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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Allein gegen das Monster

von Krabbentaucher

Schüler, die damals dem Haus Slytherins angehörten, könnten sich heute noch darüber aufregen, daß Schüler aus Hufflepuff und Ravenclaw ausgerechnet Harry Potter als Erben Slytherins im Verdacht hatten. „Ich meine, der Kerl war in Gryffindor! Hätte der Sprechende Hut ihn nicht zu uns geschickt, wenn er ein Nachfahre Slytherins wäre?“ ereifert sich Marcus Flint, damals Kapitan der Hausmannschaft der Slytherins. Im Gemeinschaftsraum der Slytherins war klar: Es konnte nicht Harry Potter sein.

Obwohl sich bis Weihnachten keine weiteren Vorfälle ereigneten, fuhren so viele Schüler wie nie zuvor über die Ferien nach Hause. „Bei den Ravenclaws und Hufflepuffs war's klar, die hatten Schiß vor Potter“, stellt Pansy Parkinson fest, die ihrerseits den Hogwarts-Expreß bestiegen hatte. „In Slytherin sahen wir keine Gefahr für uns, weil es bei uns keine Muggelstämmigen gab“, fährt sie fort. „Es ist nur so, daß Slytherins im allgemeine intakte Familien zu Hause haben und deshalb zahlreich in die Ferien gefahren sind.“ Aber Gryffindor war so wie ausgestorben wie Hufflepuff und Ravenclaw. „Entweder haben sie geglaubt, jemand ganz anderer ist der Erbe Slytherins, der jetzt immer noch zuschlagen könnte, oder sie waren sich bei Potter doch nicht so sicher und wollten es nicht darauf anlegen“, sagt Draco Malfoy.

Wie auch immer – die Weihnachtsfeier verlief friedlich und ohne Versteinerungen. Man könnte auch sagen: zu friedlich. Dumbledore vergnügte sich mit Knallbonbons, statt die relativ leere Schule und die Ferienzeit zu nutzen, um sich endlich einmal auf die Suche nach der Kammer des Schreckens zu machen. Es war wohl zu unbequem, selbst einmal zu handeln. So ganz ohne einen Vorfall ging das Weihnachtsfest aber nicht ab.

„Ich bin mit Vincent, also mit Crabbe, dann in einem Besenschrank aufgewacht“, beklagt sich Greggory Goyle. „Vor dem Schrank lagen unsere Schuhe. Weiß gar nicht, was passiert ist. Weiß nur noch, daß wir vom Fest kamen“. Draco Malfoy kann sich heute noch darüber amüsieren: „Die beiden sind angerannt gekommen und haben was von einem Angriff auf sie gefaselt – obwohl sie doch Reinblüter sind beziehungsweise waren.“ Das wäre auch zu merkwürdig gewesen: Das Monster Slytherins, dessen Spezialität die Versteinerung von Muggelstämmigen war, soll aus der Kammer des Schreckens gekommen sein, um zwei Slytherins die Schuhe auszuziehen und sie in einen Besenschrank zu stecken? Mr Malfoy junior hat eine andere Erklärung: „Die waren doch nach dem Fest im Gemeinschaftsraum. Da habe ich ihnen diesen Zeitungsartikel gezeigt, wonach dieser Mr Weasley wegen seiner dauernden Verzauberei von Muggelzeug einen draufgekriegt hat. Und dann sind sie wieder weggelaufen, weil ihnen schlecht war. Ich schätze, sie haben sich beim Festessen einfach übernommen. Und das haben vielleicht die Weasley-Zwillinge ausgenutzt, jedenfalls hätte es denen ähnlich gesehen.“

In der Tat trägt der ganze Vorgang die Handschrift von Fred und George Weasley, die wenige Jahre später mit ihrem Zauberscherzladen in der Winkelgasse einen Bombenerfolg landen sollten.

