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Fanfiction

Trank des Vergessens - Der Kampf war vorbei

von Odo der Held

Severus konnte es noch nicht glauben. Jahrzehnte der Todesangst, des Doppelspiels und der ohnmächtigen Sorgen waren vorbei. Vor einer Stunde hatte Harry Potter seinen Zauberstab gegen Voldemort erhoben und mit ihm gekämpft. Und Tom Riddle hatte sich selbst getötet mit seinem eigenen Avada Kedavra.
Snape saß auf der Treppe zu den Kerkern. Er war allein. Die Treppe war zerborsten und er hatte nur noch eine kleine sicher aussehende Stelle gefunden, die sein Gewicht hielt.
Bella war tot, Rodolphus tot, Greyback tot. Alle tot. Außer Lucius. Dieser clevere Bursche hatte sich mit Draco und Narcissa davon gemacht. Er hoffte, er würde die drei nie wieder sehen. Severus Aufgabe war beendet. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Der Meister war nicht mehr.
Severus Kopf fühlte sich leer war. Es war ein erstaunliches Gefühl.
„Sir?“
Severus Kopf schoss hoch.
Ein junger Hauself stand vor ihm und schaute ihn besorgt an. Wie hieß er noch mal?
„Alles gut, Berry.“
Der Elf atmete erleichtert aus, aber Severus fiel noch etwas ein.
„Berry, würdest Du etwas für mich tun?“
„Alles, Sir“, der Elf hatte für seine Art eine recht erträgliche Stimme.
„Würdest Du bitte in mein Quartier gehen und eine Flasche holen mit der Aufschrift „ Konguratio Serum“?“
„Jawohl, Sir“, sagte Berry und dann war er schon weg.
Einen Moment später ploppte es und Berry war wieder da.
„Hier, Sir“, er hielt Severus die Flasche und einen Becher hin. Bevor Severus noch Danke sagen konnte, war der Elf schon verschwunden.
Severus drehte die Flasche auf und goss sich etwas von der trüben Flüssigkeit in den Becher.
Diese Flasche hatte er seit fast 20 Jahren im Schrank stehen und er hatte sie erst aufmachen wollen, wenn Voldemort gestürzt wurde. Jetzt war es soweit.
Er setzte den Becher an den Mund und trank ihn in einem Zug leer.
Schon bald setzte die Wirkung ein.

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Hermine ging einsam durch das Schloss und schaute sich um.
Jetzt war Tom Riddle seit 3 Tagen tot. Dumbledore tot, Fred Weasley tot, Tonks und Lupin tot. Aber auch Bellatrix Lestrange. Der Krieg hatte viele Opfer gefordert. Um Tonks, Lupin und Fred trauerte sie am meisten.
Hermine ging weiter. Sie wusste, dass sie nicht alleine im Schloss war, denn Filch war auf jeden Fall immer da. Professor McGonagall war verreist. Sofort nach dem Endkampf. Sie wollte zu ihrer Schwester nach Norwegen. Die anderen Lehrer und das Hauspersonal waren ebenfalls weg. Alle Schüler hatten Weihnachtsferien bis in 4 Wochen, da Professor McGonagall noch eine Woche drangehängt hatte, damit sich alle erholen konnten, die so tapfer gekämpft hatten.
Hermine war alleine. Alleine im Speisesaal, alleine in der Bibliothek und alleine in den Gryffindor-Räumen. 2 Nächte in ihrem alten Bett zu schlafen war eine unbeschreibliche Erholung gewesen.
Erholung. Ein Blitzgedanke kam ihr. Was war eigentlich mit Snape passiert? Wo war er? Soweit sie wusste hatte er überlebt. War er auch, wie die anderen Lehrer, weggefahren? Hermine grinste innerlich. Snape kannte doch außerhalb Hogwarts niemanden. Wo sollte er denn hinfahren?
Naja, wie auch immer. Sie hatte genug Bewegung bekommen, sie würde wieder in die Bibliothek gehen um ihr Buch weiterzulesen.
Knappe 3 Stunden später war ihr auch das Lesen über geworden und sie drehte eine neue Runde durch das Gebäude. Irgendetwas hielt sie nicht in der Bibliothek fest.
