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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Auf der Flucht

von Krabbentaucher

Harry Potter blieb für ziemlich lange Zeit verschwunden, obwohl durch die Verhängung des Namenstabus eine ziemlich wirksame Methode zur Aufspürung zentraler Figuren des Widerstands eingerichtet wurde. Die Zauberergemeinschaft war verunsichert, sie wußte nicht, was von den irreführenden Berichten des Tagespropheten zu halten war, und sie ahnte bestenfalls, daß das Zaubereiministerium Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, in die Hände gefallen war.

Inzwischen wurden immer wieder Muggelstämmige aufgespürt, die sich nicht hatten registrieren lassen. Alle Tricks, sich versteckt zu halten, halfen nichts. Nur Harry blieb unauffindbar.

Was Du-weißt-schon-wen zutiefst verärgert und den Todessern einiges an Bestrafungen eingebracht hatte, ist aus heutiger Sicht einfach zu erklären: Severus Snape als Nachfolger von Dumbledore, also als neuer Anführer des Ordens des Phönix und zugleich Todesser, hatte natürlich die Möglichkeiten in der Hand, dafür zu sorgen, daß Harry nicht gefunden wurde. Es ist offensichtlich, daß Harry durch Snape versteckt wurde.

Das wiederum zieht die Frage nach sich, wenn man an das letzte Kapitel denkt: Wollte nicht Snape sein eigenes Spiel spielen und Harry eher loswerden?

Es wird wohl so gewesen sein, daß Snape seine Meinung – zumindest vorerst – geändert hatte. Harrys Ministeriumsoperation hatte gezeigt, daß der Junge doch über gewisse Qualitäten verfügte. Snape hat also beschlossen, sich Harry noch warm zu halten. Wenn es opportun sein sollte, hätte er Harry zu einem späteren Zeitpunkt beseitigen können, nämlich zu einem Zeitpunkt, der für Snape am günstigsten gewesen wäre.

Unterdessen machte unter Snapes großer Hakennase jemand anders von sich reden: Neville Longbottom, Luna Lovegood und Ginny Weasley. Jawohl, genau die Ginny Weasley, die man noch vor den Sommerferien Harry knutschend gesehen hatte.

Ginny Weasley war wohl zur Einsicht gekommen, daß das Trittbrettfahrerdasein nicht immer bequem ist, insbesondere dann, wenn es stürmt. Nachdem aus dem Auserwählten in der offiziellen Meinung der Unerwünschte Nummer eins geworden war, versprach es einfach keinen Glamour mehr, seine Freundin zu sein. Die Konsequenz war einfach: Die berechnende Ginny Weasley überließ Harry seinem Schicksal und Hermione Granger das Feld und kehrte brav nach Hogwarts zurück, um ihr sechstes Schuljahr anzutreten.

Hier traf sie auf Luna Lovegood, eben jenes Mädchen, das sie im Schuljahr davor von Harrys Seite verdrängt hatte. Und sie traf auf Neville Longbottom. Das ist bedeutsam, denn sie und Longbottom wurden beobachtet, wie sie seinerzeit Ende 1994 als Paar auf dem Weihnachtsball erschienen waren. Nun wärmte sie die alte Beziehung wieder auf und holte Longbottom von dem Abstellgleis, auf das sie ihn geschoben hatte. Es erweist sich für ein Mädchen ohne ernsthafte Bindungsabsichten immer wieder als praktisch, mehrere Eisen im Feuer zu haben.

Was war nun gesehen? Ginny Weasley, Neville Longbottom und Luna Lovegood hatten versucht, ein wertvolles magisches Artefakt, das Schwert von Gryffindor, aus dem Schulleiterbüro zu entwenden. Es ist unbekannt, wer auf die Idee gekommen war, ein derart sinnloses Vorhaben zu realisieren. Einen praktischen Nutzen hätte das Schwert nicht gehabt. Es ist zwar nur Spekulation, aber an sich gibt es keine andere sinnvolle Erklärung, als daß Ginny Weasley sich bemüßigt sah, einfach mal eine Operation auf die Beine zu stellen, die für sich genommen nicht besonders gefährlich war, sie selbst aber in den Augen der Schüler zu Harrys Nachfolgerin gemacht hätte, als die sie ohnedies überwiegend angesehen wurde. Um im Ernstfall die Schuld auf jemanden abschieben zu können, rekrutierte sie Luna Lovegood, die als Harrys Exfreundin noch immer eine Gefahr darstellte.

