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Fanfiction

Sechs Sommer - Sommer 1993

von Krabbentaucher

In der Muggelwelt wurden sie zunächst einmal von Zauberern empfangen. Mr und Mrs Weasley standen in der Nähe der Absperrung und hatten bereits Ginny umarmt, die sie kurz vor Harry, Ron und Hermione durchquert hatte. Ron stellte sich dazu. Harry wollte sich gerade von ihm verabschieden, da ließ Mrs Weasley Ginny los und schnappte sich ihn, um ihn ebenfalls zu umarmen.
„Ach, Harry, wenn du nicht gewesen wärst...“, schluchzte sie, „uns ist es zu Hause erst wieder richtig bewußt geworden.“
„Und ich?“ fragte Ron.
„Ja, Ron, du auch!“
Sie ließ Harry los, der endlich wieder Luft schnappen konnte, und umarmte nun Ron. Ginny sah unsicher zu Harry herüber und lief rot an. Inzwischen tauchten Fred und George auf. Fred zwinkerte Harry zu, klopfte ihm auf die Schulter und flüsterte: „Wenn du noch im nächsten Jahr eine Leibgarde brauchst, wenn du dein Erbe...“
Er fing einen sehr entrüsteten Blick von Ginny auf und schwieg. George schaute sich um und fragte: „Nanu? Wo ist denn unserer Schulsprecher-Bruder?“
„Muß sich wohl noch verabschieden“, erwiderte George gedehnt.
Fred grinste, Harry auch. Mrs Weasley ließ von Ron ab und fragte: „Wo ist denn Percy?“
Harry drehte sich weg, um nicht lachen zu müssen. Als er wieder hinsah, kam der Gesuchte gerade heran. Noch ganz leicht gerötet, aber schon wieder mit seinem blasierten und wichtigen Gesichtsausdruck.
„Ach, Percy, wie schön, dich auch wieder zu Hause zu haben“, sagte Mrs Weasley und umarmte auch ihn.
Percy ließ es geschehen. Als sich Mrs Weasley wieder löste, verkündete er besonders gravitätisch: „Mutter – Vater, ich habe kurz vor der Abfahrt mein Zeugnis erhalten. Ich erwarte, daß ich im nächsten Jahr selbstverständlich zwölf UTZe erhalten werde.“
George wollte etwas darauf sagen, doch Fred schüttelte kaum merklich den Kopf und formte mit seinen Lippen das Wort „Penelope“. Davon hatte Percy nichts mitbekommen und wandte sich nun an seinen Vater: „Vater – Dad, ich beabsichtige, ins Zaubereiministerium einzutreten. Ich muß ja frühzeitig daran denken. Sind dir die Bewerbungsfristen bekannt? Und ob es irgendwelche Vakanzen gibt?“
Mr Weasley, der bisher etwas unbeachtet dabeigestanden hatte, war etwas überrumpelt: „Vak-, Vak-,... ähm – ja, es wird sicher... ähm, sicher jetzt die richtige Zeit sein, denke ich. Und mit deinem Zeugnis... ähm, ja. Hast du schon eine Vorstellung, wo du dich bewerben willst?“
„Du hast mir doch mal erklärt, wie das Ministerium organisiert ist. Eine Stabsstelle würde mich interessieren.“
„Oh, das wird so einfach nicht gehen, nicht für einen Neueinsteiger. Du mußt zuerst in einer Fachabteilung anfangen und kannst dann vielleicht zu den Unterstützungskräften des Ministers wechseln. Laß uns zu Hause darüber reden.“
Hermione sprach Harry an: „Da kommen meine Eltern, ich gehe zu ihnen rüber. Von Ron habe ich mich schon verabschiedet. Also, alles Gute!“
„Glaubst du, wir können uns in den Ferien sehen?“ fragte Harry.
„Ich glaube nicht“, antwortete Hermione bedauernd. „Meine Eltern wollten mit mir nach Frankreich fahren. Ich stelle mir das sehr interessant vor und werde einiges darüber lesen müssen. Also, bis dann!“
„Ja, ciao, bis dann“, sagte Harry bekümmert und sah Hermione zu ihren Eltern gehen.
„Von mir hat sie sich schon verabschiedet“, sagte Ron. „Ich weiß nicht, ob du zu uns kommen kannst in den Ferien. Vielleicht verreisen wir ja auch. Dad hat gesagt, daß er was zusammengespart hat. Trotz der Sache... ähm... mit dem Auto...“
Harry war das peinlich. Er hatte bei Beginn des Schuljahres mitgemacht, statt Ron abzuhalten, mit dem Auto nach Hogwarts zu fliegen.
