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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Beschuldigungen

von Krabbentaucher

Schuld ist immer der andere. Es ist nun einmal eine Tatsache, daß viele Menschen, gerade solche in herausragenden und einflußreichen Positionen, die Ursache für ihr Versagen nicht bei sich, sondern bei anderen suchen. So erging es mir mit Cornelius Fudge, dem geschaßten Zaubereiminister, als er mir nach seiner Entlassung vorhielt: „Sie waren es doch, die den Artikel über Potter verfaßt hat, der im Tagespropheten am Morgen der dritten Aufgabe erschienen ist!“

Es ging um nichts weniger als um die schlimmste Fehleinschätzung, der je ein britischer Zaubereiminister unterlegen ist – der Einschätzung, daß Der, dessen Name nicht genannt werden darf, keineswegs zurückgekehrt und Cedrics Tod nur ein tragischer Unfall sei. Ich selbst habe der unglaublichen Szene beigewohnt, als ich als Korrespondentin des Tagespropheten nicht nur die dritte Aufgabe verfolgt, sondern den Sieger des Trimagischen Turniers, Harry Potter, in der Nacht in den Krankenflügel begleitet hatte. Hier kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Dumbledore und Fudge, die noch die nächsten ziemlich genau zwölf Monate prägen würde.

Während Harry schwer verletzt an Körper und Seele auf seinem Krankenlager lag, umringt von denen, die sich Vorteile von ihm erhofften und die deshalb entschlossen waren, jeden anderen von ihm fernzuhalten, die Rede ist hier natürlich von Ron und Hermione, aber auch von weiteren Mitgliedern der Familie Weasley, platzten streitend die Professoren McGonagall und Snape sowie der Zaubereiminister Fudge und Dumbledore herein.

Wie herauszuhören war, hatte der Dementor, der Fudge begleitet hatte, sich auf den gefangenen Barty Crouch junior gestürzt und ihm den „Kuß der Dementoren“ gegeben, ihm also die Seele durch den Mund ausgesaugt. Dumbledore beklagte, daß Crouch nun nicht mehr verhört werden könne.

Fudge wiederum schenkte weder den Beteuerungen Dumbledores, Snapes und McGonagalls, Crouch habe ein Geständnis abgelegt, wonach er die Rückkehr des Dunklen Lords betrieben habe, noch Harrys Aussage, er habe dessen Rückkehr selbst gesehen, Glauben. Stattdessen berief er sich darauf, daß Harry als Parselmund nicht glaubwürdig sei und außerdem wegen seiner Fluchnarbe an gelegentlichen Anfällen, womöglich verbunden mit Halluzinationen, leide. Dabei bezog er sich ausdrücklich auf meinen Artikel im Tagespropheten vom 24. Juni 1995.

„Sie haben doch erst die Geschichte gebracht, die mich zu meiner Fehleinschätzung verleitet hat“, hält mir Fudge noch heute vor. Nun, hätte er meinen Artikel sorgfältig gelesen, wäre ihm aufgefallen, daß ich lediglich einen Zauberer der Liga gegen die dunklen Künste und einen Heiler vom St Mungo Hospital wiedergegeben habe, nach deren Einschätzung Parselmünder grundsätzlich nicht vertrauenswürdig seien und es auch nicht auszuschließen sei, daß Harry seinerzeit einen Kopfschaden davongetragen hatte, als Du-weißt-schon-wer erfolglos versucht hatte, ihn zu töten. Das entsprach meiner Chronistenpflicht. Wenn sich die Befragten geirrt haben sollten, mag sich Fudge bei ihnen beschweren.

Die Auseinandersetzung endete jedenfalls mit einem Bruch zwischen Dumbledore und Fudge. Dumbledore begann sofort und noch im Krankenflügel, den Kampf gegen Den, dessen Name nicht genannt werden darf, zu organisieren, nachdem klar war, daß das Ministerium ausfiel. Er schickte McGonagall und Snape mit Aufträgen fort. Und plötzlich erschien jemand, der dem damals noch gesuchten Sirius Black auffallend ähnelte – er war es auch, wie ich heute überzeugt bin.

