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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Gescheiterter Umsturz

von Krabbentaucher

Warum eigentlich Dolores Jane Umbridge?

Die Erste Untersekretärin des Zaubereiministers trat ihre Stelle als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste am ersten September 1995 an. Das war der Startschuß für einen ständigen Kleinkrieg zwischen ihr, den Lehrern von Hogwarts und Harry Potter.

„Mrs Umbridge berichtete von Anfang ständig dem Minister. Ich habe die Post gelesen, schließlich war ich ja sein Juniorassistent“, erzählt Percy Weasley. „Schon in ihrer ersten Stunde war Harry laut geworden und hat darauf bestanden, daß Diggory von Du-weißt-schon-wem getötet wurde und daß er selbst dessen Rückkehr gesehen habe. Sie hat ihm Strafarbeiten aufgegeben. Außerdem hat sie wohl versucht, die Lehrer dafür zu gewinnen, ihr zu berichten, wenn sich Harry ähnlich in deren Unterricht äußern sollte. Und sie hat die Lehrer gebeten, sie genau über Dumbledores Aktivitäten zu informieren. Allerdings hat sie sich auch darüber beklagt, daß die Lehrer in keiner Weise kooperiert haben.“

Diese Informationen aus dem Inneren des Ministeriums sagen zwar aus, warum überhaupt eine Ministeriumshexe als Lehrerin nach Hogwarts entsandt worden war, nämlich um Bericht zu erstatten und sowohl Dumbledore als auch Harry unter Kontrolle zu halten. Aber warum mußte es ausgerechnet Dolores Umbridge sein? Immerhin mußte sie sich kürzlich wegen ihrer Rolle während der Herrschaft von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, vor Gericht verantworten – vor allem im Hinblick auf ihr Verhalten gegenüber Muggelstämmigen.

„Das konnte ich damals nicht ahnen“, verteidigt Fudge seine damalige Personalentscheidung. „Umbridge war dem Ministerium immer treu ergeben. Das war es, was zählte. Und sie gewährleistete, daß die Vorgaben des Ministeriums voll umgesetzt wurden. Immerhin ahnte ich schon damals, daß Dumbledore die Übernahme des Ministeriums plante und vor einem gewaltsamen Umsturz nicht zurückschrecken würde. Umbridge würde einen rein theoretischen Unterricht praktizieren, so die Planung, so daß Dumbledores Bestrebungen, eine Schülerarmee aufzustellen, untergraben werden konnten.“

In der Tat ließen Dumbledores bisherige Personalentscheidungen darauf schließen, daß er die Schüler für eine ebensolche Aktion ertüchtigen wollte. Mit Lupin hatte er einen lupenreinen Werwolf engagiert, der viel Wert auf praktisches Zaubern legte, ebenso verhielt es sich mit Mad-Eye Moody. Daß der tatsächlich zur Arbeit erschienene Moody eigentlich Barty Crouch junior war, ändert daran nichts, denn dieser hatte Moodys Methode kopiert und war als Todesser natürlich in schwarzmagischen Kampftechniken bewandert. Daß mit Hagrid auch noch ein Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe ein ausgesprochener Monsterliebhaber die Schüler darin unterrichtete, gefährliche Biester einzusetzen, rundet das Bild ab.

„Hagrid war aber zu Beginn des Schuljahres nicht da und wurde von Professor Raue-Pritsche vertreten“, wirft Percy ein. Es ist zu vermuten, daß Dumbledore nicht nur auf zum Kampf ausgebildete Schüler bauen wollte, sondern auch Riesen einsetzen sollte. Hagrid dürfte zu diesem Zweck zu diesen entsandt worden sein. Wie sich sehr viel später herausstellen sollte, hatte er auch tatsächlich einen Riesen namens Grawp mitgebracht, seinen Halbbruder. Aber der hatte wohl nicht ausgereicht, jedenfalls kam er nicht mehr zum Einsatz.

Umbridges Probleme, die Lehrer zur Kooperation mit dem Zaubereiministerium zu veranlassen, führte zwei Wochen nach Beginn des Schuljahres zum Ausbildungserlaß Nummer 23, durch den sie zur Großinquisitorin in Hogwarts mit der Befugnis ernannt wurde, den Unterricht der anderen Lehrer zu inspizieren und diese so auf Linie zu bringen. Als ungeeignet eingestufte Lehrer würden auf ihre Veranlassung entfernt werden, sofern sie eine von ihr verhängte Bewährung nicht bestanden. „Die Eignung sollte ausdrücklich auch die Treue des jeweiligen Lehrers zum Ministerium berücksichtigen“, sagt Percy Weasley.

