Fenster zu werfen?
Ich musterte ihn, seine Statur... Okay, ganz so chancenlos wie Evans wäre er nicht, und wenn er mich überraschte...
„Was - Merlin“, sagte Finn und riss mich somit aus meinen Gedanken. Kopfschüttelnd sah er Evans an, ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht, als er seine Freundin ansah. Uurgh. Er war krank. Ehrlich.
Naja, wenigstens hatte seine Anwesenheit bewirkt, dass Evans ihre kranken Gedanken wieder vergrub, von mir abließ und ein paar Schritte Abstand zwischen uns brachte, so, wie es sich für sie auch gehörte. Nur keine Nähe zu James Potter. Da stellte sie sich doch lieber neben Finn, ihrem Freund, der geistesgestörter war, als ich es ihm zugetraut hätte. Aber ihr Blick blieb weiterhin an mir haften, als könnte sie ihn unmöglich von mir lösen. Finster, wütend guckte sie mich an.
„Tut mir Leid“, sagte sie und ich hatte schon überrascht die Augenbrauen gehoben, als ich verstand, dass sie zu Finn gesprochen hatte, obwohl sie den Blick nicht von mir abgewandt hatte. „Es kam so über mich. Aber er war stärker.“
Wow, sie war echt krank; ihr manischer Unterton am Ende des Satzes machte mir schon fast Angst.
Evans war gestört. Punkt.
Armer Finn. Wann würde er es endlich akzeptieren?
Jetzt zumindest noch nichts; seufzend nahm er ihre Hand und lächelte sie an. „Ich denke mal, ich kann dir glauben, dass du ihn nur aus dem Fenster werfen wolltest. Aber denk nächstes Mal dran, dass ganz Gryffindor dich dafür hassen würde. Die Mädchen aus den offensichtlichen Gründen und die Jungs, weil sie den besten Sucher seit Jahrzehnten verlieren würden.“
Ich nickte übertrieben, wartete darauf, dass noch mehr kam, aber - es kam nichts mehr. Nichts.
Bitte?
„
Hey, und das war's? Hallo! Sie wollte mich AUS DEM FENSTER WERFEN!“, betonte ich noch einmal, fassungslos. Wie konnte er das so locker nehmen? Hatte der Wahnsinn schon überhand genommen? Sie hatte mich ernsthaft in Lebensgefahr bringen wollen!
„Wieso redest du in der Vergangenheit, Potter?“, warf Evans interessiert ein. „Siehst du? SIEHST DU!“, rief ich theatralisch und sah Finn eindringlich an. „Sie will mich umbringen!“
Doch Evans' Freund schien mein Problem nicht ganz zu verstehen: Er grinste. Er grinste. Wie konnte er jetzt nur grinsen? Er musste fassungslos sein, enttäuscht, weil er sich so in ihr getäuscht hatte, irgendeine entsetzte Reaktion hervorbringen, aber kein einfaches, nichtssagendes, belustigtes Grinsen.
„
Damit droht sie dir seit der 4. Klasse“, erklärte Finn seine Reaktion achselzuckend. „Jedem in Hogwarts war klar, dass es nicht mehr lange dauernd konnte, bis sie ihrem Temperament nicht mehr standhalten kann.“
Achso. Und das war's? Das war's? Wirklich?
Und mit so was wohnte ich seit fünf Jahren in einem Schlafsaal. Danke Merlin. Doch bevor ich Finn meine Enttäuschung darlegen konnte, lenkte mich Evans ab: Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste Finn auf die Wange und guckte mich dann so betont lässig an, dass ich trotz des Ärgers in meiner Brust, der unweigerlich aufgetaucht war, grinsen musste. Was wollte sie mir mit diesem kleinen, niedlichen Wangenkuss beweisen? Dass sie doch nicht so prüde und langweilig war, wie ich dachte? Oh Merlin.
„Also, wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich mal besser, bevor mich der Drang nochmal packt, oder... andere Leute hier reinkommen“, sagte sie und grinste nur Finn an. Natürlich - mir durfte man ja keinen anderen Gesichtsausdruck als kalte Wut oder eine wilde Furie zeigen.
Na wenigstens verwandelte sie sich langsam wieder in die normale Evans zurück: Langweilig, prüde und darauf bedacht, keine Regeln zu brechen. Also schnell raus aus dem Jungsklo.
Finn erwiderte ihr Grinsen. „Such dir nächstes Mal einen anderen Ort aus, an dem du ihn überfallen kannst. Ist schon sehr zweideutig hier.“
„Finn. Wir reden über POTTER.“
„Nächstes Mal? Geht's noch?“, warf ich geschockt dazwischen.
Doch er grinste mich nur an. „Am besten du legst dir 'nen Personenschutz zu.“
„Ich fühl mich ehrlich verraten, Wright“, gestand ich und verschränkte meine Arme. Das war der Dank für fünf Jahre Freundschaft und der Tatsache, dass ich ihm letzten Sonntag meine Feder geliehen hatte oder immer zuließ, dass er sich an meinen Schokofröschen labte?
Vergiss es. Ab heute war Schluss mit Schokofröschen.
Und dann machte ich einen Fehler: Ich sah Evans an. Sie stand da, einfach neben Finn und unsere Blicke begegneten sich urplötzlich; ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, zuckersüß lächelnd sah sie mich an, als würde sie sich richtig darüber freuen, dass Finn zu ihr stand.
Biest. Ich hasste sie.
„Tschüss, Potter“, sagte sie, gut gelaunt, als wäre sie jetzt glücklich, weil sie meine Laune verschlechtert hatte, und offenbar konnte sie nicht damit aufhören, mich zu provozieren und küsste Finn noch einmal provokativ auf die Wange.
Ich hasste sie.
„Bis später“, rief sie zum Abschluss und wandte sich zum Gehen, als Finn sie noch einmal zurückhielt, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Sehen wir uns heute noch?“
Ich hätte kotzen können und wünschte mir einen Moment sehnlichst, Evans würde genau so reagieren. Aber das würde sie nicht, natürlich nicht; und ihre Reaktion wollte ich mir nicht antun. Schnaubend ging ich an den zwei vorbei, drehte mich an der Tür aber doch noch einmal um und öffnete schon den Mund, um Finn wörtlich zu überfahren und Evans endgültig den Tag zu vermiesen, indem ich sie nach einem Date fragte und zu Tode nervte, doch ich hatte plötzlich eine Idee, wie ich sie noch mehr aufregen konnte.
„Evans?“ Ich grinste betont breit, als sie sich zu mir umdrehte und mich mit einem bösen Blick fixierte. „Miststück“, sagte ich noch einmal, drehte mich endgültig um und verließ die Jungstoilette.
Und in diesem Augenblick wusste ich einfach, dass ich es geschafft hatte: Sie war wütend, ich spürte ihren Blick überdeutlich in meinem Rücken und die Tatsache, dass ich - James Potter, den sie offensichtlich abgrundtief verachtete - ihre Aufmerksamkeit bekam, obwohl ich nur den Raum verließ und ihr Freund neben ihr stand, bereite mir eine unglaubliche innere Genugtuung, als würde irgendetwas in mir anschwellen, die Sonne heller scheinen und die Luft wärmer werden lassen.
Schien so, als hätte sie meinen Tag doch nicht so vermasselt.

_____

Die nächste Tür, hinter der tausend Erinnerungen schwebten wie die verzauberten Kerzen zu Weihnachten, war der Schulsprechersaal. Ein Raum, in dem Lily und ich zusammen wahnsinnig viele Stunden miteinander verbracht hatten, ohne uns zu berühren, wenn Lily sich während der Arbeit durchgesetzt hatte oder … eher mit anderen Dingen beschäftigt, wenn ich sie hatte überzeugen können. Auch war das hier ein weiterer Schauplatz zu unserer Affäre, die wir vor einer halben Ewigkeit, wie es mir vorkam, geführt hatten, hinzukommend zu Filch's Büro und meinem Schlafsaal; hier hatte sie mir das erste Mal gesagt, dass sie mich liebte, hier hatten wir uns schon so oft gestritten, und versöhnt, zusammen Kaffee gemacht oder für Lily eine warme Schokolade, weil sie Kaffee nicht mochte, hier hatte ich ihr das erste Mal beim Schlafen zugesehen und ihren Anblick kurz nach dem Aufwachen erleben dürfen. Kaum zu glauben, wie schnell es Lily und mir gelungen war, diesen Raum mit Erinnerungen zu füllen, dachte ich ungläubig, als ich langsam nach meiner Freundin in das Zimmer ging.
Es hatte immer noch denselben Eindruck auf mich wie vor fast einem Jahr, als Dumbledore es uns zum ersten Mal gezeigt hatte: Es war wahnsinnig gemütlich. Die Drehstühle faszinierten mich noch heute und die kleine Eckküche hier hatte uns schon so manchen Gang in die Küche erspart. Dieser Raum war so perfekt für uns zwei, ein kleiner Zufluchtsort, weil ihn niemand Anderer benutzen durfte (außer die übrigen Rumtreiber, aber das hatte ich gegenüber Lily oder McGonnagal oder Dumbledore nie für nötig gehalten, zu erwähnen).
Ich mochte ihn. Ich mochte ihn wirklich, vor allem den gigantischen Ausblick auf die Ländereien von hier, das Sofa, einfach alles. Und vor allem die ganzen vergangenen Situationen, die zwischen uns herumflirrten - aber nicht nur die Friede-Freude-Eierkuchen-Momente, sondern auch die heftigen Streitereien und Diskussionen...
___ 15.05.1978 | 7. Schuljahr ___

