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Sechs Sommer - Sommer 1996

von Krabbentaucher

Vor dem Bahnhof blieb Harry stehen. Er war vorangegangen und hatte nicht bedacht, daß er ja gar nicht wußte, wo Onkel Vernon sein Auto abgestellt hatte. Als die Dursleys ihn eingeholt hatten, ließ er sie passieren und folgte ihnen. Wortlos gingen sie in eine Nebenstraße, wo ein dunkler Ford Scorpio mit dem charakteristischen Froschgesicht stand. Onkel Vernon öffnete wortlos den Kofferraum und ließ Harry den Koffer einladen. Tante Petunia und Dudley stiegen derweil ein. Onkel Vernon schloß den Kofferraum und stapfte zum Fahrersitz. Harry stieg hinter Onkel Vernon ein und nahm wie immer Hedwig mit ihrem Käfig auf den Schoß.
Während der Fahrt durch den Londoner Verkehr wurde im Auto geschwiegen. Harry fiel auf, daß er nicht mehr wie im letzten Sommer auf Velours-, sondern auf Lederpolstern saß.
„Ist der neu?“ fragte er, um das lastende Schweigen zu brechen.
„Nein, letzten Sommer“, kam die hingeworfene Antwort von Onkel Vernon.
Harry fragte nicht weiter nach. Die Ereignisse, die im letzten Sommer zu seinem Verschwinden aus dem Ligusterweg geführt hatten, dürften die Dursleys noch mehr verärgert haben als damals Mr Weasleys Auftritt im Wohnzimmer von Nummer vier. Doch dann meldete sich noch einmal Onkel Vernon zu Wort – er konnte einfach nicht an sich halten, selbst einem Zauberer wie Harry von seinem automobilen Aufstieg zu berichten: „Ford Scorpio Cosworth. Sechs Zylinder und 207 PS.“
Die Außenbezirke von London huschten draußen vor dem Fenster vorbei. Sie wichen der parkähnlichen Landschaft von Surrey. Das Schweigen im Auto wurde inzwischen bleiern. Little Whinging tauchte auf. Vor klotzigen Einfamilienhäusern parkten klotzige, auf Hochglanz gebrachte Autos – in der Mehrzahl deutsche Autos, wie Harry feststellte. Im nächsten Jahr würde Onkel Vernon umsteigen müssen, falls das jetzige Auto schon das Spitzenmodell von Ford darstellen sollte. Onkel Vernon lenkte das Fahrzeug in die Einfahrt und stellte es ab.
Wortlos stiegen Tante Petunia und Dudley aus. Harry wartete wie üblich, bis die Haustür geöffnet war, dann stieg er selbst mit Hedwig aus dem Auto und lief ins Haus. Den Käfig stellte er auf die Kommode in seinem Zimmer. Er sah sich kurz um. Sein Zimmer. Hier fühlte er sich eher wie in einer Gefängniszelle im offenen Vollzug untergebracht als zu Hause. Wehmütig dachte er an Hogwarts und noch wehmütiger daran, daß er keine Briefe mehr von Sirius erhalten würde.
„Bursche! Wo bleibst du?“ hörte er Onkel Vernon von draußen bellen.
Schnell lief er wieder nach unten. Der Kofferraumdeckel stand bereits offen. Onkel Vernon sagte nichts weiter, als Harry seinen Hogwarts-Koffer heraushob und ins Haus trug. In seinem Zimmer ließ er sich auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme unter dem Kopf.
Ron ist jetzt sicher im Fuchsbau, dachte Harry.
Der Fuchsbau – hier war er schon zwei Jahre nicht mehr gewesen. Die zweite Hälfte der letzten Sommerferien und die Weihnachtsferien hatte er in Sirius' Haus in London zugebracht. Das war zwar stellenweise spannend gewesen und wegen Sirius auch schön, aber es war nicht so lustig gewesen, wie es im Fuchsbau immer war, obwohl die Weasleys mit Percys Ausnahme auch dort gewesen waren.
Percy – dessen Auftritt im Schulleiterbüro hatte Harrys Widerwillen gegen den ehemaligen Vertrauensschüler, Schulsprecher und Musterschüler erst so richtig angefacht, obwohl der Brief seinerzeit an Ron auch schon das seinige dazu beigetragen hatte. Immerhin würde Percy jetzt seinen Fehler einsehen, davon war Harry überzeugt. Und Mrs Weasley wäre ihre ärgste Sorge los.
Hermione ist jetzt sicher auch zu Hause, dachte Harry weiter.
Er kannte Mr und Mrs Granger nur vom Sehen, aber die Art, wie Hermione mit ihnen umging und wie sie von ihnen sprach, zeigte deutlich, daß sie es auch gut haben würde. Nur er selbst saß jetzt wieder im Ligusterweg Nummer vier fest.
Nun gut, dachte er, immerhin gibt es ja noch Mrs Figg, und nachdem ihre Tarnung aufgeflogen ist, müssen Besuche bei ihr nicht mehr so quälend sein.
„Essen!“
Das war Tante Petunia. Harry schwang sich auf, streckte sich und ging hinunter in die Küche, wo auf jeden bereits ein Chefsalat wartete. Da es nicht nach irgendwas Gebratenem, Gekochtem oder Gebackenem roch, vermutete Harry, daß es mit dem Salat sein Bewenden haben würde.