Dumbledore wiederum schien zu bemerken, daß er mit seinen Absichten, das Ministerium im Handstreich zu nehmen, nicht weiterkam, solange im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste keine praktische Zauberei gelehrt und geübt wurde. Also mußte er auf andere Weise auf Abhilfe sinnen. Hier fiel ihm – wie sollte es auch anders sein? – Harry Potter ein, der sich wiederholt nicht nur als fähiger Kämpfer, sondern auch als williges Werkzeug erwiesen hatte. Doch diese ganze Wahrheit kam erst später ans Licht. Zunächst zeigten sich nur erste Schritte zur Umsetzung von Dumbledores Plan.

Ausgerechnet Arthur Weasley lieferte dem Zaubereiministerium den Spitzel frei Haus, der von den ersten Anzeichen von Dumbledores Vorbereitungen für den Generalangriff auf das Ministerium berichten sollte: Willy Widdershins. Er wurde von Mr Weasley auf frischer Tat ertappt, als er wieder einmal eine Toilette der Muggel so verhexen wollte, daß sie ihren Inhalt ausspuckten, wenn man die Spülung betätigte.

Percy Weasley weiß mehr: „Widdershins wurde nicht vor Gericht gestellt, aber nun hatte ihn das Ministerium in der Hand. Umbridge hat ihn sozusagen inoffiziell mitarbeiten lassen. Er sollte sich in Hogsmeade umsehen und umhören, natürlich vor allem in den fragwürdigeren Ecken. Und dann sollte er umgehend Umbridge Bericht erstatten.“

Und gleich am ersten Wochenende im Oktober 1995 konnte er etwas berichten – aus dem Eberkopf. Dieses Wochenende war auch das erste Wochenende, an dem die Hogwarts-Schüler ab der dritten Klasse nach Hogsmeade gehen durften. Gleich mehrere trafen sich in der verrufenen Kneipe, in ihrer Mitte Harry Potter.

„Nach dem, was Widdershins berichtete, schien es sich geradezu um eine regelrechte Zusammenrottung von Schülern gehandelt zu haben“, fährt Percy Weasley fort. „Ich habe die Namen nicht mehr alle präsent, aber neben Harry gehörten auch meine Brüder Fred, George und Ron und meine Schwester Ginny dazu. Und Hermione Granger.“ Es fing wohl ganz harmlos an. „Man beschwerte sich über Umbridges Unterricht und wollte praktisch zaubern.“ Doch bald wurde die Sache kritisch, wie sich Percy Weasley erinnert: „Harry hatte wohl ausdrücklich davon gesprochen, Flüche zu üben.“

Die wahre Tragweite des Treffens erschloß sich damals weder Dolores Umbridge noch dem übrigen Ministerium. Fudge erinnert sich: „Potter war damals zu Beginn des Schuljahres geradezu der Anführer derjenigen, die die Autorität von Professor Umbridge ständig untergruben. Er hatte ihr ja schon in der ersten Stunde lautstark widersprochen und gesagt, daß Du-weißt-schon-wer zurück sei. Und als er sich dann mit diesen Schülern – es waren wohl deutlich mehr als zwanzig – im Eberkopf zusammengerottet und angekündigt hatte, Flüche zu üben, war Dolores der Ansicht, daß die Aufsässigkeit gegen ihre verantwortungsvolle Tätigkeit nun einen neuen Höhepunkt erreichen würde. Wir haben damals ja nicht geahnt, was wirklich dahinter steckte. Das stellte sich erst kurz vor Ostern heraus.“

Bis dahin ging man davon aus, daß es sich hier nur um einen vielleicht nicht direkt harmlosen, aber jedenfalls nicht wirklich gefährlichen Zusammenschluß aufsässiger und unfolgsamer Schüler handelte. Umbridge handelte sofort, um der Situation Herr zu werden: Durch den am Montag in Kraft getretenen Ausbildungserlaß Nummer 24 wurden alle Zusammenschlüsse aufgelöst und mußten zur Neugründung von Umbridge genehmigt werden. Zuwiderhandeln wurde mit Schulverweis bedroht. Doch Harry fühlte sich darüber erhaben – nicht ohne Grund, wie sich Monate später herausstellen sollte.

