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Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Stein der Weisen und des Anstoßes

von Krabbentaucher

Finstere Ereignisse kündigten sich schon zu Beginn des Schuljahres an. War ich im vorigen Kapitel schon zu Harry Potters erster Besenflugstunde und dessen Aufnahme in die Quidditch-Mannschaft von Gryffindor vorgedrungen, muß ich nun wieder einen Schritt zurück machen: Zum Willkommensfestessen am ersten September 1991.

Der Üblichkeit entsprechend hielt Dumbledore den Schülern eine Ansprache. Zwar enthielt sie wie sonst auch die Hinweise darauf, was verboten ist – dazu gehört vor allem das Betreten des Verbotenen Waldes – und wo sich die Interessenten für die Quidditch-Mannschaften melden sollten, aber zum ersten Mal seit dem Verschwinden von Du-weißt-schon-wem gab es einen speziellen Warnhinweis. Dumbledore verbot den Schülern, in den Korridor im dritten Stock zu gehen, sofern sie nicht eines qualvollen Todes sterben wollten.

„Wir haben uns natürlich gefragt, was der Grund war“, berichtet Percy Weasley, Bruder von Ronald Weasley und seit 1994 im Ministerium für Zauberei tätig. „Ich begann gerade mein fünftes Schuljahr und war zum Vertrauensschüler bestellt worden. Aber man hat uns Vertrauensschülern nichts über den Korridor im dritten Stock gesagt.“ Selbstverständlich hatte Percy Weasley sich umgehend nach Erhalt des Vertrauensschülerabzeichens mit den Anforderungen beschäftigt, die an einen Vertrauensschüler gestellt werden. „Das standardmäßige stand im Brief drin, den ich von Hogwarts erhalten habe. Aber ich habe mich natürlich auch noch weiter eingelesen, indem ich ein – allerdings gebrauchtes – Buch in der Winkelgasse gekauft habe. In diesem Buch steht, daß die Vertrauensschüler vor Beginn jedes Schuljahres über etwaige Besonderheiten unterrichtet werden. Aber in dem Brief stand wie gesagt nichts vom Korridor.“

Das ist die Art von Geheimniskrämerei, die Dumbledore nicht nur ähnlich sieht, sondern die ihn eigentlich auch als Schulleiter von Hogwarts disqualifiziert. Nicht nur, daß er es nicht für nötig hielt, die Vertrauensschüler vorab überhaupt von der Sperrung des Korridors zu unterrichten, er verschwieg auch den Grund dafür, und zwar sowohl den Vertrauensschülern als auch den übrigen Schülern. Wie sollten sich die Schüler, wie sollten sich vor allem die Vertrauensschüler auf etwaige Gefahren einstellen?

Zudem war es fahrlässig, diese Mitteilung nach dem Essen zu machen, wie dieses Dumbledores Angewohnheit war. Vollgefressen, durch die Auswahlzeremonie und das Wiedersehen nach den Ferien aufgeregt und von der Fahrt und der beginnenden Verdauung müde, bestand die Gefahr, daß nur die wenigsten Schüler etwas von der Sache mit den Korridor im dritten Stock mitbekamen. Was wäre gewesen, wenn ein Schüler nichts davon mitbekommen hätte und sich versehentlich in den fraglichen Korridor verirrt hätte?

Oder war es gar nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich? Könnte Dumbledore damit bezweckt haben, daß nur die wenigsten Schüler sich Gedanken machten, was mit dem Korridor im dritten Stock los war? Das sähe dem alten Geheimniskrämer ähnlich, der sich nie um die Sicherheit der ihm Anvertrauten gekümmert hat, wenn es darum ging, Dinge unter der Decke zu halten. Demnach hätte er das Leben seiner Schüler bewußt gefährdet.

Immerhin sprach Dumbledore davon, daß dem Schüler der Tod, ein qualvoller sogar, drohte, der das Verbot mißachtete und den gesperrten Korridor betrat. Und hier zeigt sich vollends, wie wenig geeignet Dumbledore war, für Schutzbefohlene zu sorgen: Wie kommt ein Schulleiter überhaupt dazu, in einem Korridor seiner Schule während des laufenden Schulbetriebs eine Gefahr unterzubringen, die mit einem qualvollen Tod zusammenhing?