Es war Dienstag. Ich war auf dem Weg zum Schulsprechersaal und versuchte möglichst nicht an Lily zu denken, damit ich nicht vor Wut abhob und mit dem Kopf an die Decke stieß. Oder platzte, oh Merlin, die Sauerei wollte bestimmt keiner wegwischen. Oder vielleicht rastete ich einfach nur vollkommen aus und lieferte mir mit den Rüstungen den Wettkampf schlechthin. Jedenfalls, keine von diesen Optionen erschien mir sonderlich erstrebenswert, obwohl Schweben ohne Besen sicherlich auch seinen Reiz hatte. Aber nein, da bemühte ich mich doch lieber, meine Gedanken mal wieder zu kontrollieren, aber wie schon so oft, musste wohl auch ich bald einsehen, dass das einfach keinen Sinn hatte: Sie flogen. Sie flatterten frei herum, bestimmten selbst, in welche Richtung der Wind sie trug und in meinem Fall landeten sie alle bei Lily. Egal wo ich ansetzte - bei dem heutigen ekligem Mittagessen (Nierensteakpastete) und Moony's aufleuchtendes Gesicht, bei meinem Verwandlungsaufsatz oder bei dem finalen Quidditchspiel in ein paar Wochen - ich gelangte immer wieder zu ihr. Ich stellte mir zum Beispiel plötzlich ihr Gesicht vor, wenn sie die Nierensteakpastete erblickt hätte, oder ich überlegte, ob ich nicht Lily fragen sollte, ob sie mir bei meinem Aufsatz „half“, weil Moony schon erfolgreich abgeblockt hatte und ich bei ihr viel wirkungsvollere Methoden der Überredung einsetzen konnte, als bei ihm, oder ich dachte darüber nach, ob Lily wohl heute Nacht wieder bei mir schlafen würde und ob ich so vielleicht mal wieder von etwas träumen würde, in dem Quidditchstrategien nicht vorkamen - und dann fiel mir wieder ein, dass sie sich schon tagelang nicht mehr in meinem Schlafsaal hatte blicken lassen, dass sie mir wohl nur mein Verwandlungsbuch an den Kopf werfen würde, wenn ich es auch nur wagen sollte, sie zu fragen, und mit all dem fiel mir auch wieder meine Wut ein, die ständig in meinem Hinterkopf pochte, selbst wenn ich gerade versuchte, McGonnagal zuzuhören oder Filch einen Streit spielte, immer.
Die Rumtreiber waren der Meinung, wir waren albern. Ehrlich gesagt, brauchte ich selbst immer ein wenig, bis mir wieder einfiel, warum wir eigentlich nicht mehr miteinander sprachen (überhaupt nicht mehr! Wir stritten nicht einmal, und das war echt schon eine Leistung; Hogwarts hatte sich wohl noch nie so sehr gelangweilt wie in letzter Zeit). Aber dann war es wieder da, alle Streitereien, alle Situationen, alle Vorwürfe und wütende Sätze.
Es hatte eigentlich ganz harmlos angefangen. Wir verbrachten immer weniger Zeit miteinander, höchstens noch nachts, aber da schliefen wir beide immer so schnell ein, dass für ein Gespräch kaum noch Zeit blieb. Morgens war jedes Mal so ein Chaos im Schlafsaal, dass wir wieder nur ein paar Sätze wechselten, genau, wie am gesamten restlichen Tag. Ich bemerkte es kaum, aber ich wurde immer gereizter durch den fehlenden Kontakt mit ihr und freute mich schon seit gefühlten Jahren auf diesen einen Nachmittag, an dem ich davon ausgegangen war, dass sowohl Lily, als auch ich Zeit hatte. Allerdings dachte ich das nur. Denn als sie in den Gemeinschaftsraum hereinkletterte, steuerte sie nicht auf mich, ihren Freund zu, nein, sondern auf Moony und Finn, die an einem Tisch saßen, ihre Bücher aufgeschlagen vor ihnen.
Der erste Streit zu diesem Thema. Aber wie denn auch nicht: Wir hatten ohnehin schon kaum noch etwas miteinander zu tun, und dann setzte sie sich nicht einmal mehr zu mir? Ihren Behauptungen daran lag das nur daran, dass sie Moony nach irgendeinem Stoff in Verwandlung fragen wollte, aber warum sie das nicht auch wann anders hätte machen können, wollte ich partout nicht einsehen. Und so ging das immer weiter: Wenn ich mit Ian und Phillip etwas wegen Quidditch besprechen musste und deswegen keine Zeit für sie hatte, beschwerte sie sich und erinnerte mich daran, dass ich selbst wegen genau so einer Situation ein riesen Theater veranstaltet hatte, was natürlich nur dazu geführt hatte, dass wir uns wieder minutenlang einfach nur angeschrien hatten. Eine richtige Versöhnung zu dem Thema gab es irgendwie nie, wir machten einfach weiter wie zuvor, obwohl ich zunehmend genervter von Lily war und sie offenbar von mir auch. Wir stritten plötzlich nur noch, selbst in den wenigen Minuten am Morgen, am Frühstück, sie warf mir immer vor, dass ich all unsere Zeit sinnlos verstreichen ließ und sie an Andere verschenkte und ich ihr. Irgendwann tauchte sie nachts nicht mehr in meinem Schlafsaal auf, das machte mich richtig richtig wütend, wir stritten noch einmal und - Stille. Eiskalte Stille. Als wäre wieder Winter; der Wind brachte die Kälte in das Schloss, umhüllte mich, bis in mir alle Wunderkerzen erloschen und da nur noch Kälte war.
Vielleicht hatten die Rumtreiber Recht, vielleicht benahmen wir uns wirklich dämlich und vielleicht war mir das auch schon lange klar, aber... Es war so schwierig, jetzt, wo Funkstille zwischen uns war, absolute Funkstille. Ich konnte nicht einfach die Tür zwischen uns öffnen und sie mit offenen Armen und einem breiten Lächeln empfangen, das ging einfach nicht. Seufzend schüttelte ich den Kopf, fluchte, weil ich schon wieder bei meinem absolutem Lieblingsthema angelangt war und öffnete die Tür zum Schulsprechersaal. Und dachte einen Moment ernsthaft über die Frage nach, ob ich jetzt vollkommen verrückt geworden war, denn die Person, um der alle meine Gedanken kreisten, saß komischerweise auf dem Sofa.
Lily.
Überrascht sah sie auf, doch als sie mich erkannte, zogen sich lediglich ihre Augenbrauen zusammen. Die Ruhe selbst, als würde nicht gerade ihr Freund vor ihr stehen, mit dem sie seit Wochen kein Wort mehr gewechselt hatte, nahm sie die ganzen Zettel vom Tisch, richtete sie auf und klopfte mit dem Stapel so auf den Tisch, dass alle deckungsgleich aufeinander lagen.
Ich schluckte, blieb im Türrahmen stehen... und da war sie wieder: Nicht nur in meinem Hinterkopf, sondern überall, in meinen Adern, in meinem Kopf. Die Wut.
„Was machst du hier?“, fragte ich angriffslustig und Pad, Wormy und Moony wären vermutlich mit Freudenschreien aufgesprungen, wenn sie mitbekommen hätten, dass wir wieder miteinander kommunizierten.
„Meine Arbeit“, entgegnete Lily und schenkte mir, störrisch wie sie war, keinen Blick. „Heute ist Dienstag. Das ist MEIN Tag.“
Bitte? „Du verwechselst das was. Heute bin ICH dran“, widersprach ich.
„Dienstag, James.“ Sie würgte meinen Namen heraus, als würde sie es hassen, dass sie ihn aussprach. Wie war das, sie liebte meinen Namen? Klang gerade nicht so. „Hau ab.“
„Und wann, deiner heiligen Meinung nach, wäre ich dann bitte dran?“, wollte ich verärgert wissen, schließlich hatte sie ja offenbar so eine gute Übersicht über unsere Arbeitseinteilung.
„Morgen. Übermorgen. Wann du willst. Aber nicht jetzt.“ Wow, endlich guckte sie doch zu mir hoch, ärgerlich, aber immerhin.
Meine Augen verengten sich. „Morgen und übermorgen hab ich aber keine Zeit.“
„James. Bitte. Geh einfach raus. Oder, von mir aus, mach du's fertig, dann kann ich solange was anderes machen“, schlug Lily vor und stand auf. Ich sagte nichts, wartete ab, wusste selbst irgendwie nicht so ganz, auf was eigentlich: Dass Merlin's Stimme über unseren Köpfen erklang und uns dazu aufforderte, unsere Dummheit niederzulegen? Wohl kaum. Aber vielleicht unternahm Lily ja irgendwas; hieß es nicht immer, der Klügere gab nach? Ich schluckte, starrte sie an, aber stur sah und ging sie an mir vorbei, sodass mein Blick keine Möglichkeit gehabt hatte, ihrem zu begegnen.
Und da war er plötzlich. Ein Impuls, urplötzlich. Ich wusste auf einmal einfach, dass ich es nicht mehr aushielt, dass diese Situation einfach total bescheuert war und ich es ändern wollte. „Lily?“, sagte ich unvermittelt, mit so vielen Worten im Kopf, die alle nicht die Richtigen zu sein schienen.
„Was?“ Sie klang unfreundlich, aber sie blieb dennoch stehen, nur ein paar Schritte von der Tür entfernt. Sie drehte sich um und endlich traf ihr Blick meinen: Sie guckte mich an, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, als kämen auch ihr alle möglichen Sätze, die dieses Universum zu bieten hatte, irgendwie falsch vor.
Ich holte tief Luft, fuhr mir durch die Haare. „Ich -“ … Hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, obwohl so viele Möglichkeiten wie Pinguine in mir drin mit den Flügeln schlugen, versuchten, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und doch nicht die Kraft hatten, sich selbst in die Lüfte zu schwingen und zu fliegen. Ich brach den Satz ab. „Wir könnten uns die Arbeit teilen. Dann sind wir schneller fertig.“
Ich war ja sowas von bescheuert stolz, wirklich. Was war eigentlich so schlimm an den Sätzen: „Es tut-“ Hm. Aber was sollte mir auch schon Leid tun, für was sollte ich mich entschuldigen? Meine Hand fuhr wieder in meine Haare, als Lily schließlich unentschlossen nickte.
„Wenn du meinst...“ Vorsichtig setzte sie wieder einen Fuß in den Türrahmen. Wenn ich so weiter machte mit meiner Gewohnheit konnte ich meine Hand gleich in meinen Haaren liegen lassen, dachte ich ärgerlich und setzte mich auf's Sofa. Lily kannte mich; sie wusste, in welchen Situationen ich mir durch die Haare fuhr: Wenn ich nervös war, unsicher oder wenn mir etwas peinlich war, zum Beispiel, und bei Merlin, sie sollte wirklich nicht merken, was gerade in mir vorging.
Und... Was sollte das eigentlich? War ich noch blöder als ich bisher geglaubt hatte? Was versprach ich mir von der Aktion? Wir würden uns wieder anschweigen. Oder anschreien. Oder nur von dem Schulsprecherzeug faseln. Ich verkniff mir ein Seufzen und beobachtete Lily, wie sie sich gerade so an die Kante des Sofas setzte, dass sie nicht herunterfiel. Oh Merlin, was machte ich hier eigentlich.
„Also.“ Lily streckte sich und nahm zwei Briefe in die Hand. „Hier sind zwei Schüler, die sich beschweren, dass in Kräuterkunde zu viel Theorie und zu wenig Praxis gemacht wird - Da können wir nicht wirklich was ändern, oder? Und hier-“ Sie reckte sich wieder und griff nach einem weiteren, „Steht drin:
("Ich werde von der Frau Rhein gemobbt. Anonym." )
„dass ein paar Fünftklässler aus Slytherin es wohl auf drei Zweitklässlerinnen aus Hufflepuff abgesehen haben, da sollten wir dringend mal nachgucken, hm?“ Stirnrunzelnd und besorgt sah sie mich an und ich konnte es kaum fassen, wie gut sie sich auf das Zeug konzentrieren konnte, wo ich doch immer noch neben ihr saß. Wie machte sie das? Also ganz offensichtlich konnte ich das nicht.
Plötzlich jedoch schien Lily etwas einzufallen. „Aber, hey, überlass das besser mir, oder ich muss dir deinen Zauberstab wegnehmen bevor ich dich zu den Slytherins lasse.“ Slytherins? Was? Warum? Irritiert sah ich sie an und schloss aus dem Brief in ihrer Hand, dass es damit zu tun hatte - war ja klar gewesen. Sie hatte es sich mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, mir meinen Zauberstab zu entwenden, damit ich ihr nicht in die Quere kam, wenn sie das Problem wie eine 'verantwortungsvolle und gute Schulsprecherin' lösen wollte. Und leider war diese Taktik ziemlich wirkungsvoll.
Ich sah sie böse an, als sie bei dem Gedanken schon fast leicht grinste. „Ich wette, es ist effektiver, wenn ich meinen Zauberstab mitnehme.“
„James. Wir sollen Vorbilder sein“, ermahnte Lily mich und schmiss die Briefe wieder auf den Tisch. Vorbilder. Ich verdrehte die Augen, denn wenn wir das wirklich hätten sein sollen, hätte Dumbledore mich nicht zum Schulsprecher ernannt. Doch Lily damit zu konfrontieren, hielt ich momentan nicht für sehr intelligent, vor allem, da mir ein noch ein Streit zu diesem Thema nicht sehr verlockend erschien, wo sie doch schließlich gerade ganz aufs Sofa rutschte, die Beine abwinkelte und mich ansah. Einfach nur ansah.
Ich mochte das nicht. Es verleitete mich dazu, wieder nachzudenken, nachzugeben, irgendetwas zu unternehmen, gegen diese beschissene Situation.
Ich schluckte. Solche Stille war alles Andere als beruhigend. Sie störte, ließ einem keine Ruhe, wie ein kratziger, unangenehmer Pullover, den man aber auch nicht ausziehen wollte, weil es so kalt war. Aber in meinem Fall sollte ich ihn aufziehen, musste ich vielleicht. Ich war ja klug. Und der Klügere gab nach. Also... war daran überhaupt nichts schlimmes.
Ich gab mir einen Ruck. „Lily? Irgendwie find ich mein Halb-Single-Dasein ziemlich... bescheuert“, machte ich zögerlich den Anfang und betete, dass Lily sich mir freudestrahlend um den Hals warf und uns die ganzen letzten Wochen wortlos vergessen ließ.
Aber von wegen; langsam sollte ich mich wirklich von solchen wundervollen Vorstellungen verabschieden, ihnen etwas zu Essen mitgeben und sie dann wegschicken, ihnen noch lange nachwinken und dann schließlich den Tränen nahe wieder in das Haus zurückgehen.
Denn Lily verdrehte nur die Augen. „Dann sag mir, dass es aus ist und genieße die Vorzüge des Ganz-Single-Seins“, entgegnete sie, so sicher und sorglos, lächelte sogar leicht, als wäre es ihr egal. Oder... als wäre sie sich absolut sicher, dass ich es ohnehin nicht machen würde, egal, wie sehr sie mich jetzt auch provozieren sollte.
Ich schwieg und verfluchte sie innerlich. Sie ließ mich absichtlich so lange zappeln, ganz bestimmt; ich hatte schon den ersten Schritt gemacht, aber es reichte ihr immer noch nicht.
Ich hasste sie. Wirklich.
Aber anstatt ihr das zu sagen, zwang ich mich dazu, deutlicher zu werden. „Und wenn ich lieber die Vorzüge des Ganz-Vergeben-Seins genießen würde?“ Zögerlich sah ich sie an, doch Lily grinste nur.
„Welche Vorzüge? Die, dass wir uns anstatt anschweigen anSCHREIEN?“
„Ich dachte eher daran, dass ich mich nicht weiter um nächtliche Gesellschaft in meinem Bett kümmern muss, aber deinen Punkt sollte man auch berücksichtigen“, entgegnete ich, ebenfalls grinsend.
Ein böser Blick folgte als einzige Reaktion.
„Was?“ Mein Grinsen wurde breiter. Sie schlug mich.
„Hey!“ Ich musste lachen. „Ich weiß echt nicht, was für ein Problem du jetzt schon wieder hast.“ Aber ich wusste, dass ich genau das vermisst hatte: die schnelle Konversation zwischen uns, ein Mädchen, das mit mir mithalten konnte, dass so abwechslungsreich war, wie nur Lily es sein konnte, die meinen Tag irgendwie ereignisreicher machte und der es gelang, tausend verschiedene Emotionen in mir hervorzurufen. Ich lächelte, als mir klar wurde, wie gut es eigentlich tat, wieder mit ihr zu reden.
Im Gegensatz zu Lily. Die schenkte mir lediglich einen finsteren Blick. „Du bist ein totaler Trottel“, stellte sie fest.
„Aber ein gutaussehender, charmanter und unwiderstehlicher Trottel.“
„Ha. Hättest du wohl gerne.“ Sie verschränkte die Arme, ich verdrehte die Augen.
„Zumindest für 99,5 Prozent der weiblichen Bevölkerung hier“, lenkte ich resigniert ein. Hallo? Da tat ich schon den ersten Schritt und sie ging kein bisschen darauf ein. Warum sagte sie nicht einfach: „James, quäle dich nicht, Schwamm drüber?“, sondern ließ mich zappeln? Ah, ich hasste unsere Gesellschaft mit dieser Vorliebe zum Zappeln-Lassen. Was hatte es eigentlich für einen Sinn, so unnahbar zu wirken, was erreichte man damit? Höchstens, dass man irgendwann unnahbar wurde. Oh Merlin, was genau an unseren Gesprächen hatte ich noch einmal vermisst?
Ich spürte, dass Lily mich ansah und drehte den Kopf zu ihr und tatsächlich, ihr Blick lag auf mir, ihr Mund öffnete sich, schloss sich, immer wieder, bis sie sich schließlich endlich entschied, vielleicht aber auch einfach drauf lossprach. „Man. Ich sollte die Tage, in denen wir uns anschweigen echt genießen, denn... Ich hasse es, wenn, wenn...“ Sie sah nach unten, schien total verwirrt. „Ich wieder so... sinnloses Zeug rede. Aah. Ich hasse es.“ Ärgerlich, unwirsch sah sie zu mir hoch, hielt mich in all dem Grün fest.
Verwirrt starrte ich sie an. „Sollte ich dieser Aussage jetzt irgendwas entnehmen können?“
„Ja.“ Böser Blick. „Dass du verwirrend bist.“
„Sieh dich an.“
„Nein.“ Provozierend sah sie mich an und leider war mir schon vor längerer Zeit bewusst geworden, dass ich für Provokation recht anfällig zu sein schien: Ich wurde wieder wütend.
„Typisch. Mich wieder beschimpfen, aber fest der Ansicht sein, selbst vollkommen perfekt zu sein.“
„Ich bin nicht perfekt!“, widersprach Lily, offenbar fast beleidigt von dieser Annahme.
„ICH weiß das.“ Von Perfektion war sie wohl noch weit entfernt, bei Merlin.
„Du bist auch nicht perfekt“, motzte sie und funkelte mich wütend an.
„Aber fast.“ Ich grinste wieder, allerdings nicht so, wie ich grinste, wenn ich amüsiert war, sondern eher herablassend, vielleicht sogar - ja, meinetwegen, vielleicht arrogant.
„Nein. Guck deine Haare an. Du bist genauso... unordentlich, und verstrubbelt und... wuschelig wie DIE“, behauptete Lily und brachte mich ja mal sowas von durcheinander.
„Ich bin WUSCHELIG?“ Total vor den Kopf gestoßen starrte ich sie an, als wäre ihr gerade ein wunderschöner, bunter Regenschirm in allen Regenbogenfarben aus dem Ohr gewachsen. Ich meine - Bitte? Was sollte das denn heißen?
Doch Lily ließ sich nicht beirren. „Ja.“
„Du spinnst“, bemerkte ich irritiert, noch verwirrter, als sie mich plötzlich zuckersüß anlächelte.
„Das ist das Schönste, was du je zu mir gesagt hast“, behauptete sie, strahlte mich kontrolliert an und lachte bei meiner überraschten Mine.
Ich bemühte mich, meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bekommen. „Ich werds mir merken“, entgegnete ich betont spöttisch.
„Sag das nochmal.“ Sie kniete sich vor mich, lächelte mich an, sodass ich schon fast ohne Widerworte ihrer Bitte nach kam, doch rechtzeitig viel mir ein, dass wir uns leider immer noch in unserem typischen Wettstreit befanden.
„Nein“, sagte ich daher aus Protest, musste aber plötzlich trotzdem grinsen. Wir waren auch echt bescheuert.
„Biiiiiiitte“, fuhr Lily fort, sah mich mit großen Augen an, so nett und harmlos und unschuldig, so überzeugend gut, wie nur sie es hinbekam, bei Merlin. Ja, diese bescheuerten und total unnachvollziehbaren Anfälle, die sie hier und da mal bekam, hatte ich ganz eventuell auch vermisst.
Ich schaute sie erwartungsvoll an. „Was krieg ich denn dafür?“
Sie überlegte. „Kommt drauf an, wie gut du es machst. Du musst es richtig betonen. So: Du SPINNST.“ Ihr Grinsen wurde breiter, ihre Augen funkelten, als hätte ihr unser Wettstreit auch wirklich gefehlt, als genoss sie es ebenso wie ich, dass wir endlich wieder Sätze miteinander wechselten.
Ich grinste ebenfalls. „Erst, wenn ich weiß, was dabei für mich herausspringt“, stellte ich klar und als sie die Beine über die Lehne streckte und Kopf und Schulter an meine lehnte, vergaß ich einen ganz kurzen, kleinen Augenblick sogar, dass ich ja eigentlich noch sauer auf sie war.
„Ich kann damit leben, wenn du es nicht sagst“, ließ mich Lily wissen. Wie es schien, nicht nur damit.
„Offenbar ja auch damit, dass ich wieder Single bin - werde - was auch immer“, stellte ich fest, ärgerlich, weil sie mich so zappeln ließ und mir nicht einfach verzieh (auch wenn es ohnehin nichts zu verzeihen gab!)
Lily drehte ihren Kopf zu mir, sah mich von unten an, ganz anders plötzlich. Das Funkeln war verschwunden, auf einmal war da nur noch Vorsicht und Unsicherheit zu erkennen, vielleicht ein wenig Schüchternheit. „Nein?“
Eigentlich löste sich in mir bei diesen Worten ein ganzer Haufen Luftballons, eigentlich rollten gerade ein Dutzend Steine von meinem Herzen herunter, eigentlich war das der Punkt, an dem auch ich einlenken sollte. Ja, eigentlich.
„Klang vorher aber noch anders“, war allerdings das Einzige, das von mir kam. Ich hätte mir im selben Moment in den Hintern treten können. Warum, warum war ich einfach nicht dazu fähig, so zu reagieren, wie ich es von Lily erwartete? Warum nicht? Ah. Ich hasste mich.
„James?“
„Hm?“
„Wir haben zu wenig Zeit“, sagte sie leiser, unzufrieden, und zog ihre Knie wieder an, als wäre ihr kalt.
Falsche Worte. Wir hätten das Thema umgehen sollen, nicht wieder alles aufwühlen, uns auffordern, all unsere Vorwürfe und Argumente zu wiederholen; aber vergebens. Ich konnte mich selbst nicht mehr aufhalten.
„ICH war nicht derjenige, der das letzte bisschen Zeit zuerst mit Anderen verbracht hat“, erinnerte ich sie, in dem Versuch, mehr wütend als verletzt zu klingen.
„Ich wollte nur HAUSAUFGABEN machen! Und ich wusste genau, dass das besser geht, wenn ich möglichst weit weg von dir sitze! Ich konnte ja nicht wissen, dass du daraus gleich so ein Drama machst!“ Jetzt war sie wieder wütend; vielleicht sogar verletzt, obwohl, nein, sie war nur wütend, ganz bestimmt. Na klasse, hatten wir ja super hingekriegt.
Auch ich wurde lauter. „DRAMA? Tut mir Leid, dass ich Zeit mit meiner Freundin verbringen will! Ist das so falsch?“
„Hey, darf ich dich dran erinnern, dass DU derjenige warst, der lieber stundenlang mit Phillip und Ian noch irgendeinen theoretischen Spielzug durchgehen wollte, als mit seiner "Freundin" Zeit zu verbringen?“, erwiderte Lily bissig, doch selbst ich konnte nicht leugnen, dass Traurigkeit in ihrer Stimme bis zu mir durchdrang. Doch ich ignorierte es eisern.
„Das gehört zu meinen Aufgaben als Mannschaftskapitän!“, verteidigte ich mich fassungslos, wie jedes Mal bei dieser Anschuldigung. „Soll ich das Team jetzt etwa im Stich lassen, nur weil ich eine Freundin hab? 'Hey, Jungs, überlegt euch selbst, wie ihr gegen Ravenclaw gewinnt, ich mach lieber mit meiner Freundin rum' oder was?“
Lily's Augen verengten sich. „Du bist so ein Arschloch.“ Und sie klang wie ein kleines Mädchen.
Ich starrte sie an. „WARUM?“, schrie ich jetzt richtig wütend und doch konnte ich nicht verleugnen, dass das getroffen hatte. Bum, versenkt. Schiff sinkt.
Ich hatte Schiffe versenken schon immer gehasst.
Doch Lily schien überhaupt nicht zu bemerken, dass sie mich irgendwie mit ihren Worten verletzt hatte. Wie denn auch, war ja nur ich, James Potter, mit dem konnte man ja so umgehen, war ja nur ein gefühlloser Holzklotz, der ihrer Meinung nach offenbar nicht einmal mehr physischen Schmerz wahrnehmen konnte, denn wie von Sinnen begann sie, mit ihren Fäusten auf mich einzutrommeln. „Weil - du - gemein - bist! Du bist so gemein!“
„HEY!“ Ich packte ihre Handgelenke, sah sie an, als wäre sie verrückt, und bei Merlin, das war sie auch. „Du spinnst, du bist vollkommen IRRE! Was bitte hab ICH denn angestellt?“
„Du - du - MAN! Ich hasse das! Wir müssen beide die ganze Zeit versuchen, uns, uns - "fertigzumachen", das ist - das ist doch nicht mehr NORMAL!“
„Fertigmachen? Was hat das mit fertigmachen zu tun?“
Wütend sah sie mich an, als würde ich mich absichtlich dumm stellen. Nein, tut mir Leid, war alles angeborene Beschränktheit.
„Du weißt genau, was ich meine!“, unterstellte sie mir zornig. „Wir sind beide so - beschissen stolz, keiner will zuerst aufgeben, und ich - ich HASSE das! Merlin! Wir hätten es so leicht, aber nein, weißt du, wir schaffen es immer, IMMER, uns irgendwie Probleme zu machen! Wir sind dumm! Dumm!“ Das traf es wohl so ziemlich auf den Punkt, aber die Art und Weise, wie und die Tatsache, dass sie gerade irgendwie richtig ausrastete, wie ich es noch nie erlebt hatte, irritierte mich ein wenig. Was mir allerdings nichts von meiner Wut nahm.
„Wenn du das so hasst, kannst du doch einfach als erste nachgeben“, schlug ich daher knurrend vor, erhielt als Antwort allerdings nur ein sofortiges „Nein.“
„Das soll ICH also machen?“, wollte ich wissen; meine Stimme wurde schon wieder lauter. Lily hatte Recht, wir waren wirklich dumm und wir schafften es wirklich immer, uns Probleme zu machen. Plötzlich hatte ich gute Lust, auch auf irgendetwas einzutrommeln.
Lily überlegte. „Wir zählen bis drei und dann geben wir gleichzeitig auf?“, schlug sie vorsichtig vor. Das - MERLIN, was war so schwierig daran, einfach einmal nachzugeben? Was?
„Hey, ich HAB schon den ersten Schritt eben gemacht!“, erinnerte ich sie.
„Hast du gar nicht!“
„Doch! Ich hab dich gefragt, ob wir die Arbeit zusammen machen, das IST der erste Schritt!“
Sie verdrehte die Augen, guckte mich an und hob schließlich einfach ihre Hand. „Eins...“ Sie streckte einen Finger. „Zwei...“ Der zweite Finger erschien. Bitte? Was verstand sie an meiner Entscheidung nicht? Sie sollte nachgeben, aus.
„Nein“, sagte ich klar und deutlich, verschränkte die Arme und fing mir so einen bösen Blick ein.
„Was willst du von mir hören?!“
„Keine Ahnung!“, rief ich aufbrausend. „Vielleicht ja mal eine Entschuldigung, ohne darauf zu bestehen, dass ich mich - total UNNÖTIGERWEISE - auch entschuldige!“
„Weißt du was? Ich glaub, Dienstag ist doch dein Tag. Ich lass dir die Arbeit wohl besser mal alleine.“ Lily stand auf.
Bitte, was?
„Gerade eben meintest noch, du hasst es, dass keiner von uns nachgeben will, aber selbst machst du's auch nie!“, rief ich wütend. Was war so schwer daran, verdammt nochmal?
„Wenn du ein bisschen, ein BISSCHEN netter wärst, kein Problem“, brachte sie zwischen zusammengebissen Zähnen heraus, ging mit polternden Schritten und knallte hinter sich die Tür zu, ließ uns beide so dumm und bescheuert und stolz zurück wie zu Anfang.
Na klasse. Da hatte ich jetzt meinen Stolz behalten, und? Hatte das irgendetwas verbessert?
Fluchend trat ich gegen den Tisch vor mir. Und fluchte noch lauter.
_____


