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Fanfiction

Harry Potter - Auserwählter oder Ausgenutzter? - Ein Junge verschwindet

von Krabbentaucher

Das Gefühl der Befreiung war so groß, daß sich zunächst niemand großartig Gedanken machte, was aus dem Jungen geworden war, der überlebt hat. Am 1. November 1981 zählte für die magische Gemeinschaft nur eins: Der, dessen Name nicht genannt werden darf, ist weg. Die Party begann.

Wie im Kapitel zuvor geschildert, endete sie recht unsanft am nächsten Morgen, als mit dem Tod der zwölf Muggel und vermeintlich von Peter Pettigrew deutlich wurde, daß Der, dessen Name nicht genannt werden darf, nicht das einzige Problem der letzten elf Jahre gewesen war, sondern der eigentliche Terror von seinen Anhängern, den Todessern ausgegangen war. Und es wurde deutlich, daß diese Bande noch immer bereit war, zu morden.

Während die Party lief, war nicht bekannt, was mit Harry Potter war. Danach waren alle Zauberer damit beschäftigt, was mit den Todessern war.

Alle Zauberer? Nein, ein Zauberer behielt den Überblick und mußte zusehen, wie er seine eigenen sinistren Pläne rettete: Albus Dumbledore.

Man hat ihn auf keiner Party gesehen. Er war nicht dabei, als die Gläser gehoben wurden, um auf Harry zu trinken, dem Jungen, der lebt. Er sah zu, daß er die Kontrolle über diesen Jungen erlangte. Doch der Reihe nach.

Es ist nicht einfach, die Ereignisse des Abends des 31. Oktober 1981 und danach zu rekonstruieren, die nach dem Fall von Du-weißt-schon-wem in Godric's Hollow begannen. Und doch ist es einer ausgebufften Journalistin möglich, Informationsschnipsel zu sammeln und zu einem Bild zusammenzusetzen. Und da gibt es gar nicht einmal wenige Schnipsel.

Einen der Schnipsel hat Bathilda Bagshot beigetragen, als ich sie unter Verwendung von Veritaserum für meine Dumbledore-Biographie interviewte. Leider muß ich zugeben, daß ich mich seinerzeit zu sehr darauf konzentrierte, Informationen über Dumbledore und sein Verhältnis zu Grindelwald zu erlangen. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Batty wenige Monate später tot sein würde, getötet durch schwarze Magie. Entsprechend oberflächlich ist das, was ich in Bezug auf Harry Potter und seinen – vorläufigen – Sieg über Den, dessen Name nicht genannt werden darf, von ihr erfahren habe.

„Es war schon kurz vor Mitternacht“, berichtete mir die berühmte Historikerin, „als ich durch einigen Aufruhr draußen geweckt wurde. Muggel in Aufregung, das ist für eine Hexe immer ein Signal, vorsichtig zu sein. Aber die Aufregung galt nicht mir. Ich verstand so viel, daß ein Haus am Ende einer der Straßen, also direkt am Dorfrand, explodiert war. Ich zählte eins und eins zusammen und schloß daraus, daß es sich um das Haus der Potters gehandelt haben mußte.“ Batty wußte: Wenn Muggel ein Haus sehen konnten, das eigentlich unter dem Fidelius-Zauber stehen sollte, war der Zauber gebrochen. Das war ein Zeichen, daß die Potters verraten worden waren. An wen, dafür kam nur einer in Frage.

Auch Mrs Bagshot begab sich wie die Muggel und die magische Bevölkerung des Ortes zum Haus der Potters und sah das, was heute nur noch Zauberer sehen können, die an den Tatort reisen: Die rechte Seite des Obergeschosses war zerstört. „Sonst war nichts zu sehen und zu hören“, fuhr Batty fort. „Kein Wimmern, nichts. Ich dachte, es hätte niemand überlebt.“

Einige Muggel drangen wohl in das Haus ein und fanden schon im Eingangsbereich die Leiche von James Potter. Doch bevor sie das Haus weiter untersuchen und Harry oder Lily – oder Zauberbücher, Zaubertrankzutaten und fliegende Besen, was unter Geheimhaltungsgesichtspunkten kribbeliger gewesen wäre – finden konnten, kamen die Ministeriumszauberer und nahmen die Sache in ihre Hände. Die Muggel wurden mit manipulierten Gedächtnissen zerstreut, das Haus wurde untersucht und gesichert. Man fand auch Lily Potter, nicht aber Harry.

„Der gute Albus hat mir später erzählt, daß er Harry hatte in Sicherheit bringen lassen“, berichtete Bathilda Bagshot weiter. „Er hat ihn zu dessen Verwandten in Surrey bringen lassen.“

Mehr war von Bathilda nicht zu erfahren und mehr habe ich zu meiner Schande auch nicht gefragt. Doch zunächst: Woher wußte man eigentlich, daß Der, dessen Name nicht genannt werden darf, gefallen war? Schließlich war die magische Gemeinschaft schon am nächsten Morgen in Aufregung.

Nun, wissen tat man nicht übermäßig viel. Es gab aber Hinweise, die auf ein Ende von Du-weißt-schon-wem hindeuteten. Einerseits konnte nur er es gewesen sein, der den Anschlag auf die Potters ausgeführt hatte, andererseits erwachten plötzlich zahlreiche Zauberer, die er mit dem Imperius-Zauber belegt hatte. Das konnte nur bedeuten, daß er bei dem Versuch, die einzige nicht tot in dem Haus aufgefundene Person, Harry Potter, zu töten, selbst sein Ende gefunden hatte.

Die Gerüchteküche kochte über. Indiskretionen aus dem Zaubereiministerium führten dazu, daß sich bald die Kunde verbreitete, daß James und Lily Potter getötet worden waren und nur Harry überlebt hatte. In ihrer Aufregung redeten so viele Zauberer offen auf der Straße darüber, daß es den Zauberern der Vergißmich-Zentrale des Zaubereiministeriums die Schweißperlen auf die Stirn trieb. „Zum Glück war das Gerede so aufgeregt und konfus, daß die Muggel sich keinen Reim darauf machen konnten, wir wären sonst nicht hinterhergekommen“, berichtete mir ein Vergißmich. „Die Muggel haben eine Gabe, die auch uns, den Profis im Umgang mit ihnen, immer wieder erstaunt: Es passiert etwas, und sofort vergessen es die Muggel von ganz allein wieder, wenn es nicht in ihr Denkschema paßt.“

Die Situation sah also so aus, daß die Muggel sich vom Tatort entfernt hatten und die übrigen Muggel höchstens irritiert waren. Aus Zauberersicht stand fest, daß James und Lily Potter tot, Du-weißt-schon-wer seiner Macht beraubt und Harry am Leben war. Doch wo war er?

Die Frage ist in diesem Buch rhetorisch gestellt, denn natürlich war später jedem Zauberer bekannt, daß sich Harry von nun an bei seinen noch lebenden Verwandten, nämlich der Schwester seiner Mutter und dessen Ehemann, aufhielt. Zudem war Harry dort registriert. Allerdings war das im November 1981 noch nicht bekannt, wenn man von zwei Personen, nein, sogar von drei Personen absieht.

Die eine Person war natürlich der alte Strippenzieher Albus Dumbledore. Das überrascht nicht. Wesentlich erstaunlicher ist, daß ein weiterer Mitwisser nicht einmal ein richtiger Mensch ist, sondern ein Halbriese – der wohlbekannte Rubeus Hagrid, seit 1993 auf Veranlassung Dumbledores „Professor“ in Hogwarts und zuvor Hüter der Schlüssel und Ländereien dortselbst.

Generationen von Hogwarts-Schülern kennen Hagrid vor allem als Wildhüter. Er wohnt in einer Holzhütte am Rand des verbotenen Waldes, also etwas vom Schloß entfernt. Und nah genug am Ausgang des Geländes, um nach Hogsmeade gehen und die dortige Gastronomie um ihre Alkoholvorräte bringen zu können. Dabei trinkt er mehr als er vertragen kann und zeigt sich auch sonst recht ungeschickt. Aber er gilt als enger Vertrauter von Albus Dumbledore.

Warum verließ sich Dumbledore ausgerechnet auf jemandem mit Monsterfimmel und der Unfähigkeit, sich selbst unter Kontrolle zu halten?

Die Antwort liefert zum einen Hagrids Vergangenheit. Im Alter von 13 Jahren wurde er unter dem – zugegebenermaßen unzutreffenden – Vorwurf der Schule verwiesen und sein Zauberstab zerbrochen, die Kammer des Schreckens geöffnet zu haben. Zutreffend war allerdings, daß er verbotenerweise ein Monster in den Mauern der Schule großziehen wollte. Wie auch immer, es war Dumbledore, der Hagrid eine Zukunftsperspektive eröffnet und ihm letztlich die Stelle als Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts – kurz „Wildhüter“ – zugeschanzt hatte. Hagrid stand also in Dumbledores Schuld. Entsprechend abhängig war er.

Zum anderen spielt Hagrids Herkunft ein Rolle. Als Halbriese ist er mit seinen knapp drei Metern Höhe nicht nur eine imposante Erscheinung mit beträchtlichen physischen Kräften, wenngleich es nicht stimmt, was ihm nachgesagt wird, nämlich, daß eine Kaffeetasse, die er fallenläßt, auf einer Umlaufbahn um seinen sehr dicken Bauch zu kreisen beginnt. Zudem ist er mit einigen magischen Eigenschaften von Reisen ausgestattet, etwa einem gewissen Schutz vor Flüchen. Wer wollte sich nicht einer derartigen Person versichern, wenn er selbst mit dem Gedanken spielt, eines Tages die Macht zu ergreifen?

Der Nachteil ist, daß Hagrid nicht zu den besonders reflexiven Menschen gehört, um es höflich auszudrücken. Wenn man ihn direkt befragt, ist sein Standardsprüchlein: „Darüber darf ich nichts sagen; lohnt nicht, daß ich den Job riskiere dafür.“ Doch im Gespräch und vor allem mit einem Eimer voll oder besser nur noch halbvoll von Met sieht das nicht mehr ganz so aus. Dann schlüpft manchmal etwas durch. Oder, wenn besagter Eimer fast geleert ist, strömt es geradezu ans Licht der Öffentlichkeit.

Ich habe Hagrid nur einmal interviewt. Es war gegen Ende des Jahres 1994, also während des Trimagischen Turniers. Um genau zu sein, hat das Interview zwischen der ersten und der zweiten Aufgabe stattgefunden. Gegenstand des Interviews war vor allem Hagrids Tätigkeit als Lehrer im Fach Aufzucht und Pflege magischer Geschöpfe. Gerade in diesem Jahr hatte er sich offenbar des ersten Teils der Fachbezeichnung entsonnen, der Aufzucht. Auf seine Knallrümpfigen Kröter, eine Hagrid-typische Eigenkreation, wird noch zurückzukommen sein. Aber gesprochen wurde natürlich auch über Harry Potter.

Allerdings muß ich zugestehen, daß in dem Gespräch, das im übrigen in einer vertrauensvollen Atmosphäre stattgefunden hatte, über Hagrids Freundschaft zu Harry Potter gesprochen wurde. Die begann Hagrids Angaben zufolge, als Harry seine ersten Hogwarts-Einkäufe tätigte, mithin in die magische Gemeinschaft zurückkehrte.

Uns interessiert aber in diesem Kapitel, wie und warum Harry die magische Gemeinschaft verlassen hatte.

Auch in diesem Punkt entpuppte sich Hagrid als aufschlußreiche Quelle – und das sogar ein Jahr vor meinem Interview. In dem Interview war nur zu erfahren, daß die Muggelfamilie, in die Harry verfrachtet wurde, „Dursley“ hieß. Zu dem früheren Zeitpunkt äußerste Hagrid sich aber dazu, wer Harry wie zu den Dursleys gebracht hat. Und das hat er durchaus nicht gegenüber einem Reporter getan, sondern einem ganzen Pub mitgeteilt, dem Publikum der Drei Besen in Hogsmeade nämlich.