Wir werden später auf diesen Korridor zurückkommen. Zunächst nämlich nahm das Schuljahr für Harry seinen Lauf, ohne daß er sich weiter um den Korridor kümmern mußte. Und dennoch kam es zu weiteren merkwürdigen Vorkommnissen.

Die nächsten knappen zwei Monate verliefen so, wie sie in Hogwarts immer zu verlaufen pflegen: Die Schüler gehen in den Unterricht, zaubern, dabei geht auch mal etwas daneben, im übrigen machen sie Hausaufgaben und gehen ihren Hobbys nach, etwa dem Quidditch-Spiel, sofern sie wie Harry Mitglied einer der vier Hausmannschaften waren.

Doch an Halloween war alles anders.

Die gesamte Schule – Lehrer und Schüler – hatten sich in der Großen Halle zum traditionellen Festessen versammelt, als Alarm ausgelöst wurde: Ein Troll war in die Schule eingedrungen! Sofort wurde die Große Halle geräumt.

Leider ist nicht überliefert, wie man den Troll wieder losgeworden ist. Sicher ist nur, wer den Alarm ausgelöst hat. „Es war Professor Quirrell, der ziemlich aufgelöst reingestürmt kam“, berichtet Percy Weasley.

Daran sind gleich drei Dinge auffällig.

Erstens: Was treibt ein Mitglied des Lehrkörpers im Schloß, während doch allgemein erwartet wird, daß die Lehrer am Festessen zu Halloween teilnehmen? Professor Quirrell hatte keinen Grund, der Tafel fernzubleiben. Bei Professor Sprout, der Kräuterkundelehrerin, wäre das verständlicher gewesen, hätte es doch sein können, daß sie noch einmal nach den Gewächshäusern gucken mußte. Oder Professor Snape, dem sinistren Zaubertrankmeister, der vielleicht noch einen Zaubertrank auf der Flamme gehabt hätte. Aber Professor Quirrell? Er unterrichtete kein Fach, bei dem irgendetwas verderben oder anbrennen konnte. Selbst Hagrid hätte mehr Grund gehabt, nicht teilzunehmen, etwa weil er als Wildhüter noch einmal nach dem Wild sehen mußte. Aber dieser hatte es vorgezogen, seinen fetten Wanst zwischen Stuhllehne und Hohen Tisch zu zwängen und noch ein wenig umfangreicher zu machen.

Zweitens: Wieso war Quirrell so aufgelöst? Wäre die Bekämpfung eines Trolls nicht genuine Aufgabe des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste gewesen? Nun, was das angeht, könnte sich natürlich Dumbledores merkwürdige Besetzungspolitik ausgewirkt haben, der die Lehrerstellen – vor allem die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste – offensichtlich nicht nach den Fähigkeiten der Lehrer vergeben hat.

Drittens: Wie ist der Troll überhaupt reingekommen? Schließlich ist bekannt, daß der Intelligenzquotient eines Trolls nicht höher als die Außentemperatur ist. Ein Troll stolpert eher zufällig irgendwo rein, als daß er gezielt eindringt. Und gerade Hogwarts ist und war schon immer gut geschützt. Die Folgerung ist naheliegend, daß der Troll von jemandem hereingelassen wurde.

Wenn man bedenkt, daß Quirrell zu den von Dumbledore fahrlässigerweise nicht erkannten Anhängern des verschwundenen Dunklen Lord gehörte, fügt sich ein Bild zusammen: Nur Quirrell konnte den Troll hereingelassen haben. Er hatte die Gelegenheit, die Mittel und keinen Grund, der Tafel fernzubleiben.

Über den Grund kann man nur spekulieren. Nun ist es allerdings so, daß Quirrell jede Woche im Unterricht den Zauberjungen gesehen hat, der seinen Herrn vom Thron gestoßen hatte. Was liegt näher, als daß Quirrell den Fall Harry Potter selbst in die Hand nehmen und das ganze wie einen Unfall aussehen lassen wollte?

Wenn das der Plan war, hat es nicht funktioniert. Aber noch bevor der nun folgende Monat zuende ging, hätte sich Harry Potter beinahe selbst getötet.

Im November 1991 war es so weit. Harry Potter hat im Unterricht keine besonderen Leistungen oder Fähigkeiten gezeigt, die man von demjenigen erwarten konnte, der Den, dessen Name nicht genannt werden darf, besiegt hatte. Das änderte sich bei dem ersten Quidditch-Spiel. Während zur Trainingszeit nur eine Handvoll Leute seine Flugkünste gesehen haben, konnte nun die ganze Schule zugucken.

Harrys erstes Quidditch-Spiel war zugleich die alljährliche Mutter aller Quidditch-Begegnungen, nämlich das Spiel Gryffindor gegen Slytherin. Die rivalisierensten Häuser gegeneinander, das ist natürlich immer ein Grund zuzugucken. Und so sahen die Hogwarts-Schüler und -Lehrer, wie sich die beiden Mannschaften einander eine erbitterte Partie lieferten, während Harry selbst als Sucher über dem Geschehen flog.

Doch plötzlich ruckte und bockte der Besen von Harry Potter, als wollte er ihn abwerfen, und beinahe hätte er es geschafft. Harry konnte sich kaum richtig darauf halten, berichtet Pansy Parkinson: „Wahrscheinlich hatte er sich ein wenig übernommen. Wollte wohl mit seinen Flugkünsten angeben und hat den Besen so hin- und herrucken lassen, daß er es nicht mehr kontrollieren konnte.“ War es nun Harry selbst oder doch jemand anderer? Oder etwas anderes?

Mr Flyte, der zusammen mit Mr Barker den Twigger 90 entwickelt hat und damit die Nimbus-Serie ablösen wollte, sagt dazu: „An sich kann man einen Besen nicht einfach verzaubern, dazu sind die von dem jeweiligen Besenentwickler darübergelegten Zauber einfach zu stabil.“ Schließlich sei ein Flugbesen ein wesentlich komplexeres magisches Gerät als ein selbsttätiger Löffel, an das sehr hohe Anforderungen gestellt werden. „Eine Beeinflussung von außen können wir wohl ausschließen.“

Demnach wäre hier Harry Potter beinahe seiner eigenen Angeberei zum Opfer gefallen. „Er hat so etwas danach auch nie wieder veranstaltet“, berichtet Pansy Parkinson. Aber Mr Flyte schränkt seine eigene Aussage ein: „Soweit ich weiß, handelte es sich um Potters Besen um einen Nimbus 2000. Ich möchte daher nicht ausschließen, daß der Besen doch von außen beeinflußt werden konnte. Schließlich war man bei der Firma Nimubs Rennbesen etwas nervös geworden, als wir den Twigger 90 rausgebracht haben, um die Nachfolge des Nimbus 1700 anzutreten. Man mußte also schnell etwas tun und hat vielleicht nicht so sorgfältig gearbeitet, wie man es sonst allgemein tut.“

Vielleicht ist Mr Flytes Bewertung aber davon beeinflußt, daß der Nimbus 2000 und später der Nimbus 2001 den hochwertigen Rennbesenmarkt für zwei Jahre beherrscht hat, bis der Feuerblitz erschien, während man dem Twigger 90 nachsagte, etwas für Zauberer mit mehr Sinn für Schein denn für Sein zu sein. Jedenfalls hat es für den Twigger 90 keinen Nachfolger gegeben, und inzwischen wurde die Produktion sang- und klanglos eingestellt.

Was auch immer es war, das damals im November über dem Quidditch-Feld von Hogwarts passierte, es ist nach dem Beinaheabsturz nicht noch einmal geschehen. Das Spiel endete jedenfalls damit, daß Harry den Schnatz mit dem Mund fing und damit seine Mannschaft trotz eines beträchtlichen Rückstandes zum Sieg führte. Denn Gryffindor lag schon deutlich zurück, und leider stand Oliver Wood, heute Hüter von Paddlemere United, nicht für ein Interview für seine damalige schwache Leistung zur Verfügung.