Die Einberufung und damit die Neugründung des Ordens des Phönix noch an Harrys Krankenbett läßt aufhorchen. Schließlich hatte Dumbledore den Orden seinerzeit gegründet, um nicht nur die Macht des Unnennbaren zu brechen, sondern um danach das Zaubereiministerium zu übernehmen. Fudge war jedenfalls überzeugt, daß ihm Dumbledore nun nach dem Amt trachtete. „Ein Ereignis viele Monate später bewies auch,daß er darauf hinarbeitete und sich nicht einmal zu schade war, seine Schüler, darunter natürlich Harry Potter, dafür einzuspannen“, sagt Fudge – nicht zu Unrecht, wie dem nächsten Kapitel noch zu entnehmen sein wird.

Ob Dumbledore im Sommer 1995 schon so weit dachte, ist fraglich. Zwar ist es richtig, daß er nicht gerade diplomatisch mit Fudge umgesprungen war und damit die Chance vertan hatte, den Minister zum aktiven Widerstand gegen Du-weißt-schon-wen zu bewegen, aber die Situation kam einfach zu überraschend und unpassend.

Man muß es sich vorstellen: Dumbledore wohnt der dritten Aufgabe bei, angetan mit einer seiner aufwendigen Roben, sonnt sich in seiner Bedeutung, dann taucht plötzlich Harry mit dem Pokal und Cedrics Leiche auf und überbringt die Nachricht, daß Du-weißt-schon-wer zurückgekehrt sei. Dumbledores Marionette Harry Potter steckte noch mitten in ihrer magischen Ausbildung und konnte auf Jahre hinaus nicht gegen den Dunklen Lord in Stellung gebracht werden. So blieb Dumbledore nichts anderes übrig, als zu improvisieren. Eindämmung der Gefahr war das Gebot der Stunde. Frühestens drei Jahre später würde Harry einsatzreif sein, so Dumbledores Planung.

Für mich bedeutete jener Tag eine Zäsur: Sehr schnell wurde klar, daß Fudge als erstes Druck auf den Tagespropheten ausgeübt hatte, denn dieser wollte die Geschichte von der Rückkehr von Du-weißt-schon-wem nicht drucken. Stattdessen erschien nur eine dürre Meldung, wonach Harry das Trimagische Turnier gewonnen hatte. Im Hintergrund lief sich in der Zeitung aber schon eine Pressekampagne gegen Harry warm, die dessen Ansehen und Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit durch viele kleine Sticheleien schädigen sollte.

Ich war von der Einschränkung der Pressefreiheit und auch von der Kampagne gegen Harry so abgestoßen, daß ich mich entschloß, mich für ein Jahr aus dem Journalismus zurückzuziehen. Ich konnte damals noch nicht ahnen, daß schon acht Monate später meine Rückkehr auf die journalistische Bühne stattfand – auf ausdrückliche Bitte von Harry Potter.

Doch nicht nur im Krankenflügel von Hogwarts gab es dicke Luft. Auch auf dem Friedhof stand es nicht zum besten um die Stimmung. „Der Dunkle Lord war extrem ungnädig, weil Potter entkommen war“, berichtet Lucius Malfoy. „Er hat uns Vorhaltungen gemacht, daß wir nicht genug getan hätten, um Potter aufzuhalten. Glücklicherweise hat er nicht mitbekommen, daß ich gar nichts unternommen habe, sonst hätte ich jene Nacht auf dem Friedhof nicht überlebt. Das wäre sonst mein Preis gewesen dafür, daß ich Potter nicht an der Flucht gehindert habe. Der Dunkle Lord hat ziemlich viele seiner Todesser gefoltert.“

Der Zorn von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, ist sicher zum Teil daraus zu erklären, daß er Harry nicht töten konnte und dazu im Duell eher den Kürzeren gezogen hatte, aber das ist nicht alles. „Wurmschwanz hatte kurze Zeit später offenbart, daß der Dunkle Lord seine Rückkehr zunächst geheimhalten wollte, weil seine Basis noch schwach war.“ Dieser Plan war durch Harrys Rückkehr nach Hogwarts gefährdet. Ironischerweise erhielt Du-weißt-schon-wer Schützenhilfe ausgerechnet durch den amtierenden Zaubereiminister.