„Tja, also... aber schreib mir mal – oder besser, ruf mich an“, sagte Harry. „Ich werde dir nicht schreiben können, weil Onkel Vernon Hedwig sicher wieder einschließen wird.“
„Okay, dann mach's mal gut und laß dich von deiner Tante und deinem Onkel und von diesem Dudley nicht unterkriegen“, sagte Ron aufmunternd.
„Wenn man von ihnen spricht – da kommen sie gerade“, brummte Harry dumpf, denn er hatte soeben die Dursleys entdeckt. Sie hatten sich offenbar leicht verspätet, denn sie kamen schnell näher. Harry wollte es kurz machen und sagte noch schnell: „Danke jedenfalls. Ich werde mir Mühe geben. Also, schöne Ferien und hoffentlich sehen wir uns noch. Und denk an die Telefonnummer.“
Die Dursleys waren schon recht nahe, als Harry sich in Bewegung setzte. Onkel Vernon und Tante Petunia schauten mißmutig vor allem auf den Eulenkäfig. Ohne ein Wort der Begrüßung schnauzte Onkel Vernon: „Los, sehen wir zu, daß wir hier rauskommen, muß ja nicht jeder dieses anormale Viech sehen.“
Er machte kehrt und setzte sich in Richtung Ausgang in Bewegung. Tante Petunia und Dudley folgten, Harry bildete die Nachhut, da er mit dem schweren Koffer und dem großen Käfig Probleme hatte, Schritt zu halten.

Am Auto angekommen, wuchtete Onkel Vernon den Koffer in den Kofferraum. Harry stieg hinter dem Fahrersitz ein, den Käfig mit Hedwig auf seinem Schoß. Neben ihm nahm Dudley Platz – herausfordernd grinsend, denn er wußte, daß Harry außerhalb der Schule nicht zaubern durfte. Tante Petunia stieg vorne links ein, Onkel Vernon setzte sich auf den Fahrersitz und ließ das Auto an.
Während er durch den Londoner Abendverkehr zuckelte, drehte er sich halb zu Harry um und schnauzte: „Paß auf, daß die Eule keinen Dreck macht. Wenn der neue Firmenwagen kommt, geht der hier zum Händler, und wenn dann Dreck auf der Rückbank ist...“
„Ja, Onkel Vernon“, sagte Harry tonlos.
„Dad, wann kriegen wir das neue Auto endlich?“ fragte Dudley ungeduldig.
„Müßte innerhalb der nächsten zwei Wochen kommen“, sagte Onkel Vernon.

Als nach dem Verlassen Londons und einer Fahrt durch das grüne Surrey die ersten Häuser von Little Whinging auftauchten, spürte Harry nichts, was man heimatliche Gefühle nennen konnte. Er sah sich schon volle zwei Monate in diesem Paradies arrivierter und engstirniger Muggel verbringen.
Onkel Vernon lenkte seinen Ford Scorpio auf den Kies der Einfahrt des Ligusterweg Nummer vier, wobei er so weit ausholte, als fahre er einen Linienbus.
„So, wie gehabt“, verkündete er. „Petunia, du öffnest die Tür, Harry, wenn die Luft rein ist, gehst du ins Haus. Dudley danach. Verstanden?“
„Ja, ich kann aber auch den Koffer -“, setzte Harry an.
Onkel Vernon würgte ihn ab: „Nichts da. Ich bringe das Ding rein. Du glaubst wohl, du kannst dein Zeug mit hoch nehmen, was? Neinneinnein, Bursche, der Koffer kommt da hin, wo er hingehört: In den Schrank.“
Harry war nicht wirklich überrascht und sagte nichts darauf. Onkel Vernon gab Tante Petunia ein Zeichen. Diese stieg aus und ging rasch zur Haustür. Dann gab sie das Zeichen, daß sie die Tür aufgeschlossen hatte und die Luft rein war.
„Los, Bursche!“ kommandierte Onkel Vernon.
Harry stieg aus, was mit dem großen Käfig und Hedwig darin nicht einfach war. Er wollte eben hinten um das Auto herum laufen, da öffnete Onkel Vernon die Fahrertür und zischte: „Vorne rum! Sonst kann dich jeder sehen!“
Harry ging vorne um das Auto herum und eilte zur Haustür.