Einstweilen hielt man generell Umtriebe in der Schule für gefährlich – sehr gefährlich sogar. „Das Ministerium sah sich veranlaßt, die Kommunikationswege von und nach Hogwarts zu überwachen, also sowohl den Postverkehr mit Eulen als auch sämtliche an das Flohnetzwerk angeschlossene Kamine mit Ausnahme des Kamins im Büro von Umbridge“, sagt Percy Weasley. Offenbar mit Erfolg, denn das Ministerium konnte eine Nachricht abfangen, aus der sich ergab, daß ein Schüler illegale Kontakte nach außen unterhielt.

Und tatsächlich: „Dolores wurde von der Flohnetzwerkaufsicht alarmiert, daß an jenem Montag jemand von außen Kontakt über den Kamin im Gemeinschaftsraum der Gryffindors aufnahm“, berichtet Fudge. „Sie hat sich eingeschaltet und wollte diese Person ergreifen, aber die hatte wohl etwas gemerkt und war verschwunden.“

Um wen handelte es sich, der spät in der Nacht mit einem Gryffindor kommunizierte? „Die Schrift auf der Nachricht, die der Kaminnutzung vorausgegangen war, konnte identifiziert werden“, eröffnet Fudge. „Es handelte sich um die Schrift von Sirius Black, damals noch international gesucht als Todesser und Massenmörder.“ Harry konnte zwar nichts nachgewiesen werden, aber es war schon bemerkenswert: Ein Schüler von Hogwarts unterhielt nach wie vor Kontakt mit dem berüchtigtsten Ausbrecher von Askaban. „Aus unserer Sicht unterstrich das nur Potters Gefährlichkeit“, sagt Fudge.

Black war – wie bereits gesagt – in Wahrheit unschuldig, so unschuldig jedenfalls, wie man es als Sproß einer Schwarzmagierfamilie und mutmaßlicher Erbschaftsbeschleuniger eines guten Freundes eben sein kann. Aber bedeutungsvoll war der Vorfall im Kamin dennoch: Der Zeitpunkt kurz nach Inkrafttreten von Ausbildungserlaß Nummer 24 führt zu dem Schluß, daß Black Kontakt mit Harry aufgenommen hatte, um ihn anzuhalten, die Arbeit mit der am Wochenende zuvor gegründeten Kampfgruppe ungeachtet des Verbots fortzusetzen. Wir werden sehen, auf wessen Weisung dies geschah.

Bis in den November hinein blieb alles unauffällig, dann kam es zu einem Skandal. An jenem Samstag fand das erste Quidditch-Spiel der Saison statt, traditionell das Spiel Gryffindor gegen Slytherin. „Ron Weasley war Hüter“, berichtet Draco Malfoy, der als Sucher für Slytherin gespielt hatte. „Keine Ahnung, wie der es in die Mannschaft geschafft hat. Vielleicht hat ihn Potter reingehievt oder durchgesetzt oder was auch immer. Jedenfalls war er einfach unterirdisch.“ Der angeblich beste Freund von Harry hatte mehrere leicht zu haltende Quaffelwürfe durchgehen lassen. Gewonnen hatte Gryffindor nur, weil Harry als bester Sucher der Schule die Situation gerade noch gerettet hatte. Doch das war nicht der Skandal. Der fand erst nach dem Spiel statt.

„Ich hatte es Potter vorgehalten – also daß er Weasley den Hals gerettet hat und Weasley als Hüter nichts taugt“, sagt Draco Malfoy und schaudert noch heute bei der Erinnerung daran. „Da haben sich auf einmal Potter und einer der Weasley-Zwillinge auf mich gestürzt und wie besessen auf mich eingeschlagen. Ich mußte eine ganze Woche lang im Krankenflügel zubringen.“ In diesem plötzlichen Ausbruch zeigte sich die dunkle Seite des Harry Potter. Er war bereit, auch bei nichtigen Anlässen Gewalt auszuüben. Zweifellos war das eine Auswirkung seines fragwürdigen Umgangs mit einem Halbriesen wie Hagrid.