Diesmal drehte sie die östliche Runde. Als sie an den Treppen zum Kerker vorbei ging, hörte sie plötzlich ganz leise Geräusche. Sie hatte noch niemals so schnell in ihrem Leben ihren Zauberstab gezogen wie jetzt. Gespannt lauschte sie und hauchte „Lumos“. Dann leuchtete sie die Kellertreppe herunter.
Etwas bewegte sich unten leicht und Hermine trat Stufe für Stufe vorsichtig hinab.
Und blieb geschockt stehen. Unten lag eine Gestalt auf dem Boden. Sie wandte den einzigen Spruch an, der ihr logisch erschien und eine Stimme in ihrem Kopf verriet ihr die Gesinnung der Person auf dem Boden.
Etwas erleichtert trat sie näher an ihn heran und blieb wieder erschrocken stehen.
Severus Snape lag zusammengekauert auf dem Boden. Sie kniete sich blitzschnell neben sein Gesicht und leuchtete es an. Er sah im Gesicht aus, wie Harry damals im Wald, als sie ihn unkenntlich machen musste. Aber Snape sah noch irgendwie anders aus. Jetzt fiel es Hermine ein. So verquollen sah jemand aus, der lange lange Zeit geweint hatte.
Sie beschloss ihn vorsichtig anzusprechen.
„Professor Snape.“
Nichts.
„Professor Snape.“
Wieder nichts.
Hermine hielt einen Handrücken vor seinen Mund und beruhigte sich wieder als sie spürte, dass er noch atmete. Aber was war mit ihm? Sie schaute sich im Lumos-Schein um.
Da stand eine Flasche auf dem Boden und ein Becher lag umgekippt daneben.
„ Konguratio Serum“ stand auf dem handschriftlichen Etikett. Was um Merlins Willen war Konguratio Serum? Erst mal egal, sie musste ihn irgendwie hier wegkriegen. Aber wohin? In seine Räume? Nein, es schauderte sie. In den Krankenflügel. Ja, das war eine gute Idee. Sie murmelte „Accio Krankentrage“ und wartete einen Augenblick. Dann kam eine Krankentrage aus dem Heiltrakt angeflogen und legte sich vor Hermine nieder. „Locomotor Severus Snape“ sagte sie als Nächstes und dirigierte Severus auf die Trage. Dann sagte sie zum Schluss noch „Locomotor Trage“ und Hermine begleitete die Trage mit dem immer noch weggetretenen Snape auf die Krankenstation.
Dort hievte sie ihn magisch in ein Bett und zündete die Fackeln an. Jetzt hatte sie Gelegenheit ihn sich näher anzuschauen. Er lag immer noch zusammengekauert da, aschfahl im Gesicht mit strähnig aussehenden Haaren. Er hatte Narben auf den Händen, Narben vom Kampf, die vor 3 Tagen angefangen hatten zu verheilen. Sie schaute in Richtung Poppy's Büro und murmelte „Accio Heilserum“. Mit dieser Flasche versorgte sie die Wunden an seiner Hand.
Aber was, wenn er noch andere hatte? Sie musste ihn ausziehen und untersuchen. Mühsam wuchtete sie den schweren Mann hin und her bis sie ihn ausgezogen hatte. Er trug nur noch eine Shorts und Hermine suchte seinen Körper nach weiteren Wunden oder Narben ab. Wunden fand sie keine, aber Narben zu Hauf. Er musste sehr viel erlitten haben, dachte sie traurig. Wie viele der Narben waren wohl auf Riddle's Konto gegangen? Schrecklich, schrecklich viele Narben. Die in seiner Seele mal nicht dazu gerechnet.
Aber nun weiterschauen. Konguratio Serum. Was war das? Konnte sie ihn hier einen Moment alleine lassen? Sie entschied ja. Hermine ging wieder in die Bibliothek und suchte nach dem richtigen Buch. Es dauerte geschlagene 2 Stunden bis sie die entsprechende Seite gefunden hatte. Dann ging sie mit dem Buch wieder zurück zu Snape und der leeren Flasche.
Konguratio Serum. Im Banne des Vergessens.
2 geknickte Maiglöckchen abkochen in
2 Litern Wasser. Dazu
3 Bund feingehackte Petersilie,
15 Gramm pürierte Eingeweide eines Schafes und
7 gesäuberte Deckel vom gemeinen Steinpilz

Das klang wirklich furchtbar, dachte Hermine. Aber ein Vergessenstrank? Was bewirkte er?
Sie las weiter.
„Willst Du das Gute oder das Böse vergessen und nichts denken? Willst Du einig sein mit der Welt und Dir? Willst Du Deinen eigenen Namen nicht mehr kennen oder wer Deine Mutter war, dann trinke den Trank des Vergessens. Vorsicht: Nicht mehr als 500 ml pro Monat.“
Hermine kippte die Flasche um. Es kam nicht ein Tropfen mehr raus. Sie schätze die Flasche ab. Es war bestimmt ein Liter Platz darin. Sollte er wirklich einen Liter getrunken haben? In nicht einmal 4 Tagen? War das etwa seine Art des Saufens?
Sie las weiter. „Wer extra oder nicht extra zu viel davon trinkt sei gewarnt: Ab 500ml pro Monat tritt die Wirkung ein (bei den meisten Geschöpfen), dass der Betrunkene nervenzusammenbruchartige Zustände bekommt.“

Na danke, dachte Hermine. Also war Snape jetzt wie immer!
Sie beschloss ihn noch mal anzusprechen.
„Professor Snape. Hören Sie mich? Professor.“
Nichts.
Sie rüttelte leicht seinen Arm.
„Severus Snape?“ Ihre Stimme wurde leiser und dunkler. Vielleicht besänftigte es ihn.
Da hört sie aus seinem Mund einen Laut. Ein Wimmern. Aus seinen Augen liefen zierliche Tränen die Wange runter.
Hermine fühlte sich hilflos. Ach, wenn Poppy jetzt hier wäre!
Aber daran ließ sich nichts ändern. Jetzt war sie gefragt.
„Professor Snape. Hören Sie mich?“
Sein Weinen wurde lauter und Hermine beschloss sich einen Stuhl zu nehmen und sich neben sein Bett zu setzen. Sie dimmte mehrere Fackeln, bis nur noch sein Bett sanft beleuchtet wurde.
Sie wollte seine Hand nehmen und tätscheln, da kam plötzlich ein wenig Leben in ihn und er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Wange. Er hielt sie genau dort fest.
Sie spürte seine harte Hand an ihrer, wo er sie fest hielt und die Stoppeln seines unrasierten Kinns.
Die nächsten Stunden waren unkomfortabel für Hermine, da sie in ihrem Stuhl festsaß. Snape ließ sie nicht gehen. Jedes Mal, wenn sie versuchte ihre Hand wegzuziehen, hielt er sie wieder aufs Neue fest.
Viel später war Hermine in ihrem Stuhl eingeschlafen.
Als sie erwachte, war es spät in der Nacht. Sofort schaute sie zu ihrem ehemaligen Lehrer hinüber.
Seine Tränen waren nun getrocknet und zogen sich wie kleine feine Linien über sein Gesicht.
Dann schlief sie wieder ein.
Als sie dann wieder aufwachte, war es früh am Morgen und sie sah dicken, weißen Schnee fallen.
Sie erschrak, als sie zu Snape hinüberschaute. Er lag in seinem Bett und ihr Buch über den Trank lag aufgeschlagen in seinen Händen. Er schlief.
Sie wollte es ihm aus der Hand nehmen und zuklappen, da wachte er auf.
Jetzt konnte sie sich auf etwas gefasst machen, das wusste Hermine.
„Wo bin ich?“ fragte er jedoch krächzend.
Hermine war verblüfft.
„Sir, Sie sind auf der Krankenstation von Hogwarts.“
Snape schaute Hermine eine Zeitlang verwirrt an.
„Hunger“, meinte er dann.
Daran hatte sie gedacht. „Accio Butterbrot“, murmelte sie und ein kleines Päckchen kam angeflogen.
Sie fing es auf und packte es ungeschickt aus. Snape schaute ihr stumm dabei zu.
Als sie es ihm gab meinte sie „Accio Kürbissaft. Accio Becher.“
Eine Flasche des süßen Getränkes und ein sauberer Becher kamen aus Poppys Büro angeflogen.
„Welchen Tag haben wir?“ fragte er leise.
Hermine musste kurz überlegen.
„Tag vier-post Voldemort.“ Einfach Donnerstag sagte ihm bestimmt nichts.
Severus fiel in sein Bett zurück und blickte zur Decke.
„So lange also.“ Beantwortete er laut seine stille Frage.
„Ja, Sir, ich wusste gar nicht, dass sie noch da sind. Ich fand Sie durch Zufall. Wäre ich nicht so eine Spaziergängerin, hätte ich Sie nicht gefunden.“
„Leider“, flüsterte er leise zu sich selbst, aber Hermine hatte gute Ohren. Sie reagierte nicht auf das Wort.
Er blickte starr zur Decke.
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Fast vier Tage also hatte er da unten gelegen. Er hatte gehofft, es würden mehr werden.
Er fühlte sich schauerlich. Ihm tat alles am Leib weh. Die nassen, kalten Steine im Kellergewölbe waren für seine Knochen nicht so toll gewesen.
Ächzend versuchte er sich zu bewegen. Er fühlte sich wie ein Greis.
Er hörte auf sein Herz. Es schlug noch immer in seiner Brust. Stetig und wie ein Perpetuum mobile.
Wäre er mal mit Voldemort zusammen zugrunde gegangen.
Hätte sein Herz mal besser aufgehört zu schlagen.
Er schaute an Hermine vorbei an die Wand und ohne, dass er es wollte, liefen ihm stumm Tränen aus den Augen. Hermine sah das, aber sie sagte auch dazu nichts.
Hermine war sich sicher, dass er einen Nervenzusammenbruch hatte. Aber das war ja auch kein Wunder. Harry hatte ihr und Ron erzählt, was damals alles wirklich geschehen war.
Das Schwert von Gryffindor und die unglückliche Liebe Snapes für Harrys Mutter Lily. Die vielen Nächte der Todessertreffen. Hermine erinnerte, dass ie ihn eines Nachts gesehen hatte, als er von einem Treffen wiedergekommen war. Er war gebeugt gegangen mit einem schwarzen Lumpen über dem Arm. Gebeugt wie ein alter Mann. Gebeugt und schmerzverzerrt.
Ja, er hatte Dumbledore getötet, aber wie Harry es gesagt hatte, war es auf dessen ausdrücklichen Wunsch geschehen. Sie gab Snape nicht die Schuld. So wie Harry es erst immer getan hatte.
Snape mochte vielleicht ein schlechter Mensch sein, bösartig und voller Fehler, aber er war anders, als sie erst gedacht hatte.
„Möchten Sie ein wenig Kürbissaft, Sir?“ fragte sie ihn.
„Nein.“ Erwiderte er rau. Erinnerte sich aber scheinbar an seine Manieren. „Danke.“
Er hatte sie bis dato noch nicht einmal angesehen. Doch er drehte sich wieder so, dass er an Hermine vorbei an die Wand starren konnte. Und so verging der Tag.
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Hermine ließ ihn in der Nacht alleine und duschte und zog sich um und als sie wieder in den Krankenflügel kam, war er weg.
Betroffen rief sie nach ihm, aber es kam keine Reaktion.
Sie ließ ihn mit ihrem Zauberstab orten und folgte dem Stab, der sich wie ein Kompass verhielt.
Er führte sie direkt in die Kerker. In seine Räume.
Ein Passwort brauchte sie nicht, da der Slytherin im Bilderrahmen, der den Eingang bewachte, ebenfalls verreist war.
So öffnete Hermine die Tür zu seinen Wohnräumen und trat ein.
Snape saß in seinem Ohrensessel und schaute sie perplex an, als sie eintrat.
„Was machen Sie hier, zum Teufel?“ fragte er unfreundlich. Nicht so unfreundlich wie früher, aber immer noch unfreundlich.
Hermine zog entschuldigend die Schultern hoch. „Ihr Aufpasser ist nicht da. Sie war offen.“
Snape ließ resigniert die Arme sinken und schaute wieder an ihr vorbei ins Leere.