Er setzte sich und fing ebenso schweigend an zu essen wie die Dursleys. Er sah kurz etwas genauer zu Dudley hinüber. Dudley hatte weiter an Statur gewonnen. Inzwischen war so etwas wie eine Taille zu erkennen, auch das Gesicht war keine Fettmasse mit Punkt, Punkt, Komma, Strich mehr. Plötzlich brach es aus Onkel Vernon hervor: „Was erlauben sich diese Spinner eigentlich? Uns zu bedrohen!“
Dudley stocherte in seinem Salat.
„Und was das für Leute sind!“ entrüstete sich Tante Petunia. „Habt ihr die Hosen dieser Frau gesehen? Und diese – diese Haare? Wie kann man nur so rumlaufen?“
„Wie man das kann? Dazu muß man einer dieser Spinner sein“, fauchte Onkel Vernon und sah Harry an. „Dieser Verrückte mit dieser Nase und diesem Auge – bei uns säße so etwas im Gefängnis. Einsperren und Schlüssel wegschmeißen, sage ich!“
„Oder im Irrenhaus“, ergänzte Tante Petunia.
„Oder da“, stimmte Onkel Vernon zu. „Uns so zu bedrohen! Und dieser Kerl da, der hatte doch tatsächlich die Stirn, mich anzusprechen, nachdem er im letzten Jahr unser Wohnzimmer demoliert hat.“
Harry verzichtete darauf, seinen Onkel zu korrigieren, der sich um ein Jahr vertan hatte.
„Und diese Sache mit Dudley! Erinnerst du dich, Vernon? Diese Sache mit der Zunge?“ ereiferte sich Tante Petunia.
„Gemeingefährlich, dieses ganze Pack“, brummte Onkel Vernon. „Von Dudley im letzten Jahr ganz zu schweigen.“ Er stutzte kurz. Offenbar war nun auch ihm der Kalenderfehler aufgefallen. Onkel Vernon zuckte kurz mit den Schultern. „Na, jedenfalls hat dieser – dieser Mann unser Wohnzimmer... Bursche, ist der nicht sogar der Vater von diesem Typen, den du als Freund bezeichnest?“
„Ähm – ja“, räumte Harry ein.
Onkel Vernon schnaubte.
„Da sieht man ja, mit was für Pack du es zu tun hast. Demolierende Rowdies, deformierte Kriminelle, die unbescholtene, fleißige Bürger bedrohen...“
„... und Drogensüchtige!“ schloß Tante Petunia. „Die war doch auf Drogen! Warum sonst färbt die sich ihre Haare rosa? Rosa!“
„Und dann noch dieser abgerissene Typ, dieser Pennbruder oder wer das war“, nahm Onkel Vernon seine Aufzählung wieder auf. „Und wer war dieses Mädchen? Doch nicht zufällig deine Freundin?“
Er fing tonlos an zu lachen bei der Vorstellung, daß sich ein Mädchen für Harry interessieren könnte.
„Eine Freundin, meine beste Freundin“, sagte Harry und verzichtete lieber darauf, mitzuteilen, daß der abgerissene Pennbruder bis vor zwei Jahren Lehrer in Hogwarts gewesen war.
„Naja, sicher auch irgendsoeine... aus was für einem Stall auch immer“, zischte Tante Petunia und meinte offensichtlich Hermione.
„Hermiones Eltern sind Muggel. Außerdem sind sie Zahnärzte. Beide“, beschied ihr Harry.
Onkel Vernon sah interessiert auf. Doch dann wandte er sich wieder den Resten seines Salats zu tun und fauchte: „Die hätten ihr links und rechts einen an die Löffel geben und dann auf ein anständiges Mädcheninternat geben sollen, statt sie in diese – diese – Beklopptenanstalt zu schicken.“
Harry aß seinen Salat auf. Als alle fertig waren, stellte Tante Petunia eine Schale mit vier Pfirsichen auf den Tisch. Es stand außer Frage, daß Harry den mit den meisten braunen Stellen bekam.
Nach dem Abendessen verzogen sich die Dursleys ins Wohnzimmer, um fernzusehen. Von drinnen hörte Harry noch, nachdem er das Geschirr in die Spülmaschine gestellt hatte, Onkel Vernon sagen: „Letztes Jahr wollte der Bursche jeden Abend die Nachrichten sehen. Na, das scheint ja jetzt vorbei zu sein. Dieser Spinner! Hat sich zuletzt vor dem Fenster in den Dreck gelegt, weißt du noch, Petunia?“
Harry stieg die Treppe hinauf. Er mußte keine Nachrichten mehr gucken. Er wußte, warum von Voldemort nichts zu hören gewesen war. Und er wußte, daß der Tagesprophet nun von den zweifellos beginnenden Todesseraktivitäten berichten würde. Als er an Dudleys Zimmer vorbeiging, wurde er doch neugierig und schob die Tür auf. Es war selbstverständlich, daß dort der Computer stand. Erstaunt war er aber über das Fitnessgerät und das Hantelsortiment. Dudley schien auch jetzt noch Ernst zu machen. Auf einem Regal standen zwei Pokale. Harry vermutete, daß sein Cousin in diesem Jahr seinen Titel als Meister im Juniorenschwergewicht im Südwesten hatte verteidigen können.
Er ging weiter in sein Zimmer, öffnete das Fenster und Hedwigs Käfig.
„Okay, viel Spaß“, sagte er.
Hedwig raschelte mit den Flügeln, klackerte mit dem Schnabel und hüpfte aus dem Käfig heraus. Sie breitete die Flügel aus und flog davon. Harry sah ihr nach und fragte sich, wie lange es dieses Mal dauern würde, bis er von der Gesellschaft der Dursleys erlöst werden würde.

