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Fanfiction

All I Want For Christmas - Dezember: Weihnachten im Fuchsbau

von ChrissiTine

24. Dezember: Weihnachten im Fuchsbau

2021


"Müssen wir wirklich reingehen?", fragte Molly zum siebten Mal. Sie schlang die Arme um Justin, bevor er an die Tür des Fuchsbaus klopfen konnte und lenkte ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss ab. Sie wusste nicht, warum sie plötzlich so scharf geworden war, aber seit ihrer Hochzeitsnacht konnte sie die Finger nicht mehr von Justin lassen. Seit sie zu ihm in seine Wohnung gezogen war, hatten sie sehr häufig Sex gehabt (in Hogwarts waren die Möglichkeiten nicht so reichhaltig gewesen und in ihrem letzten Jahr, als er schon mit der Schule fertig gewesen war, war es Folter ohne ihn gewesen), aber das war nichts im Vergleich zu den letzten vier Tagen gewesen. Sie hatte gerade noch Zeit gefunden, einen kleinen mickrigen Weihnachtsbaum mit ein paar Wollfäden zu behängen, weil sie nach der Hochzeit überhaupt kein Geld mehr für die Feiertage hatten, bevor sie sich wieder auf ihn gestürzt hatte. Sie verfluchte mittlerweile ihre vorschnelle Entscheidung, ihrer Großmutter zu versprechen, dass sie natürlich zu der Weihnachtsfeier im Fuchsbau kommen würden. Sie würde die Zeit viel lieber mit ihm allein und ohne jegliche Klamotten verbringen.

"Merlin, Molly, du genießt es, mich zu quälen, nicht wahr?", stöhnte Justin gequält, als sie sich schließlich voneinander lösten. "Du kannst sowas doch nicht machen, wenn wir gleich zu deiner Familie gehen!"

"Wir müssen nicht gehen", erwiderte Molly mit dem verführerischsten Lächeln, zu dem sie fähig war.

Justin schloss die Augen und trat einen Schritt zurück, um sich aus ihrer Umarmung zu lösen. "Du hast es deiner Großmutter versprochen", erinnerte er sie. "Wir haben doch gar keine andere Wahl."

Molly biss sich auf die Lippe und wandte den Blick von ihrem viel zu scharf aussehenden Ehemann - Ehemann!- ab. Was war nur los mit ihr? Sie war seit vier Jahren mit ihm zusammen, sie schlief seit drei Jahren mit ihm, das war doch nichts neues mehr. Hatte die Ehe eine magische Wirkung auf ihr Sexleben, von der sie bisher nichts gewusst hatte?

"Wir müssen ja nicht lange bleiben", sagte sie schließlich und streckte ihre Hand nach ihm aus. Er beäugte sie einen Moment misstrauisch, bevor er sie ergriff und seine Finger mit ihren verschränkte. Mit seinem Daumen strich er kurz über ihren Ehering, den sie noch nicht mal zum Duschen abgenommen hatte.

Molly kämpfte gegen das Verlangen an, ihn erneut zu küssen, als er an die Tür klopfte und einen Moment später in den Armen ihrer Großmutter verschwand, die ihm ein schönes erstes Weihnachten als offizielles Mitglied der Weasley-Familie wünschte. Molly lächelte. Sie hatte Justin schon häufig zu Familienfeiern mitgebracht, auch bevor sie zusammen gewesen waren. Er gehörte schon lange zur Familie, so wie Ted und Onkel Harry und Tante Hermine, bevor sie Tante Ginny und Onkel Ron geheiratet hatten. Ihre Großmutter schaffte es wunderbar, jedem das Gefühl zu geben, willkommen in ihrem Haus zu sein, selbst Scorpius, den man beim ersten Mal seine Nervosität deutlich angesehen hatte. Und jetzt vergaßen sie alle schon fast, dass er überhaupt ein Malfoy war (abgesehen von Onkel Ron natürlich).

"Na, wie ist das Leben als verheiratete Frau?", fragte ihre Großmutter nach ihrer obligatorischen Umarmung.

Molly wurde rot, konnte ein Lächeln aber nicht unterdrücken. "Wirklich toll", erwiderte sie und erschauderte, als sie Justin ihren Mantel reichte, der ihn an die bereits übervolle Garderobe hängte. Aber nicht vor Kälte.

Sie fing den wissenden Blick ihrer Großmutter auf und wandte sich peinlich berührt ab. Das war immerhin ihre Großmutter. Ihre seit einundfünfzig Jahren verheiratete Großmutter. Gut, sie hatte sieben Kinder, sie musste viel Sex gehabt haben in der Vergangenheit, aber das war kein Thema, das sie jemals mit ihr erörtern würde. Selbst wenn ihre Großmutter diejenige war, die sie am allermeisten bei ihrer Entscheidung unterstützt hatte, Justin zu heiraten. Was ihre ständig steigende Lust auf Sex betraf, darüber sprach sie lieber mit Tante Ginny oder Tante Angelina, die beiden waren bei dem Thema wirklich locker. Selbst Tante Hermine könnte sie fragen, mit ihr hatte sie durch ihre Ausbildung in der Abteilung zur Magischen Strafverfolgung sowieso am meisten zu tun. Aber Tante Hermine analysierte gerne alles und würde vielleicht nach Details fragen und ... Naja, mal sehen.

Sie stieß die Wohnzimmertür auf und wurde mit dem üblichen Trubel begrüßt, der bei der Weihnachtsfeier der Weasleys herrschte. James stand auf dem Sofatisch und sang laut und schief Celestina Warbecks "Ein Kessel voller heißer, starker Liebe" nach. Aus seinem Solo wurde bald ein Duett, als Louis sich zu ihm gesellte. Die beiden hatten offensichtlich schon den einen oder anderen "Punsch" intus, aber sie waren schon alle so an sein Verhalten gewöhnt, dass nicht mal ihr Vater sich noch über ihn aufregte. Und sie alle waren glücklich, Louis nach so langer Zeit wieder in England zu sehen, dass keiner ihn unterbrechen wollte.

"Hey!", rief James laut, nachdem er auf sehr dramatische Art und Weise das Lied beendet hatte. Er sprang vom Tisch und umarmte Molly stürmisch. Sie beäugte ihn kritisch. James war so angeheitert, dass sie sich wirklich wunderte, wie zum Teufel er das hingekriegt hatte. Im Fuchsbau gab es doch kaum Alkohol. Und keiner tat etwas dagegen? Sie schaute zu den Erwachsenen, die im ganzen Raum verteilt waren und ihn entweder ignorierten oder amüsiert beobachteten. Tante Ginny stand ganz in ihrer Nähe und sagte kopfschüttelnd zu Tante Hermine, dass sie es nicht fassen konnte, dass er schon volljährig war. Molly grinste. Deshalb tat wohl keiner etwas dagegen.

"Wie ist das Eheleben so, Mollylein?", brüllte James ihr ins Ohr. "Ich will alles wissen! Lass bloß keine Details aus." Molly schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seit wann interessierte sich James denn für die Ehe? Er hielt sie doch für ausgemachten Schwachsinn. "Ist der Sex anders als vorher?"

Molly verschluckte sich an ihrer Spucke. Entsetzt schaute sie James an.

"Ach komm schon, Molly, vor mir musst du doch keine Geheimnisse haben", flüsterte James ihr so verschwörerisch zu, dass der ganze Raum es hören konnte. "Wir können uns doch alles erzählen", fuhr er fort. "Wenn du etwas von mir wissen willst, nur keine Hemmungen, ich erzähl dir gerne alles, was dich vielleicht interessieren könnte - und ich glaube, da gibt es eine ganze Menge. Da wäre schon allein -"

"Okay, das reicht jetzt!" Ginny baute sich vor James auf und bedachte ihn mit einem Blick, der sogar Molly das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie packte James an seinem Ohr und zog ihn in den Flur. "Mir ist scheißegal, dass du jetzt volljährig bist, du trinkst jetzt diesen Ernüchterungstrank oder du hast Hausarrest, bis du mit Hogwarts fertig bist!" James protestierte laut und Molly konnte Ginny noch schreien hören, als sie schon am anderen Ende des Flurs waren.

"Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns einmal an Weihnachten betrunken haben?", hörte Molly dann ihren Onkel Charlie ihren Onkel Bill fragen.

Bill lachte. "Merlin, ja! Wir hatten keine Ahnung, wie stark das Zeug war und haben die ganze Feier über versucht, uns nichts anmerken zu lassen."

"Und Mum hat uns am Ende natürlich trotzdem erwischt, als wir uns im Bad die Seele aus dem Leib gekotzt haben."

"Wir dachten, dass sie uns umbringen wird, aber sie hat nur gesagt, dass wir unsere Lektion hoffentlich gelernt haben und die Kotzerei uns eine Lehre sei. Ich kann bis heute nicht glauben, dass sie uns nicht bestraft hat."

"Aber sie hatte Recht, oder? Ich hab mich nie wieder so betrunken" Charlie runzelte die Stirn. "Abgesehen von ein oder zwei Malen. Oder drei."

"Oder zwanzig", erwiderte Bill schulterzuckend. Mit verträumten Blick starrte er in die Leere. "Mann, du hast keine Ahnung, wie trinkfest die anderen Fluchbrecher waren. Und was die für einen Fusel in Ägypten hatten!" Er lachte, wurde aber schnell wieder ernst. "Ich hoffe nur, meine Kinder kommen nicht auf solche Ideen."

Charlie warf einen zweifelnden Blick auf Louis, der vor zwei Minuten James mit seinem Gesang unterstützt hatte. "Ich weiß ja nicht ...", sagte er unsicher. Louis schien dem Alkohol auch nicht gerade abgeneigt zu sein. Und er vertrug einiges, wenn Charlie sich an den Abend von Mollys Hochzeit richtig erinnerte. Nachdem die halbe Familie die Tanzfläche gestürmt hatte und Ted Dominique und ihm erzählt hatte, wie überaus dankbar er dafür war, dass Victoire den blöden Brautstrauß nicht gefangen hatte und dass James so viel Spaß am Tanzen hatte, dass er sie ablenken konnte, war Louis zu ihnen gestoßen und hatte drei Feuerwhiskey in raschem Tempo hinuntergekippt. Und im Laufe des Abends hatte er noch einiges mehr vertragen. Charlie war tatsächlich sehr beeindruckt von seinem Neffen gewesen.

Bill folgte dem Blick seines Bruders. "Jaah, du hast Recht, wen verarsche ich hier eigentlich? Sie sind erwachsen. In ihrem Alter hab ich Dinge angestellt, die ich jetzt selbst kaum glauben kann." Er schüttelte den Kopf, aber sein Grinsen blieb.

Charlie lachte. "Eigentlich kann hier keiner von uns was gegen die Jugend sagen", überlegte er. "Ich meine, wenn wir alle Erlebnisse von uns zusammennehmen, gibt es bestimmt nichts, was meine Neffen und Nichten angestellt haben, was wir nicht auch getan haben. Und einiges, was sie nie wagen würden." Angefangen bei all den Situationen, bei denen es um Leben oder Tod ging, in die Ron, Hermine und Harry geraten waren, über Riddles Tagebuch und den Tag, an dem Fred und George die Schule geschmissen hatten. Wäre er seine Eltern gewesen, hätte er wahrscheinlich keine ruhige Minute gehabt, während er und seine Geschwister in Hogwarts gewesen waren. Jedes Jahr war doch mindestens einer von ihnen in Lebensgefahr gewesen. Freiwillig.

Und da zählte er noch nicht all die Erlebnisse mit, die er im Laufe seiner Karriere mit seinen geliebten Drachen gehabt hatte. Man konnte es kaum glauben, aber irgendwann taten Verbrennungen tatsächlich weniger weh. Einmal hatte er gar nicht gemerkt, wie sein Haar angefangen hatte zu brennen. Natürlich würde er das nie seiner Mutter erzählen, sonst würde sie nie wieder damit aufhören, ihn damit zu nerven, dass er seinen Job in Rumänien aufgeben und nach England zurück kommen sollte. Und das würde er niemals tun.

"Hoffentlich werden sie es nie wagen", murmelte Bill und musterte seinen Sohn, der jetzt wieder vom Tisch heruntergeklettert war und über eine von Lucys Bemerkungen lachte. "Wenn ich daran denke, was ich mit einigen der Ägypterinnen in den Pyramiden angestellt habe ... Ich kann dir sagen, es war wirklich hilfreich, dass die alten Ägypter so auf Labyrinthe standen."

Charlie grinste. Sein Bruder hatte ihm damals alles erzählt, als er in Ägypten war und Charlie in Rumänien. Es war wirklich beeindruckend gewesen. Umso erstaunter war er damals gewesen, als er Bills Hochzeitseinladung erhalten hatte. Er hatte gewusst, dass Bill sich mit einer jungen heißen Französin traf, die auch noch eine Veela als Vorfahrin hatte, aber heiraten? Im Krieg? Er hatte wirklich gedacht, dass sie zu diesem Zeitpunkt etwas anderes im Kopf haben würden. Aber natürlich war er zu der Hochzeit seines großen Bruders gekommen, genau wie er zu der Hochzeit seiner Nichte Molly gekommen war. Und als er gesehen hatte, wie glücklich Bill und Fleur an ihrem Hochzeitstag auch in diesen dunklen Zeiten gewesen waren, wusste er, dass es das richtige für seinen großen Bruder gewesen war. Deshalb hatte er auch nie wieder gezweifelt, wenn andere Leute sich dazu entschieden hatten zu heiraten. So wie er nie an der Entscheidung gezweifelt hatte, Mara einen Antrag zu machen. Er würde es immer wieder tun, wenn er könnte.

"Was war mit den alten Ägyptern, cheri?" Fleur hatte sich mit einem Glas Punsch zu ihrem Mann gesellt.

"Ich hab Charlie nur gerade erzählt, was für weise Männer das doch waren", erwiderte Bill mit einem Grinsen und ohne schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich wusste Fleur bereits alles über seine wilde Zeit damals, sie waren schließlich lange genug verheiratet.

"Cheri, könntest du vielleischt mit Louis sprechen?", fragte Fleur dann, ohne auf seinen Einwand einzugehen. "Isch versusche schon die ganse Seit, ihn davon su überseugen, dass dieses Losch, das er als Wohnung beseichnet, nischts für ihn ist, aber er 'ört einfach nischt auf misch. Vielleischt könntest du ihm ja sagen, dass es viel bessere Wohnungen in Paris gibt."

Bill zuckte mit den Schultern. "Ich kann's versuchen", erwiderte er. Charlie sah, wie Bill die Augen verdrehte, als Fleur Louis einen missbilligenden Blick zuwarf. "Aber als ich in seinem Alter war, hab ich monatelang in einem winzigen Zelt gewohnt. Seine Wohnung wird im Gegensatz dazu ein Palast sein." Er küsste seine Frau auf die Wange und durchquerte dann den Raum, um mit seinem Sohn zu sprechen.

"Isch 'offe, dass Louis auf ihn 'ört", seufzte Fleur, als sie ihrem Mann nachschaute. "Du 'ättest diesen Ort se'en sollen, Scharlie, dann würdest du misch verste'en." Sie erschauderte und kippte ihren Punsch hinunter. Dann schaute sie sich im Zimmer um. "'ast du Schorsch gese'en? Isch brausche etwas von seinem Feuerwhiskey."

Charlie grinste. Kein Wunder, dass sein Bruder diese Frau geheiratet hatte. Sie war ein echter Fang. Er sah nach unten, als er spürte, wie etwas gegen sein Bein knallte.

