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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - 1:0 für Dumbledore

von Krabbentaucher

Seit Beginn von Harry Potters Besuch der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei schien es zu einer Tradition zu werden, daß an Halloween etwas passierte. Harrys drittes Schuljahr bildete da keine Ausnahme.

Der Rückblick macht die Situation deutlich: In Harrys erstem Schuljahr mußte das Festessen zu Halloween unterbrochen und in die Gemeinschaftsräume der einzelnen Häuser verlegt werden, weil ein Bergtroll in die Schule eingedrungen war. In Harrys zweitem Schuljahr kam es zum ersten Angriff von Slytherins Monster, als dieses die Katze des Hausmeisters Mr Argus Filch versteinert hat – pikanterweise während Harry und sein kleiner Hofstaat nicht beim Festessen waren.

Nun, in seinem dritten Schuljahr, nahm Harry wieder am Festessen zu Halloween teil. Es war übrigens, das legt ein alter Ankündigungszettel aus dem Jahr 1993 nahe, das erste Wochenende, an dem die Schüler ab der dritten Klasse nach Hogsmeade gehen durften. Harry ging aber nicht, wie Draco Malfoy zu berichten weiß: „Er blieb in der Schule. An jenem Tag dachte ich noch, daß er Angst vor den Dementoren gehabt hätte, die um die Schule herum Wache standen. Etwas später habe ich erfahren, daß die Muggel, bei denen er lebte, ihm keine Erlaubnis gegeben hatten.“

Die Muggel, also die Familie Dursley, dürften damit den Lehrern der Schule einiges an Aufregung und Arbeit erspart haben. Schließlich ging damals jeder davon aus, daß Sirius Black es auf Harry abgesehen hatte, und da die Lehrer leichtsinnigerweise auf Dumbledores äußerst schüttere Sicherheitsmaßnahmen vertrauten, schien es das beste gewesen zu sein, daß Harry in der Schule blieb. In Hogsmeade hätte er leichter angegriffen werden können.

So hatte Harry einen eher langweiligen Tag hinter sich, als er am Festessen teilnahm, während die anderen um ihn herum ganz sicher von den Erlebnissen in Hogsmeade schwärmten. Doch ereignislos sollte der Tag nicht ausklingen.

Nachdem das Festessen beendet war, begaben sich die Schüler unter Führung ihrer Vertrauensschüler zurück in ihre Gemeinschaftsräume und Schlafsäle. Nun – die Schüler von Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin taten es. Die Gryffindors mußten dagegen feststellen, daß sie ausgesperrt waren, wie Percy Weasley, Freund von Harry Potter und damals Schulsprecher in seinem letzten Schuljahr, erzählt: „Es ging nicht weiter. Als ich mich durch die Gryffindors nach vorne zum Eingang in den Gryffindorturm gekämpft hatte – der Eingang wird normalerweise versperrt durch das Gemälde einer sehr beleibten Dame, das sich nur öffnet, wenn man das richtige Paßwort sagt –, mußte ich feststellen, daß das Bild noch da, die Dame aber verschwunden war. Das Bild sah fürchterlich aus. Die Leinwand war zerrissen, Fetzen davon lagen auf dem Boden.“

Percy Weasley wurde sofort seiner Verantwortung gerecht und holte Dumbledore. Der konnte zunächst auch nichts mit der Situation anfangen, obwohl er sich doch immer den Anstrich eines Alleswissers und Weisen gab. Ausgerechnet der Poltergeist von Hogwarts, Peeves, wußte, was los war. „Sirius Black hatte versucht, ohne Paßwort in den Gryffindorturm einzudringen“, berichtet Percy Weasley. Und als das Portrait nicht öffnete, beschädigte er es.

Dumbledores Reaktion darauf war geprägt von Konzeptionslosigkeit: Er schickte die Gryffindors in die Große Halle und ließ auch die Hufflepuffs, Ravenclaws und Slytherins dorthin bringen. Alle Schüler der Schule waren somit in der Großen Halle versammelt, um hier die Nacht in Schlafsäcken zu verbringen, während die Vertrauensschüler und Schulsprecher Wache schoben und die Lehrer die Schule nach Black durchsuchten.