Am Morgen kam zunächst die Eule mit dem Tagespropheten. Offenbar hielt sich Voldemort mit neuen Aktionen zurück, denn es ging nur um politische Dinge rund um seine Rückkehr.

FUDGE WEIST KORRUPTIONSVORWÜRFE ZURÜCK

London. Nach der Verhaftung und Verurteilung von Lucius Malfoy (42) mehren sich die Vorwürfe gegen den amtierenden Minister für Zauberei, Cornelius Fudge. Malfoy ist während der Vorfälle im Zaubereiministerium als Todesser aufgeflogen, als er mit aus Askaban ausgebrochenen weiteren Todessern in die Mysteriumsabteilung eingedrungen ist und sich hier eine Auseinandersetzung unter anderem mit Harry Potter (15) geliefert hat (wir berichteten).
Wie Potter in einem kurz nach dem Vorfall in unserer Zeitung veröffentlichten Interview mit unserer Starreporterin Rita Skeeter berichtet hat, gehörte Malfoy zu den Todessern, die sich unmittelbar nach der Rückkehr von Du-weißt-schon-wem um diesen versammelt hatten. Damit ist auch Malfoys Beteuerung von 1981 widerlegt, er habe während der Herrschaft von Du-weißt-schon-wem unter dem Imperius-Fluch gestanden.
Malfoy war häufig gesehener Gast im Ministerium und nahm an Konsultationen mit Fudge teil. „Er klimperte immer mit Geld, wenn er da war“, weiß ein Ministeriumszauberer zu berichten, der ungenannt bleiben will. Zur Stunde ist unklar, ob es zu etwaigen Bestechungsvorgängen eine Untersuchung geben wird. Weder Albus Dumbledore noch Narzissa Malfoy waren zu einer Stellungnahme zu erreichen.
„Ich habe nie Geld von Malfoy angenommen“, verteidigt sich Fudge. Er weist darauf hin, daß die Malfoys bis zum Vorfall in diesem Sommer zu den geachtetsten Familien der magischen Gemeinschaft zählten. „Malfoy hat regelmäßig für wohltätige Zwecke gespendet, insbesondere für das St-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen.“ Er könne nicht erkennen, wie daraus ein Korruptionsskandal konstruiert werden könne. „Das ist nur von meinen politischen Gegnern in Szene gesetzt worden, um gerade in der schwierigsten Situation, die die magische Gemeinschaft in den letzten 15 Jahren erlebt hat, einen Ministerwechsel herbeizuführen.“

Harrys Mitleid mit Fudge hielt sich in Grenzen. Er glaubte zwar nicht an direkte Bestechung, aber an Filz glaubte er schon.