Zu jener Zeit, es war kurz vor Weihnachten 1993, wurde noch intensiv nach Sirius Black gefahndet, der im August desselben Jahres aus Askaban ausgebrochen war. Noch wurde er für einen gefährlichen Todesser gehalten. Das muß ich vorausschicken, wenn ich von dem Inhalt von Hagrids metbefeuerten Äußerungen berichte.

Aufmerksame Gäste, die damals dabei gewesen waren, berichteten mir, daß sich Hagrid seinerzeit – offenbar nach einigem Alkoholkonsum – ziemlich aufgeregt hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte er berichtet, was nach Dumbledores Willen eher unter der Decke hätten bleiben sollen. Nach Hagrids Äußerungen war er nämlich als erster am zerstörten Haus der Potters, sogar noch vor den magischen und nichtmagischen Einwohnern von Godric's Hollow. Denn gesehen wurde Hagrid von niemanden. „Wir mußten keinen Muggel davon überzeugen, keinen Halbriesen gesehen zu haben“, bestätigt ein Vergißmich.

Am Ort des Geschehens soll Hagrid den kleinen Harry in dem zerstörten Haus mit einem „riesigen Riß auf der Stirn“ vorgefunden haben. Und: Noch bevor Hagrid sich mit Harry aus dem Staub machen konnte, tauchte dessen Pate Sirius Black auf. Noch in den Trümmern des Hauses und – so muß man unterstellen – vor der Leiche von Lily Potter muß es dann zum Streit zwischen beiden gekommen sein. Sirius Black forderte nämlich Harrys Herausgabe. Er verwies darauf, daß er schließlich der Pate von Harry war. Das ist an sich ein schlagendes Argument, aber Hagrid hielt dagegen: Dumbledore habe ihm befohlen, Harry zu seinen Verwandten zu bringen!

Man muß sich vor Augen führen, wie ungeheuerlich dieser Vorgang war: Die Pateneigenschaft ist in der magischen Welt eine starke Position, die ohne weiteres dazu führt, daß ein verwaister Zauberer in dem Haushalt des Paten aufgenommen wird. Hätte sich das Zaubereiministerium mit der Sache befaßt, wäre Harry zu Sirius Black gekommen, zumindest theoretisch.

Hier zeigt sich, warum Dumbledore so viel Vertrauen in Hagrid gesetzt hatte: Hagrid hat einfach unwiderstehliche physische Vorteile. Und, noch wichtiger: Hagrid ist wegen seiner Vita Dumbledore so verpflichtet und von ihm abhängig, daß er selbst rechtswidrige Befehle verfolgt, hier also dem Paten das Patenkind vorenthält. Wir werden sehen, warum sich Dumbledore derart über alles hinweggesetzt und das Ministerium vor vollendete Tatsachen gestellt hat.

Sirius Black gab jedenfalls auf. Wenn es Dumbledores Befehl war, dann betrachtete er ihn auch für sich als verbindlich, gehörte er doch selbst zu dessen Handlangern. Also gab er nach und bot Hagrid sogar ein fliegendes Motorrad an, das dieser annahm.

Ich will an dieser Stelle die Frage unerörtert lassen, inwieweit bereits die Verwendung des Motorrades rechtswidrig war. Schließlich gab es auch schon im Jahr 1981 Vorschriften gegen den Mißbrauch von Muggelartefakten, pikanterweise initiiert von dem Ministeriumszauberer Arthur Weasley, von dem und von dessen Neigung zum Mißbrauch von Muggelartefakten noch zu reden sein wird.

Eine Antwort auf die Frage, warum der seit dem 31. Oktober 1981 berühmteste Zauberer sofort von der Bildfläche verschwand, liefert Lucius Malfoy.

„Ich muß noch einmal betonen, daß ich keineswegs freiwillig ins Gefolge des Dunklen Lord geraten war“, stellt Malfoy klar. Danach berichtet er, was er im innersten Zirkel der Todesser erfahren hatte. „Der Dunkle Lord hatte nie einen Zweifel daran gelassen, was der wahre Grund für Potters Überleben war: Nicht dessen Fähigkeiten, sondern der Opfertod seiner Mutter.“ Nun gut, so weit waren wir schon zwei Kapitel früher. Aber was hat das mit der Unterbringung bei der Muggelfamilie, den Dursleys, zu tun? „Man kann über Dumbledore sagen was man will, und ich gehörte immer zu denen, die mit seinen exzentrischen Entscheidungen häufig nicht einverstanden waren. Aber er hatte eine Möglichkeit entdeckt, Potter dauerhaft vor Angriffen zu schützen. Der Dunkle Lord hat nie die Details dieses Zaubers erläutert, aber im Kern bestand er darin, daß sich der Schutzzauber von Potters Mutter über das Blut auf dessen Tante übertragen hatte.“

Mit anderen Worten: Eben weil Harry von der Muggelschwester seiner Mutter, Petunia Dursley geborene Evans, in deren Haus aufgenommen wurde, war er dort unangreifbar.

„Doch der Zauber hatte eine Lücke“, weiß Lucius Malfoy weiter zu berichten. „Er bricht nämlich bei Eintritt der Volljährigkeit oder wenn Potter das Haus endgültig verläßt.“ Eines betont Malfoy aber noch: „Ich habe an keiner Aktion teilgenommen, die Potters Ergreifung diente. Ich war immer auf seiner Seite.“

Die Ereignisse zu Harrys 17. Geburtstag müssen später dargestellt und analysiert werden. Hier geht es um die Frage: War wirklich nur Harrys Schutz bezweckt?

Man muß sich die Situation im November 1981 vor Augen führen: Der, dessen Name nicht genannt werden darf, war gefallen, seine Anhänger versuchten zu fliehen, mit dem Imperius-Fluch unterworfene Handlanger erwachten. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Daß Du-weißt-schon-wer 14 Jahre später zurückkehren würde, war nicht vorherzusehen. Nach Harry Potters Aus-Versehen-Sieg bestand für ihn also keine Gefahr.

Man wird dennoch nicht vollständig ausschließen müssen, daß Dumbledore auch Harrys Schutz im Sinn hatte. Das aber sicher nicht nur zu Harrys Bestem, sondern auch, um Harry als neues und durchaus wirksames Werkzeug in Hinterhand zu halten. Es ging wohl weniger um Harrys Sicherheit als vielmehr um die Sicherung von Dumbledores Möglichkeiten.

Schauen wir uns die Muggelfamilie genauer an: Da wäre zunächst einmal Harrys Tante Petunia Dursley. Von ihr und ihrer problematischen Beziehung zur Zaubererwelt haben wir bereits gehört. Dann gab – und gibt es noch – den Ehemann von Petunia Dursley, einen gewissen Vernon Dursley. Vernon Dursley ist – oder war zumindest – in irgendeinem Muggelgeschäft oder -betrieb tätig und hatte eine gutdotierte Stellung inne.

Der relative Wohlstand dieser Muggel zeigt sich einerseits an einem recht großen Haus mit eigenem Garten, andererseits aber an dem Statussymbol der Muggelwelt schlechthin: Dem Auto. Nicht nur, daß die Dursleys überhaupt über ein Auto verfügten, es handelte sich auch noch um ein recht großes Auto, zumindest was die Zeit betrifft, aus der mehr Nachrichten aus Harrys Zeit bei den Muggeln vorliegen.

Petunia und Vernon hatten gemeinsam, daß sie von der Zaubererwelt Kenntnis hatten, diese aber aus tiefstem Herzen ablehnten. Vernon hatte dabei offensichtlich Petunias Abneigung übernommen.

Das ist der entscheidende Punkt, weshalb Dumbledore allen Gepflogenheiten und Regeln zum Trotz das Zaubereiministerium in Bezug auf die Regelung von Harrys weiterer Zukunft kaltgestellt und diese stattdessen selbst in die Hand genommen hat. Auch hier lohnt eine genauere Analyse.

Das übliche Verfahren besteht darin, daß das Zaubereiministerium sich beim Tod beider Elternteile zunächst an den hält, den die Eltern als zukünftigen Sorgeberechtigten ausgesucht haben. Das wäre der Pate. Dieser war aber weggefallen, als er nach dem Pettigrew-Vorfall am 1. November 1981 festgenommen und wegen angeblicher Anhängerschaft zum Dunklen Lord nach Askaban verfrachtet worden war.

Fällt der Pate aus, werden im nächsten Schritt die nahen Angehörigen um Aufnahme gebeten. Damit wäre Petunia Dursley auch ohne Dumbledores Zutun involviert worden. Allerdings hätte sie wegen ihrer feindseligen Haltung Zauberern gegenüber wohl kaum zugestimmt, für Harry zu sorgen. Und damit wäre Dumbledores Plan gescheitert. Das Ministerium hätte sich dann nämlich nach anderen aufnahmebereiten Zauberern umsehen müssen und diese sicher auch gefunden. Doch das wollte Dumbledore um jeden Preis, auch den Preis der Rechtsverletzung, verhindern.

Es war nicht so, daß die Dursleys einverstanden waren. Petunia Dursley hat mir in ihren knappen Äußerungen hingeworfen: „Und dann lag er vor der Tür.“ Er – das war natürlich Harry Potter. Und Dumbledore hat gewissermaßen sowohl einen Sinn für Romantik wie auch Dramatik bewiesen, indem er die geradezu klassische Variante wählte, ein Kind vor die Haustür zu legen. Das hätte man diesem alten Zausel, der sich am liebsten selbst beim Reden zugehört hat und sich dabei geistreich vorgekommen ist, nicht zugetraut. Aber es war in gewisser Weise auch elegant – so gab es niemanden, dem die Dursleys das Kind wieder mitgeben konnten.

Man muß zugeben, daß Dumbledores neuer Plan reibungslos funktionierte, nachdem er sowohl mit seinem Vorhaben Schiffbruch erlitten hatte, mithilfe des Phönixordens nach einer Niederwerfung von Du-weißt-schon-wem selbst die absolute Macht zu erringen, als auch mit dem Vorhaben, einen späteren Harry vorzuschicken und ihm den Weg dorthin zu ebnen. Jetzt aber lief es wie von selbst.

Wie bereits gesagt, lehnten und lehnen die Dursleys die magische Welt von Herzen ab. Man möchte bald so weit gehen und sie als das Muggelgegenstück zu den Reinblutfanatikern in den magischen Reihen bezeichnen. Das führte fast automatisch dazu, daß sie Harry vollständig von der magischen Gemeinschaft isolierten. Mehr noch: Sie sagten ihm nicht einmal, daß er ein Zauberer war. „Der wußte nichts!“ hat sich Hagrid in jenem Interview Ende 1994 mir gegenüber ereifert.

Der Plan, Harry von der Zauberwelt fernzuhalten, um ihn danach umso einfacher nach eigenem Gusto formen zu können, ging nicht nur auf, wie zu sehen sein wird, er war auch geradezu simpel und bequem. Denn Dumbledore konnte sich darauf verlassen, daß die Dursleys nichts tun würden, um irgendwelche Kontakte zwischen Harry und der magischen Welt herzustellen. Zweifelsohne wußte er das, denn zweifelsohne hatte ihm Lily Potter während ihrer Mitgliedschaft im Phönixorden erzählt, wie schwierig ihre Beziehung zu ihrer Muggelschwester war und in welchem Verhältnis diese zur Magie stand.

Harry vor der Haustür ablegen – mehr mußte Dumbledore gar nicht tun, um sein Ziel zu verwirklichen. Keine Wachen, keine Manipulationen, nichts. Ein absoluter Selbstläufer.

Während nun Harry von der Bildfläche verschwunden war, kamen Gerüchte in der magischen Gemeinschaft auf. Als man nämlich aus dem Freudentaumel erwachte und sich auch von dem Sirius-Black-Schock erholte, fragten sich viele, was aus dem Jungen, der lebte, geworden war. Zwar geriet der, so möchte man sagen, Junge, der verschwunden war, immer wieder in Vergessenheit, etwa wenn es galt, Todesser wie vor allem Bellatrix Lestrange, die Brüder Lestrange und Bartemius Crouch junior vor Gericht zu stellen. Doch nach und nach sickerte durch, daß Harry in keiner magischen Familie untergekommen war, sondern in einer Muggelfamilie.

Der berühmteste Zauberer in der Muggelwelt – diese Situation ist es sicher wert, einmal beleuchtet zu werden.


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