~*Lily*~

___ 21.06.1978 | 7. Schuljahr ___

Ich hasste James. Ich hasste ihn. Ich hasste mich, ich hasste unseren unglaublichen Stolz und meine Freunde, die es einfach nicht lassen konnten, mich Sekunde für Sekunde damit zu nerven, wie stur und dumm wir beide eigentlich waren.
Ich hasste meine Gedanken. Die, in denen ich mir selbst Vorwürfe machte und die mich daran erinnerten, dass es James vielleicht auch nicht gefiel, so, wie es jetzt war, waren schlimmer als die, in denen ich James verfluchte; das war einfach, das konnte ich. Damit konnte ich umgehen, besser als mit den leisen Zweifeln und - und diesem Gefühl, mit dem ich einschlafen musste. Ein Gefühl, das mich beinahe schon wieder wütend auf James gemacht hätte, weil - es noch nie dagewesen war, bis er aufgetaucht war, und weil es schrecklich war. Das Gefühl, alleine zu sein, und auch noch selbst dran schuld zu sein. Ich wusste nicht, was zwischen uns war, getrennt waren wir (hoffte ich zumindest... irgendwie...) nicht, aber richtig zusammen auch nicht wirklich. Und der Gedanke gefiel mir gar nicht, und die Tatsache, dass ich jeden Abend alleine in meinem Bett schlafen musste und es Freya war, die mich aufweckte und nicht James' Lippen, gefiel mir noch weniger. Wie gesagt, ich hasste so ziemlich alles.
Noch wütend über den letzten Versuch von Freya, mich umzustimmen („Ich sag's dir, Lily, wenn ihr euch nicht bald wieder einkriegt, verkuppele ich dich mit dem erstbesten Typen, den wir im Gang treffen!“) stürmte ich aus dem Schloss und lief hinunter zum See.
Es wunderte mich ein bisschen, dass sich kaum Menschen am See befanden, jetzt, wo es endlich wärmer wurde - Aber als ich erkannte, wer zwischen den Bäumen umherstreifte, wurde mir so einiges klar. Avery und Rockwood. Kein Wunder, dass niemand Lust hatte, sich mit denen rumzustreiten. Ich natürlich auch nicht, aber in meiner Wut auf Freya und James und mich und das verdammte UTZ-Jahr und überhaupt alles, kam ich nicht auf die Idee, mich von diesen zwei Knallköpfen abhalten zu lassen, meine Freizeit so zu genießen wie ich wollte. Ohne den beiden Beachtung zu schenken lief ich an ihnen vorbei an den See um meinem Grollen nachzugehen, und mich abzulenken. Ich hatte keine Lust mehr, ständig an Freyas Worte zu denken und mir dann wieder Sachen vorzuwerfen, obwohl - obwohl es definitiv James' Schuld war, oder? Ich meine, er war doch derjenige, der lieber Quidditch machte, als ein paar Minuten mit mir zu reden, aber verlangte, dass ich jede Nacht in seinem Schlafsaal auftauchte, was auch immer er davon hatte. Wir waren ja doch meistens zu müde, um mehr als ein paar Worte zu wechseln, bevor wir einschliefen. Außerdem war es lächerlich, so ein Theater zu machen, nur weil ich die Verwandlungshausaufgabe gewissenhaft erledigen wollte, aber - Merlin.
Vielleicht hatte Holly Recht und ich steigerte mich zu sehr in diese Sache hinein... Aber einen gemeinen Moment lang hoffte ich, dass es zumindest James genauso ging. Ha.
„Hey Rookwood, siehst du das? Unser kleines Schlammblut ist schon wieder allein unterwegs.“
Ich fuhr herum als ich Avery's widerliche Stimme vernahm, meine Hand zuckte zu meinem Zauberstab und eine Sekunde lang war ich einfach nur so wütend, dass ihm am liebsten gleich einen Fluch aufgehalst hätte.
Was für ein beschissener Tag. Ich hätte in die Bücherei gehen sollen. Ich hätte auf Freya hören und mich mit dem nächstbesten Typen verkuppeln lassen sollen. Aber was bei Merlin machte ich hier ganz alleine mit zwei überzeugten Slytherins und einer Wut in der Kehle, die alle meine Worte verschluckte?
Richtig. Verzweifeln.
„Verdammt“, stieß ich hervor und zog meinen Zauberstab, ohne ihnen irgendwas vorspielen zu wollen. „Verpisst euch. Lasst mich in Ruhe.“
„Oh, heute so selbstbewusst?“ Rockwood trat neben Avery. „An deiner Stelle würde ich nicht so frech sein. Schon wieder keine Menschenseele weit und breit.“
Freiwillig würde sich ihre Anwesenheit auch kaum einer antun, der nicht so verbittert und kopflos in der Gegend rumrannte wie ich, dachte ich.
Er breitete die Arme aus, wie um seine Worte zu unterlegen und kam näher, Avery im Schlepptau. Feige Schwachköpfe, das war alles, was mir zu den beiden einfiel. Wenn das alles war, was Voldemort abbekam, konnte er nicht weit kommen. Dumm nur, dass sie sich mit Flüchen auskannten, das war anscheinend das Einzige, was in ihre Köpfe heineinging... Zu meinem Pech.
„Schade, dass Bella den Spaß verpasst.“ Avery spielte mit dem Zauberstab in seinen Händen. In meinem Magen breitete sich ein Gefühl aus, dass ich sonst nur bekam, wenn Freya mir erzählte, sie hätte eine ganz, ganz tolle Idee, wie sie mir helfen konnte. Manchmal würde ich wirklich so weit gehen, zu sagen, dass der schlimmste Teil meiner Problemen immer erst dann kam, wenn Freya und meine anderen Freundinnen versuchten, mir zu helfen.
„Haut ab“, brachte ich ärgerlich hervor; ging aber nebenbei langsam rückwärts vom See weg - damit hatte ich letzten November keine gute Erfahrungen gemacht - und auf das Schloss zu.
„Wir sollten ihr Manieren beibringen. Normalerweise sind Spielzeuge nicht so launisch.“ Rookwood lachte, und in diesem Lachen steckte so wenig - so wenig Achtung vor mir, dass ich automatisch meinen Zauberstab hochriss.
Er konnte mich verachten, wenn er wollte, er konnte mich hassen und als niedrige Lebensform ansehen und mit unschönen Wörtern bedenken, aber wenn schon, dann wenigstens aus guten Gründen.
Ich hatte kein Problem damit, wenn Leute mich hassten - Lukas hasste mich, weil ich eine tolle, dumme, kleine Affäre mit James Potter hinter seinem Rücken gehabt hatte. Das verstand ich, dafür verachtete ich mich selbst ein wenig. Petunia hasste mich auch, weil ich - anders war, und auch wenn das schwer nachzuvollziehen und noch schwerer zu akzeptieren war, konnte ich ihre Gründe wenigstens ein klein bisschen verstehen.
Aber Avery, Rookwood, und all die Idioten? Denen ging es nicht einmal um mich. Denen ging es nicht einmal um Rache, ich hatte ihnen nichts getan, oder Prinzipien. Nein, die beiden hörten das Wort muggelstämmig, Schlammblut, und das reichte ihnen offenbar. Diese wenigen Silben reichten, um ihnen ein perfektes, fertiges Bild von mir zu zeichnen - dass sie nebenbei den überwiegenden Großteil der Menschheit in die gleiche Schublade steckten, interessierte sie nicht. Es - es musste ihnen Spaß machen, mich in die Enge zu treiben und zu verfluchen. Etwas anderes konnte ich mir kaum vorstellen, auch wenn ich es so, so gerne wollte und nachts wach lag, um mir andere Lösungen auszudenken, Entschuldigungen für Menschen, die mich verletzten.
Mein Fluch traf ihn unbereitet und perfekt an der Schulter. Er kippte im selben Moment um, in dem auch Avery zu Boden ging.
Aus Gründen, die ich nicht verstand, die... Oh.
Aus einem Grund, besser gesagt; einem großen Grund, mit wuscheligen, schwarzen Haaren, die Zauberstabhand ausgestreckt und die Augen auf mich gerichtet.
Der Grund, warum ich hier draußen war und vor Wut gleich platzte, und den ich am liebsten schlagen würde.
„DU“, stieß ich erbost hervor und war für einen Moment versucht, ihn auch noch zu verfluchen, auch wenn ich nicht wirklich wusste, woher diese Wut plötzlich kam - eine andere Art von Wut, eine weniger durchdachte als die gegen Avery und Rookwood, eine - wuschelige, wie James' verdammte Haare, die ich schon so lange nicht mehr anstarren hatte können.
„Ein Danke reicht.“ Seine Stimme klang sarkastisch, aber sein Blick ließ mich noch immer nicht los und - und - seine Haare - seine Augen - war das Sorge?
Die Idee, dass ich ihn vermisste, traf mich so hart, wie die Zauber von Avery und Rookwood es nie vermocht hätten. Ich stolperte ein wenig, und es war, als würden sich meine Augen öffnen und über all die unsinnigen Streitigkeiten zwischen James und mir hinwegsehen und nur noch das Wichtige zu sehen... Dass ich ihn vermisst hatte, unglaublicher, ungesunder Weise, dass die letzten Tage die Hölle gewesen waren, dass ich diese brutale Stille, die noch viel schlimmer war als tausend gebrüllte Auseinandersetzungen, keine Sekunde länger mehr ertragen wollte... Und dass ich betete, dass er das auch nicht wollte.
Wie von selbst bewegten sich meine Füße; ohne auf die beiden sich aufrappelnden, unwichtigen Gestalten zu unseren Füßen zu achten rannte ich los und blieb nicht stehen, weil ich Angst hatte, dass ich dann wieder anfangen würde, nachzudenken. Ich rannte vor meinen eigenen Gedanken davon und blieb nicht stehen, rannte beinahe heftig in ihn hinein und so blieben wir irgendwie stehen, nachdem wir ein paar Schritte zurückgestolpert waren.
Ich betete, flehte, ach was, ich würde ihm den Hals umdrehen, wenn er mich jetzt zurückweisen würde... Ich verbarg meinen Kopf an seiner Brust, wollte so viel sagen, und brachte doch nur seinen Namen hervor.
Ob er sich wohl daran erinnerte, was ich immer gesagt hatte? Dass ich seinen Namen mochte?
Er ließ mir kaum eine Nanosekunde des Zweifelns, bis er beide Arme fest um mich schlang und mich an sich drückte. „Alles in Ordnung?“
Seine Worte waren leise, benebelten mich zusätzlich zu seinem Duft, den ich erst jetzt vermissen konnte, da er wieder da war. Ich konzentrierte mich. „Ja. Klar. Danke.“ Ich löste mich ein klein wenig aus seiner Umarmung, gerade so weit, dass ich ihn anlächeln konnte.
Zzzzzzzzzzzzzzp.
„Danke. Und...“ Ich blickte auf den Boden. Was jetzt? Einfach so tun, als sei nichts gewesen? Ihm alles vorwerfen, was mich die letzten Tage so gestört hatte? Oder... „Naja. Tut mir Leid“, sagte ich. Ehrlich. Und sehr zufrieden mit mir und James und dem Gefühl, endlich etwas Wichtiges wiederbekommen zu haben.
„Ich denke mal damit ist nicht die Tatsache gemeint, dass du dein Versprechen gebrochen hast?“ Sein schiefes Grinsen machte es schwer, regelmäßig weiter zu atmen.
„Welches Versprechen?“
„Dass du nicht mehr alleine raus gehst. Ich dachte, ein Ausflug in den See würde dir reichen.“ Aber seine Stimme streichelte durch meine Gedanken und seine Arme hielten mich so fest, dass der Vorwurf kaum hörbar war. Ich musste schlucken als mich der Gedanke, was für ein verdammtes Glück wir eigentlich hatten und wie leichtfertig wir damit umgingen, mich wie ein Hieb traf.
„Du bist Schuld“, sagte ich neckend und grinste ihn an. „Wie immer. Wenn wir... Naja, wenn wir wieder mal so stur sind, fliehe ich an den See.“ Ich zuckte die Schultern und war eine Sekunde ganz gefangen genommen von der Art, wie die Sonne seine Haarstrubbel beleuchtete. „Danke noch mal“, fügte ich schließlich hinzu, weil ich es hasste, wenn er mitkriegte, wie leicht ich mich von Dingen ablenken ließ, die ich normalerweise verfluchte. „Für's Retten.“
Er grinste zurück. „Immer wieder gerne. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob du meine Hilfe wirklich gebraucht hast.“ Eine Hand löste sich von meinem Rücken, er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich wollte auf die Knie fallen und ihn bitten, damit nie, nie, nie, nie wieder aufzuhören, als er plötzlich seufzte. „Mir tut's auch Leid. Ich war ein Idiot“, sagte er auf einmal und sein Blick wurde sehr weich.
„Wusste ich schon“, gab ich zurück und grinste nur. Ich wagte es kaum, ihm in die Augen zu gucken, aus Angst, dann eines der Dinge zu sagen, die mir im Kopf herumschwirrten und die nicht zu mir passten. Das ich glücklich war. Dass seine Haare unglaublich waren. Dass ich es hasste, nicht mit ihm zu reden. Dass ich ihn vermisst hatte.
Er sagte nichts, blickte mich nur weiter an und - und - Auch wenn ich nicht in der Lage war, all die Worte auszusprechen, meine Hände waren offenbar noch dazu fähig, zu handeln - Eine Hand fuhr in seine Haare, meine Zehen streckten sich und meine Lippen streiften seine, eine gehauchte Frage ...
Und die Antwort kaum augenblicklich; er zog mich an sich, küsste mich heftiger, sicherer, als würde er die Frage im Ansatz ersticken wollen, weil sie unsinnig war, weil es nur diese eine Antwort gab und ich nur zu feige war, sie zu denken.
Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzp.
Es war ein bisschen wie heimkommen, so zufrieden und glücklich wie ich die letzten Tage nicht gewesen war. Wir waren dumm gewesen. Es war egal. Wir würden wieder dumm sein. Es war egal, so egal ...
Auf einmal hielten seine Hände mich fester - er hob mich hoch, ohne unseren schon so lange fälligen und guten und Augen-öffnenden Kuss zu unterbrechen; ich schlang meine Beine um seine Hüften und irgendwas in mir zzzzzzzzzzzzpte so enorm, dass mir schwindelig wurde.
„Monny hat Recht“, murmelte James gegen meine Lippen. Mein Gewicht schien ihm nicht viel auszumachen. „Wir sind dumm.“
„Ja.“ Atemlos löste ich mich ein wenig von ihm, zeichnete mit einer Hand die Linien seines Gesichts nach, vorsichtig und aus einem so brennenden Verlangen heraus, dass es schwer war, weiterzusprechen. „Ja“, sagte ich noch mal. „Wirklich.“ Wieder drückte ich meine Lippen auf seine, wieder, noch einmal ... „James?“
„Hm?“ Er machte keine Anstalten, sich von mir zu lösen, was es nicht gerade einfach machte, mich auf meine Worte zu konzentrieren. Ich „Kann ich heute bei dir schlafen?“
So einfache Worte, so eine vorhersehbare Antwort, und trotzdem klangen sie wie ein Zauber und seine Antwort war die einzige Erfüllung. „Ja. Ja, natürlich.“ Seine Lippen streiften meine Wange. „Könnte allerdings sein, dass ich in der Nacht kurz verschwinde. Ist das ein Problem?“, fügte er hinzu.
Ich hätte es wissen müssen. Mit einem bösen Blick schlug ich ihm auf die Schulter - Sollte das weitergehen? Dass wir uns gegenseitig damit drohten, aufzogen, die wenige Zeit, die wir zusammen hatten, an andere zu verschenken?
Aber James' Antwort fiel anders aus. „Hey, das hat nichts mit uns zu tun! Die Jungs und ich hatten heute nur eventuell ´nen nächtlichen Streifzug geplant“, erklärte er und seine Augen - seine Augen. Sie waren so ehrlich und bittend, natürlich machte er das mit Absicht, Bestechung. Trotzdem war ich mir sicher, dass er trotzdem gehen würde - Auch wenn ich etwas dagegen hätte.
Was aber nicht so war; wie könnte ich Remus meinen Freund nennen und ihm diese einzige Linderung, den Spaß mit seinen Freunden missgönnen? Eben. Gar nicht. Auch wenn es mir nicht gefiel, nicht wirklich, und mit jedem Artikel, den ich über Werwölfe verschlang, noch weniger.
„Oh. Hm. Klar“, machte ich und grinste ihn an; ich wollte nicht, dass er meine prozentuale Sorgen bemerkte. „Nimmst du mich mit?“, fragte ich neckend.
Er lachte und küsste mich einen Moment lang. „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht. Pad bringt mich um.“ Er grinste mich an. „Dafür gehört das gesamte Wochenende nach dem Spiel dir. Versprochen. Und alle Nächte zwischendurch.“ Seine Stimme war so schön und seine Worte klangen so verlockend und seine Haare fuchtelten in meinen Gedanken herum, schrien danach, angefasst zu werden ...
„Schön wär's“, war alles, was ich sagte, mir leichter Bedauerung in der Stimme. Ich drückte meine Lippen gegen seine.
„Ich meins ernst“, sagte er und seine Augen strahlten eine so reine Vorfreude aus, dass ich nicht umhin kam um seine Worte zu glauben, oder mir zumindest zu erlauben, sie mir einzubilden. „Nach dem Spiel hab ich kein Training mehr“, fuhr er fort. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, offenbar, als er sich das baldige Ende seiner Quidditchzeit in Hogwarts in Erinnerung rief. Ich strich über seine Wange, wollte keine wehmütigen oder schlechten Gedanken zulassen, nicht die nächsten fünf Minuten. Er grinste ein wenig. „Weißt du wie viel freie Tage das macht?“
Ich musste lachen. Die Vorstellung von mehr Zeit wie dieser, voller luftiger, smartiegleicher Gedanken und aufgekratzten Gefühlen, war so verlockend... Ich strampelte mich aus seinem Griff. „Komm mit.“ Ich lachte wieder, nahm seine Hand und zog ihn hinab zum See.
„Was wird das?“ Er folgte mir, ein neugieriger Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen.
Ich antwortete nicht, vielleicht, weil es nichts wurde, weil ich überhaupt nichts Bestimmtes vorhatte. Das Wasser glitzerte und es war warm, so wunderschön, und ich und James redeten wieder miteinander und Freya und Black würden ja so stolz sein.
Ich blieb stehen, kurz bevor wir das Meer aus funkelnden Wellen erreichten, nahm es hin, dass James beinahe gegen mich geprallt wäre und küsste ihn wortlos, frohlockend,
Zzzzzzzzzzzzzzzzp.
„Wenn es nicht mitten am Tag wäre“, fantasierte ich, nachdem ich mich wieder von ihm gelöst hatte, „würde ich vorschlagen, wir gehen schwimmen, aber so können wir zumindest unsere Füße ins Wasser strecken, hm?“ Ich strahlte ihn an, viel zu guter Laune für einen Nachmittag so kurz vor den UTZs... „Außer du hast noch was vor?“, fügte ich hinzu, auch wenn ich in meinem momentanen Optimismus nicht wirklich erwartete, er würde mich jetzt stehen lassen und ins Schloss zurückgehen.
„Das Spiel ist in zwei Tagen“, sagte er jedoch und fuhr sich mit einer Geste der plötzlichen Nervosität durch die Haare, runzelte die Stirn. „Eigentlich müsste ich mir schon längst irgendwelche Taktiken ausdenken, die Aufstellung der Ravenclaws endlich rauskriegen, mir überlegen, wie-“
Eigentlich hätte ich mir denken können, dass es wenn dann nicht der Schulabschluss, der James Probleme machte, sondern Quidditch. Ich unterdrückte ein Seufzen und beschloss, meine gemeine Seite auszupacken.
Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine, unterbrach seinen Wortschwall und zog ihn an der Hand ein Stück näher an den See. „Komm schon, James“, bat ich und blickte ihn an. „Du bist so gut. Ihr seid gut, okay? Ihr schafft das. Nimm dir mal fünf Minuten -“ Wieder drückte ich meine Lippen auf seine, „Fünf Minuten Zeit. Für mich. Okay?“
Das Lächeln, das sich wie automatisch auf seinem Gesicht ausbreitete, sagte mir, dass ich gewonnen hatte. „Du hast Recht.“ Er verschränkte unsere Finger, vollkommen natürlich, als wäre es gut so, richtig so, ein wenig unausweichlich und küsste mich erneut.
Mein Kopf schwirrte. Hinter James konnte ich wage andere Schüler die Schlosstreppen herunterhüpfen sehen; klar, bei so einem Wetter, würde sich die Wiese am See bald füllen... Und es störte mich nicht. Sollten sie doch gucken und sich ihre Wettschulden bezahlen, weil James und ich uns wieder vertragen hatten - Was interessierte es uns groß. Außerdem war es verschwendete Zeit, irgendwelchen Schülern entgegenzustarren, wenn zwei Zentimeter daneben James' Haare vor dem großen Schloss eine wunderbare Kulisse abgaben. Ich verfluchte meine wirren Gedanken, die ich definitiv nicht so gehabt hatte, als wir uns noch angeschwiegen hatten, und musste aus irgendeinem verrückten Grund strahlen wie ein Idiot. Ohne seine Reaktion abzuwarten schlüpfte ich aus meinen Schuhen, er tat es mir augenblicklich nach und zog mich zum See...
Keiner von uns sagte ein Wort, bis wir all unsere Klamotten hochgekrempelt hatten und schließlich knöcheltief im See standen. Hinter uns lärmten irgendwelche Erstklässler, Vertrauensschüler wiesen sie zurecht und Siebtklässler büffelten vermutlich, und außerdem war ein gewisser Prozentteil der Schülerschaft dort bestimmt gerade damit beschäftigt, James und mich anzustarren, als würden wir gleich explodieren oder als wäre sonst etwas spannendes zu erwarten.
Weder ich noch James achteten darauf. „Lily? Diese paar Tage waren echt wahnsinnig langweilig ohne dich.“ James lächelte mich an.
„Freya, Leah und Holly haben sich schon beschwert“, erwiderte ich und musste lachen. „Weil ich sie mindestens drei mal am Tag zu irgendeiner Aktion überreden wollte, die ich sonst mit dir gemacht hätte.“ Deprimierend, aber wahr. Ich wusste nicht, was ich schlimmer finden sollte - Die Vorstellung, dass ich vor Langweile vermutlich sterben würde, wenn James und ich uns trennten, oder die Tatsache, dass keine meiner Freundinnen bereit war, sich mitten in der Nacht rauszuschleichen, um den Riesenkraken zu erschrecken. Beispielsweise.
Auch James lachte und - irgendwas war wohl falsch mit meiner Sinneswahrnehmung, denn all die anderen Geräusche schienen ein wenig zu verblassen, um der Schönheit seines Lachens Raum zu geben. „Ehrlich, diese bescheuerten Aktionen hab ich vermisst“, sagte er grinsend, den Blick auf das glitzernde Wasser gerichtet. „Du wolltest eigentlich schwimmen gehen, hm?“, fragte er plötzlich und wandte seine Augen wieder auf mich, ein freches Grinsen auf den Lippen.
Meine Gedanken waren noch ganz mit seinem Lachen beschäftigt. „Nicht, wenn so viele Leute hier sind“, sagte ich beiläufig und ein wenig bedauernd, weil das Wasser wunderbar warm war.
„Warum nicht?“
„Weil...“ Ich wand mich unter seinem Blick. Weil man das nicht macht, würde ihn wohl kaum überzeugen. „Weil... Nein. Nicht jetzt, okay?“, sagte ich gedankenlos... Nichtsahnend.
Zu meiner Überraschung schüttelte er den Kopf und sein Grinsen wurde noch breiter. „Gar nicht okay.“ Und bevor ich seine Worte kapieren oder irgendetwas tun konnte, hatte er mich schon hochgenommen, wie ein Baby diesmal, als wäre mein Gewicht nichts - Zumindest nichts, dass ihn davon abhielt, mit mir ins tiefe Wasser zu rennen.
Ich war schon komplett nass, bevor ich auch nur anfangen konnte zu strampeln. „Aah! Nein! Nein! Aufhören!“ Ich wand mich wie verrückt. „Lass mich - runter! Mistkerl!“, stieß ich wütend hervor und war mir für eine Sekunde nur zu deutlich all der Blicke, die sich gerade auf uns richteten, bewusst.
James allerdings lachte nur, aber diesmal hätte ich ihn lieber geschubst, als sein Lachen anzubeten. Tja, so schnell konnte es gehen
„James, verdammt!“ Meine Beine strampelten, wollten sich aus seinem Griff befreien... Und als er plötzlich losließ, fiel ich wie ein großer, perplexer Stein, der es hätte wissen müssen, in das Wasser, das mir auf einmal gar nicht mehr so warm vorkam.
Ich tauchte unter, strampelte mich wieder hoch und schnappte nach Luft, den Kopf voller Rachegedanken. Dieser Idiot wagte es... Eine leise Stimme in meinem Kopf sagte Klasse, jetzt bietest du den neugierigen Holzklötzen am Ufer noch eine richtige Show, aber ich ignorierte sie. Wie eine Furie tauchte ich auf und stürzte mich auf ihn... mit meinem ganzen Gewicht... ein wenig Druck noch... und endlich hatte meine Wucht ihn umgeworfen. Dass er mir dabei gefühlte drei Tonnen Wasser ins Gesicht spritzte, störte mich kaum.
Ich schlug Wasser nach ihm, sobald er wieder auftauchte, und dann nahm ich mir eine halbe Sekunde und war absolut überwältigt vom Anblick seiner Haare. „Das hab ich vermisst, weißt du?“, rief ich über die Wasserspritzer und musste plötzlich so heftig lachen, dass ich nicht mal mehr wirklich in der Lage war, seine Versuche, mich unterzutauchen, abzuwehren.
Zu meiner Überraschung allerdings nutzte er das nicht aus, sondern hörte auf, mich anzuspritzen und schlang seine beiden Arme mich. Verwirrt versuchte ich herauszufinden, ob das ein Trick war, doch plötzlich lagen seine Lippen auf meinen und er küsste mich; heftiger, inniger als vorher. Meine Gedanken waren perplex und kribbelig und unvernünftig und zu langsam, zu schwach, um all meine Gefühle zu verstehen, aber meine Hand hatte schon den Weg zu seinen Haaren gefunden und ich erwiderte den Kuss.
Zzzzzzzzzzzzzp.
Er war es schließlich, der sich von mir löste; allerdings nur, um mich noch kirrer zu machen. „Ich liebe dich, Lily.“ Wieder küsste er mich, und ich musste nichts mehr sagen, denn meine Antwort lag in der Luft und glitzerte wie das Wasser in seinen Haaren.
Die Leute am Ufer konnten nicht noch uninteressanter werden, sollten sie doch starren; sollte Black mich doch später damit aufziehen, sollte Remus doch wissend lächeln, Holly die Augen verdrehen und Freya mich nerven. „James?“
„Hm?“ Er strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht und meine Gedanken legten sich seiner Berührung zu Füßen.
Ich versuchte, mich zu konzentrieren. „Mach die Augen zu“, verlangte ich.
Wie zu erwarten zögerte er, misstrauisch musterte er mich. Ich lächelte nur und dachte an Schokolade, um einen unschuldigen Gesichtsausdruck solange beizubehalten, bis er endlich seine Augen schloss.
Ich grinste. Vorsichtig hob ich die Hand und wuschelte ihm ein wenig durch die Haare, das war ich ihm, mir, schuldig... Und dann, ganz plötzlich, warf ich mich auf ihn und drückte ihn unter Wasser.
Und irgendwie wurde mir erst bei dem Gedanken, wie absurd normal unser Verhalten für mich schon war, klar, wie sehr ich all das vermisst hatte. Ich schrie irgendetwas von Rache, bevor er mich in seinem sofort folgenden Gegenangriff unter Wasser drückte und mit zusammengekniffenen Augen „Ich wusste es“ knurrte.
Und in meinem irren, geblendeten Optimismus war ich sogar beinahe glücklich darüber, unter Wasser gedrückt zu werden. Denn auf das Starren der unwissenden Schüler, die nichts von unserem Wahnsinn verstanden, noch ihn jemals schätzen würden können, konnte ich echt verzichten.