Harrys ungewöhnliche Art, den Schnatz zu fangen, bestätigt Miss Parkinsons Theorie, daß er vor allem angeben wollte, als er seinen Besen zu ungewöhnlichen Flugmanövern brachte. Jeder Sucher hätte sich damit zufrieden gegeben, den Schnatz mit der Hand zu ergreifen. Wenn Harry den Schnatz mit dem Mund gefangen hat, handelte es sich um Angeberei. Immerhin – nach dem sogenannten „Plumpton-Pass“, bei dem der Sucher durch einen scheinbar achtlosen Schlenker den Schnatz mit dem Ärmel seines Quidditch-Umhangs fängt, könnte die Methode, den Schnatz mit dem Mund zu fangen, als „Potter-Happen“ bezeichnet werden, meint Kennilworthy Whisp, Autor von „Quidditch im Wandel der Zeiten“, auf meine Anfrage.

Was Weihnachten 1991 angeht, habe ich keine zuverlässigen Informationen. Nur so viel ist bekannt, daß Harry Potter das Fest und den Jahreswechsel in Hogwarts verbrachte. „War zu Hause bei den Muggeln wohl nicht so erwünscht“, wie Draco Malfoy sagte. Nun, über die schwierige Beziehung zwischen Harry und seiner Restfamilie habe ich schon berichtet.

Einen erneuten Auftritt als Sucher in einem Quidditch-Spiel ergab sich im neuen Jahr. Im Januar 1992 trat Gryffindor gegen Hufflepuff an. Die besondere Pikanterie bestand darin, daß Professor Severus Snape als Schiedsrichter fungierte und nicht wie sonst Madam Hooch.

„Potter hat sich in Zaubertränke überhaupt keine Mühe gegeben. Außerdem war er immer frech zu Professor Snape“, sagt Pansy Parkinson. „Der mußte Potter deshalb ständig Punkte abziehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Punkte Gryffindor seinetwegen verloren hat. Nur deshalb haben alle geglaubt, daß Professor Snape einseitig negativ gegen Gryffindor eingestellt war.“ Davon könnten auch die Lehrer überzeugt gewesen sein, und vermutlich haben sie in Severus Snapes geglückten Versuch, das Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff zu pfeifen, eine weitere Maßnahme gesehen, Gryffindor zu schaden. Dennoch hat Dumbledore den Schiedsrichterwechsel zugelassen.

Hier fragt man sich, was Dumbledore damit schon wieder bezweckt hat. Nun ist durch Potter selbst bekannt, daß Snape wohl doch ein Doppelagent in Diensten des alten Zausels gewesen war. So gesehen, wird ein Schuh draus: Wenn Snape ungerechte Entscheidungen gegen Gryffindor trifft und dadurch Hufflepuff den Sieg zuschanzt, was zugleich die Chancen von Slytherin auf den Quidditch-Pokal erhöhen würde, dann würde niemand auch nur ansatzweise vermuten, daß Snape sich insgeheim auf eine Zusammenarbeit mit Potter vorbereitet – oder zumindest auf derselben Seite mit ihm steht.

Man könnte das Quidditch-Spiel und Dumbledores kleines Ränkespiel zulasten seines eigenen früheren Hauses als Episode abtun, wenn nicht Gryffindor trotzdem das Spiel gewonnen hätte. „Nach fünf Minuten oder so war alles aus“, berichtet Miss Parkinson. „Potter hat den Schnatz gefangen und damit für Gryffindor den Sieg geholt.“ Draco Malfoys Erinnerung ist da weniger genau: „Potter hat sich nicht nur mit Weasley angefreundet, sondern auch mit diesem Longbottom. Und die beiden haben mich und meine Freunde Crabbe und Goyle zusammengeschlagen, während die muggelstämmige Granger dabeigestanden und dafür gesorgt hat, daß keiner eingreift. Ich möchte nicht behaupten, daß das alles auf Potters Veranlassung passiert ist, aber so ging es eben zu in Potters Umgebung.“ Nun, nicht diese unschöne Begebenheit ist bemerkenswert, sondern zwei andere Dinge sind es.

Zum einen tritt hier zum ersten Mal Hermione Granger klar als engere Freundin von Harry Potter in Erscheinung. Wie es zu dieser Freundschaft gekommen ist und wann das passiert ist, läßt sich nicht sagen, außer daß Percy Weasley als einziger Gryffindor, der sich zu Auskünften bereiterklärt hat, zu berichten weiß, daß Miss Granger sich irgendwann im ersten Schuljahr darum kümmerte, daß Harry und Ron ihre Hausaufgaben auch richtig machten. „Hermione war nach meinem Eindruck von Anfang an eine richtig gute Schülerin“, bestätigt Percy Weasley, der allerdings seinerseits schon in der fünften Klasse war.