Nach dem Frühstück am nächsten Tag erschien Tante Petunia in Harrys Zimmer. Sie trug einen ziemlich großen Stapel Kleidung.
„Hier, die habe ich von Dudley aussortiert. Mit deinen alten Sachen kannst du dich wirklich nicht mehr sehen lassen. Was sollen denn die Leute denken?“
„Vielleicht, daß ich ein Hooligan bin und das St Brutus Sicherheitszentrum für unheilbar kriminelle Jungen besuche?“ erwiderte Harry gereizt, dem die Reaktionen der Leute von Little Whinging von letztem Jahr wieder in Erinnerung gekommen waren, als er zurückgekehrt war.
Tante Petunia fauchte nur: „Werd nicht frech! Draußen stehen noch Turnschuhe von Dudley. Deine fallen ja schon auseinander.“
Harry nahm ihr die Sachen ab, Tante Petunia knallte die Tür hinter sich zu. Harry untersuchte den Stapel. Die Kleidungsstücke waren noch recht neu und halbwegs modern, höchstens zwei Jahre alt. Jeans waren dabei, Sweatshirts und T-Shirts, alles Markensachen. Das war nicht überraschend, trug doch Dudley grundsätzlich nur teure Markensachen, was zwangsläufig dazu führte, daß Harry auch so ausgestattet war, wenn auch im Gebrauchtzustand. Er trat vor die Tür und sah zwei Paar noch recht neue Turnschuhe. Sie paßten leidlich, denn Harry hatte noch einmal einen ordentlichen Wachstumsschub hingelegt.
Aha, Dudleys Adidas-Phase ist wohl vorbei, dachte Harry.
Seine kurz vor dem Zerfall stehenden Schuhe kamen noch aus Dudleys Reebok-Phase. Er warf sie in den Mülleimer. Dann kleidete er sich neu ein. Die löchrige Jeans und das ausgeleierte und verwaschene Sweatshirt wurden ebenfalls in den Mülleimer gestopft. Dann fing Harry an, nach einem der Zauberbücher zu suchen, die er zu Weihnachten von Sirius und Lupin geschenkt bekommen hatte, und räumte den halben Koffer aus.

Harry verbrachte den ganzen Tag in seinem Zimmer. Aus Dudleys Zimmer war hin und wieder Schnaufen und metallisches Klacken zu hören. Dudley schien auch in den Ferien wirklich zu trainieren. Nur zum Mittag- und Abendessen ging Harry hinunter. Als das Abendessen beendet war, wollte schon wieder hochgehen, da wurde er von Onkel Vernon zurückgehalten.
„Was ist?“ fragte Harry gereizt.
„Vergiß nicht, diesem Pack zu schreiben“, blaffte Onkel Vernon ihn an. „Ich will nicht, daß einer von denen hier auftaucht.“
„Ja, wenn die Nachbarn das sehen!“ ergänzte Tante Petunia.
Harry unterdrückte ein Grinsen. Onkel Vernon hatte demnach die Drohung von Mad-Eye Moody, Tonks, Lupin und Mr Weasley ernst genommen und im Gedächtnis behalten.
„Geht klar“, sagte Harry und verließ die Küche.

Am nächsten Morgen wachte Harry nicht besonders gut ausgeschlafen auf. Er hatte am Abend Mühe gehabt, einzuschlafen, denn er hatte an die Prophezeihung denken müssen. „Der eine muß durch die Hand des anderen sterben, denn keiner kann leben, während der andere überlebt...“ Das lag Harry wie ein Kloß im Magen, der zunehmend schwerer und härter wurde. Der Morgen war auch nicht dazu angetan, ihn aufzumuntern, denn es war nebelig und kühl wie im Herbst.
Als er in der Küche zum Frühstück erschien, gingen im Fernsehen gerade die Nachrichten zuende: „Und nun zum Wetter: Mike, den Nebel und die kalten Temperaturen, die im Südosten herrschen, hattest du gestern doch gar nicht vorhergesagt.“ - „Das sind eben manchmal unvorhersehbare Wetterkapriolen, John. Sicher ist der Nebel auf eine Inversionswetterlage zurückzuführen, bei der sich...“
„Alles dumme Ausflüchte!“ schimpfte Onkel Vernon dazwischen. „Diese Wetterfrösche wollen doch nur nicht zugeben, daß sie nichts tun für ihr Geld!“
Harry sagte es nicht, aber er mußte seinem Onkel zu einem kleinen Teil Recht geben. Es waren Ausflüchte dafür, daß sich die Wetterleute den Nebel nicht erklären konnten. Dank der Lektüre des Tagespropheten kannte Harry die wahren Zusammenhänge. In einem kurzen Artikel wurde darauf hingewiesen, daß die Dementoren sich vermehrten und dadurch Nebel entsteht, von einer gedrückten Stimmung ganz zu schweigen, die wenig mit der Wetterlage und viel mit dem Umstand zu tun hatte, daß Dementoren ihrer Umgebung Glück und Zuversicht absaugten.
Inzwischen lief im Fernsehen Werbung. Onkel Vernon warf einen Blick auf Harry und sagte zu Tante Petunia: „Hast du ihm Dudleys alte Sachen gegeben ja? In seinen eigenen alten Sachen sah er aus wie eine Vogelscheuche.“
Harry stocherte in seinem Müsli. Er hatte es sich nicht ausgesucht. Gewiß, die Sachen, die er jetzt trug, waren noch recht neu, aber sie hatten nicht wirklich seine Größe, nur halbwegs seine Länge. Er versuchte, sich einzureden, daß sie eben sehr lässig saßen.
„Schon gestern, Vernon“, sagte Tante Petunia. „Du müßtest ihn doch schon zum Abendessen in diesen Sachen gesehen haben.
Onkel Vernon schnaubte: „Als ob ich nichts besseres zu tun hätte, als mir dauernd diesen Burschen anzugucken.“ Und nach einer kurzen Pause schob er seinen leeren Müsliteller von sich. „So, ich muß dann los.“

Auch die nächsten Tage verliefen so wie gehabt: Harry kam zum Essen runter und verließ sein Zimmer allenfalls, um ins Badezimmer zu gehen. Jeden zweiten Tag erinnerte ihn Onkel Vernon daran, „dieser Bande krimineller Spinner“ einen Brief zu schreiben. Das amüsierte Harry ein wenig, denn früher hatte Onkel Vernon Hedwig im Käfig eingesperrt, damit Harry garantiert keine Post in die Zauberwelt senden konnte.
Die vielen einsamen Stunden gaben Harry Gelegenheit, die Prophezeihung in seinen Gedanken immer und immer wieder umzuwälzen.
Er würde Voldemort eines Tages gegenübertreten müssen, dachte er an einem besonders schönen und ausnahmsweise mal warmen Tag, als er mal wieder auf dem Bett lag.
Es war warm genug, nur ein T-Shirt zu tragen. Harry hatte die Ärmel gedankenverloren über die Schultern hochgeschoben und die Arme unter seinem Kopf verschränkt.
Auf Leben und Tod würde er ihm gegenübertreten müssen, dachte er weiter. So wie damals auf dem Friedhof. Nur würde er es dann zuende bringen müssen. Und das hieße: Entweder Voldemort töten oder selbst sterben.
So wie Harry die gegenseitigen Fähigkeiten einschätzte, war es wahrscheinlicher, zu sterben, aber Dumbledore schien optimistisch zu sein, daß es anders kommen könnte. Harrys Gedanken hielten bei Dumbledore an. Mit einem gewissen Schamgefühl erinnerte er sich daran, wie er sich im Schulleiterbüro aufgeführt hatte. Aber immerhin – Dumbledore hatte nicht böse oder beleidigt reagiert. Das war viel wert, denn er war der Trumpf: Dumbledore war der einzige, den Voldemort je gefürchtet hatte.
Die Zeitungsmeldungen kreisten vornehmlich um politische Themen, insbesondere um Rücktrittsforderungen gegen Fudge, die von immer mehr Zauberern geäußert wurden. Harry mußte an Umbridge denken und war mehr als einmal drauf und dran, in einem Leserbrief zu fordern, Fudge möge in die Wüste geschickt werden.

Am Ende der Woche kam eine Eule, die ein violettes Blatt im Schnabel trug. Sie flog durch das Fenster herein, ließ es auf den Schreibtisch fallen, der sich wegen der Tagespropheten zu einer veritablen Altpapierhalde entwickelt hatte, und flog wieder davon. Harry faltete den Bogen auseinander. Schon am Kopf erkannte er, daß das Papier vom Zaubereiministerium stammte. Es enthielt sieben Maßregeln zur Vorsicht und zur Erhöhung der Sicherheit. Harry las es durch.
Punkt eins, nämlich das Haus nicht allein zu verlassen, bereitete ihm keine Mühe. Er hielt sich sowieso überwiegend in seinem Zimmer auf. Kurz überlegte er, ob er Onkel Vernon oder Tante Petunia von den Sicherheitsmaßregeln unterrichten sollte, verwarf den Gedanken aber bald wieder. Was könnten sie schon gegen eine Todesserangriff ausrichten, selbst wenn sie nicht allein wären? Und was könnte der normale Zauberer ausrichten? Harry fand die Regel nicht sehr hilfreich.
Punkt zwei war einfach zu befolgen. Nach Einbruch der Dunkelheit legte sich Harry schlafen.
Die anderen Punkte richteten sich an Zauberer und waren auf die Dursleys sowieso nicht anwendbar. Außerdem fragte sich Harry, ob ihm auf die Schnelle eine Sicherheitsfrage einfallen würde, wenn ein vermeintlich bekannter Zauberer vor der Tür stehen würde.

Als Harry am Montagmorgen in der Küche zum Frühstück erschien, hingen die Dursleys mit besonderer Hingabe am Fernsehgerät. Harry schüttete sich die Haferflocken in die Schale und schnitt einen Apfel in Stücke, um sein Müsli, das ihm schon zum Hals heraushing, zuzubereiten. Doch da fing sein Bewußtsein einen Fetzen dessen auf, was gerade im Fernsehen gesprochen wurde, und er merkte auf.
„... geht man vorläufig von neun Fahrzeugen und einer entsprechenden Anzahl Toter aus, die dem überraschenden Einsturz der Brockdale-Brücke zum Opfer gefallen sind. Sowohl das Bauunternehmen als auch die zuständige Straßenverwaltung weisen jede Verantwortung für den Einsturz von sich und verweisen auf die angelaufenen Untersuchungen. Die Brockdale-Brücke war erst vor zehn Jahren dem Verkehr übergeben worden. Patrick, Sie haben Erkenntnisse über die Art des Einsturzes?“
Während bis zu diesem Punkt nur der Nachrichtensprecher mit dem Foto einer Schrägkabelbrücke im Hintergrund zu sehen gewesen war, erschien nun ein Reporter mit Mikrofon in der Hand, der vor dieser Brücke stand. Deutlich erkennbar ragten die Träger auf, aber die inneren Kabel waren nicht mehr gespannt, sondern hingen schlaff herunter. Neben dem Reporter stand eine rundliche Frau mittleren Alters, die ziemlich aufgelöst wirkte.
„Ja, Andrew, ich habe hier eine Augenzeugin des Einsturzes, Mrs Frost. Mrs Frost, was haben sie beobachtet?“
„Ich – ich... Also, zuerst war nichts besonderes. Die Brücke ist dann plötzlich in der Mitte entzweigebrochen und dann praktisch nach unten geklappt. So als hätten die Seile sie nicht mehr tragen wollen.“
„Ah ja, und wo waren Sie, als es losging?“
„Hier, auf der Uferstraße. Ich war mit meinem Auto unterwegs. Irgendwie rumpelte es in meinem Kofferraum. Da habe ich Gartengeräte drin, müssen Sie wissen. Und da habe ich angehalten und wollte die richtig reinlegen. Und als ich ausgestiegen war, ist es eben passiert. Es war schlecklich, all die Autos mit den Leuten!“
„Wirklich schrecklich. Haben Sie vorher etwas verdächtiges beobachtet? Irgendeine Aktivität? Eine Explosion?“
Mrs Frost schüttelte nur den Kopf: „Es war alles ganz normal.“
„Danke, Mrs Frost. Andrew, ich gebe zurück ins Studio.“
„Danke, Patrick. Meine Damen und Herren, der Einsturz der Brockdale-Brücke heute Morgen mitten im Berufsverkehr gibt nach wie vor Rätsel auf. Sie gehörte zu den jüngeren Brückenbauten. Verkehrsminister...“
Onkel Vernon schaltete sich endlich ein: „Der drückt sich doch sowieso vor der Verantwortung. Aber da sieht man es mal wieder: Bestimmt mit polnischen Schwarzarbeitern gebaut, nichts als Pfusch.“
Harry beendete die Zubereitung seines Müsli und aß lustlos. Er hatte eine dumpfe Ahnung, daß der Einsturz nichts mit Schwarzarbeiterpfusch zu tun hatte. Da er die Dursleys nicht unnötig beunruhigen wollte, sagte er lieber nichts.

Der Tagesprophet vom darauffolgenden Morgen bestätigte Harrys Ahnungen.

TODESSER SABOTIEREN BROCKDALE-BRÜCKE – MASSENMORD AN MUGGELN
ZWÖLF AUTOS IN FLUSS GESTÜRZT

Bei der Brücke war die Zeitung den Muggelnachrichten hinterher, aber das Ereignis in Somerset, von dem der Tagesprophet ebenfalls berichtete, würde erst noch im Fernsehen kommen, da war sich Harry sicher.

RIESENVERWÜSTUNG IN SOMERSET – WAS TUT FUDGE?

Wie das Zaubereiministerium bestätigt, ist es in der Nacht zu einem erneuten Anschlag der Todesser auf die Muggel gekommen, nachdem sie am Montagmorgen die Brockdale-Brücke zum Einsturz gebracht hatten.
Mindestens ein Riese hat in Somerset zahlreiche Dächer von Einfamilienhäusern abgedeckt, dabei viele Muggel verletzt, Bäume entwurzelt und Laternenpfähle abgeknickt. Es ist bekannt, daß Du-weißt-schon-wer früher Riesen eingesetzt hatte um große Wirkungen zu erzielen.
Das Ministerium ist derzeit damit beschäfigt, den Muggeln einzureden, daß die Verwüstungen auf einen Hurrikan zurückzuführen sind. Von dem Riesen fehlt bislang jede Spur. Auf die Aktivitäten des Ministeriums angesprochen, wehrt Fudge ab: „Wir tun was wir können! Mehr als reagieren können wir derzeit nicht.“

Die Desinformation des Zaubereiministeriums hatte offenbar funktioniert, wie Harry feststellte, als er in die Küche kam. Dort beherrschten Bilder von verwüsteten Dörfern den Bildschirm, und von einem Hurrikan war die Rede.
„Es ist uns ein Rätsel“, beteuerte gerade ein Meteorologe. „Für einen Hurrikan braucht man sehr warme und kalte Luft, aber in ganz Südengland ist es derzeit eher herbstlich kühl. An sich war das nicht einmal eine Wetterlage für ein Gewitter.“
„Pff – ihr seid nur faul, das mal vernünftig durchzurechnen“, schnaubte Onkel Vernon.

Harry tigerte später aufgeregt in seinem Zimmer auf und ab. Es war offensichtlich, daß die Todesser nichts mehr davon hielten, unauffällig zu bleiben. Sie schlugen so zu, daß es wehtat: Viele Opfer, hoher Schaden und die Notwendig, daß das Ministerium seine Kräfte in der Geheimhaltung band, statt die Todesser massiv zu verfolgen. Harry erwartete, daß es nun Schlag auf Schlag gehen würde, und er sollte Recht behalten, wie die Nachrichten des Frühstücksfernsehens zeigten. Jetzt gab es kein Vertun, denn dem Opfer war er selbst vor Jahresfrist begegnet.
„Die Umstände des Mordes an Amelia Bones geben der Polizei Rätsel auf. Wie ein Polizeisprecher bestätigte, wurde Mrs Bones tot in einem Raum ihres Hauses gefunden, der von innen abgeschlossen war.“ Eingeblendet wurde ein höherer Polizeibeamter. „Mr Pritchard, Mrs Bones wurde in einem verschlossenen Raum tot aufgefunden – ist dann ein Fremdverschulden nicht auszuschließen?“
„Leider nein. Der Tatort sieht gräßlich aus, aber aus ermittlungstaktischen Gründen kann ich nicht mehr sagen. Jedenfalls müssen wir davon ausgehen, daß es einen Kampf gegeben hat, was eine Selbsttötung ausschließt.“
„Nirgendwo ist man hier sicher in diesem Land“, brummte Onkel Vernon.

Während der Tagesprophet selbst gegenüber den Muggelnachrichten nicht mehr voraus hatte, als sich jeder aufmerksame Zauberer zusammenreimen konnte, nämlich daß Amelia Bones Opfer einer Todesserattacke oder sogar eines Anschlags von Voldemort selbst geworden war, hatten die Muggelnachrichten am Morgen wiederum die Nase vorn.
„Der Tatort befindet sich in der unmittelbaren Nähe zur Downing Street. Vom Premierminister war bislang dennoch keine Stellungnahme zu dem Mord in seiner Umgebung zu erhalten. Emmeline Vance...“
Harry drehte sich der Magen um. Er erinnerte sich an die stämmig wirkende Hexe mit smaragdgrünem Schal, die Ordensmitglied war und der Leibgarde angehörte, die ihn in den letzten Sommerferien aus Little Whinging abgeholt hatte.

Im Tagespropheten erschienen nun zu jedem Vorfall zahlreiche Artikel, in denen sich Zauberer zu Wort meldeten, die den Rücktritt von Fudge forderten. Mal wies ein Zauberer darauf hin, daß das Ministerium offenbar nicht genug tue, um die Todesser an ihren Aktivitäten zu hindern, mal erinnerte ein Zauberer daran, daß Fudge mit seiner Untätigkeit den Todessern ein Jahr Zeit gegeben hatte, sich für ihre Aktionen zu sammeln. So kam, was kommen mußte – am Tag nach Emmeline Vance' Tod erfuhr Harry vom Ende der Karriere des Mr Fudge:

FUDGE ALS ZAUBEREIMINSTER ZURÜCKGETRETEN

London. Nach wochenlangen Rücktrittsforderungen ist Cornelius Oswald Fudge gestern Abend von seinem Amt als Minister für Zauberei zurückgetreten.
„Ich sehe keinen Rückhalt mehr in der magischen Gemeinschaft für die Fortsetzung meiner politischen Arbeit in diesem Amt“, teilte er in einer Stellungnahme mit. „Selbst namhafte Zauberer haben mir ihre Unterstützung versagt.“ Auf nähere Nachfrage, wen er konkret meine, gab Fudge keinen Kommentar ab. Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise deuten an, daß Albus Dumbledore, der Leiter der Hogwarts-Schule, Fudge die volle Kooperation verweigert habe.
Über die Nachfolge von Fudge ist noch nichts bekannt.

Harry hatte den Artikel mit großer Befriedigung gelesen. Zudem schien es keine neuen Vorfälle gegeben zu haben. Auch die Nachrichten im Muggelfernsehen bewegten sich, abgesehen von einem Merkwürdigen Verhalten des Juniorministers Corley, im Rahmen des Üblichen. Harry ging deshalb nach dem Frühstück in recht lockerer Stimmung zurück in sein Zimmer.
Gegen Mittag tauchte ein Steinkauz auf und flog durch das Fenster, das Harry gerade noch rechtzeitig öffnen konnte. Er ließ einen zusammengerollten Brief mit einer engen, verschlungenen Handschrift fallen und flog wieder davon. Harry entrollte den Brief und las ihn. Er kam von Dumbledore. Dieser kündigte an, Harry in drei Tagen um elf Uhr abends abzuholen.
Harry freute sich, wurde aber gleich wieder skeptisch. Sollte es wahr sein, daß er schon nach zwei Wochen aus dem Ligusterweg herauskam? Er sah sich in seinem Zimmer um. Es sah aus wie Kraut und Rüben. Alles lag durcheinander. Um den Hogwarts-Koffer hatte sich ein Sammelsurium aus Essensresten, Verpackungen, Kleidung und Zauberbüchern angesammelt. Tante Petunia hatte Harrys Zimmer nicht mehr betreten, seit sie ihm Dudleys frisch abgelegte Kleidung gebracht hatte, aber sie wäre tot umgefallen, wenn sie eingetreten wäre.

Die nächsten Tage – inzwischen war Rufus Scrimgeour zum neuen Minister ernannt worden – fieberte Harry verhalten optimistisch Dumbledores Ankunft entgegen. Er war sich nicht sicher, ob es klappte, weshalb er den Dursleys nichts sagte. Am angekündigten Tag machte er sich auch nur halbherzig daran, seinen Koffer zu packen. Er kam nicht weit. Der einzige Erfolg bestand darin, daß er seine Sachen noch weiter verteilt hatte. Weil Umhänge nun auch auf dem Bett lagen, konnte er es nicht mehr benutzen. Mal blätterte er in diesem Buch, mal in jenem, dann wieder in einer der Zeitungen.
Es wurde schon dunkel, da sagte er zu seiner Eule: „Hedwig, bleib schon mal im Käfig. Dumbledore wollte bald kommen. Und wenn er kommen sollte, dann müssen wir schnell fertig sein.“
Er schloß die Käfigklappe und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Hedwig. Er sah auf die Uhr und beschloß, aufzupassen, ob Dumbledore auch wirklich auftauchen würde. Harry zog den Schreibtischstuhl an das Fenster, so daß er darauf sitzend hinausgucken konnte. Er schaute auf die leuchtende Straßenlaterne und meinte, daß er vielleicht doch noch seine Sachen packen sollte.
Mache ich gleich, dachte er und lehnte den Kopf an die Fensterscheibe.


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