von Hanne
Kapitel 10 - Ein Tag im Schnee
“Hermine? Kommst du heute Nachmittag mit zum See? Wir würden gerne Eislaufen!”, lud Neville sie ein. Sie saßen zusammen am Samstagmorgen in der großen Halle beim Frühstück. Neville schaufelte sich gerade die vierte Portion Ei auf den Teller und Ginny schüttelte darüber nur den Kopf. “Also, kommst du mit?”, hakte sie nach. “Ja, ich komme mit, aber ich muss um vier schon wieder im Schloss sein. Draco und ich müssen mit McGonagall...” “Draco?”, unterbrach sie Ginny. “DRACO? Du nennst ihm beim Vornamen?” Ginny war geradezu entsetzt und schüttelt den Kopf. Hermine wurde etwas rot und starrte auf ihre Gabel, auf die sie etwas Speck aufgespießt hatte. Die Post erlöste sie erst einmal von einer Antwort. Hermes, die neue Eule von Harry landete elegant vor Ginny und lenkte sie so erst einmal von Hermine ab. Neville zwinkerte ihr bloß zu. Was sollte den das jetzt wieder bedeuten?
Leicht angespannt folgte sie eine halbe Stunde später Neville, Luna, Hannah und Ginny zu See. Sie musste zugeben, sie freute sich sehr auf das Eislaufen. Mit den Kufen über das Eis zu schlittern, war beinah wie fliegen auf einem Besen, nur sicherer. Sie hakte sich bei der etwas wackeligen Luna ein und zog sie ein, zwei Runden um den See. Erschöpft ließ sie sich Rückwerts in den Schnee fallen und machte mit Neville einen Schneeengel. Ginny und Hannah brachten Luna währenddessen eine Pirouette bei. “Draco?”, fragte aufeinmal Neville unvermittelt. Hermine tat als hätte sie ihn nicht gehört. “Komm schon Hermine, was ist passiert, dass ihr euch beim Vornamen ansprecht?”
Hermine pappte etwas Schnee zusammen und baute einen kleinen Schneemann. Mit dem Zauberstab erweckte sie ihn zum Leben und er drehte kleine Runden um Neville. “Ach Neville, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht warum wir es tun. Vielleicht weil wir beide einsam sind und uns das etwas Vertrautheit vorgaukelt.” “Hermine...”, wollte Neville einwenden, aber er wurde unterbrochen. “Ja, ich weiß du willst sagen, dass ich ja euch habe. Das ich mit dir über alles reden kann. Dass Ginny nur so drauf ist, weil sie mies gelaunt ist. Dass Harry und Ron nicht aus der Welt sind. Glaube mir Neville, das weiß ich alles. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es wirklich so ist! Manchmal will ich mein altes Leben zurück! Diese Unkompliziertheit, dieses Grundvertrauen den Erwachsenen gegenüber.” Neville schüttelte den Kopf.
“Hermine, das war es nicht was ich sagen wollte. Uns geht es allen so. Wir haben alle etwas oder jemanden verloren. Die einen einen geliebten Menschen, die anderen ihr altes Leben. Und nein, Hermine, deshalb nennt ihr euch nicht beim Vornamen. Ich glaube es steckt etwas anderes dahinter. Ich glaube, dass Draco einfach nicht mehr so ist wie er war. Und deshalb möchtest du ihn beim Vornamen ansprechen. Du willst damit nicht Vertrautheit vorgaukeln, du willst sie ihm damit zeigen!” “Was willst du damit sagen?”, fragte sie verdatter. Neville grinste: “Dass ihr Freunde geworden seid.”
Hermine stapfte alleine zurück zum Schloss. Hatte Neville recht? War es wirklich möglich, dass sie sich mit Malfoy angefreundet hatte? Dass sie ihn mochte? Und irgendein klitze-kleines Stimmchen in ihrem Gehirn wisperte ihr zu, was ist wenn sie ihn sogar sehr mochte? Vielleicht ein winziges bisschen mehr als andere Männer? Ihre Gedanken sprangen wieder hin und her und sie zwang sich ruhig zu bleiben. Irgendwie wollte sie diesen Gedanken nicht zulassen. Schließlich ging es um Draco Malfoy. Der Kerl, der immer noch die Nase rümpfte, wenn die Welt sich nicht vor ihm verbeugte. Der Kerl, der immer noch davon überzeugt war, dass Menschen wie Hagrid oder Mr Filch nichts in Hogwarts zu suchen hätten. Der Kerl, der sie einst als Schlammblut beschimpfte...
Aber er hatte sich doch entschuldigt. Er hatte Reue gezeigt. Er hat sich vor der gesamten Schule bloßgestellt. Und plötzlich fiel ihr noch etwas ein, dass Neville ja gar nicht wusste. Nicht sie hatte ihn zum ersten Mal beim Vornamen genannt. Er hatte doch den ersten Schritt gemacht! Scheinbar erging es ihm doch so wie ihr? Noch immer konnte sie hören wie er damals ihren Namen gesagt hatte...
“Hermine!”, hörte sie ihn plötzlich hinter sich rufen. Sie wirbelte herum und dort stand ein ziemlich eingeschneiter Draco. Seine Nasenspitze war knallrot und er war ihn einem langen Schal und einer seltsamen Fellmütze eingepackt. In seiner behandschuhten Hand hielt er ein riesiges Bündel an Mistelzweigen. “Ich war bei Hagrid. Er hat mir die Misteln gegeben. Dahinten kommt er und bringt die letzte Tanne. Komm mit in die Große Halle, wir sind bald soweit! McGonagall wartet sicherlich schon auf uns!” Kindlicher Übermut stand in seinen Augen und voller Begeisterung erzählte er von Bratäpfeln und Feuerzangenbowle, verzauberten Baumschmuck und singenden Elfen. Verträumt und irgendwie glücklich hörte sie ihm zu.
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Vielen Dank für die bisherigen Kommentare! Über weitere freue ich mich natürlich auch!
Ich sollte mal meinen ehemaligen Deutschlehrern sagen, dass ihr mich für meine Rechtschreibung lobt :D :D Aber auch dafür 1000 Dank! Es ist schön, dass sich die Mühe zu lohnen scheint, wenn man sich die Kapitel fünf oder sechsmal durchliest!
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