_____

Wir standen vor dem Schulsprecherraum, immer noch, obwohl Freya und all die anderen so gut wie nichts mit diesem Raum verbanden - James und ich umso mehr. Ich wusste nicht, was mich mehr überwältigte; die Zeit, in der wir noch nicht zusammengewesen waren und alles so seltsam - verklemmt und komisch gewesen waren, wenn wir so normal und doch gezwungenermaßen auf engstem Raum zusammen waren und - von meiner Seite aus - mit allen Mitteln versuchten, all das, was zwischen uns war, zu verdrängen, oder doch eher die Zeit in der zwischen uns alles so wunderbar und klar und märchenhaft war? So klar, dass wir uns meistens kaum auf Schulsprechersachen konzentrieren konnten? Oder die Momente, in denen ich am liebsten die Kaffeemaschine nach ihm geworfen hätte, weil ich so wütend war? Obwohl wir uns immer wieder versöhnten, wenn wir zerstritten waren, manchmal sofort in diesem Raum, manchmal aber eben auch erst kalte, leere Tage später... Die Erinnerung war so präsent und als ich zu James hinübersah, war ich mir sicher, dass er auch gerade durch all die Erinnerungen strich, die uns mit diesem Raum verbanden.
„Gehen wir dann mal? Wir müssen noch das Quidditchfeld angucken!“ Freya zappelte an der Tür herum.
„Klar. Quidditch.“ Ich seufzte, um meine offensichtliche Begeisterung über den Zauberersport auszudrücken und ging mit einem letzten Blick auf den Raum, den wir an die Schülersprecher vom nächsten Jahr abtreten mussten, zur Tür.
Natürlich war jedem hier Anwesenden klar, dass ich sogar Zaubereigeschichte spannender fand als Quidditch. Für mich gab es nichts Unverständlicheres als die unheimliche Begeisterung, die sich über das ganze Schloss legte, wenn ein Tor geschossen oder der Schnatz gefangen worden war... Unglaublich. Manchmal war ich wirklich alleine im Schloss oben geblieben und hatte die Ruhe genossen, während sich alle anderen am Feld unten die Seele aus dem Leib plärrten, aber seit ich mit Freya besser befreundet war, hatte sie mich jedes Mal mit runtergeschleppt. Mal ganz davon abgesehen, dass James mich vermutlich umgebracht hätte, wenn ich nicht zu den letzten Spielen gekommen wäre.
Und das letzte Spiel war wirklich ganz interessant gewesen, und irgendwie - peinlicherweise - freute es einen dann ja doch, wenn man als stolzer Gryffindor es den Slytherins auch noch im Quidditch gezeigt hatte... Und die Party danach war auch ganz... äh, bis zu einem gewissen Punkt zumindest ganz lustig gewesen, auch wenn ich mich sonst immer über die illegalen Feten aufregte.
Freya hakte sich bei mir ein und hüpfte mit mir die Treppen hinunter, die Rumtreiber - wie absurd es eigentlich war, dass unser letzter Streifzug durch das Schloss ausgerechnet mit den Rumtreibern gemeinsam vonstatten ging - lachten über irgendwas und Holly versuchte sich verzweifelt von dem Portrait einer alten Frau die offenbar nicht aufhörte, auf Holly einzureden, und weiße Haare hatte, die so lang waren, dass sie andauernd darüber stolperte, loszueisen.
„Passt auf euch auf!“, schrie sie immer wieder, trotz aller Versuche Hollys, sie zu beruhigen. „Die Welt ist viel größer als dieses Schloss!“
„Was du uns wohl am wenigsten bezeugen kannst“, murmelte Black hinter mir.
Keiner sonst antwortete etwas, Freya zog mich weiter auf das Quidditchfeld zu, Holly tauschte schweigend und mit großen Abständen Blicke mit Remus, James starrte jede Rüstung so aufmerksam an, als würde er sie in sich einsaugen wollen und Peter blickte stur und sehr deprimiert wirkend auf den Boden.
Wir passierten Wandvorhänge und hüpften über unechte Treppenstufen - so automatisch, so natürlich, selbstverständlich, als hätten wir die letzten sieben Jahre hier verbracht... Wären zwischen den Fluren hin und her gerannt, wären Stinkbomben der Rumtreiber ausgewichen, hätten jeden Morgen in der großen Halle gefrühstückt, die wir gerade passierten ...
Wie eine vergangene Ewigkeit kam es mir vor, als James und ich hier auf den leeren Tischen getanzt hatten; dabei war es noch nicht mal vierundzwanzig Stunden her. Vierundzwanzig Stunden... Der letzte Tag in Hogwarts war angebrochen und drohte, bald auszulaufen.
Alle blieben wir stehen - bis auf Peter, der mit auf den Boden gesenkten Blick so lange geradeaus weiter stierte, bis er gegen eine Rüstung krachte und schließlich zu uns zurückhastete -, völlig automatisch.
„Eine Schweigeminute für die große Halle“, schlug Freya vor, und ich nickte.
„Für all das Essen“, sagte Black mit genussvollem Gesichtsausdruck.
James lächelte mich an und ich lächelte zurück. Genauso, wie ich die Stufen automatisch übersprang und Abkürzungen durch das Schloss nahm. Ohne nachzudenken, einfach, weil es richtig so war.
Was hatten wir in dieser Halle nur schon gestritten - uns angefaucht, geschrien, mit wilden Gesten Tassen vom Tisch gefegt... Teller geworfen, in meinem Fall. Diskutiert, die Aufmerksamkeit der ganzen Halle auf uns gezogen, McGonnagal genervt und Dumbledore belustigt...
Wie viele Wahrheiten wir uns wohl schon über diesen Tisch ins Gesicht geschrien hatten? Wie viele unbedachte Worte, die wir später bereut hatten? Wie viele Sätze hatten wir gebaut, vorsichtig, neu und ungelenk? Auf der Stelle fielen mir so viele Situationen in dieser Halle ein, dass ich nicht wusste, wo ich beginnen sollte ...


