Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Ein Junge taucht wieder auf

von Krabbentaucher

Am 31. Juli 1991 kehrte Harry Potter in die magische Gemeinschaft zurück. Dieser Zeitpunkt markiert auch den Beginn seiner ungewöhnliche Freundschaft zu dem Halbriesen Rubeus Hagrid. Das hat mir Hagrid, wie schon im vorletzten Kapitel mitgeteilt, in dem Interview Ende 1994 anvertraut. Und er hat auch gesagt, wie es dazu gekommen ist: Er war es, der Harry wieder in die magiscche Gemeinschaft zurückgeführt hat.

Bevor wir beleuchten, wie das geschehen ist, muß ich doch auf die Ironie hinweisen, die diesem Vorgang innewohnt. Schließlich war es Hagrid gewesen, der Harry knapp zehn Jahre zuvor aus dessen zerstörtem Elternhaus in Godric's Hollow herausgeholt und dann auf Dumbledores Befehl dafür gesorgt hat, daß Harry der Kontrolle des Zaubereiministeriums entzogen war. Letztlich war er es, der Harry den Dursleys auf die Türschwelle gelegt hat. An Harrys elftem Geburtstag wurde Hagrid in umgekehrter Richtung tätig, wieder auf Befehl von Albus Dumbledore: Er holte Harry von den Dursleys ab.

Ungewöhnlich genug war es ja: Während Muggelstämmige Besuch von richtigen Lehrern,also voll ausgebildeten Zauberern mit besonderen Leistungen und Kenntnissen erhalten, schickte Dumbledore nur einen Wildhüter zu Harry, der die ersten drei Jahre seiner magischen Ausbildung nicht überstanden hat.

Zweifellos ging es Dumbledore darum, eine Person die Aufgabe erledigen zu lassen, die ihm treu ergeben ist und die die Gewähr dafür bot, daß der Einfluß von weniger an der Formung Harrys interessierten Zauberern von diesem ferngehalten wurde. Der arme kleine Harry, der zehn Muggeljahre hinter sich hatte und sich in der für ihn verwirrenden magischen Gemeinschaft nicht allein orientieren konnte, konnte von diesen finsteren Hintergedanken natürlich nichts ahnen. Er erlebte Hagrid einfach als denjenigen, der scheinbar auf seiner Seite stand, zumindest aber den aus kindlichem Gemüt heraus verhaßten Dursleys Paroli bot. Da ist es kein Wunder, daß der Junge Vertrauen ausgerechnet zu einem Halbriesen faßte und ihn als Freund betrachtete.

Die Umstände von Harry Rückkehr können als dramatisch bezeichnet werden. Darauf lassen jedenfalls die Aussagen von Hagrid und von Petunia Dursley schließen.

„Die Muggels haben Harry seine Briefe nicht gegeben“, berichtet Hagrid in dem Interview von 1994. „Habe ihnen immer mehr Briefe reingesteckt, aber dann sind sie abgehauen. Schließlich auf eine Hütte auf einem Felsen im Meer. Das Wetter war fürchterlich. Da habe ich Harry weggeholt.“ Mit diesen dürren Worten beschreibt Hagrid, was er getan hat.

Sehr viel auskunftsfreudiger ist Mrs Dursley auch nicht. „Diese Briefe – das war geradezu aufdringlich! Vernon hat dann versucht, uns vor dieser Bedrohung in Sicherheit zu bringen. Kreuz und quer sind wir durch das Land gefahren. Haben in einem fürchterlichen feuchten Hotel geschlafen und sind dann in dieser noch viel fürchterlicheren Hütte untergekommen, die nach Fisch stank und in der es kalt war. Und dann ist auch noch dieser Riese eingebrochen! Hat einfach die Tür weggeschleudert! Das war Hausfriedensbruch, aber das hat ihn nicht interessiert. Und meinen Neffen natürlich auch nicht, aber was kann man von so einem abnormen Jungen anderes erwarten.“