Das funktionierte: Luna Lovegood kehrte nach den Weihnachtsferien nicht nach Hogwarts zurück. „Zufällig habe ich in Erfahrung gebracht, daß sich die Todesser der Tochter von Xenophilius Lovegood bemächtigt haben sollen“, berichtet Lucius Malfoy.

Xeno wiederum hatte sein Magazin Klitterer umorientiert. Inspiriert vom ersten Stück wahrhaft guten Journalismus, meinem Interview mit Harry Potter von Anfang 1996, ließ er die Schrumpfhörnigen Schnarchkackler Schrumpfhörnige Schnarchkackler sein und rief dazu auf, Harry Potter zu unterstützen. Nachdem Ginny Weasley allerdings dafür gesorgt hatte, daß Luna Lovegood gefangengesetzt wurde, vollzog Xeno eine erneute Wende und veröffentlichte im Klitterer nun Fahndungsaufrufe zur Ergreifung von Harry Potter. Das sollte diesem zwischen den Jahren beinahe zum Verhängnis werden.

Am 28. Dezember 1997 ging eine Eule von Xeno im Zaubereiministerium ein. Sie überbrachte einen Brief, in dem er mitteilte, daß sich Harry Potter in dessen Haus befinde. Sofort wurden zwei Todesser entsandt: Travers und Selwyn, wie mir Lucius und Draco Malfoy anvertrauen. Doch besonders erfolgreich waren sie nicht. Im Augenblick ihrer Ankunft explodierte der obere Teil von Xenos verrücktem Haus – architektonisch zweifellos eine Verbesserung. Doch oben in den Trümmern zeigten sich Harry Potter und Hermione Granger. Bevor die Todesser zugreifen konnten, disapparierten sie.

„Der Dunkle Lord war außer sich“, erinnert sich Lucius Malfoy. „Er hat die beiden für ihr Versagen schwer bestraft. Denn es gab keine höhere Priorität als die Ergreifung von Harry Potter.“ Irgendetwas mußte aber zuvor vorgefallen sein, denn Lucius Malfoy merkt auch an: „Ich kann es nicht mehr an einer bestimmten Äußerung festmachen, aber der Dunkle Lord schien Potter schon um Weihnachten herum in die Enge getrieben zu haben. Aber der war entkommen, wie er es schon ein paar Mal geschafft hat.“

Aufregend – aber wichtiger sind doch zwei Fragen: Wieso hatte Harry ausgerechnet Xeno aufgesucht? Und wieso hat Xeno die Seiten gewechselt?

Frage Nummer eins ist relativ einfach zu beantworten: Harry war nun schon einige Monate auf der Flucht und untergetaucht. Das Haus der Blacks, bis Dumbledores Tod Hauptquartier des Ordens des Phönix, hatte er vier Monate zuvor verlassen. Offensichtlich war er auf der Suche nach einer festen Behausung. Zweifellos waren ihm Ausgaben des Klitterer in die Hände gefallen, denen er entnehmen konnte, daß Xeno zu seiner Unterstützung aufgerufen hatte. Er muß also geglaubt haben, zumindest die Wintermonate in Xenos Witzbude verbringen zu können.

Das führt uns zu Frage Nummer zwei, die wesentlich schwieriger zu beantworten ist. Oberflächliche Analysten würden wohl behaupten, daß Xeno aus Angst um seine Tochter eine Kehrtwende hingelegt hatte. Doch Luna Lovegood wurde nicht aus dem Verkehr gezogen, um ihren Vater unter Druck zu setzen, sondern weil sie von Ginny Weasley mit ihrem hervorragenden Beißreflex ausgebootet und ihr die Hauptverantwortung für den versuchten Diebstahl des Schwertes zugeschoben worden war. Tatsächlich war es so, daß Xeno es einfach bequemer und auch wirtschaftlich ertragreicher fand, sich den neuen Machthabern zu Füßen zu werfen. Was war da – neben der Kehrtwende beim Klitterer – besser geeignet als Harry Potter als Morgengabe?

