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Fanfiction

Sechs Sommer - Sommer 1995

von Krabbentaucher

Little Whinging war schon beinahe erreicht, als Harry endlich das Schweigen brach: „Bei Smeltings beginnen die Ferien wohl wieder später?“
„Nein“, brummte Onkel Vernon einsilbig.
Harry zog daraus den Schluß, daß es jetzt Brauch werden würde, nur von Onkel Vernon von King's Cross abgeholt zu werden. Er schwieg. Das Auto erreichte Little Whinging und den Ligusterweg, wo es – wieder nach weitem Ausholen – auf der Auffahrt von Haus Nummer vier abgestellt wurde. Onkel Vernon drehte sich zu Harry um, doch bevor er etwas sagen konnte, meinte Harry: „Du machst die Tür auf und ich gehe schnell rein, damit niemand den Käfig mit Hedwig sieht.“
„Genau!“ schnappte Onkel Vernon und stieg aus.
Er ging um das Auto herum, schritt zum Haus und öffnete die Haustür. Harry brauchte gar kein Zeichen. Kaum stand die Haustür offen, stieg er schon aus und trug den Eulenkäfig ins Haus. Er ging gerade die Treppe hoch, da blaffte ihn Onkel Vernon von unten her an: „Und vergiß nicht, diesen Koffer reinzubringen, ich schleppe mich damit nicht ab!“
Harry hielt kurz inne, wunderte sich über diese Änderung der Gebräuche und nickte wortlos. Dann stieg er weiter hoch, ging zu seinem Zimmer und stellte Hedwig auf der Kommode ab. Als er wieder hinunterging, spitzte er die Ohren, um zu hören, was Dudley trieb. Doch aus dessen Zimmer drang kein Laut. Auch unten aus dem Wohnzimmer war nichts zu hören. Harry ging hinaus zum Auto, wo Onkel Vernon schon neben dem geöffneten Kofferraumdeckel stand. Harry wuchtete den schweren Schrankkoffer heraus. Obwohl er in letzter Zeit so gewachsen war, daß ihm Dudleys Sachen von der Länge her einigermaßen paßten, stellte der Koffer doch eine gewisse Herausforderung dar. Er zog den Koffer zur Haustür und trug ihn ächzend die Treppe hoch, um ihn in seinem Zimmer zu verstauen.
Auch beim erneuten Weg nach unten war von Dudley nichts zu hören. Harry erinnerte sich plötzlich daran, daß sich sein Cousin im letzten Sommer einer Diät unterzogen hatte. Harry kam der unpassende Gedanke, daß Dudley inzwischen so entkräftet war, daß er ganz ruhig bleiben mußte. Er spähte kurz ins Wohnzimmer, wo der Fernsehapparat lief. In der Sitzgruppe saß nur Onkel Vernon. Harry ging weiter zur Küche, wo er Tante Petunia antraf, die letzte Vorbereitungen zum Abendessen traf. Auch hier war Dudley nicht zu finden.
„Du kannst gleich hierbleiben und eindecken!“ begrüßte sie ihn.
Harry nahm wortlos vier Teller und das entsprechende Besteck in die Hand. Dann deckte er den Küchentisch. Tante Petunia holte das Essen vom Herd und sagte: „Sag Onkel Vernon Bescheid – Essen.“
Harry ging wortlos zum Wohnzimmer, wo er von der Tür aus sagte: „Ähm – Onkel Vernon, Tante Petunia sagt, das Essen ist fertig.“
Ächzend wuchtete sich Onkel Vernon hoch und schoß mit der Fernbedienung das Fernsehgerät ab. In der Küche versammelten sie sich: Harry, Onkel Vernon und Tante Petunia, aber nicht Dudley. Auf dessen Teller lag auch kein Essen – und das Essen hatte mit Diät nichts zu tun.
„Wo ist denn Dudley?“ fragte Harry schließlich.
Onkel Vernon und Tante Petunia sahen einander kurz an, dann plusterte sich Onkel Vernon auf. Mit geschwellter Brust verkündete er: „Er kommt erst morgen wieder. Ist aus sportlichen Gründen ein bißchen länger weggeblieben.“
Harry blinzelte überrascht. Dudley und Sport – das waren zwei Dinge, die er nicht im selben Universum anzusiedeln vermochte.
„Was denn für ein Sport?“ erkundigte er sich verdutzt.
Mit erhobenem Kinn sagte Onkel Vernon: „Unser Dudley ist im Trainingslager. Ja, der edle Sport. Boxen.“
Au weia, dachte Harry.
„Ja, unser kleiner Duddywutz ist doch tatsächlich Boxmeister geworden“, flötete Tante Petunia.
„Meister der Schulmeisterschaften im Südwesten im Juniorenschwergewicht“, ergänzte Onkel Vernon. „Also nicht irgendwas.“
„Und morgen kommt unser Champion wieder“, seufzte Tante Petunia in ungeduldiger Erwartung mehr zu Onkel Vernon als zu Harry.
Harry wiederum war verwirrt. Er kannte seinen Cousin zwar zur Genüge als brutalen und rücksichtslosen Schläger, aber Dudley war auch eine halbamorphe Masse mit überwiegendem Fettanteil. Harry konnte sich nicht vorstellen, wie Dudley gegen trainierte Boxer seines Alters bestehen sollte.

