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Fanfiction

Snogging very weasley - Ein schlechter Witz

von h+rinlove

Lucy hatte große Lust, Hagrid zu besuchen. Leider war es schon halb Neun, und ab Zehn war Nachtruhe – da mussten alle Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen sein, wenn nicht sogar schon in ihren Betten.
Frustriert zog Lucy ihre Beine an den Oberkörper und legte den Kopf auf die Lehne des gelb – schwarz gestreiften Sessels, auf welchem sie saß.
„Hey Lucy, was ist los?“
Ihre Cousine Roxanne, die eine von ihren engeren Freundinnen war, schaute sie fragend an.
„Mir ist langweilig. Ich hätte voll Lust, Hagrid zu besuchen.“
„Bald ist Nachtruhe, ich weiß nicht, ob sich das noch lohnt.“
„Hm.“
Lucy zuckte mit den Schultern. Roxanne gähnte.
„Lass uns doch lieber noch ein bisschen unseren Aufsatz über Irrwichte weitermachen; du weißt, wir müssen ihn übermorgen abgeben, und morgen haben wir wieder volles Programm – darunter Kräuterkunde mit den Slytherins.“, meinte Roxanne und verzog den Mund.
„Da muss ich dir wohl recht geben.“, seufzte Lucy.
Die beiden Hufflepuffs standen auf, holten ihre Taschen aus dem Schlafsaal, dann kehrten sie in den Gemeinschaftsraum zurück. Mit einem sehnsüchtigen Blick auf ihren Lieblingssessel setzte Lucy sich zu Roxanne an einen der Tische unter den kleinen, runden Fenstern und kramte nach ihrem Buch für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.

Anderthalb Stunden später waren die beiden nicht nur mit ihrem Aufsatz und der Restlektüre für Verwandlung, sondern auch mit den Nerven fertig.
Außer ein paar Sechst – und Siebtklässlern schienen sie die einzigen Nicht – Oberstufenschüler zu sein, die noch im Raum waren.
„Hatten wohl alle einen anstrengenden Tag.“, mutmaßte Lucy.
„Kann ich verstehen. Ich denke, ich werde jetzt auch schlafen gehen.“ Roxanne stopfte ihre Sachen in ihre Tasche und streckte sich. „Kommst du auch?“
„Muss ich wohl.“
Resigniert folgte sie ihrer Cousine zu den Mädchenschlafsälen. Lucy liebte die Natur, weswegen sie am liebsten jeden Abend über die Ländereien zu Hagrid's Hütte wandern würde, um dort eine Tasse Tee mit ihm zu trinken, um dann gegen Anfang der Nachtruhe nach einem Spaziergang im Mondschein ins Schloss zurückkehren.
Leider klappte das im Laufe der Schuljahre immer weniger, da der Stoff und die Hausaufgaben immer anspruchsvoller wurden, und Lucy mehr Zeit in ihre Noten investieren musste, als ihr eigentlich lieb war.

Eine Stunde später war Lucy noch immer wach. Elf Uhr. Sie konnte einfach nicht einschlafen.
Aber selbst Hagrid würde sie jetzt zurück ins Schloss schicken, wenn sie es schaffen sollte, unerkannt zu seiner Hütte zu gelangen.
Lucy seufzte frustriert und drehte sich unter ihrer Bettdecke.
Wenn sie sich doch nur irgendwie unsichtbar machen könnte. Aber das war unmöglich.
Sie klopfte ihr Kissen zurecht und lauschte dem leisen Atem ihrer Zimmernachbarinnen.

Lucy musste einfach raus.
Sie kletterte leise aus ihrem Bett und griff nach ihrer schwarzen Regenjacke – es war Oktober, die Nacht meist frisch, und ab und zu fiel ein Schauer. Eine bessere Tarnung konnte sie gar nicht haben; denn die Jogginghose, welche sie zum Schlafen trug, war ebenfalls schwarz.
Schnell schlüpfte Lucy in ihre Turnschuhe, zog sich die Jacke über und schlich aus dem Schlafsaal. Erste Hürde geschafft. Der Gang der Mädchenschlafsäle war leer.

Lucy verhielt sich trotzdem sehr vorsichtig; wenn sie einer Vertrauensschülerin über den Weg
lief, wäre es ganz fix vorbei mit ihrem Vorhaben.
Ungesehen gelangte sie durch die große, runde Tür in den Gemeinschaftsraum; er war leer.
Nur im Kamin knisterten die letzten paar Holzscheite.
Ein Schnarchen ließ Lucy zusammenzucken.
Mitten im Raum blieb sie stocksteif stehen und drehte den Kopf in alle Richtungen; woher war das Geräusch gekommen?
Ah, da. Sie hatte die Quelle gefunden; in einem der Sessel döste Michael Jillian Clearwater mit weit offen stehendem Mund. Lucy musste grinsen.
Michael ging in ihre Jahrgangsstufe und war nicht gerade beliebt, da er nicht nur ein großspuriger Streber war, sondern auch ein unerträglicher Besserwisser und Angsthase. Lucy hatte im ersten Schuljahr zu ihrer Eule eine Vogelspinne als Haustier gehabt, und diese ihm unter großem Hallo unter die Nase gehalten; Michael war wie ein Mädchen kreischend weggerannt und hatte sich zur Erheiterung der Allgemeinheit wimmernd in einer Klokabine versteckt.
Dabei war ihre Vogelspinne zahmer als ein Flubberwurm.
Lucy entfuhr ein unterdrücktes Kichern bei dieser Erinnerung, worauf sie sich sofort die Hand vor den Mund schlug; keiner durfte sie hören.
Sie ließ den schwarz gelockten Mitschüler selig dösend zurück und verließ den Gemeinschaftsraum.

Im Keller war es ebenfalls wie ausgestorben; Lucy zog sich sicherheitshalber die Kapuze über den Kopf, damit im Schein des Mondlichts ihr hellbrauner Haarschopf nicht beleuchtet wurde (der sie sicherlich schnell verraten hätte).
Eilig hastete sie leichten Schrittes die Treppe in das Erdgeschoss hoch, gelangte in die Eingangshalle und stand vorm Schlossportal.
„Bitte, lass es noch offen sein. Bitte.“, flehte sie stumm.
Lucy schüttelte eine ihrer Hände aus dem Jackenärmel und drückte damit die Klinke herunter; es war noch offen.
Sie verbot sich einen kleinen Jubelruf und trat auf das Schlossgelände. Endlich frische Luft.

Doch wo sollte sie jetzt hin? Hagrid würde sie nicht mehr besuchen, den Ärger wollte sie sich ersparen. Aber zum See zu gehen, das war ihr zu wenig. Und zu kurz.
Gefährlich, und doch verlockend wirkend, fiel ihr Blick auf den Verbotenen Wald.
In den letzten Jahren war sie öfters an dessen Rand spazieren gegangen, doch nie hatte sich sich wirklich weiter in sein Inneres getraut.
Aber genau jetzt, wo sie eh nicht schlafen konnte, schien ihr diese Verlockung ziemlich groß.
Ein Hufflepuff, der allein einen Gang in den Verbotenen Wald gewagt hatte – das wäre doch eine interessante Erfahrung.
Jetzt erst wurde Lucy auch bewusst, warum der Sprechende Hut damals bei ihr zwischen Gryffindor und Hufflepuff schwankte – sie war eindeutig von mutiger Natur. Vielleicht auch ein bisschen risikofreudig.
Was soll's, dachte sie. Ein kleiner Rundgang kann nicht schaden.
Munter ging sie los.

Als Lucy sich Hagrid's Hütte näherte, in der noch Licht brannte, duckte sie sich und huschte schnell
durch die ersten zwei Bäume, die an die linke Seite seines Hauses grenzten; nicht, dass er durch sein Fenster auf sie aufmerksam wurde.
Im Wald selbst war es ziemlich düster und still. Lucy zog den Zauberstab aus der Hosentasche und murmelte: „Lumos!“
Die Spitze erleuchtete. Mit einem Gefühl gespannter Vorfreude im Bauch hielt sie den Stab auf Brusthöhe von sich gestreckt, zog die Kapuze vom Kopf und lief los.
Die Bäume standen gar nicht so dicht, wie es von Außen aussah. Doch ihre Stämme waren mächtig, besonderes die derer, dessen Wurzeln aus dem Boden gebrochen waren und sich wie lange Finger auf dem Boden ausstreckten.
Hauptsächlich wollte Lucy geradeaus laufen, um den Weg nicht zu verlieren, der zurück zu Hagrid's Hütte führte. Ab und zu stolperte sie über eine der Wurzeln oder ließ sich vom Rascheln eines Busches irritieren, das meistens von harmlosen Tieren wie Hasen oder Eichhörnchen stammte, doch dann geriet sie an eine Weggabelung.
Sie führte nur nach links oder rechts. Lucy schwankte mit ihrer Vernunft. Diese sagte ihr nämlich, ihren bis dato unspektakulären Spaziergang abzubrechen und demselben Weg zurück zu folgen. Aber Lucy war es noch nicht genug gewesen, weswegen sie vorerst ihre Vernunft nach hinten schob und sich spontan für die rechte Gabelung entschied. Dem „rechten“ Weg zu folgen klang nämlich immer noch besser als dem „linken“ Weg.
Lucy zog den Zauberstab näher an den Oberkörper und schaute sich beim Gehen interessiert um. Warum war ihr denn bisher noch kein magisches Wesen über den Weg gelaufen? Einem Hippogreif zu begegnen wäre toll. Die Tiere hatten sie nämlich als Unterrichtsthema gehabt und Lucy war eine der ersten gewesen, die es geschafft hatten, dass ihr Übungstier sich vor ihnen verbeugte.
Oder ein Einhorn. Ein Einhorn wäre wundervoll. Lucy mochte Einhörner, seit sie denken konnte. Ihre Zimmerwände war damals mit Postern von Einhörnern überhäuft gewesen, und auch heute noch stand das Foto eines Einhorn auf ihrem Nachtschrank.
Das Erlebnis würde ihr niemand jemals mehr wegnehmen können, wenn sie...
Plötzlich brach unter ihrem Fuß ein Stück Boden weg; Lucy kippte zur Seite, versuchte noch verzweifelt, sich an einem Busch festzuhalten, dann fiel sie einen Abhang hinunter.
Brauner Staub wehte ihr in die Nase und legte sich auf ihre Lunge, ihr Körper überschlug sich ein paar Mal, dann landete sie unsanft auf dem Bauch.
Mit wild klopfendem Herzen und schmerzenden Gliedern hustete Lucy aus Leibeskräften, dann stützte sie sich mit den Händen auf dem feucht – erdigen Boden ab und brachte sich wackelig auf die Beine.
Ihre Hose war auf einer Seite zerrissen und ihr Knie stark aufgeschürft; beide Ellenbogen brannten und in ihrem Kopf drehte es sich ein bisschen, aber ansonsten schien sie nach dem Sturz einigermaßen okay geblieben zu sein. Wenigstens schien nichts gebrochen oder verdreht.
Sie strich mit ihren Händen über ihre Jacke und zuckte zusammen; ein paar Steine und Holzspäne hatten ihre Handinnenflächen gescheuert; sie leuchtete mit dem Zauberstab, der glücklicherweise mit ihr gefallen und neben ihr gelandet war, darauf und entfernte zaghaft ein bisschen Dreck von der wunden Haut.
Na toll. Wo war sie und wie kam sie zurück?
Lucy wurde es zum ersten Mal in ihrem Leben leicht mulmig; sie steckte in Schwierigkeiten und das ausgerechnet an einem Ort, wo sie laut Schulregeln nie gewesen sein dürfte.
Dann kam auch noch frischer Wind auf und zog ihr kalt unter die aufgerissene Jogginghose.