Nun, der selbstsüchtige und charakterlose Xeno hatte sich geschnitten. Die Todesser waren weder über die Explosion des Hauses glücklich noch darüber, daß Harry vor ihren Augen abhaute. Xeno erwies sich in seiner ungeschickten und versponnenen Art als zu großes Risiko, so daß auch er einkassiert wurde.

Immerhin hatte der Vorfall ein Ergebnis erbracht, wie Lucius Malfoy berichtet: „Bis Weihnachten wurde immer nur vermutet, daß Potter mit der Granger zusammen war. Da auch die Granger bei Lovegood gesehen wurde, war nun bewiesen, daß die Annahme richtig war.“

Und Ron Weasley faulenzte noch immer zu Hause im Fuchsbau herum und kurierte die Griselkrätze aus – die wohl längste Griselkrätze-Erkrankung in der Geschichte der magischen Heilkunde, möchte man meinen. Oder ein einfach erklärbarer Anfall von Faulheit und Feigheit.

Inzwischen versank die magische Welt zunehmend in Hoffnungslosigkeit. Harry, der von den Zeitungen noch im Sommer als Auserwählter bezeichnet worden war, blieb vom Erdboden verschwunden und wurde außerdem mit hoher Belohnung gesucht, weil er vom Zaubereiministerium mit Dumbledores Tod in Verbindung gebracht worden war. Der Zauberer von der Straße wußte nicht mehr, woran er noch glauben und woran er sich halten sollte. Diejenigen, die nicht an Harrys Schuld glaubten, redeten sich ein, daß es immerhin ein gutes Zeichen sei, daß er bislang nicht ergriffen worden war.

Doch in den Osterferien änderte sich das. Und die große Stunde der Familie Malfoy schlug.

Lucius Malfoy erzählt: „Es war spät an einem Abend, da erschienen bei uns mehrere Greifer. Das waren damals Wichtigtuer der zweiten und dritten Garnitur, Abschaum eigentlich. In diesem Fall wurden sie angeführt von Fenrir Greyback, dem Werwolf. Sie hatten fünf Gefangene gemacht: Drei Jungen und ein Mädchen in Dracos Alter sowie einen Kobold. Das Mädchen sah wie die Granger aus, einer der Jungen wie dieser Weasley-Junge, Ron heißt er wohl. Und ein weiterer Junge, der hatte so ein aufgequollenes Gesicht, da waren wir überhaupt nicht sicher, ob das Potter war. Der hatte wohl einen Fluch abbekommen.“

Harry Potter also möglicherweise endlich gefangen – der Wunschtraum von Du-weißt-schon-wem. Er stand kurz vor seinem Ziel. Doch die Entstellung des mutmaßlichen Harry Potter warf ein Problem auf, zumal sich herausstellte, daß der Zauberstab, den er mit sich führte, nicht der Beschreibung entsprach, die von Harrys Zauberstab im Umlauf war. Jemand mußte den aufgedunsenen Jungen identifizieren, und dazu war Draco Malfoy berufen.

„Mein Vater hatte mich gebeten, nachzusehen, ob es sich bei den Gefangenen um Granger, Weasley und Potter handelte“, erinnert sich Draco Malfoy. „Natürlich waren sie es, auch wenn jemand was mit Potters Gesicht angestellt hatte. Und natürlich habe ich sie sofort erkannt. Aber ich habe sie nicht identifizieren wollen – schließlich hatte ich mich schon kurz nach dem Tod von Dumbledore endgültig vom Dunklen Lord abgewandt und mich der Sache des Phönixordens verschrieben. Also versuchte ich, Zeit zu gewinnen, indem ich nur 'kann sein' gesagt habe.“

