von Nymphadora Bluee
Schlagabtausch
Hermine saß im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und hasste sich selbst. Sie hasste sich, weil sie es in all den Jahren nicht auf die Reihe bekommen hatte, Ron zu sagen, was für ein toller junger Mann er war.
Sie hatte Konkurrenz bekommen. Lavender Brown. Alleine der Name. Lavender. Klang wie Lavendel und war auch so: zum Motten abschrecken gut, für die Menschen um einen herum unerträglich.
Sie hasste sie. Was fand sie an Ron? Jahrelang war auch er immer ein wenig ausgelacht worden, wegen seiner nicht aktuellen Kleidung, den vererbten Schulbüchern, den roten Haaren, seiner immerzu tollpatschigen Art. Und sie? Sie hatte ihn trotzdem gemocht. Mehr noch. Sie wusste, dies war der Mann, für den sie gemacht war. Wäre da nicht Lavender. Wer hieß schon Lavender?
Lavender malte mit rosa Tinte ein großes Herz auf ein Blatt Pergament und schrieb „Ron“ hinein. Ach Ron, er wurde immer unterschätzt, vor allem von Hermine, diesem Miststück. Was wollte er nur von ihr? Sie war noch nicht zu ihm durchgedrungen, konnte ihn noch nicht für sich begeistern. Warum erhörte er sie nicht? Sie würde ihn einfach küssen müssen, sonst verstand er nicht. Er ließ sich einfach viel zu sehr von Hermine Granger vereinnahmen.
Hermine, wer hieß schon Hermine? Höchstens ihre Großmutter, und die war flotter drauf als diese Büchermaus, die einen immerzu spüren ließ, dass sie sich für klüger hielt, als den Rest der Welt.
Hermine stand auf, sie wollte beim Quidditchtraining zusehen, vielleicht konnte sie dort besser nachdenken. Und Ron ansehen. Einen Schlachtplan brauchte sie noch, einen, um Lavender aus dem Weg zu räumen.
Lavender war nach ihrem fertigen Herzchen aufgestanden um einen kleinen Spaziergang durch das Schloss machen zu können. Sie brauchte noch einen Plan um Ron für sich zu gewinnen. Es konnte doch nicht so schwer sein, sie war mit Sicherheit attraktiver als Hermine, und wenn um die Liebe ging wohl auch schlauer. Sie hatte immer bekommen, was sie wollte.
„Kannst du nicht aufpassen?“ Hermine war gegen Lavender geknallt, welche im gleichen Moment wie sie um eine Ecke gebogen kam, unglücklicherweise von der anderen Seite.
„Ich soll aufpassen? Vielleicht solltest du zur Abwechslung mal deine Augen nicht in ein Buch sondern in die Welt um dich herum stecken.“
„Wo willst du hin? Zur Bücherei sicherlich nicht. Im Gemeinschaftsraum ist auch niemand. Aber vielleicht möchtest du ja ein bisschen alleine sein, kleine Lavender?“ Hermine lächelte süffisant.
„Wo möchtest du denn hin? Ich wollte gerade zum Quidditch, im Gegensatz zu dir bin ich nämlich sehr interessiert an sportlichen Ereignissen.“
Hermine legte den Kopf schief. „Sie trainieren heute nur. Kein Spiel, Püppi. Aber vielleicht hast du das in deiner Träumerei nicht mitbekommen.“
„Oh doch, Staubmaus, ich weiß sehr wohl wann unsere Leute trainieren. Und ich möchte ihnen auch in dieser Zeit beistehen, das macht man so als Team.“ Lavender schritt aus und merkte, dass Hermine ihr folgte. Wie sollte es auch anders sein? Es war ein offenes Geheimnis, dass beide Mädchen für Ron schwärmten.
Auf der Tribüne suchten beide sich einen Sitz ganz oben, um möglichst nahe am Geschehen zu sein. Wie ein Zufall setzten sie sich nebeneinander, jede, um die andere genau im Auge behalten zu können.
„Glaub nicht, dass Ron auch nur einen Blick für dich hat. Er steht auf Intellekt, ich weiß nicht, ob du weißt, wie man das schreibt.“ Hermine sah Lavender scharf an und stellte verwundert fest, dass die junge Frau wahnsinnig schöne Augen hatten. Sie strahlten so viel Liebevolles aus, es war kaum zu ertragen.
„Meinst du das wirklich, ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass er Gefühle liebt, eine Frau, die immerzu für ihn da sein kann. Gefühl, weißt du was das ist, Hermine? Das ist das, was du nicht hast.“ Lavender streichelte Hermine mit ihrer Hand zärtlich über das Gesicht, um ihre Worte zu unterstreichen. Sie erschrak, was war das für ein merkwürdiges Kribbeln in ihren Fingern? Das kannte sie noch nicht, warum kam das bei Hermine zum Vorschein? Schnell zog sie ihre Hand zurück.
Dort, wo eben noch warme Haut ihre Wange berührt hatte, brannte es wie Feuer. Hermine schluckte und schaute, wie Lavender wieder auf das Spielfeld. Was in aller Hexen und Zauberernamen war das? Sie war zugleich verletzt und verwundert zugleich, beinahe enttäuscht, dass die Berührung so schnell wieder endete.
Lavender beobachte Ron auf seinem Besen, in ihren Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Hermine ebenfalls verkrampft nach oben sah. Hatte sie es etwa auch gemerkt? Dieses Gefühl war neu für sie, warum hatte sie das bei ihren Freundinnen beim Liebeskummer trösten und in den Arm nehmen nicht gespürt? Warum ausgerechnet jetzt und ausgerechnet bei Hermine Granger?
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