„Der Dunkle Lord war letztlich mit der Entwicklung zufrieden“, berichtet Lucius Malfoy über die Versammlung, für die er gezwungen war, sein Anwesen zur Verfügung zu stellen. „Die Planung sah nun so aus, in Deckung zu bleiben und aus dem Verborgenen heraus zu operieren. Der Dunkle Lord legte sein Hauptaugenmerk darauf, die vollständige Prophezeihung aus der Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums zu beschaffen, die ihn und Potter betraf. Daneben sollten die in Askaban einsitzenden Todesser befreit werden. Außerdem waren weitere Todesser zu rekrutieren. Die Todesser – ich selbst war zu keinem Zeitpunkt in die entsprechenden Operationen eingebunden – haben sich in der Folgezeit immer wieder darüber beklagt, daß der Orden des Phönix im Ministerium Wache schob. Der Dunkle Lord war darüber immer wieder ungehalten, wäre es doch zur Wiederbelebung des Ordens nicht gekommen, wenn Potter nicht nach Hogwarts hätte zurückkehren können.“

Der Tagesprophet unterstützte die Todesser unwissentlich bei ihren Operationen, indem er mit seiner Kampagne Harry unmöglich machte und als unglaubwürdig hinstellte. Doch was war nun mit Harry? Der war – wie in jedem Sommer – zunächst wieder in der Muggelwelt verschwunden.

Am zweiten August 1995 meldete sich Harry Potter zurück: Seine Spur meldete, daß er um dreiundzwanzig Minuten nach neun Uhr abends außerhalb der Schule gezaubert und in Gegenwart eines Muggels den Patronuszauber ausgeübt hatte. Wie Mafalda Hopfkirch bestätigt, hatte der Vorfall in Little Whinging, dem Wohnort Harrys, stattgefunden.

„Ich hatte mal wieder Spätdienst“, berichtet Mafalda. „Ich hatte schon ziemlich genau drei Jahre zuvor Spätdienst gehabt, als Harry Potter um eine ähnliche Zeit ebenfalls außerhalb der Schule vor Muggeln gezaubert hatte. Damals habe ich ihm eine Verwarnung geschickt. Aber jetzt war ziemlich viel los.“ Wie Madam Hopfkirch mir weiter offenbart, war auch Cornelius Fudge noch im Ministerium. Er hatte schon unmittelbar nach dem Trimagischen Turnier angeordnet, daß sämtliche Aktivitäten von Harry Potter Chefsache seien.

Unter Umgehung sämtlicher Verfahrensregeln ordnete Fudge an, Harry der Schule zu verweisen und seinen Zauberstab zu zerbrechen. Außerdem war Harry zu einer disziplinarischen Anhörung vorzuladen. „Wir haben ja alle den Tagespropheten gelesen und geglaubt, Potter sei gefährlich oder jedenfalls so geltungssüchtig, daß er sich produzieren würde. Der Patronuszauber schien das zu bestätigen“, versucht der gescheiterte Ex-Minister seine hastige und unüberlegte Reaktion zu rechtfertigen. Doch Minuten nachdem das entsprechende Schreiben an Harry abgesandt worden war, erschien Dumbledore im Zaubereiministerium und antichambrierte. „Er hat mich darauf hingewiesen, daß hier ohne Anhörung keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden durften“, gibt Fudge zu. „Die Entscheidung wurde daher sofort abgeändert in eine Suspendierung bis zur disziplinarischen Anhörung.“

