Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Lack of Revolution - Ruhe vor dem Sturm

von astala7

Die folgenden Szenen spielen sich nicht hintereinander ab, sondern alle genau gleichzeitig – nur an jeweils unterschiedlichen Orten.

XxX

Sirius hasste die Kälte. Er hasste die feuchte Gischt des Meeres, die an den Felsen schäumte. Er hasste den heulenden Wind, der die Wellen auftürmte. Er hasste die dichte Wolkendecke, die keinen Sonnenstrahl hindurch ließ und er hasste die absolute Dunkelheit der sternenlosen Nacht. Aber am meisten verabscheute er die Kälte. Sie ließ seine Kleider klamm werden und seinen Atem gefrieren. Sie drang ihm unter die Haut und nahm ihm das Gefühl in seinen Gliedern. Sie brachte die Erinnerung an das Grauen mit sich.
„Canis Majoris? Ist alles in Ordnung?“
Jenande strich ihm sanft über die nackte Schulter und ein wohliger Schauer spülte seine dunklen Empfindungen hinfort. Er sah zu der Veela neben sich, die ihm beruhigend zulächelte. Als sie gar seine Hand nahm, wurde ihm ganz warm ums Herz und für einen Moment vergaß er Askaban.
„Ich kann dich leider nur bis auf fünfhundert Meter Entfernung begleiten.“
Ihm fiel auf, dass sie 'dich' sagte. Nicht 'euch', obwohl er nicht allein hier stand.
„Das ist genug“, brachte er heiser hervor, während er seinen Gürtel öffnete. Die Hose landete in der Gesellschaft seines Oberteils auf dem Haufen Kleider. Die anderen Wölfe hatten sich bereits bis auf die Unterwäsche ausgezogen und zitterten in der Kälte, warteten auf sein Signal. Eigentlich war es nicht nötig, dass Sirius sich auszog. Im Gegensatz zu den Werwölfen, deren Kleidung ruiniert sein würde, sobald sie Grindstone nahmen, passte sich seine Kleidung an, wenn er in seiner Animagusgestalt war. Aber da sie auf ihrem Weg nach Askaban und zurück wahrscheinlich ein Stück schwimmen würden müssen, das Wasser eiskalt war und Wärmezauber in der Nähe von Askaban versagten, musste hier heile Kleidung für die Wölfe bereitliegen. Auch wenn sie sich nicht komplett verwandelten, würden sie doch bestimmt die Kleider so sehr zerreißen, dass sie sie nicht mehr warm halten konnten. Allerdings bedeutete das auch, dass seine Wölfe umso mehr froren und Sirius wollte nicht der Einzige sein, der bekleidet blieb. Außerdem wusste er von seiner Flucht vor ein paar Monaten, dass die nasse Kleidung, kaum wäre er aus dem Wasser gestiegen, an seinem Körper gefrieren würde.
Sirius bückte sich zu seiner Hose und zog ein Stück Pergament aus den Taschen. Er warf noch einen letzten Blick darauf. Es war erstaunlich, wie genau sie anhand der gestohlenen Pläne der Veela Askabans Innenleben hatten rekonstruieren können. Mithilfe ein paar Zaubersprüchen von Sirius konnte man nun genau beobachten, wo welcher Gefangener saß, wo die Wachen entlangliefen und die Dementoren ihre Streife hielten. Es hatte ihn geschmerzt die Sprüche, die dafür gedacht waren, zu helfen an unliebsamen Lehrern und Hausmeistern vorbeizukommen, jetzt für solch einen Zweck herhalten mussten. Diese Karte von Askaban war mit derselben Magie behandelt worden wie die Karte des Rumtreibers.
Sirius gab sie Jenande, nachdem er sich überzeugt hatte, dass der letzte menschliche Wächter unterwegs zum Turm für seine Wachablösung war. Die Wölfe würden ihn dort erwarten.
Sirius gab das Signal. Sylvia und Septimus hatte er aus Johns altem Rudel übernommen. Bernand, den alle nur Bandit nannten, hatte er auf einem der Seminare kennengelernt, die er gehalten hatte. Er war ein Rumtreiber, der ihn ein wenig an James erinnerte und schon einige Male mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war, weil er sich weigerte, aufgrund seiner Lykanthrophie, der Tatsache, dass er ein Werwolf war, auf seine Rechte als Zauberer zu verzichten. Und natürlich war auch Remus dabei.
Remus hatte sichergestellt, dass Harry auch wirklich in Hogwarts blieb. Damit hatte er Sirius eine große Last abgenommen. Er wusste, dass ihre Freundschaft nie wieder so sein würde wie früher. Dazu war zu viel passiert. Aber er hoffte, Remus als seine rechte Hand an seiner Seite zu wissen, wenn er die Werwölfe anführte. Dass Remus sich noch immer schuldig fühlte, weil er ihn für einen Verräter gehalten hatte, hatte Sirius nicht ganz ohne schlechtes Gewissen ausgenutzt, um ihn davon abzuhalten, dem Orden von Voldemorts Wiederauferstehung zu erzählen. Abgesehen davon, dass das Ministerium sich sowieso dagegen sträuben würde, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, würde Dumbledore alles tun, um Sirius und Harry zu benutzen die Vampire und Werwölfe auf seine Seite zu ziehen. Der Orden war zu abhängig vom Ministerium. Das Zwielicht aber war auf seine Weise sowohl mit Voldemort, als auch mit dem Ministerium verfeindet. Sirius war es inzwischen egal, ob er zuschaute, wie sich Licht und Dunkel gegenseitig fertig machten, damit er sich dann auf den Verlierer stürzen konnte, oder ob er erst dem Licht helfen sollte, das Dunkle zu besiegen, bevor er ihm in den Rücken fiel. Letzteres wäre vielleicht friedlicher, aber Sirius glaubte, dass eher eine Revolution denn eine Reform nötig wäre, um all die Forderungen des Zwielichts zu erfüllen. Genugtuung für die Jahre in Gefangenschaft würde er nur finden, wenn er das Ministerium zerfallen sah.
Aber für welche Variante auch immer sich der Zirkel entscheiden mochte, eins war sicher: Wenn bekannt wurde, dass Voldemort zurück war, waren die Gefangenen in Askaban als mutmaßliche Verbündete der Dunklen dem Tode geweiht. Deswegen hatte bis jetzt nichts nach außen dringen dürfen, bevor sie ihre Freunde nicht befreit hatten.
