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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Harry wird eingerahmt

von Krabbentaucher

Für Harry Potter war der 31. Juli 1993 nur sein 13. Geburtstag, für Cornelius Fudge, dem damaligen Zaubereiminister, einer der arbeitsreichsten Tage seines Lebens – und für die gesamte magische Gemeinschaft ein gewaltiger Schock: Sirius Black, angeblich schrecklichster unter den Todessern und rechte Hand oder sogar Stellvertreter von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, war in der Nacht zuvor aus Askaban ausgebrochen, wo er wegen des Mordes an einem Zauberer und zwölf Muggeln bislang zwölf Jahre lang eingesessen hatte.

„Ich wurde mitten in der Nacht alarmiert“, erinnert sich der Ex-Zaubereiminister. „Zuerst mußte ich nach Askaban – fürchterliche Anreise, Sauwetter, man kann nicht dorthin apparieren, müssen Sie wissen. Die Wachen waren außer sich.“ In der Tat. Die Wachen, die Dementoren von Askaban, hatten bis dahin noch nie den Ausbruch eines Gefangenen hinnehmen müssen, genügte doch schon ihre bloße Anwesenheit, in den Insassen eine so große Verzagtheit zu verursachen, daß diese jede Initiative verloren.

„Dann mußte ich zum Premierminister der Muggel. Der hat mir dann freundlicherweise zugesagt, mir im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Fahndung behilflich zu sein. Sogar ein Telefon wurde geschaltet.“ In den Muggelnachrichten wurde der Fahndungsaufruf übertragen und eine Telefonnummer angegeben, unter der aufmerksame Muggel ihre Sichtungen schildern konnten. Das zeigt, wie einmalig dieser Vorgang war, denn derlei Muggelhilfsmittel wendet das Zaubereiministerium normalerweise nicht an. Fudge wurden wegen seiner Mitteilung an den Premierminister der Muggel übrigens hart kritisiert, wie sich aus einem Artikel des Tagespropheten vom siebten August 1993 ergibt:

BLACK IMMER NOCH AUF FREIEM FUSS

Sirius Black, der wohl berüchtigste Gefangene, der je in der
Festung von Askaban saß, ist immer noch auf der Flucht, wie
das Zaubereiministerium heute bestätigte.
„Wir tun alles, was wir können, um Black zu fassen“, sagte
Zaubereiminister Cornelius Fudge heute Morgen, „und wir
bitten alle Hexen und Zauberer, Ruhe zu bewahren.“
Fudge wurde von Mitgliedern der Internationalen Verei-
nigung von Zauberern kritisiert, weil er den Premierminis-
ter der Muggel von der Krise unterrichtet hat.
„Nun, es blieb mir nichts anderes übrig, wissen Sie“, sagte
der verärgert wirkende Fudge. „Black ist verrückt. Er ist eine
Gefahr für jeden, der ihm über den Weg läuft, ob Magier
oder Muggel. Der Premierminister hat mir versichert, daß
er kein Wort darüber verlautbaren lassen wird, wer Black in
Wahrheit ist. Und seien wir ehrlich – wer würde ihm schon
glauben?“
Während die Muggel gewarnt wurden, daß Black mit ei-
ner Pistole bewaffnet ist (einer Art metallener Zauberstab,
mit dem sich die Muggel gegenseitig umbringen), lebt die
Zauberergemeinschaft in Furcht vor einem weiteren Massa-
ker wie vor zwölf Jahren, als Black mit einem einzigen
Fluch 13 Menschen tötete.

Auch Harry mußte bei den Dursleys von der Sache etwas mitbekommen haben, denn auch über die Muggelnachrichten wurden Fahndungsaufrufe verbreitet. Aber natürlich hatte er nichts davon auf die magische Gemeinschaft bezogen – oder gar auf sich.

