von PotterWatcher
Harry wachte am nächsten Tag um acht Uhr davon auf, dass ihm jemand die Nase zuhielt.
Ruckartig setzte er sich auf und bemerkte, dass Ginny schon weg war – sie war wohl schon los zur Arbeit gegangen. Ron saß auf seiner Bettkante und musterte ihn.
„Du spinnst wohl“, eröffnete er das Gespräch. „Ich bin unmöglich gut genug für die britische Liga!“
„Quatsch, Ron. Du bist immer noch besser als diese Flasche, die bei den Cannons die Ringe hütet, und sogar Viktor Krum sagt, du bist nicht schlecht.“
Das war nicht mal gelogen – auf Viktors Hochzeit hatte Ron in einem Match gegen eine Abordnung der bulgarischen Nationalmannschaft den Hüter gemacht und sich ganz passabel geschlagen, und das Lob des Weltmeistersuchers war nicht überraschend gekommen. „Mehr als nein sagen können sie weder zu mir noch zu dir“, setzte Harry nach.
Ron dachte nach. Man spürte förmlich, wie sein Gehirn arbeitete. Er stand auf und durchmaß den Raum mit großen Schritten. Harry bedeutete ihm mit einer Handbewegung mitzukommen und ging in den Speisesaal, wo Kreacher ein ansehnliches Sonntagsfrühstück aufgetragen hatte. Der Elf entzündete gerade die Kerzen am Tisch. Mit einer Verbeugung, bei der seine Nase beinahe den Boden streifte, begrüßte er Harry und Ron, ehe er sich in die Küche zurückzog. Samantha saß auf der Stange, die Harry an die Wand gehext hatte und schlief, auf dem Tisch lag die aktuelle Ausgabe des Tagespropheten, und schon von weitem konnte Harry die Schlagzeile sehen:
KAPITÄN DER CHUDLEY CANNONS WIRFT DAS HANDTUCH – DÜSTERE ZEITEN FÜR DAS TEAM
Ron hatte sich die Zeitung geschnappt und las den Artikel. Harry bot ihm an, sich zu setzen und mitzuessen, was Ron sich nicht zweimal sagen ließ. Während er Milch in seinen Tee goss, fluchte er leise vor sich hin. Er hatte den Sucher der Cannons immer sehr gemocht, und nun hatte er alles hingeworfen. Die beiden frühstückten ausgiebig und apparierten direkt danach nach Chudleigh,
zum Hauptquartier der Cannons. Schon von weitem hörten sie den MOW, den Magischen Ohrwurm, magisch verstärkt aus dem Clubhaus dröhnen. Es war die aktuelle Nummer Eins der Muggelcharts.
Ron betrat das Gebäude – ein heruntergekommenes altes Holzhaus, niemand wäre darauf gekommen, dass es überhaupt bewohnbar war – und fand sich in einer kleinen Spelunke wieder, ähnlich dem Tropfenden Kessel. Harry, der dicht dahinter folgte, erkannte sofort die beiden Treiber, zwei Riesentypen von sicher zwei Metern Größe. Sie saßen nebeneinander auf einer mottenzerfressenen Couch und tranken Butterbier aus der Flasche, hinter dem Tresen stand einer der Jäger und füllte sich ein Glas mit Met. Alle Anwesenden machten Gesichter, die jenem von Severus Snape zu seinen besten Zeiten Konkurrenz gemacht hätten. Der Jäger hinter dem Tresen sah auf, als die Tür hinter Harry ins Schloss fiel, und mit einem Mal war die Musik und die vereinzelten Gespräche verstummt.
„Harry P…Potter! Was verschafft uns die Ehre, krächzte einer der beiden Treiber. Ron verdrehte die Augen. Noch immer stieß es ihm sauer auf, dass Harry überall erkannt wurde, er aber nicht – und das, obwohl er sogar auf einer Schokofroschkarte abgebildet war. „Ähm…“ Das war das einzige was Harry in diesem Moment herausbrachte. Ron war auch nicht fähig, etwas zu sagen, er war damit beschäftigt, die Tatsache zu realisieren, dass er gerade Auge in Auge mit seinen größten Idolen stand. „Wir haben gelesen, dass Ihnen der Sucher, äh, gewissermaßen… abhandengekommen ist“, stotterte Harry und sah sich hilfesuchend nach Ron um. Dieser schien gerade aus seiner Starre zu erwachen.
Doch bevor er etwas sagen konnte, schnarrte ein Mann aus der Ecke: „Jaah. Danke, dass ihr uns daran erinnert…“ Missmutig leerte er eine Flasche Butterbier in einem Zug. Er dachte nach. „Moment mal, Mr. Potter – sind Sie… Waren Sie nicht der jüngste Sucher seit Jahrhunderten in Hogwarts?“
Endlich fiel der Groschen auch bei den anderen Mannschaftsmitgliedern. Einer der Jäger war von seinem Stuhl aufgestanden und stellte sich vor: „Patrick Woodgate, ich bin der provisorische Kapitän. Es wäre uns eine Ehre, Sie als unseren Sucher begrüßen zu dürfen.“ Er stutzte und sah Ron an. „Warte, Sie hier kenn ich doch von irgendwo her… Ron Weasley, richtig?“ Er kramte aus der Tasche seines Umhangs eine Schokofroschkarte hervor. „Hab gerade eben einen Schokofrosch gegessen und zum dritten Mal Ihre Karte erwischt!“
Rons Ohren glühten scharlachrot, aber er grinste breit. Harry zischte aus dem Mundwinkel: „Na wer sagt’s denn! Du bist berühmter als du denkst!“ An Patrick gewandt sagte er: „Ich übernehme die Position gerne, aber unter einer Bedingung. Mein Freund wird ebenfalls aufgenommen – als Hüter!“
Patrick sah sich nach seinem Stammhüter um. Dieser war nun ebenfalls aufgestanden. Patrick erhob die Stimme. „Morgen findet ein Training statt – also hört auf zu saufen und Trübsal zu blasen, wir haben zwei neue Mannschaftsmitglieder, die schon morgen ihre Verträge unterzeichnen werden. Außerdem werden wir morgen einen neuen Kapitän wählen, und für Ron Weasley hier wird das morgige Training richtungsweisend, denn es wird sich zeigen, wer fortan als Hüter spielt! Morgen, acht Uhr früh, Treffpunkt hier!“
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