___ 12.01.1977 | 6. Schuljahr ___
„Er ist unglaublich, oder?“
Holly seufzte. „Ja, wirklich, ich fasse es nicht“, sagte sie mit weniger Enthusiasmus, als angebracht wäre.
„Ich meine -“ Ich knisterte mit dem Pergament in meiner Tasche. „Dieser Zettel...“ Holly und mich durchlief gleichzeitig ein sehr mädchenhaftes Kichern.
„... ist wirklich süß, ja“, gab sie zu. „Und schlecht aussehen...“
„... tut er auch nicht.“ Ich grinste breit. „Überhaupt gar nicht. - Lass uns nach dem Essen irgendwas Lustiges machen, ja?“, fügte ich hinzu um meiner euphorischen Stimmung Platz zu machen.
Holly allerdings wirkte weniger begeistert. „Oh nein, muss ich jetzt das Opfer deiner guten Laune sein?“, fragte sie resigniert.
Mein Blick schweifte über die große Halle, hielt nach dem Grund meiner Ekstase ausschau... Mike Thompson. Mein... Freund. Ha. Aber anstelle eines blonden, wundertollen, netten, unglaublich süßen Jungens am Ravenclawtisch erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit.
Oh. Sehr schön. Meine verengten Augen richteten sich wieder auf Holly. „Oh nein. Das erste Opfer meiner guten Laune wird Potter sein“, verkündete ich mit grimmiger Miene und steuerte auf den wirren Haarschopf am Gryffindortisch zu.
„Potter!“ Ich strahlte seine Haare an, als ich mich ihm gegenüber auf die Bank gleiten ließ. Hach, es gab nichts schöneres, als Potter zu ärgern... So lange es nicht ins Gegenteil umschlug und ich schließlich wütend die Konversation beendete. Aber heute würde das nicht passieren. Heute war ich im Vorteil. Und nichts konnte mich aufhalten.
Holly grinste breit, als sie sich neben mich setzte.
Allerdings realisierte ich das nur aus den Augenwinkeln, ich ließ Potter keine Sekunde aus den Augen. Genüsslich sah ich zu, wie er sein Messer in sein argloses Schnitzel bohrte. „Willst du nicht irgendwo anders so dämlich grinsen?“, brachte er schließlich finster hervor, ohne mich auch nur ein einziges Mal anzuschauen.
„Ehrlich gesagt passt es mir hier gerade perfekt.“ Ich schenkte ihm ein breites Ja-ich-bin-mit-Mike-Thompsom-ausgegangen-und-nicht-mit-dir-und-ja-wir-sind-zusammen-und-sehr-glücklich-Grinsen. Ich wusste zwar nicht, was genau ihm an den oben genannten Umständen missfiel, aber schon alleine die Tatsache, dass er nicht gut auf mich und noch weniger auf Mike zu sprechen war, machte mich glücklich. „Na, Potter, soll ich dir erzählen, was mich zum Grinsen bringt?“ Ich lud ein Schnitzel auf meinen Teller.
Er legte sein Messer weg und erwiderte endlich meinen Blick. „Lass mich raten. Der Vollidiot in Person hat etwas damit zu tun“, stieß er hervor, und seine Stimme klang überraschend hasserfüllt, als er von Mike sprach - zumindest ging ich davon aus, dass er ihn meinte.
Was aber nicht hieß, dass ich das auch zugeben musste. Mike und Vollidiot passten meiner Meinung nach ach so überhaupt nicht gut zusammen, und Potter sollte das ruhig spüren. „Black?“, sagte ich überrascht und tat, als würde ich seine Andeutung nicht verstehen. „Nein. Aber ich sollte mich mit dem Essen besser beeilen, damit ich später noch mehr Zeit mit Mike habe.“ In die Ferne lächelnd und seufzend schob ich mir eine Gabel voll Schnitzel in den Mund und feixte innerlich. Black persönlich war gerade nicht anwesend, das würde meine Mission, James Potter auf die Palme zu bringen, nur noch leichter machen.
Zwei Plätze neben Potter saß Freya Johnson - Sie machte mir hinter seinem Rücken das Daumen-Hoch-Zeichen. Ich musste grinsen. Das war typisch für sie.
„Könntest du bitte die Klappe halten? Ich würde bevorzugen, mein Essen nicht gleich wieder auszukotzen“, erwiderte Potter.
Ich legte den Kopf zurück. „Mike“, murmelte ich. Seitenblick auf Potter. „Mihike“, wiederholte ich seufzend, schob mir gedankenverloren eine Gabel in den Mund und blickte dann plötzlich wieder gutgelaunt zu Potter auf. „Schmeckt's dir, Potter?“
Doch offenbar hatte er genug von dem Spiel - Ohne Vorwarnung knallte er seine Gabel auf den Teller und funkelte mich an; er zitterte vor unterdrückter Wut. „Er ist ein verdammtes Arschloch. Noch ... fünf Tage, und du siehst das auch endlich ein“, sagte er bestimmt und beinahe drohend zu mir.
Oh. Wow. Damit hätte ich irgendwie nicht gerechnet. Und plötzlich - plötzlich spürte ich es. Mal wieder. Wie immer.
Ich wurde wütend.
„Im Gegensatz zu dir ist Mike ein netter, intelligenter, höflicher Junge, der übrigens sehr viel hat, was du nicht hast“, giftete ich.
„Du -“ Er stieß ein wütendes Geräusch aus, das vermutlich wenig mit der Verdauung seines Schnitzels zu tun hatte. „Ich hasse dich, Evans.“ Na, das beruhte auf Gleichseitigkeit. „Geh und schwärm jemand anderem von dem absoluten Idioten vor“, knurrte er schließlich und senkte seinen Blick zurück auf seinen Teller.
„Ach, Potter, Probleme mit deinem Selbstbewusstsein?“, stichelte ich.
Okay, es war ein wenig angriffslustig. Und gemein. Aber - Aber ich konnte nicht anders. Es ging nicht. Warum auch immer Potter sich so darüber aufregte, dass ich mit Mike zusammen war, es machte ihn wütend und man konnte ihn prima damit provozieren. Darauf hatte ich schon sehr, sehr lange gewartet.
Plötzlich jedoch drehte er sich vollkommen zu mir und blickte mir offen ins Gesicht. „Okay“, spukte er aus. „Erklär's mir.“
Irritiert blickte ich zurück. „Was? Warum es tausend Gründe dafür gibt, dass du Probleme mit deinem Selbstbewusstsein haben solltest? Gerne. Nichts lieber.“
Zu meiner Verwunderung schüttelte er nur den Kopf. „Nein. Sondern warum du zu ihm ja sagst, während du mir seit Jahren nur ein Nein an den Kopf wirfst!“
Die Frage war an sich leicht zu beantworten, wenn man nur nicht zu viel drüber nachdachte. „Hmmm“, machte ich gespielt nachdenklich. „Mal überlegen. Also.“ Ich starrte ihm in die Augen, während ich die Punkte an den Fingern abzählte. “Erstens: Er ist netter. Zweitens: Er sieht besser aus. Wirklich, Potter.“
„Geht's noch?“, warf er entgeistert ein.
Ich gab mein Bestes, ihn zu ignorieren. „Drittens: Sein bester Freund ist kein sexbesessenes Arschloch. Viertens: Er verwuschelt nicht andauernd seine nervigen Haare! Fünftens - Er hat nicht jeden Tag eine Neue und - und -“ Jetzt konnte ich nicht mehr neutral sein. Wieder mal hatte ich es geschafft, mich durch bloßes Aufzählen von Potter's schlechten Eigenschaften so in Rage zu versetzen, dass ich beinahe anfing, zu zittern.
„Das ist alles total an den Haaren herbei gezogen!“, knurrte er.
„Ist es nicht!“, rief ich laut. „Deine Haare, Black - Es stimmt alles!“ Blind vor Wut funkelte ich ihn an.
„Nein! Du versuchst dir nur ständig irgendwas einzureden!“, sagte Potter eindringlich. „Und Thompson - Er ist ein Arschloch!“
Mir platzte der Kragen. Ich beugte mich vor. „Potter, nur weil dein armseliges -“
„Evans, kriegst du wirklich nicht mit, wie alle anderen über ihn reden? Wenn du so viel Wert auf Treue legst, bist du bei ihm definitiv falsch!“ Er hatte mich rücksichtslos unterbrochen, und genauso gemein und falsch waren auch seine Worte.
Sie stimmten nicht. Er log, er musste lügen, er war James Potter und selbst so ein Herzensbrecher, dass es nicht stimmen konnte, was er über Mike erzählte.
Und doch, für eine halbe Sekunde - Natürlich hatte ich es mitbekommen. Natürlich hörte ich, was die anderen über ihn sagten, ich hatte Mary damals selbst getröstet, als Mike sie... Aber... Der Brief in meiner Tasche... Mike würde nicht... Nein. Das war eine Masche Potter's, mich zu verunsichern und zu quälen, welches Interesse er auch immer darin hatte, und nichts weiter. Und ich würde nicht so dumm sein und auf ihn hereinfallen.
„Warum tust du das?“, fuhr ich ihn an. Kontrolle behalten, Lily, mahnte ich mich selbst. „Warum willst du mir das einreden?!“
„Evans, das ist die Wahrheit. Wirklich“, sagte er schlicht, aber seine Augen blickten mich immer noch so überzeugt an, dass ich schwer weggucken konnte.
„Du weißt nicht, was du redest“, warf ich ihm schließlich vor. „Du möchtest mir das nur... Was möchtest du eigentlich?“ Ich stockte, entsetzt, weil ich im Grunde keine Ahnung hatte, warum Potter sich so darüber aufregte, dass ich seit gestern mit Mike zusammen war.
„Dich davor bewahren, eine riesige Dummheit zu begehen“, knurrte er.
Ich lachte auf, so absurd war das Ganze. „Ach, und wenn ich mit dir ausgehe, ist das keine Dummheit, oder wie?! Verdammt, Potter, ich weiß ja nicht, welcher hirnverbrannten Fantasie du da unterliegst, aber du würdest doch genau das selbe machen, was du gerade von Mike behauptest! Was willst du eigentlich?“ Ich starrte ihn eindringlich an, während die Gespräche um uns herum schon begannen, abzunehmen. „Mich an meinem Glück hindern? Ich hab keine Lust mehr darauf, klar?“
Er hatte keinen Grund dazu! Er hatte verdammt noch mal keinen Grund dazu, mir das mit Mike zu missgönnen! Obwohl - Mike hatte mich nur ein einziges Mal gefragt, ob ich mit ihm ausgehen wollte, und ich hatte ihm zugesagt, und Potter... Naja. Erschreckenderweise versuchte er seit zwei Jahren, mich zu einem Date zu überreden, aber das war inzwischen so unmöglich und gruselig, dass ich schon überhaupt nicht mehr darüber nachdachte, bevor ich ihm mein Nein hinknallte. Aber mal ehrlich - das ging zu weit. Ich konnte Zusammensein mit wem ich wollte, und das ohne dass er versuchte, mir einzureden, besagter Junge wäre ein untreues Arschloch. Das war nämlich eigentlich Potter's eigener Ruf.
Allerdings sah er das wohl ein wenig anders. „Es wäre nicht dasselbe!“, widersprach er heftig. „Es wäre ein verdammter Unterschied!“
Diese Dreistigkeit war ja kaum zu glauben. „Welcher, Potter, welcher? Würdest du im Gegensatz zu Mike vielleicht noch eine Wette mit Black gewinnen, weil du mich rumgekriegt hast, bevor du mich fallen lässt, hm?“ Wütend starrte ich ihn an, mein Essen, Holly, all die anderen waren längst vergessen.
Ich hasste Potter. So viel stand fest. Ich hasste es, dass er meine Aufmerksamkeit immer sofort auf so eine widerliche Weise auf sich zog, ich hasste es, dass er es schon wieder geschafft hatte, mich wütend zu machen.
Potter sah nun auch wirklich aufgebracht aus. „Wie kommst du eigentlich darauf, dass ich dich fallen lassen würde?“
Plötzlich wurde es um uns sehr, sehr still. Es dauerte ein wenig, bis ich bemerkte, dass sich nun so ziemlich alle Blicke am Tisch auf uns beide gerichtet hatten - Dass so gut wie alle Potters Worte gehört hatten. Im Eifer des Gefechts hatte ich beinahe nicht bemerkt, wie laut er gesprochen hatte - Zu laut.
Ich hasste es, angestarrt zu werden. Ich hasste Potter. Zu mehr waren meine Gedanken nicht fähig, während ich verzweifelt um eine Antwort rang. Was hatte er gefragt? Wieso er mich nicht fallen lassen würde? Aber... Das war absurd, das war Blödsinn, was redete er da...
„Weil - weil - Du bist James Potter“, murmelte ich schließlich, viel zu leise, beinahe kleinlaut. „Immer noch.“
Und auch wenn es kein überzeugender und vor allem kein schlagfertiger Grund war, reichte es doch, mich zu überzeugen. Mich. Das war das einzige was zählte. Sollten die anderen doch reden, sollten Potter sie doch mit seinen dummen, dummen Worten einlullen - mich würde er nicht so leicht rumkriegen. Ich reckte den Kopf.
„Und was wäre, wenn James Potter sich aber wirklich -“
Ich hing an seinen Lippen, trotzdem, ich wollte, dass er weiter sprach, ich wollte wissen, was er sagen wollte, ich wollte seine Stimme hören -
„Hey Süße“, ertönte auf einmal eine Stimme neben mir, und ich, ach was, der halbe Tisch, erstarrte wie vom Donner gerührt und wandte schließlich den Blick hoch zu dem Ausschlaggeber unseres Streites, Mike höchstpersönlich.
Dieser hatte offenbar beschlossen, dass er das Frühstück genauso gut am Gryffindortisch als an der für Ravenclaw vorgesehenen Tafel verbringen konnte, setzte sich neben mich und küsste mich auf die Wange.
„Hey“, sagte ich, wie benommen. „Oh...“ Mein Blick wanderte zurück zu James, als wären seine nervigen Haare ein Magnet, meine Augen fixierten ihn, ohne dass ich es wirklich wollte. Ich wollte, dass er weiter sprach... „Warte mal, was wolltest du gerade sagen?“
Potter jedoch schnaubte nur. „Ach, nichts.“ Und schon hatte er sein letztes Stück Schnitzel verschlungen und war aufgestanden, ließ mich hilflos mit Mike zurück, verzweifelnd darüber, dass mein Plan schon wieder fehlgeschlagen war.
Ich hatte Potter nicht fertig gemacht. Zumindest nicht nur - Er hatte nun auch mich angegriffen, vielleicht sogar ohne es wirklich zu wollen. Er hatte es wieder mal geschafft, meine Gedanken zu packen und einmal in der Mitte durchzuwuscheln, wie er es mit seinen Haaren immer machte.
Was hatte er sagen wollen?
_____

~*James*~

Der leichte Wind wehte durch meine Haare, als wir die letzten Schritte zum Quidditchfeld überbrückten, die Sonne schien auf meine nackten Arme und plötzlich war ich mir der Anwesenheit von Pad und Freya überdeutlich bewusst.
Jetzt waren wir an meinem Zufluchtsort, an dem Platz, an dem ich mich immer zurückgezogen, Gefühle gezeigt und Gedanken klar werden lassen hatte. Ich hatte hier schon so viele Stunden verbracht, hier hatte ich Siege errungen und Spiele verloren und hart trainiert, immer und immer wieder, seit der dritten Klasse schon. Hier hatte ich nur meinen Besen gebraucht, nie mehr, hier hatte ich mich einfach in die Lüfte schwingen können und meine Ruhe gehabt.
„Prongs, wir sollten uns ein eigenes Quidditchfeld anlegen“, schlug Pad vor und drehte sich einmal um sich selbst. „Oh Merlin.“
„Bloß nicht“, murmelte Lily neben mir hörbar; ich zog die Augenbrauen hoch.
„Aber du darfst dir eine Bibliothek anschaffen ohne von uns blöde Kommentare zu kassieren?“
„Das ist ja auch was ganz Anderes“, antwortete sie überlegen. „Ich quäle mit einer Bibliothek ja keine unschuldigen Mitschüler mit stundenlangem Training.“
„Ach, weißt du was, Potter? Ich glaube, ich war doch zu hart zu dir. Danke dass du uns so lang hast trainieren lassen“, schaltete sich jetzt auch Freya dazwischen und sah mich grinsend an.
Gespielt finster starrte ich zurück. „Das fällt dir jetzt ein? Ging das nicht ein bisschen früher? Die letzten Trainingsstunden? Wie wäre es mal damit?“
„Da wollte ich dich noch ein bisschen nerven“, gestand sie und grinste betont gleichgültig.
„Na klasse, jetzt-“
„Gibt's nicht absichtlich noch längere Trainingsstunden, Prongs, weil wir offiziell nicht mehr im Team sind. Vergiss das nicht. Phillip ist jetzt Kapitän“, erinnerte mich Pad und überspielte seine Gefühle mit dem üblichen, unbekümmerten Gesichtsausdruck.
Ich hasste ihn. Hatte er mich daran erinnern müssen?
„Wow. Wir werden echt nie wieder das Gryffindortrikot tragen“, sagte ich leise, nur für mich selbst. Seit fünf Jahren schon war ich Teil dieser Mannschaft, dieses Teams, hatte ich den Schnatz gefangen oder auch nicht, hatte ich zumindest Ausschau gehalten und alles gegeben; wir alle. Und jetzt - würde mein übliches Trikot weitergereicht werden, an jemand Anderen, meinen Nachfolger.
Ob er das wohl auch so zu schätzen wusste wie ich jetzt? Zu Anfang bestimmt nicht, aber zu Ende?
„Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen“, erklang Pad's Stimme neben mir, konzentriert, in Gedanken versunken, die zwitscherten vor Glück.
„Warum?“, fragte Wormy unwissend und wandte seinen Blick von den Tribünen ab.
„Naja, zu dem Tag zurück, an dem wir das letzte Mal unsere Trikots getragen haben. Das letzte Spiel hier in Hogwarts“, erklärte ich anstatt von Pad, weil es ohnehin egal war, wer von uns sprach. Wir grinsten uns an und starrten in die Luft, die zu summen schien, wenn sie sich an die Spannung und Elektrizität des letzten Spieles erinnerte...

___ 23.06.1978 | 7. Schuljahr ___

Es war so weit.
Als ich aufwachte, gönnte mir mein Verstand keine Sekunde; mir war sofort klar, was heute anstand. All meine Gedanken kreisten darum, verkeilten sich, drehten sich um dasselbe Thema, dasselbe Ereignis: Das letzte Quidditchspiel dieser Saison und gleichzeitig mein letztes Quidditchspiel.
Ich stand auf wie in Trance. Ich zog mich an, als wäre ich gar nicht ganz da; als würde ich in Wirklichkeit an einem Schreibtisch sitzen und immer noch Taktiken ausarbeiten, planen, mein Team perfektionieren …
Ich bekam beim Frühstück keinen Bissen herunter. Ich bemerkte schemenhaft, dass mit mir gesprochen wurde - Moony, Pad, Lily, Lacey, Ashley und irgendeine blonde Hufflepuff - doch ich antwortete nie direkt, sondern murmelte nur irgendetwas, das sie jedoch meistens zufrieden stellte. Selbst verlangte ich von meinen Mitspielern, dass sie etwas aßen und schob ihnen Brötchen und Beilagen zu, hörte damit aber auf, als sie mich nur böse ansahen, weil mein Teller selbst noch unberührt dalag. Ich fuhr mir so oft durch die Haare, wie vermutlich noch nie in meinen achtzehn Jahren und die Mischung aus dem Ravenclaw- und Gryffindorgesang machte mich wahnsinnig. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, die Nervosität wegzuschieben, als sei sie ein kleines Paket, das man bequem in die Hand und aus den Ohren rauswerfen konnte, doch irgendwie funktionierte es nicht so ganz. Ich grinste trotzdem, lachte mit Pad, versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös ich eigentlich war, doch gleichzeitig wusste ich natürlich, dass ich meinen Freunden nichts vormachen konnte. Wie auch immer, sie ließen es bleiben, mich zum Essen bewegen zu wollen oder mich mit lahmen Worten aufzubauen, und somit hatte ich einigermaßen meine Ruhe, um in meinem Kopf noch einmal alles auszurechnen, was ich natürlich schon lange auswendig runterbeten konnte.
Dass wir unser erstes Spiel, gegen Slytherin, verloren hatten, würde ich mir wohl nie verzeihen, aber vor allem war es ein ziemlich großes Problem, weil uns entscheidende Punkte fehlten. Aber wenigstens hatten wir gegen Hufflepuff mit einem großen Abstand gewinnen können, was nicht einmal daran lag, dass dieses Haus dieses Jahr ein schlechtes Team zusammengestellt hätte, bei Merlin, nein, sie hatten sogar gegen Slytherin gewonnen, es war eher die Tatsache, dass unser Jäger-Trio so fantastisch war, einfach perfekt. Aber leider war auch Ravenclaw dieses Jahr richtig gut und hatte bis jetzt jedes Spiel gewonnen, was bedeutete, dass sich Gryffindor mächtig ins Zeug legen musste, um den Pokal abholen zu dürfen. Es reichte heute nicht nur, zu gewinnen, wir mussten mit siebzig Punkten Abstand siegen, damit wir Meister wurden. Sechzig reichten nicht, das würde einen Gleichstand bedeuten und oh Merlin, teilen wollte ich den Pokal nicht, da gab ich ihn lieber freiwillig her... Okay, doch nicht, aber wir durften keinen Gleichstand haben, auf gar keinen Fall. Ich wollte den Pokal haben in diesem Jahr, in meinem letzten, noch einmal...
Siebzig Punkte. Sieben Tore mehr mussten die Gryffindor-Jäger schießen, erst dann durfte ich den Schnatz fangen, sonst hätten wir trotz unseres Sieges verloren, den Pokal leichtfertig abgegeben.
Oh Merlin. Steh mir bei.

„Besteigt eure Besen... Und...“ Pfiff.
Ich stieß mich vom Boden ab, spürte den Flugwind in meinen Haaren. Ich liebte diesen Moment. Diesen Moment in dem alles abfiel, einfach alles, wie von einer Lawine mitgerissen, durch die Schwerkraft gezwungen, auf der Erde zu bleiben. Nervosität war weg, zurückgeblieb nur eiserne Konzentration und der Wille, zu gewinnen.