Die Quittung kam prompt: Dolores Umbridge beschlagnahmte Harrys Besen und verbot ihm auf Lebenszeit, Quidditch zu spielen. Dieselbe Maßnahme traf auch die beiden Weasley-Zwillinge. Das war ein schwerer Schlag für das Gryffindor-Team – so glaubte man allenthalben. Was damals noch unbekannt war, war die Tatsache, daß sämtliche Mitglieder des Quidditch-Teams von Gryffindor zugleich Mitglieder der im Eberkopf gegründeten Untergrundorganisation waren. Andersherum bedeutet das, daß die Quidditch-Mannschaft in Wahrheit nur ein nach außen erkennbarer Ableger dieser Organisation war. Dieser Ableger war nun drei seiner Mitglieder – darunter des prononciertesten Mitglieds, nämlich Harry Potter – beraubt. Das war ein schwerer Schlag für denjenigen, der hinter dieser Untergrundorganisation steckte.

Die klaffende Lücke konnte nur zum Teil geschlossen werden: Ginny Weasley, die sich schon seit ihrem ersten Jahr an Harry herangemacht hatte – wir erinnern uns an den Valentinsgruß von 1993 –, nahm nun seine Stelle als Sucher ein. Auch sie war Mitglied der fragwürdigen Organisation, wenn auch nicht aus Interesse an Zauberei, sondern um ihre amourösen Fäden stiller und weitaus effektiver um Harry zu spinnen als seinerzeit mit dem Frontalangriff zum Valentinstag.

Und noch etwas ereignete sich an jenem Tag: Hagrid kehrte von seiner Geheimmission zurück, die Riesen für einen Generalangriff auf das Ministerium zu gewinnen. Erfolg hatte er nicht, wie Fudge sagt: „Dolores hat mir berichtet, daß er ziemlich marmoriert aussah. Offenbar haben ihm die Riesen die Hucke vollgehauen, statt den schwachsinnigen und kriminellen Vorschlägen Dumbledores zu folgen.“ Und so blieb Hagrid nichts anderes übrig, als an die Schule zurückzukehren und das aufzunehmen, was er wohl „Unterricht“ nannte. Hier mußte er sich sogleich einer Unterrichtsinspektion von Umbridge aussetzen. Es versteht sich von selbst, daß sich der Schulverwiesene gründlich blamiert hat, wie Fudge unterstreicht: „Er wurde auf Bewährung gesetzt.“

Es dauerte nicht lang, und wieder passierte etwas. Mitten in der Nacht, zwei Tage vor den Weihnachtsferien, verschwanden plötzlich Harry und sämtliche Weasleys, die sich noch in Hogwarts aufhielten, aus der Schule. Das war alles auf Veranlassung Dumbledores geschehen. „Umbridge hat sofort interveniert“, sagt Fudge. „Dumbledore hat den Vorgang damit begründet, daß der Vater der Weasley-Kinder, Arthur Weasley, schwer verwundet und ins St Mungo eingeliefert worden war. Deshalb wurden sie sofort nach Hause geschickt.“ Es stimmt übrigens, daß Arthur Weasley von einem Tier angegriffen worden war – allerdings hüllt sich das Ministerium in Schweigen, wo Mr Weasley aufgefunden worden war. „Wir hatten keinen Anlaß, weiter zu ermitteln“, nimmt Fudge äußerst knapp Stellung.

Dem Minister mag der Umstand nicht aufgefallen sein, einer Spitzenreporterin stößt er dagegen sofort auf. Wieso wird auch Harry Potter nach Hause geschickt? Er gehört gar nicht zur Familie Weasley. Vielleicht wollte der alternde Ordensgründer Harry einfach nur aus der Schußlinie haben, weil etwas im Ministerium passiert war. Doch das erklärt nichts, denn Harry hätte so oder so nicht damit in Verbindung gebracht werden können. Auch die Familie Malfoy kann nichts zur Aufklärung beitragen, wie Lucius und Draco Malfoy übereinstimmend erklären. Allerdings wurde Mr Weasley von unten in das Atrium hochgetragen – und unter dem Atrium befindet sich die Mysteriumsabteilung.

Wie wir schon wissen, existierte eine dem Dunklen Lord und seinen Todesser nur auszugsweise bekannte Prophezeihung, und für deren Aufbewahrung war die Mysteriumsabteilung zuständig. Sollte Arthur Weasley auf Dumbledores Weisung auf Diebestour gewesen sein? Wohl nicht, denn die Prophezeihung wurde gegenüber Dumbledore ausgesprochen, also war ihm der Inhalt bekannt. Er hatte keinen Anlaß, sie an sich zu bringen.