Auch wenn die Details im Dunklen bleiben, ist der grobe Ablauf doch geklärt: Statt sich – wie es für zivilisierte Zauberer üblich ist – persönlich vorzustellen und den Brief auch persönlich mit erläuternden Worten zu übergeben, wurden die Dursleys erst einmal in einer Art und Weise mit Briefen bombardiert, die sie als bedrohlich empfinden mußten. Immerhin wußte Dumbledore, welch kritische Haltung diese Muggel der Zauberei gegenüber haben, war doch gerade das integraler Bestandteil seines Planes gewesen, Harry abzuschotten. Er wußte daher auch, daß die Muggel Harry weder einen der Briefe aushändigen noch ihm überhaupt mitteilen würden, daß es eine magische Welt gibt.

Wenn dennoch Brief über Brief im Ligusterweg Nummer vier ankam, dann hatte das nicht die Bedeutung, Harry zu informieren, daß am ersten September 1991 seine magische Ausbildung anfangen würde und welche Ausrüstung er hierfür benötigen würde. Man denke nur daran, was geschehen wäre, wenn die Dursleys den Brief ausgehändigt hätten – ein Hinweis auf die Winkelgasse in London findet sich darin nämlich nicht, ebensowenig ein Hinweis auf Gleis neundreiviertel in King's Cross. Nein, hier ging es darum, die Muggel einzuschüchtern und ihnen einen niedrigen Platz zuzuweisen. Auch wenn Dumbledore das nicht auf seinem Weg weiterbrachte, die Muggel insgesamt zu unterwerfen, so hatte er doch damit seine Neigung zum Muggelquälen ausgelebt, die er sonst so erfolgreich unterdrückte, um den Eindruck eines gütigen und muggelfreundlichen Zauberers zu erwecken.

Diese Quälerei hatte Erfolg: Die Dursleys waren so verschreckt, daß sie ihr Auto packten und zusammen mit Harry davonfuhren. Man muß sich dabei in die Situation dieser Muggel hineinversetzen. Auf irgendwelchen Wegen kamen immer mehr Briefe von einer Institution bei ihnen an, von der sie nichts gutes erwarteten. Sie mußten sich dabei überwacht vorkommen, denn wer schickt sonst immer wieder denselben Brief, wenn er davon ausgeht, daß er seinen Empfänger erreicht hat? Und überwacht wurden die Dursleys zweifellos, ganz sicher von Dumbledore persönlich, denn Hagrid ist weder die Raffinesse noch die Unauffälligkeit zuzutrauen, das zu tun.

So hat in Wahrheit der alte Strippenzieher alles in der Hand gehabt. Er lungerte tagelang vor dem Haus der Dursleys herum, ohne dem Spuk ein Ende zu bereiten und einfach zu klingeln, und beobachtete, wie die Muggel immer aufgeregter und panischer wurden. Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, wie er sich währenddessen vor Schadenfreude gekringelt hat. An Harry hatte er natürlich keinen Gedanken verschwendet, obwohl der kleine Junge ahnungslos einem womöglich verheerenden Ausbruch vor allem seines Onkels ausgesetzt war.

Dieser Ausbruch kam zum Glück nicht. Zum Glück suchte Onkel Vernon sein Heil in der Flucht – natürlich ebenfalls überwacht von Dumbledore.

Diese Flucht endete schließlich auf einer sturmumtosten Felseninsel in einer offenbar armseligen Hütte. Ich habe versucht, diese Hütte ausfindig zu machen, doch leider ohne Erfolg. Die Anhaltspunkte waren zu dürftig. Aus den Angaben von Hagrid und Mrs Dursley ergibt sich nicht, am wievielten Tag der Flucht sie zu der Insel gelangt sind und von wo aus. Außerdem hält Großbritannien ziemlich viel Felsenküste bereit, so daß ich nicht einfach nachgucken konnte, wo eine Hütte auf einer Felseninsel steht – sofern sie nicht inzwischen von Stürmen davongespült wurde.