„ …. von Dolan, doch Black weicht aus und passt zu Johnsen! Sie fängt, weicht den Klatschern geschickt aus, Wahnsinn, - Fretch stellt sich ihr in den Weeeg ... sie taucht unter ihm ab, steht vor den Ringen - KOMM scho - was - TOR! Phillip Walker schießt das 14. Tor von Gryffindor! Es steht 140 zu 80 und Ward hat den Quaffel!“
Sechzig Punkte Abstand. Ein Tor fehlte noch.
Ich ließ mich ablenken, nur ganz kurz von dieser Tatsache, achtete nicht auf das Feld, sondern rechnete noch einmal nach, weil ich mir die Katastrophe nicht ausmalen wollte, wenn ich mich verrechnet hätte. Und da geschah es auf einmal: Paisley, die Sucherin von Ravenclaw, sauste plötzlich an mir vorbei, auf Phillip zu, und mir war sofort klar, dass sie den Schnatz gesehen hatte.
In meinem Kopf hatte nur einziges Wort Platz: MIST. Ich flog ihr sofort nach, beschleunigte so schnell wie möglich, weichte einem Klatscher aus, verfluchte diesen bescheuerten Schnatz, der ausgerechnet jetzt aufgetaucht war und die Tatsache, dass Paisley sich von keinem noch so gut platziertem Klatscher aufhalten ließ...
Es reichte nicht. Ich durfte den Schnatz nicht fangen, aber ich durfte auch nicht zulassen, dass sie ihn bekam...
Ich flog an Phillip vorbei, so schnell, dass ich ihn kaum richtig sah, doch ich schrie noch ein „MACHT SCHON!“ in seine Richtung, während ich mir gleichzeitig den Kopf darüber zerbrach, wie ich Paisley am besten ablenkte, damit sie auf gar keinen Fall den Schnatz bekam.
„... und Ward lässt den Quaffel fallen, sehr guter Klatscher von Wright und O'han!“
Paisley streckte die Hand schon aus, ich beugte mich so weit wie möglich vor, wartete verzweifelt darauf, dass Kevin endlich endlich ein Tor verkündete, bereit, jederzeit zuzugreifen, bevor sie es tat...
Der Schnatz machte eine Kurve, war jetzt näher bei mir; ich wendete scharf mit ihm, hätte ihn schon lange, wenn ich nur wollte, könnte...
„... Walker hat den Quaffel, er prescht nach vorne, gefolgt von den anderen zwei Jägern...“
Paisley flog jetzt neben mir, versuchte, mich wegzudrängen und hatte die Hand schon ausgestreckt, als der Schnatz in einen Sturzflug überging und uns dazu brachte, ihm zu folgen. Paisley rammte mich mit ihrem Besen, doch ich ließ mich nicht beirren, hielt dagegen, streckte sicherheitshalber ebenfalls die Hand aus...
„Und Walker lässt fallen“ NEIN „- Porskofftöuschung, verdammt, Black, mach das Ding rein! Er fliegt vor den Toren, und Paisley hat fast den Schnatz und und Black WIRFT! Hä was, Johnsen - TOR! TOR FÜR GRYFFINDOR! JAMES MACH SCHON!“
Ohrenbetäubendes Gejubel brach aus und schemenhaft war mir klar, dass jetzt alles an mir lag, dass sogar die Jäger den Quaffel vergessen hatten und uns gespannt beobachteten, aber nichts galt wirklich, nicht existierte mehr, außer der goldene Schnatz vor mir.
Klatscher. Ich wich aus, nutzte es aus, dass er Paisley dafür ins Schlingern brachte, beschleunigte noch ein wenig, reckte mich, hatte das Gefühl, fast vom Besen zu fallen, als sie mich rammte, doch ich hatte damit gerechnet, konnte mich gerade noch halten...
Ich hörte nichts mehr. Kevin nicht, das Publikum nicht, nicht einmal das Pfeifen des Windes, der mir durch die Haare und in das Gesicht fuhr, nichts mehr. Ich vertraute nur noch auf meine Reflexe, auf die trainierten Reaktionen: Klatscher, ausweichen, strecken, festhalten, Paisley rammen, ihr keine Möglichkeit geben, den Schnatz zu erwischen...
Ich hatte ihn fast, als ich mich zur Seite neigte, ich konnte seinen Flügelschlag schon spüren und - plötzlich schlossen sich meine Finger um ihn, hielten den widerstrebenden kleinen Ball fest in ihrer Hand.
Ich bremste scharf ab, versuchte irgendwie, mein Gleichgewicht zu finden, weil ich mich eigentlich viel zu weit nach vorne gelehnt hatte...
„NEIN!“
Und mit Paisley's Schrei drangen plötzlich wieder alle Geräusche bis zu mir hervor, alle: Der ohrenbetäubende Geschrei, das Gegröhle, Kevin's Stimme: „JA! JA VERDAMMT! JAMES POTTER HAT DEN SCHNATZ, GRYFFINDOR GEWINNT! GRYFFINDOR IST MEISTER! GRYFFINDOR HAT DEN POKAL GEWONNEN! GRYFFINDOR HAT GEWONNEEEEN!“ Ich drehte mich um, sah nur noch das rot-goldene Meer, die strahlenden Gesichter; starrte schließlich auf den Schnatz in meiner Hand, realisierte erst, dass wir gewonnen hatten, dass wir MEISTER waren.
Ich streckte meine Hand mit dem Schnatz aus, schrie vor Freude, hatte gar keine Möglichkeit mehr zu schreien, weil da plötzlich nur noch rote Trikots waren, die sich auf mich stürzten. Die Menge brüllte, während wir uns alle umarmten, alle sieben, uns fast erdrückten, vor Freude schrien und es schlicht und einfach nicht fassen konnten. Im Nachhinein konnte ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wie wir gelandet waren, als einziges Knäuel vermutlich, und wie durch ein Wunder brach sich bei der Landung zum Glück niemand sein Genick. Und kaum standen wir mehr oder weniger auf dem Feld, brachen auch schon die ersten Zuschauer durch die Absperrungen und liefen auf das Spielfeld, umarmten die Mannschaft, uns uns uns, die Sieger, die Meister... Immer mehr Gryffindors tauchten neben uns auf, immer und immer mehr, bis ein einziges, riesiges Gruppenkuscheln unter allen Gryffindors auf dem Feld stattfand und die Ersten schon auf de Boden lagen und alle brüllten und sangen und es gar nicht fassen konnten.
Da war überall Glück, in jedem Gesicht um mich herum, in mir, so viel Glück, als würde es Funken regnen oder Sonnenstrahlen jeden Einzelnen von innen erleuchten. Und da war da plötzlich Kevin, der mich umarmte, mir etwas ins Ohr schrie, das ich nicht verstand, schließlich veranstaltete, dass das gesamte Gryffindor-Team auf die Schultern der Restlichen gehoben würde, um dahin getragen zu werden, wo der Pokal vergeben wurde.
Und da saß ich nun. Auf den Schultern der Gryffindors, die mich, uns feierten, die immer noch sangen und grölten, die vor Freude schrien und ich konnte es einfach nicht fassen, so sehr strahlte die ganze Welt plötzlich: Ich war Meister, ich wurde gerade von meinen Mitschülern GETRAGEN, ich hatte gewonnen....
Einen Moment lang kam ich mir wie ein König vor. Wie ein König oder ein Superstar oder ein wirklich richtiger erfolgreicher Quidditchspieler.
Ich fing Pad's Blick auf, konnte gar nicht mehr aufhören, zu schreien und zu jubeln, den Schnatz hochzuhalten und ihn der Menge zu präsentieren. Wir hatten gewonnen. Wir. Gryffindor. Unser Team.
Wir waren Meister.
Ich realisierte diese Tatsache irgendwie immer noch nicht so ganz, und da standen wir zu siebt plötzlich schon auf der Tribüne vor Dumbledore, dessen sogar magisch verstärkte Stimme bei dem Gegröle nicht mehr zu hören war. Er lächelte, ich erhaschte einen Blick auf McGonnagal neben ihm, die ganz aus dem Häuschen zu sein schien; es hatten sich sogar einige Strähnen aus ihrem strengen Dutt gelöst. Sie strahlte mich an und irgendwie strahlten ohnehin alle in meiner Umgebung, ich vermutlich am meisten, heller als die Sonne.
Dumbledore sagte noch einen letztes Satz, dann sah er mich an und überreichte mir ganz offiziell und vor allen Schülern Hogwarts den Pokal.
Ich quoll über bei all diesen Emotionen. Die Menge kreischte ohrenbetäubend, als ich den Pokal schreiend hochhielt, von meinem Team umarmt wurde, von meinen Freunden, und wieder mal eine neue Definition von Glück dazugewann.
Glück bedeutete, dass einfach alles stimmte. Wenn man das, wofür man hart gearbeitet hatte, sich aus tiefstem Herzen gewünscht hatte und was einem wirklich schlaflose und unruhige Nächte bereitet hatte, letztendlich endlich erreichte. Wenn man von jedem Beifall bekam, sich absolut sicher sein konnte, alles richtig gemacht zu haben, seinen Traum erreicht hatte, zur Wirklichkeit gemacht hatte.
Dann war man glücklich. Wirklich glücklich.
Ich strahlte, ich schrie wieder, hatte langsam das Gefühl, heiser zu werden, aber es war so egal, so verdammt egal, weil ich nach diesem Tag keine Stimme mehr brauchte, weil heute einfach alles heraus musste. Ich gab den Pokal an Pad neben mir weiter und beobachtete lachend, wie die Hälfte der weiblichen Bevölkerung Hogwarts aufseufzte und fast in Ohnmacht fiel, bei dem Anblick von dem strahlenden Pad mit dem Pokal in der Hand und schemenhaft war mir klar, dass das wohl auch für mich galt, doch es war mir so egal. Ich hielt kurz Ausschau nach roten Haaren, aber in diesem Meer aus Köpfen hatte ich keine Chance; viel zu schnell schweifte meine Konzentration wieder zu meinem Team neben mir ab; Pad reichte den Pokal wieder an Freya weiter, wir umarmten uns wieder, ich rief irgendetwas davon, dass das nächste Training wohl gnädiger ausfallen würden, wir lachten, alle zusammen und beobachteten, wie die Menge auch nach dem Pokal griff, jubelnd, laut. Und auch Dumbledore, der nur zusah und selig lächelte, wurde plötzlich von Armen umschlungen und ehe er sich's versah, wurde er in die Menge gezogen, genau wie McGonnagal.
Ich jubelte, umarmte, wurde von allen Seiten umarmte, wurde schon fast weitergereicht, als wäre ich ein Gegenstand, wie auch der glänzende Pokal, der gerade bei Phillip angekommen war. Ich strahlte, ich war so glücklich, so unfassbar glücklich, als ich plötzlich die roten Haare entdeckte. Ich kämpfte mich vorwärts, wurde von so vielen Armen abgehalten, die mich alle umarmen wollten, erreichte Lily schließlich und schlang stürmisch von hinten meine Arme um ihre Mitte. Euphorisch drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange, lachte überschwänglich und ließ zu, dass Lily sich so weit es in dem Gedränge ging, zu mir umdrehte und ich ihr Strahlen erkennen konnte.
„JAMES!“, brüllte sie und grinste euphorisch, und ich war so froh, dass sie sich so mitreißen ließ, obwohl sie von Quidditch weder etwas verstand, noch etwas davon hielt.
Ich strahlte sie an, schrie irgendetwas von „WIR HABEN GEWONNEN!“, erhielt ein lautes „ICH WEISS!“, was in all den Geräuschen um uns herum fast unterging.
Überschwänglich und triumphierend und so glücklich und betrunken vor Glück küsste ich sie kurz, nur einen Moment, dann wurde sie auch schon weggeschoben.
„Weiß die eigentlich, was sie für ein Glück hat?“, hörte ich rechts von mir irgendein Mädchen zu ihrer Freundin schreien und das brachte mich noch einmal zusätzlich zum Grinsen.
„Nein“, schrie ich der Hufflepuff zu, wurde dann allerdings schon wieder von irgendwelchem Armen umschlossen, solange, bis ich schließlich bei McGonnagal landete. Frech grinste ich sie an, drückte ihr schnell eine Umarmung auf und hatte dann auch schon wieder Seth vor mir, einen Erstklässler aus Gryffindor.
„Gut gemacht, James!“, schrie er, strahlte mich an und egal wo ich hinsah, war da nur Glück, überschäumendes Glück; es haftete überall, ließ die Sonne heller scheinen, uns alle lachen und schreien und glücklich sein. Einfach glücklich sein.
Und ich wusste einfach, dass ich mich an diesen Moment noch lange erinnern würde, ewig, immer immer immer immer, wirklich. Immer, egal wie lang er auch schon zurückliegen würde, es würde in meinem Gedanken haften bleiben, dieser Moment, dieser Tag, um weiter erzählt zu werden.
Dieses Quidditchspiel, dieser Sieg würde niemals vergessen gehen. Nicht, solange ich dafür sorgen konnte, dass jeder, der dabei gewesen war, sich daran erinnerte, ewig.
____