Allerdings betraf die Prophezeihung Harry Potter. „Ich hatte damals bei unserem Aufeinandertreffen in der Halle der Prophezeihungen den klaren Eindruck gewonnen, daß Potter in keiner Weise über die Prophezeihung informiert war, die ihn direkt betraf“, greift Lucius Malfoy den Ereignissen vor. Das ist der entscheidende Hinweis: Dumbledore herrschte schon immer damit, daß er sich einen Wissensvorsprung erschlich und ihn auch hielt. Ein unwissender Harry war viel leichter zu steuern und zu formen. Also mußte er nach dem Angriff auf Mr Weasley vor allem dafür sorgen, daß Harry die Prophezeihung nicht in die Hände bekam, schließlich sollte er ja Dumbledores Werkzeug bleiben. Der erste Schritt dazu war, Harry von anderen Schülern und Lehrern, die vielleicht einmal etwas aufgeschnappt hatten, zu isolieren. Auf diese Weise kam der Junge in den Genuß von Ferien mit einem drei Tage früheren Beginn.

Im Januar 1996 erschütterte ein Massenausbruch aus Askaban die magische Welt. Darunter waren wie schlimmsten Todesser wie Bellatrix Lestrange und ihr Mann sowie ihr Schwager, aber auch Dolohov und weitere düstere Gestalten. Darunter, und das war für die weitere Geschichte wichtig, auch Augustus Rockwood, der in der Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums gearbeitet und Du-weißt-schon-wem wichtige Informationen geliefert hatte. Das Ministerium ging zwar davon aus, daß die Gefangenen Hilfe von außen erhalten hatten, hielt aber irrtümlich Sirius Black für den Helfer und nachmaligen Anführer der ausgebrochenen Gruppe. Fudge verteidigt seine Falscheinschätzung: „Es deutete alles darauf hin! Black war als einzigem die Flucht gelungen, also mußen wir davon ausgehen, daß er der einzige war, der wußte, wie so etwas ging.“

Der Massenausbruch hatte Harry Potter nun endlich bewogen, auszupacken. An Dumbledore vorbei, der jede Art von Information gerne als sein Privatgeheimnis behandelt hatte, entschloß sich Harry, der magischen Gemeinschaft die Einzelheiten der Rückkehr von Du-weißt-schon-wem zu enthüllen. Er wußte, daß er vor allem vom Tagespropheten völlig isoliert war. Dennoch brauchte er Zugang zur Presse, da die Aufklärung der magischen Welt anders nicht zu bewerkstelligen war. Also wandte sich Harry an die einzige Journalistin, die seriös und glaubwürdig war, und die sich überdies als einzige nicht an der Kampagne gegen ihn beteiligt hatte: An mich.

Das Treffen fand unter konspirativen Umständen am 14. Februar 1996 – dem Valentinstag – in den Drei Besen statt, also an jenem Wochenende, an dem die Schüler nach Hogsmeade gehen durften. Nur so konnte sich Harry der Kontrolle des Ministeriums vorübergehend entziehen und mich treffen. Man kann sich vorstellen, wie froh Harry war, mich zu treffen und endlich mit einer Person zu sprechen, der er wirklich vertraute und die – anders als Ron Weasley und Hermione Granger – keinerlei persönliche Interessen mit dem Kontakt zu ihm verfolgte. Das Ergebnis ist bekannt und wurde von mir schon im vorletzten Kapitel ausgebreitet.

Über ein Detail habe ich damals allerdings nicht berichtet, da es unter den gegebenen Umständen nicht wichtig war und außerdem eher in die Klatschpresse gehört hätte, aber in eine Biographie gehört es hinein: Harry hatte den Vormittag bis zu unserem Treffen mit einem Mädchen verbracht, mit seiner neuen Freundin. Es handelte sich dabei um eine Cho Chang, eine außergewöhnlich hübsche Ravenclaw-Schülerin aus dem Jahrgang über Harry. „Wir waren echt überrascht, daß Potter einen so guten Geschmack hat“, kommentiert Pansy Parkinson die Beziehung, offenbart aber auch ein pikantes Detail: „Chang war die Freundin von Cedric Diggory.“

