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Fanfiction

Es gibt mehr als wir sehen - Sie haben ja lange genug gebraucht!

von ChrissiTine

Sie haben ja lange genug gebraucht!


James konnte dem fragenden Blick aus diesen wunderschönen grünen Augen nicht standhalten und drehte den Kopf.

Keiner von beiden sagte etwas. Lily nicht, weil sie darauf wartete, dass James etwas sagte und James nicht, weil er noch nicht genau wusste, was er sagen sollte. Er hatte sich so beeilt, zu Lily zu kommen, dass er jetzt keine Ahnung hatte, wie er anfangen sollte.

"Schöner Sonnenuntergang, nicht wahr?", sagte James.

Das war doch kein schlechter Anfang, oder?

Bei längerem Nachdenken allerdings schon. Wieso in Merlins Namen fing er jetzt vom Wetter an, wenn er doch eigentlich über den Kuss reden wollte?

Lily nickte kaum merklich und schaute weiterhin zu James, der immer noch auf den Horizont blickte. Er hatte ihre Bewegung allerdings mitbekommen.

"Das wird mir fehlen, wenn wir Hogwarts verlassen.", redete James weiter. Er hatte das Thema angeschnitten, jetzt musste er da auch durch.

"Mhm.", sagte Lily.

Was zum Teufel sollte das?

James wollte doch jetzt nicht allen Ernstes über das Wetter sprechen. Oder doch?

"Eigentlich wird mir alles fehlen, wenn wir Hogwarts verlassen. Das Schloss, der Wald, die - "

"James, was willst du?", unterbrach Lily ihn. Ihre Gefühle waren viel zu durcheinander, als das sie jetzt eine seiner langen Triaden ertragen konnte, die davon handelte, dass dies ihr letztes Jahr in Hogwarts war und sie noch trauriger werden ließen.

"Mit dir reden.", antwortete er perplex.

"Über den Sonnenuntergang, ja?", fragte sie leicht genervt. Warum kam er nicht jetzt auf den Punkt, sonst redete er auch nicht um den heißen Brei herum.

"Nein, eigentlich nicht.", gab James zu und blickte jetzt auf seine Hände anstatt auf den Himmel.

"Und über was dann?" Herr Gott, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!

"Über das was vorhin passiert ist.", sagte James langsam. Was war mit ihm los? Lily musste ihn ja für den größten Idioten halten. Obwohl, eigentlich musste sie doch wissen, worüber er sprechen wollte.

"Über das, was vorhin passiert ist? Meinst du den Kuss oder dass du einfach abgehauen bist?", fragte Lily jetzt sehr direkt. Sie wollte endlich wissen, woran sie war und nicht, dass James den See vermissen würde.

James sah beschämt auf seine Hände. "Beides."

"Und? Was wolltest du mir darüber mitteilen?", fragte Lily und sah ihn an. Auch James hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Beide zuckten etwas zusammen bei der Intensität dieser Blicke.

"Das... es mir Leid tut.", murmelte James.

"Was tut dir Leid?", hakte sie nach. Er sah wieder an und hoffte, dass sein Blick mehr sagen würde als tausend Worte. Es gab doch einen Muggelspruch, der so hieß, oder etwa nicht?

Allerdings erkannte Lily nicht, was James ihr damit sagen wollte. Wahrscheinlich tat ihm nur der Kuss Leid, weil er immer noch an Emily hing und sie ihn etwas durcheinander gebracht hatte. Er hatte bestimmt keine Ahnung von dem Chaos, das in ihr herrschte.

Lily entschloss sich zu einer drastischen Maßnahme, damit sie endlich einen halbwegs klaren Kopf bekam und sich nicht ständig irgendwelche Hoffnungen bezüglich James machte. Sie wurde bald achtzehn, war schon volljährig und nächstes Jahr würde sie zu arbeiten anfangen. Sie konnte sich nicht wie ein verliebter Teenager verhalten, auch wenn sie es rein theoretisch war. Aber die Zeiten wurden dunkler und gefährlicher, besonders für Muggelgeborene, wie sie eine war, sie konnte es sich nicht leisten, von so etwas zu stark abgelenkt zu werden.

Lily atmete tief durch und blickte James fest in die Augen. "Wir sollten die ganze Angelegenheit einfach vergessen.", sagte sie entschlossen.

"Wa - was?" Ein verwirrter Ausdruck trat in seine haselnussbraunen Augen.

"Wir sollten den Kuss einfach vergessen. Ich meine, er wäre wahrscheinlich nie passiert,", 'leider', fügte sie in Gedanken hinzu, "wenn ich nicht so wegen der Hochzeit meiner Schwester durcheinander gewesen wäre und du dich nicht vor kurzem von Emily getrennt hättest." So war es wahrscheinlich auch. Er war schon längst über sie hinweg, es war einfach ein Versehen gewesen, das wurde ihr jetzt noch zusätzlich klar.

Sie stand auf. "Wir sollten einfach Freunde bleiben. Wir sind ja schließlich auch Schulsprecher und müssen zusammenarbeiten. Und das geht nicht, wenn sowas zwischen uns steht. Also vergessen wir das ganze einfach, in Ordnung?"

James starrte sie perplex an. Wir sollten einfach Freunde bleiben. Dieser Satz schwirrte ihm im Kopf herum. Was war das denn für ein bescheuerter Satz! Er wollte nicht nur mit Lily befreundet sein, zwei Jahre war er sich dessen sicher gewesen und jetzt, nach dem Desaster mit Emily, war für ihn vollkommen klar, dass er mehr als nur Lilys Freundschaft wollte. Und laut Padfoot und Moony wollte Lily doch auch mehr.

Spinnen die zwei?

Es war doch offensichtlich, dass Lily nichts für ihn empfand, das über Freundschaft hinausging. Remus und Sirius litten eindeutig unter Halluzinationen.

Traurig beobachtete er, wie Lily sich langsam von ihm entfernte. Seine Gedanken schwirrten wieder zu dem atemberaubenden Kuss. Küsste jemand wirklich so gut, mit so viel Gefühl, wenn er nichts für den anderen empfand? Einen Kuss mit so viel Gefühl hatte er noch nie bekommen, und er hatte schon oft Mädchen geküsst.

Bestünde vielleicht doch die Möglichkeit, dass Lily Gefühle für ihn hatte? Auf Sirius war bei solchen Sachen kaum verlass, aber Remus hatte eine verdammt gute Menschenkenntnis, auf sein Urteil konnte man sich verlassen und er war überzeugt gewesen, dass Lily in ihn verliebt war. Und wenn James ehrlich war, dann war er es auch gewesen.

Und er war es immer noch.

James erinnerte sich daran, wie er und Lily sich am Valentinstag zufällig bei der Heulenden Hütte getroffen hatten. Er war damals wegen Emily verletzt gewesen, er hatte kaum mitbekommen, was Lily alles gesagt hatte, aber er wusste noch, dass sie ihm erzählt hatte, dass sie schon länger über einen Jungen hinwegkommen wollte und es nicht konnte. Wenn es wirklich stimmte, was Remus gesagt hatte, dann empfand Lily seit Anfang des Schuljahres etwas für ihn, vermutlich seit der Nacht, in der er sie vor Remus gerettet hatte. Er war der Junge gewesen, über den sie gesprochen hatte, er war derjenige, über den sie nicht hinwegkommen konnte.

Jetzt hatten sie sich geküsst und es schien Lily überhaupt nichts zu bedeuten, obwohl sie das letzte halbe Jahr darunter gelitten hatte, dass sie ihm anscheinend nichts mehr bedeutete. Diese Sache hatte sie sehr mitgenommen, noch letzte Woche sah sie nicht so fröhlich aus wie vor einem Jahr, Lilys Gefühle konnten jetzt unmöglich verschwunden sein, wo sie doch so lange daran hatte knabbern müssen.

Aber warum log sie ihn dann an? Warum behauptete sie, dass ihr der Kuss nichts bedeutete, obwohl ihre Augen doch etwas ganz anderes sagten? Wahrscheinlich war es reiner Selbstschutz, weil sie überzeugt davon war, dass er immer noch Emily nachtrauerte.

Je mehr James darüber nachdachte, desto dümmer kam er sich vor. Er stellte sich ja noch bescheuerter an als Sirius, der sich keinen Mädchennamen merken konnte und am liebsten Namensschilder verteilt hätte.

Und ihm wurde eines klar: Wenn er es jetzt nicht versuchte, war es zu spät.

Sie hatten sich mit ihren Gefühlen für einander immer wieder verpasst, aber jetzt schienen sie zur selben Zeit das selbe zu empfinden, das bedeutete doch etwas. Und jetzt hatten sie sich schon so in die Situation hineingesteigert, jetzt war es auch egal.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut lügen kannst.", rief James Lily laut nach. Er wusste nicht, mit was er sie sonst aufhalten konnte. Und er hatte wirklich keine Ahnung gehabt, dass sie so gut lügen konnte, damit hatte sie ihn schon überrascht, als sie Madame Pomfrey in der Nacht, in der sie von Remus angegriffen wurde, eine sehr glaubhafte Lügengeschichte aufgetischt hatte.

Lily war schon einige Meter entfernt, als sie James rufen hörte und stehen blieb. Sie drehte sich langsam um und sah ihm in sein Gesicht, das von der schon fast untergegangenen Sonne beschienen wurde und golden schimmerte.

"Was?", fragte sie ungläubig.

James stand auf und kam langsam näher.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut lügen kannst.", wiederholte er und blieb vor ihr stehen. "Du hast Madame Pomfrey und McGonagall damals sehr überzeugend angelogen.", fuhr er fort und trat noch näher zu ihr, sodass sie nur noch Zentimeter von einander entfernt waren. Lily spürte wieder dieses unglaublich starke Kribbeln in ihrem Bauch, das sie nur bei James Nähe empfand. "Und das du mich so überzeugend angelogen hast."

Lily sah ihm überrascht in die Augen. "Ich hab dich doch nicht angelogen.", sagte sie.

James schüttelte den Kopf. "Du hast mir bei der Heulenden Hütte nicht gesagt, dass ich der Junge war, über den du hinwegkommen wolltest."

Lily erstarrte. Er wusste es. Aber eigentlich war es ja kein Wunder, Remus und Sirius wussten es schließlich auch. "Ich habe dich nicht angelogen.", beharrte sie. "Ich hab nur nicht deinen Namen genannt."

James legte die Stirn in Falten und überlegte kurz. Sie hatte Recht, Lily hatte ihn nicht angelogen. Zumindest da nicht. "Na schön, aber jetzt hast du mich angelogen.", berichtigte er sich. "Weil du mir gesagt hast, dass der Kuss dir nichts bedeutet."

Jetzt schüttelte Lily den Kopf. "Das habe ich nicht gesagt. Mir bedeutet der Kuss etwas." Sie blickte traurig zu Boden. "Aber dir nicht.", fügte sie hinzu.

James sah sie ungläubig an und hob mit seiner Hand sanft ihr Kinn an. Er sah ihr in die Augen, in denen ein paar kleine Tränen glitzerten. "Mir bedeutet der Kuss auch etwas, Lily. Mehr als du glaubst.", flüsterte er.

Lily erschauderte bei dem Klang seiner Stimme. "Aber warum bist du dann weggelaufen?"

"Weil ich geglaubt habe, dass du einen anderen mit mir eifersüchtig machen willst. Aber keine Sorge, Moony hat mir schon ins Gewissen geredet.", grinste er sie an und auch Lily lächelte leicht.

"Und was jetzt?", fragte sie nach einer Minute, in der sie nur in den Augen des Anderen versunken waren.

"Ich glaube wir sollten da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben.", meinte er.

Lily war etwas verwirrt. "Und wo haben wir vorhin aufgehört?"

"Hier.", meinte James und beugte sie wie in Zeitlupe zu Lily. Sie schloss die Augen, als sie James' warme und weiche Lippen auf ihren fühlte. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und spürte seine Hände auf ihren Hüften.

Diesmal würde James den Kuss nicht unterbrechen, das wusste Lily. Sie hatten endlich alles geklärt und waren sich über ihre Gefühle im Klaren. Und es war einfach wunderschön.

James' Zunge erkundete ihren Mund und traf auf ihre Zunge, die dann spielerisch um einander herum tänzelten.

Es war richtig. Und sie hatten es verdient. Nach dem ganzen Schmerz und den Missverständnissen hatten sie es wirklich verdient.

/-/

"Padfoot, jetzt komm endlich her.", meinte Moony aufgeregt und winkte seinen Freund zum Fenster, an dem er stand.

"Gleich, Moony.", sagte Sirius abwehrend und machte wieder eine Notiz auf dem Pergament. "Ich muss das hier noch dringend beenden."

"Was soll das denn, Sirius? Du wirst dich mit Mary sowieso nicht mehr treffen.", seufzte Remus.