„Ich wußte natürlich, wen wir da vor uns hatten“, versichert Lucius Malfoy. „Und natürlich war ich schon immer auf der Seite von Harry Potter. Ich wollte meinen Sohn auf die Probe stellen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als er zeigte, daß er sich von den Todessern abgewandt hatte. Nun gab es eine reale Chance, selbst auf der richtigen Seite einzugreifen und Potter mit seinen Leuten zu retten. Doch dann wurde die Situation dadurch kompliziert, daß meine Schwägerin Bellatrix Lestrange auf der Bildfläche erschien und gleich den Dunklen Lord herbeirufen wollte.“

Damit hatten sich die Ereignisse dramatisch zugespitzt: Der leidlich getarnte Harry Potter mit seiner Equipage in den Händen der Todesser, zwei Malfoys, die ihm helfen wollten, jedoch wegen der Anwesenheit der Greifer zunächst daran gehindert waren, und die dezidierteste Anhängerin von Du-weißt-schon-wem, der nichts ferner lag als Harrys Rettung, in einem Raum. Was tun?

„Mein Trick, Potter und die anderen angeblich nicht sicher identifizieren zu können, ging zunächst auf. Tante Bella mußte nämlich sichergehen, weil der Dunkle Lord harte Strafen angedroht hatte, wenn man ihn umsonst rief“, erläutert Draco Malfoy. „Und dann kam uns der Zufall zur Hilfe.“ In welcher Form? Lucius Malfoy klärt auf: „Die Greifer hatten das Schwert von Gryffindor dabei. Meine Schwägerin wurde daraufhin extrem nervös, weil ihr Severus Snape das Schwert zur Verwahrung gegeben hatte. Sie hatte das Schwert in ihrem Verlies in Gringotts deponiert. Und jetzt bestand die Möglichkeit, daß Potter und seine Leute es geschafft hatten, in das Verlies einzudringen.“

Hier hatte die berüchtigtste Todesserin allerdings wirklich Grund zur Sorge, denn sie hatte neben dem Schwert auch etwas für Den, dessen Name nicht genannt werden darf, in ihr Verlies gelegt. Sie mußte also sichergehen, was mit ihrem Verlies los war.

„Das beinhaltete leider, daß Potter, Weasley, der andere Junge und der Kobold erst einmal eingesperrt wurden und Bellatrix die Granger verhört hat“, sagt Lucius Malfoy. „Immerhin war sie, also Bellatrix, durch Schockzauber und so weiter die Greifer bis auf Greyback losgeworden. Insofern war die Situation für uns – die Retter – schon besser, aber sie war noch nicht wirklich günstig. Während des Verhörs haben Draco und ich uns fieberhaft Gedanken gemacht, wie man die Situation retten könnte.“

Im Verhör gab Hermione Granger schließlich zu, daß es sich bei dem Schwert um eine Fälschung handelte. Bellatrix Lestrange ließ daraufhin den Kobold kommen und befragte ihn. Doch bevor er antworten konnte, gab es eine Störung, die sich als bedeutungsvoll herausstellen sollte: Aus dem Keller, wo Harry gefangengesetzt war, hört man ein Knallen. Peter Pettigrew, der sich ebenfalls im Haus aufhielt, ging hinunter, um nachzusehen. „Eigenmächtig, natürlich. Wir hätten es lieber gehabt, wenn Potter und Weasley ihr Befreiungswerk wie von ihnen geplant fortgesetzt hätten, denn dann hätten wir sie unterstützen können.“

Aber es kam anders: Pettigrew alias Wurmschwanz wurde überwältigt, Harry und Ron gelangten aus dem Keller heraus. Wie sich erst deutlich später herausstellen sollte, war Wurmschwanz im Keller ums Leben gekommen. „Erdrosselt von seiner eigenen Hand“, erinnert sich Lucius Malfoy schaudernd. „Gemeint ist die metallene Hand, die der Dunkle Lord ihm verschafft hatte. Die war um seinen Hals gelegt.“ Lucius Malfoy muß sich entsetzt schütteln. „Das hat uns so richtig vor Augen geführt, was denen blühte, die die Befehle des Dunklen Lord nicht sorgfältig ausführten – und Wurmschwanz war immerhin ein echter Todesser, wir aber Widerständler. Wir haben persönlich sehr viel riskiert, das können Sie uns glauben.“

Die Sache entwickelte sich anders als von Lucius Malfoy gedacht. Gerade als der Kobold bestätigte, daß es sich bei dem Schwert um eine Fälschung gehandelt habe, platzten Harry und Ron in den Salon und schienen die echten und die vermeintlichen Todesser zu überwältigen. Doch Bellatrix nahm Hermione Granger als Geisel – Harry und Ron mußten die Zauberstäbe niederlegen, die sie an sich gebracht hatten. Unvermutet erschien der Hauself auf der Szene, der sich seit den Ereignissen von 1992/1993 Harry besonders verpflichtet fühlte, weil Mr Malfoy ihn auf dessen Bitte befreit hatte. Er ließ den Kronleuchter herunterfallen.

Harry nutzte die Situation aus, sprang Draco an und überwältigte ihn. Dann nahm er ihm die Zauberstäbe weg, die dieser an sich genommen hatte. „Ich war völlig perplex“, sagt Draco Malfoy. „Gut – Potter wußte nicht, daß ich auf seiner Seite stand. Der Effekt war, wie sich erst später in dem finalen Duell zwischen Potter und dem Dunklen Lord herausstellte, daß er mich im Ernst besiegt und damit nicht nur Herr über meinen Zauberstab, sondern auch über den Elderstab geworden war, der sich mir – davon wußte ich nichts – unterworfen hatte, als ich Dumbledore entwaffnet hatte.“

Harry, Ron Weasley und Hermoine Granger disapparierten mit dem Hauself und dem Kobold. Bellatrix schleuderte noch einen Dolch in ihre Richtung und schien auch etwas getroffen zu haben, denn der Dolch verschwand ebenfalls. Allerdings tauchten die drei jungen Zauberer Wochen später ohne Blessuren wieder auf. Offenbar war es nicht ernst gewesen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der vierte Zauberer im Bunde sich schon vor der Auseinandersetzung im Salon aus dem Staub gemacht hatte. Offenbar hatte er sich gern von Harry aus dem Keller befreien lassen, spürte aber keine Lust, seinem Retter zu danken, indem er ihm beistand. Disapparieren ist da allemal bequemer als kämpfen.

Erneut war Harry Potter wie vom Erdboden verschwunden. Lucius Malfoy erinnert sich nur ungern an das, was für ihn und seine Familie folgte: „Als sich herausstellte, daß das Schwert nur eine Fälschung war, hatte Bellatrix den Dunklen Lord gerufen. Der erschien wenige Minuten, nachdem Potter mit seinen Leuten verschwunden war. Das Strafgericht, das dann über uns kam, können Sie sich gar nicht vorstellen. Es überstieg die schlimmsten Vorstellungen. Wir wurden so sehr dem Cruciatus-Fluch und auch anderen Flüchen unterworfen, daß wir die Blessuren davon sogar noch während der Schlacht von Hogwarts trugen.“

Hatte Der, dessen Name nicht genannt werden darf, geahnt, daß die Verzögerungstaktik der Familie Malfoy Harrys Flucht begünstigt hatte? „Zum Glück nicht, sonst wären wir nicht mehr am Leben“, seufzt Lucius Malfoy. „Aber wir haben trotzdem unser Opfer erbracht in jener Nacht. Das ist wahre Loyalität für Harry Potter und seine Sache!“

Ein Detail wäre beinahe untergegangen, ist aber bedeutsam: Ron Weasley, angeblich an Griselkrätze leidend, war wieder mit von der Partie. Es ist offensichtlich, daß er seine Faulenzerei nicht weiter fortführen konnte. Also stand er vor der Entscheidung: Schule oder Harry Potter? Offenbar hatte er den Umstand, daß Harry so lange Zeit nicht geschnappt worden war, als gutes Zeichen genommen und sich entschlossen, ein wenig Ruhm einzuheimsen.

Oder Snape hatte ihn zu Harry befohlen. Das ist sogar wahrscheinlicher. Als offizieller Leiter der Hogwarts-Schule konnte er nämlich die angebliche Erkrankung überprüfen. Und nur er hatte als Nachfolger Dumbledores in der Leitung des Phönixordens und als spezieller Beschützer Harrys die Möglichkeit, Kontakt zu Harry herzustellen und Ron Weasley zu ihm hinzubringen. Offiziell konnte er als Schulleiter bestätigen, daß Ron Weasley noch immer unter Griselkrätze litt.

Doch warum wollte Snape, daß Ron Weasley zu Harry ging? Den jungen Weasley dazu zu bringen, für Ruhm und Ansehen auch mal mehr zu tun als sich in Friedenszeiten an den Auserwählten anzuhängen, war wohl nicht der Grund. Offensichtlich hatte Snape Sorge, daß die tückische Miss Granger zu sehr ihre Fäden um Harry spann und zu viel Einfluß auf ihn bekam. So griff Snape zu dem einzigen Korrektiv, auf das er zurückgreifen konnte, ohne daß es auffiel: Auf Ron Weasley. Dummerweise war nach den Ereignissen auf dem Landsitz der Malfoys jedem Todesser klar, daß sich Harry nicht mehr nur in der Begleitung von Hermione Granger befand, sondern auch in der Begleitung von Ron Weasley.

Die nächsten Wochen über herrschte Ruhe. Das gibt uns Gelegenheit, die Frage anzusprechen, wieso Harry und seine Hilfstruppen überhaupt die Fälschung des Schwerts von Gryffindor mit sich führten und wieso sie geschnappt werden konnten.

Letzteres liegt auf der Hand: „Sie hatten den Namen des Dunklen Lords benutzt“, sagt Lucius Malfoy. „Dadurch wurde der Tabu-Fluch ausgelöst.“ Es war eine Schwäche des Phönixordens, daß seine Mitglieder sich produzieren mußten, indem sie den Namen Dessen, dessen Name nicht genannt werden darf, nannten. Das mußte sich eines Tages rächen, aber Dumbledore, der damit angefangen hatte, war das seinerzeit egal gewesen.

Nun – was ist mit dem Schwert? Erinnern wir uns: Snape hatte das Schwert an Bellatrix Lestrange ausgehändigt, damit sie es in ihrem Verlies bei Gringotts deponierte. Das ist auch geschehen. Deshalb hatte Harry nicht das echte Schwert, sondern nur eine Fälschung – besser: Kopie – mit sich geführt. Aber das erklärt nicht, warum er sich überhaupt mit so einem Gegenstand belastete. Die Antwort dürfte wohl bei Snape, dem nunmehrigen Spiritus Rector des Phönixordens, zu suchen sein. Er hatte immerhin Zugang zu dem Original gehabt und damit die Möglichkeit, eine überzeugende Kopie anzufertigen, die sogar Bellatrix Lestrange täuschen konnte. Demnach war er es, der Harry das Schwert gegeben hatte – und eine spezielle Mission.

Die magische Welt wurde am ersten Mai 1998 von einer Sensationsnachricht aufgeschreckt, die sofort die Runde machte, obwohl der Tagesprophet darüber schwieg: Harry Potter, Hermione Granger und Ron Weasley hatten einen Einbruch bei Gringotts, der Kobold-Bank, verübt! Zu übersehen war das für niemanden, der in der fraglichen Zeit in der Winkelgasse und in Gringotts zu tun hatte. Da die drei ihre Flucht auf dem Rücken eines Drachen antraten, war diese Aktion schwerlich zu ignorieren.

Kombiniert man die Fakten – Snape gab das Schwert Bellatrix Lestrange, damit sie es in Gringotts deponierte, Snape gab eine Kopie des Schwertes Harry, Harry brach in Gringotts ein, noch dazu erfolgreich –, dann ist nur ein Schluß möglich: Snape hatte Harry befohlen, in Gringotts einzubrechen und die Schwerter auszutauschen. Bedenken wir, daß sich Snape schon seit frühester Jugend für die dunklen Künste nicht nur interessierte,sondern sich für sie begeisterte und in ihnen äußerst bewandert war. Die dunklen Künste sind genau das, was man für einen Einbruch bei Gringotts braucht. Also hatte Snape zunächst Zeit damit verbracht, Harry auf den Einbruch vorzubereiten.