Fudge enthüllt mir gegenüber, was bislang nur ausgewählten Personen, nämlich den Lehrern in Hogwarts und einigen Ministeriumszauberern, bekannt war: „Bevor Black ausgebrochen ist, hat er immer etwas gemurmelt von 'er ist in Hogwarts'. Wir waren uns sicher, daß er Harry Potter gemeint hat.“ Damit schien die Sache klar zu sein: Black war ausgebrochen, um Harry endgültig den Garaus zu machen, also das zu vollenden, was ihm nach Hagrids Einschätzung in jener denkwürdigen Runde vor Weihnachten 1993 in den Drei Besen am 31. Oktober 1981 nicht geglückt war.

Zweifellos hatte Dumbledore das Ministerium damit beruhigt, daß er zumindest offenbart hat, einen besonderen Schutzzauber über das Haus der Dursleys gesprochen zu haben. Man konnte sich also erst einmal auf die Fahndung konzentrieren und hoffen, daß Black wieder dingfest gemacht worden sein würde, wenn Harry nach Hogwarts aufbrechen mußte.

Doch die Dinge liefen anders als gedacht – und wieder war es Harry selbst, der für Aufregung sorgte.

„Er hatte seine Tante aufgeblasen und war dann abgehauen“, berichtet Fudge knapp. „Als ob wir nicht schon genug Ärger wegen Black gehabt hätten. Sie können sich gar nicht vorstellen, was da los war.“ Doch, kann ich. Denn zu dem wenigen, was mir Mr Vernon Dursley mitgeteilt hatte, gehörte die dürre Mitteilung, daß seine Schwester rund wie eine Kugel unter der Küchendecke hing und Harry mit Sack und Pack aus dem Haus verschwunden war, ohne rückgängig zu machen, was er veranstaltet hatte.

Während Harry aus Sicht des Ministeriums wie vom Erdboden verschluckt war, mußten die Zauberer der Vergißmichzentrale und der Abteilung für die Umkehr verunglückter Zauber in den späten Abendstunden des siebten August 1993 Überstunden machen. „Mrs Magdalene Dursley hing kugelrund und kreischend unter der Küchendecke, während die anderen Muggel aufgeregt um sie herumliefen“, berichtet ein Vergißmich. „Die Kollegen von der Zauberumkehr haben sie dann irgendwie angepiekst – fragen Sie mich nicht, was die genau gemacht haben – und sie wieder auf Normalformat gebracht. Dann haben wir ihr Gedächtnis verändert. Mann, waren die anderen Muggel sauer auf Harry Potter! Aber wir haben sie dann überreden können, ihn nächsten Sommer wieder aufzunehmen, vorher wollten sie ihn nicht zurückhaben.“

Ernie Prang, kurzsichtiger Fahrer des Fahrenden Ritters mit individuellem Fahrstil, erinnert sich noch an die Nachttour. „Damals arbeitete ich noch mit Stan Shunpike zusammen, der war Schaffner. Wir wurden plötzlich von Little Whinging aus runtergewunken. Eingestiegen ist dann der Junge, ich habe ihn gar nicht erkannt. Er hat sich auch nicht Harry Potter genannt. Wollte zum Tropfenden Kessel in London gefahren werden. Sie können sich denken, wie groß die Überraschung war, als uns dort der Minister erwartet und gesagt hat, daß das Harry Potter war.“

Es ist offensichtlich, daß Harry auf der Flucht war. Immerhin hatte er gerade einem Muggel einen Schadzauber aufgehalst, außerdem war er schon im Vorjahr verwarnt worden. Doch Fudge interessierte das nicht, wie er zugibt: „Ich war damals einfach nur froh, daß er noch am Leben und nicht von Black getötet worden war. Aber er hat genau gewußt, daß er etwas falsch gemacht hatte, denn er hat mich nach seiner Bestrafung gefragt. Wäre ich nur nicht so nachsichtig gewesen.“ Harry mußte keine Folgen seiner Untat spüren. Er wurde von Fudge persönlich im Tropfenden Kessel einquartiert, bis der Hogwarts-Expreß abfahren würde. Die Weasleys – hier natürlich Arthur Weasley – wurden beauftragt, gegen Ende der Ferien ein Auge auf ihn zu haben. Außerdem schickte das Ministerium eigens Autos, um Harry und die Weasleys am ersten September 1993 zum Bahnhof King's Cross zu bringen.