Am nächsten Morgen standen die Zeichen auf Abholung von Dudley. Allerdings mußte Harry einen Lachkrampf unterdrücken, als er zum Frühstück erschien. Onkel Vernon und Tante Petunia trugen Trainingsanzüge. Harry erinnerte sich, daß sie Dudley wohl aus einem Trainingslager abholen würden und sagte lieber nichts.
Das Frühstück fiel besonders üppig aus mit allem, was so dazugehörte: Würstchen, Frühstücksspeck, Fisch, Rührei, Toast, Butter, Orangenmarmelade. Die Dursleys wollten offenbar das letzte Frühstück feiern, bevor wieder alle Dudleys Diät halten mußten. Es war derart viel von allem da, daß Harry ordentlich zulangen konnte, was sonst nicht möglich war.
Schließlich wuchtete sich Onkel Vernon hoch und sagte: „Bursche – wehe, du stellst hier irgendwas an. Klau nichts aus dem Kühlschrank. Wir holen jetzt Dudley ab.“
„Wir haben Mrs Figg nicht erreicht“, erklärte Tante Petunia die Situation.
Harrys Herz machte einen Hüpfer. Möglichst neutral fragte er: „Wie lange seid ihr weg?“
Onkel Vernon überlegte: „In den Südwesten... in ein paar Stunden werden wir zurück sein. Aber wie gesagt: Nichts anstellen.“
„Ich bin ganz brav, Onkel Vernon“, versprach Harry.
Onkel Vernon sah Harry zweifelnd an und ging hinaus. Tante Petunia folgte ihm. Sie streckte allerdings noch einmal ihren Kopf durch den Türrahmen: „Abräumen und spülen kannst du doch schon, oder?“
„Ähm – ja.“
„Dann mach dich mal an die Arbeit.“
Die Dursleys verließen das Haus, und Harry räumte den Tisch ab. Nach dem Abwasch fläzte er sich vor das Fernsehgerät und schaltete durch die Kanäle. Außerdem versuchte er sich noch einmal in Dudleys Zimmer an dessen PlayStation. Als er im Wohnzimmer vor dem Fernsehgerät mehr hing als saß, hörte er den Schlüssel im Haustürschloß. Schnell schaltete er das Fernsehgerät ab und stand auf.
„Hach, ist das schön, daß du wieder da bist, Mausebär“ hörte er Tante Petunia jubilieren. „Und erst der Titel!“
Neugierig trat Harry in den Flur – und hätte seinen Cousin auf den ersten Blick beinahe nicht wiedererkannt. Auf dem zweiten Blick sah er, daß Dudley noch immer wie er selbst aussah. Dudley war so gewaltig wie eh und je. Aber er sah nicht mehr aus wie ein Michelin-Männchen. Wo früher unförmige Fettmassen wogten, hatte sich die Statur geändert.
Dudleys Mehrfachkinn war verschwunden, wenngleich er nicht schlank war. Der Kopf war noch immer rund und das Kinn noch immer fleischig. Der Bauch war weniger monströs, wenn auch noch vorhanden. Aber man sah, daß sich unter dem Fett Muskeln befanden. Über dem Bauch schwabbelten keine Fettbrüste mehr. Vielmehr wölbte sich ein gewaltiger Brustkasten. Die Hüften waren zwar alles andere als schlank, aber die Schultern waren sehr breit geworden. An den Armen hatten die Fettpolster gewaltigen Muskeln Platz gemacht.
Harry dachte, daß er froh sein konnte, daß ihn Dudley nicht mehr als Punchingball benutzte, seit er wußte, daß Harry ein Zauberer war. Es war offensichtlich, daß Dudley die Qualitäten einer Dampframme erworben hatte.
„Ähm – hallo, Dudley“, sagte Harry lahm.
Dudley schaute Harry verdutzt an und grunzte dann: „Oh, du bist's.“