Das ist sehr interessant. Einerseits hatte also Harry sich von den Mädchen seines eigenen Hauses emanzipiert und war endlich von Hermione Granger und Parvati Patil losgekommen, indem er sich einer Schülerin eines anderen Hauses zugewandt hatte. Endlich konnte er glauben, sein Liebesglück gefunden zu haben. Und endlich schien es so, als habe er selbst ein Herz erobert. Andererseits haben wir ein Mädchen, das offenbar nichts dabei fand, sich dem Konkurrenten ihres unter grauenhaften Umständen um Leben gekommenen Liebhabers an den Hals zu werfen. Natürlich war Harry attraktiv für Cho Chang: Er war einer der beiden Trimagischen Sieger, hatte aber Diggory voraus, daß er außerdem weltberühmt war und ist. Der eine Champion war weg, also mußte der andere ran. Wieder einmal hat ein Mädchen mit den Gefühlen des armen Waisenjungen gespielt, der Schreckliches durchlitten hatte. Ginny Weasley wird gekocht haben, als sie sehen mußte, wie der Goldfisch, nach dem sie ihre Angel ausgeworfen hatte, im Netz einer anderen zappelte.

Ich meinerseits ging mit dem sensationellsten Interview nach Hause, das in den letzten Jahren geführt worden war. Das Problem war die Veröffentlichung. Weder der Tagesprophet mit seinen Ablegern Abendprophet und Sonntagsprophet noch die Hexenwoche kamen in Betracht, da das Zaubereiministerium Druck auf sie ausübte. Zeitschriften wie Verwandlung heute waren zu fachorientiert, um von der breiten Leserschaft wahrgenommen zu werden. So blieb mir nur noch der Klitterer, der sich dadurch auszeichnet, daß dort haarsträubende Artikel über Schrumpfhörnige Schnarchkackler und Nasblutverschwörungen im Ministerium erscheinen. Entsprechend schwierig war es, den überraschten Herausgeber, Xenophilius Lovegood, dazu zu bewegen, das Interview zu veröffentlichen.

Meine Befürchtung, daß Harrys Anliegen in der Nachbarschaft weit hergeholter und spinnerter Artikel nicht ernstgenommen werden würde, erwies sich Anfang März beim Erscheinen des Interviews als unbegründet. Sofort wurde der Klitterer in Hogwarts verboten, was zeigte, daß das Ministerium das Interview nicht einfach als Spinnerei abtat.

Allerdings ergriff Fudge noch immer keine Maßnahmen gegen die nunmehr enttarnten Todesser. Das Leben ging also in gewohnten Bahnen weiter. Ganz gewohnt waren die Bahnen allerdings nicht, denn Harry hatte Quidditch-Verbot und mußte im März zusehen, wie Gryffindor von Ravenclaw besiegt wurde.

Dolores Umbridge war allerdings nicht untätig und hatte eine eigene Truppe – das sogenannte Inquisitionskommando – aufgestellt, deren Mitglieder unter anderem auch Draco Malfoy und Pansy Parkinson waren. „Wir konnten uns schlecht entziehen, als uns Professor Umbridge gefragt hat“, verteidigt sich der junge Malfoy. Außerdem weist er darauf hin, daß das Wirken des Kommandos letztlich nicht ganz nutzlos war, wie sich bald zeigen sollte.

In der Woche vor Ostern platzte nämlich die Bombe, die zeigte, welche Tragweite das Treffen diverser Schüler – darunter Harry Potter nebst Entourage – im Eberkopf tatsächlich hatte. Eine Teilnehmerin von damals, Marietta Edgecomb, vertraute sich Umbridge an und verriet ihr, daß soeben eine Art Kampfgruppe ein Treffen in einem der merkwürdigsten Räume von Hogwarts, von dem kaum jemand etwas gehört hatte, dem Raum der Wünsche nämlich, stattfand. Das Inquisitionskommando rückte an, aber... „Die sind gewarnt worden und waren fast alle schon weg. Ich habe nur Potter noch gefangennehmen können“, berichtet Draco.

Das anschließende Verhör im Büro des Schulleiters in Gegenwart von Fudge, des Schulleiters, Umbridge und auch Marietta Edgecomb sowie des heutigen Zaubereiministers Kingsley Shacklebolt und eines weiteren Aurors verlief zunächst ergebnislos. „Dumbledore war drauf und dran, sämtliche Vorwürfe zu zerreden“, beschreibt Percy Weasley die Situation. Doch in diesem Fall hatte der Strippenzieher die Rechnung ohne das Inquisitionskommando gemacht: Pansy Parkinson hatte ein entscheidendes Dokument aus dem Raum der Wünsche sichergestellt. „Es handelte sich um eine Namensliste, die auch Potters Name enthielt und die mit 'Dumbledores Armee' überschrieben war“, sagt sie. Damit war Dumbledore eingekreist und mußte zugeben, eine Gruppe gegründet zu haben, weil er das Ministerium angreifen wollte. Ihm blieb nur noch die Flucht.