Selbstverständlich fanden die Lehrer nichts. Was aber wirklich kritikwürdig ist, das ist nicht die Unfähigkeit der akademischen Elite der magischen Gemeinschaft, einen schlichten Ausbrecher zu finden. Kritikwürdig ist vielmehr die Entscheidung, alle Schüler in der Großen Halle zusammenzufassen und damit einer – zugegebenermaßen wie heute bekannt nur theoretischen – Gefahr auszusetzen, von Black angegriffen zu werden.

Immerhin war es Black gelungen, nach Hogwarts einzudringen, und das trotz der Dementoren. Dennoch hielt es Dumbledore für richtig, die Schüler lediglich unter dem Schutz von Vertrauensschülern, also von noch nicht vollständig ausgebildeten Teenagern, die zum Teil noch nicht einmal die ZAGs abgelegt hatten, zurückzulassen. Glaubte er wirklich, daß ein paar Jugendliche die mutmaßliche rechte Hand von Du-weißt-schon-wem aufhalten könnten, der angeblich mit einem einzigen Zauber 13 Menschen umgebracht hatte? Wäre es nicht wesentlich sicherer gewesen, das Risiko zu streuen, die Schüler in ihren jeweiligen Häusern zu belassen und Ersatz für das Eingangsbild zum Gryffindorturm zu beschaffen, so daß auch die Gryffindors in ihrem Turm in Sicherheit gewesen wären?

Und da war noch die Tatsache an sich, daß Black überhaupt in die Schule eindringen konnte. Percy Weasley hatte eine denkwürdige Unterhaltung zwischen Dumbledore und Professor Snape mitbekommen. „Snape hat zu Dumbledore gesagt, er habe gegen 'die Ernennung' Einwände gehabt. Und Dumbledore hat erwidert, daß er nicht glaube, Black habe Hilfe von jemanden im Schloß erhalten“, berichtet der damalige Schulsprecher.

Für Percy Weasley war das damals unverständlich, aber die Sache wird klar, wenn man sich die Vergangenheit der Beteiligten anschaut, wie ich es bereits in einem früheren Kapitel getan habe. Professor Snape war Lieblingsfeind und -opfer der sogenannten „Rumtreiber“, zu denen nicht nur James Potter und Sirius Black, sondern neben Peter Pettigrew auch Remus Lupin gehörte. Der eine, Sirius Black, hatte in Askaban gesessen und war ausgebrochen, vermeintlich, um Harry Potter zu töten, der sich in Hogwarts befand. Der andere, Remus Lupin, Freund von Sirius Black, war Lehrer in Hogwarts. Was liegt also näher als der Gedanke, daß Lupin Black geholfen hatte, in die Schule zu gelangen?

Wie wir längst wissen, war Black nicht hinter Harry her, sondern hinter Pettigrew, der unerkannt als Ratte bei den Weasleys lebte und sich durch Ron Weasley immer in der unmittelbaren Nähe von Harry aufhielt. Was wußte also Lupin, was er Dumbledore und dem Rest der Schule verschwieg? Doch wohl, daß Pettigrew ein Animagus in Rattengestalt war. Und um diesen zu erledigen, hatte er es bewerkstelligt, daß Black in die Schule gelangen konnte. Nur hatte sich Black dann vor dem Gryffindorturm ziemlich dumm angestellt.

Das wirft ein merkwürdigen Licht auf den allseits beliebten, wenn auch immer ziemlich abgerissen wirkenden damaligen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Wie sich hier nämlich zeigte, war er keineswegs das folgsame Ordensmitglied, das Dumbledore so gerne gehabt hätte. Lupin arbeitete durchaus auf eigene Rechnung, denn sonst hätte er Dumbledore doch eingeweiht. Nichts wäre einfacher gewesen, der angeblichen Ratte habhaft zu werden und dem angeblich toten Pettigrew vor aller Augen die Tarnung zu entreißen. Ein gefährlicher Todesser wäre enttarnt und dingfest gemacht und Black wäre entlastet worden.

Lupin handelte jedoch lieber allein. Oder nicht allein, sondern mit Black als Gehilfen und Handlanger. Man fragt sich, was der Grund dafür ist. Dafür gibt es zwei sich scheinbar widersprechende Erklärungen. Die eine Erklärung ist, daß sich Lupin als Werwolf einfach an Gewalt ergötzen wollte und gar nicht vorhatte, Pettigrew dem Zaubereiministerium zu übergeben. Er hätte mehr Spaß daran gehabt, zuzusehen, wie Black den Verräter grausam zerreißt. Black hätte sicher keine Probleme gehabt, es zu tun, denn er war Pettigrew zu einer Riesenmenge Undank verpflichtet. Die andere Erklärung ist, daß Lupin Dumbledore doch mißtraute und ihm nicht alle Entscheidungen überlassen wollte. Womöglich hatte er auch eigene Pläne mit Harry, dem Sohn seines besten Schulfreundes. Dann hätte Lupin vielleicht sogar auf Harry einwirken können, so daß dieser nicht bloß zu einem willenlosen Werkzeug von Dumbledore geworden wäre.

Doch diesen scheinbaren Widerspruch kann man auflösen: Einerseits hatte Lupin Dumbledore mißtraut, andererseits war er scharf auf ein richtig blutiges Schauspiel. Immerhin hätte diese Erklärung die gute Seite, daß Harry am Ende doch nicht so von Dumbledore-Hörigen eingerahmt und beeinflußt war wie von Dumbledore gedacht.

Allerdings stellt sich schon die Frage, ob das wirklich so gut gewesen wäre. Denn immerhin nahm Lupin in Kauf, daß die Schüler im Gryffindorturm, ja, die gesamten Schüler von Hogwarts ständig in der Gefahr schwebten, es mit einem ausgewachsenen, zu allem entschlossenen und fanatischen Todesser zu tun zu bekommen. Mag er sich vielleicht auch aufgrund seiner Freundschaft zu James Potter Harry verpflichtet gefühlt haben, so machte ihn diese Selbstsucht, irgendwann einmal allein mit Black ein Exempel an Pettigrew zu statuieren, völlig ungeeignet für den Beruf des Lehrers in Hogwarts.

Black jedenfalls war es mit Lupins Hilfe nicht nur gelungen, ins Schloß hereinzukommen, er kam mit dessen Hilfe auch wieder hinaus. Dumbledore erklärte die Situation leichtfertig für sicher und schickte die Schüler am Morgen in ihre jeweiligen Gemeinschaftsräume zurück. Dabei beließ es der alternde Ex-Großmeister. Obwohl er Black für einen Todesser hielt, war es ihm augenscheinlich egal, daß dieser angebliche Massenmörder und Terrorist von einem Lehrer aktiv unterstützt wurde.

Nach dieser Krise ging alles wieder seinen normalen Gang. Dumbledore und die von ihm abhängigen Lehrer taten so, als sei alles in bester Ordnung und jedermann im Schloß sicher. Doch das nächste Ereignis ließ nicht lange auf sich warten, und dieses Mal betraf es Harry Potter persönlich. Das Ereignis hatte nichts mit Black zu tun, sondern mit Harrys Anfälligkeit gegenüber den Dementoren.

Es war ein fürchterlich regnerischer und stürmischer Samstag im November, als die Hausmannschaften von Gryffindor und Hufflepuff gegeneinander zum ersten Spiel der Quidditch-Saison antraten. Gryffindor und Hufflepuff? Der aufmerksame Leser wird einwenden, daß traditionell die Saison mit dem Spiel Gryffindor gegen Slytherin eröffnet wurde. Das ist an sich auch richtig, aber leider kam es dazu nicht, wie Draco Malfoy berichtet: „Ich war bekanntlich Sucher der Slytherin-Mannschaft. Aber ich war noch immer durch den Angriff dieses Hippogreif schwer am Arm verletzt. Zum Glück hatte sich inzwischen herausgestellt, daß ich meinen Arm nicht verlieren und ihn auch wieder würde voll bewegen können, aber zu diesem Zeitpunkt schmerzte er noch sehr. Deshalb haben wir mit den Hufflepuffs getauscht.“

Die Mannschaft von Hufflepuff war in gewisser Weise interessant besetzt, denn Kapitän und Harrys direkter Gegenspieler als Sucher war Cedric Diggory. Cedric Diggory – da mag es bei manchem aufmerksamen Zeitungsleser klingeln, denn dieser sollte im nächsten Schuljahr wiederum zu Harrys Gegenspieler werden, wenn auch nicht im Quidditch.

Cedric Diggory, Sohn und einziger Nachkomme von Amos Diggory, einem Ministeriumszauberer in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe, lohnt einen näheren Blick. Er war eindeutig ein äußerst attraktiver Jüngling mit ebenmäßigen Gesichtszügen und dunklen Haaren, der immer zu den älteren Schülern seines Jahrgangs gehörte, denn sein Geburtstag lag noch vor Halloween. Das sollte im nächsten Schuljahr noch von Bedeutung sein, jetzt aber hieß es nur, daß er bereits 16 Jahre alt und damit drei Jahre älter als Harry war.

Im sturmumtosten Saisoneröffnungsspiel trafen diese beiden aufeinander. Doch dieses Mal verlor die Gryffindor-Mannschaft das Spiel, trotz Harry. Oder gerade wegen Harry: Plötzlich, so berichten Percy Weasley, Draco Malfoy und Pansy Parkinson übereinstimmend, erschien eine Riesenschar Dementoren im Stadion. Harry, der schon im Zug bei nur einem Dementor zusammengebrochen war, erlitt auch jetzt einen Ohnmachtsanfall, allerdings nicht in einem recht harmlosen Eisenbahnabteil, sondern in 15 Metern Höhe auf seinem Besen. „Dumbledore hat es wohl irgendwie geschafft, seinen Fall zu bremsen, und dann hat er ihn in den Krankenflügel gebracht“, sagt Percy Weasley und fügt hinzu: „Dumbledore war extrem wütend.“

Das kann man sich vorstellen: Da hatte er Harry Potter so sorgsam zuerst von anderen Zauberern abgeschirmt und dann in Hogwarts nach diversen Extratouren richtig schön eingerahmt, schon tauchte eine Dementorenschar auf und hätte beinahe den Tod des Jungen verursacht, mit dem der Schulleiter doch so schöne Pläne zur Eroberung der magischen wie der nichtmagischen Welt hatte.

Harry war bald wiederhergestellt, aber dem Vernehmen nach erging es seinem Besen schlechter. Der war irgendwie davongeflogen, war zu erfahren.

Danach gingen die Monate recht ereignislos ins Land. Allerdings machten einige Lehrer, darunter auch Hagrid, in den Drei Besen in Hogsmeade von sich reden, als sie dort zusammen mit Fudge kurz vor Weihnachten saßen. Dieses Gespräch war für den aufmerksamen Zuhörer aufschlußreich, erfuhren diese doch über Sirius Black und die Umstände der Ermordung von Harrys Eltern und natürlich die Umstände des Angriffs auf diesen selbst mehr, als in offiziellen Verlautbarungen zu erfahren war. Ich habe bereits aus diesem Gespräch in früheren Kapiteln zitiert und die Aussagen bewertet, wobei speziell Hagrids vom Übermaß an Alkohol gelockerte Zunge besonders ergiebig war. Bei diesem Zottelwesen braucht man kein aufwendig gebrautes Veritaserum, ein großer Humpen Met reicht aus.

Spannend wurde es erst wieder im neuen Jahr, in 1994. Am ersten Februar-Wochenende startete eine Reihe von wichtigen Ereignissen.

Zunächst fand am Samstagvormittag das Quidditch-Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw statt. Harry Potter stand unter erheblichem Druck, hatte er doch im Spiel zuvor gegen Hufflepuff versagt und durch seine besondere Schwäche Dementoren gegenüber Hufflepuff zu einem ziemlich deutlichen Sieg verholfen. Nun lief er erneut auf, um sich zu rehabilitieren. Und er war vorbereitet. „Potter hatte einen Feuerblitz“, informiert Draco Malfoy knapp.

Der Feuerblitz war im Sommer zuvor der staunenden Öffentlichkeit präsentiert worden und dürfte seinerzeit der teuerste und beste Besen überhaupt gewesen sein. Die irische Nationalmannschaft hatte seinerzeit bekannt gegeben, diesen Besen für alle ihre Spieler beschaffen zu wollen. Und genau so einen Besen hielt nun Harry in den Händen, als er das Spielfeld betrat. Der Sieg der Gryffindors war nur noch eine Formalität.

Eine Randnotiz wäre da noch der Versuch unter anderem von Draco Malfoy, etwas Unterhaltung in das ziemlich langweilige, von Harrys Flugkünsten dominierte Spiel zu bringen. „Er und noch andere hatten sich als Dementoren verkleidet“, sagt Percy Weasley, der mir immer wieder sein brillantes Gedächtnis zur Verfügung gestellt hat. Darauf angesprochen, erinnert sich auch Draco Malfoy selbst: „Ja, wir wollten etwas Komik reinbringen. McGonagall hat uns allerdings enorm viele Punkte abgezogen und Strafarbeiten aufgebrummt. Dabei war doch klar, daß als Dementoren verkleidete Menschen keine Wirkung auf Potter haben konnten.“ Das Verhalten der Hauslehrerin von Gryffindor war nur allzu durchsichtig. Sie hatte eine Gelegenheit gefunden, durch Punktabzug für Slytherin ihrem eigenen Haus die Chancen auf Verteidigung des Hauspokals zu sichern.

Viel interessanter als diese kleine Nickeligkeit ist aber die Frage, wo Harrys Besen herkam. Denn es war schon auffällig, daß dieser beste Besen der Welt der Ersatz für den alten, zerstörten Besen war, und daß Harry ausgerechnet den besten Besen zur Verfügung hatte, als es darum ging, seine Reputation wiederherzustellen. Letztlich können Außenstehende die Frage nicht beantworten. Aber nach dem Prinzip „cui bono?“, also „wem nützt es?“, läßt sich durchaus vertreten, daß ein an Harrys positivem Ansehen interessierter Westentaschenmacchiavellist mit krummer Nase und weißem Rauschebart daran beteiligt war, dem Held der magischen Welt die richtige Ausrüstung zu verschaffen.

Das nächste Ereignis ließ nicht lange auf sich warten und geschah schon in der Nacht nach dem Spiel. Harrys Adlatus Ron wurde mitten in der Nacht geweckt, als Sirius Black mit einem langen Messer die Vorhänge von seinem Himmelbett zerschnitt. Black türmte, konnte aber nicht mehr im Schloß gefunden werden, obwohl die Suche sofort begann.

Es schien unklar, was Black eigentlich wollte und weshalb er das lange Messer dabeihatte. Wie wir heute wissen, hatte er es auf Pettigrew abgesehen. Aber es war schon recht bald bekannt, wie er überhaupt in den Gryffindor-Turm gelangt war: Nachdem Black das Gemälde beschädigt hatte, das ursprünglich den Eingang versperrte, war ein anderes Gemälde dorthin gehängt worden. Ausgerechnet Neville Longbottom, einer von Harry späterem Hofstaat, hatte sich von dem neuen Wächter sämtliche Paßwörter der Woche geben lassen und aufgeschrieben. Diesen Zettel hatte er – seiner allgemein bekannten Trotteligkeit folgend – irgendwo herumliegen lassen. Wie auch immer Black an diesen Zettel herangekommen war, er hatte ihn und wußte daher sämtliche Paßwörter.

Die Geschichte ging am nächsten Tag auch in den anderen Häusern herum, und Neville Longbottoms Großmutter war nicht unbeteiligt. „Die hat ihm einen Heuler geschickt, mit dem hat sie ihn zur Schnecke gemacht. War einfach nicht zu überhören“, stellt Pansy Parkinson sachlich fest.

Ron Weasley wiederum, der sich bislang darauf beschränkt hatte, neben Harry herzudackeln, sonnte sich plötzlich in dem Interesse, das ihm nun entgegengebracht wurde. Zweifellos hatte er die nächtliche Störung, die objektiv weniger gefährlich war als der Angriff einer blutdurstigen Mücke, zu einem heldenhaften Kampf aufgeblasen.

Was dabei untergegangen war, war allerdings die Frage, wie Black erneut in die Schule eindringen konnte. Die Antwort ist einfach und für Dumbledore peinlich: Seit dem letzten Eindringen hatten sich die Sicherheitsvorkehrungen nicht erhöht. Das war dem greisen Tattergreis wohl zu anstrengend. Black mußte nichts weiter tun, als auf dem ihm bekannten Weg hinein zu kommen. Hogwarts konnte sich wirklich zu diesem Schulleiter gratulieren, der so wenig für die Sicherheit seiner Schüler tat.

Eine Woche später zeigte allerdings Harry Potter, daß er sich seinerseits nicht besonders um die Bemühungen anderer gekümmert hat, für seine Sicherheit zu sorgen. An jenem zweiten Februarwochende hatten nämlich die Schüler von Hogwarts wieder einmal Gelegenheit, das Schulgelände zu verlassen und Hogsmeade zu besuchen. Harry bildete eine Ausnahme, da die Gefahr aus Sicht der Lehrer und sogar des Zaubereiministeriums zu hoch war, daß er dort Sirius Black zum Opfer fallen könnte. Kurz gesagt: Harry mußte in Hogwarts bleiben.

Draco Malfoy schildert, was er erlebt hat: „Ich war mit Crabbe und Goyle hochgegangen zur Heulenden Hütte. Dort war Weasley. Der schien allein zu sein. Ich habe mit ihm über die Heulende Hütte gesprochen, da traf mich plötzlich eine Ladung Schlamm und Dreck. Und einem von den anderen auch. Ich weiß nicht mehr, ob es Crabbe oder Goyle war. Tja, und für einen Moment schwebte plötzlich Potters Kopf über dem Weg.“ Draco Malfoy eilte sofort zum Schloß zurück, um die Lehrer zu alarmieren. „Ich wußte natürlich, daß Black angeblich hinter Potter her war, ich war nur an seiner Sicherheit interessiert“, stellt der junge Malfoy klar. Er traf seinen Hauslehrer Professor Snape an. Snape stellte später Harry zur Rede, konnte ihn aber nicht überführen, verbotenerweise in Hogsmeade gewesen zu sein. „Irgendwas muß gewesen sein, Professor Snape war jedenfalls stinksauer“, berichtet Draco Malfoy.

Inzwischen ist bekannt geworden, was damals niemand wußte. „Es wurde unter den Todessern nach der Rückkehr des Dunklen Lord unter anderem thematisiert, daß Potter einen Tarnumhang hat“, sagt Lucius Malfoy, der wieder einmal unterstreicht, nicht freiwillig an diesen Sitzungen teilgenommen zu haben. Wir können also davon ausgehen, daß Harry einen Weg aus dem Schloß und an den Dementoren vorbei gefunden und dann seinen Tarnumhang benutzt hatte, um nicht gesehen zu werden – und die Gelegenheit zu nutzen, seinen Schabernack mit seinem Antagonisten und dessen Anhang zu treiben.

Wieder einmal zeigte sich Harrys sehr eingeschränkte Bereitschaft, die Regeln zu beachten, auch wenn sie seiner Sicherheit dienten. Schon zuvor war er für seine stärksten Fehltritte nie auch nur im Ansatz bestraft, sondern eher belohnt worden. Denken wir nur daran, daß der verbotene Besenflug ohne Aufsicht der Lehrerin Madam Hooch zu seiner Aufnahme in die Quidditch-Mannschaft der Gryffindors geführt hatte, oder daran, daß ihm das Aufblasen seiner Tante in den Sommerferien vor dem dritten Schuljahr einen entspannten Ferienausklang in der Winkelgasse eingebracht hatte. Offenbar ging der damalige Harry nicht davon aus, daß wichtige Regeln für ihn galten. Er war sich seines Ruhms von vor zwölf Jahren voll bewußt.

Etwas fügte Harry nach den Osterferien seinem Ruhm hinzu: Im April 1994 fand das letzte Spiel der Hausmannschaft von Gryffindor statt. Dieses Spiel war besonders wichtig, erinnert sich Percy: „Eigentlich hatte Slytherin den Pokal schon so gut wie in der Tasche. Die führten mit enorm vielen Punkten. Gryffindor folgte auf dem zweiten Platz.“ Das Spiel würde also die Meisterschaft entscheiden. „Wenn ich nicht durch dieses Hippogreif-Ungeheuer verletzt worden wäre, hätten wir schon im November gegeneinander gespielt“, sagt Draco Malfoy. Gryffindor gegen Slytherin – das ist jedes Jahr das Derby in Hogwarts. In diesem Jahr war es besonders spannend. Und Gryffindor schien zunächst gut ohne Harry auszukommen, der nur oben herumkurvte, während die übrige Mannschaft Tor um Tor warf.

Dann sah Draco Malfoy den Schnatz. „Potter hatte wohl eher dem Spiel zugesehen. Ich habe meinen Job als Sucher gemacht und den Schnatz gesucht. Und ich habe ihn gesehen und bin darauf zugeflogen. Erst dann hat Potter ihn gesehen.“ Draco Malfoy flog zwar einen Nimbus 2001, aber gegen Harrys Feuerblitz hatte er keine Chance. „Potter hat mich dann behindert und mir die Hand weggeschlagen“, erzählt der junge Malfoy weiter. „Irgendwo war ich ja immer noch geschwächt von dem Angriff dieses Viechs am Anfang des Schuljahres.“ Harry schnappte sich jedenfalls den Schnatz und sicherte trotz seiner Passivität in diesem Spiel seiner Mannschaft zum ersten Mal seit Jahren den Quidditch-Pokal.

Gegen Ende des Schuljahres, am sechsten Juni 1994, wurde es noch einmal sehr ernst und es überschlugen sich noch einmal die Ereignisse.

Da war zunächst der Hippogreif Seidenschnabel. An jenem Tag fand in Hogwarts vor dem Ausschuß für die Beseitigung gefährlicher Geschöpfe die Berufungsverhandlung über das Todesurteil statt. Dieses wurde bestätigt, noch für denselben Abend wurde die Hinrichtung für die Zeit gegen Sonnenuntergang durch Macnair, von dem sich zwei Jahre später herausstellen sollte, daß er ein Todesser war, anberaumt. Der Hippogreif war in Hagrids Garten angebunden, als Fudge, Dumbledore und Macnair zur Vollstreckung erschienen. „Macnair hatte aus Hagrids Hütte rausgeguckt und den Hippogreif draußen angebunden gesehen“, betont Fudge. „Wir waren alle – auch Hagrid – in der Hütte und haben die Formalitäten erledigt. Als wir dann raustraten, war das Tier verschwunden.“

Das war die Flucht Nummero eins. Flucht Nummero zwei ereignete sich nur wenige Zeit später und war für das Zaubereiministerium besonders peinlich, denn hier ging ihm Sirius Black durch die Lappe, nachdem er schon gefaßt worden war. Zu dieser Flucht gab es aufregende Begleitmusik, die die Verwandlung von Remus Lupin zum Werwolf enthielt. Und außerdem war Harry Potter – wie immer, wenn etwas passierte – involviert.

Im Tagespropheten wurde schon Anfang 1994 bekanntgegeben, daß Black bei seiner Ergreifung den Kuß des Dementors erleiden werde. Als Black am sechsten Juni gefaßt wurde, sollte diese Strafe umgehend vollstreckt werden. Das hätte dessen völlige Zerrüttung und Zerstörung herbeigeführt. Dazu kam es nicht mehr.

Es ist nicht einfach, die Ereignisse zu rekonstruieren. Gesichert ist jedenfalls, daß Snape spät am Abend leicht verletzt im Schloß auftauchte und vier Tragen neben sich herschweben ließ. Auf ihnen lagen bewußtlos Harry Potter, Ron Weasley, Hermione Granger und – Sirius Black. Alle trugen unterschiedliche Blessuren, außerdem war bekannt, daß sie von Dementoren angegriffen worden waren. Snape berichtete, daß er die vier und Remus Lupin in der Heulenden Hütte angetroffen habe. Black habe die drei Schüler mit einem starken Verwechslungszauber belegt und sie glauben gemacht, er sei unschuldig, während der angeblich von ihm getötete Peter Pettigrew noch lebe, aber entkommen sei.

Black wurde in einem Lehrerbüro hoch oben im Schloß eingesperrt und erzählte Dumbledore eine andere Geschichte, nämlich die Geschichte von Pettigrew, der der eigentliche Geheimniswahrer der Potters war und sie verraten hatte, und der als Ratte bei der Familie Weasley gelebt habe. Diese Geschichte wurde, das berichtet Fudge, von Harry und Miss Granger bestätigt, als sie ihm Krankenflügel zu sich kamen. Snape ging davon aus, daß Blacks angeblicher Verwechslungszauber noch fortwirkte.

Es sollte sich erst später herausstellen, daß Blacks – und Harrys sowie Grangers – Geschichte stimmte. „Dafür gab es damals aber keine Beweise. Snapes Geschichte war viel stimmiger“, beteuert Fudge. Als der Kuß des Dementors ausgeführt werden sollte, fanden Fudge, Dumbledore, Snape, Macnair und mehrere Dementoren das Lehrerbüro allerdings leer und das Fenster geöffnet vor. „Snape war außer sich, er schnappte geradezu über“, berichtet Fudge. „Er hat doch tatsächlich Potter beschuldigt, Black befreit zu haben, obwohl doch Potter im Krankenflügel lag und sogar dort mit seinen Freunden eingeschlossen worden war. Er hätte überhaupt keine Zeit gehabt, denn es lagen nicht einmal zehn Minuten zwischen unserem Verlassen des Krankenflügels und der Entdeckung der Flucht.“

Sehr rätselhaft, möchte man meinen – solange man von Dumbledores zur Schau gestellter Integrität ausgeht. Harry konnte nicht der Fluchthelfer gewesen sein, soviel steht fest. Black konnte nicht allein fliehen, weil das Büro zu hoch lag und außerdem das Fenster verriegelt war. Ohne fremde Hilfe konnte er nicht türmen.

Und hier setzen die Überlegungen an. Während Fudge sich keine Vorstellung machen konnte, wer hier Black zur Flucht verholfen hatte, muß man nur einmal die weiteren Lehrer der Schule durchgehen. Lupin fiel sicher aus, denn er streifte als Werwolf durch die Ländereien und gefährdete jeden, der sich dort aufhielt. Aber da wäre noch Dumbledore.

Für Dumbledore spricht, daß er Black geglaubt haben könnte. Aber wieso hat er dann keine Anstrengungen unternommen, den Fall neu aufzurollen? Letztlich wiederholte sich hier, was sich schon in Hagrids Fall bewährt hatte: Dumbledore half einem Unschuldigen, ohne daß dieser – jedenfalls über längere Zeit – von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freigesprochen werden würde. Das band ihn doppelt an Dumbledore, nämlich einerseits aus Dankbarkeit, durch ihn vor einem schlechteren Schicksal bewahrt worden zu sein, und andererseits durch die Abhängigkeit, da er von nun an auf den Schutz Dumbledores angewiesen war. Im Fall Blacks kam für Dumbledore als Gewinn dazu, daß er einen verloren geglaubten Gefolgsmann zurückbekam, und daß dieser Erfolgsmann durch seine besonderen auch schwarzmagischen Fähigkeiten ausgesprochen wertvoll war. Nichts war für Dumbledore attraktiver, als sich diesen fetten Fang zu sichern.

Die Sache hat nur den Schönheitsfehler, daß Dumbledore an diesem Abend fast ununterbrochen mit Fudge zusammen war, also keine Gelegenheit gehabt hatte, zum Lehrerbüro zu fliegen, in dem Black gefangen gehalten wurde, und ihn daraus zu befreien.

Doch vergessen wir zwei Gesichtspunkte nicht: Erstens war Dumbledore für kurze Zeit allein, zweitens verfügte er in Hogwarts noch über genügend Anhänger, die bedenkenlos alle seine Befehle ausführten. Zu nennen wären da die Ordensmitglieder Snape und McGonagall. Snape fiel aus, weil er von Blacks Schuld nicht nur überzeugt, sondern noch aus Schultagen mit diesem zufiefst verfeindet war. Also blieb noch Professor McGonagall.

Dumbledore mußte, als er Blacks Geschichte gehört hatte, an die Flucht des Hippogreifs wenige Stunden vorher gedacht und dank seiner besonderen magischen Fähigkeiten Kontakt mit McGonagall aufgenommen haben. Immerhin war er mit Black für den Zeitraum von dessen Befragung allein gewesen. Wahrscheinlich hatte Dumbledore den Befehl zu Blacks Befreiung noch in Blacks Gegenwart erteilt, damit sich dieser vorbereiten und seinen Teil zum Gelingen der Flucht beitragen konnte. Dann gesellte sich Dumbledore selbstgefällig grinsend wieder zu Fudge und Snape, während Professor McGonagall sich ihren Besen schnappte und den Rest erledigte.

Und so war die Sache für Dumbledore gut gelaufen: Der Zaubereiminister war düpiert, und er selbst hatte einen hervorragenden Gefolgsmann nicht nur zurückgewonnen, sondern nur noch enger und bedingungsloser an sich gebunden. Außerdem kontrollierte er nun Harrys Paten. Allerdings blieb der Schönheitsfehler, daß Lupin kündigen mußte, nachdem er zum Werwolf geworden war, so daß sich der alte Schulleiter etwas neues einfallen mußte, um Harry hübsch und rundherum unter Kontrolle zu halten. Aber er ließ sich für das nächste Schuljahr schon etwas einfallen.

Daß mit Peter Pettigrew ein glühender Anhänger von Du-weißt-schon-wem entkommen war, kümmerte ihn wahrscheinlich nicht. Das sollte als eine für zahlreiche Zauberer tödliche Nachlässigkeit herausstellen, wie die Ereignisse etwa ein Jahr später zeigten. Doch zunächst warfen dunkle Ereignisse ihre dunklen Schatten voraus.


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