"Wer ist Mary? Ich schreibe hier über Marianne."

"Sirius, es gibt keine Marianne hier in Hogwarts, außer in der ersten Klasse, und mit der bist du sicher nicht ausgegangen, vor den Erst- und Zweitklässlern hast du zum Glück die Finger gelassen."

"Du lässt mich ja wie ein sexistisches Schwein klingen.", meinte Sirius empört und sah endlich von dem Pergament auf.

"Bist du das denn nicht?", fragte Remus überrascht.

"Das tut überhaupt nichts zur Sache."

"Also schön, Padfoot, dann nicht. Aber komm jetzt endlich her.", rief Remus jetzt schon ziemlich sauer.

"Ganz ruhig, Moony. Vollmond ist doch erst nächste Woche. Du solltest dein werwölfisches Gemüt noch unter Kontrolle haben.", meinte Sirius und stand vom Bett auf. "Was gibt es denn so besonderes?", wollte er wissen, nachdem er bei seinem Freund angekommen war und aus dem Fenster spähte.

"Siehst du sie denn nicht?"

"Nein.", meinte Sirius und starrte noch angestrengter aus dem Fenster.

"Dann solltest du dir dringend Prongs' Brille ausleihen."

"Was ist denn jetzt so wichtig?", fragte Padfoot erzürnt.

"Dein bester Freund, besser bekannt als James Potter, küsst dort unten auf den Ländereien seine Angebetete, besser bekannt als Lily Evans.", grinste Remus breit. Er hatte schon fast geglaubt, dass James und Lily es nicht schaffen würden.

"Jetzt sehe ich sie auch.", sagte Sirius erfreut. Sein bester Freund war endlich glücklich, das hatte er sich auch verdient. "Am Anfang des Schuljahres sah es ja nicht so aus, dass aus Lily und James mal etwas werden würde."

"Aber Lily hat ja dann in James endlich mehr gesehen, als nur den Angeber.", meinte Remus. "Ich habe schon immer gesagt, es gibt mehr als wir sehen."

Ende

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A/N: So, das war das letzte Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Zu der Frage nach der Fortsetzung: Es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Fortsetzung schreiben, dazu hätte ich ganz anders anfangen müssen. Für mich ist diese schöne FF jetzt beendet und das ist doch auch gut so. Sie war schon beendet, bevor ich sie hier gepostet habe, was ich auch ganz am Anfang unter die Inhaltsangabe geschrieben habe, dort ist übrigens auch der Link für ein Banner zu finden, das ich für die FF erstellt habe. Ich danke euch dafür, dass ihr diese FF gelesen habt, vielleicht poste ich hier ja auch meine andere Lily und James FF, die bis jetzt 6 Kapitel hat.

Lyra18: Danke für deinen Kommentar. Es wird, wie oben geschrieben keine Fortsetzung geben, aber man soll aufhören wenn's am schönsten ist, nicht wahr?

Puttchen: Hat er doch ganz gut gemacht, unser James, oder etwa doch nicht? Naja, sie ham sich gekriegt, das ist doch das wichtigste.

Hanami: Es wird auch ein Leben nach dieser FF geben, da bin ich mir sicher und das ich mit etwas anderem weitermache auch, nur diese hier ist eben schon abgeschlossen.

felix_feicies: Ich hab alles drin, was ich drin haben will, warum soll ich denn noch weiterschreiben, wenn sie fertig ist? Ich danke dir für deine zahlreichen Kommentare. Eine Fortsetzung wird es aber, wie oben geschrieben, nicht geben, weil die FF für mich einfach schon fix und fertig ist.

CharlieEvans: Ja, sowas entgeht vielen, obwohl ich das da, wo die Kapitelübersicht steht auch geschrieben habe, aber ich frage mich manchmal wirklich, ob das überhaupt einer liest. Naja, macht ja nix. Das mit dem Hochladen klingt wirklich bescheuert, aber wenn's den Tatsachen entspricht. Naja, vielen Dank für deine Kommentare, es freut mich, wenn dir die FF gefallen hat.

rachelhp: Tja, als ich das 10. Kapitel geschrieben habe, wusste ich noch nicht, wie das 11. aussehen wird, deshalb hab ich da nicht weitergeschrieben, sonst hätten die armen Leser noch sehr viel länger warten müssen, da zwischen dem 10. und dem 11. Kapitel ein Monat Pause war, bis ich das fertig geschrieben hatte.


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz