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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Weichenstellungen

von Krabbentaucher

Weichenstellungen – das ist nicht nur das, was bei der Eisenbahn eine Rolle spielt, sondern auch im Leben. In Harry Potters Fall gab es am ersten September 1991 beides: Eisenbahn und Entscheidungen für das zukünftige Leben. Und wie wir sehen werden, wurden auch im Leben anderer Weichen gestellt an diesem denkwürdigen Tag.

Nach Harrys kurzem Gastspiel in der magischen Gemeinschaft an seinem elften Geburtstag – prompt mit schwarzmagischer Begleitmusik – hielt sich der Junge, der lebt, für einen Monat wieder in der Muggelwelt auf. In dieser Zeit hatte er immerhin eine Entscheidung getroffen, nämlich seine berühmte Schneeule Hedwig zu nennen. Mehr ist aus diese Phase nicht bekannt. Auch von den Dursleys war nichts zu erfahren.

Niemand weiß, wie Harry von Little Whinging nach London und dort zum Bahnhof King's Cross gelangt und wie er dahinter gekommen ist, wie man Gleis neundreiviertel erreicht. Wenn ihm Hagrid das beschrieben haben sollte, hätte dieser sich vorausschauender verhalten als man ihm zutraut. Wahrscheinlich aber hat sich Harry schlicht bei anderen abgeguckt, wie man das macht.

Um elf Uhr jedenfalls setzte sich an jenem ersten September 1991 der Hogwarts-Expreß in Bewegung, und Harry war an Bord.

Hier kam es wahrscheinlich schon sehr früh zur ersten wesentlichen Weichenstellung, auch wenn nicht bekannt ist, ob das schon zu Beginn der Fahrt so war. Zu vermuten ist es aber. Draco Malfoy berichtet, wer mit Harry im selben Abteil saß: Ronald Bilius Weasley, genannt Ron.

Jedem ist bekannt, daß Ron Weasley zusammen mit Hermione Granger mit Harry Potter unterwegs war, als dieser seinen spektakulären Einbruch bei Gringotts verübt hat. Innerhalb von Hogwarts weiß jeder, daß Ron und Harry untrennbar miteinander verbunden sind. Es ist zweifelhaft, ob Harry Potter seine ruhmreichen Taten ohne seinen treuen Wasserträger wirklich hätte vollbringen können. Den Ruhm allein einstreichen kann er natürlich.

Doch wer ist Ron Weasley? Er erblickte am ersten März 1980 als sechster Sohn von Arthur und Molly Weasley, letztere geborene Prewett, in Ottery St Catchpole, Devon, das Licht der Welt. Außerdem hat er noch eine jüngere Schwester, die später eine wesentliche Rolle im Privat- und Liebesleben von Harry Potter spielen wird. Die Weasleys und Prewetts gehören – oder im Falle der Prewetts gehörten – zu den bekanntesten reinblütigen Familien wie auch die Malfoys. Nur waren die Weasleys bei weitem nicht so wohlhabend wie das in Wiltshire ansässige Geschlecht. Mütterlicherseits war Ron Weasley vorbelastet, was Den, dessen Name nicht genannt werden darf, angeht, denn seine beiden Onkel Gideon und Fabian Prewett waren von Todessern umgebracht worden.

Auf die Familie Weasley wird hier noch nicht weiter einzugehen sein, denn noch beschränkt sich Harrys Kontakt auf Ron. Die Frage ist allerdings, wie zufällig dieser Kontakt war.

Es dürfte kaum wahrscheinlich sein, daß Harry Potter ausgerechnet Ron Weasley gebeten oder eingeladen hat, sich zu ihm in das Abteil zu setzen und sein Handlanger zu werden. Letzteres war ohnedies ein Prozeß, der eine gewisse Entwicklung voraussetzt. Harry wußte noch nichts von Reinblütigkeit und kannte keine Zaubererfamilie außer der eigenen und auch die so gut wie gar nicht.