Es ist bis heute nicht bekannt, wie Dumbledore von dem Vorgang Wind bekommen hatte. „Ich hatte schon im Krankenflügel nach dem Trimagischen Turnier den Verdacht, daß Dumbledore mit dem Ministerium sein eigenes Spiel trieb und deshalb überall Spione platziert hatte“, sagt Fudge. „Seine prompte Reaktion gibt mir Recht.“ Fragt sich nur: Wer war hier der Spion? Arthur Weasley? „An den habe ich natürlich als erstes gedacht, schließlich hat sich Potter wiederholt bei ihm zu Hause aufgehalten. Aber Weasley war an jenem Abend nicht im Ministerium.“ Dumbledore hatte also schon – nur einen Monat nach der Rückkehr von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf – nicht nur mit dem Wiederaufbau seines Phönixordens begonnen, sondern bereits ein umfangreiches Spionagenetzt etabliert.

Die Anhörung war auf den zwölften August 1995 anberaumt. An sich fand so etwas nur gegenüber Amalia Bones statt, jedenfalls als sie noch lebte. Aber Fudge hatte eine Sitzung vor dem vollen Zaubergamot angesetzt mit sich als Vorsitzenden und Ankläger und Percy Weasley als Schriftführer. „Ich war – nicht zuletzt aufgrund Ihres Artikels, Rita – überzeugt, daß Potter gemeingefährlich war und ein Lügner. Aber um nicht in den Ruf zu kommen, mich ausgerechnet davon leiten zu lassen, habe ich den ganzen Zaubergamot einberufen, um Potter eine Chance zu geben, seinen Fall einer Vielzahl von Hexen und Zauberern vorzutragen“, stellt der Ex-Minister seine Beweggründe dar.

Doch Percy Weasley sieht das anders: „Fudge hatte mich damit geködert, daß er mir den Job des Juniorassistenten angeboten hat. Ich steckte damals echt in Schwierigkeiten, weil ich nicht gemerkt hatte, daß Crouch wohl nicht mehr in Ordnung war. Jedenfalls hatte Fudge befürchtet, daß Amalia Bones Harry davonkommen lassen könnte. Sie galt als unsichere Kantonistin. Er hat sich ausgerechnet, daß sich unter den Zaubergamots genügend Leute finden, die er so bequatschen könnte, daß sich eine Mehrheit für Harrys Verurteilung finden würde.“

Bemerkenswert an der ganzen Sache ist, daß weder von der Anhörung noch von dem Vorfall am zweiten August irgendetwas beim Tagespropheten bekannt geworden war. Ich habe mich extra noch einmal umgehört: Es gab und gibt keinerlei Notiz. „Fudge wollte abwarten, bis alles amtlich war, der Zaubergamot Harry also offiziell der Schule verwiesen und ihm irgendeine Strafe aufgebrummt hätte. Dann wollte er groß damit rauskommen. Das, so glaubte er, hätte Dumbledore den Mund gestopft.“

Dumbledore hatte den Juli über sowohl auf britischer als auch auf internationaler Ebene ständig auf die Rückkehr von Du-weißt-schon-wem hingewiesen und sich auf Harry Potter berufen. Das hatte ihm erhebliche Nachteile eingebracht, denn aus dem Zaubergamot wurde Dumbledore ebenso entfernt wie aus seinen Ämtern bei der Internationalen Zauberervereinigung. Sollte Dumbledore am Ende aus Versehen noch selbstlos geworden sein? Wohl nicht, denn sonst hätte er wenigstens Harry Potter aus der Schußlinie gehalten, statt sich auf ihn zu berufen und damit die Aufmerksamkeit von Fudge auf ihn zu lenken. Wieder einmal zeigte sich, wie Menschen leiden mußten, die von Dumbledore benutzt wurden.

Am zwölften August 1995 trat jedenfalls der komplette Zaubergamot zusammen, allerdings – zunächst – ohne Dumbledore, der gezwungen worden war, sich aus diesem Gremium zurückzuziehen. Harry hatte dabei anfangs keinen besonders guten Eindruck erweckt, wie Percy Weasley zu berichten weiß, der an der Sitzung als Gerichtsschreiber teilgenommen hatte: „Harry erschien knapp zehn Minuten zu spät und dann auch noch in einem nicht gerade angemessenen Aufzug.“ Wenn es darum geht, der Schule verwiesen und möglicherweise sogar bestraft zu werden, sollte zumindest ein etwas besserer Zaubererumhang als angemessen betrachtet werden. Aber Harrys Einstellung dazu war offenbar etwas lockerer: „Er erschien in sommerlichen Muggelsachen, nämlich der sattsam bekannten Jeanshose und einem einfachen Leibchen aus Baumwolle mit kurzen Ärmeln und ohne Kragen, einem sogenannten T-Shirt.“ Ein solcher Muggelaufzug erfreut sich sicher schon seit vielen Jahren unter jüngeren und erst recht unter jugendlichen Zauberern zunehmender Beliebtheit auch bei Aufenthalten außerhalb der Muggelwelt, aber kaum einer wäre auf die Idee gekommen, so etwas bei seiner Anhörung zu tragen.

Dennoch scheint es nicht geschadet, sondern vielmehr die Authentizität von Harrys Auftritt unterstrichen zu haben, wenngleich Harry sich zunächst nicht gerade geschickt verteidigt hatte. „Harrys Aussage erschien zunächst ziemlich unzusammenhängend, man merkte einfach, daß er den verbalen Auftritt vor einer größeren Menge nicht gewohnt war“, berichtet Percy Weasley weiter. „Er hat zugegeben, daß er einen Patronus heraufbeschworen hatte, dann hat er gesagt, es sei wegen der Dementoren geschehen. Und schließlich hat er noch von einer Gasse geredet, wo das alles stattgefunden haben soll.“

Die Situation wurde allerdings von Dumbledore gerettet, der rechtzeitig erschien, um als Verteidiger seiner Marionette aufzutreten. „Dumbledore hat es gut geschafft, Fudge das Wort im Munde zu verdrehen“, amüsiert sich Percy Weasley heute noch. „Und er hat eine Zeugin mitgebracht: Arabella Figg, angeblich Bürgerin von Little Whinging, eine Squib. Die hat den Dementoren-Angriff geschildert.“ Ein von mir befragter Vertreter der Liga gegen die dunklen Künste hat mir gegenüber bezweifelt, daß Squibs Dementoren sehen können, so daß auch hier zu vermuten ist, daß Dumbledore mal wieder mit gezinkten Karten gespielt hat.

Doch das Spiel hat letztlich genützt: Harry wurde freigesprochen, wenn es auch sehr viele Stimmen für seine Verurteilung gegeben hat. So verließ er den Gerichtssaal in dem Bewußtsein, weiterhin nach Hogwarts gehen zu können. Dumbledore wiederum verließ den Gerichtssaal in dem Bewußtsein, weiterhin vollen Zugriff auf sein wertvollstes Werkzeug zu haben. Und Fudge verließ den Gerichtssaal in dem Bewußtsein, verloren und nichts in der Hand zu haben, was er an den Tagespropheten weitergeben könnte.

Die entscheidende Frage ist jedoch: Hat es diese Dementoren in Little Whinging tatsächlich gegeben?

Die Antwort lautet „ja“, allerdings habe ich mir mit der Recherche wesentlich mehr Mühe gegeben als das Ministerium oder der Zaubergamot, wo man sich mit der schlichten Aussage einer von Dumbledore gekauften Zeugin zufriedengegeben hat.