Man könnte das alles als amüsante Episode abtun, wäre die Sache nicht ernster als einfach nur Zauberei durch einen Minderjährigen und Zauberei vor Muggeln. Denn Harrys Zauber richtete sich eindeutig gegen eine Muggelfrau, und der Zauber war eindeutig schädlich, denn er beraubte sie ihrer Freiheit und verängstigte sie völlig. Und natürlich war es sehr quälend.

Harry – ein Muggelquäler? „Die Todesser – zu denen ich natürlich nie wirklich gehörte – hätten Potters Angriff auf diese Muggelfrau sehr amüsant gefunden, trägt er doch die Handschrift der Muggelquälereien, die diese Leute, mit denen ich später gezwungen war zusammen zu sein, besonders gern verübten“, bewertet Mr Lucius Malfoy Harrys Angriff.

In der Tat hatte der Vorgang etwas von dem typischen Freizeitvergnügen der Todesser während der Herrschaft von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf. Der Held der magischen Gemeinschaft, der Sieger über Du-weißt-schon-wem, legt ein Verhalten wie ein Todesser an den Tag – das muß man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Schon früher hatte Harry einen ausgepägten Muggelhaß an den Tag gelegt, wie ich bereits geschrieben habe. Wir erinnern uns daran, wie er seinen Cousin Dudley der Gefahr ausgesetzt hatte, von einer Boa Contrictor zu Tode gequetscht zu werden. Mochten auch die Dursleys nichts von Zauberei halten – sie verfolgten durchaus edle, wenn auch fehlgeleitete Ziele. Und ganz sicher hatte sich Mrs Magdalene Dursley nicht daran beteiligt, Harry die Zauberei auszutreiben. Sie wußte und weiß bis heute nämlich gar nicht, daß er Zauberer ist.

Hier liegt somit keine Reaktion auf die Erziehungsmaßnahmen durch Mr Vernon und Mrs Petunia Dursley vor, sondern ein Angriff auf eine völlig unschuldige Muggelfrau. Harrys Zeit in Little Whinging hatte in ihm einen solchen Haß auf alle Muggel entfacht, daß er ihn bedenkenlos an der Schwester desjenigen ausließ, der ihn in seinem Haus aufgenommen hatte.

Dumbledore wird sich in seinem Schulleiterbüro zufrieden die Hände gerieben haben, als er durch das Ministerium vom Treiben seines Lieblingsschülers und besonderen Werkzeugs hörte. Seine Rechnung war wieder einmal aufgegangen. Indem er veranlaßt hatte, daß Harry bei verständnislosen Muggeln aufwachsen mußte, hatte er ihn nicht nur von der magischen Gemeinschaft isoliert, er hatte ihm auch einen soliden Muggelhaß eingepflanzt. Dieser würde, so dachte sich der alte Drahtzieher wohl, Harrys Eignung als Werkzeug für die eigenen finsteren und muggelfeindlichen Pläne nur steigern können. Ob Dumbledore in dieser Nacht schon spekuliert hatte, Harry könne sehr viel später nach der allgemeinen Machtübernahme Zaubereiminister werden und die Drecksarbeit machen?

Doch wir sollten nicht zu hart über Harry selbst urteilen. Immerhin floh er danach aus dem Haus und reiste verdeckt unter einer geborgten Identität mit dem Fahrenden Ritter fort vom Tatort. Offenbar hatte sich Harry selbst darüber erschreckt, was er getan hatte. Anderenfalls wäre er im Ligusterweg geblieben und hätte auch die anderen Muggel aufgeblasen, die er immerhin für seine unmagische Lage verantwortlich machen konnte.

