von Hanne
Kapitel 9 - Ein Abend vor dem Kamin
Malfoy war in sein Schlafzimmer gegangen, um sein Gepäck wieder auszupacken.
Hermine saß wehrenddessen bekümmert auf dem Sofa vor ihrem Kamin. Die Beine hatte sie angezogen und die Arme um sie herum geschlungen. Sie starrte in die Flammen in die unregelmäßig zuckten und tanzten. Malfoy stand still hinter ihr und beobachtete sie. Ab und an tupfte sie sich mit dem Wollpulliärmel über die Augen. Sie hatte ihn nicht bemerkt. Er sah, wie sie sich langsam hin und her wiegte und leise vor sich hin summte. Er wusste, es war noch so viel zu klären zwischen ihnen. Er müsste ihr noch so viel sagen. Aber er wusste nicht wie er es tun sollte. Er wusste, sie hatte sich sorgen um ihn gemacht. Nicht um seinen Vater. Er war ihr egal. Sie hat ihn, einen ihrer ärgsten Feinde um seinetwillen gerettet. Und ja er war dankbar dafür. Dankbar, dass er seinen Vater noch hatte, während ihrer mit ihrer Mutter irgendwo im Australischen Outback lebte. Und schon wieder schämte er sich. Obwohl er glücklich war, dass sein Vater noch lebte, fühlte er sich schuldig, dass es so war. Wäre es nicht gerecht gewesen, er wäre gestorben? Aber jetzt war es so wie es war. Und es war gut, denn er hatte seinem Vater noch so viel zusagen.
“Alles okay mit dir?”, fragte er behutsam. “Du machst mir Sorgen”, setzte er hinzu und sah mit ernster Miene zu ihr herunter. Sie lächelte ihn traurig an. “Ja und nein,” setzte sie an. “Weißt du, es alles ist so schwierig.” Sie suchte mühsam nach Worten, die das beschreiben sollten, wie sie sich fühlte. “Dies ist das erste Weihnachten seit langem ohne meine Freunde. Und es fühlt sich alles so fremd an. Im Schloss ist es wie immer, es wird alles so wunderbar geschmückt sein und es wird so viele leckere Sachen zu essen geben und die meisten sind in dieser Stimmung voller Vorfreude und Übermut. Und ich fühle mich zwischen ihnen so fremd, wie ein Muggel in der Winkelgasse. Ich vermisse Ron und Harry und das Zusammensein mit ihnen mit Ginny und Neville und Luna. Wie es jetzt ist, ist es nicht dasselbe. Irgendwie gehöre ich nirgends so ganz dazu. Neville hat seine Hannah, Luna schwebte schon immer in anderen Sphären und Ginny hat chronische schlechte Laune. Und du, verzeih mir, aber wir sind keine super guten Freunde. Du bist einfach nicht Harry oder Ron. Ich hänge zwischen den Stühlen. Das Schulsprecheramt macht es nicht besser. Es macht mich noch mehr zur Außenseiterin... Aber vor allem vermisse ich die Freude an Weihnachten und die Lust auf ein Fest. Ich habe das Gefühl, dass ich die Fähigkeit mich zu freuen verloren habe. Ich werde Missgünstig. Ich kann dir noch nicht einmal deinen Vater gönnen”, gab sie beschämt und entsetzt über sich selbst zu. War ihre Seele wirklich so verkommen, fragte sie sich. Kann man so düstere Gedanken bekommen, obwohl man immer für das Gute gekämpft hat?
Malfoy atmete tief ein, wollte ansetzten etwas zu sagen und ließ es dann doch. Stattdessen rückte er näher zu ihr. Und dann versuchte er es doch: “Ich verstehe dich. Irgendwie geht es mir genauso. Ich habe kein wirkliches zu Hause mehr. Das Ministerium hat alles auf den Kopf gestellt - berechtigt- mein Vater ist nur noch ein Schatten seiner selbst und meine Mutter hat die Statusveränderung unserer Familie nicht verkraftet. Ich bekomme ständig Briefe von ihnen die mir vor Augen halten, wie schwach die beiden geworden sind. Gleichzeitig möchte ich sie anschreien sie zur Rede stellen, was sie alles verbrochen habe. Was sie mir angetan haben! Aber ich weiß, jetzt sind sie zu schwach. Sie würden kleinbeigeben oder gar brechen, aber niemals wirkliche Reue fühlen. Scheinbar muss ich sie aufbauen um sie wieder zu zerschmettern... Viele meiner altern “Freunde” sind verurteilte Verbrecher. Andere sind sogar tot! Es ist wirklich schwer für mich damit umzugehen und ich weiß nicht... Ich fühle mich wahnsinnig allein und gleichzeitig soo schuldig.” Er stütze den Kopf in der Hand ab und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und zerstrubbelte es. Hermine sah ihn an und hob eine Hand, um eine seiner verirrten Strähnen wieder zu sortieren. Sie lächelte. “Ich habe mal gehört, das man gemeinsam weniger allein ist” murmelte sie und lächelte dabei. “Vielleicht stimmt das ja?” Malfoy lächelte und drückte für einen kurzen Augenblick ihre kleine kalte Hand. “Es wäre schön”, flüsterte sie. Er nickte. Schweigend saßen sie nebeneinander. Ab und an nippten sie an ihrem Tee oder aßen einen Kracker. Irgendwann gähnte Malfoy und brach die Stille: “Gute Nacht Hermine!”, wünschte er ihr lächelnd. “Gute Nacht Draco”, hauchte sie zurück.
“Draco...”, murmelte sie und merkte erstaunt, wie dieses warme Gefühl wieder in ihr aufstieg. Mit seinem Namen flüstern auf den Lippen fiel sie an diesem Abend ins Bett.
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