Hier offenbarte sich Dumbledores finstere Doppelstrategie: Während der Orden des Phönix dafür zuständig war, Den, dessen Name nicht genannt werden darf, zu bekämpfen, sollten Schüler in der Gruppe „Dumbledores Armee“ dazu mißbraucht werden, den schon lange erstrebten Umsturz im Ministerium herbeizuführen und Dumbledore an die Macht zu verhelfen. Der wunderliche Alte hatte dabei daran gedacht, Harry einzubinden und vor seinen Karren zu spannen, denn selbstverständlich sollte der Junge als Sympathieträger für zukünftige Maßnahmen an Dumbledore gebunden, andererseits aber die angeblich Nähe der beiden zueinander dokumentiert werden. Diese Doppelstrategie war nun an der Aufmerksamkeit von Pansy Parkinson gescheitert.

Für Dumbledores Armee war das ein herber Schlag, denn mit der Flucht ihres Doyen war sie gewissermaßen kopflos geworden. Sie zerstreute sich: Marietta Edgecomb als Verräterin mußte unter einem Furunkelfluch leiden, der den Schriftzug „Petze“ auf ihr Gesicht schrieb, Cho Chang trennte sich von Harry und die Zwillinge Fred und George Weasley verließen nach einigen Zerstörungen in Hogwarts die Schule, um ihren berühmten Laden in der Winkelgasse zu eröffnen – der private Profit ging eben vor.

Doch ganz kopflos war Dumbledore Armee – kurz DA – nicht. Wie in den letzten Jahren war es Harry, der die Initiative ergriff und aus einer finsteren und fragwürdigen Putschtruppe eine Rettungstruppe formte, die – Ironie der Ereignisse – nicht der Usurpation, sondern dem Schutz des Ministeriums diente.

Das entscheidende Ereignis fand Mitte Juni 1996 statt – unmittelbar gegen Ende der Prüfungen in Hogwarts für die ZAGs und UTZe.

Lucius Malfoy weiß mehr: „Der Dunkle Lord wollte unbedingt einer Prophezeihung habhaft werden, die ihm nur in Auszügen bekannt war und die ihn und Potter betraf. Diese Prophezeihung konnten daher nur er oder Potter an sich nehmen; jeder andere wäre bei dem Versuch dem Wahnsinn verfallen. Der Dunkle Lord selbst wollte nicht im Ministerium erscheinen, um seine Rückkehr nicht für jedermann zu offenbaren. Also wollte er sich Potters bedienen.“ Gemeint ist natürlich die Prophezeihung, die bereits in Kapitel drei erwähnt wird und die zum Gegenstand hatte, daß Harry derjenige sei, der allein Den, dessen Name nicht genannt werden darf, besiegen könnte.

„An sich war der Dunkle Lord davon ausgegangen, daß Potter von der eigenen ausgeprägten Neugier getrieben die Prophezeihung an sich bringen würde, aber er hatte nicht mit einem äußerst erstaunlichen Umstand gerechnet: Potter war völlig unbekannt, daß es eine solche Prophezeihung gab! Dumbledore hat sie ihm einfach verschwiegen“, berichtet Lucius Malfoy. Das muß man sich mal vorstellen: Dumbledore wußte von der Prophezeihung, aber er hatte Harry nie etwas davon gesagt! Hier offenbart sich wieder das geheimnistuerische und manipulative Wesen des zotteligen Strippenziehers: Er wollte Harrys Bestimmung offenbar noch geheim halten, bis er Harry wirklich gegen Du-weißt-schon-wen einsetzen würde, also entweder wenn Dumbledore sich das Zaubereiministerium untertan gemacht haben würde oder wenn abzusehen war, daß der Sieg über den Dunklen Lord Harry einen so großen Popularitätsschub geben würde, daß dieser Zaubereiminister und damit Dumbledores effektivste Marionette werden könnte.

Doch die Ereignisse machten Dumbledore einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur war er als Schulleiter abgesetzt und auf der Flucht, als seine Umsturzvorbereitungen in Form der Heranbildung von Dumbledores Armee aufgeflogen waren; indem Harry in die Mysteriumsabteilung gelockt worden war, ließ sich auch die Prophezeihung nicht mehr verheimlichen.