Zum anderen handelt hier Harry Potter zum ersten Mal, und zwar dergestalt, daß er einen Plan von Dumbledore – wenn auch unbewußt – vereitelt hat. Denn er hatte Dumbledores Plan durchkreuzt, durch Snape Hufflepuff den Sieg zuzuschanzen und dadurch die allgemeine Ansicht zu zementieren, daß Snape zutiefst mit Gryffindor im allgemeinen und Harry im besonderen verfeindet war, eine wie auch immer geartete Agententätigkeit also nicht Betracht kam. Nun hatte Gryffindor trotzdem gewonnen.

Allmählich und viel zu früh trat Harry Potter aus Dumbledores Schatten heraus. Das zeigt auch eine Sonderaktion, die wohl auf Harrys Rechnung ging und die auf Hagrids unheilvollen Einfluß zurückzuführen war. Hagrid war zwar immer Dumbledore treu ergeben, aber er neigte zur Trampeligkeit und unüberlegten Aktionen, wobei er Gefahren nicht richtig einschätzen kann. So führte Harrys Handeln beinahe dazu, daß Hogwarts abgebrannt wäre.

„Ich habe es selbst gesehen: Hagrid hatte ein Drachenei ausgebrütet. Was für eine Drachenart das war, konnte ich nicht erkennen, aber es war eindeutig ein Drache, den hatte er ein paar Wochen lang in seiner Hütte gehalten“, enthüllt Draco Malfoy. Mitwasser waren – wie könnte es anders sein – Harry Potter und sein engster Kreis, nämlich Ronald Weasley und Hermione Granger. Diesen dreien wurde die Sache aber wohl doch zu heiß. Zumindest planten sie, den Drachen loszuwerden und brachten ihn auf die Astronomieturm, wo er von Unbekannten, vermutlich Rons älterem Bruder und Drachenhüter Charlie Weasley, abgeholt wurde. Ron selbst hatte allerdings nicht teilgenommen, weil er zuvor von dem Drachenbaby gebissen worden war und mit einer häßlichen Entzündung im Krankenflügel lag.

Soweit so gut, wenn die Sache nicht noch ein Nachspiel gehabt hätte. „Wir wurden alle erwischt, wie wir mitten in der Nacht durchs Schloß streiften“, gibt Draco Malfoy zu. „Wir – damit meine ich mich, Potter und Granger und später kam auch noch Longbottom dazu. Das habe ich aber alles nicht mehr mitbekommen. Ich wollte nur sehen, wie die den Drachen zum Turm schafften, aber da wurde ich schon von McGonnagall aufgegabelt.“ Die Quittung war Strafarbeit für jeden, und die sollte es noch in sich haben.

Ich weiß nicht, was Dumbledore oder McGonnagall geritten hat, mit der Durchführung der Strafarbeit ausgerechnet den Auslöser des ganzen Schlamassels zu betrauen, nämlich mit Hagrid. Hagrid hat sich einen Drachen angelacht, Hagrid war es, um dessentwillen Harry und Miss Granger nachts in der Schule unterwegs waren, und Hagrid war es jetzt, der sie dafür auch noch bestrafte. Das ist so unverständlich, daß auch die tollsten Verschwörungstheorien nichts erklären können, hier zeigt sich vielmehr, daß Dumbledore und die auch damals schon recht betagte McGonnagall schlicht gaga waren.

Wie sich Hagrid die Bestrafung vorstellte, entsprach voll und ganz seiner Neigung zu gefährlichen Aktionen, für deren Gefährdungspotential vor allem für die ihm anvertrauten Schüler er aber – wie nicht anders zu erwarten – blind war. „Ausgerechnet in den Verbotenen Wald ging es!“ kann sich Draco Malfoy heute noch ereifern. Und mit Recht: Der Verbotene Wald heißt nicht umsonst so, war das Gehölz doch voll von Hagrids „interessanten Tieren“, wie er Monster aller Art zu nennen pflegt.

Und tatsächlich tat sich unheimliches. Die Aufgabe bestand nämlich darin, ein blutendes und somit wohl verletztes Einhorn aufzuspüren. „Ich war mit Potter unterwegs“, berichtet Draco Malfoy. „Vielleicht hatte dieser Trampel von einem Halbriesen einen lichten Moment gehabt und erkannt, daß Potter und ich doch besser zusammenpassen als er und diese Muggelstämmige, wenn es darauf ankommt. Und ich muß zugeben, daß ich insgeheim gehofft hatte, die Sache vom Hogwarts-Expreß wieder glattzubügeln. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen.“ Bevor wir auf dieses Ereignis kommen, muß darauf hingewiesen werden, daß es schon unverantwortlich gefährlich war, überhaupt mit elfjährigen Schülern in den Verbotenen Wald zu gehen. Sie aber auch noch aufzuteilen und zwei von ihnen sich selbst zu überlassen, war grob fahrlässig.

„Wir haben das Einhorn auch tatsächlich entdeckt“, sagt Draco Malfoy mit leichtem Schaudern. Das Tier war bereits verendet. Aber der Junge, der überlebt hat, und der jüngste Sproß des alten Zauberergeschlechts der Malfoys waren nicht allein. „Es war unheimlich. Da war so ein... Ding, das schien das Einhorn irgendwie zu essen oder daraus zu trinken. Ich habe nicht erkannt, was es war, jedenfalls tropfte silbernes Einhornblut von dort runter, wo vermutlich der Mund war.“ Freimütig räumt er ein: „Ich bin gerannt, was ich konnte, und ich war ziemlich entsetzt, als ich am Waldrand feststellte, daß Potter gar nicht mitgekommen war“, schließt der junge Malfoy seinen Bericht.

Wie Harry der Situation entronnen und was das für ein Ding war, bleibt leider unbekannt. Aber ganz sicher war das der Beweis dafür, daß man Hagrid keine Verantwortung, erst recht nicht für Kinder, anvertrauen darf. Dumbledores merkwürdiger Auffassung von Sicherheit für die Schule sollte aber etwas später dazu führen, daß genau das geschah, denn aus Hagrid wurde mit Beginn des Schuljahres 1993/1994 Professor Hagrid. Es ist nicht zu fassen.

Immerhin zeigt sich schon jetzt überdeutlich, welche Änderung mit Harry Potters Erscheinen in Hogwarts einherging. Einerseits handelte Harry selbst, indem er sich entschied, den Drachen fortzuschaffen, und indem er sich entschied, schon in der ersten Besenflugstunde die Schulregeln zu brechen. Bedenken wir immerhin, daß er erst für die Sache mit dem Drachen erstmals bestraft wurde. Andererseits kam es zu rätselhaften, gefährlichen Ereignissen: Der Troll in der Schule, das getötete Einhorn im Verbotenen Wald und das unheimliche Etwas, das sich daran machte, über Harry Potter und Draco Malfoy herzufallen.

Ziemlich viel für ein Schuljahr, möchte man meinen, aber es kam noch dicker.

Eigenartigerweise fand das dritte Quidditch-Spiel der Gryffindors – das Spiel gegen Ravenclaw – im Schuljahr 1991/1992 nach den Prüfungen ganz kurz vor Schuljahresende statt. Ravenclaw brachte dem bis dahin in der Meisterschaft führenden Gryffindor eine krachende Niederlage bei. Der Grund war, daß der bisherige Garant für die Gryffindor-Siege, Harry Potter, zu diesem Zeitpunkt bewußtlos im Krankenflügel lag. Und der Grund dafür könnte finsterer kaum sein.

Wie ich schon im siebten Kapitel angedeutet habe, hatte Dumbledore kurz vor dem Einbruch bei Gringotts am 31. Juli 1991 Hagrid etwas abholen lassen. Dieses Etwas lagerte nun im dritten Stock, zumindest war der Aufbewahrungsort von dort aus zugänglich. Und nun kann ich enthüllen, worum es sich gehandelt hat: Um den legendären Stein der Weisen!