Offensichtlich waren Harry und das, was er leichtfertig seine Freunde nennen würde, gerade auf dem Weg, in Gringotts einzubrechen. Doch Harry hatte es vermasselt. Er hatte den Namen des Dunklen Lord genannt und war von Greifern gefangengenommen worden. Nun war bekannt, daß er eine Kopie des Schwertes von Gryffindor mit sich herumtrug. Der Überfall auf Gringotts konnte unmöglich zeitnah stattfinden, selbst nach Harrys geglückter Flucht. Zuerst mußte Gras über die Sache wachsen. Aber vermutlich hatte Snape Harry für seine Disziplinlosigkeit nachsitzen lassen.

Am ersten Mai 1998 war es dann endlich so weit: Der zweite Versuch zum Einbruch in Gringotts fand statt.

Besucher der Winkelgasse berichten, daß an jenem Tag Bellatrix Lestrange dort erschien, in ihrer Begleitung ein unbekannter Mann. Sie ging direkt zu Gringotts. Offensichtlich ließ sie sich mit dem Mann hinunter zum Verlies der Familie Lestrange bringen.

Die Einzelheiten sind leider nicht zu rekonstruieren, weil die Kobolde von Gringotts nicht aussagewillig sind. „Kümmern Sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten“, giftet etwa ein Gringotts-Sprecher. Oder: „Kein Kommentar“, sagt ein anderer Kobold. Wieder andere stellen in Abrede, daß überhaupt ein Einbruch stattgefunden hat, jedenfalls ein Einbruch gegen den Willen der Kobolde.

Als sicher kann gelten, daß ein Todesser, ein gewisser Travers, plötzlich in der Marmorhalle auftauchte und schrie, daß Betrüger und Einbrecher auf dem Weg zum Verlies der Familie Lestrange seien. Sofort wurden Abwehrmaßnahmen eingeleitet, wobei die Kobolde leider nicht bereit sind, die Art der Abwehrmaßnahmen zu offenbaren. Drohungen sind noch das freundlichste, was ich von ihnen zu hören bekam. Äußerungen von Travers ließen jedenfalls darauf schließen, daß er dem Imperius-Fluch unterworfen worden war. Das wiederum ist die Handschrift von Snape, ausgeführt entweder von Harry oder von seinen sogenannten Freunden.

Ihm gelang es tatsächlich, in das Verlies der Familie Lestrange einzudringen und sowohl das Schwert auszutauschen, als auch einen Gegenstand zu entwenden, den Du-weißt-schon-wen dort hatte unterbringen lassen. Bei dem Gegenstand handelte es sich um einen goldenen Becher. Der Schwerttausch wurde öffentlich nicht thematisiert, was der Beweis dafür ist, daß er nicht aufgefallen war.

Was geschah weiter? Die Kunden von Gringotts waren irritiert, als sie von dem Abfahrtsgleis für die Karren her Lärm und Feuerstöße wahrnahmen. Dann brach sich ein großer alter Drache seinen Weg durch die Trennwand und strebte flügelschlagend dem Ausgang zu, den er einach aufsprengte und dann durch ihn hindurch entkam.

Jedermann sah, daß der Drache drei blinde Passagiere hatte. Das konnte jeder sehen – und es wirkte wie ein Fanal. Harry Potter war in der Öffentlichkeit aufgetaucht, war dort gewesen, wo sich der meistgesuchte Zauberer ganz sicher nicht zeigen würde, nämlich in Gringotts. Das gab vielen Zauberern Auftrieb. Sie merkten, das etwas geschah.

Die Kobolde trauten sich erst am Abend, Du-weißt-schon-wen von dem Einbruch zu unterrichten. Ein Kobold wurde zu ihm entsandt, um von dem Einbruch zu berichten. „Der Dunkle Lord war völlig außer sich, als der Kobold ihm berichtet hatte, daß ein kleiner Becher gestohlen worden sei“, sagt Lucius Malfoy. „Und wer auch immer im Raum war oder ihn nicht sofort fluchtartig verließ, wurde von seinem tödlichen Zorn getroffen. Der Kobold war als erster dran und wurde sofort getötet. Die weiteren übriggebliebenen Zauberer wurden von den Todesflüchen des Dunklen Lords getroffen fanden den Tod.“

Warum so viel Aufregung wegen eines kleinen Bechers?