Gut Lucy, ganz ruhig bleiben, machte sie sich selbst Mut, du findest eine Lösung.
Sie schlang die Arme um den Oberkörper, versuchte die Kälte an ihren Beinen zu ignorieren, und humpelte los; ihr Knie tat stechend weh und blutete, doch sie konnte nichts dagegen tun. Und war frische Luft nicht eh am besten für Wunden?!
Jetzt, da sie sich in einer ungünstigen Lage befand, schien ihr der Wald viel bedrohlicher als vorher; es knackte, knisterte und schuhute an allen Ecken, ja, es schien fast, als würde die Natur plötzlich von Bösem Flüstern, Bösem, das alles mögliche gegen unerwünschte Eindringlinge unternahm. Selbst die Bäume trugen plötzlich schrecklich verzerrte Gesichter, und Lucy trabte keuchend los.
„Hilfe!“, rief sie verängstigt. „Hilfe!“ Aber wer sollte sie schon hören?
Es schien ihr, als sei der Wald zum Leben erwacht; Äste griffen nach ihr, während sie durchs Gestrüpp hastete, Fledermäuse schlugen kaum einen Meter über ihrem Kopf mit den Flügeln und verschwanden in der Finsternis; Wurzeln schoben sich vor ihre Füße und brachten sie zum Straucheln.
Lucy schrie, doch niemand schien sie zu hören.
Da stürzte plötzlich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten eines Baumes und stellte sich ihr in den Weg. Lucy stolperte über eine Wurzel, keuchte erschrocken auf und fiel dem Angreifer fast vor die Füße – aber nur fast. Zwei Hände federten ihren Sturz ab und halfen ihr, sich wieder aufzurichten.
Zitternd schaute sie hoch.
Im sanften Schein ihres eigenen Zauberstabes und dem von ihrem Gegenüber erkannte sie ein mit Schatten unterworfenes Gesicht, umgeben von dichten Locken – und stutzte. Es war Michael, gerade mal einen halben Kopf größer als sie selbst, mit Blättern und Dreck in Haar, Pullover und Hose. Eine Jacke trug er keine.
„Michael!“, flüsterte sie. Dann konnte sie nicht anders, als nach vorne an seine Schulter zu fallen
und zu weinen.
Erst reagierte er nicht, dann legte er zaghaft eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie an sich.
„Schon gut, Lucy.“, murmelte er.
„Ich hatte solche Angst.“, schluchzte sie unter pochendem Herzen.
„Kann ich verstehen.“ Er selbst klang leicht gequält.
Lucy nahm wieder Abstand von Michael und wischte sich über die Augen.
„Wie hast du mich gefunden?“, wollte sie wissen.
„Oh, ich...“ Er errötete und senkte den Blick seiner dunkelblauen Augen. „Ich bin dir gefolgt. Ich hab dich...irgendwie kichern gehört, und dann warst du weg. Ich dachte mir, dass ich dir lieber folge...ich meine, um diese Uhrzeit, nicht, dass du was anstellst und wir Hauspunkte verlieren...aber du warst viel schneller als ich, ich hatte Mühe, dich hier drin zu finden...“
Ach so. Er war ihr gefolgt, damit das Haus bloß keine Punkte verlor, weil Lucy ja auch immer so schlimme Sachen anstellte. Idiot.
Aber trotzdem. Er hatte sie gerettet. Michael Jillian Clearwater hatte sie gerettet.
„Aber du hast mich gefunden, also können wir jetzt gemeinsam zurückgehen und uns eine Standpauke anhören. Wem hast du's gesagt? Bone?“ Lucy konnte nicht umhin, ein wenig wütend auf ihn zu sein.
„Ähm niemandem. Dazu...dazu hatte ich gar keine Zeit...!“, stammelte Michael hilflos. Dennoch klang er ehrlich. Lucy sah ihn überrascht an.
„Oh, dann...können wir ja zurück und müssen nur hoffen, dass uns keiner erwischt.“
Allerdings sah Michael darauf noch hilfloser aus, was Lucy zuerst nicht bemerkte.
„Was ist?“, fragte sie, als sie sich zum Gehen wandte und er ihr nicht folgte.
„Weißt du den Weg zurück?“ Er klang kleinlaut.
„Nein, aber du, oder?“
Er schüttelte langsam den Kopf.
„Du weißt ihn nicht?!“, meinte Lucy verzweifelt.
„Bis du den Abhang heruntergefallen bist, wusste ich ihn. Dann bin ich dir so schnell gefolgt, dass ich auch die Orientierung verloren habe.“, gestand er.
Lucy raufte sich die Haare. Das durfte doch nicht wahr sein! Natürlich war Michael zum Prinz Charming mutiert, als er ihr ritterlich in die Misere folgte, doch jetzt waren sie beide nicht mehr als zwei hilflose Drittklässler mitten im Verbotenen Wald, die keine Ahnung hatten, wo sie sich befanden.
„Dann müssen wir den Rückweg wohl alleine finden.“, schlussfolgerte Lucy.
„Können wir nicht Hilfe rufen?“, piepste Michael.
„Das hab ich vorhin schon versucht; außer dir hatte scheinbar kein Lehrer das Bedürfnis, aus der nächsten Hecke zu springen. Vielleicht hört uns Hagrid ja, wenn wir wieder nah genug am Rand sind.“
„Und wo ist der?“
„Keine Ahnung, Michael.“, meinte Lucy ungeduldig. „Aber wir werden ihn schon finden.“ Damit stapfte sie los, während er ihr nörgelnd folgte.
Von Lucy's Angst war fast alles verschwunden; wenigstens war sie nicht mehr allein. Auch wenn es Michael war, der sie begleitete.
Michael selbst schien wieder in seine alten Verhaltensweisen zurückgefallen zu sein; seine Nörgelei galt hauptsächlich dem Ärger, der ihnen bevorstand, wenn man sie erwischte und die Vorstellung, was hinter den nächsten Ecken lauerte.
Nichts mehr vom mutigen Prinzen, der der fallenden Prinzessin zur Rettung hinterher stürzte.
Eine Weile durchkämmten sie den Wald und riefen nach Hagrid; doch keine Reaktion.
Es schien auch immer dunkler zu werden, und hätten sie ihre Zauberstäbe nicht dabei gehabt, säßen sie inzwischen inmitten völliger Finsternis. Lucy konnte ihre Waden und Schuhe außerhalb des Scheines schon nicht mehr erkennen.
Als wäre ich ein Geist, dachte sie und musste grinsen.
„Wie kannst du grinsen?“, meckerte Michael neben ihr, während er über eine Wurzel stolperte. „Wir sitzen ziemlich in der Patsche!“
Lucy antwortete nicht. Er nuschelte darauf etwas Unverständliches, was sie geflissentlich ignorierte.
Die Bäume um sie herum wurden noch dunkler und wiesen plötzlich komische Astvergabelungen auf. Fasziniert starrte Lucy nach oben. Die Äste bewegten sich unnatürlich im Wind.
Wenn es doch nur heller wäre als die wenigen Mondstrahlen, die zwischen den Baumkronen scheinen.
Plötzlich stieß sie mit ihrem Schuh an etwas Hartes. Sie senkte den Zauberstab.
„Oh, wie niedlich!“, rief sie und hockte sich hin. „Die sieht ja aus wie meine damals!“
Eine Spinne, sogar ziemlich groß für eine ohnehin schon große Spinne, saß zu ihren Füßen. Da schoben sich größere Brocken Mondlicht auf den Teil des Waldes und Lucy sah, wie neben der Spinne zwei weitere auftauchten.
„Na, seid ihr drei Geschwister? Haben wir euch Angst eingejagt?“
Michael zupfte an ihrer Jacke im Schulterbereich. Er gab ein komisches Geräusch von sich. Es klang wie ein ersticktes Keuchen.
„Stell dich nicht so an, Michael, das sind nur Spinnen. Die tun nichts.“ Lucy lächelte den drei Exemplaren am Boden zu. Eine davon krabbelte auf ihren Schuh zu, und sie streckte den Finger nach ihr aus.
„Lucy!“, wimmerte Michael.
„Jetzt komm mal runter, die beißt mich schon nicht!“ Lucy drehte das Gesicht zu ihm und wollte dabei seine Hand wegschieben, die begonnen hatte, penetrant an ihrer Jacke zu zerren.
Doch sie hielt inne, denn der panische Blick seiner Augen war nicht auf sie und den Boden gerichtet, sondern nach vorne. Lucy erhob sich langsam. Seine Hand rutschte schlaff von ihrer Schulter.
Wollte sie wirklich sehen, was dort war?
Das Mondlicht hatte die Umgebung erhellt; sie befanden sich im Herzen von einer Lichtung, auf welcher das Gestrüpp am Boden flach getrampelt worden war. Rundherum standen die seltsamen Bäumen mit den faszinierenden Astgabeln. Nur, dass es keine Astgabeln waren.
Denn auf den einzelnen, massiven Ästen, als auch auf den Stämmen und am Boden, saßen Spinnen. Riesige, gefährlich wirkende, beharrte Spinnen. Alle mit jeweils acht schrecklich langen Beinen und scharfen Kneifzangen, die nun, da Opfer und Beute sich ins Auge blickten, unter dem Rauschen des Windes als grausames, erregtes Klicken wahrgenommen werden konnten.
Und Augen. Jede Spinne schien mindestens vier Augenpaare zu haben. Eklige, schleimige, blinzelnde Augen. Und alle waren auf die beiden Teenager gerichtet.
Lucy musste schlucken.
„Das ist doch alles ein Witz, oder?“, fragte sie tonlos in die Runde. Michael neben ihr gab erneut nur ein erstickt klingendes Geräusch von sich.
Dann rannten sie. Rannten, wie sie es noch nie in ihrem Leben getan hatten.
Die dichte Spinnenmauer konnten sie mit einem gleichzeitigen „STUPOR!“ ein Stück durchbrechen.
Als Resultat war die gesamte Herde dicht hinter ihnen her.
„Wir werden sterben! Wir werden sterben!“, schrie Michael immer wieder. Lucy konnte ihm nicht widersprechen, weil sie genau dasselbe dachte. Ihr Leben würde hier im Wald enden. Ihre gesamte Existenz für immer verdaut im Darmtrakt einer Riesenspinne. Acromantula, schoss es Lucy durch den Kopf. Wenigstens wusste sie den Namen ihrer Mörder. Das brachte ihr allerdings nichts, da sie keine Ahnung hatte, wie man die Dinger außer Gefecht setzen konnte .
Sie rannten und rannten, doch die Acromantulas schienen unerbittlich und knackten mit ihren giften Kneifzangen.
Lucy wollte das Herz am liebsten aus dem Brustkorb springen.
„Lucy!“, rief Michael neben ihr. Auch er sah aus, als wollte er im nächsten Moment einfach tot umkippen.
„Was?“
„Bevor wir gefressen werden, muss ich dir unbedingt was sagen!“
„Sag's einfach!“, schrie sie und bemerkte, wie sie langsamer wurde. Nicht gut. Sie hatte schreckliche Seitenstechen.
„Ich mag dich!“
„Schön, ich dich auch!“ Lucy schaffte es tatsächlich, die Augen zu verdrehen.
„Ich mag dich wirklich! Ich glaub, ich hab mich sogar...“
Plötzlich sprang eine der Acromantulas vor und stürzte Michael zu Boden.
Lucy schrie auf, stoppte und drehte abrupt zu ihm um.
„STUPOR!“ Die Spinne prallte zurück.
Sie raste auf ihn zu und versuchte, ihm aufzuhelfen. Die Spinnen waren fast da.
„STUPOR!“, schrie sie wieder. Ein paar prallten zurück oder wichen aus. „STUPOR! MICHAEL, STEH AUF!“ Sie hielt ihre Hand nach unten. „STUPOR!“
Sie fühlte, wie er ihre Hand umschloss und sich nach oben zog.
In Lucy's Ohren klingelte es. Ihr Herz pochte in jedem Teil ihres Körpers. Ihre Venen pulsierten schmerzhaft.
„STUPOR!“ Es waren einfach zu viele.
Plötzlich rief Michael: „Lucy!“ Schon hatte er sie am Handgelenk gepackt und zog sie mit sich, so schnell humpelnd wie er konnte.
„STUPOR!“ Lucy richtete beim Laufen den Zauberstab immer wieder auf die Acromantulas, doch gerade das schien sie noch mehr rasend zu machen; ihre Kneifzangen klangen inzwischen wie Gewehrschüsse.
Inmitten von drei Bäumen hielt Michael inne.
„BIST DU WAHNSINNIG?“, brüllte Lucy. Doch er hielt ihr den Mund zu und versuchte, sie hochzuheben.
„WAS TUST DU?“ Die Acromantulas kamen unerbittlich näher.
„Stützt dich hier ab und schwing dein Bein hoch!“, befahl Michael.
„ICH SOLL MICH AN DER LUFT ABSTÜTZEN?“ Wollte er nun, dass sie beide doch starben? War er nicht mehr ganz dicht?
„Vertrau mir.“, bat er leise . Lucy konnte nicht anders und streckte ihre Hand aus. Und auf oberer Brusthöhe spürte sie plötzlich Widerstand.
„Was zum...?“ Doch Michael, ungeahnte Kräfte zeigend, hatte sie bereits hoch gehievt, und sich dabei wundersamer Weise mit rauf gezogen.
Lucy erklärte sich für verrückt. Sie schwebte sitzend vor einer wild gewordenen Herde Acromantulas in der Luft.
„Schloss!“, keuchte Michael nur, als eine Spinne sich aus der Menge stieß und auf sie zuspringen wollte.
Dann erhoben sie sich in die Luft und die Acromantula klatschte gegen einen unsichtbaren Gegenstand. Rücklings fiel sie zu Boden.
Der Rest wich bedrohlich mit den Kneifzangen klickend zurück.
Lucy sah hektisch umher; was bitte TRUG sie?
Dann spürte sie Wind, Wind, als wenn mächtige Flügel neben ihr schwingen würden.
„ Was ist das?!“, rief Lucy nach hinten.
„Ein Thestral.“, lautete die Antwort. Was auch immer das war.
Plötzlich hatte Lucy ein mulmiges Gefühl im Magen. Sie erhoben sich immer weiter durch die Bäume, während die Acromantulas wütend auf dem Boden krabbelten.
„Mir ist schlecht.“, murmelte sie und schlug die Hand vor den Mund. Schlechte Idee. Ihr wurde schwindelig, während sie sich wie von Geisterhand dem Boden entfernten.
Zwei Arme schlossen sich um ihre Taille, dann wurde sie sanft nach hinten gezogen.
„Schließ die Augen, dann wird es besser.“, meinte Michael. Sie lehnte an seinem Oberkörper und folgte seinem Rat. Immerhin hatte er ihnen soeben das Leben gerettet.
Es wurde wirklich besser. Nur als Lucy sich den schrumpfenden Erdboden unter ihnen vorstellte, wurde ihr wieder übel.
„Hast du Höhenangst?“, wollte Michael wissen.
„Eigentlich nicht.“, stöhnte Lucy. Sie schaukelten auf und ab.
„Was sind Thes...Thes...!?“
„Thestrale. Nun ja, Thestrale...Thestrale sind so was wie geflügelte Pferde, die nicht aussehen wie Pferde.“
„Wie sehen sie dann aus?“
„Eigentlich eher gruselig. Die Beschreibung erspar ich dir lieber, sonst übergibst du dich noch.“ Er lachte schwach.
„Na gut. Und woher weißt du das, obwohl sie unsichtbar sind?“
„Man kann sie nur sehen, wenn man den Tod gesehen hat.“
Lucy schlug abrupt die Augen auf. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und schielte zu Michael.
„Was?“, flüsterte sie heiser.
„Nur Menschen, die einen anderen Menschen haben sterben sehen, können Thestrale wahrnehmen.“, erklärte er präziser.
„Oh.“ Lucy blickte wieder nach vorne. Sie steuerten tatsächlich in der Dunkelheit auf das Schloss zu. Sie waren ziemlich weit entfernt gewesen.
„Dann hast du also...“
„Meinen Vater. Es war kurz vor der Hochzeit meiner Eltern; deswegen trage ich auch den Nachnamen meiner Mutter. Ich war fünf. Es war ein Verkehrsunfall. Ich saß hinten. Mir passierte nichts. Aber er...nun ja.“ Michael verstummte.
„Das...das wusste ich nicht. Tut mir leid.“ Lucy legte zaghaft eine Hand auf seine, die um ihre Taille geschlungen waren.
„Kannst du ja nicht wissen.“ Er klang verhalten. „Aber na ja, eine Sache hat's gebracht; wenn ich Thestrale nicht sehen könnte, wären wir jetzt Spinnenfutter.“
„Ja, da hast du Recht.“ Sie schickte einen stummen Dank in den Himmel. Und bat gleichzeitig um Verzeihung, dass sie Michael bisher immer unfair behandelt hatte. Dabei war er unglaublich mutig.
Plötzlich senkte sich der Thestral nach unten; sie steuerten im leichten Sturzflug auf die Wiese vorm Schlossportal zu. Lucy kniff die Augen fest zusammen und unterdrückte das Gefühl, laut kreischen zu müssen. Gleichzeitig krallten sich ihre Hände in Michael's Unterarme.
Dann landeten die beiden entgegen Lucy's Erwartungen sanft auf dem Erdboden.
Michael befreite sich aus ihrem Klammergriff und sprang leichtfüßig aufs Gras; dann half er Lucy, ziemlich ungelenk vom Thestral abzusteigen.
„Danke, du hast uns gerettet!“, sagte Michael und streichelte die Luft irgendwo auf Höhe seiner Schultern.
„Das sieht ziemlich gruselig aus, aber auch von mir danke.“, murmelte Lucy kleinlaut.
Dann entfernte Michael seine Hand, wieder kam Wind auf, geschlagen von mächtigen Flügeln – und die beiden waren allein.
„Das wird uns niemand glauben.“, meinte er.
„Du hast uns gerade das Leben gerettet.“, sagte Lucy nur.
Michael zuckte mit den Schultern. Dann konnte sie nicht anders, als ihn zu umarmen und einen leichten Kuss auf seine Lippen zu drücken.
Er starrte sie verdattert an. Seine Wangen färbten sich rosa.
„Wa-wa-wa...wofür...wa...?“, stammelte er.
Doch Lucy grinste nur.
„Du weißt wofür. Außerdem, meintest du nicht vorhin, dass du mich magst?“
„J-ja! Natürlich!“
„Siehst du? Aber du konntest vorhin nicht aussprechen, weil diese Spinne auf dich drauf gehopst war – was wolltest du denn sagen?“, fragte Lucy neugierig.
„Ähm ich...also...das...ähm...kann ich dir das vielleicht auch morgen noch...erklären?“, meinte er schwach lächelnd.
„Okay.“ Sie gab sich zufrieden. „Dann können wir ja jetzt...“
Plötzlich kam über das Gelände eine große Gestalt auf sie zu. Lucy und Michael sahen sich bestürzt an und versuchten, möglichst unauffällig zu wirken.
Als die Person näher kam, leuchtete der Mond die Konturen eines riesigen, bärtigen Mannes an.
Er steuerte zielstrebig auf die beiden Drittklässler zu. Dann blieb er vor ihnen stehen und verschränkte die Arme.
„Hey Hagrid.“, nuschelten die beiden verschämt. Das schlechte Gewissen stand ihnen groß und breit ins Gesicht geschrieben.

ENDE


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