Ron Weasley dagegen hatte wie alle anderen jungen Hexen und Zauberer mit mindestens einem magischen Elternteil Harry Potters Namen mit der Muttermilch eingesogen. Entsprechend verführerisch war es für ihn, den Kontakt zum berühmtesten Jungen im Zug zu suchen. Er wußte sicher auch, wonach er suchen mußte, denn natürlich hatten nicht nicht nur die früheren Sichtungen in den vorangegangenen Jahren die Runde gemacht, sondern auch Harrys Besuch in der Winkelgasse. Ganz sicher wird Mrs Molly Weasley ihrem Sohn Harry Potter beschrieben haben: Schwarze strubbelige Haare, eine runde Brille und die Blitznarbe. Außerdem waren die Weasleys gerade zu jener Zeit absolut nicht wohlhabend, um es vorsichtig auszudrücken. Jedenfalls ist jedem aufgefallen, mit welch gebrauchten und abgetragenen Sachen Ron in Hogwarts ankam. Was wird eine aufstiegsorientierte Hexe ihrem Sohn, der im selben Jahrgang wie der berühmte Harry Potter sein würde, anderes geraten haben, als daß er sich an diese Berühmtheit anhängen soll?

Nun, Ron hatte seine Mission schon im Zug erfüllt, und wie wir wissen, ging es den Weasleys in den Folgejahren materiell auch besser, wobei dieses nur zum Teil auf den Gewinn des Großen Geldpreises des Tagespropheten im Sommer 1993 zurückzuführen sein dürfte. Wenn man sich aber vor Augen führt, daß in der Schlacht vor einigen Monaten Rons Bruder Fred sein Leben lassen mußte, stellt sich die Frage, ob das Geschäft unter dem Strich wirklich so lohnend war.

Leider ist nicht überliefert, wie Ron Weasley zu Harry Kontakt aufgenommen hat. „Als ich kurz vor unserer Ankunft in Hogsmeade in das Abteil geguckt habe, lagen jedenfalls noch eine Menge Süßigkeiten und sonstige Sachen aus dem Wägelchen dieser Hexe im Abteil rum, die immer durch den Zug läuft. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Weasley damals genug Geld gehabt hat, um auch nur einen Schokofrosch zu kaufen“, berichtet Draco Malfoy. Bestechung wird also nicht im Spiel gewesen sein. Oder doch? Auch wenn die anderen Weasley-Söhne, die zu dieser Zeit noch Hogwarts besuchten – Percy, Fred und George – nicht durch den Besitz von Taschengeld auffielen, so wäre es nicht auszuschließen, daß Molly Weasley oder sogar Arthur Weasley ihrem aussichtsreichsten Sproß eine finanzielle Extraausstattung mitgegeben hatten, die es Ron ermöglichte, sich bei Harry lieb Kind zu machen.

Das alles ist natürlich reine Spekulation, an der sich eine seriöse Journalistin, die allein ihrer Chronistenpflicht verbunden ist, selbstverständlich nicht beteiligt. Mögen sich andere Hexen und Zauberer ihre Mäuler darüber zerreißen.

Ohne Zweifel war es so, daß Ronald Weasley sich Harry als Informationsquelle angedient hat, was die magische Gemeinschaft im allgemeinen und Hogwarts im besonderen angeht. Er dürfte Harry auch gesagt haben, in welches Haus von Hogwarts er gehen sollte, so daß Harry ausreichend Zeit gehabt hatte, sich bis zur Auswahlzeremonie Gedanken darüber zu machen und sich entsprechend zu prägen. Ich greife insoweit schon einmal vor, wenn ich darauf hinweise, daß der Sprechende Hut ziemlich lange gebraucht hat, um Harry dem Haus Gryffindor zuzuordnen. Welche Übereinstimmung! Rons Eltern und sämtliche Brüder waren schon in Gryffindor, und selbstverständlich war auch Ron auf Gryffindor geprägt. Es kam also nur noch darauf an, den aufgenommenen Kontakt zu festigen und dafür zu sorgen, daß beide, also Ron und Harry, nach Gryffindor kamen. Und so war es denn auch.

Es ist nicht bekannt, ob im Hogwarts-Expreß auch schon ein Kontakt zu Hermione Granger, dem anderen Teil des berühmten Dreierbundes, zustandekam. Wenn, dann war er nicht nachhaltig: „In der Anfangszeit habe ich Ron und Harry immer allein gesehen. Hermione trat erst später mit ihnen zusammen auf, das aber immerhin noch in Harrys erstem Schuljahr“, vertraut mir Percy Weasley an, der in Harrys erstem Hogwarts-Jahr gerade Vertrauensschüler geworden war.

Ob es hier eine frühe Weichenstellung gegeben hatte, bleibt also unklar. Klar ist aber eine andere Weichenstellung – das Zusammentreffen der späteren großen Gegner in der Schule, Harry Potter und Draco Malfoy.