Offenbar hatte niemand an das nächstliegende gedacht, nämlich daran, das Opfer des Angriffs, Dudley Dursley, zu befragen. Ich habe es getan, und dank des Vertrauens, das der Muggeljunge mir entgegenbrachte, hat er mir auch berichtet, was vorgefallen war: „Wir haben gestritten, Harry und ich. Und Harry hat seinen Zauberstab gezogen und ihn mir unter die Nase gehalten. Dann wurde es auf einmal ganz dunkel und ganz kalt. Und ich habe Harry eine reingehauen, weil ich gedacht habe, er hätte das gemacht. Dann wurde es schrecklich, ich dachte, ich würde nie wieder glücklich werden. Irgendwie lag ich dann am Boden, etwas war über mir, und Harry hat noch gesagt: 'Mach nicht den Mund auf!' Und dann hat er etwas gerufen und dann war alles vorbei. Was danach war, weiß ich nicht, ich erinnere mich nur noch daran, daß ich bei uns vor dem Haus auf die Fußmatte gekotzt habe.“

Das war schon recht eindrucksvoll und gibt die Erscheinungen eines Dementoren-Angriffs recht gut wieder. Aber ich habe noch den definitven Beweis gefunden, daß tatsächlich Dementoren in Little Whinging waren.

An dieser Stelle muß ich vorgreifen und berichten, daß im Schuljahr 1995/1996 auf Veranlassung des Ministeriums die Erste Untersekretärin des Zaubereiministers, Dolores Jane Umbridge, als Lehrerin an die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei gekommen war. Auf ihre Initiative wurde unter den Schülern ein Inquistionskommando rekrutiert. Auch Draco Malfoy wurde gezwungen mitzumachen. „Gegen Ende des Schuljahres unmittelbar vor dem berühmten Vorfall in der Mysteriumsabteilung hatte Umbridge Potter bei sich im Büro gefangengesetzt“, sagt der junge Malfoy. „Dort hat sie gesagt, daß sie die Dementoren geschickt hätte, um Potter zum Zaubern zu bringen und damit Fudges Pläne, ihn auszusteuern, zu beschleunigen.“

Das ist in der Tat ein Skandal erster Güte: Eine Ministeriumshexe gibt Dementoren den Befehl, Askaban zu verlassen und einen Zauberschüler und seinen Muggelcousin anzugreifen! Wie viel hätte da schiefgehen können! Natürlich hat das Ministerium auch das vertuscht, und Fudges Beteuerung, davon nichts gewußt zu haben, ist selbstverständlich nur eine dumme Schutzbehauptung. Natürlich muß er es sagen, denn immerhin hatte er daraufhin veranlaßt, daß eine Untersuchung gegen Harry in Gang gesetzt wurde – von vornherein ein abgekartetes Spiel!

Draco Malfoy war angesichts Umbridges Geständnis angewidert, wie er sagt: „Ich habe daraufhin ohne Rücksicht auf meine eigenen schulischen Aussichten sofort meinen Dienst im Inquisitionskommando quittiert.“

Nach der Anhörung verschwand Harry erst einmal wieder in der Versenkung. Aber wohin genau? Bei den Dursleys schien er nicht mehr gewesen zu sein. Zumindest hat Petunia Dursley sich über die Methoden „dieser Spinner“ - gemeint sind wir Zauberer – beschwert: „Da bekommen wir eine Einladung, fahren stundenlang durch die Gegend und müssen feststellen, daß alles nur fingiert war. Und als wir zurückkommen, ist der Junge weg, und auf dem Küchentisch liegt ein Brief, wo es heißt, seine Sippschaft hätte ihn mitgenommen und er käme erst nächsten Sommer wieder.“ Zweifellos ist das unschöner Zug gewesen, entspricht aber dem eigenartigen Humor von Dumbledore.

Aber wo war Harry dann? Einen entscheidenden Hinweis gibt Lucius Malfoy: „Am Tag von Potters Anhörung war ich im Ministerium, um mit Fudge diverse Geschäfte zu besprechen. Fudge kam gerade von der Anhörung hoch und hat mir erzählt, wie Potter sich aus der Situation herausgewunden hat. Und da kam auch schon Potter selbst – begleitet von Arthur Weasley.“ Die Weasleys mal wieder. Harry war also bei denen.

Dabei wurde für die Weasleys das Verhältnis zwischen dem, was sie Treue gegenüber Harry genannt haben dürften, und ihrem Aufwand immer ungünstiger. Inzwischen war es im Ministerium nämlich nachteilig, mit Harry oder Dumbledore in Verbindung zu stehen. Arthur Weasley riskierte allmählich seinen Rauswurf. Was ließ ihn durchhalten? Vielleicht war er in Dumbledores neuesten düsteren Plänen eingeweiht und konnte davon ausgehen, daß es bald einen neuen Zaubereiminister geben würde?

Oder war Harry ganz woanders? Darauf deutet eine Beobachtung hin, die Draco und Lucius Malfoy am ersten September 1995 auf Gleis neundreiviertel in King's Cross gemacht haben. „Potter war wie üblich nicht allein erschienen“, berichtet Lucius Malfoy. „Er wurde nicht nur von der Granger und diversen Weasleys begleitet wie üblich, sondern auch von Alastor Moody und einer unbekannten älteren Hexe – und einem großen zottigen Hund, der genau der Beschreibung entsprach, die Wurmschwanz von Sirius Blacks Animagusgestalt abgeliefert hatte.“

Wir erinnern uns an die merkwürdigen Umstände um Sirius Blacks Ergreifung und Verschwinden im Sommer 1994. Offenbar hatte Harry die ganze Zeit Kontakt gehalten zu einem wegen Mordes – unschuldig – verurteilten Zauberer, der von aller Welt gesucht wurde. Und er hatte Nerven genug, sich von ebendiesem Zauberer zum Schulzug bringen zu lassen.

Daraus ergibt sich wiederum die Überlegung, ob Harry sich wirklich bei den Weasleys aufgehalten hat, was immerhin die Frage aufwirft, ob der Ministeriumszauberer Arthur Weasley einen gesuchten angeblichen Mörder beherbergte, oder ob Harry Blacks anderweitiges Versteck kannte und dort gelebt hatte. In beiden Fällen läßt sich feststellen, daß Arthur Weasleys Treue nicht seinem Dienstherrn gehörte, denn auch letzteres muß ihm bekannt gewesen sein.

Hermione Granger wiederum dürfte sich Krums Einladung von Februar 1995 folgend in Bulgarien aufgehalten und den weltberühmten Quidditch-Spieler um den Finger gewickelt haben. Was für Ferien für Harry! Da sieht er sich einer ministeriellen Untersuchung ausgesetzt, steht existentielle Ängste aus und vergeht vor Trauer und Verzweiflung, weil seine feste Freundin sich mit einem bulgarischen Quidditch-Spieler vergnügt. Aber lassen konnte er offenbar nicht von ihr. Möglicherweise war aber Ginny Weasley bei ihm und hatte die Zeit und die Gelegenheit genutzt, ihre Fäden um ihr zukünftiges und in diesen Dingen völlig wehrloses Opfer zu spinnen.

Doch auch Ginny spielte ein falsches Spiel mit Harry, denn sie hatte noch ein anderes Eisen im Feuer: Einen Ravenclaw-Jungen aus Harrys Jahrgang. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob Ginny Weasley nur Harrys Eifersucht wecken oder aber ihr Interesse zweigeteilt war: Eine Beziehung zum Ravenclaw-Jungen zur Befriedigung ihrer amourösen Bedürfnisse und eine Beziehung zu Harry wegen dessen Ruhm und Reichtum.

Während der Ferien wurde aber auch offensichtlich, wie sehr Dumbledore die verantwortungsvolle Leitung der Schule entglitt. Ob er einfach zu alt und wenig durchsetzungsstark oder ob er einfach mit anderen Dingen – der Neuaufstellung seines Ordens – beschäftigt war, kann dahinstehen. Jedenfalls schaffte es Dumbledore nicht, die Stelle des Lehrers im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu besetzen.

„Wir sahen uns veranlaßt, einzuschreiten“, stellt Fudge fest. „Im Laufe des Sommers wurden mehrere Ausbildungserlasse in Kraft gesetzt, die Dumbledore in seinem Altersstarrsinn als Einmischung und Kujonierung begriff, obwohl sie in Wahrheit dazu dienten, ihn bei der Leitung der Schule zu unterstützen und zu entlasten. Leider nahm er eine zunehmend feindselige und unkooperative Haltung ein, was uns die Aufgabe wesentlich erschwerte.“

Durch Ausbildungserlaß Nummer 22 – gerade noch rechtzeitig am 30. August 1995 verabschiedet – wurde geregelt, daß das Zaubereiministerium eine Lehrerstelle in Hogwarts besetzen konnte, wenn es dem Schulleiter nicht gelang, die Besetzung selbst vorzunehmen. Auf diese Weise wurde Dolores Umbridge – ja, genau diejenige, von der Draco Malfoy später herausgefunden hatte, daß sie die Dementoren nach Little Whinging befohlen hatte – zur Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste ernannt. „Wir haben die Besetzung nach bestem Wissen und Gewissen vorgenommen“, verteidigt Fudge die Entscheidung. „Von einer Verwicklung in die Geschehnisse in Little Whinging ahnten wir nichts.“

Das Ministerium glaubte, das Schuljahr gut auf den Weg gebracht zu haben. Dumbledore seinerseits hatte es wenigstens geregelt bekommen, die neuen Vertrauensschüler zu ernennen. Und da – wie könnte es bei diesem alten Greis anders gewesen sein – gab es eine handfeste Überraschung, wie Pansy Parkinson zu berichten weiß.

„Die Vertrauensschüler haben in ihren Briefen die Anweisung erhalten, sich bei Beginn der Fahrt mit dem Hogwarts-Expreß vorn im Zug im Vertrauensschülerabteil einzufinden und die Weisungen der beiden Schulsprecher entgegenzunehmen“, erzählt die muntere Slytherin-Absolventin. „Draco und ich waren die Vertrauensschüler von Slytherin. Natürlich waren wir neugierig, wer von den anderen Häusern Vertrauensschüler geworden war. Nur bei Gryffindor waren wir uns schon vorher sicher.“ Draco Malfoy führt fort: „Und da gab es eine Überraschung. Nicht bei den Mädchen. Daß Hermione Granger den Job bekommen würde, war klar. Aber der männliche Vertrauensschüler von Gryffindor war Ron Weasley und nicht Harry Potter.“

Ausgerechnet Ron Weasley wurde von Dumbledore Harry Potter vorgezogen? War Harry am Ende gar nicht oder nicht mehr der Lieblingsschüler des alten Macchiavellisten? Die Vermutung liegt nahe, daß sich jedenfalls für Ron Weasley die vier Jahren der Einschleimerei bei Harry Potter endlich ausgezahlt hätten. Dumbledore könnte geahnt haben, daß die Bilanz der Weasleys aus ihrer Beziehung zum Jungen mit der Narbe immer ungünstiger wurde. Er könnte also auf diese Weise einen Ausgleich schaffen wollen, hatte es sich doch für ihn letztlich immer ausgezahlt, daß Harry Unterstützung von Ron Weasley und Hermione Granger erhalten hatte.

Das könnte durchaus eine Triebfeder gewesen sein. Aber Hauptgrund dürfte etwas anderes gewesen sein. Bei diesem anderen geht es nicht darum, daß Ron Weasley Vertrauensschüler geworden ist, sondern daß Harry es nicht geworden ist.

Dumbledore hatte schon bisher alles immer mit einem bestimmten Grund – auch wenn dieser ständig gewechselt haben mag – getan. Wenn er also Harry nicht zum Vertrauensschüler ernannt hat, dann hatte es einen Grund: Harry sollte nicht durch das Amt als Vertrauensschüler abgelenkt werden. Dumbledore hatte für Harry eine andere Aufgabe – und hier wird es richtig finster, wie sich allerdings erst kurz vor den Osterferien 1996 herausstellte.


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