Dennoch gab es Unruhe: Von nun an wurde Hermione Granger, eigentlich unvermeidliche Begleiterin von Harry Potter, nicht mehr in seiner Nähe und der seines Gehilfen Ron Weasley gesehen. Wie sich schnell herausstellte, lag sie im Krankenflügel, ohne daß bekannt geworden wäre, warum sie dorthin gekommen war. Gerüchte machten bei Beginn des Unterrichts nach den Ferien die Runde, auch sie sei ein Opfer des Erben von Slytherin geworden. Doch dann tauchte sie wieder im Unterricht auf, und allmählich geriet die Sache in Vergessenheit.

Überhaupt geriet alles in Vergessenheit. Es gab keine Angriffe mehr, außerdem gelang es der Schulleitung, die Schüler in Sicherheit zu wiegen, indem man darauf hinwies, daß die für die Heilung der Versteinerten notwendigen Pflanzen wuchsen und gediehen. Dumbledore hatte Zeit gewonnen.

Inzwischen kam es zu einer für viele der Anwesenden eher amüsante Begebenheit in Harry Potters Leben, wie man bei unbefangener Betrachtung glauben könnte. Es war der 14. Februar 1993, also Valentinstag. Professor Gilderoy Lockhart hatte sich einfallen lassen, Zwerge zu engagieren, die den Schülern Valentinsgrüße überbringen sollten.

Ein Valentinsgruß war an Harry gerichtet. Zufällig war Draco Malfoy anwesend. „Potter wollte seinen Gruß gar nicht hören, aber der Zwerg hat ihn eingeholt, zu Boden geworfen und sich auf ihn gesetzt“, berichtet der Slytherin. Leider kann er sich nicht mehr an den Wortlaut erinnern. „Irgendwas mit grüner Grütze oder Kröten oder so etwas, jedenfalls war es ein reichlich mißglückter Liebesgruß.“ Aber die Auflösung des uns alle interessierenden Rätsels, wer Harry den Liebesgruß hatte überbringen lassen, kann uns Draco Malfoy liefern: „Es war Ginny Weasley, die Schwester von Potters Freund Ron Weasley. Die stand dabei und war gar nicht glücklich, wie Potter den Gruß aufgenommen hat. Der sah nämlich aus, als wäre er am liebsten gestorben. Und sie machte ein extrem enttäuschtes Gesicht – beinahe hätte sie wohl geheult.“

Man könnte es als harmlose und danebengegangene Schwärmerei einer Elfjährigen abtun, wenn man nicht wüßte, daß sie und Harry Jahre später wirklich ein Paar wurden. Bis es so weit war, sollte es aber noch dauern, außerdem wurden zunächst andere Mädchen die Favoritinnen des berühmtesten langsam in die Pubertät kommenden Zauberers Europas. Hier setzt sich das Bild zusammen: Ginny Weasleys Beziehung zu Harry Potter war keineswegs ein Selbstläufer. Offenbar hatte die einzige Tochter von Arthur und Molly Weasley schon sehr frühzeitig und zielstrebig ihre Angel ausgeworfen. Nur angebissen hatte Harry – zu diesem Zeitpunkt – nicht.

Es ist unwahrscheinlich, daß Ginny auf Weisung oder auch nur Anregung ihrer Eltern gehandelt hat. Zum einen spricht dagegen, daß Harry sich über Ron schon an die Familie Weasley gebunden, ja, offenbar sogar einen Teil seiner Ferien dort verbracht hatte. Es war also nicht erforderlich, eine weitere und dazu noch sehr fragile Verbindung in Form einer Liebesbeziehung anzustreben, zumal gerade sehr junge Zauberer dazu neigen, sich nach recht kurzer Zeit nach einem anderen Partner umzusehen. Zum anderen hatte sich nach den Vorgängen um den verzauberten Ford Anglia herausgestellt, daß die Verbindung mit Harry Potter nicht unproblematisch war.