„Ich hatte erst relativ spät das Gerücht gehört, daß Harry Potter im Zug sein sollte“, berichtet der Stammhalter der Familie Malfoy, einer Familie mit damals hoher Reputation und auch heute noch viel Gold. „Er sollte ziemlich weit hinten im Zug sein in einem Abteil. Ich weiß gar nicht mehr, von wem ich das gehört habe.“ Wie auch immer – Draco Malfoy brach auf, um Harry Potter zu suchen. Im Schlepptau hatte er zwei Freunde, die er zuvor gefunden hatte: Vincent Crabbe und Greggory Goyle, beide wie Draco Söhne von nach der ersten Herrschaft von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, davongekommenen Todessern.

Warum diese Übereinstimmung? „Nun, wir kannten uns durch unsere Väter, da lag es nahe, daß wir uns gemeinsam in ein Abteil gesetzt haben“, rechtfertigt sich Draco Malfoy. Dessen Vater Lucius Malfoy versucht sofort, sämtliche eigene Verbindungen zu den Todessern zu verwischen: „Ich habe ja schon mal gesagt, daß ich nicht freiwillig dabei war. In der Tat stand ich während der ersten Herrschaft des Dunklen Lord unter dem Imperiusfluch. Aber ich habe mich soweit an Mr Crabbe und Mr Goyle erinnert, um sie mit den Todessern in Verbindung zu bringen. Bekanntlich wurden auch sie entlastet – ob zu Recht oder Unrecht, kann ich nicht sagen. Den Einfluß eines Imperius-Fluches kann ich nicht ausschließen.“ Doch wieso die weiteren Kontakte? Malfoy stellt es als eine Art karitative Angelegenheit dar. „Zum einen waren sie in einer ähnlichen Situation wie ich – unter dem Imperius-Fluch gestanden, aber dennoch allgemein verdächtigt. Zum anderen ging es mit wesentlich besser als ihnen, und da fühlte ich mich bemüßigt, ihnen behilflich zu sein. Nicht mit Geld, das war nicht nötig, aber mit Kontakten, um ihre völlige Isolation zu verhindern, die sie vollends in die Arme zweifelhafter Magier getrieben hätte.“

„Ich war natürlich neugierig auf den Jungen, der überlebt hat“, teilt Malfoy junior den Grund mit, weshalb er sich auf die Socken gemacht hat. Es war nicht schwierig, Harry Potter zu finden. Man mußte einfach durch den Zug gehen und dabei in die Abteile schauen. Harrys Aussehen war schließlich einigermaßen bekannt.

Und Draco Malfoy fand Harry Potter dann auch. „Er saß inmitten von Zeug von diesem Karren, der immer durch den Zug geschoben wird, wie ich wohl schon gesagt habe“, sagt Malfoy junior. „Und leider saß dieser Weasley bei ihm – Ron Weasley, um genau zu sein.“ Leider? Wie Draco berichtet, schien das Einfluß auf den weiteren Verlauf der Begegnung gehabt zu haben: „Ich wußte ja, daß Potter bei den Muggeln aufgewachsen war. Allein schon die Vorstellung, bei Muggeln aufwachsen zu müssen, habe ich furchtbar gefunden. Ich habe deshalb Potter meine Hilfe angeboten. Also bei der Orientierung in der für ihn neuen Welt und so weiter.“

Wie Draco Malfoy weiter enthüllt, hat er dabei auch seine Hand zu Harry ausgestreckt. Doch Harry hat sie nicht genommen. „Er hat meine Hilfe brüsk abgelehnt. Und Weasley ist sogar aufgestanden und hat mir Prügel angedroht.“ Und Harry? „Hat sich sofort auf die Seite von Weasley geschlagen.“

Draco hat auch ein Erklärung für dieses aggressive Verhalten, und diese Erklärung liegt auch nahe. Ron Weasley hatte immerhin mehrere Stunden Zeit gehabt, sich bei Harry lieb Kind zu machen und sich ihm als Handlanger anzudienen. Mehr noch: Indem er ihm von der Zauberwelt erzählte und Fragen hierzu beantwortete, hat er auch seine Sicht der Dinge und die seiner Familie darstellen können. Und es ist bekannt, daß die Weasleys und die Malfoys einander nicht grün sind und es auch damals nicht waren. „Ständig hatte Arthur mich auf seiner Abschußliste stehen“, beklagt sich Lucius Malfoy. Arthur Weasley arbeitete schon damals seit mehr als zwanzig Jahren im Zaubereiministerium, ohne bis zum – wohl kaum zufälligen – Zusammentreffen seines Sohnes mit Harry Potter einen wesentlichen Karrieresprung geschafft zu haben. Er hatte es nur zum Leiter des Büros gegen den Mißbrauch von Muggelartefakten gebracht, was hieß, daß er nur einen anderen Zauberer unter sich hatte, der noch weniger ambitioniert als er selbst war. „Es ist bekannt, daß Arthur ein Muggelfreund in einer Art und Weise war, die als geradezu kindisch zu bezeichnen ist“, sagt Mr Malfoy. „Er muß den Muggeln wirklich lästig gefallen sein. Ich dagegen fand und finde es besser, die Muggel nicht weiter zu behelligen und meinen eigenen Dingen nachzugehen.“ So gesehen ist der Konflikt zwischen den Familien verständlich. Und Lucius Malfoy berichtet von noch einem Gesichtspunkt: „Ein wenig Neid seinerseits war natürlich auch dabei. Arthur war eben nie bereit, Unterschiede zu akzeptieren.“

Zweifellos hatte Ron Weasley Harry schon von seiner Auffassung über die Familie Malfoy ins Bild gesetzt, als Draco die Abteiltür öffnete. „Potter war sofort feindselig, kaum daß ich mein Hilfsangebot unterbreitet und meine Freundschaft angeboten habe“, bekräftigt der junge Malfoy. Es ist nicht schwer zu erraten, woher die Feindseligkeit kam. Man kann es nur noch einmal sagen: Ron Weasley hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Er hat sich nicht nur in unnatürlich kurzer Zeit planmäßig mit Harry angefreundet, er hat auch weitere mögliche Freunde – und Konkurrenten um Harrys Gunst – weggebissen.

Aus der Freundschaft zwischen dem einzig überlebenden Potter und dem jüngsten Malfoy wurde also nichts. Doch Draco ist offen und selbstkritisch genug, die Schuld nicht nur bei Ron Weasley zu suchen: „Ich hatte Crabbe und Goyle dabei. Also Vincent und Greggory. Das war ein Fehler. Ich muß sagen, daß beide ziemliche Trampel waren und leider auch nicht besonders helle. Und einer von ihnen – keine Ahnung, welcher – hat sich dann auch ohne zu fragen an den Süßigkeiten vergriffen.“ Was folgte, war ein überraschender Angriff einer Person, von der bisher noch nicht die Rede war, einer Ratte. „Ron Weasley hatte dauernd eine Ratte mit sich rumgeschleppt“, sagt Draco Malfoy. „Diese Ratte hat sich dann in der Hand von dem Typen, also entweder Crabbe oder Goyle, verbissen. Da war unsere Unterhaltung natürlich beendet. Hat endgültig alles verdorben, dieser verfressene Idiot.“

Die Anwesenheit der Ratte im Abteil ist pikant: Es handelte sich bei ihr um niemand anderes als den angeblich von Sirius Black umgebrachten Peter Pettigrew, genannt Wurmschwanz. Dieses vermeintliche Opfer und zugleich der tatsächliche Todesser war bei der Familie Weasley in Rattengestalt – wie bereits berichtet, war er ein nicht gemeldeter Animagus – untergekrochen und hat sich durchfüttern lassen. Nun saß er im selben Abteil mit dem, dessen Eltern und letztlich dessen Schutz er zehn Jahre zuvor an Du-weißt-schon-wen verraten hatte. Im Grunde befand er sich in der komfortablen Situation, den, der seinen Herrn beseitigt hatte, zu töten. Aber er hat es nicht getan. Aus gutem Grund, denn gerade das Beispiel seines Herrn gemahnte zur Vorsicht.

Interessant im Zusammenhang mit dem Kontakt zwischen Harry Potter und Draco Malfoy ist die Frage, inwieweit hier Weichen sowohl für den einen wie auch für den anderen gestellt wurden.

Ich muß hier wieder vorgreifen, und zwar auf das Jahr 1996. In diesem Jahr drängte sich Der, dessen Name nicht genannt werden darf, nicht nur Lucius Malfoy auf, sondern auch Draco Malfoy. Mehr noch: Der Malfoy-Sproß wurde Todesser, wie Greggory Goyle zu berichten weiß: „Hat immer damit angegeben. Todesser und besondere Mission. Und wir mußten für ihn Wache schieben.“ Draco Malfoy bestreitet mir gegenüber nicht, daß er anfangs eine pubertäre Faszination für den Dunklen Lord gespürt hatte. Aber das hatte sich bald gelegt, als es nicht nur darum ging, an dessen vermeindlicher Größe teilzuhaben. „Sonst hätte ich mich später auch kaum auf Potters Seite geschlagen“, unterstreicht er.

Dadurch ändert sich nichts daran, daß Draco Malfoy im Alter von 16 Jahren zum überzeugten Todesser wurde. Das ist das Ergebnis des Prozesses, der in jenem Abteil im Hogwarts-Expreß am ersten September 1991 begonnen hatte, jedenfalls glaubt das Lucius Malfoy. „Mein Sohn hatte mir am Tag nach seiner Ankunft in Hogwarts alles berichtet, und ich muß zugeben, daß meine Frau Narzissa und ich einigermaßen bestürzt über Potters Ablehnung waren. Wir pflegten seinerzeit Beziehungen zu den wesentlichen Zaubererfamilien, und daß ausgerechnet Potter nicht dazugehörte, war niederschmetternd. Ich bin absolut überzeugt, daß mein Sohn sich anders entwickelt hätte, hätte Potter ihm eine Chance gegeben.“

In der Tat ist keiner von Harrys Freunden auf die dunkle Seite abgewandert. Überwiegend haben sie später sogar wichtige Funktionen übernommen: Ron Weasley wurde das, was er schon am ersten Tag im Zug werden wollte, nämlich der Handlanger des berühmten Zaubererjungen, Hermione Granger, von der noch zu sprechen sein wird, war ebenfalls überall dabei, wo um Harry Potter herum etwas geschah, Neville Longbottom hatte zusammen mit Luna Lovegood Harry in Hogwarts vertreten, als dieser untergetaucht war. „Der Dunkle Lord wäre so oder so auf mich zugekommen“, räumt Draco ein. „Aber ich hätte ein Vertrauter von Potter und dessen Doppelagent sein können, wie Professor Snape nach Potters Aussage der Doppelagent von Dumbledore war.“

So kam es, daß Harry Potter nicht nur eine dargebotene Hand ausgeschlagen hat, sondern die Hand eines Abrutschenden. Draco Malfoy steckte schon im Todesser-Sumpf, als er die Abteiltür öffnete, denn er kannte nur Greggory Goyle und Vincent Crabbe, Söhne von Zauberern, die vom Dunklen Lord zwar unterworfen, aber auch für dessen Verlockungen empfänglich waren. Harry hätte Draco dazu gebracht, eine andere Sichtweise einzunehmen. Eine Freundschaft hätte Draco letztlich in Harrys innersten Zirkel eingeführt und verhindert, daß er sich der Faszination für die dunklen Künste hingab. Doch Harry hat – angestachelt von Ron Weasley – abgelehnt.

Fairerweise muß man sagen, daß weder Harry Potter noch Ron Weasley für diese Weichenstellung wirklich verantwortlich zu machen sind. Harry stand sowieso unter Ron Weasleys Einfluß. Ron Weasley wiederum war in seinem kindlichen Gemüt darauf bedacht, einen möglichen Konkurrenten um die Gunst des berühmten Zaubererjungen fernzuhalten. An die Konsequenzen für die Zeit nach der Rückkehr von Du-weißt-schon-wem hat sicher keiner der beiden elfjährigen Jungen gedacht.

Wenn hier jemandem etwas anzulasten ist, dann Arthur und Molly Weasley. Sie mußten weitblickend genug sein, um zu erkennen, daß eine Feindschaft mit dem Malfoys und ihre Ausgrenzung vom Kreis um Harry Potter schwerwiegende Folgen haben und Draco auf die dunkle Seite treiben würde. Dennoch waren sie rücksichtslos und ehrgeizig genug, um in ihr zweitjüngstes Kind den Haß auf die Malfoys einzupflanzen und dieses gezielt auf Harry Potter anzusetzen. Das geschah selbstverständlich eigennützig. Auf diese Weise würde die finanziell chronisch klamme Weasley-Familie allein in den Genuß der Früchte kommen, die sich aus einer engen Beziehung mit Harry Potter ergaben.

Die Weichenstellungen an diesem Tag waren noch nicht zuende, wie sicher ahnen wird, der jemals seine Schulzeit in Hogwarts verbracht und sich den Sprechenden Hut aufgesetzt hat.

Der Zug lief planmäßig in Hogsmeade ein. Ebenso planmäßig wurden die Erstklässler mit den Booten über den See nach Hogwarts gebracht, um sich dort der Auswahlzeremonie zu unterziehen. Auf diese Weise hat Harry Potter wie jedes andere Zauberkind auch die wohl berühmteste Schule für Hexerei und Zauberei betreten. Man muß sich vor Augen halten, was das für einen Jungen bedeutet, der von Dumbledore planmäßig von der magischen Welt entfernt und in der Muggelwelt gefangen gehalten wurde: Aus der Enge und Gewöhnlichkeit von Little Whinging mit seinen Vorgärten und Autos zum vieltürmigen Schloß und vor allem der Großen Halle mit ihrer verzauberten Decke und den allüberall schwebenden Kerzen. Auch magische Kinder, die in der magischen Welt aufgewachsen sind, werden hierdurch sozusagen verzaubert. Harry wähnte sich am Ziel seiner Träume und konnte nicht erkennen, daß er letztlich in Dumbledores Falle geraten war.

Ich habe schon wiederholt von Phase zwei von Dumbledores finsteren Plan gesprochen. Phase eins war es, Harry von Einflüssen der magischen Welt entfernt aufwachsen zu lassen. Nunmehr begann die Formung. Bei aller magischen Macht konnte Dumbledore den Sprechenden Hut nicht beeinflussen. Zwar bestand aufgrund Harrys familiärer „Vorbelastung“ eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er nach Gryffindor kam, aber sicher war das keineswegs. Hier lag eine Unwägbarkeit, die Dumbledore ausnahmsweise einmal nicht beeinflussen konnte.

Dumbledores Reaktion auf diese kritische Situation, in der er den Einfluß auf Harry zu verlieren drohte, war ebenso simpel wie effektiv. Er hatte die Häuser mit Hauslehrern bestückt, die eine Erziehung und Ausbildung von Harry auf jeden Fall gewährleisteten, egal, in welches Haus der Junge kommen würde. Sehen wir uns das in Frage kommende Personal an.

Gryffindor wurde von der heutigen Schulleiterin Minerva McGonnagall geführt. Von McGonnagall ist allgemein bekannt, daß sie nicht nur ein Mitglied der ersten Stunde im Orden des Phönix war, sondern sie war auch persönlich mit Dumbledore befreundet. Außerdem war und ist sie eine überaus fähige Hexe. Nachdem es am wahrscheinlichsten war, daß Harry nach Gryffindor kommen würde, liegt es auf der Hand, daß Dumbledore seine treueste Helferin genau dort als Hauslehrerin und darüber hinaus als Stellvertretende Schulleiterin installiert hat. Durch letzteres hatte er sichergestellt, daß sein Gesamteinfluß auch während seiner Abwesenheit in den Händen einer von ihm unbedingt Abhängigen lag.

Offenbar sah Dumbledore die zweithöchste Wahrscheinlichkeit darin, daß Harry Potter nach Slytherin kommen würde. Bedenkt man Harrys etwas fragwürdige Wurzeln, was dessen Vater angeht, ist diese Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen. Abgesehen davon hat Harry in den Folgejahren bis hin zur Schlacht von Hogwarts seine Fähigkeit zur Intrige, Täuschung und Geheimhaltung immer wieder unter Beweis gestellt. „Ich muß ehrlich sagen, daß Potter einen guten Slytherin abgegeben hätte“, sagt Draco Malfoy.

Es ergibt sich von selbst, daß Dumbledore auch hier einen Lehrer platziert hatte, der ihm unbedingt ergeben war. Harry selbst hat im Zusammenhang mit Severus Snape von Dumbledores Mann gesprochen und davon, daß dieser als Doppelagent Dumbledore immer treu war. Auch hier wäre eine Formung Harrys nach den Bedürfnissen von Dumbledores Plan gewährleistet gewesen.

Die Hauslehrer von Hufflepuff – Pomona Sprout – und Ravenclaw – Filius Flitwick – waren zwar keine Mitglieder des Phönixordens, aber auch auf sie konnte Dumbledore zählen. In geradezu kindlicher Art bewunderten sie den Selbstdarsteller und Sprücheklopfer, so daß sie begierig darauf waren, ihm zu gefallen. Dennoch muß man feststellen, daß es für Dumbledore ein Risiko war, auf Zauberer zu zählen, die nicht Mitglied seines Ordens und ihm daher nicht so direkt verpflichtet waren. Aber Dumbledore schien davon ausgegangen zu sein, daß weder für eine Zuteilung zu Hufflepuff noch zu Ravenclaw eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit bestand. Schließlich ist Hufflepuff das Haus für Schüler ohne hervorstechende Eigenschaften. Man kann sicher nicht sagen, daß er Sieger über Du-weißt-schon-wen keine hervorstechende Eigenschaften gehabt hätte. Andererseits handelt es sich bei den Ravenclaws eher um Denkerpersönlichkeiten und weniger um Leute, die sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen.

Dumbledore konnte nicht ahnen, daß Ron Weasley seinen Plan, Harry in Gryffindor unterzubringen, unwissentlich unterstützte. Aber so einfach war die Sache nicht, denn der Sprechende Hut bereitete Schwierigkeiten, wie ich bereits angedeutet habe. Pansy Parkinson, eine aufgeweckte und hübsche junge Frau aus Harrys Jahrgang berichtet: „Bei Potter hat es ewig gedauert, bis sich der Sprechende Hut endlich entschieden hat. Es schien dem alten Ding richtig schwer gefallen zu sein, Potter einem Haus zuzuteilen.“

Bekanntlich kam Harry nach Gryffindor. Allerdings stellt sich die Frage, welches Haus der Sprechende Hut noch in Erwägung zog. Ich gehe aus den oben aufgeführten Gründen, insbesondere Harrys Eigenheiten, davon aus, daß es sich bei der vom Sprechenden Hut erwogenen Alternative um Slytherin gehandelt hatte.

Nach der Auswahlzeremonie ging das Festmahl seinen gewohnten Gang. Sicher wird es allen geschmeckt haben, vor allem natürlich Harry, der sich endlich einer Gruppe zugeordnet sah und zwar der, die ihm aufgrund von Ron Weasleys Einfluß als die erstrebenswerteste schien, aber auch Dumbledore, dessen Plan wie am Schnürchen lief. Vollgefressen und müde gingen alle danach schlafen. Auch hier dürfte der Schlaf von Harry, aber auch von Dumbledore der beste gewesen sein – in beiden Fällen aus Zufriedenheit, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Abschließend gilt es von noch einer Weichenstellung zu berichten, die allerdings nicht am ersten September 1991, sondern etwas später stattgefunden hat. Betrachter mit weniger Hintergrundwissen mögen diese Weichenstellung als für Dumbledores Zwecke unwesentlich und als rein sportlicher Natur auffassen, doch für Zauberer mit Sinn für Zusammenhänge ist das nicht so, zumal es verdächtige Begleitumstände gibt – wieder einmal.

Am zweiten Donnerstag nach Beginn ihrer magischen Ausbildung erhalten die Erstklässler von Gryffindor und Slytherin zusammen Flugunterricht. Das ist traditionell so und war auch in Harry Potters Fall nicht anders. Die erste Flugstunde nahm allerdings einen bemerkenswerten Verlauf. Durchgeführt wurde der Unterricht wie schon seit Jahren durch Madam Hooch, die in Hogwarts auch als Schiedsrichterin die Quidditch-Spiele pfeift. Sie hatte gerade begonnen, den Schülern die Grundlagen beizubringen, da machte sich Neville Longbottom selbständig. „Ich weiß nicht, aber vermutlich wollte er ein wenig angeben. Longbottom war ja sonst eher trampelig in der Schule und hat nichts auf die Reihe gekriegt. Gut möglich, daß er sich mal profilieren und einen Gegenstand aus seinem Besitz auf einem Baum ablegen wollte“, erinnert sich Pansy Parkinson. Longbottom jedenfalls flog los, verlor aber bald die Kontrolle. „Hat sich dann doch wohl übernommen und ist abgestürzt.“

Als Madam Hooch mit Longbottom unterwegs war zum Krankenflügel der Schule, traf Harry Potter die erste eigene Entscheidung seines Lebens: Er wollte den Gegenstand, von dem Miss Parkinson sich nicht erinnert, worum es sich handelte, vom Baum herunterholen, obwohl Madam Hooch den Schülern ausdrücklich untersagt hatte, in ihrer Abwesenheit zu fliegen. „Potter war ein Naturtalent auf dem Besen, das muß man ihm lassen“, berichtet Pansy Parkinson. „Aus irgendeinem Grund ist dieses Ding dann runtergefallen. Potter hat es im Sturzflug eingeholt, kurz über dem Boden abgefangen und ist sicher gelandet.“

Diese ebenso beeindruckende wie verbotene Einlage wurde von Professor Minerva McGonnagall beobachtet. Sie schritt auch gleich ein und nahm Harry Potter mit. „Wir haben jetzt echt gedacht, er fliegt. Also nicht auf dem Besen, sondern von der Schule“, sagt Miss Parkinson. „Er blieb dann auch für den Rest der Stunde weg.“

Doch McGonnagall hatte eigene Pläne. Immerhin Hauslehrerin von dem Haus, in dem auch Harry war, mußte sie im Quidditch aufgrund der schlechten Hausmannschaft immer wieder Niederlagen hinnehmen. Statt Harrys Regelbruch zu bestrafen, sorgte sie vielmehr dafür, daß er als Sucher in die Mannschaft von Gryffindor kam. Mehr noch: Sie setzte bei Dumbledore durch, daß Harry entgegen den Schulregeln einen eigenen Besen bekam, der auch noch aus zweifelhaften Quellen finanziert wurde.

Man könnte diesen Vorgang als einen glücklichen Zufall zur Kenntnis nehmen, der zu Harry Potters kurzer Quidditch-Karriere in Hogwarts geführt hat. Aber er ist mehr: Hier handelte es sich immerhin um Harrys ersten Regelbruch, und er hatte keine Bestrafung zur Folge, sondern eine Belohnung. Das wirkte sich natürlich verheerend auf den Jungen aus, der von nun an meinte, über den Regeln zu stehen und sie auch weiterhin brechen zu können. In diesem Buch wird noch von so manchem Regelverstoß die Rede sein.

Das war aber nur eine eher unwesentliche Folge. Viel wichtiger war, daß Dumbledore hier wieder die Fäden gezogen hat: Er selbst hat durchgewunken, daß Harry eine Extrawurst gebraten bekam, und sicher ging es ihm weder um den Quidditch-Pokal für das Haus Gryffindor noch darum, Harry zur Abwechslung mal eine Freude zu machen. Es ging ihm wieder einmal um mehr, um das „Größere Wohl“, für das er Harry einspannen wollte. Da kam es ihm zupaß, daß sein zukünftiges Werkzeug ein hervorragender Flieger war, denn das steigert dessen Kampfwert enorm. Dumbledore mußte also dafür sorgen, daß Harry Potter seine Fähigkeit trainieren und vervollkommnen konnte. Das ging am besten, indem Harry einen Platz in der Quidditch-Mannschaft und unter Umgehung der Regeln einen Besen bekam.

Nun könnte man arglos meinen, Dumbledore habe nicht wissen können, daß Harry eine besondere Flugbegabung besitzt. Demnach hätte der greise Schulleiter nur improvisiert und das beste daraus gemacht. Wer so denkt, kennt Dumbledore nicht, bei dem nichts Zufall ist. Das wird deutlich, wenn man an Dumbledores enge Bekanntschaft – manche sprechen auch von Freundschaft – mit Bathilda Bagshot, der großen alten Historikerin in Godric's Hollow, denkt. Batty hatte in unserem Gespräch über Dumbledores Freundschaft zu Grindelwald auch das Thema Harry Potter gestreift, wie ich früher schon einmal ausgeführt habe. Und sie berichtete mir, daß Harry schon als Einjähriger auf einem einfachen Kinderbesen erstaunliche Flugkunststücke vollführte. Zweifellos hat sie nicht nur mir davon berichtet, sondern seinerzeit im Jahr 1981 auch Dumbledore.

Dumbledore wußte also schon, daß Harry Potter ein ausgeprägtes Besenflugtalent besitzt, als dieser zum ersten Mal seinen Fuß über die Schwelle von Hogwarts setzte. Dumbledore hat danach nur noch auf eine Gelegenheit gewartet, die er zweifellos für die erste Flugstunde erwartet hatte. Und sie kam, wenn auch vielleicht etwas anders als geplant. Wieder hatte ein Punkt in Dumbledores Plan funktioniert.

Harry ahnte davon nichts. Er mußte sich erst einmal in den Schulalltag eingewöhnen und ging seinem neuen Hobby, dem Quidditch-Spiel nach. Doch bald kam es zu merkwürdigen Zwischenfällen – und Harry steckte mittendrin.


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Das, was Harry so liebenswert macht, sind, glaube ich, seine charakterlichen Stärken, die wir selbst gerne hätten, und es sind auch seine Schwächen, die wir nur allzu gut verstehen.
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