Die Quelle für diese Information ist Der, dessen Name nicht genannt werden darf, selbst. „Nachdem der Dunkle Lord im Sommer 1995 zurückgekehrt war und ich mich bei ihm einfinden mußte, und ich betone, daß ich mußte“, berichtet der „freigesprochenste Todesser Britanniens“ Lucius Malfoy, „hat er sinngemäß gesagt, daß er schon vier Jahre zuvor unter Mithilfe eines von ihm so genannten mittelmäßigen Zauberers an den Stein der Weisen herangekommen wäre, wenn Harry Potter dieses nicht verhindert hätte.“ So dürftig der Satz auch erscheinen mag, er enthält wesentliche Informationen. Allerdings hat sich Du-weißt-schon-wer in der Zeit vertan: Das Eingreifen von Harry Potter fand im Sommer 1992 statt, also drei Jahre vor dem Wiedererstarken des Dunklen Lord. Dennoch: Quirinus Quirrell war schon vor Beginn des Schuljahres hinter dem Stein der Weisen her und hat dann in der Auseinandersetzung mit Harry sein Leben verloren. Und natürlich enthält die Aussage von Du-weißt-schon-wem die eindeutige Bestätigung, daß Dumbledore und einige seiner Anhänger, zumindest aber McGonnagall, diesen Stein in Hogwarts versteckt hatten.

Was genau sich zugetragen hat, bleibt im dunklen. Einige Einzelheiten sind aber bekanntgeworden. So weiß Percy Weasley zu berichten: „Mein Bruder Ron hatte auch etwas zur Rettung des Steins der Weisen beigetragen: Er hatte sich durch das gigantische Schachspiel gespielt, das Professor McGonnagall wohl in den Weg gestellt hatte.“ Außerdem wurde Hermione Granger später durch Dumbledore mit Punkten belohnt, weil sie kühle Logik im Angesicht der Flammen angewandt habe – vermutlich hatte sie einen besonders wirksamen Antifeuerzauber eingesetzt. Aus diesen Einzelheiten ergibt sich, daß Harry nicht allein war, sondern sich von Ron Weasley und Hermione Granger helfen ließ. Und aus den Einzelheiten ergibt sich auch, daß der Stein der Weisen erst nach der Überwindung von mindestens einem Hindernis zu erreichen war, an dessen Aufstellung McGonnagall, die treue Dienerin des Phönixordens und Vasallin Dumbledores, aufgestellt hatte.

Besonders wirksam war der Schutz des Steins der Weisen allerdings nicht, das muß man sagen. Schließlich war es drei Erstklässlern im Alter zwischen elf und zwölf Jahren gelungen, sämtliche Barrieren zum Stein der Weisen zu durchbrechen – wie es auch dem Schwarzmagier gelungen war, der eigentlich ferngehalten werden sollte. Daran kann man sehen, wie sehr Dumbledore nachgelassen hatte. Und auch McGonnagall: Was ist ein Schutz wert, der nicht einmal kindersicher ist? Dumbledore hätte den Stein der Weisen gleich bei Harry unters Bett schieben sollen, da wäre er besser aufgehoben gewesen.

Nicht alle drei, sondern nur Harry kam in den Krankenflügel. Man darf daher vermuten, daß er die alleinige Konfrontation mit Quirrell zu bestehen hatte, nachdem sich seine angeblichen Freunde auf halbem Weg aus dem Staub gemacht hatten. Vor allem Ron Weasley dürfte bei der Rettungsaktion im dritten Stock erkannt haben, daß es nicht immer bequem ist, Wasserträger eines berühmten Zauberers zu sein und von dessen Ruhm zu zehren. Daß Harry Potter dennoch weiterhin zu Ron Weasley und Hermione Granger hielt, zeigt seine ausgeprägte Anhänglichkeit, die nur durch die Verluste in seinem bisherigen Leben erklärlich sind. Harry war letztlich derjenige, der die Sache gerettet hat: Nicht Dumbledore war dazu in der Lage und auch nicht seine Diener und Speichellecker. Aber auch nicht Harrys „Freunde“.

Harry hatte sich bis zu einem bestimmten Grad selbständig gemacht und vom Einfluß Dumbledores emanzipiert. Früher als gedacht hatte er Entscheidungen getroffen und offensichtlich auch seine verborgenen dunklen Kräfte eingesetzt, denn anders ist Quirrells Tod kaum erklärlich. Trotzdem: Im Sommer 1992 war die magische Gemeinschaft bei Harry in besseren Händen als bei Dumbledore und Konsorten.