Es ist eines der kleineren Geheimnisse des Kampfes gegen Den, dessen Name nicht genannt werden darf. Aber offenbar handelte es sich um ein wertvolles und vor allem in höchstem Maße schwarzmagisches Artefakt – immerhin kam es aus dem Besitz des schrecklichsten Schwarzmagiers aller Zeiten.

Hier stellt sich die Frage, ob der Diebstahl des Bechers geplant war oder nicht. Dafür spricht, daß der Initiator der Aktion, Severus Snape, zugleich die rechte Hand von Du-weißt-schon-wem war, von dessen besonderen Besitztümern also Kenntnis haben konnte. Wenn es sich bei dem Becher – woran kein Zweifel besteht – um eine mächtige Waffe gehandelt haben sollte, war es für den Nachfolger Dumbledores extrem wichtig, sie noch vor einer offenen Auseinandersetzung mit den Todessern in seinen Besitz zu bringen oder zumindest unschädlich zu machen. Denn das dürfte passiert sein, weil der Becher im weiteren Verlauf der Geschichte keinerlei Rolle mehr spielte – ganz im Gegensatz zum Schwert. War der Diebstahl des Bechers also gar nicht geplant, sondern nur zufällig, weil Harry den Befehl erhalten hatte, als Ablenkungsmanöver zum Schwerttausch etwas aus dem Verlies zu stehlen? Wenn ja, dann hat es funktioniert.

Wahrscheinlicher ist aber, daß beides bezweckt war: Snape dürfte Harry in das Verlies der Lestranges befohlen haben, um zwei, nein, drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er sollte das Schwert austauschen, die gefährliche Waffe in Form des Bechers an sich bringen und zugleich mit dem Diebstahl des Bechers den Schwerttausch vertuschen.

Natürlich konnte Snape das nicht selbst erledigen. Als Chef des Ordens macht man sich nicht die Hände schmutzig, außerdem wollte er so lange wie möglich unerkannt bleiben. Harry war ein ideales Werkzeug, da er ohnedies gegen Du-weißt-schon-wen kämpfte und es für Snape nur vorteilhaft gewesen wäre, hätte Harry die Aktion nicht überlebt. Für Snape war es auf jeden Fall eine Win-Win-Situation: Entweder hätte er das Schwert erhalten und die Becherwaffe beseitigt oder er hätte Potter bei seinen künftigen Machtergreifungsplänen nicht mehr berücksichtigen müssen.

Nun hatte alles geklappt, und das noch auf weit sensationellere Weise als man jemals hätte vermuten können. Das hatte sich selbst in Hogwarts herumgesprochen.

„Die Nachricht hatte natürlich eingeschlagen“, berichtet Draco Malfoy, der nun wieder in der Schule weilte. „Mir war klar, daß irgendetwas bevorstehen würde. Als heimlicher Anhänger der Gegner des Dunklen Lords erhoffte ich derartiges auch. Aber auch die anderen Schüler waren aus dem Häuschen. Ein Ravenclaw war allerdings in seinen Äußerungen sehr unvorsichtig und wurde von den Carrow-Geschwistern schwer bestraft.“

Snape hatte sich nach Dracos Bekundungen nichts anmerken lassen. Aber insgeheim setzte er nun entscheidende Dinge in Gang: Nachdem die Becherwaffe beseitigt und das Schwert im Besitz seines Werkzeugs Harry Potter war, mußte er schnell handeln, bevor Du-weißt-schon-wer Ersatz beschaffen konnte. Er mußte in kürzester Zeit die notwendigen Entscheidung herbeiführen. Er mußte den Orden des Phönix in Kampfbereitschaft versetzen.

Snape dürfte der einzige in Hogwarts gewesen sein, der nach der Nachricht von Harrys spektakulärer Flucht auf dem Drachen gewußt hatte, daß die finale Schlacht kurz bevorstand. Alle anderen hätten wohl kaum vermutet, daß nur etwas mehr als zwölf Stunden nach Harrys Drachenflucht die berühmte Schlacht von Hogwarts ausbrechen würde.


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