Wir können hier eher davon ausgehen, daß Ginny Weasley aus eigener Initiative gehandelt hatte. Der Entschluß ist gut und einfach nachzuvollziehen. Harry war der erste und einzige etwa gleichaltrige Zauberer, der je in ihr Leben getreten war und nicht aus ihrer Familie kam. Gegenüber ihren Klassenkameraden hatte er voraus, berühmt zu sein, auch sein Vermögen, über das er allein verfügen konnte, dürfte höher gewesen sein als das seiner Konkurrenten. Außerdem hatte sie immer eine Hang zu Jungen, die ein Jahr älter waren als sie selbst, wie ihr diversen „Zwischenlösungen“ zeigen, mit denen sie sich die Zeit vertrieb, bis sie den großen Fang endlich an der Angel hatte und einholen konnte. Aber von diesen Beziehungen soll erst später die Rede sein.

Hatte Harry vielleicht schon sein Herz vergeben? Ausgeschlossen ist es nicht, denn zwischen zwölf und 13 Jahren kommt es bei Zaubererjungs zur Orientierung zum anderen Geschlecht und zu den ersten wirklich ernsteren Verliebtheiten. Wir werden es nicht erfahren, obwohl die magische Welt nahe daran war, glaubt jedenfalls Draco Malfoy. „Als Potter vom Zwerg zu Boden gerissen wurde, hatte er sein Tagebuch oder seinen Kalender oder was es war verloren. Ich hätte zu gern reingeguckt, das muß ich zugeben, aber Potter muß derart intime Geheimnisse notiert haben, daß er den Expelliarmus-Zauber gegen mich eingesetzt hat, um das Ding noch vorher zurück zu bekommen“, berichtet der junge Malfoy. „Immerhin kann ich mich rühmen, der erste zu sein, dem gegenüber Potter sein späteres Markenzeichen eingesetzt hat.“

Der Kalender ist später in dramatischer Weise in Erscheinung getreten. Zwar ist nicht bekannt, ob Harry die Geheimnisse des Kalenders schon am Valentinstag gelüftet hatte, was eher unwahrscheinlich wäre. Denn dann hätte er sich sofort auf die Suche nach der Kammer des Schreckens gemacht. Wahrscheinlich benutzte Harry den Kalender tatsächlich als Tagebuch.

Offenbar hat Mr Malfoy junior Recht, wenn er vermutet, daß Harry diesem Büchlein seine geheimsten Geheimnisse anvertraut hat. Jeder Biograph, ja, jeder Journalist würde das Buch mit seinem Gewicht, nein, dem Doppelten seines Gewichts in purem Gold aufwiegen. Es ist wohl davon auszugehen, daß Harry Potter sein Tagebuch, das inzwischen ziemlich beschädigt ist, hütet wie seinen Augapfel und besonders gut geschützt irgendwo in Großbritannien aufbewahrt – vor allem, wenn man bedenkt, welche dunkle Rolle es noch spielen wird.

Weitere Turbulenzen blieben Harry Potter und auch der Schule erspart. Vor allem kam es nach dem Doppelangriff auf Finch-Fletchley und dem Hausgeist der Gryffindors zu keinem weiteren schwarzmagischen Vorfall. Dumbledore sah sich nicht veranlaßt, irgendetwas zu unternehmen, um weitere Bedrohungen seiner Schüler abzuwenden. Alles wartete darauf, daß der Wiederbelebungstrank gebraut werden konnte, ansonsten ging man wohl davon aus, daß sich die Sache irgendwie erledigt hat.

Dieser vor allem von Dumbledore geförderte Selbstbetrug endete nach den Osterferien in der ersten Maihälfte.

An jenem Samstag versammelte sich die Schule erwartungsfroh im Quidditch-Stadion, um sich das Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff anzuschauen. Harry dürfte scharf darauf gewesen sein, für sein Haus erneut den Sieg zu holen, hatte er sich doch praktisch im Alleingang gegen die Slytherins durchgesetzt. Doch zu diesem Spiel kam es nicht mehr – es kam in diesem Schuljahr zu überhaupt keinem Spiel mehr.

Unmittelbar vor dem Anpfiff war es im Schloß zu einem neuen Doppelangriff gekommen. Zwei Schülerinnen wurden versteinert. Und jetzt war Harry persönlich von dem Angriff betroffen, denn nicht nur eine Schülerin von Ravenclaw war betroffen, sondern das Mädchen, das sich in seine Nähe gedrängt hatte und seither seine ständige Begleiterin war: Hermione Granger.