Doch wie Harry in die Mysteriumsabteilung bringen? „Dem Dunklen Lord war bekannt, daß Potter äußerst gute Beziehungen zum gesuchten Sirius Black hatte. Außerdem gab es eine mysteriöse Gedankenverbindung zwischen dem Dunklen Lord und Potter, und die hat er genutzt. Er hat Potter das Bild eingepflanzt, daß Black in der Halle der Prophezeihungen in der Mysteriumsabteilung gefoltert werde“, berichtet Mr Malfoy, der von Du-weißt-schon-wem zum Kommando beordert wurde, Harry im Ministerium zu überraschen und ihm die Prophezeihung abzujagen. Er rechtfertigt sich: „Einerseits hatte ich keine Wahl. Immerhin stand das Leben meiner Familie auf dem Spiel. Andererseits waren meine Schwägerin Bellatrix Lestrange und der ganze Trupp aus Askaban mit von der Partie, und Sie wissen ja, was die für einen Ruf hatten. Ich wollte lediglich schlimmeres verhindern.“

Beinahe wäre die Aktion an Mr Malfoys Sohn Draco gescheitert, wie letzterer berichtet: „Potter hatte über den Kamin in Umbridges Büro Kontakt nach außen – angeblich zu Dumbledore – aufgenommen. Wir vom Inquisitionskommando haben ihn und seine Helfer überrascht und gefangengesetzt.“ Wie zu hören war, entkamen Harry und seine Helfer nur mit einer List: Unter dem Vorwand, für Dumbledore eine Waffe gebaut zu haben, lockten Harry und Hermione Granger Umbridge in den Verbotenen Wald, wo sie den Zentauren in die Hände fiel. Im Büro überrumpelten derweil Harrys Helfer das Inquisitionskommando und folgen Harry in den Wald.

Wie sie von dort ins Ministerium gekommen sind, ist bis heute ein Rätsel, aber sie schafften es bis in die Halle der Prophezeihungen, wo Harry auch tatsächlich die Prophezeihung aus dem Regal nahm. Lucius Malfyo sagt: „Damit alles glimpflich abläuft, habe ich das Wort geführt und die Herausgabe der Prophezeihung verlangt. Wider Erwarten kam es zum Kampf, in dem die Prophezeihung zerstört wurde.“ Wie zu erfahren war, war Harry mit insgesamt fünf Mitgliedern von Dumbledores Armee einschließlich Ron und Hermione erschienen und hatte gegen zwölf Todesser gekämpft. „Sie haben sich gut behauptet“, gibt Lucius Malfoy zu. „Aber als das Spiel aus war, erschienen Kämpfer des Ordens des Phönix.“ Darunter war auch Sirius Black, der im Kampf fiel.

Lucius Malfoy geriet mit nahezu allen anderen Todessern in Gefangenschaft. Nur Bellatrix Lestrange schaffte es ins Atrium, wo zuerst Harry, dann Du-weißt-schon-wer und schließlich Dumbledore auftauchten. Noch bevor Du-weißt-schon-wer mit Bellatrix Lestrange verschwand, erschienen außerdem viele Auroren und der Zaubereiminister Cornelius Fudge – die Rückkehr des Dunklen Lord war nicht mehr zu leugnen und mußte öffentlich eingeräumt werden. Harry war der Held der Stunde. Dumbledore wurde ungeachtet seiner Putschpläne wieder als Schulleiter eingesetzt.

Der alte Fuchs nutzte die Gunst der Stunde. Letztlich hatte ihm Harry – wie so häufig – den Hals gerettet. Denn unzweifelhaft hatte Dumbledores Armee das Ministerium entscheidend gegen die Todesser verteidigt. Von Dumbledore war das nicht so geplant, aber er erkannte seine Chance: Einerseits schickte er Entsatz durch den Phönixorden, so daß Harrys Eingreifen den Anstrich einer Ordensaktion bekam, andererseits konnte er darauf verweisen, daß doch seine Armee die wesentlichen Heldentaten begangen hatte, ein Umsturz in Wahrheit also gar nicht geplant war.

Das zog zwar, aber damit waren Dumbledore die Hände gebunden, denn er konnte mit seiner Schülerarmee nicht mehr glaubwürdig den Ministerposten an sich reißen. Harry hatte also die Zauberergemeinschaft letztlich vor Dumbledore gerettet. Dumbledore mußte umdisponieren, und zwar stärker, als er selbst zunächst voraussehen konnte.


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