Und dann platzte gewaltsam und ohne Rücksicht auf das Eigentum des Muggels, dem die Hütte gehörte, Hagrid herein. Schlug die Tür in Stücke und drang einfach ein, so daß die Dursleys noch heute traumatisiert sein dürften. Es ist kein Wunder, wenn sie auch heute keine hohe Meinung von Zauberern haben, wenn Dumbledore ihnen ausgerechnet einen wilden Halbriesen schickt, der seine Neigung zur Gewalttätigkeit auslebt.

Für Harry, der Jahre der Entbehrung hinter sich hatte, mußte es natürlich ein tolles Erlebnis sein, wenn plötzlich ein zotteliger Riese hereinpoltert und ihn nach London in die Winkelgasse mitnimmt. Er dürfte sich über dieses kriminelle Verhalten sicher keine Gedanken gemacht haben. Sehr wohl aber Dumbledore, der nicht ohne Grund Hagrid geschickt hatte – und das nicht nur, weil dieser treu ergeben war, sondern weil er gewährleistete, daß er die Dursleys, nachdem sie durch die zahllosen Briefe weichgekocht waren, endgültig zu Tode ängstigen würde.

Auf welchem Wege Harry und Hagrid nach London gelangt sind, bleibt unbekannt. Nur Harry und Hagrid können hierüber Auskunft erteilen. Hagrid hat sich in dem Interview nicht näher geäußert, und Harry muß sich nach seinem aufreibenden Kampf gegen Du-weißt-schon-wen endlich erholen, so daß ich ihm kein Interview abverlangen kann. Für eine verantwortungsbewußte Journalistin wie mich ist das eine Selbstverständlichkeit.

Harry Potters Erscheinen im der magischen Welt ist aber sehr gut dokumentiert – und es war ergreifend.

Eine der Hexen und Zauberer, die sich am 31. Juli 1991 im Tropfenden Kessel aufgehalten haben, ist Doris Crockford. Sie wisse nicht mehr, zu welcher Tageszeit es geschehen sei, berichtet sie, aber auf einmal wäre die Tür zur Charing Cross Road aufgegangen und Hagrid sei eingetreten. „Zuerst haben wir gar nicht gesehen, daß er noch jemanden dabeihatte. Es war auch einiges los im Tropfenden Kessel. Tom hat nur gefragt, ob Hagrid was zu trinken haben wollte, aber er hat nein gesagt und gemeint, daß er etwas wichtiges zu erledigen habe.“ Nun – da wollte Hagrid sich wohl mal wieder aufplustern, möchte man hinzufügen. Schließlich hat er sonst nur untergeordnete Aufgaben zu bewältigen, auch wenn er sich hochtrabend „Hüter der Schlüssel und Länderein von Hogwarts“ nennt.

Es war Tom der Wirt, der seine Gäste darauf aufmerksam gemacht hat, daß niemand geringerer als Harry Potter angekommen war, berichtet Doris weiter: „Er hat was von willkommen zu Hause, Harry Potter, gesagt. Da erst haben wir ihn gesehen, den Jungen, der überlebt hat. Natürlich sind wir alle aufgestanden und haben ihn begrüßt, wie es sich gehört.“

Ganz besonders interessiert natürlich, welchen Eindruck Harry gemacht hat. „Oh, er war richtig niedlich. War ja klar, er war ja gerade mal elf Jahre alt. Und dann diese lustige runde Brille und die verstrubbelten Haare! Ich mochte ihn sofort. Leider habe ich ihn danach nicht noch einmal gesehen, höchstens in der Zeitung. Später als Jugendlicher sah er dann nicht mehr so putzig aus. Aber er war schon damals ziemlich mager. Und er trug so bollerige Muggelkleidung. Ausgebeulte Hosen und viel zu schlabberige Sachen. Aber gut, es waren eben Muggelsachen, später mit Zaubererumhang dürfte er besser ausgesehen haben.“

An seinem Verhalten war nichts auffälliges, vertraut mir Doris an. Harry schien einen sehr zurückhaltenden Eindruck hinterlassen zu haben, der so gar nichts von seiner zum Teil aggressiven und auch etwas überheblichen Art hatte, die viele Zauberer später an ihm kritisieren werden.

„Aber Dädalus Diggel hat sich fürchterlich in den Vordergrund gedrängt, ich kam kaum an den armen Jungen heran!“ beschwert sich Mrs Crockford über das Ordensmitglied. „Das gehörte zum wenigen, was Harry gesagt hat: Er hat Dädalus wiedererkannt, weil der sich früher mal vor Harry verbeugt hat. Hat wohl gedacht, er kann Pluspunkte sammeln, wenn er sich bei Harry schon vor seiner Rückkehr von Muggeln einschleimt.“

Nun – Dädalus Diggel hatte schon seinerzeit niemanden im Unklaren darüber gelassen, daß er Harry Potter getroffen hatte. Ich habe schon darüber geschrieben. Und seine Rechnung ist aufgegangen: Harry hat sich an ihn erinnert. Die Schleimspur muß nur eben breit genug sein.

Doch noch eine Pikanterie wird von Doris Crockford enthüllt: „Ein Professor von Hogwarts war auch da. Hat wohl irgendwie Verteidigung gegen die dunklen Künste gegeben. Aber der Professor hat sich nicht so in den Vordergrund gedrängt. Ich erinnere mich nur noch, daß er einen Turban trug und stotterte.“

Diese Beschreibung paßt auf Quirinus Quirrell, der bis 1990 in Hogwarts Muggelkunde gelehrt und dann ein Sabbatjahr genommen hatte. 1991 kehrte er zurück, um Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten – und gegen Ende des Schuljahres zu sterben. Es gilt inzwischen als sicher, daß Quirrell für den verschollenen Dunklen Lord gearbeitet hat – Harry Potter selbst soll etwas in der Richtung erwähnt haben.

Dumbledores eigenartige Besetzungspolitik soll an anderer Stelle erörtert werden. Jedenfalls war Harry ungeplant plötzlich einem verdeckt arbeitenden Anhänger von demjenigen ausgesetzt, der ihn töten wollte und der von ihm besiegt worden war. So gesehen war es Harrys Glück, daß der Tropfende Kessel voller Hexen und Zauberer war, denn vor so vielen Zeugen konnte Quirrell ihn nicht angreifen.

Hagrid lotste in seinem Bestreben, sich wichtig zu machen und Harry in der Winkelgasse als seinen Schützling zu präsentieren, schnell aus der Gefahrenzone. „Die beiden verschwanden durch die Tür, die auf den Hinterhof führt, ohne daß ich Harry wirklich richtig begrüßen konnte“, schließt Doris Crockford ihren Bericht.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, daß Hagrid und Harry zuerst zu Gringotts gegangen sind, um Geld zu organisieren. Dort ergibt die Spurensuche allerdings nichts wesentliches. „Unser Institut legt Wert auf die Feststellung, daß Kundenangelegenheiten streng vertraulich behandelt werden“, wird mir von einem Kobold beschieden. „Kümmern Sie sich um ihren eigenen Kram.“

Die Kobolde von Gringotts haben sicher allen Grund, verschlossen zu sein, und das nicht nur wegen der vielen fragwürdigen Geschäfte, die diese magischen Wesen abwickeln. Denn genau an diesem Tag, an dem Tag, als Harry Potter in die Zauberwelt zurückkehrte und Gringotts mit einem Besuch beehrte, kam es zum ersten versuchten Einbruch in die Bank seit Menschengedenken. Auf diesen Einbruch wird noch zurückzukommen sein. Ob Harry bei seinem Besuch geahnt hat, daß er Jahre später den einzigen geglückten Einbruch der jüngeren Geschichte bei Gringotts durchführen würde?

Es gibt die klassischen Stationen, die ein elfjähriger Zaubererjunge in der Winkelgasse durchläuft, wenn er seine Schulausrüstung einkauft: Madam Malkin wegen der Uniform, Flourish & Blotts wegen der Bücher und Ollivander wegen des Zauberstabes. Natürlich sind da noch die Läden für die anderen Sachen wie Kessel, Zaubertrankzutaten und Teleskope. Aber hier war nichts zu erfahren. Interessant ist allenfalls noch das Eulenkaufhaus, denn eines von Harry Potters Markenzeichen war seine Schneeule.

Bemerkenswert ist, daß Harry allein war, als er bei Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten erschien. Hier traf er auch auf seinen späteren Antagonisten: Draco Malfoy.

„Ich war allein in dem Laden, Mutter und Vater waren draußen unterwegs, um die anderen Sachen zu kaufen“, erinnert sich der Stammhalter von „Großbritanniens freigesprochenstem Todesser“. „Ich habe Harry Potter gar nicht erkannt. Aber ich weiß noch, daß dieser Hagrid dann draußen auftauchte und Potter meinte, er fände ihn brillant.“

Das zeigt, wie sehr sich der arme kleine Harry der erstbesten Person der magischen Welt zugewandt hat, mit der er zu tun hatte. Das war auch nicht anders zu erwarten und möglicherweise auch nicht anders beabsichtigt. Hagrid brillant zu finden, spricht jedenfalls für eine überhaupt noch nicht ausgebildete Urteilsfähigkeit. Hinzu kommt, daß Harry eine treue Seele ist gegenüber Personen, zu denen er Vertrauen gefaßt hat, unabhängig davon, ob sie das Vertrauen auch verdienen. Das war übrigens eine gute Voraussetzung für Dumbledores Plan, sich Harry hörig zu machen.

Hier liegt auch eine mögliche weitere Erklärung dafür, daß Dumbledore ausgerechnet Hagrid statt eines ordentlichen Lehrers schickte: Er hat die am wenigsten vertrauenerweckende Person ausgewählt, um Harrys Bereitschaft zur Treue zu testen. Und der Test ist absolut erfolgreich verlaufen. Harry erfüllte alle Eigenschaften, um ihn zu einem bedingungslosen Gefolgsmann heranzuziehen, mit dem alle angeblich dem Größeren Wohl dienende Pläne verwirklicht werden konnten.

Leider sind die Erinnerungen von Mr Malfoy junior an die Begegnung bei Madam Malkin nicht tiefschürfender. Das ist schade, denn es muß reizvoll sein, wie sich hier erstmals zwei noch unschuldige Jungen gegenüberstehen, von denen einer Du-weißt-schon-wen bekämpfen und besiegen, der andere sich diesem aber notgedrungen anschließen wird. Und doch gibt es eine denkwürdige Begegnung zwischen beiden, von der sehr viel abhängt. Aber diese Begegnung hat später stattgefunden und wird uns auch erst später beschäftigen.

Mr Eeylop, Inhaber von Eeylops Eulenkaufhaus, erinnert sich noch an seinen berühmtesten Kunden, von dem er allerdings nicht viel gesehen hat: „Mit Rücksicht auf die Eulen ist es ziemlich dunkel in meinem Laden. Aber ich erinnere mich noch gut, daß ich Harry Potter dessen Schneeule verkauft habe.“ Er weiß noch, wie plötzlich der Halbriese Hagrid im Laden gestanden und einen kleinen Jungen im Schlepptau gehabt hatte. „Schwarze, strubbelige Haare und eine runde Brille. Von der berühmten Blitznarbe habe ich natürlich nichts sehen können. Aber zwischendurch hat ihn Hagrid mit 'Harry' angesprochen.“ In der Auswahl soll Harry Potter zielstrebig gewesen sein. „Er hat sich einige Eulen zeigen lassen und sich dann für die Schneeule entschieden. Übrigens ein etwas kapriziöses Tier – soweit ich mich erinnere, neigte sie dazu, sehr schnell eingeschnappt zu sein, wenn man sie nicht absolut richtig behandelte.“

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß nicht Harry die Eule bezahlte, sondern Hagrid. Hat er sich am Ende damit die Freundschaft des berühmtesten Zauberers außer Dumbledore erkauft? Oder hat gar Dumbledore selbst den Kauf finanziert, um Harry über Hagrid letztlich an sich zu binden? Zu schade, daß Harry Potter derzeit nicht für Interviews zur Verfügung steht.