„Der Umstand, daß Harry Potter in keiner Weise bestraft wurde, und hier gebe ich mir selbst die Schuld, dürfte ihn glauben gemacht haben, daß er wegen seines Namens und seiner Berühmtheit machen konnte, was er wollte. Das zeigte sich jedenfalls zwei Jahre später, als er wieder einen Zauber in der Ferienzeit losgelassen hatte“, gibt sich Fudge betrübt.

Nun, immerhin handelte es sich um den letzten Angriff auf einen Muggel, den Harry je in seinen Leben verübt hatte. Offenbar war Dumbledores Rechnung nicht ganz und gar aufgegangen. Aber das hat der alte Großmeister zum Glück nicht bemerkt.

Der Rest der Ferien verlief ohne Besonderheit. Harry wurde mit der Familie Weasley, die ihren Job, ihn zu beaufsichtigen, erledigten, zum Bahnhof gebracht. Nun endlich hatte sich die Einschleimerei von Ronald Weasley für seine Familie ausgezahlt: Mr Arthur Weasley wäre sonst wohl nicht vom Zaubereiminister persönlich um etwas gebeten worden – das dürfte wohl die Vorstufe für dessen späteren Aufstieg zum Leiter einer größeren Abteilung gewesen sein. So war Magdalene Dursleys Leid die Freud der Familie Weasley.

Allerdings verlief auch die anschließende Zugfahrt nach Hogwarts nicht störungsfrei, und wieder machte Harry Potter von sich reden.

Das Zaubereiministerium fürchtete aufgrund der Äußerungen von Black in Askaban, daß er in Hogwarts eindringen würde, um Harry zu töten. Eine Möglichkeit zum Einschmuggeln nach Hogwarts wurde im Hogwarts-Expreß gesehen. Deshalb wurde der Zug am ersten September kurz vor dem Erreichen von Hogsmeade angehalten und von den Dementoren von Askaban durchsucht. „Dumbledore war zwar strikt dagegen, aber aus damaliger Sicht blieb uns nichts anderes übrig“, verteidigt Fudge sein Vorgehen. „Dementoren können Gefühle feststellen, und daher konnten sie auch feststellen, ob jemand im Zug war, der Angst hatte, entdeckt zu werden. Wir konnten daher nicht einfach Ministeriumszauberer einsetzen.“

Bis zur erneuten Machtergreifung durch Du-weißt-schon-wem wußte kaum ein Zauberer, wie sich eine Begegnung mit Dementoren anfühlt. Das änderte sich allerdings danach. Bekanntlich erlöschen die Lichter, außerdem wird es sehr kalt, die schlimmsten Erinnerungen kommen hoch, außerdem glaubt man, nie mehr glücklich werden zu können. Die Dementoren ernähren sich von den Gedanken und Gefühlen der Menschen.

Gefunden haben sie zwar nichts, aber es gab ein Opfer: Harry Potter. Er war ohnmächtig zusammengebrochen. „Die Gryffindors haben das totgeschwiegen, aber in Slytherin war das ein Thema“, berichtet Pansy Parkinson.

Es sollte nicht der einzige Zusammenbruch von Harry Potter bleiben. Ein Quidditch-Spiel sollte wegen Harrys Schwäche verloren gehen, außerdem kam es – allerdings ohne die Anwesenheit von Dementoren – gegen Ende des nächsten Schuljahres, also im Frühsommer 1995, zu einem weiteren Anfall, wenn auch ohne Ohnmacht.

Zunächst aber sah es für Harry so aus, als sei die Dementorenproblematik mit der Ankunft in Hogwarts erledigt. Er nahm am Festessen teil, hatte aber die Auswahl verpaßt, weil er zuvor noch von Professor McGonnagall zu einer Unterredung gebeten wurde – zweifellos wegen des Ohnmachtsanfalls im Zug.

Das dritte Schuljahr begann für Harry ansonsten normal, doch sollte die sehr eigenwillige und kaum nachvollziehbare Personalpolitik von Dumbledore zu einem gefährlichen Vorfall führen.

Im Sommer 1993 hatte sich der damalige Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe, Professor Kesselbrand, vermutlich der meistgekündigte Lehrer und Lehrer mit den häufigsten Probezeiten, entschieden, in den Ruhestand zu gehen. Professor Dumbledore war offenbar zu bequem, sich nach einem richtigen Lehrer als Ersatz umzusehen und ernannte stattdessen ausgerechnet Hagrid.

Hagrid – wir erinnern uns: Ohne vollständige Zauberausbildung, mit geistigen Defiziten, dem Alkohol zugetan, ungeschickt, verliebt in gefährliche Monster aller Art ohne auch nur eine Ahnung von ihrem wahren Gefahrenpotenzial, dazu noch nicht einmal ein richtiger Mensch, sondern ein Halbriese. Was hatte Dumbledore nur geritten, ausgerechnet denjenigen zum Lehrer zu ernennen, der die denkbar geringsten Voraussetzungen für diese Tätigkeit mitbringt? Im Grunde war es Harry Potter selbst, der den Weg für Hagrid freigemacht hat, nämlich indem er den Basilisken tötete. Hagrid war damit von dem Vorwurf entlastet, der fünf Jahrzehnte zuvor zu seinem Schulverweis geführt hatte.

Doch was heißt entlastet? Hagrid hatte unzweifelhaft ein Monster in der Schule großgezogen, auch wenn es für den Tod der Schülerin damals nicht verantwortlich war. Hagrid hatte unzweifelhaft seinen Monsterfimmel nicht abgelegt und neigte noch immer zu unvorsichtigem und unverantwortlichem Verhalten, denken wir nur an den Drachen im Schuljahr 1991/1992. Er stellte also nach wie vor eine beträchtliche Gefahr für jeden dar, der seiner Obhut unterstellt war – und nach der Ernennung zum Lehrer war das jeder seiner Schüler.

Aber Dumbledore hatte seine guten Gründe. Er mußte Harry möglichst einrahmen mit Leuten, die ihm treu ergeben waren. Bislang waren nur zwei Mitglieder des Ordens des Phönix Lehrer von Harry: Professor McGonagall und Professor Snape. Erstere befand sich als Hauslehrerin von Harry in einer starken Überwachungsposition, konnte ihn aber während der Unterrichtszeit nur in ihren eigenen Verwandlungsstunden nach Dumbledores Vorstellungen formen. Letzterer hatte Harry nur in den Zaubertrankstunden unter Kontrolle. Nachdem Harry in den beiden vorangegangenen Schuljahren immer wieder auf eigene Faust gehandelt hatte, mußte Dumbledore handeln, wollte er Harry wieder unter Kontrolle bekommen und für seine spezielle Operation zur Machtergreifung programmieren. Er mußte Harry noch weiter einrahmen.

Hierzu bot sich Hagrid an. Dieser war Dumbledore besonders treu ergeben, verdankte er ihm doch den Verbleib in der magischen Gesellschaft trotz des Rauswurfs aus Hogwarts und des Zerbrechens des Zauberstabes. Außerdem war Hagrid schon beteiligt gewesen, als es darum ging, Harry erst verschwinden zu lassen und ihn dann aus der Versenkung wieder hervorzuholen. Hagrid dürfte in seinem kindlichen Gemüt sehr auf Harry geprägt worden sein, so daß er ein willfähriges Werkzeug Dumbledores zur Formung des Jungen war.

Wen kümmerte angesichts dieser Möglichkeiten schon die mangelnde Eignung des Halbriesen, als Lehrer im Fach Pflege magischer Geschöpfe tätig zu sein, wenn sich die Möglichkeit bot, eine weitere Marionette zu installieren? Dumbledore sicher nicht.

Aber die Schüler sollten noch in Hagrids erster Stunde dessen spezielle Auffassungen zu ihrer Sicherheit kennenlernen.

Hippogreife sind schon von Natur aus extrem gefährlich: Sie sind launisch, und mit ihren scharfen Schnäbeln und Klauen können sie einen Menschen mit einem einzigen Schlag zerfetzen. Wer es nicht weiß: Hippogreife sind Mischwesen aus Adler und Pferd, wobei Leib und Hinterläufe die eines Pferdes sind, der gesamte vordere Teil aber ein überdimensionierter Adler ist. Wer sich nicht vor ihnen verbeugt oder wer blinzelt, lebt nicht mehr lang. Eindeutig handelt es sich um Tiere, in deren Nähe nur vollausgebildete Zauberer mit spezieller Zusatzqualifikation kommen sollten.

Doch das alles focht Hagrid nicht an, als er sich entschloß, in seiner ersten Stunde seines Amtes ausgerechnet Drittklässler mit einer riesigen Herde von Hippogreifen zu konfrontieren. Und prompt ging es schief: „Ich habe alles vorschriftsmäßig gemacht – verbeugt, dem Hippogreif dabei ohne Blinzeln in die Augen geschaut – und wurde plötzlich angegriffen. Mein Arm wurde mir beinahe abgerissen. Es war zunächst nicht klar, ob er überhaupt noch an denn paar Sehnen halten würde, und es hatte auch noch Wochen gedauert, bis klar war, daß ich ihn nicht verlieren würde“, berichtet Draco Malfoy noch immer sichtlich geschockt und durch die Erinnerung erschüttert von seinem Erlebnis mit einem der Hippogreife, den Hagrid verharmlosend „Seidenschnabel“ genannt hatte.

Fairerweise muß man sagen, daß Harry der erste war, der es in der Klasse mit einem Hippogreif zu tun bekam. Er schaffte es sogar, auf diesem gefährlichen Tier zu reiten, also zu fliegen. Aber ist das maßgeblich?

Man mag die Sache damit abtun, daß es sich hier immerhin um den Jungen handelte, der Den, dessen Name nicht genannt werden darf, bezwungen hatte. Aber das wäre zu einfach. Denken wir noch einmal nach: Harry verbrachte nur die letzten Wochen seiner Sommerferien im Tropfenden Kessel und in der Winkelgasse in London, aber für die Zeit bei den Muggeln in Little Whinging fehlt – abgesehen vom Vorfall mit Tante Magdalene Dursley – jede Nachricht. Hagrid wußte, daß er Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe werden sollte. Und er wußte, wo Harry bei den Muggeln zu finden war. Als enger Vertrauter sowohl von Dumbledore als auch – auf fragwürdige Weise, vergleiche Kapitel sieben – Harry selbst hatte er Zugang zum Ligusterweg Nummer vier. Was liegt also näher, als daß Hagrid Harry in der ersten Hälfte der Sommerferien aus Little Whinging fortgeschafft hatte und ihn den Umgang mit Hippogreifen intensiv hatte trainieren lassen?

Nur fragt man sich: Warum? Die Antwort ist ganz einfach: Wenn Harry es sogar schafft, vor der ganzen Klasse auf einem Hippogreif zu fliegen, würde sich einerseits sein Nimbus besonderer Fähigkeiten festigen. Das deutet darauf hin, daß das Sondertraining auf Dumbledore zurückzuführen war, zumal dieser den Zugang zu Harry in Little Whinging kontrollierte. Außerdem würde es eine aufregende Stunde werden, also der richtige Einstand für den frischgebackenen Professor Hagrid. Auch das lag in Dumbledores ureigenstem Interesse, da er nur auf diesem Weg kritische Stimmen wegen dieser eigenwilligen Ernennung hätte ersticken können. Außerdem wäre Hagrid abgesichert gewesen, wenn etwas schiefgegangen wäre, denn er hätte auf Harrys Erfolg verweisen können.

