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Fanfiction

Kindertage - Eine neue Welt

von käfer

Vorab@belana: Natürlich hat Evys Tod in Eileen etwas ausgelöst, nur beim Vater ist wieder alles beim alten...

Es war schon Ende Juli, als endlich eine Eule kam und Severus´ Zulassung für Hogwarts sowie die Liste der benötigten Dinge brachte. Seit Ewigkeiten lächelte die Mutter wieder einmal, aber sogleich furchte eine tiefe Sorgenfalte ihr Gesicht. „Hätte nicht gedacht, dass es so viel ist“, murmelte sie, „die ganzen Bücher, alles neu…“ Sie straffte sich, sah Severus an und befahl: „Komm mit!“
Severus folgte der Mutter in die Dachkammer, wo sie die Truhe öffnete und ein Buch nach dem anderen herausnahm. Er hätte ihr sagen können, dass keines davon auf seiner Liste stand, aber er hielt lieber den Mund. Als die Truhe leer war, seufzte die Mutter: „Schade. Nicht eines ist dabei, die haben wohl seit damals den ganzen Lehrplan umgekrempelt. Ich nehme an, du hast die hier alle gelesen?“
Severus spürte, wie er rot wurde.
„Hoffentlich hast du dir wenigstens bisschen was gemerkt; das meiste ist nämlich kein Unterrichtsstoff.“
Als Severus nickte, lächelte die Mutter wieder.

Am übernächsten Donnerstag sagte die Mutter beim Abendessen: „Morgen habe ich frei, ich gehe mit Severus die Schulsachen kaufen.“
„Ich komme mit. Sonst gibst du zu viel Geld aus“, erwiderte der Vater prompt.
Die Mutter lachte kurz auf: „Das geht nicht. Muggel kommen in das magische Viertel nicht rein.“
„Dann musst du eben woanders kaufen.“
„Zauberstäbe, Magische Bücher und Hogwarts-Schuluniformen gibt es aber nur in der Winkelgasse. Und was das Geld angeht, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich gebe ganz bestimmt nicht mehr aus als von meinem Lohn übrig ist. Anderes Geld haben wir gar nicht.“
„Ich muss noch mal los, treffe mich mit Geschäftspartnern“, sagte der Vater und verließ das Haus.
Die Mutter sah ihm eine Weile nach und sagte dann mehr zu sich selbst als zu Severus: „Heute ist das Fußballländerspiel gegen Deutschland, das sind die wichtigen Geschäfte.“

In der Nacht konnte Severus vor Aufregung kaum schlafen. Er träumte davon, eingehüllt in weite, wehende Umhänge durch verzauberte Straßen zu gehen. Drachen und fliegende Pferde wichen ihm aus, Wichtel und Gnome verbeugten sich vor ihm. Er wollte einen schicken Rennbesen ausprobieren, aber der Verkäufer zog ihn herunter. Es war die Mutter, die zum Aufstehen mahnte.
Severus war enttäuscht, als er sah, dass zwar seine Sonntagshose und das gute Hemd, aber eben doch Muggelkleider bereitlagen. Er hatte geglaubt, in die Winkelgasse könne man nur gehen, wenn man Zunftkleidung trug. Die Mutter versuchte, ihn zu beruhigen: „Die meisten Leute, die in Muggelvierteln wohnen, gehen in ganz normalen Sachen in die Winkelgasse.“
Beim Frühstück brachte Severus vor Aufregung kaum einen Bissen hinunter. Die Mutter drohte: „Wenn du nicht isst, gehe ich alleine!“
Severus würgte Haferbrei und Toast hinunter, bekam Bauchschmerzen und musste alles wieder ausspucken. Zum Glück merkte die Mutter nichts.

Wortlos fasste ihn die Mutter bei der Hand und führte ihn auf der Landstraße, die in die Stadt führte, aus Spinners End hinaus. Endlos lange marschierten sie auf der Straße und Severus fragte sich, wie sie je nach London kommen sollten.
Dort, wo die Straße nach links abbog, gingen sie geradeaus auf einem Feldweg weiter. In einer Senke, in der um einen kleinen Teich Bäume und Büsche standen, führte ihn die Mutter vom Weg herunter und zwischen die Büsche. Sie sah sich um, dann sagte sie: „Und jetzt fass mit beiden Händen meinen Arm an! Du darfst auf gar keinen Fall loslassen!“
Sie hielt Severus ihren linken Unterarm hin, er fasste ganz fest zu. Die Mutter packte seinen linken Oberarm mit ihrer rechten Hand und drückte so zu, dass es wehtat. Plötzlich fühlte Severus sich von den Füßen gerissen und durch die Luft gewirbelt. Er sah nichts mehr als seine Hände auf dem Unterarm der Mutter, alles andere verlor sich in feurigen Wirbeln. Mit rasender Geschwindigkeit ging es aufwärts, es war, als würde er durch einen Schlauch gepresst und in die Länge gezogen.
Ohne Vorwarnung begannen sie, zu fallen; Severus war froh, dass er nichts im Magen hatte.
Schließlich knallten sie auf etwas Hartes, Severus konnte sich nicht mehr festhalten und landete auf allen Vieren. Er keuchte und es dauerte ewig, bis das Pfeifen in den Ohren aufhörte und die Gegenstände um ihn herum deutliche Konturen annahmen. Mühsam rappelte er sich auf.
„Na, Kleiner, das war wohl dein erstes Mal?“, fragte ein Mann neben ihm, drehte sich um die eigene Achse und löste sich in Wirbeln auf.
Severus fand, dass die Häuser hier genauso aussahen wie die in der Muggelstadt, und er war enttäuscht.
„Komm mit, wir haben viel zu erledigen“, sagte die Mutter, nahm ihn bei der Hand und ging los. Es war genau wie in der Muggelstadt: Leute eilten geschäftig hin und her, andere bummelten schwatzend von einem Schaufenster zum anderen. Severus fiel auf, dass niemand normale Sachen trug. Alle hatten irgendetwas an, was an Zunftkleidung erinnerte, nur er und die Mutter nicht. Severus schluckte. Die Mutter hatte ihn belogen und das machte ihn traurig.
Gerade überlegte Severus, wann der beste Zeitpunkt wäre, die Mutter darauf anzusprechen, da sah er in einem Schaufenster Gläser mit Würmern, die in einer Flüssigkeit schwammen, und daneben etwas, von dem er glaubte, es sei ein Gehirn. Er trat vor das Schaufenster und wollte alles ansehen, doch die Mutter zog ihn weiter und sagte: „Erst kaufen wir deinen Zauberstab, dann die Tränkezutaten.“
Sie führte ihn in ein Geschäft, das aussah wie der Laden, in dem die Mutter Knöpfe und Nähfäden kaufte. An den Wänden reihten sich Regale mit länglichen Schachteln.
Von hinten kam ein kleiner Mann mit grauen Augen und graumelierten Haaren hervor, fragte: „Sie wünschen bitte?“, was Severus an die Metzgersfrau erinnerte.
„Guten Morgen, Mr. Ollivander“, sagte die Mutter. „Ich möchte einen Zauberstab für meinen Sohn kaufen.“
Der Kopf des Mannes schnellte vor. „Ah, Miss Prince! Habe Sie in dem Aufzug gar nicht erkannt!“
Severus wurde wütend. Unter den abschätzenden Blicken des Zauberstabmachers fühlte er sich wie ein Hähnchen, das der Bauer anschaut, ob es schon reif zum Schlachten ist.
Er hätte nicht gedacht, dass das Zauberstabkaufen eine so langwierige und anstrengende Prozedur war. Eigentlich hatte er geglaubt, dass er sich nur in den Laden stellen müsse und schon kam der Zauberstab angeschwebt. Schließlich suchte sich doch der Zauberstab den Zauberer aus, oder?
Und nun fummelte Ollivander schon eine ganze Weile an seinem Arm herum, betastete jeden einzelnen Finger, maß alles ab und murmelte dabei vor sich hin. Schließlich sagte er: „Mal sehen, was wir für dich haben, junger Mann“, stellte sich vor eine Regalreihe und suchte mit dem Augen die Schachteln ab. Mit Erschrecken bemerkte Severus, dass die Mutter verschwunden und er mit dem Verkäufer allein war. Schließlich zog Ollivander eine Schachtel hervor, öffnete sie und hielt Severus einen Zauberstab hin. Severus zögerte; der Stab gefiel ihm nicht. Er war ganz hell, sehr viel dünner als der Zauberstab der Mutter und ganz lang. Er lag nicht gut in der Hand und fühlte sich eisig an.
„Probiere ihn aus!“, forderte der Stabmacher, „Du musst ihn schwingen.“
Lustlos wedelte Severus herum und gab den Stab zurück: „Der ist mir zu kalt.“
„Zu kalt?“, echote Ollivander, „aha. Dann versuch mal den hier, Ebenholz und Hippogreifschwinge.“
Severus fasste zu, aber der Stab war so schwer, dass er kaum den Arm hochbrachte.
„Auch nicht?“, fragte Ollivander im Ton einer Feststellung, „dann den hier: Rosenholz und Veelahaar.“
Diesmal hatte Severus das Gefühl, an einen elektrischen Weidezaun gefasst zu haben. Er wurde langsam wütend und ließ den Zauberstab einfach fallen.
„Dann stimmt es wohl doch nicht, dass sich der Zauberstab den Zauberer aussucht?“, fragte er, als der Stabmacher ihm den nächsten Stab hinhielt.
„Woher weißt du das?“
„Meine Mutter hat´s mir erzählt.“
Ollivander musterte Severus mit zusammengekniffenen Augen. Nach einer Weile sagte er bedächtig: „Deine Mutter hat Recht. Aber: damit sich der Stab den Zauberer aussuchen kann, muss man ihn in die Hand nehmen. Ich habe hier im Moment eintausendsiebenhundertdreiundzwanzig Zauberstäbe vorrätig. Was meinst du, wie lange es dauert, bis du den richtigen gefunden hast, wenn du systematisch probierst? Indem ich dich vorher abmesse und befühle kann ich dank meiner Erfahrung eine ganze Menge ungeeigneter Stäbe von vornherein ausschließen. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich einmal mehr als zwanzig Versuche gebraucht habe, bis der Stab richtig war, aber dieser Tom Riddle war auch ein merkwürdiger Bursche, so viel Kraft und so wenig Emotionen…“
Geduldig probierte Severus nun die Zauberstäbe aus, die der Stabmacher ihm brachte, aber keiner passte. Als der elfte oder zwölfte Stab beiseitegelegt wurde, kam Severus ein furchtbarer Verdacht: „Sie sind doch bestimmt nicht der einzige Zauberstabmacher, oder?“
„Natürlich nicht!“ Ollivander schmunzelte. „In jedem Land gibt es zwei oder drei Stabmacher.“
„Was ist, wenn der für mich bestimmte Zauberstab gar nicht hier auf mich wartet, sondern irgendwo weit weg, in einem anderen Land?“
„Da brauchst du keine Angst zu haben. Zu jedem Zauberer passen mehrere Zauberstäbe, es wird sich auf jeden Fall einer finden.“
„Arbeiten die verschiedenen Stäbe alle gleich gut?“
„Selbstverständlich. Die wahre Magie kommt aus dem Zauberer, nicht aus dem Stab. Du kannst auch mit einem geborgten oder im Kampf gewonnenen Zauberstab arbeiten wie mit deinem eigenen, selbst wenn es einer wäre, der hier und heute überhaupt nicht zu dir passen würde.“
„Das ist ja interessant!“
Ollivander lächelte. „Oh ja, die Stabkunde ist ein weites und geheimnisvolles Feld und ich bin sicher, dass es noch vieles zu entdecken gibt.“
Vor Staunen vergaß Severus, nach dem nächsten Stab zu greifen.
„Versuche doch mal den hier: Holunderholz mit einem Kern aus drei ineinander geflochtenen Haaren einer Einhornmähne.“
Severus´ Herz machte einen Hüpfer, als er „Holunderholz“ hörte. Ein warmes Gefühl von Glück und Kraft durchströmte ihn, als er den Stab in der Hand hielt – genau wie damals, als die Mutter ihm den Stab geborgt hatte. Severus schwang den Stab, ein kleiner Wind fuhr durch den Laden, fegte allen Staub hinaus und hinterließ einen leichten Lavendelduft.
„Siehst du, auch auf dich hat ein Stab gewartet. Holunder steht für große Kraft und Einhornmähne für tiefe Liebe - das ist eine ungewöhnliche Kombination. Wer weiß…“

Endlich besaß Severus seinen eigenen Zauberstab. Nun war er ein vollständiger, vollwertiger Zauberer, dem niemand etwas anhaben konnte. Severus fühlte sich groß und erwachsen und mächtig.
In diesem Moment tauchte die Mutter wieder auf. „Ich habe mich inzwischen etwas umgeschaut und Preise verglichen“, sagte sie leise. „Die Tränkezutaten habe ich gleich mitgebracht.“
„Das ist gemein!“, entfuhr es Severus.
„Was ist gemein?“, fragte die Mutter scharf und zog Severus auf die Straße.
„Dass du die Tränkezutaten gleich gekauft hast. Ich hab mich so drauf gefreut, alles selber zu sehen…“
„Wir haben noch viel vor und der Ingredenzienmarkt ist ganz am anderen Ende des Viertels. Ich will nicht noch mal dahin laufen müssen.“
Severus war furchtbar enttäuscht. Erst versprach ihm die Mutter, mit ihm zusammen einzukaufen und dann besorgte sie ganz wichtige Dinge selber! Und angelogen hatte sie ihn auch, niemand hier trug Muggelsachen.
„Als nächstes gehen wir zu Madam Malkins“, bestimmte die Mutter, packte Severus am Handgelenk und lief los. „Ich hab´ ein paar Sachen zurücklegen lassen, wirklich gute gebrauchte Uniformen kriegt man ganz selten.“
„Ooch, Mom, kann ich nicht wenigstens einen neuen Umhang haben? Wenn ich in alten Klamotten in der neuen Schule auftauche, verspotten die mich doch genauso, wie sie mich in der alten Schule verspottet haben.“
Die Mutter seufzte. „Du brauchst zwei Uniformen und zwei neue kann ich nun wirklich nicht bezahlen. Eine muss gebraucht sein, sonst reicht das Geld nicht mehr für die Bücher, selbst wenn wir die auch gebraucht kaufen.“
Severus bekam einen dicken Kloß in der Kehle. Er verfluchte seinen arbeitsscheuen Vater. Die Familien in Spinners End waren allesamt nicht reich, aber niemand lief in so abgewetzten alten Sachen herum wie Severus und seine Eltern.
Der Laden von Madam Malkins sah aus wie jeder Kleiderladen: Ständer hingen voll Klamotten, in der Ecke gab es Kabinen zum Probieren und die Chefin wachte mit Argusaugen darüber, dass niemand klaute. Nur die Sachen selber sahen anders aus. Severus hatte keine Zeit zum Schauen, Madam Malkins nickte der Mutter zu und kam mit zwei Bügeln voller dunkler Hosen und Umhänge angelaufen. Zu seiner Beruhigung sah auch der gebrauchte Umhang noch ziemlich neu aus, besser als die Sachen, die Severus bisher hatte. Die neue Hose allerdings hatte ein passendes und ein zu langes Hosenbein und der Umhang eine Falte, die nicht hineingehörte. Severus machte die Mutter darauf aufmerksam. Ein kurzes, verstohlenes Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie ihn aus der Kabine schob und Madam Malkins zurief. „Schauen Sie sich das mal an! Das können Sie doch so nicht verkaufen, das ist Pfusch!“
Madam Malkins wurde rot. „Ähm, nun, das Lehrmädchen, wissen Sie…“
„Das ist mir egal. Wenn ich hier so viel Geld bezahlen soll, will ich ordentliche Ware haben. Ich überlege, ob ich nicht doch besser zu Wonderer gehe.“
„Ähm, nun, ja, ich erlasse Ihnen 10 Sickel.“
„Zu wenig!“
Schließlich einigte sich die Mutter mit Madam Malkins auf einen Preisnachlass von zwei Galleonen und kaufte die fehlerhafte Uniform. Severus war zum Heulen zumute. Eine gebrauchte und eine schlampig genähte Uniform. Er war dazu verdammt, zum Gespött der Massen zu werden.
Als sie außerhalb der Sichtweite von Madam Malkins waren, boxte ihn die Mutter ein bisschen. „Keine Angst. Ich habe mir die Sachen vorher genau angesehen. Das kriege ich ganz schnell hin, ohne dass Spuren bleiben. Du weißt doch, dass ich mit Nadel und Faden umgehen kann.“
Severus blieb skeptisch.

Als nächstes führte die Mutter ihn in „Sembrocks Kalligraphiebedarf“. Severus schnupperte. In dem Laden roch es genauso, wie das handgeschriebene Sprüchebuch der Mutter duftete.
Ein Plakat an der Wand pries die neueste Erfindung an, eine „Flotte-Schreibe-Feder“. Der Text verhieß schriftstellerische Erfolge auch für weniger talentierte Schreiberlinge. „Diktieren Sie, was Ihnen in den Sinn kommt, die Flotte-Schreibe-Feder wird geschliffenes Englisch daraus machen!“ Darunter lagen in einer Glasvitrine je eine giftgrüne, leuchtend violette und knallrote Feder.
„Na, junger Mann, träumst du vom perfekten Schulaufsatz? Flotte-Schreibe-Federn sind in Hogwarts leider verboten und es ist auch sinnlos, eine für die Schularbeit zu benutzen. Die Dinger haben die Angewohnheit, den Text zu verschönern, was zu fetten Fehlern führen kann.“
Mr. Sembrock war ein großgewachsener, schlaksiger Mann, der überall bunte Tintenflecke hatte – an den Händen, auf seinem Umhang, auf der Brille und sogar an seinen Haaren. Er beugte sich vor und lächelte verschwörerisch: „Aber wenn du mal alt genug bist, um Liebesbriefe zu schreiben, wickelst du deine Angebetete mit den Ergüssen einer solchen Feder ganz locker um den Finger.“
Severus wusste nicht, was Sembrock meinte, aber er grinste, als würde er es verstehen.
Pergament, Federkasten und Tinte bestellte die Mutter nach der Liste, aber die Federn musste Severus selbst aussuchen und vor allem ausprobieren. Es war ein eigenartiges Gefühl, einen Gänsekiel zwischen den Fingern zu halten. Es kleckste und spritzte und zu den Flecken auf Mr. Sembrocks Manschette gesellte sich ein weiterer.
„In Muggelgeschäften gibt es Füllfederhalter“, sagte Mr. Sembrock. „Ich habe mir die Dinger mal angeschaut und war ganz begeistert. Man muss nicht immer ein Tintenfass mit sich rumschleppen, sondern man füllt den Tank auf und kann dann ziemlich lange schreiben. Diese Federn haben aber einen riesengroßen Nachteil: die schreiben nicht auf Pergament. Also habe ich mich hingesetzt und gebastelt und experimentiert und heraus kam – voilá – die Füllfeder!“ Er zog etwas aus dem Ärmel, was auf den ersten Blick aussah wie ein Straußenfederkiel. Sembrock führte vor, wie man mit Hilfe eines Hebelchens auf der Unterseite die Feder füllte und dann auf Pergament schreiben konnte. „Na, wie wäre es damit?“
Severus probierte. „Die möchte ich haben!“
Sembrock leerte die Füllfeder wieder und legte sie in ein Holzkästchen.
Die Mutter sah auf das Preisschild und rief entsetzt: „Fünf Galleonen wollen Sie dafür haben? Das ist ja Wucher! Wir nehmen die hier.“ Sie wies auf die billigen Gänsefedern, mit denen Severus seine Probleme beim Schreiben hatte.
Severus wollte protestieren, aber die Mutter brachte ihn mit einem Zischen zum Schweigen.
Draußen erklärte sie: „Den Rest kaufen wir im Muggelgeschäft billiger. Pergament und Federkiel muss man nur für die großen Arbeiten benutzen. Ansonsten reicht ein Füllfederhalter und Papier aus dem Muggelgeschäft, das gleiche gilt für Schnellhefter, Notizbücher und Bleistifte. Und so toll diese Füllfeder auch sein mag – schlag dir das Ding aus dem Kopf, das ist völlig überteuert.“