"Onkel Charlie!" Seine kleine Nichte Roxanne schaute ihn mit großen aufgeregten Augen an. Ihr Mund war mit Schokolade verschmiert und sie sah so aus, als ob sie einen Zuckerschock hätte. Kein Wunder bei den Massen an Weihnachtsplätzchen, die seine Mutter jedes Jahr vorbereitete. "Onkel Charlie, hast du ein paar neue Drachengeschichten? Irgendwas ganz aufregendes, wo der Drache vielleicht ganz böse war und du dann lange mit ihm kämpfen musstest, bis er eingesehen hat, dass es besser ist, ein guter Drache zu sein? So eine Geschichte hast du doch bestimmt, oder?"

Charlie grinste. Wer hätte gedacht, dass Georges Tochter so romantisch veranlagt sein würde? Natürlich hatte er so eine Geschichte nicht in seinem Repertoire, aber für Roxanne würde er sich eine ausdenken. "Gut, dass du fragst, meine Süße. Eine Woche, bevor ich hierhergekommen bin, ist genau sowas passiert. Du hast keine Ahnung, wie aufregend das war." Er ergriff ihre Hand, schnappte sich einen freien Sessel, den sein Vater in dem großen Zelt in einer Ecke platziert hatte, zog sie auf seinen Schoß und begann damit, die spannendste, herzzerreißenste und aufregendste Geschichte zu erzählen, die er sich je ausgedacht hatte.

In der Zwischenzeit versuchte Lily in einer anderen Ecke des Wohnzimmers bereits seit zwanzig Minuten, einen immer noch sehr deprimierten Albus aufzuheitern. Lily versuchte es, um genau zu sein, schon seit Tagen, aber bisher hatte Al noch nicht einmal gelächelt. Sie hatte ihm Witze erzählt, mit ihm Comedy-Serien im Fernsehen angeschaut, die ihn sonst immer zum Lachen brachten, sie hatte sogar angeboten, mit ihm Quidditch zu spielen, obwohl sie das im Winter hasste. Aber nichts hatte diesen traurigen Ausdruck von seinem Gesicht verschwinden lassen und es würde wahrscheinlich nichts geben, was es tun würde.

Und dabei war Della gar nicht so toll gewesen. Lily hatte sie immer für eine hochnäsige Ziege gehalten, die ihren Bruder gar nicht verdient hatte. Al war so ein toller Fang, er war witzig, er war intelligent, er tat alles für die Menschen, die ihm wichtig waren, und er war treu. Wäre er nicht ihr Bruder gewesen, Lily hätte ihn sich sofort geschnappt. Wie hatte Della das nicht in ihm sehen können? Wie hatte sie es nur wagen können, sein Herz zu brechen? Al war einer der liebsten Menschen, die sie kannte, und er hatte es nicht verdient, dass irgendeine blöde Kuh ihm sein Herz brach.

"Drei nuttige Nonnen gehen in eine Bar -", fing sie schließlich an.

Al stöhnte. "Wirklich, Lily? James hat mir den Witz gestern erzählt, und schon da war er nicht lustig."

"Ich weiß", seufzte Lily. Aber ihr waren die Witze ausgegangen. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie jetzt schon auf James' versaute Witze zurückgriff. Ein klares Zeichen dafür, wie verzweifelt sie war. Aber irgendwas musste es doch geben, dass ihn aufheiterte! "Rose!", rief sie erleichtert, als sie ihre Cousine vorbeilaufen sah. "Komm her, setz dich zu uns!" Sie schaute Rose beschwörend an und deutete mit ihrem Kopf in Richtung Albus. "Du hast doch bestimmt irgendwas lustiges zu erzählen."

"Ähm ..." Rose runzelte die Stirn und versuchte verzweifelt, sich an irgendetwas zu erinnern. Sie ließ sich neben Al auf die Couch fallen und trank einen Schluck von ihrem Punsch, um etwas Zeit zu schinden. "Wusstest du, dass es im neuen Jahr vielleicht einen Durchbruch bei den Heilmethoden für Drachenpocken geben wird?", fragte sie schließlich.

Lily schaute sie entsetzt an.

Rose zuckte mit den Schultern. "Was?" Das war zumindest interessant. Lily sollte es doch eigentlich besser wissen, als sie zu fragen, ob sie irgendwelche lustigen Geschichten auf Lager hatte. Wo sollte sie die denn herzaubern? Sie war doch nicht Onkel George!

Lily und Rose fuhren herum, als sie plötzlich hörten, wie Al anfing zu lachen. Beide schauten ihn mit offenem Mund an.

"Ihr seid die beste Familie auf der ganzen Welt", erklärte er schließlich, als er wieder aufgehört hatte zu lachen, legte die Arme um seine kleine Schwester und seine Cousine und küsste sie beide auf die Wangen. "Dass ihr zu solchen Mitteln greift, um mich aufzuheitern ... Vielen Dank." Er lächelte sie schwach an. "Aber wenn euch irgendwann das Herz gebrochen wird, Lils, dann wirst du wissen, dass es manchmal einfach nichts gibt, was einen aufheitern kann. Manchmal muss man einfach eine Weile leiden, bis es wieder besser wird."

"Ich will aber nicht, dass du leidest", erwiderte Lily stur. Sie hasste es, andere Menschen leiden zu sehen. Sie hasste es einfach.

"Manchmal geht es aber nicht anders", erwiderte Al und schaute wieder traurig drein. Seufzend stand er auf. "Wenn dir mal das Herz gebrochen wird, dann wirst du das auch sehen. Ich werde noch eine Weile brauchen, bis es mir wieder besser geht." Er schaute sie liebevoll an. "Aber ich danke dir für die ganze Mühe, die du dir machst. Du bist eine tolle Schwester. Ich hab dich lieb." Dann schaute er sich im Zimmer um. "Habt ihr zufällig Onkel George gesehen? Vielleicht gibt er mir was von seinem Feuerwhiskey ab", sagte er hoffnungsvoll.

Lily schaute ihm traurig hinterher. "Ich wünschte, ich könnte ihm helfen." Als Worte hatten ihr nämlich nicht geholfen. Sie wollte nicht, dass er traurig war.

"Aber er hat Recht", wandte Rose ein und nippte an ihrem Punsch. "Manchmal muss man einfach traurig sein. Ich hab dich doch auch nicht aufheitern können, als du wegen Phillip Macmillan so deprimiert warst. Da hilft dann einfach nichts."

"Du hast ja Recht", murmelte Lily missmutig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Es ist trotzdem scheiße."

"Keiner hat was anderes behauptet", erwiderte Rose schulterzuckend. "Aber so ist das Leben. Manchmal ist es eben scheiße."

"Wahrere Worte wurden noch nie gesprochen, Weasley", seufzte James, der sich auf Als leeren Platz auf der Couch zwischen die zwei Cousinen fallen ließ. Er seufzte dramatisch. "Mum ist unmöglich!", beschwerte er sich. "Ich war doch nicht wirklich betrunken! Ich war nur ... in weihnachtlicher Stimmung. Und dieser Trank von Ted schmeckt scheußlich. Wenn man davor nicht kotzen muss, danach muss man es auf jeden Fall." Ted war bestimmt noch nie betrunken gewesen und hatte diesen Trank noch nie nehmen müssen, sonst wüsste er, wie furchtbar dieses Zeug schmeckte und würde alles dafür tun, um den Trank zu verbessern.

"Vielleicht soll das einen daran erinnern, dass man besser gar nicht erst so viel trinkt, dass der Trank notwendig ist", erwiderte Rose schnippisch.

James verdrehte die Augen. "Hast du mir gerade nicht zugehört? Ich war doch gar nicht betrunken."

"Du singst also immer Celestina Warbeck so leidenschaftlich auf einem Couchtisch? Ich wusste nicht, dass du so auf ihre Musik abfährst." Rose wusste, dass James im Moment nur die Death Metal Eaters hörte und sonst nichts. Lily hatte sich erst vorhin bei ihr über den Krach beklagt, der seit Ferienbeginn dauernd aus James' Zimmer kam. Dazu kamen die deprimierenden Liebesschnulzen, denen Al im Moment verfallen war. Rose war unendlich dankbar, dass sie nicht bei den Potters wohnte und dass ihre Zimmerwände zu Hause dicker waren.