Der wohl entscheidenste Einkauf eines jeden angehenden Hogwarts-Schülers ist der Kauf des Zauberstabs – typischerweise bei Mr Ollivander. Dieser hat jedoch jedes Interview mit mir verweigert. „Mr Potter hat mir vor wenigen Monaten das Leben gerettet. Ich fühle mich ihm verpflichtet.“

Wohl nicht ganz so verpflichtet gefühlt hatte sich der alte Zauberstabdrechsler gegenüber dem Dunklen Lord. Vor etwa einem Jahr hat er dem Tyrannen alles erzählt, was er über Harry Potters Zauberstab wußte – und das aus gutem Grund, spielte dieser Zauberstab doch eine wesentliche Rolle bei dem denkwürdigen Duell zwischen dem Jungen, der lebte, und Du-weißt-schon-wem. Aufgrund Ollivanders Zusammenarbeit mit den Todessern ist einiges an sensationellen Fakten über den Zauberstab bekannt geworden.

„Stechpalme und Phönixfeder“, überliefert Mr Lucius Malfoy, was auf seinem Landsitz von den Todessern und ihrem Herrn thematisiert worden war. „Dem Dunklen Lord kam es darauf an, was es mit Potters Zauberstab auf sich hat, da es zu merkwürdigen Erscheinungen bei dem Duell auf dem Friedhof im Juni 1995 gekommen war.“ Ich greife etwas vor, wenn ich verrate, daß sich sowohl Harrys Zauberstab als auch der Zauberstab von Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, miteinander verbunden hatten und sogar Tote zurückgerufen wurden in unsere Welt. „Das Geheimnis war der sogenannte Zwillingskern. Auch der Zauberstab des Dunklen Lord hatte eine Phönixfeder. Es war eine Phönixfeder von dem selben Phönix wie die in Potters Zauberstab.“

Das muß man erst einmal wirken lassen. Potters Zauberstab und der von Du-weißt-schon-wem hatten eine Feder desselben Phönix. Wenn man bedenkt, daß Harry auch ein Parselmund wie Du-weißt-schon-wer ist, kann das die Gerüchte nur befeuern, die in Harry Potter als weiteren Schwarzmagier sehen. Und es kommt noch dicker. „Weitere Federn hat dieser Phönix nicht gegeben“, berichtet Lucius weiter. Die beiden Zauberstäbe sind also die einzigen, die zusammengehören, mit anderen Zauberstäben sind sie nicht verwandt!

Ein ungenannt bleiben wollendes Mitglied der Vereinigung gegen die dunklen Künste findet das bedenklich: „Du-weißt-schon-wer hat zweimal geherrscht: Einmal über elf Jahre, ein zweites Mal effektiv über zwei Jahre, und dann sogar noch wesentlich machtvoller als zuvor. Es ist bekannt, daß Du-weißt-schon-wer ein äußerst machtvoller Schwarzmagier war. Es ist weiter bekannt, daß Harry Potter erstaunlich gut gegen Du-weißt-schon-wen standhalten konnte. Beider Zauberstäbe haben als Kern eine Feder desselben Phönix, und weitere Zauberstäbe dieser Art gibt es nicht. Ich wäre da nicht so sicher, ob Harry Potter wirklich der gute Held in der Geschichte ist. Jedenfalls sollte er sorgfältig im Auge behalten werden, damit wir nicht die eine Schreckensherrschaft gegen eine andere eintauschen.“

Ich möchte diese Einschätzung eines Fachmanns unkommentiert stehen lassen. Man könnte nämlich andererseits sagen, daß gerade der gleiche magische Kern beider Zauberstäbe ein Beweis dafür ist, daß es sich bei Harry Potter tatsächlich um den Auserwählten gehandelt hat, der dazu bestimmt war, Du-weißt-schon-wen zu besiegen.

Irgendwann verschwand Hagrid wieder mit Harry Potter aus der Winkelgasse, ohne daß etwas über Harrys Aufenthaltsort und den Verlauf der folgenden vier Wochen bekannt geworden wäre. Aber als ob die Einkaufstour in der Winkelgasse nicht schon genug beunruhigende Elemente enthielt – die Bindung Harrys an einen Dumbledore absolut ergebenen Halbriesen, die Übereinstimmung des Zauberstabs mit dem des Dunklen Lord – gab es noch ein Ereignis, das bisher nicht mit Harrys Shoppingtour in Verbindung gebracht wurde: Am späten Nachmittag oder Abend von Harrys Winkelgassenbesuch mußten die Kobolde von Gringotts einräumen, daß es zu einem Einbruch in ihrer angeblich einbruchsicheren Bank gekommen war. Die Koinzidenz von Harrys Anwesenheit und dem Einbruch bedarf der Betrachtung.

Es war der große Aufmacher im Tagespropheten vom ersten August 1991: Einbruch bei Gringotts am Vortag! Sicher hatte es schon zuvor immer wieder einmal Zauberer gegeben, die der Versuchung nicht widerstehen konnten, die von den sagenhaften Reichtümern ausgeht, die sich in der Obhut der Kobolde befinden. Diese Zauberer wurden aber entweder frühzeitig aufgehalten, scheiterten an den Türen der Verliese oder kamen sogar ums Leben. Der Einbruch vom 31. Juli 1991 unterschied sich jedoch durch zwei Details von früheren Versuchen: Erstens war der Einbrecher bis ins Verlies vorgedrungen, zweitens war er völlig unbemerkt und unerkannt entkommen.

Mögen die Koboldsprecher von Gringotts noch so betont haben, daß nichts gestohlen wurde, und mögen sie noch so gedroht haben, wenn man näher nachforschen wollte, es änderte nichts an der Tatsache, daß die Bank den Nimbus der absoluten Sicherheit eingebüßt hatte. Denn wie Gringotts seinerzeit selbst wiederholt betonte, war das betroffene Verlies am selben Tag zufällig geleert worden. Mit anderen Worten: Wäre es nicht geleert worden, wäre der Einbruch vom 31. Juli 1991 der erste erfolgreiche Einbruch bei Gringotts seit Menschengedenken gewesen.

War es dieser Vorfall an seinem elften Geburtstag, der Harry Potter zu seinem eigenen Einbruch anstiftete? Immerhin hat Harry Potter unmittelbar vor der Schlacht von Hogwarts den tatsächlich ersten erfolgreich Einbruch bei Gringotts seit Menschengedenken hingelegt, wenn auch nicht so raffiniert. Während sich der Einbrecher im Jahr 1991 unbemerkt und unerkannt absetzen konnte, kann man das von Harry Potters Abgang nicht behaupten, hatte er doch rittlings auf einem Drachen sitzend die Flucht angetreten und dabei erhebliche Verwüstungen angerichtet. Jedenfalls hatte der frühere Einbruch Harry gezeigt, daß Gringotts nicht absolut sicher ist.

Wie auch immer: Ich habe von einer Koinzidenz gesprochen. Und die besteht nicht nur zwischen Harrys Geburtstag beziehungsweise Winkelgassenbesuch und dem Einbruch.

Über Harry Potters Erlebnisse bei Gringotts ist nichts in Erfahrung zu bringen, da sind die Kobolde eisern. Aber es können Fakten gesammelt und Rückschlüsse daraus gezogen werden. Und los geht's: Dumbledore schickt Hagrid, um Harry abzuholen und mit ihm die Hogwarts-Einkäufe zu erledigen. Dazu ist ein Besuch von Harry und Hagrid bei Gringotts notwendig, so daß Hagrid die Gelegenheit erhält, neben Harrys Verlies auch ein weiteres aufzusuchen. In einem Gringotts-Verlies lagert ein Gegenstand, der so wertvoll ist, daß er den beinahe erfolgreichen Einbruch eines Schwarzmagiers herausfordert. Dieses Verlies wird jedoch an dem Tag geleert, an dem Harry und Hagrid in Gringotts sind.

Ist der Schluß zu weit hergeholt, daß das alles auf Dumbledores Mist gewachsen ist? Denn wie wir in den Folgekapiteln sehen werden, hatte Dumbledore nämlich ausgerechnet in Harrys erstem Hogwarts-Jahr einen Korridor in der Schule gesperrt, womöglich, um diesen Gegenstand dort aufzubewahren. Dumbledore wird Harrys Rückkehr in die magische Welt – die notwendig war für die Einleitung von Phase zwei, nämlich Harrys Formung – als Ablenkungsmanöver geplant haben, um den Gegenstand unauffällig abholen zu lassen, der sich in dem Verlies befand. Zweifler seien darauf hingewiesen, daß es ungleich auffälliger gewesen wäre, wenn Hagrid die Bank allein aufgesucht hätte, hat er doch als Wildhüter in der Regel mit Gringotts nichts zu tun. Nichts wäre unauffälliger, als das, worum es wirklich ging, auf einem Weg zu Harrys Verlies zu erledigen.

Die Abfolge läßt außerdem darauf schließen, daß Dumbledore etwas von dem bevorstehenden Einbruch wußte. Warum sonst sollte der Einbruch ausgerechnet kurz nach der Leerung des Verlieses stattgefunden haben? Und da wird die Sache äußerst zweifelhaft.

Einerseits gibt es die Möglichkeit, daß Dumbledore wußte, daß ein Schwarzmagier mit bedeutenden Fähigkeiten hinter dem Objekt her war und der Einbruch kurz bevorstand. Was hat ihn dann geritten, das Objekt nicht einfach nur abzuholen, sondern auch noch in Hogwarts unterzubringen? Er mußte damit gerechnet haben, daß sich der äußerst gefährliche Schwarzmagier der Schule zuwenden würde – mitten in der Unterrichtszeit, wenn alle Schüler anwesend sind! Das hieße, daß Dumbledore eine erhebliche Gefährdung der ihm anvertrauten Schüler provoziert hätte. Allein das würde ausreichen, ihn als untauglich für das Schulleiteramt zu befinden.

Andererseits darf man nicht aus dem Auge verlieren, daß Dumbledore selbst ein äußerst fähiger Zauberer mit einer fragwürdigen Vergangenheit war. Kaum ein anderer Zauberer außer ihm dürfte im Jahr 1991 über die notwendigen Fähigkeiten verfügt haben, in Gringotts und in das Verlies einzubrechen und unerkannt zu entkommen. Dann hätte Dumbledore – seines Zeichens Großmeister des Zaubergamots – einen ausgesprochen schwerwiegenden kriminellen Akt durchgeführt, nur um abzulenken und etwaigen „Interessenten“ zu signalisieren, daß das Verlies leer ist. Und für dieses Ziel hat er einen ernsten Konflikt mit der gesamten Koboldwelt in Kauf genommen, wenn diese Sache aufgeflogen wäre. Auch in diesem Fall: Unverantwortlich!

Zudem hätte er auch im zweiten Fall die Konzentration der schwarzmagischen Halbwelt auf Hogwarts zumindest grob fahrlässig verursacht. In der Tat kam es von nun an im bis dahin ruhigen Hogwarts zu haarsträubenden Ereignissen, die über Harrys erstes Jahr hinaus im Prinzip bis zuletzt anhielten.

Doch bevor wir uns diesen Ereignissen zuwenden, müssen erst einmal weitere grundlegende Entscheidungen im Leben des jungen Harry Potter gefällt werden, und die hängen mit dem Schulbeginn zusammen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Mein Vater lebt in Irland, und nun fahren Autos langsam um sein Haus, weil alle sagen, dass Harry Potters Großvater dort lebt. Er ist ganz und gar verwirrt durch diese Tatsache.
Fiona Shaw