„Hoch mit dir!“ sagte Tante Petunia und wies zur Treppe.
Harry trug den Eulenkäfig in das Obergeschoß hoch und stellte ihn auf die Kommode in seinem Zimmer. Durch das Fenster sah er, wie Onkel Vernon den schweren Hogwarts-Koffer aus dem Auto hob und zur Haustür trug. Dudley watschelte hinterher. Harry hörte, wie die Haustür ins Schloß fiel und die Schranktür abgeschlossen wurde.
„Tja, das war's mit der Zauberei, Hedwig“, seufzte Harry und schloß die Zimmertür. „Dabei habe ich Hausaufgaben für die Ferien aufbekommen, aber das interessiert die doch nicht. Wenigstens haben sie das Gitter nicht wieder vor dem Fenster angebracht.“
Ohne vorheriges Anklopfen riß Onkel Vernon die Zimmertür auf und eilte zu Hedwigs Käfig, ein Vorhängeschloß in der Hand. Mit bösartigem Grinsen sagte er: „Ich habe nicht vergessen, daß sich dein Pack mit diesen Viechern Briefe schickt.“
Er verschloß die Käfigklappe mit dem Schloß. Harry versuchte wie im letzten Jahr, Onkel Vernon zur Vernunft zu bringen: „Wenn sie nicht rauskommt, langweilt sie sich und macht Lärm.“
„Das soll sie mal wagen. Sieh zu, daß sie den Schnabel hält“, erwiderte Onkel Vernon und ging zur Zimmertür. Die Türklinke schon in der Hand, drehte er sich noch einmal nach seinem Neffen um: „Eins sage ich dir: Wenn wieder Leute deinesgleichen auftauchen und vor deinem Zimmer herumschweben, hole ich ein Gewehr. Aber inzwischen weiß ich ja, daß du nicht zaubern darfst. Also... immer hübsch folgsam sein.“
Dann schloß er die Tür hinter sich.

Ausgerechnet am Wochenende schrie und flatterte Hedwig um fünf Uhr morgens. Harry tastete nach seiner Brille und sprang aus dem Bett. Er sprach gerade beruhigend zu Hedwig, als auch schon Onkel Vernon in der Tür stand – der mächtige Schnurrbart zitternd, die Stirnader hervorgetreten, der Kopf rot.
„Es ist Samstag! Da will ich ausschlafen, verdammt noch mal! Stopf dem Mistvieh den Schnabel!“
„Glaubst du, sie hat mich nicht geweckt? Ich hätte auch lieber noch geschlafen!“ verteidigte sich Harry.
„Interessiert mich nicht, was mit dir ist, Bursche“, herrschte ihn Onkel Vernon an. „Ich will ausschlafen! Und wehe, das Drecksvieh macht morgen am Sonntag wieder so einen Radau.“
„Aber sie langweilt sich! Sie wird wieder schreien. Eulen wollen nachts draußen rumfliegen. Wenn ich sie fliegen lassen würde, wäre sie ganz ruhig, ehrlich“, sagte Harry.
„Ja, natürlich. Und dann schreibst du diesem Pack und das Pack schreibt dir und dann...“, erwiderte Onkel Vernon und schnaufte. „Die Eule bleibt im Käfig, basta.“
„Aber wenn ich verspreche, niemandem zu schreiben und Hedwig einfach fliegen zu lassen?“
„Pah!“
Onkel Vernon knallte die Tür hinter sich zu und ließ einen niedergeschlagenen Harry zurück. Harry setzte sich auf die Bettkante und nahm die Brille ab. Er wollte sie auf den Nachttisch legen, da fiel sie ihm aus der Hand. Leise fluchend beugte er sich vor und angelte nach der Brille. Doch – mit den Fingern der rechten Hand spürte er nicht nur die Brille, sondern auch eine Unregelmäßigkeit im Boden. Ein Dielenbrett schien leicht hochzustehen. Harry angelte seine Brille und setzte sie auf. Dann kniete er sich vor seinem Bett auf den Boden und versuchte, etwas zu erkennen. Er ertastete, daß ein Dielenbrett lose lag, sah aber nichts.