Später beim Mittagessen – Tante Petunia hatte zu Harrys und Onkel Vernons Mißfallen ihre Küche wieder auf Diät umgestellt – wurde Dudleys sportlicher Werdegang ausgiebig gewürdigt.
„Meister im Juniorenschwergewicht im Südwesten!“ flötete Tante Petunia begeistert.
„Hast ihm tüchtig eingeschenkt, was, Dudders?“ sagte Onkel Vernon.
Dudley war in seinem Element: „Jau, der wird sich das nächste Mal in die Hose machen, wenn er es wieder mit mir zu tun bekommt.“
„Ja, das war ein Kampf – welch edler Sport“, schwärmte Onkel Vernon. „Wir waren ja dabei, als du in den Ring gestiegen bist und kurzen Prozeß mit ihm gemacht hast, was, Petunia? Links, rechts, links, rechts und dann mitten in den Bauch und noch einen Kinnhaken!“
„Mein Diddy in Boxerhosen im Ring – oh, zu Anfang wäre ich fast gestorben vor Sorge, aber dann...“, sagte sie.
„Und jetzt mußt du immer kräftig trainieren, damit du fit bleibst und deinen Titel verteidigen kannst“, ermunterte Onkel Vernon seinen Sohn.
Der grunzte und sagte: „Ich werde schon trainieren. Aber richtig.“
Onkel Vernon war zufrieden: „So ist's recht.“
Harry war skeptisch. Er hoffte, daß Dudley nicht wieder alte Traditionen aufwärmen wollte, da immerhin noch die unausgesprochene Drohung mit Sirius im Raum stand. Harry fand deshalb, daß er die Dursleys vorsorglich daran erinnern mußte: „Ich gehe gleich hoch in mein Zimmer, mein Pate erwartet, daß ich mal wieder schreibe.“
Die Dursleys gefroren bei dieser Bemerkung, allerdings fiel Harry auf, daß Dudley nicht stärker reagierte als sonst auch. Offenbar hatte er sich schon andere Sparringspartner ausgeguckt. Dennoch fand Harry seine Idee gut, an Sirius zu schreiben. Schließlich war Lord Voldemort seit einiger Zeit zurück, da mußte es doch schon erste Ereignisse gegeben haben.

Lieber Sirius,

ich hänge jetzt hier bei den Dursleys in Little Whinging fest und sehe und höre nichts. Jedenfalls nichts, was außerhalb der Muggelnachrichten stattfindet. Was macht Voldemort? Ist schon was passiert? Und was hat Dumbledore vor? Im Krankenflügel hatte er etwas davon gesagt, daß er die alten Kämpfer versammeln wollte. Ist das schon geschehen? Und was macht Fudge? Der muß doch inzwischen geschluckt haben, daß Voldemort zurück ist, Cedric Diggory ist doch nicht gestorben, weil er gestolpert ist. Ich glaube, ich muß mal den Tagespropheten abonnieren.

Harry

Als er Hedwig mit dem Brief auf die Reise schickte, dachte er, daß das mit dem Tagespropheten eine gute Idee sei. Zwar hatte Hermione gesagt, daß sie den Tagespropheten abonniert habe, um zu wissen, was der Feind sagt, aber jetzt ging es nicht mehr um Klatsch und Tratsch, sondern um Voldemorts Rückkehr, und darüber würde doch wohl in der Zeitung berichtet werden. Harry nahm sich vor, gleich nach Hedwigs Rückkehr an den Tagespropheten zu schreiben und eine Bestellung aufzugeben. Genug Knuts hatte er aus dem Schuljahr mitgenommen, so daß er die Anlieferungseule bezahlen konnte. Außerdem wollte er noch Briefe an Ron und Hermione schreiben, die einen ähnlichen Inhalt wie der an Sirius hatten.

Noch vor dem Abendessen hatte er sämtliche Post erledigt. Er war schon gespannt auf den nächsten Tag. Dann würde er aus dem Tagespropheten endlich die Einzelheiten über das erfahren, was sich seit Voldemorts Rückkehr ereignet hatte. Zunächst aber mußte er mit den Muggelnachrichten vorlieb nehmen. Auch wenn hier nichts über die magische Welt zu erwarten war, wurde möglicherweise von rätselhaften Morden oder anderen derartigen Vorfällen berichtet. Harry konnte sich nicht so recht vorstellen, um was für andere Vorfälle es sich handeln könnte, aber immerhin kannte Wurmschwanz einen Fluch, mit dem man eine Straße aufreißen und viele Leute in der Umgebung töten konnte. Nach dem Abendessen schlenderte er deshalb um kurz vor sieben Uhr in das Wohnzimmer, wo Onkel Vernon und Tante Petunia bereits auf dem Sofa saßen und der Fernsehapparat lief.
„Was willst du denn hier?“ schnappte Onkel Vernon.
Harry blieb stehen, zögerte und sagte: „Nachrichten sehen.“
Onkel Vernon schnaubte: „Nachrichten sehen! Du wirst ja immer komischer und unnormaler...“
Harry sagte nichts, sondern schob sich weiter ins Wohnzimmer hinein, vermied es aber, sich zu setzen. Vom Fernsehgerät her ertönte gerade die Melodie der Nachrichtensendung. Onkel Vernon und Tante Petunia sagten nichts mehr zu Harrys Erscheinen, sondern wandten ihre Aufmerksamkeit dem Fernsehgerät zu.
„Hier ist die BBC mit den Nachrichten. Es ist sieben Uhr, guten Abend, meine Damen und Herren“, tönte die Stimme des Nachrichtensprechers. „Die Situation in Bosnien-Herzegowina spitzt sich zu. Serbische Verbände unter General Ratko Mladic haben Geländegewinne verbuchen können und rücken auf die UN-Schutzzone von Srebrenica vor. Ein UN-Sprecher warnte die Serben und forderte sie auf, die Schutzzone zu respektieren.“
Es folgte ein kurzer Bericht aus dem Krisengebiet.
„Wir haben gerade die Meldung erhalten, daß in Marina del Rey in Kalifornien, USA, die Schauspielerin Alex Jordan erhängt in ihrem Haus aufgefunden wurde. Die Polizei schließt ein Fremdverschulden aus, konnte bislang aber keine Hintergründe für den Selbstmord mitteilen. Alex Jordan war Darstellerin in zahlreichen Pornofilmen. Sie wurde 31 Jahre alt.“
Die Nachrichten gingen weiter und beinhalteten Dinge aus der Innenpolitik Großbritanniens und kuriose Ereignisse. Schließlich kamen die Wettervorhersagen: „Und, Andrew, was kannst du uns für morgen und die nächsten Tage versprechen?“
„Schönes Wetter, John. Die Temperaturen werden steigen. Morgen und in den nächsten Tagen ist mit Sonnenschein und wolkenlosem Himmel zu rechnen, wie man auch hier auf dem Satellitenbild sehen kann.“
Harry schlich aus dem Wohnzimmer hinaus. In den Nachrichten wurde über nichts berichtet, was auf Todesseraktivitäten schließen ließ.

Nach einer kurzen Nachtruhe klingelte um fünf Uhr der Wecker. Harry sprang aus dem Bett, holte seinen Geldbeutel aus der obersten Schreibtischschublade und fischte fünf Kupfermünzen heraus. Da kam auch schon eine Eule angeflogen, die etwas Längliches in ihren Krallen trug. Sie flog durch das offene Fenster und landete auf dem Schreibtisch. Das Längliche war eine zusammengerollte Zeitung. Die Eule sah Harry erwartungsvoll an und streckte ihr rechtes Bein aus, an dem ein Lederbeutelchen festgebunden war. Harry steckte die fünf Knuts hinein, und die Eule flog davon. Mit klopfendem Herzen nahm Harry die Zeitung in die Hand und schloß die Augen. Er atmete tief durch, öffnete die Augen wieder und entrollte die Zeitung.

FUDGE WEIST ÄGYPTISCHE FORDERUNG ZURÜCK – TEPPICHE BLEIBEN VERBOTEN

CHUDLEY CANNONS VERPFLICHTEN BAXTER

OFFIZIELLER KOBOLDSTEIN-CLUB GIBT TAGESORDNUNG FÜR MORGIGE SITZUNG BEKANNT

Harry blätterte schnell die Zeitung durch. Überall waren Schlagzeilen von der Brisanz wie die auf der Titelseite zu lesen. Er faltete die Zeitung wieder zusammen, stopfte sie in den Papierkorb und dachte: Hoffentlich sagen mir Sirius, Ron und Hermione, was los ist.

Das Frühstück war nicht reichhaltig, aber inzwischen schien die Schulkrankenschwester aufgrund Dudleys sportlicher Bemühungen den Diätplan umgestellt zu haben auf eher aufbauende Cerealien. Harry war kein ausgesprochener Müsli-Fan, aber dieses Durcheinander von Früchten, Flocken und Milch war in jedem Fall besser als die Pampelmusenviertel im letzten Jahr. Da Dudley wieder zu Hause war, lief während des Frühstücks auch das Fernsehgerät in der Küche, aber die Nachrichten waren nicht informativer als die Schlagzeilen im Tagespropheten.
Harry zog sich nach dem Abwasch in sein Zimmer zurück und legte sich auf sein Bett. Hedwig schlief in ihrem Käfig, draußen lärmten die Vögel und drinnen fragte sich Harry, wann er aus dem Ligusterweg endlich verschwinden könnte, so sehr hingen ihm die Dursleys nach diesen wenigen Tagen schon zum Hals heraus.
Er blieb bis zum Mittagessen in seinem Zimmer, danach verließ er, einer Eingebung folgend, das Haus. Wenn die Muggelnachrichten im Fernsehen und die Schlagzeilen in der Zaubererzeitung nicht ergiebig waren, dann waren es vielleicht die Muggelzeitungen. Harry strich durch Little Whinging und schaute in die Mülleimer des Ortes und des kleinen Parks, der vom Magnolienring aus zu erreichen war. Tatsächlich fand er einen Observer vom Vortag und einen Surrey Advertiser, aber beim schnellen Durchblättern las er ebenfalls nichts Interessantes. Während er ziellos durch die Straßen schlenderte, sah er, wie die Muggel von Little Whinging ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen: Autowaschen und Rasenmähen. Einen der Autowäscher hörte er ziemlich deutlich hinter sich hermurmeln: „Wie man nur so herumlaufen kann...“
Ich hab's mir nicht ausgesucht, dachte Harry.
Seine Turnschuhe paßten inzwischen zwar recht gut, denn er war deutlich gewachsen, aber sie waren eben alt und nicht mehr in bestem Zustand. Die Jeans war noch immer bauchig, aber wenigstens nicht mehr viel zu lang, dafür aber alt und zunehmend schadhaft. Das Sweatshirt in Übergröße schlotterte um seinen Oberkörper.

In der Nacht kam endlich ein Brief.

Lieber Harry,

vielen Dank für Deinen Brief, aber ich kann Dir leider nichts schreiben. Hier muß vieles geheim blieben, außerdem gibt es die Möglichkeit von du-weißt-schon-was. Wer weiß, wer hier mitlesen könnte. Bleib erstmal bei Onkel und Tante und verhalte Dich ruhig. Und halt die Ohren steif, mach nichts Unüberlegtes.

Sirius

Es wäre untertrieben, zu sagen, daß Harry diesen Brief unzureichend fand. Leider traf das auch auf die in den späteren Nächten ankommenden Briefe zu.

Lieber Harry,

ich hätte dich gerne hier. Mann, das muß ja öde sein für Dich da in Little Whinging. Wie sind die Dursleys denn so? Macht Dudley immer noch Diät? Leider kann Mum Dir nichts schicken, hier ist so viel zu tun. Ich kann aber nicht mehr schreiben. Wenn Du kommst, erzähle ich Dir alles.

Ron

Lieber Harry,

hier ist ziemlich viel los, und wir haben eine Menge zu tun. Ich kann Dir leider nicht schreiben, was, aber es ist sehr wichtig, daß alles geheim bleibt. Mir wäre es lieber, Du wärst hier, vielleicht können wir was organisieren oder Dich besuchen kommen. Das müßte natürlich richtig aufgezogen werden, denn Dein Onkel und Deine Tante wollen uns wahrscheinlich nicht im Haus haben.

Hermione

Harry zerknüllte ärgerlich die Briefe. Geheim, viel zu tun – das klang so, als seien Ron und Hermione mitten im Geschehen, während er selbst nur tatenlos im Ligusterweg herumhocken konnte.

Harrys Stimmung blieb schlecht. Die Nachrichten gaben nichts her, außerdem wurde er von beunruhigenden Träumen heimgesucht: Mal befand er sich mit Cedric auf jenem Friedhof, auf dem er während der letzten Aufgabe im Trimagischen Turnier gelandet war, und mußte mitansehen, wie Voldemort Cedric ermorden ließ, mal schlich er durch dunkle, nur von Fackeln beschiene Korridore und hielt an irgendwelchen Türen an. Nach den Friedhofsträumen kam es so häufig dazu, daß er schweißgebadet aus dem Schlaf schreckte, daß er irgendwann nur noch in Unterhose zu Bett ging, nur um festzustellen, daß schweißnasses Bettzeug auch nicht angenehmer war.

Harry wurde sehr schnell klar, daß er die meisten Muggelzeitungen aus den Mülleimern fischen konnte, wenn er am späten Nachmittag oder sogar nach dem Abendessen auf die Suche ging. Außerdem war der Park das beste Jagdrevier – wie nicht anders zu erwarten, steckten die Zeitungen in den Papierkörben, die neben den Bänken aufgestellt waren.
Aber auch tagsüber streifte Harry durch den Ort. Sehr bald lief er Mrs Figg über den Weg.
„Ah, Harry! Komm zu mir, du hast doch sowieso nichts zu tun!“ lud sie ihn ein.
Widerwillig brummend folgte Harry ihr. Der Aufenthalt wurde so amüsant wie die Aufenthalte früher: Geschichten über die zahlreichen Katzen, dargereicht mit altbackenen Keksen.
Auf dem Rückweg zum Ligusterweg begegnete Harry einem Jungen. Er wohnte in der Nachbarschaft war etwa neun Jahre alt, und Harry erinnerte sich vage, daß der Junge Peter Masterson hieß. Als der Junge Harry sah, machte er kehrt und lief ängstlich in das Haus zurück. Harry blieb verwundert stehen. Der Junge hatte die Haustür nicht verschlossen. Sofort stand Mr Masterson im Türrahmen, von wo aus er Harry anblaffte: „Was stehst du hier rum und erschreckst meinen Jungen? Hau ab!“
„Ich habe gar nichts getan; Peter ist einfach so weggerannt“, rechtfertigte sich Harry.
Mr Masterson schnaubte: „Ist das ein Wunder? Das weiß doch jeder, daß du ein Hooligan bist!“
„Ich bin ein was?“
„Tu doch nicht so unschuldig! Warum sonst schicken dich die Dursleys auf das St Brutus Sicherheitszentrum für unheilbar kriminelle Jungen? Und wehe, du tust meinem Jungen was zuleide!“
Mit diesen Worten knallte er die Haustür zu. Ziemlich entsetzt und zunehmend wütend auf Onkel Vernon setzte Harry seinen Heimweg fort.

Wütend war Harry inzwischen aber auch auf Dumbledore. Von ihm hörte er nichts und auch die Briefe von Sirius und seinen Freunden blieben belanglos. Stattdessen mußte er sich Abend für Abend giftige Bemerkungen von Onkel Vernon anhören, wenn er die Nachrichten gucken wollte. Im Tagespropheten stand nichts und auch die Muggelzeitungen berichteten nicht über irgendwelche Dinge, die auf Todesseraktivitäten schließen ließen. Daß sich die Kinder von Little Whinging vor ihm zurückzogen, machte das Leben auch nicht lustiger. Nur Mrs Figg schien ungebrochen interessiert an seiner Gesellschaft zu sein, denn sie lud ihn dauernd ein, mit ihr zu kommen. Außerdem waren ihre Katzen ziemlich häufig im Ligusterweg unterwegs. Harry fragte sich schon, wann Tante Petunia der Kragen platzen würde, denn sie konnte Tiere nicht ausstehen.
Als Harry eines Spätnachmittags mal wieder im Park unterwegs war und von Mülleimer zu Mülleimer ging, hörte er Stimmen und Grölen. Neugierig ging er in ihre Richtung. Nun hörte er auch ein Scheppern. Es kam vom Spielplatz, der in den Park integriert war. Hinter einem Gebüsch hielt er an. Zu seinem Erstaunen sah er Dudley mit seinen unvermeidlichen Freunden Piers, Dennis, Gordon und Malcolm. Hatte Dudley nicht angekündigt, zu Malcolm zum Tee eingeladen zu sein?
„Kraft ist eben alles, Jungs“, frohlockte Dudley gerade, der vor einer Rutsche stand, deren Rutschfläche deutlich eingebeult war. „Jetzt noch ein paar!“
Mit dem Fuß nahm er Maß und donnerte ihn kraftvoll gegen die Rutschfläche. Dann ließ er auch die anderen ran. Nach kurzer Zeit war das Spielgerät nicht mehr zu gebrauchen.
„Wollen wir dem Teil den Rest geben?“ fragte Dudley.
„Ja, los, hau rein, Big D!“ johlte Gordon.
Dudley nahm wieder Maß und trat dieses Mal mit voller Wucht seitlich gegen die Rutschbahn. Nach mehreren Tritten war der Rand nach innen gebogen.
„Big D, du bist ja der reinste Dampfhammer!“ rief Piers begeistert.
„Jetzt die andere Seite!“ verlangte Malcolm.
Dudley ging um die Rutsche herum und wiederholte das Spiel. Dann war er zufrieden: „Laßt uns gehen, Leute.“
Die Gruppe rückte ab. Harry schaute sich den Spielplatz an. Eine Schaukel war schon heruntergerissen. Harry war sich sicher, die Urheber zu kennen. Langsam kehrte er nach Hause zurück. Dort erwartete ihn eine Standpauke von Onkel Vernon, während Tante Petunia zustimmend nickend danebenstand: „Was fällt dir ein, so spät zu kommen? Du bist ganze zehn Minuten nach Dudley angekommen! Das nächste Mal lassen wir dich nicht rein, dann kannst du in der Garage schlafen.“
„Aber Dudley -“, setzte Harry an, wurde aber sofort von Onkel Vernon unterbrochen.
„An Dudley kannst du dir ein Beispiel nehmen! Verabredet sich wenigstens mit anständigen Leuten zum Teetrinken! Da warst du doch, Dudders, nicht wahr, bei Dennis?“
„Bei Malcolm“, korrigierte Tante Petunia.
„Genau. Und wenn du schon..., ach, geh auf dein Zimmer!“ schnaubte Onkel Vernon.

Harry beschloß, da die Suche nach weggeworfenen Zeitungen langweilig wurde, Dudley im Auge zu behalten. Am nächsten Nachmittag folgte er ihm unauffällig. Dudley ging mit seinen schweren Schritten zwei Straßen weiter, wo, wie Harry wußte, Gordon wohnte. Dort blieb Dudley eine Weile im Haus. Dann kamen beide heraus, gefolgt von Piers, Dennis und Malcolm.
„Heute die Abreibung, was, Big D?“ freute sich Dennis.
„Bleu im mal Respekt ein, er braucht das“, stimmte Piers zu.
Die Gruppe marschierte weiter, gefolgt von Harry. Als ein Auto vorbeifuhr, bückte sich Malcolm, hob einen Kieselstein aus einem Vorgarten auf und warf ihn hinterher. Dudley lachte beifällig, hielt dann aber inne.
„Moment, Leute, ich muß mal gerade...“
Er steckte die Hand in die Hosentasche und förderte eine Packung Zigaretten zutage. Jeder seiner Freunde bekam eine zugeteilt, dann steckte sich Dudley zuerst seine und dann die anderen an. Alle bliesen den blauen Dunst in den Himmel.
„Jaah, das mußte jetzt sein“, sagte Gordon und sah sich um. „Oh – da ist er, Big D!“
Dudley setzte sich sofort in Bewegung, gefolgt von seiner Gang. Nicht weit von ihnen stand ein Elfjähriger. Der hatte kaum bemerkt, daß er das Ziel war, da hatte ihn die Bande auch schon eingekreist. Dudley schlug ein paar Mal zu, der Junge jammerte und weinte, dann ließen sie wieder ab. Als sie weitergingen, sah der Junge Harry und flüchtete.

Es wurde immer wärmer. Harry trug keine Sweatshirts mehr, sondern nur die zirkuszeltartigen T-Shirts, die er von Dudley geerbt hatte und die in zahlreichen Waschgängen ziemlich ausgeblichen und ausgeleiert waren. Das anhaltende Sommerwetter war auch Thema in den Nachrichten: „Das stabile Hochdruckwetter bleibt uns noch erhalten. Wegen der seit Tagen herrschenden und noch für lange Zeit zu erwartenden Trockenheit haben die Verwaltungen der Grafschaften Berkshire, Greater London, Hampshire, Surrey, Kent, Essex sowie East und West Sussex das Verbot erlassen, den Garten zu gießen und Autos zu waschen. Verstöße hiergegen werden als Wasserverschwendung mit Bußgeldern geahndet.“
„Was? Da geht doch der ganze teure Rasen kaputt!“ begehrte Tante Petunia auf.
„Und erst das Auto! Mit einer staubigen Kiste kann man sich doch nirgendwo blicken lassen!“ schimpfte Onkel Vernon.

Harrys fünfzehnter Geburtstag war der erste Geburtstag, über den er sich nicht freute, denn er saß immer noch im Ligusterweg fest – noch dazu abgeschnitten von allen Informationen. Der Tagesprophet berichtete nur von nichtssagenden Dingen. Harry überlegte sogar, ob er nicht einen Leserbrief schreiben sollte. Als kurz nach Mitternacht zwei Eulen durch das Fenster schwebten und ihm zwei Päckchen daließen, war er voller Hoffnung. Er rechnete fest damit, nun endlich eine Nachricht zu erhalten, wann er abgeholt wird. Doch mehr als Hermiones Ankündigung, ihn vielleicht bald zu besuchen, konnte er den Geburtstagkarten nicht entnehmen. Die Päckchen enthielten Schokolade aus dem Honigtopf in Hogsmeade. Harry warf sie wütend weg.
Am Abend konnte Onkel Vernon seine Enttäuschung über das Abendessen nicht verbergen: „Das ist kein Kaninchenfutter mehr, das ist Heu.“
Tante Petunia seufzte nur: „Besseren Salat gab es nicht. Diese vermaledeite Trockenheit! Nur unser Nachbar wirft mitten in der Nacht die Sprinkler an.“
Harry stocherte in seinem trockenen Salat herum und dachte wehmütig an die weggeworfenen Schokoladenschachteln.

Am nächsten Tag sah er wieder Dudleys Bande den Magnolienweg hinaufgehen. Offenbar waren sie auf Streit aus, denn Dudley war ganz verärgert: „Das wird er mir büßen! Bitter büßen! Der kriegt eine Abreibung!“
Seine Spießgesellen murmelten zustimmend. Blauer Dunst stieg auf. Harry sah Zigaretten in ihren Fingern, wenn sie die Arme hängen ließen. Plötzlich fing die Bande an zu rennen. Dann hatte sie auch schon einen Zehnjährigen gestellt. Dudley brüllte ihn an: „Weißt du nicht, wie man sich benimmt? Wenn ich komme? Hä?“
Er landete den ersten Schlag. Die anderen johlten. Dudley schlug wieder und wieder zu.
„Du wirst mich kennenlernen, kleiner Rotzlöffel! Jetzt weißt du, wer hier Chef im Ring ist!“
Endlich ließ er von dem Jungen ab. Als die Bande weiterging, erkannte Harry den Jungen. Es war ein gewisser Mark Evans, der im Glyzinenweg unweit von Mrs Figg wohnte. Harry wußte inzwischen, daß die Kinder auch vor ihm Angst hatten und zog sich zurück.

Der zweite August wurde noch heißer als alle Tage zuvor. Harry blieb im Haus und beobachtete von der Küche aus, wie Onkel Vernon diskret mit dem Schlauch im Garten herumschlich. Von seinem Zimmer aus hatte er dagegen einen guten Blick auf die Straße und auf den Vorgarten. Hier sah er plötzlich, wie Tante Petunia aus der Haustür trat. Sie hielt eine riesige braune Papiertasche in der Hand, die sehr bauchig war. Tante Petunia ging zu dem Erdstreifen zwischen dem Hortensienbusch und dem Wohnzimmerfenster und ging etwas in Deckung. Dann hielt sie die Tasche nach vorne und Wasser kam heraus. Offenbar steckte eine Gießkanne darin. Das brachte Harry auf eine Idee: Von dort aus könnte er an diesem Abend die Nachrichten hören, ohne sich Onkel Vernons Bemerkungen anhören zu müssen.


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