„Fahren Sie heim, Miss Granger. Sie haben hier nichts verloren. Fahren Sie heim und erholen Sie sich. Sie haben genug geleistet.“
„Sir, ich bleibe hier. Meine Eltern sind alleine verreist und hier allein im Schloss zu sein ist für mich Erholung.“
„Ja“, sagte Snape geistesabwesend. „Sie und ich. Wir sind allein. Ich bin allein.“
„Wie meinen Sie, Sir?“
„Filch ist weg, samt seinem dämlichen Kater, hier ist keiner mehr. Nur Sie und ich. Und wenn wir es schaffen uns aus dem Weg zu gehen, was bei dem großen Gebäude durchaus möglich sein sollte, kann es noch eine ganz annehmbare Zeit werden.“
Hermine fühlte sich kläglich. Sie wusste nicht warum. „Ok, Sir, ich habe verstanden.“
Dann drehte sie sich um und verschwand.
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Severus hatte viel Zeit nachzudenken.
Ich könnte mich jetzt auch umbringen, dachte er. Ihn brauchte niemand mehr. Seine Zeit war vorüber. Er fühlte eine entsetzliche Leere in sich aufsteigen. Sollte er noch mehr Vergessenstrank brauen? Wieso nicht?
Miss Granger war seit vielen Stunden weg und er hatte das Zeitgefühl verloren. Der Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es mitten in der Nacht war. In ihm regte sie der Hunger und da er in seinen Räumen nichts mehr hatte, das nicht mit Sicherheit schlecht geworden war, ging er in die Küche. Dort war bestimmt noch etwas essbares.
Er stieß die Küchentür auf und steuerte geradewegs auf die Vorratsschränke zu.
„Lumos“, murmelte er und sein Zauberstab erhellte sich. Er öffnete die Tür und spähte rein.
Salami, Schinken, Eier, Brot und Butter. Ein paar Tomaten. Machten Tomaten nicht glücklich? dachte Severus zynisch und holt eine schöne aus dem
Korb. Er suchte in der Küche umher und fand auf einem Gewürzbord Pfeffer. Dann setzte er sich auf eine Arbeitsplatte und begann die Tomate zu kauen. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und nur der Mond erhellte den Raum.
Seltsamerweise erschrak er nicht, als er Miss Granger auf dem Fussboden sitzen sah. Sie schien eine Scheibe Brot zu essen.
„Auch nicht müde?“ fragte er kurz und knapp.
„Nein.“
Sie war angenehm, befand er. So schön still.

Die Tomate war alle und sein Magen war immer noch nicht zufrieden.
Er sprang von der Arbeitsplatte hinunter und schaute sich weiter im Vorratsschrank um.
„Wenn Sie Marmelade wollen, die habe ich hier“, hörte er Miss Granger sagen.
„Nein, danke. Mir ist nicht nach süß.“
„Hm.“ Es klang nicht nach ja oder nein von ihr.
Er hörte wie etwas Flüssiges plätscherte.
„Was trinken Sie da?“ fragte er.
„Rotwein.“
„Gut?“
„Ja.“
Er beschwor einen Becher herbei und hielt ihn der vor ihm sitzenden Hermine hin. „Bekomme ich auch etwas?“
„Wenn Sie sich nicht mehr betrinken?“
„Nein.“
„Ok.“
Sie goss ihm ein. Dann setzte er sich ihr gegenüber auf die Arbeitsplatte.
Ein wenig Gesellschaft war erträglich.
Er hörte sie kauen.
„Was essen Sie da?“
„Butterbrot mit Salami.“
„Gut?“
„Ja.“ Eine Pause, dann fügte Hermine hinzu. „Besser mit Wein.“
„Bekomme ich auch eins?“ fragte Severus. Diese stille Konversation entspannte ihn irgendwie.
„Ja.“
Er hörte sie hantieren, dann erschien ihre Hand wie aus dem nichts und reichte ihm eine belegte Scheibe Brot. Ihm wurde klar, dass er sie früher zusammengestaucht hätte, weil sie ihm aus der bloßen Hand etwas zu essen gereicht hätte. Nur um sie zu ärgern. Dazu fehlte ihm jetzt die Energie.
„Danke“, sagte er leise und biss ins Brot. Dazu nahm er einen Schluck Wein.
Der Wein rann seinen Mund entlang und vermischte sich mit dem salzigen Geschmack der Salami. Es schmeckte köstlich. „Das ist gut.“ Er atmete aus.
„Hm.“
„Wieso sind Sie hier?“ fragte er.
„Nachdenken.“
„Nein, ich meine im Schloss. Generell.“
„Nachdenken.“
„Worüber?“
„Wollen Sie mich jetzt ausfragen?“ fragte sie ruhig.
„Nein.“
„Gut. Aber ich sage es Ihnen. Ich will über mich und meine Zukunft nachdenken.“
Zukunft. Sie hatte eine.
„Was ich mal lernen will und was ich mag, wen ich mag. Was ich bin und wer.“
„Und kommen Sie weiter?“
„Nein.“
Es entstand eine Pause.
„Möchten Sie noch eine Scheibe Brot?“
„Ja, bitte“, sagte er und hörte sie wieder hantieren.
Er nahm ihr wieder das Brot ab und biss hinein.
Kauend meinte er: „Was machen Sie denn gerne?“
„Lesen.“ Sie lachte leise auf. „Aber das kann man ja nicht zum Beruf machen.“
„Anderen was beibringen“, fügte sie noch hinzu.
„Und was mögen Sie?“
„Zaubertränke.“ Sie lachte wieder leise auf.
Er überlegte eine Weile.
„Ich möchte noch einmal Vergessenstrank herstellen.“ Und bevor sie Einwand erheben konnte, sagte er noch. „Aber nicht mehr so viel trinken.“
„Ist das Zeug gut?“
„Ja.“
„Vielleicht würde es mir helfen, nicht mehr so viel zu denken.“
„Vielleicht.“ Er seufzte. „Möchten Sie mir helfen?“
Sie überlegte. „Ich esse erst mein Brot auf.“
Er lachte leise und wunderte sich selbst sofort über das Geräusch.
„Nicht mehr heute Nacht“, lächelte er schließlich.
„Na dann“, sie klang ein wenig enttäuscht.
„Das Rezept haben Sie bestimmt gelesen, so wie ich Sie kenne. Wir brauchen die Zutaten.“
„Ich werde Ihnen helfen.“ Hermine trank einen Schluck. „Morgen.“
Dann stand Sie auf und legte ihre Essutensilien auf eine Ablage.
„Gute Nacht, Professor Snape.“
„Gute Nacht, Miss Granger.“
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Snape ging direkt in seine Gemächer. Er war relativ satt und sehr müde.
Als er in seinem Himmelbett lag realisierte er, dass er allein war. Naja fast.
Miss Granger. Sie schien ebenso eine verlorene Seele zu sein, wie er.
Was machte ein so junges Ding alleine über Weihnachten in so einem kalten Schloss?
Wieso ging sie nicht auf irgendwelche dummen Partys, wieso verbrachte sie die Nächte nicht knutschend mit irgendeinem Freund? Und vor allem – wieso sie? Nein, war die Antwort. Genau sie. Keine andere hätte beschlossen, ihre Weihnachten hier alleine zu verbringen.
Sie war anders, als alle anderen Mädchen, Frauen. Es erschien ihm, als wäre sie über die Jahre hinweg nie in die Pubertät gekommen. Sie war schon mit 11 vernünftig gewesen.
Sie war ein gescheites Ding, das hatte er immer gewusst. Obwohl er sie so nie erzogen hatte. Sie hatte eine Menge bei ihm einstecken müssen. Und wofür?
Dass sie klug war und sich mehr Mühe gegeben hatte, als alle anderen zusammen? Jedes Mal, wenn er sie gesehen hatte, hatte sie irgendwo mit einem Buch gesessen oder sie hatte an irgendeiner Hausarbeit geschrieben.
Es hatte sich für sie rentiert. Bis zum Ende der sechsten Klasse war sie die mit großem Abstand beste Schülerin der Schule. Dann war sie mit Potter und Weasley losgezogen um gegen den dunkeln Lord zu kämpfen. Würde sie ihr letztes Jahr jetzt nachholen? Er hoffte es für sie.
Er nahm sich vor, sie nicht mehr so mies zu behandeln wie früher.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Da er nicht arschig zu ihr war, war sie auch nicht ängstlich. Es war, als ginge alles von ihm aus. War er nett, war sie auch nett. War er nicht nett, bekam sie Angst. So war es schon immer gewesen. Dieser Gedanke ging Hermine durch den Kopf, als sie die Treppe zu ihrem Mädchen-Schlafraum hochstieg.
Morgen würde in Professor Sprouts Gewächshaus nach Petersilie suchen.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Es wurde Mittag, als sich Hermine und Snape wieder sahen. Hermine war gerade dabei im Gewächshaus nach Petersilie zu stöbern, als Snape in der Tür stand.
„Oh, gut. Sie waren offensichtlich schneller als ich, Miss Granger.“
Sie begrüßte ihn gar nicht erst. Hatte er ja auch nicht.
„Wie viel Liter Trank machen wir?“
Er zog überlegend eine Augenbraue hoch.
„Wir werden hier noch 3 Wochen alleine sein. Zwei Liter würde ich anrühren. Oder was meinen Sie?“ Immer nett sein.
„Sie fragen mich?“ Hermine war baff.
„Natürlich!“ antwortete er ein wenig schroff. „Sie sind nicht mehr meine Schülerin, wieso sollte ich Sie dann nicht nach Ihrer Meinung fragen?“
„Aber es kann sein, dass ich mein letztes Jahr noch nachhole“, Hermine klang ein wenig lahm.
„Dann kann ich ja wieder aufhören, Sie nach Ihrer Meinung zu fragen.“

„Also 3 Bund Petersilie“, murmelte Hermine und schnitt sie mit einer Schere zurecht.
„Gut“, brummte Snape, „dann such ich mal nach Steinpilzkappen.“ Und er verschwand im anderen Gewächshaus.
Er wird immer seltsamer, dachte Hermine. Was für ein komischer Mann!
Minuten später trat sie in das andere Gewächshaus. Snape hockte elegant vor einem Beet und schnitt Pilzköpfe mit einem Küchenmesser ab.
Er sammelte sie in einem kleinen Korb und erhob sich wieder. Er ächzte ein wenig.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“ fragte Hermine besorgt.
Snape schaute sie etwas ungläubig an, dann hatte er sich wieder im Griff.
„Machen sie sich mal keine Gedanken über mich.“
„Aber…“
„Es ist gut, Miss Granger. Meine Knochen sind älter als Ihre.“
Hermine beschloss zu schweigen, bis er wieder nett zu ihr war. Sie ging wortlos.
Verblüfft schaute er ihr hinterher. Was für ein seltsames Mädchen.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Sie begegnete Snape wieder, als er durch das Porträtloch der Gryffindor ging, um sie dort zu suchen. Hermine war grad auf dem Weg nach draußen.
„Ach da sind Sie ja, Miss Granger. Ich habe die Schafseingeweide, jetzt fehlen uns nur noch 2 Maiglöckchen.“
„Merlin, will ich wissen, woher Sie die Schafseingeweide haben?“ rutschte es ihr raus.
Snape zog innerlich belustigt eine Augenbraue hoch. „Besser nicht. Aber nein, ich habe gefriergetrocknete. Die gehen auch.“
Hermine spürte sein Amüsement, deshalb war sie auch erleichtert, dass er nicht bissig auf ihren Kommentar reagierte.
„Vielleicht hat Pomona welche“, sinnierte Snape. „Miss Granger, Sie haben nicht zufällig im Gewächshaus Maiglöckchen gesehen?“
„Nicht in dem, wo ich die Petersilie herhabe.“
„Gut, dann sehe ich jetzt mal in dem anderen nach. Sie können ja in der Zwischenzeit in mein Labor gehen und alles vorbereiten. Leider wissen Sie ja, wie man hinein kommt.“
Hermine war ein wenig verärgert. Snape wusste ganz genau, dass sie nie etwas in seinen Augen Schlimmes mit seinem Labor anstellen würde. Trotzdem sagte sie:
„Ok. Bis nachher.“
Dann drehte sie sich um und verschwand.
Auf dem Weg zum Gewächshaus dachte Severus nach. Natürlich wusste er, dass Miss Granger keinen Schaden in seinem Labor anrichten würde. Wieso sagte er dann nur so etwas Blödes? Er hatte gesehen, wie er sie damit verärgert hatte. Nun ja…. .


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