„Das muß eine merkwürdige Situation für Potter und Weasley gewesen sein, denn die Granger war eindeutig das Gehirn des Trios gewesen“, analysiert Pansy Parkinson. „Potter entscheidet und Weasley führt aus, geplant und gedacht hatte aber immer Granger. Die war diejenige, die den Grips hatte.“ Im Grunde war das Trio gelähmt.

Für Harry verbesserte sich die Lage allenfalls in der Hinsicht, daß ihn nun niemand mehr verdächtigte, der Erbe Slytherins zu sein.

Die Lüge, daß die Schüler in Hogwarts sicher und weitere Angriffe unwahrscheinlich waren, hatte sich mit der Versteinerung der beiden Schülerinnen in Luft aufgelöst. Niemand konnte mehr die Augen vor der Tatsache verschließen, daß Dumbledore es unterlassen hatte, seinen Pflichten als Schulleiter gerecht zu werden und effektiv gegen diese unheimliche Bedrohung vorzugehen. Wenn im Verlauf von weniger als neun Monaten vier Schüler, eine Katze und ein Gespenst versteinert werden, reicht es nicht aus, in kostbar bestickten Umhängen in der Großen Halle aufzutauchen, sich am Hohen Tisch den Wanst vollzuschlagen und ansonsten die Aussicht aus dem Schulleiterbüro zu genießen. Das hatten nunmehr auch die Schulräte erkannt.

„Ich gehörte diesem Gremium an“, schildert Mr Lucius Malfoy die Situation. „Schon immer hatte ich äußerste Zweifel an der Befähigung Dumbledores, Hogwarts zu leiten. Und als die ersten Angriffe geschahen, hatte ich bereits im Kreis der Schulräte den Gedanken ausgesprochen, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, um einen würdigeren Schulleiter zu finden.“ Doch damals wollten die Schulräte nicht mitmachen. Das kann man verstehen, handelte es sich doch durchweg um eher unsichere Leute, die in Ehrfurcht vor Dumbledore erstarrten. „Unterdessen ging der Erbe Slytherins beziehungsweise sein Monster um und eliminierte die Muggelstämmigen in der Schule. Ich wollte gerade diesen Verlust nicht hinnehmen, aber die Kollegen waren leider taub.“

Das änderte sich erst mit dem Angriff in der ersten Maihälfte. Die anderen Schulräte hatten endlich erkannt, was Mr Malfoy ihnen schon monatelang versuchte klarzumachen: Dumbledore hatte nichts, aber auch überhaupt nichts unternommen, um der Situation Herr zu werden. „Jetzt endlich sorgten sie dafür, daß der Weg frei wurde für einen besseren, fähigeren Schulleiter. Sie unterzeichneten mit mir die Urkunde zur Suspendierung dieses selbstgefälligen eitlen Gecken“, zeigt sich Mr Malfoy auch heute noch über seinen damaligen Erfolg zufrieden.

Ihm fiel die Aufgabe zu, Dumbledore von seiner Demission zu unterrichten, wie er berichtet. „Allerdings habe ich ihn nicht in der Schule selbst angetroffen und schließlich in Hagrids Hütte aufgestöbert.“ Offenbar wollte sich der greise Selbstbeweihräucherer dort verstecken, denn er mußte geahnt haben, daß nach dem neuerlichen Angriff auch dem treuesten Dummkopf aufgehen mußte, daß es so nicht weiterging. Sein Stuhl wackelte deutlich, das wußte jeder in der Schule.

Als Versteck war die Hütte denn doch nicht so geeignet, wie Mr Malfoy – und natürlich auch Dumbledore selbst – herausfand. „Dumbledore und Hagrid waren nicht allein“, sagt Mr Malfoy. „In der Hütte war noch jemand – niemand geringerer als Cornelius Fudge, der damalige Zaubereiminister, persönlich.“ Mr Malfoy übergab Dumbledore das Schreiben der Schulräte und verließ die Hütte wieder. Erst später hörte er, was der Grund von Fudges Besuch war: Hagrid wurde verhaftet und in Askaban in Untersuchungshaft genommen.

„Ich stand unter erheblichem Druck, etwas zu tun“, rechtfertigt sich Fudge heute, nachdem längst feststeht, daß Hagrid in diesem Fall ausnahmsweise einmal unschuldig war. „Sehen Sie doch, es wies alles auf ihn hin! Was ging im Schloß um? Ein Monster! Wer hat einen Monsterfimmel? Hagrid! Wer eins und eins zusammenzählt, kommt darauf, daß Hagrid Slytherins Monster freigelassen hatte. Außerdem sprach seine Akte gegen ihn.“ Hagrids Akte – die enthielt den Grund dafür, warum der Halbriese im Alter von 13 Jahren während seines dritten Schuljahres der Schule verwiesen und sein Zauberstab zerbrochen wurde. Hagrid galt als überführt, damals im Jahr 1943 das Monster aus der Kammer des Schreckens freigelassen zu haben, wodurch unter anderem eine Schülerin zu Tode gekommen war. Weitere Konsequenzen hatte es nicht gegeben, da der damalige Schulleiter, Armando Dippet, über den ich bereits die überaus erfolgreiche Biografie „Armando Dippet – Könner oder Knallkopf?“ geschrieben habe, die Affaire vertuschen wollte.

„Hätte mir Fudge damals nur etwas gesagt, dann hätte ich ihn von dieser Eselei abgehalten“, stellt Mr Malfoy fest. „Hagrid mag zwar viele Fehler haben. Aber einer seiner Fehler ist eben auch, daß er mit geistigen Fähigkeiten nicht besonders gesegnet ist. Wie kann man davon ausgehen, daß so ein Trampel herausfindet, wo die Kammer des Schreckens ist und wie man sie öffnet?“

Und so ging dieser ereignisreiche Samstag zuende, der mit einem Quidditch-Spiel beginnen sollte: Hermione Granger, also ein Drittel des Trios um Harry Potter, war ebenso versteinert wie eine weitere Schülerin, Dumbledore suspendiert und Hagrid verhaftet.

Für ein paar Wochen kehrte Ruhe ein, wenn auch eine sehr gespannte. Die Lehrer waren ständig auf der Hut, die Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen mehr oder weniger eingeschlossen. Niemand glaubte mehr an das Märchen, daß die Schule sicher war. Jeder rechnete mit einem neuen Angriff. Doch in den nächsten Wochen tat sich nichts – bis unmittelbar vor den Prüfungen. Dann spitzte sich die Situation dramatisch zu.

Kurz nach dem Frühstück verschwand Ginny Weasley. Allerdings verschwand sie nicht spurlos, sondern am Ort des Angriffs auf Filchs Katze erschien eine neue rote Schrift, eine Schrift, die besagte, daß Ginny Weasley vom Monster entführt und für immer in die Kammer des Schreckens eingeschlossen worden sei. Sofort entschieden die Lehrer um die Stellvertretende Schulleiterin, Professor McGonnagall, die kommissarisch nach Dumbledores Weggang die Geschäfte übernommen hatte, die Schule zu schließen und die Schüler mit dem Hogwarts-Expreß am nächsten Morgen nach Hause zu bringen.

„Als Professor Snape uns geschildert hat, was passiert war, waren wir doch ziemlich erschrocken“, berichtet Pansy Parkinson. „Immerhin hatte das Monster nun nicht mehr eine Muggelstämmige angegriffen, sondern eine Reinblüterin entführt. Jetzt konnte sich keiner mehr sicher fühlen, also auch wir in Slytherin nicht.“ Draco Malfoy stimmt zu: „Auch wenn Ginny Weasley aus einer Familie von – wie einige Zauberer, aber selbstverständlich nicht meine Familie, sagen würden – Blutsverrätern stammte, paßte dieser neue Vorfall überhaupt nicht mehr zu dem ursprünglichen Programm des Erben, nur Muggelstämmige zu beseitigen.“

Den Rest des Tages verbrachten die Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen. „Ich wußte gar nicht mehr, was ich tun sollte, ich saß da wie gelähmt, nachdem ich unseren Eltern die furchtbare Nachricht geschrieben hatte“, gibt Percy Weasley zu. Auch sonst tat sich im Gryffindor-Turm so wenig wie im Ravenclaw-Turm, im Hufflepuff-Keller und im Slytherin-Kerker.

Doch dann ergriff Harry Potter die Initiative. Nachdem keiner der Lehrer auch nur einen durchdachten Versuch zur Rettung des Mädchens und Dumbledore in seiner Zeit als Schulleiter keine Bemühung zur Schließung des Kammers des Schreckens unternommen hatten, beschloß Harry, zu handeln und damit wieder einmal für den alten Zausel die Kohlen aus dem Feuer zu holen.

Es ist nicht annähernd genau bekannt, was sich an jenem Abend ereignet hat. Klar ist nur, daß Harry Potter seine spätere Geliebte Ginny Weasley aus der Kammer des Schreckens gerettet hat. Allerdings gibt es Bruchstücke, die sich zu einem eindeutigen Bild zusammenfügen.

Ein Bruchstück hat Terry Boot, ein Mitglied von Harry Potters eigener Elitetruppe, der sogenannten „DA“, von der später zu sprechen sein wird, beigetragen, obwohl sich gerade diese Gruppe der Presse gegenüber äußerst zugeknöpft zeigt. Ihm ist auch eher aus Verärgerung etwas herausgerutscht: „Lassen Sie mich in Ruhe, ein Portrait im Schulleiterbüro hat mir gesagt, daß Harry den Basilisken mit dem Schwert aus dem Büro erledigt hat.“

Ein weiteres Bruchstück findet sich im Pokalzimmer. Dort befindet sich ein blankes Schild über eine Auszeichnung für besondere Verdienste um die Schule, ausgestellt auf Harry Potter und Ronald Weasley, verliehen im Jahr 1993.

Das dritte Bruchstück sitzt bis heute in der geschlossenen Janus-Thickey-Station in der Abteilung für Fluchschäden und Zauberunfälle im St Mungo Hospital für magische Krankheiten in London und erinnert sich an nichts, gibt aber weiter Autogramme: Gilderoy Lockhart.

Lucius Malfoy gibt einen Hinweis auf das vierte Bruchstück: „Kurz nach den Ereignissen hat mir Dumbledore mitgeteilt, daß der hier handelnde Erbe von Slytherin kein geringerer als der Dunkle Lord gewesen sei, der durch ein Tagebuch gehandelt haben soll, welches von Potter zerstört worden war. Das Ding sah jedenfalls ziemlich zerfetzt aus. Dumbledore war wohl über meinen Vorstoß zu seiner Suspendierung ziemlich verärgert und daher versucht, ausgerechnet mich mit dem Tagebuch in Verbindung zu bringen, aber das ist ihm nicht gelungen. Als Anerkennung für Potters große Leistung habe ich übrigens auf dessen Wunsch hin meinem Hauselfen Dobby die Freiheit geschenkt. Das war für mich eine Selbstverständlichkeit.“

Und schließlich kann man auch den Umstand als Bruchstück begreifen, daß Dumbledore ausgerechnet an diesem Abend aus seiner Verbannung zurückkehrte, nachdem elf der zwölf Schulräte ihn nach der Entführung der Weasley-Tochter gebeten hatten, sein Amt wieder auszuüben.

Bedenkt man noch, daß Harry ein Parselmund ist und Gilderoy Lockhart im Duellierclub nicht sonderlich reüssiert hat, ergibt sich ein klares Bild der Ereignisse:

Harry und sein Gehilfe Ron schlichen sich aus dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors hinaus und begaben sich auf die Suche nach der Kammer des Schreckens. Harry war der Sache durch das Tagebuch auf die Spur gekommen, das schon Draco Malfoy in Harrys Besitz gesehen hatte – wir erinnern uns an den Vorfall am Valentinstag. Harry hatte jedenfalls durch das Tagebuch in Erfahrung gebracht, daß es sich bei dem Monster in der Kammer des Schreckens um einen Basilisken handelte.