Nachdem er die Schreibtischlampe vom Schreibtisch genommen und eingeschaltet hatte, leuchtete er damit unter das Bett. Nun bestätigte sich, was er schon gefühlt hatte: Ein Dielenbrett unter dem Bett saß lose. Er hob es an und führte die Lampe näher heran. Unter dem Dielenbrett tat sich ein Hohlraum auf, der nach unten durch weitere Bretter begrenzt war. Der Hohlraum erstreckte sich von Deckenbalken zu Deckenbalken. Harry stellte die Schreibtischlampe an ihren Platz zurück und schaltete sie wieder aus. Dann sagte er halb zu Hedwig, halb zu sich selbst: „Meinst du, ich soll Onkel Vernon sagen, daß ein Brett lose ist? Besser nicht, was? Wer weiß, wozu so ein Geheimfach gut ist.“
Mit diesem Gedanken kroch er wieder unter die Bettdecke und schlief ein.

Als später alle am Frühstückstisch in der Küche saßen, ließ sich Onkel Vernon sehr förmlich vernehmen: „Zu deiner Eule, Bursche...“
„Ich habe doch schon gesagt, daß -“
„Sei still! Unterbrich mich nicht! Also – deine Tante Petunia und ich haben noch mal darüber gesprochen... Du kannst die Eule rauslassen.“
Harry sagte zuerst nichts, denn er erwartete einen Haken. Dann sagte er nur: „Schön. Dann wird sie auch ruhig sein.“
„Aber wir haben unsere Bedingungen“, sagte Onkel Vernon. „Erstens: Keine Post an dieses Gesocks.“ Harry wußte, daß Onkel Vernon damit Zauberer jedweder Art meinte. „Zweitens: Nur nachts. Sonst sehen die Nachbarn, was für ein unnormales Tier du hast.“
„Einverstanden“, sagte Harry.
„Gib uns dein Wort, daß du keine Briefe mit der Eule verschickst!“
„Ja, ich gebe euch mein Wort.“
Harry wußte, daß der Sinneswandel von Onkel Vernon und Tante Petunia nichts mit plötzlicher Tierfreundlichkeit oder irgendeiner Art von Verständnis zu tun hatte. Ihnen war ihre Nachtruhe viel wichtiger, außerdem fürchteten sie, daß sie am Sonntag wieder zu früh geweckt wurden.
Direkt nach dem Frühstück erfüllte Onkel Vernon seinen Teil der Vereinbarung und entfernte das Vorhängeschloß von Hedwigs Käfig. Dann sagte er: „So, und denk dran: Keine Briefe und nur nachts.“
„Ja, Onkel Vernon.“
Als Onkel Vernon das Zimmer wieder verlassen hatte, öffnete Harry die Käfigklappe und hielt Hedwig seinen Arm hin. Hedwig hüpfte aus dem Käfig auf den Arm und ließ sich streicheln. Harry sagte leise: „Noch ein paar Stunden warten, bis es Nacht ist. Dann kannst du raus.“
Hedwig schuhute leise und ließ sich widerstandslos in den Käfig zurücksetzen. Sie verhielt sich den ganzen Tag über ruhig. Als sich die Dursleys nach dem Abendessen und ausgiebigem Fernsehkonsum schlafen legten, wurde sie allerdings unruhig. Harry öffnete erst das Fenster und dann die Käfigklappe.
„So, Hedwig, du kannst los. Aber denk dran: Du darfst hier nicht tagsüber auftauchen. Viel Spaß.“
Hedwig raschelte mit den Flügeln und hüpfte aus dem Käfig. Dann streckte sie die Flügel aus und flatterte aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Harry ließ das Fenster offen stehen und legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen saß Hedwig wieder still und friedlich in ihrem Käfig. Als Harry mit den Dursleys am Frühstückstisch saß, kam er nicht umhin, eine Bemerkung dazu zu machen: „Sie ist heute Nacht geflogen. Und jetzt ist sie ruhig.“
„Ich will nicht über dieses Vieh reden“, schnappte Onkel Vernon. „Hauptsache, du schickst keine Briefe, und Hauptsache, sie stört uns nicht weiter.“
Das Telefon klingelte im Wohnzimmer. Onkel Vernon sah auf und fragte, während er sich hochwuchtete: „Wer mag das sein?“
„Vielleicht deine Schwester?“ mutmaßte Tante Petunia.
Onkel Vernon stiefelte zum Telefon und hob ab. Was dann folgte, ließ Harry das Blut gefrieren. Überdeutlich hörte er Ron, wie er aus Leibeskräften ins Telefon rief und Harry zu sprechen verlangte. Nachdem Onkel Vernon zurückgeschrien und aufgelegt hatte, machte dieser Harry harte Vorwürfe, daß dieser die Telefonnummer der Dursleys an Zauberer weitergegeben hatte. Harry wußte, daß das der einzige Versuch Rons gewesen sein dürfte, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Die Versuchung war groß, das den Dursleys gegebene Versprechen zu brechen und Hedwig mit einem Brief zum Fuchsbau zu schicken. Jetzt hatte er keine Hoffnung mehr, daß sich an seiner Situation im Ligusterweg für den Rest der Sommerferien etwas ändern könnte.

Etwa eine Woche nach Harrys Rückkehr nach Little Whinging machte Onkel Vernon während des Frühstücks eine Ankündigung: „Wie wir alle wissen, erwarte ich den neuen Firmenwagen. Gestern habe ich die Mitteilung bekommen, daß ich ihn heute abholen kann. Also – ich werde unseren alten Wagen abgeben und am Abend mit dem neuen zurückkommen.“
Er ließ die Worte wirken, die allerdings bei Harry ihre Wirkung verfehlten. Ihm machte das Besenfliegen viel mehr Spaß als das Herumgehocke in einem Auto. Doch Tante Petunia war erwartungsgemäß begeistert: „Ach, Vernon, das ist ja wunderbar! Und ist es einer, der besser ist als der alte Wagen?“
Onkel Vernon rutschte genüßlich auf seinem Stuhl herum und sagte: „Jedenfalls ist er besser als so manches Auto in der Nachbarschaft. Aber ihr werdet es heute Abend sehen. Na, Dudley, freust du dich auch schon auf das neue Auto? Du willst doch sicher auch gucken, wenn ich zurückkomme.“
Dudley konnte nicht antworten, da er gerade mitten im Verdauungsgeschäft steckte. Er wirkte wie ein erstickender Hamster, aber das war normal. Harry konnte sich nicht zurückhalten und fragte: „Ist er besser als der Mercedes der Websters?“
Onkel Vernons Laune sank schlagartig.
„Was verstehst du schon davon? Außerdem – wir fahren britisch! Da kaufen wir doch keinen Importkram, erst recht nichts von den Deutschen. Und jetzt Schluß mit deinen naseweisen Kommentaren, um die dich keiner gebeten hat.“
Mit schon wieder besserer Laune verließ Onkel Vernon nach dem Frühstück das Haus und fuhr zur Arbeit. Harry ging in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Während er so dalag, kam ihm wieder das lose Dielenbrett in den Sinn und kreiste in seinem Kopf herum, als suche es eine Verbindung.
Was könnte man darunter überhaupt verstecken? dachte Harry.
Er langweilte sich. Aus dem Wohnzimmer hörte er sehr gedämpft, wie Dudley fernsah. Harry dachte an die Hausaufgaben, die er noch hätte erledigen sollen. Leider ging das nicht, denn seine Schulsachen waren im Schrank unter der Treppe eingeschlossen. Aufzaubern konnte er ihn nicht, das war verboten. Außerdem steckte auch sein Zauberstab im Koffer. Harrys Gedanken wanderten weiter. Letztes Jahr war der Koffer auch eingeschlossen, aber dann hatten Fred und George...
Ruckartig setzte sich Harry auf. Er stand auf und schaute sich erst das Schloß seines Kleiderschrankes an, dann das der Zimmertür. Dann ging er nach unten und nahm das Schloß des Schranks unter der Treppe in Augenschein. Als er Dudleys Schritte hörte, richtete er sich schnell auf.
„Was machst'n du da?“ erkundigte sich Dudley.
„Ich denke nur gerade, wie cool es wäre, wenn ich an meine Sachen käme“, erwiderte Harry kühl.
Dudley grinste frech: „Du darfst ja nicht zaubern.“
Er setzte seinen Weg fort und watschelte in die Küche. Harry hörte, wie die Kühlschranktür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Offenbar war auch Tante Petunia in der Küche, denn er hörte Dudley sagen: „Mum, das ist echt doof! Immer muß ich vom Wohnzimmer in die Küche gehen, wenn ich fernsehe und was essen will.“
„Ach, Duddywutz! Wer weiß â€“ vielleicht hat die Ferienfee eine kleine Überraschung für meinen kleinen Diddyschatz?“ flötete Tante Petunia.
Harry fragte sich, was das sein könnte, aber dann konzentrierte er sich auf das Wesentliche. Er hatte keine Erfahrung darin, Schlösser ohne Schlüssel zu knacken, selbst wenn es sich um einfache Buntbartschlösser handelte, also würde er üben müssen. Daher brauchte er schnell eine Nadel. Harry beschloß, im Garten auf seine Gelegenheit zu warten. Er wußte, daß Tante Petunia für den Fall der Fälle einige Nadeln in einer Schublade in der Küche aufbewahrte.
Tatsächlich kam Tante Petunia bald in den Garten.
„Was lungerst du hier rum? Ich habe hier zu tun, geh rein“, schnappte sie kurz angebunden.
Harry wußte nicht, was sie zu tun hatte, und es interessierte ihn auch nicht. Er ging schnell wieder ins Haus, sah gerade noch Dudleys dicken Hintern im Wohnzimmer verschwinden – sicher hatte er sich gerade neu verproviantiert – und ging sofort in die Küche. Im Handumdrehen hielt er eine stabile, große Nadel in der Hand. Dann eilte er hoch in sein Zimmer. Dort verbrachte er den restlichen Tag damit, seine Fähigkeiten im Schloßknacken zu üben.
Am späten Nachmittag sah er zu, daß er wieder im Erdgeschoß war. Die Nadel hatte er unauffällig so in den Bund seiner Jeans gesteckt, daß er sich nicht pieksen konnte. Das viel zu große Sweatshirt, das er von Dudley geerbt hatte, fiel locker darüber. Als Onkel Vernon die Tür öffnete, strahlte dieser. Bei Harrys Anblick verfinsterte sich seine Miene nur kurz. Dann rief er: „Mal alle herkommen, Leute!“
Tante Petunia und Dudley erschienen im Flur. Onkel Vernon kam sofort zur Sache: „So, das neue Auto ist da. Alle Mann raus und angucken. Sollen die Nachbarn mal sehen, wie weit wir sind!“
Harry wußte, daß er nicht mit „alle Mann“ gemeint war und sah den Dursleys hinterher, wie sie nach draußen gingen. Er horchte noch. Als er Tante Petunia „oh – das ist ein wunderschönes Auto“ sagen hörte, fing er an, sich mit der Nadel am Schloß des Schrankes zu schaffen zu machen. Er mußte nur ein wenig herumwürgen, dann gab es ein Schnappgeräusch und der Schrank war offen.
„Und erst der Sechszylinder!“ hörte Harry Onkel Vernons Stimme von draußen dröhnen. „Diese Laufruhe, ach, was sage ich, diese Laufkultur! Schon auf dem Heimweg habe ich mich gefragt, wie wir es jemals mit diesem Vierzylinder ausgehalten haben.“
Harry öffnete seinen Koffer und schnappte sich die Bücher der Fächer, in denen er Hausaufgaben aufbekommen hatte. Außerdem angelte er Pergament, das Glas mit der Farbwechseltinte und seine Adlerfeder hervor. Schnell schloß er den Koffer wieder und warf die Schranktür zu.
„Natürlich Automatikgektriebe – Viergangautomatik. Das gehört sich einfach so bei einem Komfortauto“, dröhnte Onkel Vernon.
„Oh, Vernon, was für ein schönes Auto! Endlich mit einem Motor, der – der richtig schön ist!“ quietschte Tante Petunia.
Harry stocherte mit der Nadel herum und verschloß den Schrank wieder. Dann raffte er seine Sachen auf und balancierte sie die Treppe hoch in sein Zimmer. Von dort aus konnte er die Anbetung des Autos durch die Dursleys noch deutlicher hören. Sie befaßten sich gerade mit der Velourspolsterung und der Klimaanlage. Harry öffnete den Kleiderschrank. Dort lag auch Bettwäsche. Er schnappte sich einen Kopfkissenbezug und stopfte die Bücher und das Schreibzeug hinein. Dann öffnete er das Dielenbrett unter dem Bett und legte den gefüllten Kopfkissenbezug in das Geheimfach. Als er das Dielenbrett wieder draufgelegt hatte, war er erleichtert. Jetzt mußte er nur noch die Nadel zurückbringen. Das dürfte leicht sein, denn ganz sicher würde er den Tisch decken müssen. Tatsächlich war von draußen nichts mehr zu hören. Dafür hörte er vom Erdgeschoß Onkel Vernon rufen: „Bursche! Hierher! Tisch decken!“
Es war nicht so, daß Harry überaus gerne Hausaufgaben machte. Aber als er in der Nacht unter der Bettdecke endlich wieder ein Zauberbuch las und sich mit Zaubereraufgaben befaßte, fühlte er sich Hogwarts schon viel näher.

Am Abend des nächsten Tages klingelte es an der Haustür.
„Mach auf!“ rief Tante Petunia Harry zu.
Harry ging zur Haustür und öffnete. Draußen stand Onkel Vernon, der sonst immer selbst aufschloß. Sein Strahlen erstarb bei Harrys Anblick sofort. Neben ihm stand ein großer Karton, an dessen Bedruckung eindeutig zu erkennen war, daß sich ein Fernsehgerät in ihm befand. Onkel Vernon wuchtete den Karton hoch und trug ihn an Harry vorbei ins Haus.
„Mach die Tür zu!“ ordnete Onkel Vernon knapp an. Dann rief er: „Dudley! Komm mal her! Überraschung!“
Er wankte mit der schweren Last in die Küche. Harry folgte neugierig, wurde aber von Dudley mit den Worten „Platz da“ beiseitegeschubst. Onkel Vernon hatte schon begonnen, das Fernsehgerät aus seinem Karton zu befreien. Dudley bekam große Augen und sagte begeistert: „Cool!“
„Ein verspätetes Willkommen-in-den-Ferien-Geschenk, mein Schatz!“ flötete Tante Petunia mit schwimmenden Augen.
„In modernen Familien ist das doch so“, sagte Onkel Vernon, während er einen Platz für das Gerät suchte und fand, wo er es aufstellte. „Man muß heutzutage die Hand immer am Puls der Zeit haben. Endlich gibt es Frühstücksfernsehen auch wirklich zum Frühstück.“
„Boah! Geil!“ brachte Dudley heraus.
„Jetzt muß ich das Ding nur noch angeschlossen bekommen“, sagte Onkel Vernon. „Habe schon alles besorgt: Empfangskabel, Kabelschellen... Jetzt hole ich noch eben die Bohrmaschine für die Wände, dann geht's los.“ Sein Blick fiel auf Harry. „Räum die Verpackung weg!“
Harry schnappte sich den Karton, holte die Bedienungsanleitung sowie die Garantiekarte heraus und legte sie auf den Tisch, dann nahm er auch die Styroporelemente auf und schleppte alles nach draußen, wo er es zerkleinerte und in die Mülltonne stopfte. Als er ins Haus zurückkehrte, war Onkel Vernon schon damit beschäftigt, Löcher in die Wände zu bohren, um das Empfangskabel durch die Löcher führen zu können. Selbstredend bohrte er mit einer Grunnings-Bohrmaschine.

Von nun an lief in der Küche dauernd das Fernsehgerät. Schon beim Frühstück verfolgte die ganze Familie das Frühstücksfernsehen, am Tag saß Dudley am Tisch und mümmelte in einer Tour alles, was der Kühlschrank hergab, die Augen fest auf die Mattscheibe gerichtet. Harry wiederum tröstete sich damit, daß er in der Nacht in seinen Zauberbüchern lesen konnte. Hedwig verhielt sich ruhig, denn sie konnte nachts fliegen und blieb auch schon mal mehrere Tage und Nächte über fort. Ansonsten verlief der Juli ereignislos. Dudleys Freunde waren von der Neuerung in der Küche der Dursleys so angetan, daß sie gar nicht daran dachten, sich mit Harry anzulegen, so daß Dudley sie auch von nichts abhalten mußte.

Am Ende des Monats kam Onkel Vernon in aufgeräumter Stimmung nach Hause. Es war Freitag, der dreißigste Juli.
„So, das war der letzte Arbeitstag heute, die nächsten zwei Wochen habe ich Urlaub.“
„Oh, Vernon, das ist ja wundervoll“, flötete Tante Petunia.
Dudley sagte nichts, denn im Fernsehen im Wohnzimmer lief gerade eine Polizeiserie. Er war von Tante Petunia vorübergehend aus der Küche ausquartiert worden, damit sie dort das Abendessen zubereiten konnte. Verständig, wie Dudley war, hatte er eingesehen, daß er die Küche dafür verlassen mußte, bedeutete es doch nachher noch mehr Essen.
„Tja“, sagte Onkel Vernon, „dann können wir mit Dudley auch mal das eine oder andere unternehmen. Später jedenfalls.“ Seine Augen wurden schmal, als er Harry sah. „Wenn du nicht im letzten Jahr das Geschäft mit Mr Mason sabotiert hättest, müßte ich nicht überlegen, wohin ich in der übernächsten Woche mit Petunia und Dudders fahren könnte – dann wären wir jetzt einfach in unserer Ferienwohnung auf Mallorca.“
„Das war nicht ich, das war -“, setzte Harry an, wurde aber von Onkel Vernon unterbrochen.
„Ruhe, ich will nichts hören!“
Während Harry nach oben in sein Zimmer schlich, wunderte er sich, daß Onkel Vernon von übernächster Woche gesprochen hatte. Er wollte aber dessen Nerven nicht mit weiteren Fragen strapazieren, da er vermutete, daß Onkel Vernon ihn dann auch noch dafür verantwortlich machen würde, daß die Dursleys in der ersten Urlaubswoche nichts unternehmen konnten. Deshalb wurde später beim Abendessen nicht weiter über die weitere Gestaltung von Onkel Vernons Urlaub gesprochen.
„So, und jetzt setze ich mich vor den Fernseher“, verkündete Onkel Vernon nach dem Essen und stand auf.
Harry ging hinaus und wieder in sein Zimmer. Dort schaute er auf den leeren Eulenkäfig. Hedwig war schon seit ein paar Tagen draußen unterwegs. Er mußte daran denken, daß er am nächsten Tag Geburtstag hatte. Mit einer richtigen Familie wäre das ein Grund zur Freude gewesen, aber die Dursleys waren schon im letzten und vorletzten Jahr dazu übergegangen, seinen Geburtstag vollständig zu ignorieren. Da es aber im Zimmer langweilig war, trabte er wieder hinunter und ging leise ins Wohnzimmer, wo sich die Dursleys um das Fernsehgerät versammelt hatten. Harry setzte sich auf den Boden und schaute ebenfalls auf die Mattscheibe. Wenigstens ein bißchen wollte er sich der Illusion hingeben, daß er eine richtige Familie hatte.
Als es Schlafenszeit war, ging er als erster wieder hoch in sein Zimmer. Draußen war es schon dunkel. Wieder schaute Harry auf den leeren Eulenkäfig. Er zog sich um und ging ins Badezimmer, wo er sich die Zähne putzte. Dudley platzte herein.
„He! Ich will jetzt auch!“ herrschte er Harry an.
„Ist ja gut, ich bin schon fertig“, beschwichtigte Harry.
Er wollte Streit vermeiden, weil er Ruhe brauchte. Schließlich wollte er in dieser Nacht die Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei in Angriff nehmen. Harry spülte den Mund aus und ging hinaus. Dudley knallte hinter ihm die Badezimmertür zu. Harry ging in sein Zimmer, wo er sich auf das Bett setzte und auf die Uhr guckte.
Noch zwei Stunden, und ich bin dreizehn, dachte er.
Er fragte sich, ob Ron und Hermione an ihn gedacht hatten. Bisher hatte er keine Nachricht erhalten, aber wenigstens hatte Ron einen Versuch gestartet, ihn telefonisch zu erreichen.
Draußen im Flur des Obergeschosses hörte Harry die üblichen Aktivitäten kurz vor der Nachtruhe. Onkel Vernon und Tante Petunia gingen ins Badezimmer und kamen wieder daraus hervor, sie gingen in Dudleys Zimmer, um ihm Gute Nacht zu wünschen, dann gingen sie in ihr Schlafzimmer. Harry wartete noch ein wenig. Im Haus wurde es ruhig. Nach weiterem Warten war er sich sicher, daß die Dursleys schliefen. Er nahm eine Taschenlampe und kniete sich vor sein Bett. Er hob das lose Dielenbrett an und angelte den schweren Kopfkissenbezug aus dem Geheimfach hervor. Dann öffnete er ihn und zog „Geschichte der Zauberei“, ein Tintenfaß, seine Adlerfeder, Pergament und einen Aufgabenzettel von Professor Binns hervor.
Onkel Vernon schnarchte kurz auf. Harry hielt inne. Aber es war nur eine kurze Irritation.
Harry legte die Sachen auf sein Bett, schob den Kissenbezug mit den restlichen Büchern mit dem Fuß unter das Bett und kroch unter die Bettdecke. Harry knipste die Taschenlampe an und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Dann nahm er den Aufgabenzettel zur Hand und las ihn: „Die Hexenverbrennungen im vierzehnten Jahrhundert waren vollkommen sinnlos. Erörtern Sie diese These.“


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