Die nächste Station war der Kesselmacher. Die Luft im Laden war stickig, es roch nach Schweiß, Bohnerwachs und Pfefferminztee.
An den Wänden befanden sich bis zur Decke hoch Regale, gefüllt mit Kesseln, Rührlöffeln, Flaschen und jeder Menge Geräten, deren Bestimmung Severus nicht einmal erraten konnte. Von all den interessanten Dingen waren die Kunden getrennt durch eine u-förmige, breite, nackte Ladentafel. Hinten in der Mitte thronte hinter einer mächtigen Registrierkasse die fetteste Frau, die Severus je gesehen hatte. Ihr lila Kleid spannte, es hätte Severus nicht gewundert, wenn die Knöpfe abgesprungen wären. Das blonde Haar stand nach allen Seiten vom Kopf ab wie gefärbte Blutegel. Augen, Lippen und die krallenartigen Fingernägel waren passend zum Kleid lila angemalt. Die Fette trug jede Menge Klunker, die selbst bei den winzigen Bewegungen, die sie machte, glitzerten und funkelten.
Seitlich hinter der Frau bewegte sich ein an einem Gestell befestigter Fächer und wedelte den Schweißgeruch durch den Laden.
Severus und seine Mutter waren nicht die einzigen Kunden, eine kleine Frau mit Spitzhut redete mit Fistelstimme auf die Fette ein, welche völlig desinteressiert zuhörte oder auch nicht.
Dahinter wartete ein hochgewachsener, schlanker Mann, der helle Tuchhosen und ein weinrotes Polohemd trug. Muggelsachen! Also hatte die Mutter vielleicht doch nicht ganz so schlimm gelogen.
Severus wurde langweilig und er fragte, ob er nicht hinausgehen und gegenüber das Schaufenster der Zoohandlung ansehen dürfe.
„Nein!“, erwiderte die Mutter in jenem Ton, der Nachfragen und Widerspruch von vorneherein ausschloss. „Es sind deine Schulsachen, die wir hier kaufen wollen. Nachher beschwerst du dich wieder, weil ich alles alleine gekauft habe.“
„Können wir dann rübergehen, wenn wir hier fertig sind?“
„Vielleicht.“
Vielleicht. Das hieß â€žnein“, Severus kannte seine Mutter. Er murrte: „Ich will das aber sehen.“
„Benimm dich!“, zischte die Mutter.
Severus presste die Lippen aufeinander und drehte sich weg. Nie durfte er ein Schaufenster anschauen, das ihn interessierte!
Inzwischen fühlte er sich hundeelend. Er schwitzte, war wütend und hungrig. Die kleine Frau diskutierte immer noch mit der Verkäuferin, welche gelangweilt in der Gegend herumschaute. Der Mann im Polohemd trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Die Mutter schaute finster drein.
„Ich habe Hunger.“
„Wenn wir hier fertig sind, essen wir was“, antwortete die Mutter ruhig. Severus atmete auf. Er war nicht schuld an dem finsteren Gesicht.
Schließlich marschierte die kleine Hexe aus dem Laden, Ärger auf ihrem Gesicht. Die Fette grinste einen Moment triumphierend, ehe sie sich dem Mann mit genau derselben Geste zuwandte, mit der daheim die Krämersfrau die Mutter nach den Wünschen fragte.
Der Mann verlangte Schwebende Destillierkolben.
„Nich da“, gab die lila Frau gelangweilt Auskunft und trank genüsslich ein paar Schlucke Tee, ehe sie sich mit einem Nicken der Mutter zuwandte.
Interessiert beobachtete Severus, wie die Mutter bestellte und die Verkäuferin mit einer winzig kleinen Bewegung ihres Zauberstabs das Gewünschte herbeifliegen ließ. Sie hatte den Stab ähnlich wie eine Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt und vollführte die Bewegungen nur mit einem Druck des Daumens.
Die Mutter prüfte jeden einzelnen Gegenstand, was zu einer ausgesprochen finsteren Miene bei der Fetten führte. Als von der Liste nur noch der Kessel und ein Silbermesser übrig waren, fiel ihr Blick auf Severus. „Warum sagst du nicht gleich, dass du die Grundausstattung für Hogwarts brauchst, Prince?“, giftete sie. „Das habe ich fix und fertig zusammengepackt da.“
„Weil ich für mein gutes Geld keine minderwertige Ware haben will, Buttock“, gab die Mutter in eiskaltem Ton zurück und klopfte an den gerade vor ihr gelandeten Kessel. „Den nehme ich nicht, der hat eine dünne Stelle.“
Der Fetten quollen die Augen aus den Höhlen. „Was soll das heißen?“
Giftig entgegnete die Mutter: „Rede ich chinesisch, oder was? Dieser Kessel hat hier eine dünne Stelle. Und das ist der Grund, warum ich alles einzeln bestelle und anschaue. Ich kenne dich lange genug, Xantippa Lestrange, wenn dir das lieber ist. – Und jetzt bring mir bitte einen ordentlichen Kessel und ein scharfes Silbermesser, anderenfalls sehe ich mich genötigt, die Chefin zu informieren.“
Die Fette lief rot an. Gleich würde sie platzen. Severus ging vorsichtshalber in Deckung.
Schließlich packte die Mutter die Einkäufe in einen mitgebrachten Beutel, drückte ihn Severus in die Hand und schob ihn aus dem Laden.
„Endlich frische Luft!“, japste die Mutter, als sie wieder auf der Straße standen. „Merk dir eines: es ist immer gut, wenn man bisschen was über die Leute, mit denen man zu tun hat, weiß. Xantippa Buttock hat schon in der Schule gelogen und betrogen, wo sie nur konnte. Das hat sich bis heute nicht geändert. – Und jetzt essen wir erstmal was.“
Die Mutter führte Severus in eine stille Gasse und packte belegte Brote aus.
„Und jetzt sehen wir uns die Schaufenster von der Zoohandlung an!“, verlangte Severus.
„Ein andermal“, sagte die Mutter, „wir müssen heim.“
Severus wusste, dass es dieses „andermal“ nicht geben würde. Wenn die Mutter nicht an der Zoohandlung interessiert war, durfte Severus dort nicht hin. Er war sauer.
Vollends eingeschnappt war er, als die Mutter ihm daheim all die tollen Sachen einschließlich Zauberstab wegnahm und einschloss. „Damit du keinen Unfug machst.“
Warum behandelte sie ihn immer noch wie ein kleines Kind? Er war doch schon groß, hatte einen Kessel und einen eigenen Zauberstab!



.... und damit endet die Kinderzeit des Severus Snape. In Hogwarts lernt er, mit dem Zauberstab umzugehen und weil er sich gemerkt hat, was er in den Büchern der Mutter gelesen hatte, kannte und konnte er bereits als Erstklässler Zauber, die so manchem Siebener schwerfielen...
Doch das alles ist eine andere Geschichte und längst geschrieben (ich meine natürlich "sein erstes Jahr")

PS: macht Euch doch mal die Mühe, im Wörterbuch En-->De den Begriff "buttock" nachzuschlagen!


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Dass die computer- und videogeprägten Kinder in 400-Seiten-Romanen versinken, reißt deren Eltern zu Jubelstürmen hin. Ganz abgesehen davon, dass auch die Erwachsenen längst mit der "Pottermania" infiziert sind.
Elisabeth Sparrer, Abendzeitung