Ein Basilisk ist eine Schlange, die bis zu 15 Meter lang und mehrere Jahrhunderte alt werden kann. Der Umgang mit ihr ist äußerst gefährlich, denn nicht nur ihre zahlreichen Giftzähne sind tödlich, bei ihr reicht auch der Blick in die Augen, um zu sterben.

Harry muß geahnt haben, daß er mit einem Zauberstab womöglich nicht weiterkam. Deshalb mußte er wohl in das verwaiste Büro von Dumbledore eingedrungen sein. Zweifellos hatte der alte Manipulator seiner vermeintlichen Marionette verraten, wie man hineingelangt. Harry hatte sich umgesehen und in einem Schwert die geeignete Waffe gesehen, die er praktischerweise dabeihaben sollte.

Dann spielte Harry seinen Vorteil aus: Er ist ein Parselmund. Daher war es ihm ohne weiteres möglich, den Basilisken zu kontrollieren. Er befahl ihn auf Parsel herbei und ließ sich von ihm in die Kammer des Schreckens führen, wo er Ginny vorfand – sicher in einem desolaten Zustand, völlig verängstigt und absolut erschöpft, hatte sie doch Stunden dort zugebracht, nachdem sie von dem Untier entführt worden war.

Offenbar merkte das Tagebuch des Dunklen Lord, zweifellos ein Gegenstand von machtvollerer schwarzer Magie, als der zwölfjährige und reichlich unerfahrene Harry sich gedacht hatte, daß die beiden Jungen die dunklen Pläne durchkreuzen und Ginny aus der Kammer des Schreckens entfernen wollten. Das Tagebuch nahm nun Kontakt zum Basilisken auf, der bis dahin unter Harrys Kontrolle stand, und befahl dem Untier, sich auf die drei Kinder zu stürzen.

Ein dramatischer Kampf begann. Es kann nicht anders gewesen sein, daß Harry zunächst den Blick des Basilisken ausgeschaltet hat, sei es durch Schwertstiche, sei es, was wahrscheinlicher ist, durch einen Blendungszauber. Dann hat er der Riesenschlange den Garaus gemacht und auf bislang nicht näher bekannte Weise das Tagebuch zerstört.

Gemeinsam brachten Harry und Ron Ginny aus der Kammer des Schreckens heraus. Hier muß ihnen Lockhart über den Weg gelaufen sein, der unterwegs war, um mal wieder etwas Ruhm zu ernten – er wollte das Monster unschädlich machen. Als er sah, daß die Arbeit schon getan war, half er dabei, Ginny zu Dumbledore zu bringen, der inzwischen aus dem Exil zurückgekehrt war.

Man kann sich leicht ausmalen, wie zwiespältig Dumbledores Gefühle gewesen sein müssen. Einerseits war er auf einen Schlag zwei Probleme los: Ginny war wieder aufgetaucht, und Slytherins Monster stellte keine Bedrohung mehr dar. Andererseits war die ganze Sache ein Offenbarungseid sondergleichen für ihn als Schulleiter, hatte er doch nicht einmal Bemühungen entfaltet, der Bedrohung Herr zu werden. Es ist doch wirklich peinlich, daß dieser Titelsammler es nicht geschafft hat, eine Kammer in der Schule zu entdecken, in der er schon mehrere Jahrzehnte Schulleiter war und in der er noch länger unterrichtet hatte. Und genau das gelingt ausgerechnet einem Zwölfjährigen!

Was tun? Dumbledore mußte sich Harry warmhalten und dessen Handlanger sowieso. Aber das war kein Problem: Zweihundert Punkte für jeden, eine Auszeichnung für jeden wegen besonderer Verdienste um die Schule, und die Sache war erledigt. Aber es gab einen Zeugen für das Versagen als Schulleiter: Gilderoy Lockhart. Und hier kannte Dumbledore kein Pardon: Er versetzte seinem Untergebenen einen Vergessenszauber, der äußerst stark war. Hier zeigte sich dann auch, wie fürchterlich überschätzt Dumbledore war und ist, denn ihm mißlang der Vergessenszauber so gründlich, daß Lockhart nicht nur die Erinnerung an die soeben vergangenen Ereignisse verlor, sondern nahezu die gesamte Erinnerung an seiner Persönlichkeit. Das Ergebnis kann heute in der Abteilung für Fluchschäden im St Mungo Hospital für magische Krankheiten besucht werden.

Kurz darauf erschien Mr Malfoy in der Schule. „Potter war noch da. Er hatte wohl den Eindruck, daß mein Hauself Dobby sich in seiner Rolle nicht mehr wohlfühlte, obwohl ich ihn immer gut behandelt habe. Er hat mich gebeten, den Elfen freizulassen. Der Bitte bin ich, wie schon gesagt, selbstverständlich nachgekommen. Wer konnte Harry Potter in dieser Situation schon so einen selbstlosen und nachvollziehbaren Wunsch abschlagen?“ Weniger erfreut war Lucius Malfoy über die Rückkehr Dumbledores: „Was hat dieser Mann getan? Wieso waren meine Kollegen der Meinung, ausgerechnet dieser Nichtstuer Dumbledore könnte Slytherins Monster zur Strecke bringen? Bei Licht betrachtet hat er doch gar nichts getan. Wenn Potter nicht gewesen wäre, hätte das Vieh weiter sein Unwesen getrieben. Aber gut, Dumbledore war zurück und konnte die Schule weiter herunterwirtschaften.“

Es ist nur eine Randnotiz: Im Schulbeirat ist es danach zu einer heftigen Meinungsverschiedenheit gekommen. „Ich habe schließlich die Konsequenzen gezogen und bin zurückgetreten“, sagt Mr Malfoy.

Dumbledore hatte nach Harrys Sieg natürlich nichts eiligeres zu tun als die Sache zuzukleistern, damit niemand unbequeme Fragen stellt, schon gar nicht die Schüler. Also ließ er noch in der Nacht ein Fest ausrichten. „Es war im Prinzip eine riesige Pyjamaparty“, berichtet Pansy Parkinson. „Nahzu alle waren in ihren Pyjamas erschienen. Nur Potter und Weasley machten eine Ausnahme.“ Harry fand sogar seinen Sinn für dramatische Auftritte wieder, den er eigentlich nach der Bruchlandung mit dem Ford Anglia verloren zu haben schien. „Sein Umhang war blutbeschmiert“, bestätigt die aufgeweckte Absolventin aus Slytherin.

Die Feier war jedenfalls ein großer Erfolg für Dumbledore, und er setzte noch eins drauf: Die Prüfungen fielen aus. Aber was sollte das bedeuten? Was wie ein Geschenk an die Schüler aussah, war eigentlich eine weitere Vertuschungsmaßnahme. Während nämlich die ZAG- und UTZ-Prüfungen von einer externen Prüfungskommission abgenommen werden, haben die Lehrer die Schuljahresendprüfungen in den ersten bis vierten Klassen und in der sechsten Klasse in ihren jeweiligen Fächern selbst abzunehmen. Bei den Prüfungen im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste wäre dann aufgefallen, daß Lockhart nicht mehr da war. Wie praktisch für Dumbledore, daß die Prüfungen nicht stattfanden.

Und so wurden die Schüler in einer eigentlich unangemessen Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung in die Ferien verabschiedet. Zum zweiten Mal hatte Harry Potter die Versäumnisse von Dumbledore ausgebügelt. Und Harry Potter war zum Schwarm von Ginny Weasley geworden – oder zumindest zu ihrem Objekt der Begierde.

So sehen wir denn Harry Potter mit dem Hogwarts-Expreß nach Hause in die ungeliebte Muggelwelt fahren. Zweifellos hatte Harry erwartet, sich in den Sommerferien erholen zu können – doch er wurde enttäuscht, und er war alles andere als unschuldig daran.


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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