Dumbledore blieb letztlich nichts anderes übrig, als sich selbst an die Spitze der Bewunderer von Harry Potter, seinem Werkzeug, zu setzen und ihm Hauspunkte zuzuschanzen. „Slytherin war am Ende des Schuljahres beim Hauspokal in Führung, Gryffindor auf dem letzten Platz. Nur dank Dumbledores Extrapunkte hat Gryffindor alle überholt und den Pokal gewonnen“, beklagt sich Draco Malfoy. Dahinter könnte durchaus Methode stecken, mehrte das doch den Ruf von dem Werkzeug, das Dumbledore später für seine eigenen Machtergreifungspläne mißbrauchen wollte.

Die Nachlässigkeit, mit der der alte Geheimniskrämer den Stein der Weisen versteckt hatte, läßt Zweifel zu, ob dessen Schutz überhaupt das Hauptziel war. Lassen wir einmal beiseite, daß Dumbledore mit Quirrell einem unmittelbaren Anhänger von Du-weißt-schon-wem die Tore von Hogwarts weit ge- und den Zugang zu sämtlichen Schülern eröffnet hatte, und lassen wir beiseite, daß Dumbledore Hogwarts mit der Lagerung des Steins dort in den Fokus der gesamten schwarzmagischen Welt gerückt hatte, so sind noch zwei Tatsachen von Interesse: Erstens ist über den Verbleib des Steins der Weisen nach Harrys Rettungsaktion nichts bekannt und zweitens sind die rechtmäßigen Besitzer des Steins noch im Jahr 1992 verstorben.

Dazu muß man wissen, daß der Stein der Weisen zwei Dinge ermöglicht: Unendlichen Reichtum einerseits, ewiges Leben durch ein Lebenselixier andererseits. Der einzige Zauberer, der zur Herstellung des Steins der Weisen in der Lage war, war Nicolas Flamel. Er und seine Ehefrau Perenelle waren schon mehr als sechshundert Jahre alt, als sie kurz nach der Rettungsaktion starben.

Es ist nicht bekannt, wie der bewußtlose Harry in den Krankenflügel gekommen war. Allerdings ist der Schluß nicht weit hergeholt, daß Dumbledore für den Transport verantwortlich zeichnete – eine gute Gelegenheit, sich Harry gegenüber fürsorglich zu zeigen und andererseits den Stein an sich zu bringen. Der Tod der Eheleute Flamel beweist überdies, daß sie den Stein der Weisen nie zurückerhalten haben.

Und jetzt fragt sich der aufmerksame Leser: Was ist einem Zauberer von Nutzen, der im Sinne eines „Größeren Wohls“ die Macht zunächst über die magische, später auch über die nichtmagische Welt erlangen will? Die Antwort liegt auf der Hand: Ewiges Leben, um etwaige Widersacher auf Teufel kaputt zu überleben und natürlich unendlicher Reichtum, mit dem Anhänger gewonnen und bestochen werden können.

So erschütternd es auch ist: Wir werden davon auszugehen haben, daß Dumbledore letztlich der einzige war, der davon profitiert hatte, daß Harry Quirrell daran gehindert hat, den Stein der Weisen zu stehlen. Die Rückkehr von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, war dadurch bekanntlich nur aufgeschoben. Nur Dumbledore wußte, wo der Stein der Weisen war, als Nicolas und Perenelle Flamel eines elenden Todes starben, denn er war im Besitz dieses Steins. Aber letztlich hat ihm der Besitz nichts genützt, wie wir wissen. Dumbledore hat das letzte Geheimnis um den Stein der Weisen mit ins Grab genommen.

Davon ahnte Harry Potter, der gerade seinen ersten Kampf auf Leben und Tod nach dem mißglückten Mordanschlag von Du-weißt-schon-wem an Halloween 1981 bestanden hatte, allerdings nichts. Er ging in dem Bewußtsein in die Sommerferien, die magische Gemeinschaft gerettet, Gryffindor den Hauspokal verschafft und sich bei Dumbledore – wenn auch aus anderen als den von ihm vermuteten Gründen – beliebt gemacht zu haben.

Doch wenn er und die anderen Schüler dachten, damit hätte es mit finsteren Vorkommnissen in Hogwarts sein Bewenden, irrten sie. Es sollte schlimmer kommen.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg