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Fanfiction

What a horrible disaster! - Unwillkommene Besucher

von Dreamcatcher

„Professor, ich muss doch sehr bitten!“
Poppy kam furchtbar aufgeregt und sich die Krankenschwesterhaube eilig auf den Kopf drückend angewackelt. „Mr Malfoy befindet sich in einem äußerst unpässlichen Zustand und Sie sollten sich was schämen, sein stark belastetes Gemüt noch unnötig zu erhitzen! Dies ist eine Stätte für Kranke und ich erbitte mir - Oh mein Gott, Andrews! Bei ihrem albernen Gestöhne fallen ja einer ausgewachsenen Alraune die Ohren ab!“
Snape, der Poppys Überfall kühl und gelassen über sich hatte ergehen lassen, nickte kaum merklich.
„Nun, wem dem so ist“, entgegnete er und seine schwarzen Augen wanderten zurück zu Malfoy, der immer noch wie erschlagen und so blind wie zuvor in seinem Bett lag, „werde ich Mr Malfoy selbstverständlich aus seiner Strafarbeit entlassen. Was jedoch Miss Granger angeht...“ Erneut huschten seine Augen suchend durch den Raum, als hätte er Hermines Fährte mit seinen übergroßen Nüstern aufgenommen. „Ich werde sie zurück in die Kerker beordern und sie wird dort bleiben, bis ihre Arbeit vollbracht ist!“
„Miss Granger ...?“, fragte Madam Pomfrey verdutzt und sah Snape mit großen Augen an. „Aber Sir, sie befand sich doch die ganze Zeit -“
„Bei Professor McGonagall“, vollendete Malfoy ihren Satz, der dem Gespräch gespannt gelauscht hatte. „Das sagten Sie schon.“
Hermines Herz schlug höher, als sie hörte, wie hartnäckig Malfoy sie verteidigte und dabei munter drauflos log.
„Nun denn ...“, murmelte Snape sauertöpfisch, „in diesem Fall werden meine unbedeutenden Worte wohl nichts ausrichten können ... die schlaue kleine Miss Neunmalklug wird um ihre verdiente Strafe herumkommen.“
Madam Pompfrey öffnete empört den Mund, doch Snape hatte bereits auf dem Absatz kehrt gemacht und verließ mit wehendem Umhang den Saal.
„Ts ts ts ...“, machte Madam Pomfrey und schüttelte den Kopf, während sie zu Malfoys Bett eilte und seinen Kopf anhob. „Mund auf!“, befahl sie und schob dem widerspenstigen Kranken einen Löffel voll dampfender, schwarzer Flüssigkeit in den Mund.
„Oh Gott“, ächzte er und fasste sich röchelnd an die Kehle.
„Nun reißen Sie sich aber zusammen, Junge! Andrews muss dieses Elixier dreimal am Tag schlucken, und hören Sie etwa irgendeinen Laut von ihm?“
Zwei Betten weiter ertönte ein ersticktes Keuchen, das ganz danach klang, als würde jemand an akutem Sauerstoffmangel leiden.
Poppy eilte erneut davon, summte beschwingt vor sich hin und war nach Snapes Störung offenbar wieder bester Laune, weil sie ein neues Mittel gefunden hatte, mit dem sie Malfoy quälen konnte.
Vorsichtig schlich sich Hermine hinter ihrem Wandschirm hervor und ließ sich auf der Bettkante nieder. Einen Moment lang zuckte es in ihren Fingern verräterisch und sie ertappte sich in allerletzter Sekunde noch dabei, wie sie Malfoy das blonde Haar aus der verschwitzten Stirn streichen wollte, doch dann zuckte sie zurück und rutschte sicherheitshalber weiter weg, um sich nicht erneut in Versuchung zu bringen.
„Danke“, murmelte sie und war heilfroh, dass Malfoy ihre glühenden Wangen nicht sehen konnte.
„Schong gut“, versetzte er schwer atmend, denn das Elixier schien seine Wirkung zu tun. „Schließlich hast du mir auch geholfen. Ich kann es nicht leiden, bei jemanden in der Schuld zu stehen. Und jetzt sind wir quitt.“
Sie nickte stumm, obwohl er es natürlich nicht sehen konnte. Ja. Das war natürlich der ganze Grund. Malfoys Ehrgefühl hatte ihr also aus der Klemme geholfen. Sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte und sie erhob sich zitternd.
„Ich ... werde dann lieber gehen. Besser ich sitze meine Strafe heute Abend noch ab, bevor Snape sich einen anderen Grund sucht, mich seine Kessel fertig polieren zu lassen.“
„Nein, geh nicht!“, sagte Malfoy und streckte seine Hand aus - doch er ließ sie wie von der Hornisse gestochen sofort wieder sinken. „Ich - ich meine ...“
Doch was er genau meinte, erfuhr sie nicht mehr, denn das erneute Aufreißen der Krankensaaltür ließ sie abermals hinter ihren Wandschirm springen.
Ein ausladender, schwarzer und mit glänzendem Satin ausgeschlagener Mantel schliff über den Boden und ein dünner, schwarzer Stock mit silbernem Schlangenknauf schlug in schnellen Abständen auf den Steinboden. Mit aschfahler Miene und funkelnden Augen blieb Lucius Malfoy vor dem Krankenbett seines Sohnes stehen.
Hermine hielt den Atem an. Was immer jetzt auch kommen mochte, sie wollte es nicht hören.
Doch es war schon zu spät. Mr Malfoy hatte zu seiner Predigt bereits angesetzt.
„Was musste ich heute morgen erfahren, nachdem ich Severus` Eule erhalten hatte?“, fragte er eisig.
Malfoy, der das Kommen seines Vaters bereits durch das bekannte Klopfen seines Stocks gehört haben musste, drehte - beschämt oder bedrückt - den Kopf zur Seite.
„Ist es etwa wahr, Draco“, fuhr Mr Malfoy durch seine zusammengepressten Zähne fort, „dass du dir mitten in der Nacht ein Bad mit ... mit ... mit ihr genehmigt hast?“
„Nein“, murmelte er in einem derart kleinlauten Ton, wie Hermine ihn nie aus seinem Mund vernommen hatte. „Das war ein dummer Zufall. Wir hatten das nicht geplant. Glaub mir, Vater, ich hab sie sofort ...“ er hielt inne, und Hermine, die zwischen der Ritze im Wandschirm hinaus spähte, sah, dass ein Zittern durch seinen Körper ging. „Ich habe sie als Schlammblut beschimpft und sie hinausgejagt. Eigentlich hatte ich vor, sie bei Snape zu verpfeifen, aber er hat auch mich bestraft.“
Hermine ahnte, wie schwer es ihm viel, seinen Vater zu belügen, und sie flehte zum Himmel, dass dieser darauf hereinfiel.
„Du bist eine Schande“, sagte Lucius leise. „Eine Schande für unser Haus und die Reinblüter. Am Tage zeigst du den Niederen, wer das Sagen hat, und in der Nacht vergnügst du dich mit ihnen. Aber ...“ Mit einem Schaudern sah Hermine, wie sich ein schräges Grinsen über sein Gesicht zog. „Aber wenn du es so anstellst, wie du es mir erzählt hast ... dich erst an ihr zu weiden, bevor sie dafür bezahlen muss, das ist gut ... vielleicht lernst du ja doch allmählich in alter Malfoy-Manier zu handeln ...“
Hermine unterdrückte den Impuls, aus ihrem Versteck herauszuspringen und diesem widerlichen Lüstling ins Gesicht zu spucken, doch Draco kam ihr zuvor.
„Vater! Ich würde niemals -“
„du hättest den Moment hinauszögern -“
„hör mir zu! Es war nicht -“
„und wenn du sie dann erst richtig -“
„Es reicht!“
Die Stille, die auf Dracos letzte Worte folgte, wurde von Madam Pompfrey unterbrochen, die dem Krawall gefolgt war und nun mit in die Hüften gestemmten Händen vor Lucius stand und auf ihn herabsah, als wäre sie drei Köpfe größer als er und nicht umgekehrt.
„Was - fällt - Ihnen - eigentlich - ein?!“ Sie betonte zornbebend jedes Wort und glich dabei weniger einer feinfühligen Krankenschwester als einem Hornschwanz, der jeden Moment Feuer spucken würde.
„Dieser Patient hier schwebte noch vor einer halben Stunde in höchster Gefahr, und nun platzen Sie hier rein“, sie stemmte Malfoy ihren Finger in die Brust, „und veranstalten ein Theater, dass selbst einer gesunde Person davon die Ohren zu flattern beginnen!“ Irgendwie hatte es Poppy geschafft, so in die Höhe zu wachsen, dass sich ihre Nase nun auf derselben Höhe wie Malfoys befand. „Und ich sage Ihnen eines: ob Reinblut oder nicht, ich würde Ihnen lieber eine Ladung Pestbeulen-Paste in den Mund stopfen, als mir noch weiter Ihre Ausführungen anhören zu müssen! Und jetzt raus hier, RAUS!“
Wild mit den Armen fuchtelnd und wilde Schimpfkanonaden auf Malfoy niederprasseln lassend, buchsierte sie das zweite Mal an diesem Tag einen schleimigen Unruhestifter aus dem Raum.
Hermine, die am ganzen Leib bebte, konnte kaum an sich halten. In ihren Kopf kämpfen zwei gegensätzliche Gefühle um die Oberhand: lähmendes Entsetzen über Malfoy, und ein seltsam wirbelndes Gefühl, als würde sich die Welt plötzlich rückwärts drehen. Draco hatte sie erneut in Schutz genommen, doch diesmal war es nicht vor Snape gewesen, sondern seinem eigenen Vater, vor dem er tiefen Respekt hatte und - wie ihr das erste Mal klar wurde - Angst.
Draco, dachte sie immer und immer wieder, während sie sehnsüchtig darauf wartete, dass Poppy wieder in ihrem Büro verschwand und sie wieder auftauchen konnte. Draco. Draco ....


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