~*Lily*~

___ 23.06.1978 | 7. Schuljahr ___

„AUF UNSER TEAM! AUF GRYFFINDOR! DARAUF, DASS WIR GEWONNEN HABEN!“ Kevins Stimme tönte durch den ganzen Gemeinschaftsraum und bald gesellten sich sehr viele andere Flaschen sehr illegal besorgten Feuerwhiskeys zu seiner sehr euphorisch nach oben gestreckten Hand.
„Auf Gryffindor!“, brüllten wir alle - eine Horde von viel zu gut gelaunten Quidditchpokalgewinnern, deren Hauslehrerin gerade bestimmt viel zu gut drauf war, um uns heute Nacht groß zurechtzuweisen. Das war natürlich allen bewusst, und man konnte nicht sagen, dass wir es nicht in vollem Maße ausnutzen.
„Woher habt ihr alle den Feuerwhiskey?!“ Verzweifelt sah ich mich um und entdeckte schließlich Finn, der gemeinsam mit ein paar Sechstklässlern gerade eine provisorische Bar aufstellte. Weil ich keine Lust hatte, auch noch eine Sekunde länger auf mein Lieblingsgetränk zu warten, während so viele andere schon etwas hatten... traf es sich gut, dass ich gerade Kevin neben mir ausmachte. Kurz entschlossen schnappte ich die Flasche aus seiner Hand, gerade als er sie an den Mund hatte setzen wollen.
Ich grinste, solange er noch verwirrt auf seine leere Hand starrte, und fing richtig an zu lachen, als sein Blick schließlich suchend auf mich fiel.
„Was - Karotte!“ Er knurrte den albernen Spitznamen, mit dem er mich schon seit der ersten Klasse nervte. „Gib mir meinen Alkohol zurück!“
So provozierend wie möglich legte ich den Kopf zurück und nahm einen Schluck aus seiner Flasche - bevor ich mich hastig umwandte und lachend flüchtete. „Nö!“
Kevin setzte mir nach, und weil ich keine unschuldigen Zweitklässler aus dem Weg schubsen wollte, hatte er mich sehr schnell eingeholt. Er schlang von hinten einen Arm um mich und hielt mich so fest, während er mit der zweiten Hand versuchte, mir seinen Feuerwhiskey aus der Hand zu reißen... Ich streckte meinen Arm so weit es geht von mir und musste noch mehr lachen.
Auch neben mir hörte ich ein vertrautes Lachen - Finn? Ich wagte es nicht, aufzublicken, zu sehr war ich drauf konzentriert, den Alkohol von Kevin wegzuhalten. „Hey, es gibt noch genug andere Flaschen!“, sagte jemand neben uns - definitiv Finn.
„Ich will aber die“, erklärte ich überzeugt und überlegte, ob ich es wohl wagen könnte, noch einen provokanten Schluck zu nehmen, ohne dass Kevin mir die Flasche entreißen würde.
„GIB. MEINE. FLASCHE. HER!“ Kevins Ton teilte mir netterweise mit, dass jede falsche Bewegung jetzt allerdings zu einem sicheren Verlust der Flasche führen würde... Doch Finn hatte Recht. Was kümmerte es mich, es war noch so viel mehr da... Und die Verlockung, Kevin noch ein bisschen zu triezen war übergroß.
„Nein“, grinste ich und riss die Flasche an meinen Mund. Hastig versuchte ich, in kurzer Zeit die Flasche so weit wie möglich zu leeren. Meine Kehle brannte ein wenig, aber ich ignorierte es - Kevins wütender Gesichtsausdruck machte das alles schon wieder wert. Außerdem vertrug ich normalerweise genug, um noch eine Flasche zu trinken.
„Was wird das denn?“, hörte ich auf einmal eine weitere Stimme neben meinem Ohr. James.
Vielleicht sagte er noch etwas, vielleicht auch nicht; ich wollte die Flasche nicht absetzen um ihm zu antworten und außerdem übertönte Kevins nächster Schrei soundso alles. „NEIN!“ Er zog an seinem Feuerwhiskey. Zu meiner großen Befriedigung stellte ich fest, dass sie beinahe leer war und ließ sie leichtfertig los - offenbar im selben Moment wie Kevin. Die Flasche fiel auf den Boden und zerschellte lautstark, was bei der lauten Musik allerdings kaum jemanden interessierte. Die Reste der Flüssigkeit allerdings spritzten nach oben - ich warf mich nach hinten, um der Attacke zu entgehen und krachte gegen Kevin.
Wir tauschten einen Blick und ehe wir etwas unternehmen konnten, hatte eine Fünftklässlerin, die offenbar daneben gestanden hatte, schon ihren Zauberstab gezückt und die Sauerei verschwinden lassen. Ehe ich ihr ein paar Worte des Dankes hinterherrufen konnte, war sie schon zwischen den anderen Gryffindors verschwunden.
Ich war noch damit beschäftigt, ihr nachzugucken, als ich wieder James' Stimme hinter mir vernahm - Oh. Irgendwie hatte ich seine Anwesenheit über den Streit um den Feuerwhiskey schon wieder ausgeblendet. „Jones?“, sagte er mit einem Grinsen in der Stimme, das aber... irgendwie einen unwilligen Nebenton verdeckte. „Hör auf, meine Freundin anzumachen.“ Aah. Das war sein Problem. Wie lustig. Und absurd.
„Anmachen? Ich? Karotte?“ Entsetzt starrte Kevin James an.
Ich zuckte mit dem Schultern. Und grinste. Und wollte noch mehr Feuerwhiskey. „Okay, hör auf“, sagte ich zu Kevin und blickte ihn gespielt verschwörerisch an. „Wir sehen uns eh später in deinem Bett wieder.“ Die Anspielung war unmöglich misszuverstehen. Keiner von uns drei hatte den Morgen vergessen, in dem ich irrtümlicherweise in Kevins Bett aufgewacht war, anstatt in James', da war ich mir sicher.
Allerdings wusste ich auch, dass James die Erinnerung daran nicht ganz so lustig fand, wie Kevin und ich, deswegen schenkte ich ihm ein versöhnliches Grinsen und hüpfte zu ihm hinüber.
Kevin lachte laut. „Bis dann, Babe.“ Ich winkte ihm noch einmal, dann drehte er sich um und ging auf die Bar zu. Mir fiel wieder ein, dass ich Feuerwhiskey wollte.
James schloss seine Arme um mich, wie um sicherzugehen, dass ich nicht gleich wieder zu Kevin oder sonst wem abhauen würde. „Vergiss es. Ich sorge schon dafür, dass du im richtigen Bett landest“, teilte er mir halb drohend, halb scherzhaft mit.
Noch ein Vorteil dessen, dass er gerade mit seiner Mannschaft den Quidditchpokal gewonnen hatte: Er war viel zu gut drauf um richtig eifersüchtig zu sein. Hm. Ich küsste ihn auf die Wange.
„Warte nur, wenn du schläfst, bin ich weg“, drohte ich nicht wirklich ernst und musste schon wieder lachen.
Waren sie mit der Bar eigentlich langsam mal fertig? Oh, ja, Finn schenkte schon aus - Ich beobachtete einen Moment lang, wie er (vernünftig, wie er war) sich weigerte, Alkohol an zwei Viertklässler auszuschenken, und verlor dann das Interesse. Ich drehte mich in James' Armen um ihn anzugucken und - oh.
Irgendwie machte so ein Quiddtichsieg vielleicht doch attraktiv. Oder es war das vollkommen zufriedene Lächeln auf James' Lippen. Oder vielleicht auch der Feuerwhiskey, der sich durch meine Gedanken wühlte - wenn jedoch auch nicht halb so bedingungslos und grausam, blendend schön wie James' es tat.
Ohne Vorwarnung stürzte ich mich auf ihn, drückte ihn ein Stück nach hinten und küsste ihn, stürmisch, überrumpelt von ihm und der Wirrheit seiner Haare und meinen eigenen Gefühlen.
Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzp.
Doch gleich darauf wurde ich von neuen Gedanken überfallen, von neuen Dingen, die unbedingt ausgesprochen werden mussten, augenblicklich. Ich löste mich von ihm und blickte ihn ernst an. „Gut gespielt.“ Und für eine Sekunde warf ich (mit beinahe nicht erwähnenswerter Unterstützung des Alkohols) wirklich all mein Image über Bord und lächelte, strahlte ihn an und versuchte nicht einmal zu verstecken, wie verdammt stolz ich war. Darauf, dass er, sein Team, wir alle gewonnen hatten; und darauf dass James Potter mein verdammter Freund war und ich so, so sicher wusste, dass ich nicht nur so ein Date für heute Abend war, dass ich es war, die nun schon die dritte Quidditchparty dieses Jahr in James' Armen feiern durfte. Wie albern das klang.
James sagte nichts, er blickte mich nur an, als würde er meine Gedanken für diesen einen Moment kennen, und als - als wäre auch er zufrieden, und irgendwo stolz. Seine Augen brannten, und als seine Lippen über meine strichen, setzte das Feuer über zu meinem Mund, meinem Magen, in meine Gedanken.
„Danke“, sagte er schließlich und grinste mich ein wenig schief an, bevor er mich wieder küsste, länger, heftiger diesmal.
Ihn heute abzulehnen, kam irgendwie nicht in Frage. Hinter meinen geschlossenen Lidern entbrannten bunte Bilder voller Glück und Stolz und James, und beinahe wünschte ich mir, dass möglichst viele eifersüchtige Sechstklässlerin mich neidisch und eifersüchtig anguckten. Sollten sie es doch alle sehen, sollten sie doch mit ihren eigenen Augen sehen dass sie absolut keine Chance hatten, je auch nur einen Gedanken zwischen mich und James schieben zu können.
Wer brauchte schon mehr Feuerwhiskey, wer braucht Luft, wenn er so glücklich war wie ich? Diesmal war James es, der sich von mir löste. Er blickte mich an und ich wollte seinen Blick nicht loslassen, um nachzugucken ob uns auch genügend andere Leute anguckten. „Scheiße, wir haben echt gewonnen!“, stieß er hervor und lachte überschwingt. Wieder drückte er mir einen Kuss auf, noch mehr Feuer...
„Oh Merlin. Hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ... Irgendwie bin ich verdammt stolz, Gryffindor zu sein“, sagte ich ehrlich und lachte, weil sich das beinahe beschämt anhörte und ich mir selbst so seltsam vorkam.
James schien daran nichts zu finden. Klar, Stolz auf sein Haus war ihm noch nie fremd gewesen. „Willst du nichts trinken?“ Fragend blickte er von meinen leeren Händen auf.
Hm.
„Oh, gut, dass du mich daran erinnerst“, lächelte ich, schnappte die Flasche aus seinen Händen und trank.
Er lachte allerdings nur, anstatt sich wie Kevin aufzuregen und verschwand mit einem „Bin gleich wieder da“ zur Bar, um sich Nachschub zu holen. Allerdings stürzten in den wenigen Sekunden, in denen ich ihm noch nachsah, so viele Menschen auf ihn zu, dass ich kaum glauben konnte, dass er gleich zurück sein würde. Mit der wummernden Musik mitsummend glitt ich durch die Menge, fand Freya mit Black streitend vor, begann schnell mich zu langweilen und sah weiter... Holly und Remus saßen am Kamin und führten eine sehr stille, blicklastige Konversation, da wollte ich nicht stören, genauso wenig wie Frank und Milla Winters, die eng umschlungen in der Ecke am Fenster standen...
Auf einmal legte sich ein Arm um meine Schultern. „Hey Karotte!“ Diese Begrüßung ließ nicht viel Interpretationsraum übrig. „Meinst du, du kriegst das hin, ohne dass James was merkt?“ Ich drehte den Kopf und sah in Kevin's breites Grinsen.
„Mach dir keine Sorgen, Honey“, spielte ich auf unsere alberne Konversation von vorher, ekelhafter Spitznamen inklusive, an und grinste frech, vielleicht sogar ein wenig anzüglich, zurück. „Sobald er schläft, komm ich rüber.“ Ich schüttelte den Kopf, lachte, weil es so absurd war, und weil James uns beide vermutlich umbringen würde, und weil heute der einzige Tag war, an dem er zu guter Laune war, um einen Mord zu begehen - die Chance. Ich musste noch heftiger lachen.
„Hat ja letztes Mal schon klasse geklappt, nur das Aufwachen war etwas problematisch“, stellte Kevin grinsend fest.
„Tja, das heißt wohl, wenn wir fertig sind -“ Ich wurde von meinem eigenen Lachen unterbrochen, weil das hier immer abwegiger und widerlicher und lustiger wurde. „- Muss ich wieder rüber.“
„Ach, wir brauchen ja nicht lange“, sagte er leichthin - wir beide fingen gleichzeitig den Gesichtsausdruck von Ian, der ganz in der Nähe stand und unsere Konversation offenbar mitverfolgt hatte, auf, und brachen in noch heftigeres Lachen aus.
„Sagt mal, sollte ich mir Sorgen machen?“ Das war James' Stimme, sie kam von der Seite und klang halb belustigt, halb ernst.
Das war zu viel. Ich lachte weiter und legte den einen Arm um Kevin, den anderen um James, blickte von einem zum anderen und fand es schade, dass ich James' Flasche schon geleert hatte.
James' fragender Blick wanderte zu Kevin. „Ich glaube, sie verträgt nicht sonderlich viel Alkohol.“ Schon beinahe entschuldigend grinste er ihn an.
Kevin lachte nur. „Ja, sieht so aus.“
Das allerdings stoppte meinen Lachanfall. Mit plötzlich toternster Miene blickte ich zu James auf. „Hey, mit Alkohol hat das nichts zu tun“, verteidigte ich mich ehrlich, denn auch ohne Feuerwhiskey konnte ich manchmal ziemlich merkwürdig sein. Oder?
„Zweigleisig wird aber hier nicht gefahren“, war James einziger Kommentar dazu. Er befreite mich aus Kevin's Arm und zog mich an sich.
Ich warf einen entschuldigenden Blick zu Kevin, weil James es mal wieder ein bisschen übertrieb (von zweigleisig fahren war überhaupt keine Rede gewesen!), zuckte schließlich nur mit den Schultern und drehte den Kopf zu James. „Aber nur, weil du den Schnatz gefangen hast“, neckte ich ihn und grinste.
Er verdrehte nur die Augen. „Hey, es gibt auch genug andere Kandidatinnen.“
Ich liebte es, ihn zu ärgern. Breit grinsend und mit einer inneren Zufriedenheit, die mir ein wenig schleierhaft war, drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen... Und konnte nicht widerstehen noch etwas hinzuzufügen. „Für den Notfall hab ich ja immer noch Kevin“, zog ich ihn auf, auch wenn ich feststellen musste, dass der sich bereits verzogen hatte. Untreues Ding. Oh Merlin.
„Du nervst.“ Allerdings war James' Grinsen zu breit, als dass ich ihn ernst nehmen könnte.
„Ich weiß“, grinste ich zurück - als mein Blick plötzlich auf etwas Schönes fiel. Etwas wohlgeformtes, gut gefülltes, das sich in seiner Hand befand... Etwas, das ich nicht hatte und haben wollte. Ich blickte wieder zu ihm hoch, strich mit meiner Hand seinen Arm hinunter, reckte mich, um an seine Lippen zu kommen... Und eher er sich's versah, hatte ich ihm auch schon die Feuerwhiskeyflasche aus der Hand gerissen. Allerdings stellte sich das Trinken unter meinem heftigen Lachen als ein wenig kompliziert heraus, also bevorzugte ich es, mit der Flasche in der Hand einen Fluchtversuch anzutreten.
„Wa - HEY!“ Auch er lachte, aber er lief mir nach und deprimierender Weise dauerte es nicht lange, bis er mich eingeholt hatte und an der Flasche zerrte. „Gib die her!“
Ich klammerte mich an die Flasche und lachte. „Nein“, sagte ich schließlich und ließ im gleichen Moment die Flasche los - Offenbar zu seiner Überraschung. Er stolperte nach hinten und ein wenig von dem Alkohol tropfte auf seine Klamotten.
Ich musste lachen und bekam erst mal ein „Du bist echt unmöglich“ zu hören. Aber James grinste, und da war irgendetwas in seinen Augen, das mir sagte, dass ich heute sonst was anstellen könnte und er würde trotzdem grinsen. Und diese unglaubliche Euphorie, diese verrückte Hingabe zu diesem langweiligen Quidditchcup... Irgendwie machte ihn das verdammt attraktiv.
Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende verfasst hatte, hatte ich zwei Schritte auf ihn zugemacht und meine Lippen stürmisch auf seine gedrückt. Irgendetwas - Irgendwas vernebelte meine Gedanken und da war wieder Feuer, so viel und überall, wo James war und er war plötzlich überall und erwiderte den Kuss und machte mich kribbelig... Und plötzlich wusste ich überhaupt nicht mehr, warum ich mich zusammenreißen sollte, oder warum es mich kümmern sollte, wenn wir von lauter Leuten beobachtet wurden, ja, plötzlich schienen mir nicht mal Black's Sprüche, die ich mir bestimmt noch anhören würde müssen, so schlimm; plötzlich war alles, was ich noch denken und fühlen konnte, James. Wieder fuhr ich mit meiner Hand seinen Arm herunter, aber diesmal nur, um ihm die Flasche aus der Hand zu nehmen und auf einen Tisch neben uns zu stellen. Unsere Hände verschränkten sich wie automatisch und das Glück durchfuhr mich auf einmal so heftig, dass ich den Moment am liebsten in die halbleere Feuerwhiskeyflasche gesteckt und dann einmal kräftig geschüttelt hätte, um in ein paar Jahren mal wieder einen Schluck davon kosten zu können...
Vielleicht merkte James, dass ich gerade irgendwie alles andere als abgeneigt oder verklemmt war, vielleicht nutzte er es sogar ein wenig aus, aber ich dachte nicht darüber nach. James grinste in den Kuss hinein, und schob mich sanft ein paar Meter nach hinten, wo plötzlich das Sofa stand... Er ließ sich darauf fallen, zog mich auf seinen Schoß und wieder küssten wir uns, wie Ertrinkende in der Enge des vollen Gemeinschaftsraums, wie zwei Achtzehnjährige auf einer Party am Ende ihres letzten Schuljahres, die ein bisschen viel getrunken hatten und sich ein bisschen sehr viel mochten.
Meine Hände, sie machten sich selbstständig, bewunderten James' Haare, seinen Nacken, und plötzlich fand ich sie halb unter seinem Umhang wieder -
Hastig löste ich mich von ihm, verschränkte meine Hände hinter dem Rücken und legte den Kopf schief. Irgendetwas war seltsam heute. Die Blicke der anderen Schüler - sie sollten mich eigentlich stören, ich sollte mich schämen und nach oben schlafen gehen, aber irgendwie wollte mir nicht einfallen, wieso.
Und irgendwie wollte mir plötzlich überhaupt nichts mehr einfallen, denn James' schiefes Grinsen lenkte mich ab; er küsste mich erneut, nur für einen Moment... Machte er das mit Absicht? Um mich daran zu hindern, über irgendwas nachzudenken? Ich beschloss, dass es egal war und erwiderte seinen Kuss, meine Hände sicher hinter meinem Rücken verschränkt.
Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzp.
Auf einmal strich James' Hand meinen Arm runter, er löste meine armen, hilflos ergebenen Hände und legte eine um seinen Nacken.
„Monster“, knurrte ich atemlos, küsste seine Schulter.
„Sagt ausgerechnet das Miststück.“
„Arschloch.“
Er küsste meine Lippen. „Hör auf, mich zu beschimpfen. Das macht die Stimmung kaputt.“
Sein Grinsen war zu kostbar, um zu widersprechen. Wieder lagen seine Lippen auf meinen, verwirrten mich, und ich nahm es auf wie eine Drogensüchtige, ich wollte verwirrt werden und musste nicht einmal mehr Ausreden dafür suchen.
„Hey Schätzchen!“
Das war eine Stimme hinter James, ein wenig widerwillig löste ich mich von ihm, blickte auf. „Hallo, Black.” Natürlich, wer sonst nannte mich bei diesem albernen Spitznamen?
„Kannst du mal bitte aufhören, unseren Kapitän so in Beschlag zu nehmen? Den brauchen wir übrigen hier auch noch“, sagte er und grinste sehr breit.
Ich war noch damit beschäftigt, seine Worte aufzunehmen, als James auch schon aufstöhnte. „Für was braucht ihr denn bitte jetzt noch ´nen Kapitän?“, fragte er mit einer Stimme, die ungefähr den gleichen Missgefallen an Black's Erscheinen ausdrückte, den ich auch empfand. Ich wartete Black's Antwort ab, um dann zu entscheiden, ob sie überzeugend genug war.
„Zum Anstoßen!“ Black nickte seinen eigenen Worten zu.
Ich legte den Kopf schief, blickte zu James. „Meinst du?“
„JA! Komm, du kannst doch dein Team nicht im Stich lassen! Ihr habt schließlich noch die ganze Nacht“, versuchte Black, uns zu überzeugen und plötzlich fühlte ich doch wieder den altbekannten Drang, ihm mit irgendetwas ins Gesicht zu schlagen. Etwas Hartem.
James stöhnte nur erneut. „Du kannst mich mal, Pad.“
„Nur die halbe Nacht“, fiel mir allerdings plötzlich auf. Die Gedanken an die Schmerzen, die ich Black eigentlich zufügen wollte, waren verschwunden, meine gute (und ganz eventuell ein wenig alberne) Laune war noch bestens vorhanden. „Du hast Kevin vergessen“, fügte ich hinzu und grinste James an.
Ich erntete einen belustigten Blick von Black und einen bösen von James. „Dann überfall doch ihn“, sagte Letzterer und schob mich sanft von seinem Schoß auf das Sofa. Ich wusste nicht, ob ich Wut über Black empfinden sollte, weil er James vertrieben hatte, oder über James, weil er mich sitzen ließ, oder über mich, weil die Bemerkung über Kevin überflüssig gewesen war? Und außerdem, was meinte James mit Überfall doch ihn, dass klang ja beinahe so, als hätte ich mich auf ihn gestürzt? Moment mal, war es nicht so gewesen?
James' beugte sich noch einmal zu mir herunter und küsste mich kurz. „Bis später. Ich geh dann mal und lob mein Team.“ Er grinste, griff nach seiner Flasche, die immer noch auf dem Tisch neben uns stand und wurde auch schon von Black in die Menge gezogen.
Ich blickte den beiden nach.
Und plötzlich merkte ich, dass ich nicht die einzige war - unmittelbar in meiner Nähe standen garantiert zwanzig Mädchen, die James und Black hinterherstarrten, und zwar so offensichtlich, dass es schon fast lustig war. Ich gluckste in mich rein.
Das hätte ich wohl besser nicht tun sollen, denn auf einmal schienen all die Leute zu bemerken, dass ich auch noch da war und all die Blicke wanden sich auf mich - Und eigentlich hätte ich jetzt flüchten sollen, schimpfen, mich schämen... Aber nein, ich berührte mit meiner Hand meine Lippen, als könne ich kaum glauben, dass James Potter mich gerade eben dorthin geküsst hatte, oder vielleicht auch, als würde ich diese Tatsache dadurch provozierender Weise wieder sichtbar machen können. Anschließend gab ich noch ein seliges, ganz eventuell auch ein wenig von Überlegenheit angehauchtes Lächeln zum Besten, bevor ich aufstand und mich auf den Weg machte - Dutzende Todesblicke im Rücken.
Nach einem Abstecher zur Bar und einem netten Gespräch mit Finn, dass dadurch unterbrochen wurde, dass irgendein Betrunkener gegen mich stolperte und mich von der Bar wegdrängte, fand ich mich kurz bei Freya wieder, die aber gleich darauf mit Frank aus dem Gemeinschaftsraum verschwand (aus welchen Gründen auch immer), und kreuzte schließlich Remus' Weg.
„Reeeemus!“ Ich winkte und umarmte ihn, irgendwie fiel mir plötzlich auf, dass wir uns schon viel zu lange nicht mehr so richtig unterhalten hatten.
Er grinste mich an. „Haben wir ein Glück, dass Gryffindor gewonnen hat, sonst hätten wir uns James Gejammer wahrscheinlich noch in zehn Jahren anhören dürfen.“
Ich stieg in sein Lachen ein, weil er so Recht hatte. „Mmmh.“ Ich strahlte ihn an und auf einmal kam mir eine wichtige Frage in den Sinn. „Wieso spielst du eigentlich kein Quidditch?“, verlangte ich stirnrunzelnd zu wissen, obwohl mir irgendwas sagte, dass ich die Antwort auf diese Frage eigentlich kennen sollte...
Auch er legte seine Stirn in Falten. „Naja. Weil mich Quidditch nicht wirklich interessiert. Weißt du noch?“
„Ooooh.“ Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. „Ja. Stimmt. Mich ja auch nicht.“ Ich blickte ihn an und musste auf einmal schrecklich lachen.
„Ich will gar nicht wissen, wie viel du getrunken hast“, sagte er auf einmal - Moment. Das passte gar nicht zu unserem Thema. Und sein Seufzen auch nicht.
Mit einem Blick auf die Flasche in meinen Händen zuckte ich mit den Schultern. „Das ist gut. Ich hab nämlich nicht mitgezählt“, erklärte ich ehrlich und lachte.
Er verdrehte allerdings nur die Augen, was mich ein wenig verstörte. Was war los mit ihm? „Ich glaube, für dich ist die Party hier mit beendet“, sagte er.
Ich hätte beinahe die Flasche fallen lassen, so sehr schockten mich seine Worte. „Was? Wieso?“, fragte ich bestürzt nach und sah mich um, als wäre die Antwort irgendwie in dem Gemenge an Leuten zu finden. Hatte ich etwas falsch gemacht? Was?
„Weil du betrunken bist, Lily. Du solltest dich lieber ausnüchtern.“ Auch er blickte sich jetzt um, als würde er nach jemanden suchen.
Ich kapierte es nicht. Ich kapierte ihn nicht. Was hatte ich falsch gemacht? „Was?“, fragte ich wieder. „Wieso? Wer sagt das?“
Auf einmal lachte er. „Ich.“ Stirnrunzelnd nahm ich seine Worte auf und nahm einen Schluck aus der Feuerwhiskeyflasche.
„Aber -“ Ich blickte ihn wieder an und setzte den herzzerreißendsten Blick auf, den ich zustande brachte. „Warum?“ Entsetzt, vielleicht sogar ein bisschen traurig weil Remus mir offensichtlich meinen Spaß verderben wollte, schüttelte ich den Kopf. Das hätte ich nie von ihm gedacht, nie...
„Weil du sonst noch totalen Blödsinn anstellst, ich sag's dir.“
Das weckte mein Interesse wieder ein bisschen. „Zum Beispiel?“, fragte ich neugierig nach.
Er antwortete mir nicht wirklich. Langweiler. „Lily“, war das einzige, was er dazu sagte. „Komm jetzt einfach.“ Bevor ich jedoch fragen konnte wohin und warum, hatte er anscheinend jemanden in der Menge ausgemacht. „JAMES!“, rief er laut und winkte.
Meine Augen leuchteten auf - Gerade hatte ich mich noch weigern wollen, irgendwohin mit Remus zu gehen, doch plötzlich hatte seine Aussage einiges mehr an interessanten Dingen zu bieten bekommen. „James?“, wiederholte ich, sah mich um.
„Hey Lily“, ertönte es auch schon hinter mir, bevor mich zwei Arme von hinten umschlangen und James mir einen Kuss auf die Wange drückte.
Ich drehte meinen Kopf ein wenig, um ihn anzustrahlen. „Hallo.“
„Kümmer' du dich um sie“, sagte Remus plötzlich. Ich verstand nicht wirklich, was er meinte. Meinte er mich? Aber warum sollte sich jemand um mich kümmern? Mir ging es gut. Sehr gut. James war da. „Ich glaube, sie sollte ins Bett“, fuhr Remus fort, doch plötzlich schien er wieder etwas gefunden zu haben und er schlüpfte durch die Leute, weg von uns. In der Ferne meinte ich einen Moment, Holly zu erkennen. Hm.
Plötzlich spürte ich James' Blick auf mir. Ob er Remus wohl ernst nahm? Hastig schüttelte ich den Kopf, um ihm klarzumachen, dass unser Freund Blödsinn redete. Mir ging es bestens. Ich wollte nicht hoch. Ich wollte Feuerwhiskey. Und James.
Irritiert beobachtete er meine Kopfbewegung. „Kann es irgendwie sein, dass du etwas viel getrunken hast?“
Nicht er auch noch! „Nein“, stieß ich hervor, ein wenig verstört vielleicht, aber überzeugt.
„Wenn ich ein guter Freund wäre, würde ich deinen Zustand vermutlich nicht ausnutzen, hm?“
Ich kam nicht mehr mit. Was redete er? In meinem Hinterkopf baute sich die Ahnung eines Gedanken auf, dass ich jetzt etwas kapieren müsste, dass seine Worte nicht gut waren und ich schnellstens flüchten sollte, wie Remus gesagt hatte... Doch James' Lippen berührten plötzlich meine, und alles, was in meinem Kopf Platz hatte, war das Feuer und das Glück und all die Empfindungen.
Auf einmal saßen wir wieder auf dem Sofa, ohne, dass ich den Weg dorthin wirklich mitbekommen hätte; keine Sekunde mehr verschwendete ich mit Gedanken an all die Leute, die mich morgen auf diesen verrückten Abend ansprechen würden, an Black und Freya und all die eifersüchtigen Mädchen... Remus... Remus, was hatte der eigentlich gewollt?
James lenkte mich ab, und mir fiel auf einmal wieder ein, dass er, wir, Gryffindor den Quidditchpokal gewonnen hatten. Das war toll. Und Remus hatte Recht, James würde sich das vermutlich nie verzeihen, wenn sie heute verloren hätten... Das wäre kein spaßiger Abend geworden. Kein Feuerwhiskey. Kein seltsamer Remus. Kein lustiger Kevin, kein nerviger Black, kein elektrisierender James... Oh, aber hatte Remus nicht gesagt, dass ich kein Quidditch mochte? Stimmt, ich hasste Quidditch! Es langweilte mich. Er hatte Recht. Aber wieso freute ich mich dann so? James' Hand fuhr über mein Knie, als wolle sie sagen Lily, hör auf mit dem überflüssigem Nachdenken.
Sofort, dachte ich, nur noch dieser eine Gedanke... Hatten Schnecken wohl auch Sportarten? Wettkämpfe? Und wenn sie keine Zungen hatten, wie ich in einem gedanklichen Monolog, der schon einige Zeit zurücklag, festgestellt hatte, wie sollten sie dann überhaupt die Sieger verkün -
Oh. Oh. Die Übelkeit traf mich wie ein Schlag in den Magen. So plötzlich - so heftig - ich sprang auf -
Taumelnd erreichte ich das Portraitloch, kniete mich nieder und - und erbrach mich auf den Boden.
Nein, war alles, was mir durch den Kopf schoss. Bitte nicht. Nicht jetzt. Nicht, wenn der Gemeinschaftsraum so voll ist, nicht vor allen ... Doch zu spät. Nein, nein, nein, dachte, murmelte ich, als ich auch noch James' Stimme vernahm: „Lily?“ Er klang verwirrt, seine Schritte kamen näher -
Ich hielt es für besser, noch nichts zu sagen. „Lily, was -“ Er hatte mich erreicht, sein Blick fiel auf die Schweinerei am Boden... Er stöhnte auf. „Das ist jetzt nicht wahr.“
Ich blinzelte. „Was, hat dir noch nie jemand gesagt, wie schlecht du küsst?“ Ich hatte keine Ahnung, was mich gerade packte, ich - oh Gott. Merlin. Remus hatte Recht gehabt, oh Merlin, Remus, er war ja so richtig gelegen... Ich sollte mich dringend hinlegen. Ausnüchtern. Und Zähne putzen.
James runzelte Merlin sei Dank nur die Stirn. „Okay, du hast wirklich viel getrunken.“
„Wie kommst du darauf?“ Der leichte Sarkasmus in meiner Stimme war hoffentlich nicht zu überhören. „Vielleicht sollte ich besser... hochgehen“, fügte ich vorsichtig hinzu. Was hatte ich eigentlich für Freunde? Warum hatte mich keiner gewarnt oder nach oben geschleppt? Ich fühlte mich jetzt zwar um einiges nüchterner als vorher (was schon daran erkennbar war, dass ich es in Erwägung zog, dass ich wirklich ein bisschen zu viel erwischt hatte), aber anders wäre es mir lieber gewesen.
Langsam holte mich alles ein, was ich mir heute Abend geleistet hatte... Die Blicke den Mädchen gegenüber - Oh nein, peinlich. Oh nein. Genau so hatte ich ja eben immer nicht sein wollen... Verdammt. James anfallen... Noch etwas, das ich eigentlich niemals hatte tun wollen. Dumme Gespräche mit Kevin - noch akzeptabel, hätte ich mir aber trotzdem sparen können... Und Remus, Merlin, ich musste morgen dringend mal mit ihm reden. Was dachte er wohl von mir?
Was dachte James jetzt von mir? Am liebsten hätte ich noch eine Flasche Feuerwhiskey hinterhergeschüttet, um diesen Zustand des Erkennens und Nachdenkens wieder abzuwürgen.
„Hey, Lily!“ Freya kletterte gerade hinter mir durch den Eingang des Gemeinschaftsraums, Frank im Schlepptau. Beide sahen etwas zerzaust aus. Und etwas angetrunken.
Das war eindeutig das letzte was mir gefehlt hatte. Wenn Freya das erstmal kapiert hatte, würde Hogwarts in den nächsten hundert Jahren über nichts anderes mehr sprechen. Bitte, Merlin, bitte, bitte, lass sie so betrunken sein, dass sie einfach wieder weggeht, komm schon, ich rühre auch keinen Schluck mehr an, bitte -
„Hey Pott-“ Freya stockte. Ich schloss die Augen. „Wer von euch war das?“ Ich hörte Freyas gigantisches Grinsen, bevor ich es sah, und für einen Moment hätte ich ihr am liebsten einen Schweigezauber aufgehalst.
Allerdings reagierte mein Unterbewusstsein ein wenig anders. Wie automatisch streckte sich meine Hand aus und zeigte auf James. „Er!“
Geschockt blickte er mich an. „So ein Blödsinn!“ Seine Stimme klang ungläubig. Irgendwie... fand ich das lustig. Oh nein, ganz dumm, Lily. Geh einfach hoch ins Bett. Sofort.
„Also du“, schloss Freya haarscharf und grinste mich an. Für einen Moment dachte ich, ich würde damit davonkommen, aber... Sie drehte sich mit dem Körper zu der Menschenmenge im Gemeinschaftsraum. „Leute, Potter küsst so schlecht, dass Lily kotzen muss!“, rief sie laut und brach gleich darauf in einen Lachanfall aus.
Ich sollte weinen, schreien, verzweifeln, Selbstmord begehen und Freya die Freundschaft kündigen. Aber ich lachte. Ich lachte - Das Ganze war einfach zu absurd. Und offenbar hatten Freya und ich exakt die gleichen Gedanken, denn auch sie war sofort auf die Sache mit dem schlecht-Küssen gekommen.
Natürlich war ihre Aktion erfolgreich gewesen - Halb Gryffindor stürmte auf uns zu, um dann in einem engen Kreis um mich und James stehen zu bleiben, auf das Erbrochene am Boden zu gucken und dann anzufangen, zu tuscheln und lachen und die wildesten Gerüchte auszuhecken. Als die ersten anfingen, sich gegenseitig wegzuschubsen um mehr zu sehen, kam ich zu dem Schluss, dass es schleunigste Zeit war, etwas zu unternehmen. Weil mein Zauberstab natürlich nicht bei mir war, lieh ich mir für einen Moment Freya's aus (ich war mir nicht sicher ob sie es überhaupt merkte) und ließ das Zeug auf dem Boden kommentarlos verschwinden.
James allerdings reagierte nicht so locker. „Das ist - kommt schon, ihr wisst, dass das nicht stimmt!“, verteidigte er sich laut, vermutlich auf Freya's Kommentar vorher bezogen. „Sie ist nur total betrunken!“, redete er weiter.
Leider nicht mehr, dachte ich und auf einmal musste ich fürchterlich lachen. Obwohl ich morgen bestimmt in meiner Reue ertrinken würde, obwohl die Situation eigentlich alles andere als unterhaltsam war, und obwohl ich genau wusste, dass James das überhaupt nicht lustig finden würde - Ich konnte nichts dagegen tun. Freya, die auch immer noch mit Lachen beschäftigt war, hakte sich bei mir ein, wir tauschten einen Blick und mussten nur noch heftiger kichern.
Ich hatte gewusst, dass James das nicht so toll finden würde. Aber offenbar war ich immer noch zu beschwipst, als dass ich mich davon abhalten lassen würde. „Das gefällt dir oder?“, fragte er ­- eindeutig ein wenig wütend. Aber okay. Damit konnte ich leben.
„Stimmt gar nicht“, sagte ich automatisch und versuchte für eine Sekunde ernstzunehmend zu gucken - bevor Freya an meinem Arm zog und ich wieder lachen musste. Oh nein. Ich sollte wirklich schleunigst nach oben verschwinden.
„Gerade eben dachte ich noch, ich könnte - endlich mal - vor Finn mit dir abgeben, aber jetzt - das ist so typisch!“ Er verzog die Mundwinkel - offensichtlich war er verstimmt.
Und seine Worte waren rätselhaft. Ich hörte mit dem Lachen auf und blickte ihn verwirrt an. „Was hat Finn damit zu tun?“, fragte ich und bekam Schluckauf.
Die Antwort kam sofort. Und überraschend direkt. „Weil Leah tausend Mal offener ist als du!“
Ich runzelte die Stirn. Das - war das ein Problem? Oh Merlin. Nicht auch noch das - Nachdenken war jetzt nicht wirklich das, was ich tun wollte. Wozu ich in der Lage war. „Das stimmt“, sagte ich also nur und blickte ihn weiterhin leicht verstört an. „Ich geh mal kurz hoch. Nur ein paar Minuten“, teilte ich der sich inzwischen endlich auflösenden Menge mit und löste mich aus Freya's Umklammerung. Ich wollte meine Zahnbürste.
„Vielleicht solltest du gleich oben bleiben, wenn ich so schlecht küsse“, schlug James vor, aber er grinste schon wieder zur Hälfte. Ich beschloss, jegliche schwierige Diskussionen auf morgen zu verschieben und nickte nur.
„Mal gucken. Aber eigentlich wäre es schade, die Bärchenchips waren so gut“, fügte ich nachdenklich murmelnd hinzu und bahnte mir einen Weg durch die Menge. Ob mir eine Flasche Feuerwhiskey später wohl noch schaden würde? Also schlecht war mir kein bisschen mehr, und ich hatte noch kaum mit Freya geredet heute, dass musste ich noch nachholen... Außerdem sollte ich wirklich den Abend heute noch genießen, bevor ich morgen früh aufwachte und mich in Grund und Boden schämte. Hm.
„Kinder und Trinker sprechen die Wahrheit“, hörte ich auf einmal Freya von unten giggeln. Ich musste grinsen, als ich mir James' Gesicht vorstellte.
Er sagte etwas, doch Black's Stimme - „PRONGS! Was...“ -, gefolgt von einem lauten Rumpeln, das klang als wäre er gegen einen Tisch gerannt, übertönte ihn.
Ich betrat unseren Schlafsaal, packte meine Zahnbürste und wollte auf die Knie fallen vor Dankbarkeit, dass Black sich erst jetzt entschieden hatte, zu kommen. Sonst wäre das ganze wohl noch in einem Desaster geendet...
Okay. Ich hatte entgegen aller meiner Prinzipien hemmungslos James geküsst und dann gekotzt. Die Schülerzeitung würde begeistert sein. Freya war eh schon begeistert. Holly würde stöhnen und James - James hatte irgendetwas von Finn geredet? Seltsam. Ich stellte die Zahnbürste weg und ließ mich auf mein Bett fallen, eine Sekunde nur ...
Doch bevor ich mich aufraffen konnte, noch einmal runterzugucken, war ich auch schon eingeschlafen.

_____
­
Ich und James waren die letzten, die das Feld verließen. Unsere Finger waren ineinandergewebt, unsere Gedanken waren ausnahmsweise mal eins, unsere Freunde... Unsere Freunde gingen vor uns, Freya und Black stritten mal wieder über das letzte Quidditchspiel, wie sie es immer taten, getan hatten; Remus und Holly redeten leise, Peter warf ab und zu etwas ein, er und Remus lachten leise... James und ich schwiegen, ich beobachtete die Linie seiner Gesichtszüge und die ungleichmäßigen Spitzen seiner Haare, während er auf das Quidditchfeld starrte, auf dem er die letzten Jahre so viele Spiele gespielt, so viele euphorische und depressive Augenblicke erlebt hatte...
Das Feld zu verlassen machte mir nicht viel aus, nein. Aber oben im Schloss warteten unsere Koffer, die vermutlich schon in den Flur gezaubert worden waren. Und ein paar wenige Minuten in den pferdelosen Kutschen wartete ein Zug.
Der Hogwartsexpress - Der Zug, der uns ein letztes Mal aus Hogwarts wegbringen würde. Nachhause.
Zuhause - Ich wusste nicht mehr, wie ich das definieren sollte. Mein Zimmer befand sich in meinem Elternhaus, aber meine Schwester hasste mich. Mein Vater hatte meine Mutter betrogen, ich selbst hatte ihn dabei erwischen müssen, und meine Mutter... Sie versuchte nur irgendwie, die Fäden unserer Familie bestmöglichst zusammenzuhalten.
Aber zuhause? Vielleicht war zuhause kein einzelner Ort. Vielleicht war es kein Bett, kein Zimmer, keine Stadt und kein Land. Vielleicht war es mehr ein Gefühl - Die Zusammensetzung von guten Gedanken mit Sonnenstrahlen und Regenstürmen, mit dem sicheren Wissen, dass nichts schief gehen konnte, solange man nur mit den richtigen Leuten zusammen war.
Hogwarts war es gewesen. Das ultimative zuhause, für alle von uns; so viele Stunden hatten wir im Schloss verbracht, die Geister und Rüstungen und Lehrpläne verflucht und doch immer irgendwo gewusst, was wir an all dem hatten.
Auf einmal ließ James' Blick das Feld los und seine Augen trafen meine, wie Sonnenstrahlen auf dem funkelnden See.
Zzzzzzzzzzp.
Vielleicht war es das. Zuhause. Vielleicht war zuhause dort, wo es immer ruhelos war, und ungewiss, und voller Regen und tiefsinniger Gespräche und Smarties und Tränen und unbedachten Worten, und Versöhnungen und Küssen und ungesundem Glück.
Und auch wenn ich das Schloss, die Sicherheit, die es barg, ungern zurückließ und mir auf einmal Tränen in die Augen stiegen, war ich auf irgendeine Weise zufrieden. Denn Hogwarts, das für sieben Jahre lang mein zuhause gewesen war, würde nicht vergessen werden, nein. Es würde eine neue Klasse von Schülern kommen, eine weitere würde gehen, Generation für Generation...
Und Teil davon zu sein, von dieser Gesellschaft, die so bunt war, so außergewöhnlich und schräg und liebenswert und - erschreckend, und so anders, war mehr wert, als alles, nachdem ich je verlangt hatte.

__________


Angekommen! Wie lang hat das Lesen gedauert? :D Das Schreiben lang und das Verbessern auch, aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen :) Wie fandet ihr die einzelnen Flashbacks? Die jüngeren Charaktere getroffen?
BITTE BITTE GIBT UNS BESCHEID UND HINTERLASST EINEN KOMMI, wir würden uns so freuen! Das nächste Chap kommt dann auch umso schneller - jetzt haben wir erstmal zwei Wochen Ferien und es liegt auch an euch, wie viel wir in diesen zwei Wochen Vorarbeit schaffen :) Dieses Chap war eine Mega-Arbeit, wir schwören ;) ... BITTE.
Also, bis demnächst, hoffentlich etwas bälder als dieses Mal :D
Flollo & Ollo
P.S: Wir lieben euch. Wirklich. Danke fürs Lesen! <33
P.P.S: Hat irgendwer von euch eigentlich das LAF-Quiz gemacht? :D Uuund? Hier nochmal der Link, falls ihr wollt: http://www.testedich.de/quiz30/quiz/1330539364/Like-A-Fairytale
<333


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In der Filmgeschichte hat es derart viele Werwölfe gegeben, dass wir unbedingt etwas ins Bild bringen wollten, was es noch nie zu sehen gab. Wir zeigen also nicht den traditionell behaarten Werwolf, sondern einen unbehaarten.
Alfonso CuarĂłn