James seufzte. "Ich wollte Grandma nur eine Freude machen. Sie steht doch auf diese Verrückte." Rose und Lily tauschten einen Blick aus. Das war das Blöde bei James. Man konnte sich nie wirklich sicher sein, ob er es jetzt wirklich ernst meinte oder ob er nur einen Scherz machte. Jeder von ihnen wusste, dass er ein großes Herz hatte, aber sie alle wussten auch, dass er dieses Herz nur allzu gerne versteckte, auch wenn sie nicht wussten, warum. "Naja, was soll's. Habt ihr Onkel George gesehen? Vielleicht gibt er mir noch was von seinem Feuerwhiskey."

"Träum weiter", schnaubte Lily. "Mum würde dich umbringen. So lebensmüde ist nicht mal Onkel George." Sie stand auf, schaute ihren großen Bruder kopfschüttelnd an und verschwand dann in der Menge.

"Frohe Weihnachten", murmelte James missmutig. "Gott, ist diese Party langweilig!"

Rose verdrehte die Augen, stand auf und ließ ihn auf dem Sofa alleine zurück. Wenn sie noch mehr Zeit in James' Gesellschaft verbrachte, dann würde sie auch noch auf Onkel Georges geheimen Feuerwhiskeyvorrat zurückgreifen müssen.

Louis lehnte sich draußen in der Eiseskälte an die Hauswand und zündete sich eine Zigarette an, während er einem kleinen Gartengnom dabei zusah, wie er versuchte, einen Wurm aus der gefrorenen Erde zu ziehen. Er scheiterte kläglich.

Louis atmete den Rauch ein und schloss die Augen. Erleichtert spürte er, wie sein ganzer Körper sich entspannte.

Er hatte vergessen, wie anstrengend seine Familie sein konnte. In den letzten zwei Jahren hatten ihn immer nur ein oder zwei Personen besucht und waren, was noch viel wichtiger war, nie lange geblieben. Aber jetzt hatte ihn das alles mit voller Wucht getroffen. Seine besorgte Mutter, seine neugierigen Schwestern, seine überfürsorgliche Großmutter, Roxanne, die immer neue Geschichten über Paris hören wollte, Onkel Percy und seine rechthaberische Art, Molly, die vor lauter Liebe auf Wolke sieben schwebte und nichts im sich herum wirklich wahrnahm, Onkel George und seine vielen Witze und dann ständig abfällige Bemerkungen über seine Wohnung, die von allen Seiten kamen, weil seine Mutter anscheinend die ganze Familie dazu gebracht hatte, ihn auf dieses Thema anzusprechen.

Irgendwann war er so verzweifelt gewesen, dass er sich zu James auf den Couchtisch gestellt und mit ihm zusammen gesungen hatte. Wenn seine Familie dachte, dass er betrunken war, dann würden sie ihn vielleicht endlich in Ruhe lassen, aber funktioniert hatte das natürlich auch nicht. Seine Mum hatte sogar Onkel Charlie auf ihn angesetzt. Onkel Charlie! Dessen Wohnung in Rumänien nicht viel größer war als sein Loch in Paris. (Onkel Charlie war wenigstens vernünftig genug gewesen, die Wohnung nur in einem Satz zu erwähnen und es dabei zu belassen, so konnte er seiner Mum sagen, dass er es versucht hatte.)

Merlin, wie sehr vermisste er Paris!

Nicht unbedingt sein zugiges Loch, aber die Ruhe und den Frieden dort. Lucille und ihr Freund Nicolas hatten ihn letztes Jahr zu sich eingeladen. Sie hatten mit ein paar Freunden gefeiert und es war so völlig anders gewesen als im Fuchsbau. Mit viel mehr Alkohol, ein paar verrückten Partyspielen, aber trotzdem einer Ruhe, die er hier nie finden würde. Nicht mehr.

"Ich wusste gar nicht, dass du rauchst."

Louis war so erschrocken, dass ihm die Zigarette aus der Hand fiel. Hastig trat er sie aus, auch wenn sie in einen kleinen Schneehaufen gefallen war und weit und breit nichts brennbares zu finden war.

"Nur manchmal", erwiderte er schulterzuckend. "Es beruhigt mich."

Annie schaute ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Ich hätte nie gedacht, dass du mal rauchen würdest", murmelte sie nachdenklich, bevor sie den Kopf schüttelte, ihn anschaute und ein Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. "Was machst du hier draußen?"

"Ich brauchte etwas Abstand von dem Chaos da drin", erwiderte Louis mit seinem schiefen Grinsen. Wenn jemand ihn verstehen konnte, dann war es Annie. Sie kannte seine Familie seit der ersten Klasse, sie wusste, wie sie sein konnte. "Es ist nicht ganz einfach, so von null auf hundert ..."

Annie nickte. "Ich weiß. Manchmal, wenn ich Dominique eine Weile nicht gesehen hab ... So muss das ja noch viel schlimmer sein." Sie schüttelte den Kopf, um etwas von dem Schnee wegzukriegen, der sich in der letzten Minute auf ihrer Mütze angesammelt hatte.

"Es ist gewöhnungsbedürftig", erwiderte er und hob ganz automatisch seine Hand, um den Rest des Schnees, der noch auf ihrer Mütze war, wegzuwischen. Er wusste, wie sehr sie es hasste, wenn die Mütze zu nass wurde. "Und du kommst von deinen Eltern?" Ihre Familie veranstaltete immer ein stinklangweiliges Weihnachtsessen am vierundzwanzigsten Dezember. Einmal hatte sie ihn dazu eingeladen und er war heilfroh gewesen, als es endlich vorbei gewesen war und sie zu der Party im Fuchsbau gehen konnten. Bei Annies Eltern herrschte zu viel Ruhe, viel zu viel Ruhe. Das aufregendste, was passiert war, war, dass Annies Vater die Weinflasche nicht auf Anhieb hatte öffnen können.

"Jaah", seufzte sie und schaute mit leuchtenden Augen über Louis' Schulter zu den beleuchteten Fenstern des Fuchsbaus. "Ich hab mich schon den ganzen Abend auf das hier gefreut."

Louis legte seine Hand auf ihre Schulter, um auch von dort den Schnee wegzuwischen. Sie mochte Schnee, aber nicht auf ihrer Kleidung.

Annie schaute ihn mit ihren grünen Augen an und er verlor den Boden unter den Füßen. Er wusste nicht, was es war. Vielleicht war es dieses Gefühl der Einsamkeit, das er verspürte, seit er wieder in England war, vielleicht war es sein Heimweh nach Paris, vielleicht war es Annies Lächeln, das in den letzten zwei Jahren viel zu oft in seinen Träumen aufgetaucht war, oder es waren ihre Augen oder ihre Stimme oder ihr Geruch. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass sie vor dem Fuchsbau standen, an einer Stelle, an der sie während ihrer Beziehung bei jeder Weihnachtsfeier irgendwann gelandet waren oder die Tatsache, dass er sie zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder berührte und es sich so anfühlte, als wäre kein Tag vergangen, als wäre sie immer noch die selbe und er auch und als hätte sich nichts an ihren Gefühlen und ihrer Situation geändert.

Vielleicht war es auch alles zusammen.

Er wusste nicht mehr, wer den ersten Schritt gemacht hatte, ob er es war oder sie oder ob sie es beide zusammen gewesen waren, weil sie wussten, dass das hier unvermeidlich war, aber schließlich küssten sie sich. Er nahm die Hand von ihrer Schulter und legte sie auf ihre Wange, wie er es immer getan hatte, und zog sie mit seinem anderen Arm zu sich heran. Sie schlang die Arme um ihn, presste sich so nah an ihn wie nur möglich, erwiderte seinen Kuss genauso wild und leidenschaftlich wie früher. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wieso sie sich getrennt hatten, wieso sie sich in den letzten zwei Jahren nicht mehr so leidenschaftlich geküsst hatten wie jetzt, denn warum hätten sie sich trennen sollen, wenn es so zwischen ihnen war?

Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, fielen Louis all die Gründe wieder ein. Aber irgendwie erschienen sie ihm nicht so schwerwiegend wie noch vor zehn Minuten.

Annie trat unsicher einen Schritt zurück und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie rückte ihre Mütze gerade, die er verschoben hatte und ein schwaches, trauriges Lächeln erschien auf ihren leicht geschwollenen Lippen.

"Frohe Weihnachten, Louis", flüsterte sie, bevor sie an ihm vorbeiging und die Tür zum Fuchsbau öffnete. Er schaute lange auf die Tür, die schnell wieder hinter ihr zugefallen war, bevor er es schaffte, den Blick abzuwenden.

Als er nach einer neuen Zigarette suchte, fiel ihm der Gartengnom wieder ins Auge. Er hatte es tatsächlich geschafft, den Wurm zu kriegen. Verrückt.

/-/

2041

"Das ist so herzallerliebst!", sagte Molly Weasley begeistert, nachdem sie die Kamera wieder heruntergenommen hatte. Liebevoll schaute sie ihre ganzen Urenkel an, die sich alle in den Pullovern, die Molly ihnen zu Weihnachten gestrickt hatte, auf ihr altes Sofa gequetscht hatten. Seit Victoires Geburt machte Molly jedes Jahr zu Weihnachten ein Foto von ihren Enkeln und seit der Geburt ihrer ersten Urenkelin Nymphadora gab es auch noch eins mit dieser Generation. Und es wurden immer mehr und mehr Urenkel! Erst dieses Jahr war Hugos Tochter Angela dazugekommen. Wer weiß, ob sie nicht nächstes Jahr ein weiteres Familienmitglied begrüßen konnten. Natürlich abgesehen von Clara. Die würde im kommenden Februar ein offizielles Familienmitglied werden.

Es war so schön, ihre Familie so glücklich zu sehen. So unbeschreiblich schön. Besonders nach all den Steinen, die ihnen in den Weg gelegt worden waren. Hugo war Claras plötzliche Schwangerschaft am Anfang völlig über den Kopf gewachsen und jetzt war er überglücklich mit seiner Familie. Louis war am Ende so verloren in Frankreich gewesen, so deprimiert, weil die Liebe seines Lebens einen anderen heiraten wollte und jetzt war er mit der Liebe seines Lebens verheiratet. Scorpius hatte so lange gebraucht, um von seinem Schwiegervater respektiert zu werden und jetzt verstanden Ron und er sich so gut wie nie zuvor. Rose hatte schwer dafür gekämpft, Heilerin zu werden und jetzt war sie es. Ted hatte ihr erst vor einer Stunde begeistert erzählt, dass er vielleicht einen Durchbruch in seinen Forschungen erzielen würde und das war sein Traum seit dem Augenblick, in dem er erfahren hatte, dass Remus ein Werwolf gewesen war.

Aber natürlich war nicht alles in Ordnung. Fred war vor ein paar Minuten erschienen und er sah viel deprimierter aus als sonst. Normalerweise gelang es ihm besser, seinen Schmerz während der Feiertage zu verbergen, auch wenn er natürlich niemandem etwas vormachte. Auch bei James und Julia stimmte etwas nicht. Die beiden wirkten zwar so verliebt wie immer, aber es umgab sie eine merkwürdige melancholische Stimmung, die Molly noch nie zuvor bei ihnen gesehen hatte.

Und Percy regte sich schon seit zehn Minuten darüber auf, dass Lucy wahrscheinlich überhaupt nicht kommen würde.

"Ich dachte, dieser Mann geht in ein paar Tagen wieder zurück in die Schweiz? Er wird doch ein paar Stunden ohne Lucy auskommen, wenn sie ihn nicht in den Fuchsbau einladen will! Es ist immerhin Weihnachten, Herrgott nochmal!" Aufgebracht brachte er seinen Punschbecher vor George in Sicherheit, der versucht hatte, ihm unauffällig etwas Feuerwhiskey hinein zu kippen.

"Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, Perce", erwiderte George verständnislos und ließ seinen Flachmann wieder verschwinden. Gut, dass das einer von der Sorte war, die sich immer wieder selbst auffüllten. Er hatte das Gefühl, dass er jedes Jahr mehr Leuten Alkohol in ihren Punsch kippte. Nicht, dass das etwas schlechtes war, denn er war der Meinung, dass man Weihnachten im Fuchsbau nur mit Alkohol richtig genießen konnte. "Es gab mal eine Zeit, die zugegeben schon sehr lange her ist, da bist du zu Weihnachten auch nicht hierher gekommen und hast stattdessen Sex mit deiner Frau gehabt. Und du musst doch zugeben, Sex schlägt das hier um Längen." Besonders, wenn man nicht ständig die Gelegenheit hatte, welchen zu haben, was bei Lucy und diesem schweizer Adonis der Fall sein dürfte.

"Das war etwas völlig anderes!", erwiderte Percy empört. "Das war unser allererstes Weihnachten. Und wir hatten keinen Sex! Also nicht nur ...", fügte er der Fairness halber hinzu.

George grinste und schlug seinen großen Bruder anerkennend auf die Schulter. "Na siehst du. Da kannst du Lucy doch keinen Vorwurf machen, wenn sie das bisschen Zeit, was dieser Typ hier ist, mit ihm zusammen verbringen will. Nächstes Jahr wird sie bestimmt wieder hier sein und uns mit ihrer erheiternden Stimmung Weihnachten vermiesen." Lucy war kein Weihnachtsfan. Überhaupt nicht. Und sie ließ das auch jeden wissen. Wahrscheinlich war dieser Mann eine sehr willkommene Ausrede, einmal nicht die Familie ertragen zu müssen.

"Ich will sie jetzt halten!", übertönte die Stimme von Roses Sohn Aiden alle Gespräche. Er schaute seine große Schwester entschlossen an und machte Anstalten, ihr Angela zu entreißen.

"Aiden Ronald Draco Malfoy!" Rose stämmte die Hände in ihre Hüften und schaute ihr Kind streng an. "Wag es ja nicht!" Aiden ließ sofort die Hände sinken und schaute seine Mutter schuldbewusst an. "Du weißt, dass du Angela nur halten darfst, wenn dein Onkel es dir erlaubt hat, du auf irgendetwas weichem sitzt und dich mindestens zehn Kissen umgeben." Sie fand die Regeln zwar ein bisschen lächerlich, aber ihr kleiner Bruder bestand nun mal darauf und da Aiden schon viel zu häufig Sachen aus der Hand gefallen waren, konnte sie ihn zumindest ein bisschen verstehen. Ein Baby war zwar etwas völlig anderes als ihre Lieblingsvase, aber sie hatte diese Vase wirklich gern gehabt.

"Onkel Hugo?", rief Aiden quer durch den Raum Hugo zu, der sich gerade mit Al unterhalten hatte. "Kann ich sie halten? Bitte?"

Hugo warf einen Blick auf den überdrehten Aiden und schüttelte mit bedauerlicher Miene den Kopf. "Morgen, okay? Wenn es etwas ruhiger ist."

"Aber Di -", fing Aiden an zu protestieren. Er fand es mehr als unfair, dass seine große Schwester seine kleine Cousine halten durfte, wann immer sie wollte, und er immer so betteln musste, bis es ihm schließlich einmal für fünf Minuten erlaubt wurde. Er würde sie schon nicht fallen lassen. Er war schließlich schon elf. Nächstes Jahr würde er endlich nach Hogwarts kommen. Also wenn das nicht alt genug war, dann wusste er auch nicht weiter.

Aber Hugo schüttelte nur den Kopf. Er kam zu Aiden und wuschelte ihm durch seine blonden Haare. "Es tut mir Leid, wenn ich dich enttäusche, aber ich verspreche dir, dass du sie morgen bei deinen Großeltern so lange halten kannst, wie du willst, wenn du dich an die Regeln hältst, okay?"

Aiden nickte seufzend. "Okay. Aber wenn ich in Hogwarts bin -"

"Dann werden wir neue Regeln aufstellen, versprochen", erwiderte Hugo sofort. "Einverstanden?"

Aiden nickte und schüttelte Hugo die Hand, um dieses Versprechen zu besiegeln. Dann erblickte er Remus, der Louis' Sohn David etwas erzählte und rannte zu ihnen, um auch daran Teil zu haben.

"Meinst du wirklich, dass du ihm in einem Jahr so vertraust?", fragte Rose skeptisch. Sie hätte nie gedacht, dass Hugo so ein übervorsichtiger Vater sein würde. Mit ihren Kindern war er immer ziemlich entspannt umgegangen. Er hatte sich nie in die kleinsten Regungen von Diana und Aiden hineingesteigert, aber kaum hustete Angela ein bisschen, schon war er überzeugt, dass sie todkrank war. Aber ihr Dad führte sich genauso schrecklich auf und er war Hugos großes Vorbild. Und um fair zu sein, Hugo hätte Clara und Angela beinahe bei Angelas Geburt verloren, weil es zu Komplikationen gekommen war. Niemand konnte ihm wirklich übel nehmen, dass er sie so fest hielt, wie er konnte.

"In einem Jahr wird Angela hoffentlich so groß sein, dass sie sich an ihm festhalten kann", erwiderte Hugo optimistisch und legte den Arm um Rose. "Und wer weiß, vielleicht ist er in einem Jahr nicht mehr so scharf darauf, sie zu halten."

"Da kennst du ihn aber schlecht", erwiderte Rose lächelnd. "Er wird das auf keinen Fall vergessen."

Er seufzte. "Ich weiß. Aber vielleicht gibt es dann ein anderes Baby und er kann sich darauf stürzen." Und vielleicht würde er dann auch nicht mehr so tollpatschig sein und er konnte ihm seine Tochter wirklich guten Gewissens anvertrauen.

"Onkel Hugo?" Diana war aufgestanden und überreichte ihm Angela vorsichtig. Sie war vernarrt in ihre kleine Cousine und hatte sie, als sie sie das erste Mal in den Osterferien halten durfte, eine Stunde nicht mehr losgelassen. Sie war so deprimiert gewesen, dass Angela nicht mehr in den Weihnachtsferien auf die Welt gekommen war und sie so mehrere Monate hatte warten müssen, bis sie sie endlich kennen lernen konnte, dass er es ihr erlaubt hatte. Und bei Diana hatte er ein wirklich gutes Gefühl. Bei ihr würde Angela nichts passieren. "Ich glaube, sie braucht eine frische Windel."

Hugo nahm Diana seine Tochter aus den Armen und verließ dann das Wohnzimmer, um sich darum zu kümmern.

"Sie ist so süß, Mum", sagte Diana begeistert zu ihrer Mutter. "Sie kann schon fast meinen Namen richtig aussprechen. Und sie ist so groß geworden, seit ich sie in den Sommerferien zum letzten Mal gesehen hab. Richtig riesig. Kannst du dir das vorstellen?"

Rose betrachtete ihre dreizehnjährige Tochter von oben bis unten. Sie war jetzt schon fast so groß wie Rose. Ihr Busen war gewachsen und sie hatte das bisschen Babyspeck verloren, was ihr Gesicht rundlich gemacht hatte. Außerdem war sie jetzt alt genug für die Hogsmeadewochenenden. Das alles passte so überhaupt nicht zu dem kleinen Mädchen, das Rose noch immer vor sich sah. Und sie war jedes Mal auf's neue schockiert, wenn Scorpius und sie Diana vom Bahnhof abholten.

"Doch, ich kann's mir vorstellen", murmelte sie wehmütig und legte einen Arm um ihre Tochter. Sie küsste sie auf die Wange. "Ich hab dich lieb, Di."

Diana lächelte sie überrascht an. "Ich hab dich auch lieb, Mum."

"Rette mich!", sagte Victoire ein paar Meter weiter flehentlich zu ihrem Bruder Louis. "Bitte, bitte, rette mich!"

Louis schaute sie verwirrt an. "Wieso?" Victoire stöhnte gequält auf und deutete auf Ted, der in einer Ecke stand und sich angeregt mit dem Freund seiner Tochter unterhielt. "Ich verstehe nicht. Du wolltest doch, dass die zwei sich verstehen. Liegst du uns allen nicht seit Monaten damit in den Ohren, dass Ted sich unmöglich verhält?" Er hatte irgendwann einfach nicht mehr zugehört, wenn seine Schwester davon angefangen hatte.

"Ja, schon, aber das war, bevor ich wusste, wie es ist, wenn Ted und Scott sich verstehen", erwiderte sie und verzog das Gesicht. "Die zwei reden nur noch über Zaubertränke! Zaubertränke hier, Zaubertränke da, Zaubertränke überall! Ich werde noch wahnsinnig!"

Louis lachte. "Du warst doch diejenige, die sich in einen Zaubertränkefreak verliebt hat. Deine Tochter folgt nur deinem Beispiel."

"Ich wünschte, sie würde es nicht tun", murmelte Victoire, nahm Louis seinen Punschbecher aus der Hand und kippte das Zeug herunter. Sie erschauderte kurz und atmete dann erleichtert durch. "Gott, bin ich froh, dass Onkel George immer seinen Feuerwhiskey dabei hat."

Louis machte schon den Mund auf, um zu protestieren, aber dann warf er einen Blick auf Ted und Scott, deren Diskussion immer mehr ausartete und sich anscheinend um Vielsafttrank und die beste Art, ihn zu brauen, drehte und er konnte seine große Schwester verstehen. Einer von ihnen war schon schlimm genug, aber zwei?

"Ich sollte nicht hoffen, dass Dora und Scott sich trennen. Die beiden sind so schrecklich süß zusammen, so verliebt. Aber der Gedanke, dass ich das in der nächsten Zeit häufiger ertragen muss ..." Victoire erschauderte. Sie hatte sich so gewünscht, dass Ted endlich damit aufhörte, sich wie ihr Vater aufzuführen und wieder mehr verhielt wie der Mann, den sie vor neunzehn Jahren geheiratet hatte, aber das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte nicht erwartet, dass Scotts Interesse für Zaubertränke so groß war, dass er tatsächlich eine mehrstündige Unterhaltung mit Ted durchhalten würde und sie hätte nie im Leben erwartet, dass Scott Vorschläge hatte, die Ted wirklich für hilfreich hielt, aber gestern hatte Ted abends im Bett eine halbe Stunde davon geschwärmt, was für ein vierversprechendes Talent Scott doch sei und dass er bei seinem Chef ein gutes Wort für ihn einlegen würde, wenn Scott sich irgendwann in der Zaubertränkeabteilung des Mungos bewerben würde, also musste Scott tatsächlich was auf dem Kasten haben. Es war unglaublich, aber Ted hatte sogar noch begeisterter von ihm geschwärmt als Dora es sonst getan hatte. Wo waren sie da nur hineingeraten?

"Hey, Schatz" Victoire blinzelte verwirrt. Sie war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Louis gegangen und Ted an seine Stelle getreten war. Er schaute sie begeistert an, nahm ihre Hand, zog sie zu sich und küsste sie. "Es tut mir Leid", sagte er mit dem Grinsen, das so schrecklich typisch für ihn war, das Remus von ihm geerbt hatte und das sie über alles liebte. "Ich weiß, ich hab in den letzten Tagen viel zu viel über Zaubertränke gesprochen." Er strich ihr ein paar Haare aus der Stirn und fuhr dann mit seinem Daumen über ihre Wange. Sie bekam eine Gänsehaut. "Aber es war so schön, endlich mal jemanden außerhalb der Arbeit zu treffen, der auch so ein Interesse an meiner Arbeit hat wie ich."

Victoire schluckte schuldbewusst. "Wir machen es dir wirklich nicht leicht, oder?" Er hörte ihr immer zu, wenn sie über ihre Arbeit sprach, wenn sie etwas nervte, wenn sie sehr nervös wegen eines Treffens war, wenn es Probleme gab oder wenn etwas großartig geklappt hatte. Aber wenn er Probleme hatte ... Sie versuchte wirklich, ihm zuzuhören, wenn er über seinen Tag sprach, aber das meiste war so unglaublich kompliziert, dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, wovon er sprach und sie irgendwann einfach aufgehört hatte, wirklich hinzuhören. Und ihre Kinder hatten diese Leidenschaft für Zaubertränke nicht von ihm geerbt und sie wusste, wie Leid ihm das tat, weil so ein großer Teil von ihm seiner Familie verschlossen blieb. Aber Scott hatte diese Leidenschaft. Und sie konnte Ted nicht böse sein, denn sie hätte sich wahrscheinlich auch auf eine Gelegenheit gestürzt, mit ihm so ausführlich über ihre Arbeit zu sprechen, wenn er so ein begeistertes Interesse an den Tag gelegt hätte.

Ted lachte. "Nein. Aber ihr seid meine Familie. Ich würde euch für keinen Zaubertränkefreak auf der Welt eintauschen."

Victoire lächelte. Er behauptete immer, dass er keine Ahnung von dem ganzen romantischen Mist hatte. Er wusste gar nicht, wie sehr er sich irrte.

"Also, Fred, was ist los?", wollte Roxanne von ihrem großen Bruder wissen. Sie hatte sich erst jetzt zu ihm durchkämpfen können. Sie hatte zwar schon vor einer Viertelstunde gesehen, wie er gekommen war, aber sie war so in ein Gespräch mit Dominique über die Quidditch-Liga vertieft gewesen, dass sie sich einfach nicht hatte losreißen können. Aber jetzt hatte sie es geschafft und sie war überrascht, wie elend Fred tatsächlich aussah.

Er seufzte schwer und wandte sich von dem vereisten Fenster ab, aus dem er hinaus in den Garten geschaut hatte. "Ich hab vorhin mit Lisa gesprochen. Wir haben uns getrennt."

"Oh Fred, das tut mir Leid!", erwiderte Roxanne sofort und schloss ihren Bruder in die Arme. Er sah so aus, als könnte er eine Umarmung gut gebrauchen. Und nach der Art zu urteilen, mit der er sich an ihr festklammerte, hatte sie Recht mit dieser Einschätzung. Sie hatte nicht gewusst, dass Lisa ihm so wichtig war. Bisher hatte sie immer den Eindruck gehabt, dass Fred sie zwar mochte, sie aber auch nicht vermissen würde, wenn das zwischen ihnen nicht klappte. Anscheinend hatte sie sich getäuscht. "Was ist passiert?", fragte sie schließlich nach einer Weile. "Hat sie Schluss gemacht?" Sie ließ ihn wieder los und drückte ihm dann ihren halbvollen Punschbecher in die Hand, den sie auf dem Fensterbrett abgestellt hatte. Der Feuerwhiskey ihres Vaters war schon drin.

Fred trank einen Schluck und seufzte erneut. "Irgendwie waren wir beide es." Er trank noch einen Schluck. "Aber im Grunde genommen hat sie Schluss gemacht."

Roxanne runzelte verwirrt die Stirn.

Fred seufzte schon wieder und trank den Rest aus ihrem Becher. Er schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand. "Sie hat gedacht, dass sie schwanger ist."

"WAS?" Roxanne schlug die Hände vor den Mund. Sie hatte nicht so laut sein wollen. Das Wort war ihr einfach so herausgerutscht. Und jetzt starrte der halbe Raum sie neugierig an und Fred sah aus, als würde er sich am liebsten irgendwo verkriechen. Roxanne nahm ihre Hände wieder runter und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. "Alles in Ordnung, Leute", erwiderte sie leichtfertig. "Fred hat mir nur gerade von einem Problem erzählt, das einer seiner Kollegen mit seiner Freundin hat. Die arme Sau." Ihre Familie wandte ihre Blicke von ihr wieder ab und Roxanne trat näher zu Fred, damit niemand ihr Gespräch mitanhören konnte. "War sie schwanger?" Lisa hätte sich doch sicher nicht von ihm getrennt, wenn sie sein Kind bekommen würde. Wobei sie sich wunderte, wie Lisa überhaupt hatte schwanger werden können. Fred hatte schließlich jedem deutlich genug klargemacht, dass er keine Kinder mit irgendjemand anderem als Ellen haben wollte.

Er schüttelte den Kopf. "Nein. Natürlich nicht. Du weißt, wie ich aufpasse." Auch nach all den Jahren war es ihm immer noch ein Rätsel, wie Ellen damals hatte schwanger sein können. Seines Wissens nach hatten sie immer verhütet. Aber vielleicht hatte er sich auch getäuscht und sie hatten es irgendwann vergessen. Sie hatte das Talent gehabt, ihn alles vergessen zu lassen, was unwichtig war (auch wenn Verhütung eigentlich nicht in diese Kategorie gehörte). Aber sie war schon tot gewesen, als er von der Schwangerschaft erfahren hatte und so war das nur eine weitere Sache, die seinen Schmerz verstärkte. Tatsache war, dass er es nie wissen würde und dass er sie nie danach fragen konnte. So war es einfach.

"Aber sie war anscheinend überfällig und auch wenn wir immer aufgepasst haben, war das die naheliegendste Erklärung, verstehst du?", fuhr er fort. Roxanne nickte. Sie wollte etwas erwidern, aber sie wusste, dass es besser war, zu schweigen und ihn einfach reden zu lassen. Wenn er einmal damit angefangen hatte, war es so einfacher für ihn. "Deshalb hat sie sich auch so lange nicht gemeldet. Sie hat gedacht, dass sie schwanger ist und sie ist ausgeflippt, weil sie weiß, wie ich dazu stehe." Lisa war die perfekte Freundin für ihn gewesen. Roxanne hatte sie ein paar mal getroffen, aber immer nur zufällig, weil Fred sie nie seiner Familie vorgestellt hätte. Lisa wusste, was er durchgemacht hatte, was er ihr in einer Beziehung geben konnte und, was noch viel wichtiger war, was nicht. Und sie hatte nie den Eindruck auf Roxanne gemacht, dass sie mit diesem Arrangement unglücklich gewesen war. Sie hatte sehr zufrieden gewirkt und Fred für die meiste Zeit auch. Sie hatte sich so gefreut, ihren Bruder wieder annähernd glücklich zu sehen und hatte gehofft, dass vielleicht doch mehr aus der Beziehung werden würde, aber das war natürlich Schwachsinn, wie sie jetzt sah. Für Fred würde es nie jemand anderen geben als Ellen.

"Und dann hat sie irgendwann einen Test gemacht und festgestellt, dass sie nicht schwanger ist. Und dann ist ihr klar geworden, dass sie das vielleicht doch eines Tages haben möchte. Einen Ehemann, ein Kind, diesen dämlichen weißen Gartenzaun. Und sie weiß, dass ich ... dass ich das einfach nicht kann ... und deshalb hat sie heute Schluss gemacht." Er schluckte. Lisa hatte ihn so hoffnungsvoll angesehen, so als ob er seine Meinung vielleicht doch noch ändern und das eines Tages mit ihr haben wollte. Das Problem war, dass er das alles wirklich gerne wollte. Eine Frau, ein paar Kinder, ein Haus auf dem Land mit diesem blöden Zaun. Er hatte es immer gewollt. Aber er wollte es nur mit Ellen und so Leid es ihm auch tat, Lisa so wehzutun, es wäre nicht fair gewesen, etwas anderes zu behaupten. Sie würde nie die Mutter seiner Kinder sein und wenn das wirklich etwas war, das sie wollte, dann war es besser für sie, wenn sie jemanden suchte, der sie so liebte, wie sie es verdient hatte. Er wünschte, er könnte dieser jemand sein, aber er war es einfach nicht.

"Es tut mir so Leid", murmelte Roxanne und schlang die Arme um ihn. Tränen standen in ihren Augen. Lange sagte sie nichts mehr und Fred war ihr sehr dankbar dafür. Sie war die beste Schwester auf der ganzen Welt. Wenn er sie nicht hätte ... "Vielleicht ... eines Tages ...", sagte sie schließlich leise mit einem kleinen Hoffnungsschimmer in ihrer Stimme.

"Vielleicht. Eines Tages.", wiederholte er. Er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass dieser Tag nie kommen würde.

"Hör auf! Hör auf!" Haley Potter liefen Lachtränen über ihr Gesicht und auch ihre kleine Schwester Amanda konnte nicht aufhören zu kichern, weil James sie beide so erbarmungslos kitzelte. Sie schlugen und traten reflexartig um sich, aber James war nicht umsonst seit neunzehn Jahren ein professioneller Quidditchspieler, seine Reflexe waren unschlagbar (Julia konnte das bezeugen) und so konnte er den kleinen Beinen seiner Nichten geschickt ausweichen. Aber irgendwann ging sogar ihm die Puste aus und so hörte er schließlich auf.

Haley und Amanda setzten sich schwer atmend auf und grinsten ihn an.

"Das war so lustig!", sagte Amanda begeistert und kletterte sofort auf seinen Schoß, als er sich zwischen sie auf das alte Sofa seiner Großmutter quetschte. Haley umklammerte seinen Arm und lehnte ihren Kopf dagegen. Er lächelte zufrieden. Es war super, von zwei so tollen Frauen umworben zu werden. Und da kam auch schon die dritte, die seinem Charme nicht widerstehen konnte.

Julia schenkte ihm ein liebevolles Lächeln und setzte sich dann neben Haley. "Hat euer Onkel euch endlich in Ruhe gelassen?", fragte sie die beiden Mädchen und rückte Haleys Haarschleife zurecht, die verrutscht war.

"Das war so lustig!", wiederholte Amanda begeistert und gähnte anschließend laut. Sie schloss die Augen und lehnte sich gegen James' Brust.

James grinste. "Ich weiß eben, wie man eine Frau zufrieden stellt", sagte er zufrieden. Er zuckte zusammen, als Julia ihn leicht in den Arm boxte. Ihr Lächeln hatte sie aber behalten. Er war erleichtert, dass sie es anscheinend doch ganz gut verkraftet hatte, wieder nicht schwanger zu sein. Er hatte sich gestern von ihr dazu überreden lassen, mit ihr Schlittschuhlaufen zu gehen, etwas, in dem er miserabel war, aber das ihr aus irgendeinem unerfindlichen Grund Spaß machte. Er hatte sich wieder total dämlich angestellt, aber er hatte sie zumindest zum Lachen gebracht und das war das wichtigste gewesen. Irgendwann würden sie ein Baby bekommen, das wusste er. Julia würde eine fantastische Mutter sein und das würde ihnen keiner verweigern. Und außerdem musste er dafür sorgen, dass seine fantastischen Gene der Nachwelt erhalten blieben. Das war er den kommenden Generationen schuldig.

"Onkel James, dürfen wir vielleicht nach Weihnachten irgendwann wieder bei euch übernachten?", fragte Haley dann hoffnungsvoll. "Das letzte Mal war so toll." Das war es wirklich gewesen. Als Al und Tia ihnen zum letzten Mal vor zwei Monaten ihre drei Kinder zum Übernachten anvertraut hatten, hatten James und Julia mit den beiden Mädchen in ihrem Wohnzimmer ein Zelt aus Matratzen, Bettlaken und den gesamten Möbelstücken, die sie im Wohnzimmer stehen hatten, gebaut und hatten dann dort alle zusammen die Nacht verbracht. Sie hatten ein ungefährliches Lagerfeuer angezündet, James hatte ihnen Gruselgeschichten erzählt und Julia anschließend Märchen, damit sie ohne Alpträume schlafen konnten. Es war wirklich einsame Spitze gewesen.

James warf einen Blick zu Julia, die sofort nickte. Er liebte sie so sehr dafür, dass sie seine Nichten und Neffen so liebte wie er. Eine bessere Frau hätte er sich nicht wünschen können.

"Wenn eure Eltern nichts dagegen haben", sagte er schließlich zu Haley, schließlich konnte er das nicht über Als und Tias Köpfe hinweg entscheiden.

"Daddy hat gesagt, dass das gar kein Problem ist", erwiderte Haley sofort. "Wir können zu euch kommen, wann ihr Zeit habt."

James lachte. Das sah seinem kleinen Bruder ähnlich. Aber er liebte es, Zeit mit seinen Nichten und Neffen zu verbringen, also konnte er es ihm gar nicht übel nehmen. Er lehnte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. "Dann spreche ich später mit deinem Dad und wir machen etwas aus, okay, meine Süße?"

Haley nickte begeistert und rutschte gleich darauf vom Sofa, um ihren Vater zu suchen. "Das letzte Mal wird schwer zu toppen sein", murmelte Julia nachdenklich. James stimmte ihr zu. Bei dem Zelt hatten sie sich wirklich selbst übertroffen. Aber dann sah er, wie ihre mitternachtsblauen Augen begeistert aufleuchteten. "Hey, vielleicht können wir ja Schlittschuhlaufen gehen!", rief sie aufgeregt.

James stöhnte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!

Er wurde allerdings von seinen Qualen abgelenkt, als er ein paar Sekunden später seinen Onkel George laute aufschreien hörte. James' Großmutter hatte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt und schaute ihn aufgebracht an. Sie hielt ihm seinen Flachmann unter die Nase, mit der er heute mindestens dreiviertel aller Punschbecher aufgepeppt hatte. James hatte selbst schon mehrere davon intus.

"Wie kannst du es nur wagen, George?", rief sie. "Ich hab dir doch letzte Weihnachten verboten, das nochmal zu machen!" Wie gut, dass sie nichts von all den Geburtstagsfeiern wusste, auf denen er das in diesem Jahr ständig gemacht hatte. "Den hier behalte ich!", sagte sie streng und ließ den Flachmann in ihrer Rocktasche verschwinden. "Und ich hoffe, du hörst endlich damit auf. Beim Merlin, du bist jetzt dreiundsechzig, irgendwann musst selbst du doch mal erwachsen werden!", fügte sie kopfschüttelnd hinzu.

Julia lachte. "Deine Familie ist wirklich klasse.", flüsterte sie James zu und nahm seine Hand. "Ich bin froh, dass ich dazugehöre."

Er erwiderte ihr Lächeln. "Ich auch." Jeden Tag war er dankbar, dass sie zu seiner Familie gehörte.

Denn wenn wir mal ehrlich sind, wer wollte kein Weasley sein?

Ende

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A/N: Danke an alle, die diesen Adventskalender gelesen haben. Noch größeren Dank an alle, die sich auch die Zeit genommen haben, ein Review zu schreiben, das sind meine Geschenke zu Weihnachten. Ich hoffe, euch haben die 24 Kapitel gefallen und euch die Zeit bis Weihnachten ein bisschen versüßt und nicht so lang erscheinen lassen. Ich habe mich gefreut, für euch schreiben zu dürfen.

Dann möchte ich gleich mit ein bisschen Schlechwerbung weitermachen, denn damit ihr nicht ganz auf dem Trockenen liegenbleibt, nachdem ihr 24 Tage lang jeden Tag ein neues Kapitel habt lesen dürfen: Ich bin gestern über einen "One-Shot" gestolpert, den ich vor drei Monaten geschrieben habe und der mir inzwischen gut genug gefällt, um ihn mit euch teilen zu können:

Here without you - James und Julia merken, wie schwer eine zweijährige Fernbeziehung sein kann und dass sich dringend etwas ändern muss, wenn sie sich nicht verlieren wollen

Nicht ganz so weihnachtlich, da diese FF im Juni spielt, aber was soll's. Ich hoffe, ein paar von euch werden auch da vorbei schauen, um zu sehen, wie sie zu dem Ehepaar geworden sind, das sie in diesem Adventskalender sind.

Frohe Weihnachten!


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