Dumbledores schlauer Plan ging leider nicht richtig auf. Wie Draco Malfoys schwerste Verletzung durch den Hippogreif-Angriff zeigte, hatte Hagrid die Sicherheit der ihm anvertrauten Schüler nicht im Griff. Zwar wurde er nicht gefeuert, aber Mr Lucius Malfoy sagt: „Ich konnte diese Verletzung meines Sohnes nicht hinnehmen. Selbstverständlich habe ich den Ausschuß zur Beseitigung gefährlicher Geschöpfe angerufen.“

In diesem Verfahren wurde der Hippogreif Seidenschnabel schließlich – Monate später – zum Tode verurteilt. Hagrid hatte zwar den Versuch unternommen, dabei allerdings nicht allzu gut ausgesehen. Letztlich konnte der Halbriese sich dazu gratulieren, nicht gefeuert worden zu sein, was bei seinem wild ausgelebten Monsterfimmel nur allzu angemessen gewesen wäre. Und dieser Monsterfimmel könnte es letztlich gewesen sein, der die Verteidigung Seidenschnabels hat scheitern lassen. Die Mitglieder des Ausschusses zur Beseitigung gefährlicher Geschöpfe wissen es nämlich nicht zu schätzen, wenn ein monsterverrückter Halbwilder ihnen weismachen will, daß eine Kreatur mit tödlichem Schnabel, die einen Schüler angefallen und schwerstens verletzt hat, völlig lieb und harmlos sein soll.

Hagrid hatte zwar noch Berufung gegen das Urteil eingelegt, aber in der Berufungsverhandlung im Juni 1994 wurde es bestätigt. Daß es nicht vollstreckt werden konnte, ist eine andere Sache, und sie hängt mit den mysteriösen Vorgängen um Sirius Black zusammen, auf die noch zurückzukommen sein wird.

Als wäre die Ernennung Hagrids – und damit die inakzeptable Gefährdung der Schüler – nicht genug, hatte Dumbledore noch mehr getan, um Harry mit Ordensleuten einzurahmen, und zwar durch die Ernennung des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Diesen Job bekam nämlich ein anderes Ordensmitglied, von dem schon in einem der früheren Kapitel die Rede war und das im engsten Verhältnis zu Harrys Eltern stand: John Remus Lupin.

Ich habe schon darauf hingewiesen, daß Lupin ein Werwolf war. Und das muß man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Dumbledore stellte einen Werwolf als Lehrer ein! Ein Werwolf ist ein Halbmensch, der sich bei Vollmond in eine reißende Bestie verwandelt, die unterschiedslos jeden anfällt, der in seine Reichweite gerät. Das endet entweder damit, daß das Opfer zerfleischt und getötet wird, oder damit, daß das Opfer selbst zu einem Werwolf wird. So ein gefährliches Wesen zog nun also in Hogwarts ein und hatte Zugriff auf nahezu alle Schüler. In Sicherheit waren nur noch die UTZ-Schüler, die nach ihrer fünften Klasse Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht mehr belegten. Es war allerdings nur eine relative Sicherheit, denn es ändert sich nichts an der Tatsache, daß hier nunmehr Werwolf und Schüler unter einem Dach lebten.

Fast das ganze Schuljahr über blieb den Schülern verborgen, daß sie es mit einem Werwolf zu tun hatten. Letztlich ist es Professor Snape zu verdanken, daß diese üble Personalentscheidung ans Licht kam. Er konnte es schließlich nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, daß die Schüler von so einer Bestie bedroht wurden und nahm seine Verantwortung als Hauslehrer wahr, indem er kurz vor den Sommerferien die Schüler seines Hauses – Slytherin – aufklärte. Das hatte das Ende von Lupins Lehrerkarriere zur Folge.

Für Professor McGonagall müßte es eigentlich beschämend gewesen sein, ihrer Verantwortung als Hauslehrerin von Gryffindor nicht nachgekommen zu sein, obwohl sie von Lupins Werwolfeigenschaft wußte. Doch schien es ihr keine Gewissensbisse gemacht zu haben, daß sie die Schüler ihres eigenen Hauses – und auch die anderen Schüler – sehendes Auges der Gefahr überlassen hat, von einem Werwolf angegriffen zu werden. Ihre Treue zum Orden des Phönix ging ihr eben über ihre Pflichten als Hauslehrerin, und ihre Hörigkeit gegenüber Dumbledore war stärker als ihr Verantwortungsgefühl, wenn sie je ein solches besessen haben sollte.

Lupin selbst verstand es, sich bei den Schülern einzuschmeicheln. Da fiel es nicht weiter auf, daß er regelmäßig alle vier Wochen fehlte – er war von Dumbledore in den Phasen der Verwandlung aus dem Verkehr gezogen worden. Er forderte die Schüler nicht, vor allem unterließ er es, ihnen längere Hausaufgaben oder Prüfungen abzuverlangen, außerdem waren seine Unterrichtsstunden durchaus unterhaltsam. Das Thema „Werwölfe“ hatte er aber wohlweislich immer ausgelassen.

So freundlich er den Schülern auch erschien, er war auch hinterhältig und äußerst unkollegial. Anders ist eine Aktion nicht bewerten, die Lupin schon in seiner ersten Woche in Hogwarts, also noch Anfang September 1993, veranstaltet hat. Er hatte nämlich in einer Unterrichtsstunde – an der übrigens auch Harry Potter teilgenommen hatte – einen Irrwicht dazu veranlaßt, die Gestalt seines Lehrerkollegen Severus Snape anzunehmen und in der Kleidung einer alten Dame aufzutreten. Damit hat er Professor Snape zum Gespött der Schüler gemacht. Kein netter Zug – aber Lupin dürfte Harrys Abneigung zu Professor Snape bekannt gewesen sein. Wollte er sich bei dem Jungen, der überlebt hat, lieb Kind machen?

Draco Malfoy hat eine interessante Information parat: „Lupin war auf der Fahrt nach Hogwarts im selben Abteil wie Potter, ich habe ihn dort gesehen.“ Was für ein Zufall: Einer der Rumtreiber, einer der besten Jugendfreunde von Harry Potters Vater, sitzt im selben Abteil wie Harry und macht sich ausgerechnet in Harrys Unterrichtsstunde über den Lehrer lustig, mit dem der Junge die größten Schwierigkeiten hat? Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß hier immerhin Dumbledore die Fäden zog. Warum sollte er die Sache nicht so gedeichselt haben, daß Lupin von Anfang an bei Harry war? Schließlich kam es dem greisen Schulleiter darauf an, Harry ein möglichst großes Vertrauen zu dem Ordenszauberer aufbauen zu lassen, denn nur so war Harrys weitgehende Kontrolle gewährleistet.

Und in der Tat: Harry Potter schien sich mit Lupin angefreundet zu haben. War im Tagespropheten vom 24. Juni 1995 noch zu lesen, Harrys Freundschaft zu Werwölfen sei ein Indiz dafür, daß er sich an Gewalt ergötzt, steht die Geschichte nun in einem anderen Licht da: Harry hat die Freundschaft zu einem Werwolf begründet, weil Dumbledore die Umstände entsprechend gesteuert und der ordenstreue Lupin sich auch befehlsgemäß so verhalten hat, daß Harry Vertrauen zu ihm fassen konnte. Damit war ein weiterer Faden aufgehängt, an dem Harry, die bedauernswerte Marionette, baumelte.

Lupin wiederum fiel es sicher nicht schwer, Professor Snape vor allen Schülern bloßzustellen. Schließlich war er als guter Freund von James Potter und als Mitglied der Schülerbande „Die Rumtreiber“ mit Severus Snape verfeindet.

Er war aber auch mit Sirius Black befreundet. Und das macht seine Ernennung doppelt zweifelhaft, denn es stellte doch eine erhebliche Gefährdung der Schüler dar, wenn der Freund des berüchtigtsten Askaban-Ausbrechers in der Schule ist und damit Einfluß darauf hat, wer in die Schule hineinkommt. Dabei spielt es erstmal keine Rolle, daß Black letztlich unschuldig war, soweit hier Unschuld überhaupt möglich ist. Dumbledore war schließlich seinerzeit selbst davon ausgegangen, daß Black schuldig war.

Und so kam es zu düsteren Ereignissen.


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