Die Wölfe machten sich an die Arbeit. Sie schoben gemeinsam die beiden aus Eichenstämmen zusammengezimmerten Flöße ins eisige Wasser. Septimus, Bandit und Sylvia besetzten das eine, Sirius und Remus das andere. Sie machten auch Platz für Jenande, doch die schüttelte nur lächelnd den Kopf. Erst als das Floß bereits einige Meter vom Ufer entfernt war und die beiden Männer die Paddel hervorholten, rührte sie sich. Die Veela hob ihr langes, weißes Kleid ein klein wenig an und streifte sich ihre silbernen Schuhe ab. Als ihr eleganter, kleiner Fuß die Wellen berührte, schien das Meer selbst den Atem anzuhalten. In einem Umkreis von zehn Metern um die wunderschöne Frau herum legten sich die Wellen und dieser reine Engel von einem Geschöpf tanzte über das Wasser wie über eine Blumenwiese. Sirius beobachtete Jenande mit offenem Mund, wie sie über das Wasser glitt. Die Berührung ihrer Füße ließ sanfte Kreise entstehen, so hauchzart wie die eines Schmetterlingsflügels. Um sie herum hielt der Wind still, als befände sie sich im Auge des Sturms. Ein sanftes Glühen ging von ihr aus, ein silberner Schein, als wäre sie selbst ein Patronus.
„Hey, Tatze!“
Sirius zuckte zusammen, als Remus ihn anstieß. Der andere Werwolf lächelte kopfschüttelnd. „Fang an zu rudern. Sie wird auch noch da sein, nachdem wir wieder an Land sind.“
„Aber...Aber hast du gesehen – Sie läuft übers Wasser!“, brachte Sirius nur hervor.
„Ja, klar tut sie das. Das machen alle Veela.“ Er deutete mit einem Kopfnicken in die Ferne. Erst jetzt wurde Sirius auf die vielen kleinen, leuchtenden Punkte aufmerksam, die sich im Halbkreis vom Ufer entfernten. Das waren Jenandes Mädchen, die die Vampire eskortierten. Wenn Sirius genau hinsah, konnte er sehen, wie in der unmittelbaren Nähe der Veela die Blutsauger durch das ansonsten stille Wasser pflügten.
Sie legten den Rest der Strecke schweigend zurück. Langsam schälte sich eine düstere Felsnadel aus dem Nebel. Das Zauberergefängnis war ganz aus Stein erbaut, ein hoher, massiger Turm, dessen Erscheinungsbild allein schon in der Lage schien sämtliche Hoffnung aufzusaugen. Je näher sie kamen, desto schwächer wurde das Leuchten der Veela. Nicht nur die Nähe zu den Dementoren schwächte sie, sie mussten auch aufpassen nicht bemerkt zu werden. Als ihr Einfluss ganz verblasste, spürte Sirius die Kälte wieder mit aller Macht. Die alten Narben der vielen Werwolfbisse begannen ihn zu jucken. Das Gesicht des toten James schwebte vor seinen Augen, seine Mutter kreischte in seinen Ohren. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Dann stieß ihr Floß an etwas Hartes. Eis splitterte mit dem Geräusch von brechenden Knochen. Die Wölfe trieben das Floß noch einige Meter weiter in das Eis, bis es dick genug war, dass es ihr Gewicht tragen konnte. Dies war der äußere Ring von Askaban. Hier war die Kälte der Dementoren so durchdringend, dass das Meer gefror.
„Weiter kann ich euch nicht begleiten“, sagte Jenande leise. „Sie würden mich spüren.“
„Ich verstehe. Ab hier kommen wir alleine klar“, erwiderte Sirius. Er sah zu seinen Wölfen hinüber. „Seid ihr bereit?“
Remus und die anderen nickten.
Jenande reichte Sirius ein kleines Samtsäckchen und der Werwolf teilte die Droge daraus an sein Rudel aus. Dann zückte er seinen Zauberstab, den er sicherheitshalber in einem Holster trug, dass an seinem Unterarm gebunden war. Er atmete tief durch.
„Seid ihr sicher, dass ihr das machen wollt? Die Unverzeihlichen tragen ihren Namen nicht umsonst.“
Remus rollte mit den Augen. „Wir wissen, dass du es nicht ausnutzen wirst, Tatze.“
Sirius lächelte gequält. „Ab jetzt bin ich Canis Majoris. Nur für den Fall, dass ihr in den nächsten paar Stunden einmal lange genug bei Verstand bleibt, um mich zu rufen – was ich bezweifle. Ihr kennt den Plan. Unsere Leute werden in den unterirdischen Kerkern gefangen gehalten. Trotzdem müssen wir oben einsteigen, wegen den Wärtern -“
„Erzähl uns das, wenn wir unter dem Fluch stehen“, unterbrach ihn Remus. „Sonst denken wir doch nicht dran.“
Sirius atmete noch einmal tief durch. Am liebsten würde er das Ganze noch länger hinauszögern, aber das konnte er nicht. Sein Zeitplan war straff.
„Okay“, sagte er schließlich. Er hatte noch nie einen Unverzeihlichen benutzt. Erst recht nicht auf so viele Personen auf einmal. Und der Zauber musste stark sein, er musste sie wirklich komplett kontrollieren wollen.
Sirius hob den Zauberstab. „Imperio!“
Die angespannten, in der Kälte zitternden Körper der Wölfe entspannten sich. Ein glasiger Ausdruck legte sich auf ihre Gesichter, als würden sie unter dem Einfluss von Veritaserum stehen. Mit einer monotonen Stimme trug Sirius ihnen die auswendig gelernten Befehle vor, die sie zu befolgen hatten. Wenn er sich erst einmal selbst verwandelte, würde er nicht mehr zu ihnen sprechen können, ohne die Dementoren auf sich aufmerksam zu machen.
Als er fertig war, sahen die vier ihn erwartungsvoll an. Der Plan startete, sobald er das Signal gab.
„Ihr werdet es schaffen“, meinte Jenande zuversichtlich. „Da bin ich mir sicher.“
Sirius wünschte, das konnte er von sich ebenfalls behaupten. Er wollte nicht zurück nach Askaban. Er wollte Jenandes Veela-Schutz nicht gegen die Aura der Dementoren austauschen. Er wollte am liebsten wieder umdrehen.
Aber er durfte nicht. Ohne ihn waren die Zwielichtigen dort drin verloren.
Jenande trat zu ihm und im Gegensatz zu Sirius schien sie das Eis unter ihren nackten Füßen gar nicht wahrzunehmen. Sie sah ihm tief in die Augen, und oh, ihre wunderschönen klaren Augen...
„Du wirst zu mir zurückkommen“, flüsterte die Veela und strich ihm hauchzart mit ihren schlanken Fingern über die Wange, „du wirst zurückkommen und wir werden deinen Sieg feiern.“
Ganz leicht nur war die Berührung ihrer Lippen auf den Seinen, fast wie ein Traum. Sirius' Augen weiteten sich überrascht. Er spürte, dass er zwar dem Zauber dieser Frau vollkommen erlegen war...aber dass sie ihren magischen Charme nicht einsetzte.
Sirius packte die Veela an den Schultern und zog sie zu sich. Das Tier in ihm grollte, als er seine Nase in ihrem hellen, wunderschönen Haar vergrub und ihren Duft einsog. Jenande rührte sich nicht in seiner besitzergreifenden Umarmung und nach einigen überraschten Sekunden erwiderte sie sie sogar leicht.
Widerwillig ließ Sirius sie schließlich los, aus Angst, sie zu fest zu halten und diesem zerbrechlichen Wesen weh zu tun.
„Ich werde zurückkommen“, versprach er fest. „Darauf kannst du dich verlassen.“

*

Narzissa Malfoy hatte Angst.
Das hätte sie nie zugegeben – weder eine Black, als die sie geboren wurde, noch eine Malfoy, die sie jetzt war, hatte jemals Angst. Sie würde es eher als ein panisches Unbehagen bezeichnen.
Dabei gab es dafür momentan nicht einmal großen Grund. Voldemort – allein diesen Namen zu denken, jagte ihr Schauer über den Rücken – war endlich aus ihrem Haus verschwunden, wenn auch nicht sicher war für wie lange. Glücklicherweise hatte er einen Großteil seiner Schlangen und Vampire mitgenommen. Aber eben nicht alle. Einige waren noch da und besonders im Fall der Blutsauger bereitete das Narzissa Sorgen – denn ihr Mann war ebenfalls mit dem Dunklen Lord aufgebrochen.
Sie war ganz allein in diesem Haus mit mindestens vier Vampiren.
Eigentlich hatte sie sich die ganze Nacht lang in ihrem Zimmer einschließen wollen. Um zu studieren, natürlich. Warum mussten diese Kreaturen auch hier bleiben? Es war doch Nacht! Aber nein, sie sollten ja 'die Stellung halten'. Über diesen Befehl beschwerten sich die Vier fast so sehr wie Narzissa – wenn auch nicht in der Gegenwart ihrer Anführerin.
Jedenfalls traute die Malfoy den Dunklen Kreaturen nicht über den Weg. Doch sie war es gewohnt, vor dem Schlafengehen einen Tee zu trinken und entschlossen, diese Tradition nicht wegen diesen Geschöpfen aufzugeben. Das würde ihr Stolz einfach nicht erlauben.
Also raffte sie sich auf und ging die Treppe hinunter, Gott dankend, dass sie nicht knarrte. Sie erreichte die Küche ohne Zwischenfälle und hatte gerade das Wasser aufgesetzt – da fiel ihr Blick auf eine tote Ratte im Spülbecken. Eine Ratte mit zerfetzter Kehle und ausgedörrten Gliedern.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken und wich ein paar Schritte zurück. Widerlich! Diese grässlichen Vampire ließen ihre Überreste im ganzen Haus liegen! Was für eine abnorme Brut, was für ein-
„Deine Tischmanieren lassen echt zu wünschen übrig, weißt du das?“
Narzissa stolperte in Gedanken. Die Stimme kam aus dem Nebenzimmer, deren Tür nur angelehnt war. Sie durfte sich ihrer Wut nicht hingeben! Wenn sie ein unerwartetes Geräusch machte, kamen diese Vampire vielleicht auf falsche Gedanken...
Narzissa schwang lautlos ihren Zauberstab und entfernte die Sauerei in der Spüle. Am liebsten wäre sie gleich wieder nach oben gegangen, aber ihr Tee war noch nicht fertig. Das wäre doch gelacht, wenn sie sich in ihrem eigenen Haus nicht behaupten konnte!
„Was kann ich dafür, dass sie mich über Nacht hier einsperren!? Die Menschen darf ich nicht anrühren. Ich streite mich mit ein paar verdammten Schlangen um die Beute! Wie hältst du das denn aus?!“
Narzissa lehnte sich so leise wie möglich gegen die Mauer. Es bereitete ihr wenigstens eine geringfügige Genugtuung, diese beiden Monster im Nebenzimmer zu belauschen. Ein Blick durch den Türspalt verriet ihr, dass die beiden Typen über einer Partie Zauberschach saßen. Das alte Erbstück aus Elfenbeinfiguren von ihrem Großvater!
„Idiot! Ich hab mich natürlich vorher mit ausreichend magischem Blut versorgt. Solltest du auch mal probieren.“
„Klar, weil die Drachen ja auch frei in der Gegend rumlaufen.“ Ein Schnauben. „Ich bin froh, wenn wir diesen hässlichen Lord wieder los sind. Was glaubst du, wie lange das noch dauert?“
„Keine Ahnung. Aber man munkelt, Sariel habe da so eine Trumpfkarte.“
Narzissa spitzte die Ohren.
„Was für eine?“
„Den Erzeuger.“
„Den was?“
„Den Erzeuger!“
„Von wem?“
„Von dem!“
„Ach, von dem?“
Eine kurze Stille, vermutlich ein Nicken. Narzissa fragte sich, von was zum Teufel die beiden redeten.
„Das ist allerdings eine Trumpfkarte. Ist nur die Frage, ob sie für oder gegen den Dunklen Lord eingesetzt wird.“
„Kommt drauf an. Wenn die Schlange uns nach dem Sieg betrügen will, dann gegen. Wenn die Schlange gar nicht siegt, dann vermutlich als Pfand, um mit der anderen Seite zu verhandeln. Brenzlig wird's nur, wenn die Oberschlange frühzeitig Wind davon bekommt oder ein anderer Fehler gemacht wird, dann kann's als Beschwichtigung benutzt werden.“
„Guter Plan. Solange der Erzeuger mitspielt, natürlich.“
„Gibt keinen Grund, warum nicht. Sariel wird ihn schon in Sicherheit gebracht haben, wo ihn weder Todesser noch Zwielichtige finden. Irgendeinen Ort, wo beide niemals hingehen würden.“
„Soll mir alles recht sein, solange ich bald wieder hier weg kann.“
„Du musst grad reden. Wer hat denn das ganze Haus mit diesem Blutgeruch verpestet? Ich kann mich ja kaum noch selbst riechen!“
„Und ich sag's dir nochmal, ich bin -“
„Schachmatt!“
„Was?“
„Du bist schachmatt. Her mit den fünf Sickeln.“
„Ey, du hast betrogen!“
Narzissa wandte sich vorsichtig ab. Noch leiser als ohnehin schon goss sie sich ihren Tee auf und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Zimmer. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher. Es würde ihren Mann sicher interessieren, dass die Vampire Pläne gegen den Dunklen Lord schmiedeten. Aber worum nur war es bei dieser Trumpfkarte gegangen?

*


Rubeus Hagrid liebte alles, was viele Beine, Arme oder Zähne hatte. Er liebte alles, was groß, haarig oder feuerspeiend war. Er liebte alles, was viele Augen, Klauen oder Köpfe hatte. Er liebte alles, was gefräßig, giftig oder blutsaugend war.
Das sollte Harry jetzt eigentlich schon zu Genüge wissen. Trotzdem konnte er die Vorlieben des Halbriesen noch immer nicht ganz nachvollziehen. Auf der Welt wimmelte es nur so von wunderbaren magischen Kreaturen. Warum konnte er kein Faible für Einhörner haben? Oder Phönixe. Die waren doch interessant. Niemand liebte die großen, haarigen, feuerspeienden, gefräßigen, giftigen, blutsaugenden Kreaturen mit vielen Beinen, Armen, Zähnen, Augen, Klauen und Köpfen. Aber Hagrid war der festen Überzeugung, dass diese Kreaturen diese Liebe genauso verdient hatten. Es waren ja zutiefst unverstandene Geschöpfe und wenn sie sonst niemand liebte, so tat es doch Hagrid.
Jasmin de Santino hatte nur zwei Beine, nur zwei Arme und nur zwei Augen. Sie hatte nur eine begrenzte Anzahl von Zähnen, überhaupt keine Klauen und nur einen einzigen Kopf. Sie war weder groß noch haarig, weder gefräßig noch giftig und konnte auch kein Feuer speien. Aber sie war ein blutsaugender Vampir und vermutlich war das der Grund, warum Hagrid sie sofort ins Herz geschlossen hatte. Das oder eine Gehirnwäsche, anders konnte sich Harry nicht erklären, wie der Wildhüter um das Mädchen herumwuselte, als wäre sie seine verloren geglaubte Tochter. Ihm sprang die Gefahr, die von diesem Exemplar seiner Art ausging, förmlich ins Gesicht.
„Potztausend! Das versteh' ich ja gar nicht, wie man ein so nettes Mädel wie dich rauswerfen kann!“, polterte der Wildhüter und knallte einen Teller Felsenkekse vor Jasmins Nase.
Diese sah die steinharten Dinger skeptisch an und Hagrid schlug sich mit seiner massigen Hand gegen die Stirn, als er sich an die Sache mit dem Blut erinnerte.
„Ach ja, die wirs´te ja nich essen können, was? Wills'te was von meinem Blut haben?“
Begierig deutete er auf seine Kehle, als gäbe es für ihn nichts Schöneres, als einmal von einem Vampir gebissen zu werden.
„Äh...Nein, danke...Ich hab für die nächsten zwei Wochen im Voraus getrunken...“ Mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck schob sie den Teller von sich.
„Oh!“, machte Hagrid enttäuscht. „Komisch seid ihr. Harry, hier, wollte auch keinen beißen, ich dachte, das macht ihr immer.“
„Altes Vorurteil“, behauptete Jasmin und zwinkerte Harry, der ihr gegenüber an dem massiven Eichentisch saß, verschwörerisch zu. Harry zuckte zusammen, als hätte sie mit ihrem Lächeln eine gespaltene Zunge offenbart.
„Erzähl doch nochmal dem jungen Harry, was'de angestellt hast. Er wird sich bestimmt freuen, jemanden wie dich auf Hogwarts zu haben – nich wahr, Harry?“ Harry wollte gerade sagen, dass er davon ganz und gar nicht begeistert war und dass er den starken Verdacht hegte, dass Jasmin keinesfalls wie er war, sondern im Gegenteil zum anderen Lager gehörte – doch da sprach der Wildhüter schon vergnügt weiter: „Dumbledore – n´ toller Mann, Dumbledore! - hat mir erzählt, dass deine Eltern dich rausgeschmissen haben. Die sind auch Vampire, ja?“
„Ja“, sagte Jasmin seufzend. Sie verbarg ihre Grimasse nicht gerade sehr effektiv – anscheinend hatte sie wenig Lust, alles noch einmal zu wiederholen. „Mein Vater wurde vor drei Jahren verwandelt und hat meine Mutter mitgenommen. Ich entschied mich, ebenfalls zum Vampir zu werden, bevor ich elf wurde. Deswegen bin ich nie nach Hogwarts gegangen und wurde zu Hause unterrichtet. Ich habe nichts angestellt – meine Eltern meinten nur, ich hätte ein paar Manieren nötig und sollte dankbar sein, bei ihnen lernen zu dürfen und bla, bla bla und sieh doch mal, wie schlecht die es in Hogwarts haben, laber, laber, laber und haben mir drei Wochen Zwangsarbeit in diesem grässlichen Wald aufgebrummt.“
Hagrid gluckste vergnügt, als wäre das eine ganz wunderbare Geschichte. „Das ist wirklich toll, dass du mir helfen willst! Ich hätt' ja nich gedacht, dass es so schnell rumgeht, dass Harry ein Vampir ist. Aber es is ne gute Gelegenheit, nich? Man muss ja aufpassen, dass die Vampire sich nicht Du-weißt-schon-wem anschließen!“ Bei diesen Worten machte er ganz große Augen, als würde er einem Kleinkind erzählen, dass es sich vor dem bösen Wolf in Acht nehmen soll. „Da is es ganz gut, wenn Dumbledore zeigt, dass er den Vampiren gegenüber nich nur tolerant is, weil Harry jetz einer is, sondern so allgemein! Indem er arme Würmer wie dich aufnimmt.“
Selbst Harry unterdrückte ein Schnauben. Hagrid war durch und durch Dumbledores Mann. Sicher, der Schulleiter war weise, aber davon auszugehen, dass sämtliche Vampire sich von Voldemort fernhielten, nur weil Hogwarts eins ihrer herrenlosen Mädchen aufgenommen hatte, hielt Harry für naiv. Er konnte es Dumbledore nicht verübeln – der war den Dunklen nie begegnet. Er hatte den Ausdruck im Gesicht ihrer Anführerin nicht gesehen, als sie eben der Vampirin, neben der Harry gerade saß, befohlen hatte, ihn umzubringen. Wenn Voldemort nach ihnen rufen würde, würden sie kommen.
Und überhaupt – arme Würmer!?
„Hagrid – ich würde mich ja liebend gern noch weiter unterhalten, aber es ist schon spät in der Nacht...“, meinte Jasmin da vorsichtig.
„Oh, natürlich! Ihr müsst ins Bett, was? Du wohnst ja oben im Schloss, nicht wahr? Recht hast du, Recht, ist viel zu spät – du solltest auch gar nicht hier sein um die Uhrzeit, Harry! Wenn du dich nicht unter deinem Tarnumhang an mir vorbeigeschlichen hättest, hätte ich dir die Tür gleich wieder vor der Nase zugemacht!“
„Hagrid – wir sind Vampire. Ich meinte, dass Harry und ich den Rest der Nacht nutzen müssen, um noch etwas jagen zu gehen, im Verbotenen Wald.“
Wie bitte, was? Er hatte sich heute morgen bereits versorgt. Und sie hatte doch eben auch gesagt, sie hätte für zwei Wochen getrunken!
In diesem Moment festigte Sodom seinen Würgegriff um Harrys rechten Arm. Er hatte den Schlangen verboten, in Gegenwart anderer laut zu sprechen. Man musste die Menschen ja nicht unnötig erschrecken. Diese Bewegung jedoch war eine stumme Frage, oder eher eine Aufforderung - zum Angriff!
„'Türlich, ich Dummerchen. Versteh ich ja. Geht ihr nur, ihr zwei. Wir sehn' uns ja morgen wieder“, meinte Hagrid.
„Ja, bis morgen dann.“ Jasmin stand auf und wandte sich Harry zu. „Na los, komm mit.“
Harry wollte nicht mitkommen. Er wollte schreien, Hagrid Warnungen zurufen, wollte die Vampirin verfluchen und verhexen. Stattdessen kam er mit.
Die schwere Tür der Hütte schloss sich mit einem endgültigen Schlag. Harry Beine zitterten, als er Jasmin folgte. Sie hielt tatsächlich auf den Wald zu und als die Schatten der Bäume sich hinter ihm schlossen, fragte sich Harry, ob man seinen Körper hier je finden würde, wenn sie weit genug gingen. Vielleicht würde ihn ja vorher Aragogs Familie verspeisen? Fraßen Acrumantulas denn Vampire?
„Du darfst jetzt wieder reden“, erlaubte ihm das Mädchen nach einer Weile.
Sofort zog Harry seinen Zauberstab, einen nicht ganz ungefährlichen Vampirfluch auf den Lippen. Jasmin hatte sich erst halb zu ihm umgedreht. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie das rote Licht auf sich zurasen sah. Das Mädchen machte einen Hechtsprung beiseite und entging der Attacke nur knapp.
„Hey! Ich hab nicht gesagt, dass du angreifen sollst!“
Darum kümmerte sich Harry freilich wenig. Er hatte die braunhaarige Dunkle mit den goldenen Augen sofort wiedererkannt. Das letzte Mal hatte sie stark mit dem Einfluss des Sonnenlichtes zu kämpfen gehabt und Harry hatte sie fast schon tot geglaubt. Sein unfreiwilliger Ausflug auf den Gladstone-Friedhof lag schon etwas zurück und seitdem war so viel passiert, dass er den Vorfall schlichtweg vergessen hatte. Sobald er sie jedoch gesehen hatte, war ihm das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit wieder allgegenwärtig, dass er in ihrer Nähe verspürt hatte. Sie hatte ihm Befehle gegeben, die er ausgeführt hatte – einfach so, ohne es zu wollen, ohne es zu beabsichtigen.
Er hatte heute den ganzen Abend lang auf eine Nachricht von Sirius' Prozess gewartet. Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte er den sämtlichen Stoff von Kräuterkunde, Verwandlung, Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Zauberkunst aufgearbeitet – die langen Stunden mit Cale und seinem Paten waren eben doch nicht verschwendet gewesen – jedoch war er Rons Vorwürfen, von wegen er mutiere zu einer zweiten Hermine dermaßen Leid gewesen, dass er aus dem Gemeinschaftsraum geflüchtet und zu Hagrid gegangen war. Wo er eben dieses Mädchen friedlich an dessen Tisch sitzen gesehen hatte.
Jetzt hatte sie ihn in den Wald befohlen – vermutlich um ihn im Auftrag ihrer Anführerin umzubringen. Aber das würde er sich nicht gefallen lassen. Er hatte in den vergangenen drei Monaten einiges dazugelernt und er würde sich nicht kampflos ergeben.
„Stupor!“, rief er und feuerte einen weiteren roten Strahl ab, der Jasmin hinter den nächsten Baum flüchten ließ. Harry schüttelte seine Arme, woraufhin Sodom und Gomorrha unauffällig zu Boden glitten.
„Stopp, verdammt! Hör auf, mich anzugreifen!“
Widerwillig ließ Harry den Zauberstab sinken. Er wusste nicht, wie er seinen Körper daran hindern konnte Dinge zu tun, die nicht er befahl. Seine einzige Möglichkeit schien darin zu bestehen, die Befehle absichtlich zu seinen Gunsten zu interpretieren und eine Erlaubnis auszudehnen. So wie er angegriffen hatte, als sie das Sprechverbot, dass sie ihm schon bei seinem Eintritt in Hagrids Hütte zugeflüstert hatte, aufgehoben hatte.
„Ich bin nicht hinter dir her, okay!? Ich will dir nichts tun“, behauptete Jasmin. „Reg dich endlich ab.“
„Warum bist du dann hier?“, brauste Harry sofort auf. „Du gehörst doch zu dieser Frau, die mich umbringen wollte, oder etwa nicht? Du bist eine Dunkle!“
„Ach komm, du solltest inzwischen wissen, dass die Grenze zwischen Licht und Zwielicht genauso nicht existent ist wie die zwischen Zwielicht und Dunkelheit. Und ich hab dich immerhin nicht umgebracht, oder? Wenn ich das wollte, hätte ich es längst getan. Dazu brauche ich dir nur zu befehlen, dir selbst den Kopf abzuschneiden oder sowas...“
Harry war noch immer misstrauisch. Trotzdem zischte er einen leisen Befehl.
„Hey – was machst du?“
Der Jungvampir grinste böse. „Ich habe meine Schlangen zurückgerufen. Mir kannst du vielleicht befehlen, dich nicht zu töten. Ihnen nicht.“
Jasmin wurde noch eine Spur blasser, als sie ohnehin schon war. Harry genoss ihre Unsicherheit, als er sich auf einen kleinen Felsen setzte und die Basilisken wieder in seiner Ärmel zurückkriechen ließ.
„Also, was tust du hier ? Du hast besser eine gute Erklärung.“
„Ich hab – also – okay, ich bin im Auftrag der Dunklen hier -“, und weil Harry bereits wieder aufspringen wollte, fügte sie rasch hinzu: „Nein, nein, nein, warte! Sei still und lass mich erst ausreden. Du verstehst das nicht! Wir Vampire – die Dunklen – wir sind Einzelgänger. Oftmals Verstoßene, die ihren Erzeuger nicht kennen. Liegen gelassen als Resultat einer missglückten Mahlzeit. Du hast ja keine Ahnung, wie das ist, aufzuwachen und beinahe zu ersticken und nicht zu wissen warum. Und das Entsetzen, wenn du feststellst, dass nur menschliches Blut dein Leiden lindern kann. Du hast keine Ahnung, wie du dich richtig ernährst, du bist jung und unerfahren und bringst haufenweise Leute um. Ich hatte keinen Meister, ich musste das alles selbst rausfinden. Ich wusste nicht von den Sicheren Orten, ich wusste nicht vom Zwielicht. Verdammt, vor meiner Verwandlung wusste ich nicht einmal von der Zaubererwelt! Alle haben sie mich gejagt, die Polizei, das Ministerium, alle. Als ich endlich andere Vampire fand und mich ihren Massenjagden anschloss, nun, das war auch nicht gerade besser. Es gab mir Schutz, aber allein war ich trotzdem.
Dann kam Sariel. Du kannst dir überhaupt nicht erlauben, über sie zu urteilen, du kennst sie doch gar nicht! Vor Sariel waren wir einfach nur eine Meute blutrünstiger Tiere, die vollkommen gedankenlos töteten, wenn sie der Durst übermannte. Sariel hat uns zusammengeschweißt. Ja, sie hat uns mit Furcht geführt. Sie war unser gemeinsamer Feind, aber unter ihr haben wir etwas von unserer alten Menschlichkeit zurückgewonnen. Was sie aus uns geschaffen hat, ist unglaublich! Solange wir ihr gehorsam sind, sind wir auch sicher.
Das Zwielicht ist keine Alternative mehr. Sie sind hilflos, sie haben verlernt, wie man sich gegen diese Mächte der Unterdrückung wehrt! Niemals würde es ihnen in den Sinn kommen einfach das Ministerium zu zerstören, dass sie zu einem Leben der Heimlichkeit zwingt. Sie würden ja nicht einmal die Auroren töten, die sie jagen. Aber ich lass mir das nicht gefallen!
Wie du vielleicht bemerkt hast, bin ich deine Erzeugerin – oder eher die einzige Erzeugerin, die noch lebt. Junge Vampire sind an ihren Erzeuger gebunden, sie müssen jedem ihrer Befehle gehorchen. Sariel will das als Druckmittel benutzen, aber ich – naja – es ist schon irgendwie unfair, das gebe ich zu. Du hast mir immerhin nichts getan. Wenn ich jemanden töten muss, dann eigentlich nur zur Selbstverteidigung oder um zu trinken. Sariel weiß das und versucht mich deshalb in eine Situation zu bringen, in der ich mit dir kämpfen muss. Sie hat mich hergeschickt, damit ich dich im Auge behalte. Du sollst immerhin nicht zu früh von irgendeinem anderen getötet werden. Im Prinzip sollst du meine Geisel sein, aber solange du mir keinen Grund dafür gibst, werde ich dir nichts tun. Du sitzt doch hier in Hogwarts ohnehin nur rum, da brauchst du mich gar nicht weiter beachten. Wenn es so weit ist und von mir verlangt wird, dass ich dich zum Dunklen Lord bringe oder etwas in der Art, bin ich so fair dir vorher Bescheid zu sagen. Wenn du mich besiegst, kann ich ruhigen Gewissens behaupten, mein Bestes getan zu haben und du haust einfach ab. Na, was hältst du davon?“
„Wisch ihr dassss Grinsssen vom Gessssicht, Harry“, schlug Gomorrha leise vor.
Harry deutete wütend auf seine Kehle.
„Uuups. Tschuldigung. Du darfst wieder reden.“
Harry musste ein paar Mal tief durchatmen. „Was – zum – Teufel – meinst – du – damit!? Voldemort? Ich dachte, diese Vampirin wollte dem Ministeriums eins auswischen, indem sie mich umbringt!“
„Was? Nein, das war doch damals, aber jetzt – oh! Sag bloß. Das weißt du gar nicht?“
„Was weiß ich nicht?!“, fragte Harry knurrend.
“Sssie ist abgelenkt! Darf ich sssie beißen? Darf ich?“ Der Vampir beachtete die Schlange nicht.
„Der Dunkle Lord ist zurückgekehrt. Sariel hat sich mit ihm verbündet. Unter Vorbehalt, aber -“
„Was!?“
Harry starrte Jasmin mit offenem Mund an. Voldemort war zurückgekehrt?
„Wie – seit wann...?“
„Du hast echt keine Ahnung? Dabei haben es die Zwielichtigen doch ziemlich schnell rausgefunden. Sie müssten gerade dabei sein, sich die Köpfe einzuschlagen...Oh, das dürfte ich nicht sagen. Vergi-“
Aber Harry´s Basilisken hatten genug davon, ignoriert zu werden. Sie wussten, dass Harry ihnen keinen Angriff befehlen konnte, also handelten sie selbst. Sodom schnellte nach vorne und schnappte nach Jasmins Fuß, was ihr ein hohes Quietschen entlockte.
„Nimm das weg, nimm das weg!“, kreischte sie am Rande einer Panikattacke.
Harry musste wohl oder übel aufstehen, um – natürlich in Zeitlupe – nach Sodom zu greifen. Dabei übersah er geflissentlich dessen Zwilling. Gomorrha hatte sich an einem kleinen Baum hinauf gewunden und ließ sich nun direkt auf Jasmin hinunterfallen. So wie Sodom immer wie ein Schal um Harrys Hals lag, hatte auch sie sich nun postiert. Nur das ihr Griff um einiges fester war.
„Ich kann zubeißßßen, lange bevor du da bissst. Sssag ihr, ssssie ssoll dir keine Befehle mehr geben, dann lasssss ich sssie vielleicht frei.“
Harry bereitete es das größte Vergnügen, diese Anfrage zu übersetzen. „Gomorrhas Gift soll ziemlich stark sein. Es setzt dich auf jeden Fall eine ganze Zeit lang außer Gefecht. Zeit, in der du extrem große Schmerzen leiden würdest“, fügte Harry noch wichtigtuerisch hinzu. Sodom lag bereits wieder um seine Schultern und zischte zufrieden.
„Ich – okay. Kannst du ihr jetzt bitte sagen, sie soll da weggehen?“ Die angeblich doch so taffe Jasmin schien sich überhaupt nicht wohl in ihrer blassen Haut zu fühlen.
„Was meinst du mit 'Sie müssten gerade dabei sein, sich die Köpfe einzuschlagen'?“
„Hey, ich hab echt Angst vor Schlangen, könntest du -“
„Was meintest du damit?“
„Ach, keine Ahnung! Die Spione haben rausgefunden, dass die Zwielichtigen heute Askaban angreifen wollen...und der Dunkle Lord hat sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, um seine alten Todesser aus dem Gefängnis zu befreien. Bitte, nimm das Vieh -“, Gomorrha zog sich noch enger zusammen, „Nein, das war kein Befehl! Ich meine – bitte, würdest du diese Schlange jetzt wegnehmen?“
Aber Harry konnte nicht sprechen. Ungläubig sah er erst einige Sekunden lang Jasmin an, dann wanderte sein Blick gen Himmel. Der Vollmond war schon seit einigen Nächten vorbei.
Was sollte das heißen? Der geplante Angriff sollte doch erst in ein paar Tagen stattfinden, das hatte Sirius ihm doch geschrieben! Und er hatte ihn mitnehmen wollen!
Wut machte sich in ihm breit. Sein Pate hatte ihn mal wieder aus der Gefahr heraushalten wollen und ihn einfach angelogen! Jetzt würde er Voldemort persönlich gegenüberstehen! Harry konnte noch immer nicht so recht glauben, dass der Mörder seiner Eltern wieder zurück war. Er hatte immer gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, aber das...Er musste Sirius helfen! Immerhin hatte er Voldemort schon zweimal gegenüber gestanden, zählte man das eine Mal nicht mit, an das er sich nicht erinnern konnte.
„Wir werden nach Askaban gehen“, verkündete Harry.
„Was!? Bist du verrückt? Warum?“
„Ich kann die Zwielichtigen doch nicht im Stich lassen! Sie wissen nicht, dass Voldemort“, Jasmin zuckte zusammen, „angreifen will. Jemand muss sie warnen. Oh, ich werde Sirius was erzählen! Warum hat der mir das nicht gesagt!?“
„Du bist wirklich vollkommen durchgeknallt. Sie werden längst angefangen haben. Und selbst wenn nicht, das ist ein verdammt weiter Weg. Da kommst du doch niemals rechtzeitig hin.“
„Harry, glaubssst du wirklich, dassss das sso eine gute Idee-“
„Ich kann apparieren, das wird kein Problem sein“, flüsterte Harry an Sodom gewandt. “Ich werde nur vorher noch Dumbledore eine Nachricht zukommen lassen. Das Licht mag einiges falsch gemacht haben und ich will auch nicht, dass der Orden sich einmischt – immerhin ist der Angriff nicht gerade legal – aber sie sollten auch nicht glauben, dass ich entführt worden bin oder so.“
Harry drehte sich wieder zu Jasmin um. „Was heißt hier, ich? Ich habe von uns gesprochen. Wir werden hinapparieren.“
Jasmin erschauderte. „Niemals! Abgesehen davon, dass um Askaban die weitläufigsten Anti-Apparationsschirme überhaupt liegen und wir einen ewigen Fußmarsch vor uns hätten... Sariel hat mich auch deshalb hierher geschickt, weil ich hier sicher bin. Kämpfen liegt mir nicht.“
„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Du hast eine giftige Würgeschlange um den Hals. Nennst du das sicher?“
Gomorrha gab die Schlangenvariante eines Lachens von sich.
„Aber – das geht doch nicht! Was hab ich dir getan?“
„Du bist eine dunkle Vampirin und hast selbst zugegeben, dass du Menschen tötest, um zu trinken. Ich kann dich ja wohl schlecht unbewacht in Hogwarts lassen. Oder willst du, dass ich den wahren Grund deines Aufenthalts verrate?“
„Ganz ehrlich? Das wäre mir lieber.“
Harry hob eine Augenbraue. „Du landest in beiden Fällen in Askaban. Wenn du mit mir kommst, hast du vielleicht eine Chance, nicht für immer da bleiben zu müssen.“
“Tja, jetzt ist der Spieß wohl umgedreht“, flüsterte Sodom schadenfroh. “Die Geisssssssel nimmst den Geissssselnehmer alsss Geissssel.“ Die Worte kamen nur als einziges langes Zischen hervor, aber Harry musste trotzdem schmunzeln.

*

„Wünschen sie etwas, äh...zu trinken?“, fragte Tom, der Gastwirt nervös. In den Tropfenden Kessel kamen öfter seltsame Gestalten, aber der hier schien ihm eher in die düsteren Spelunken der Nocturngasse zu gehören. Mit seinem langen, schwarzen Kapuzenmantel und den behandschuhten Händen sah er fast wie ein Dementor aus. Seine kalte Ausstrahlung passte hervorragend dazu.
Der Fremde hob den Kopf. Unter der Kapuze musste ein Schattenzauber liegen, denn alles was Tom sah, waren schwarze Nebelfetzen.
„Bringen Sie mir eine Kleinigkeit zum Abendbrot – oder, angesichts der Uhrzeit, wohl eher einen Mitternachtssnack. Und eine Zeitung, bitte.“
Tom kehrte erleichtert hinter seinen Tresen zurück. Als dieser Mann kurz vor Ladenschluss hereingekommen war, hatte Furcht seinen Unmut über die späte Störung verdrängt. Halb hatte er erwartet, dass der Fremde Menschenblut oder etwas Ähnliches bestellen würde. Dass er menschliche Nahrung zu sich nahm, ließ ihn gleich viel normaler erscheinen.
„Passiert nicht oft, dass um diese Zeit noch jemand herkommt“, sagte der Wirt, als er seinem Gast ein paar belegte Brote und einen Tagespropheten brachte. Er hatte sich wieder an seine Pflichten der Gastfreundlichkeit erinnert. „Aber lassen Sie sich ruhig Zeit. Mein Name ist Tom und ich muss hier sowieso noch eine Weile aufräumen.
Der Zauberer nickte abwesend. Tom ließ ihn in Ruhe, als er die Zeitung aufschlug. Gerade machte er sich daran die Tische abzuwischen, da hörte er ein leises Zischen.
Der Wirt erstarrte mitten in der Bewegung. Das Licht der verbliebenen Kerzenleuchter flackerte wie in einem plötzlichen Windstoß. Schatten spielten zwischen den schweren Eichentischen und es schien kälter zu werden. Wieder ein Zischeln, wie von einer Schlange. Tom starrte zu dem Fremden hinüber. Kein Zweifel, die Geräusche kamen von ihm. Ein Zischeln und Lispeln wie von hundert giftigen Schlangen.
Tom wagte sich ein paar Schritte vor. Der Zauberer las in seiner Zeitung und obwohl er sein Gesicht nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass er dabei vor sich hinzischte. Diese...Person sprach mit Schlangenzungen. Ein Parselmund.
Tom hatte nur von einer einzigen Person gehört, die mit Schlangen sprechen konnte und deren Namen sprach niemand aus. Aber das war unmöglich. Natürlich war das unmöglich – ER würde niemals in den Tropfenden Kessel kommen. Abgesehen davon, dass er höchstwahrscheinlich gar nicht mehr lebte, schon seit zehn Jahren nicht mehr.
Tom wurde blass. Er konnte doch keinen Sohn haben, oder? Allgemein bezeichnete man doch diesen entflohenen Sträfling Black als seinen Erben. Vielleicht waren die irgendwie verwandt? Er hatte gelesen, dass es jetzt bald einen Prozess geben sollte, in dem über Black entschieden wurde. War dieser Mörder etwa auf dem Weg dorthin? Oder vielleicht war alles schon vorbei und er war schon wieder geflohen?
„Diese Razzia“, tönte plötzlich die dunkle Stimme des Fremden zu ihm herüber, sodass Tom zusammenzuckte, „wohin wurden die Gefangenen gebracht?“
„N-Nach Askaban“, brachte der Wirt hervor und geriet ins Schwitzen.
„Askaban...“, murmelte der Verhüllte. Es klang nicht so, als würde der Name bei ihm irgendetwas berühren.
Der Fremde tippte auf den kleinen Artikel über die Razzia neben dem großen Aufmacher über Blacks Prozess und Pettigrews angeblicher Wiederauferstehung – der übliche hochgestochene Mist – und fragte: „Wo genau liegt Askaban?“
Tom runzelte die Stirn. Black musste doch selbst genau wissen, wo das Gefängnis lag. Schließlich war er von dort geflohen.
„Irgendwo an der Küste Schottlands“, meinte der Wirt vage.
Der Fremde nickte. Dann zischte er wieder leise – Worte in einer unheimlichen Sprache. Tom sah nirgendwo eine Schlange. Vielleicht führte er Selbstgespräche? Hätte ihn nicht gewundert, wenn dieser Typ tatsächlich der vollkommen durchgeknallte Irre aus den Nachrichten war.
„Ich danke Ihnen“, sagte der namenlose Gast schließlich und stand auf. Er warf ein paar Münzen auf den Tisch und verließ den Schankraum Richtung Winkelgasse.
Tom seufzte erleichtert auf, als die Tür sich hinter ihm schloss. Dann bemerkte er den Teller, der immer noch auf dem Platz des Fremden stand. Das Essen war unberührt. Er hatte nur die Zeitung mitgenommen.

XxX

Im nächsten Kapitel geht also die Schlacht um Askaban los... Die Zwielichtigen müssen gegen Dementoren und Todesser gleichzeitig kämpfen – ob sie das schaffen?
Für meine liebe Beta-chan Straw fangen jetzt die Prüfungen an, weswegen sie keine Zeit mehr zum Kontrollieren hat. Deswegen muss ich hier Werbung machen. Wer von euch glaubt, genug Zeit und Nerven zu haben um alle Rechtschreib- und Tippfehler aus meiner Rohfassung herauszulesen und mir vielleicht noch eine Gesamteinschätzung des Kapitel geben kann (keine bange, nur so eine Art ausführliches Review), der kann sich gerne bei mir melden und kriegt die nächsten Kapitel früher als alle anderen zu lesen.
Traurigerweise muss ich euch sonst nämlich auf in 2-4 Wochen bis zum nächsten Kapitel vertrösten, wenn Straw wieder Zeit hat. Also meldet euch einfach bei mir, wenn ihr Zeit und Lust dafür habt!^^


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis