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Fanfiction

Harry Potter Und der Zauberstablehrling - Paradies oder Hölle? II.

von rodriquez

Die Flucht ins Paradies

So schnell, und so weit die Füße tragen.
Harry rannte entlang des Bürgersteiges der Straße, die ihn vom Hotel, von Hermine wegbringen sollte.
Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, weil seine Gedanken sich nicht von der Stelle rührten. Er konnte laufen, so weit, so schnell, so lang er wollte, es war nur das Hotel, das hinter ihm immer kleiner wurde.
Der warme Fahrtwind einiger Fahrzeuge riss ihm fast den Umhang aus den Händen, streifte seine Haare und sein Gesicht.
Seine Schritte verlangsamten sich, nicht weil seine Beine nicht mehr konnten, sondern weil ihn etwas daran hinderte schnell zu laufen.
Und so war er plötzlich zurück am Strand, hatte unbewusst genau die Stelle des Vorabends gefunden.
„Was tu ich hier?“, schrie der Junge der überlebt hat, und sank tränenaufgelöst auf die Knie. Die Tränen strömten über sein Gesicht und verdampften noch bevor sie den sandigen Untergrund erreichten.
„Ich bin ein Idiot. Ein gottverdammter Idiot.“
Als würde er im Sand einen Schneeengel produzieren wollen warf er sich auf den Rücken und ruderte mit den Armen. Die Augen geschlossen. Jeder Gedanke eine Qual.
Er wollte, dass es aufhört weh zu tun.
Wie viel Zeit seit seiner panischen Flucht aus dem Hotel vergangen war, konnte Harry nicht realisieren.
Jedenfalls lag er immer noch im Sand als er menschliche Stimmen hören konnte.
„Harry...?“
Eine männliche Stimme, die Harry sehr wohl bekannt vorkam, wiederholte unentwegt diesen, seinen Namen.
Voller Anspannung erwartete er den weiblichen Gegenpart.
Obwohl die weibliche Stimme sehr eintönig und leise klang, versetzte es Harry einen tiefen Stich ins Herz.
Ihre Gesichter waren bereits zu sehen, als Harry es endlich schaffte zu reagieren. Ein weiteres Mal warf er den Tarnumhang über und trat die Flucht nach Vorne an.
Oder war es ein erneutes Davonlaufen?
Seinem Freund standen unzählige Fragen ins Gesicht geschrieben, und Hermine wirkte nicht wirklich glücklich.
Dennoch war sich Harry sehr wohl bewusst, warum sie diesen Platz ansteuern würde.
Ausgerechnet dieser Ort. Ausgerechnet.
Tief verletzt begann er zu laufen.
Und er wollte weit weg sein, wenn sich seine Freunde näher kommen. Weit weg.
Es gab nur eine Richtung. Mitten durch die Beiden hindurch.
Fast wäre er mit Hermine kollidiert.
Nicht auszudenken, was dann los gewesen wäre.
Harry gelang ein fehlerfreier Slalomparcours, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Weg!
Einfach nur weg von diesem Ort.
Seine Seele brannte, sein Herz fühlte sich fremd im eigenen Körper an.
Der Ort, an dem er und Hermine sich geküsst hatten.
Wie geschmacklos. Wie respektlos.
Wie konnte sie ihm das nur antun!
Harry stolperte mehr, als er lief.
Plötzlich verspürte er einen stechenden Schmerz am Knöchel.
Er schrie auf, und begann zu schwanken. Der sandige Untergrund kam immer näher.
Zum Glück stürzte er weich.
Der Tarnumhang rutschte von seinem Körper.
Und erschrocken stellte er beim Aufschauen fest, dass er unmittelbar vor dem nächsten, großen Problem stand, oder besser: Der Länge nach lag.
Sonnensegel, und etliche Strandliegen erfassten Harrys erschrockene Augen.
Und direkt vor ihm, nur eine Armlänge entfernt: Hermines Eltern.
Welch ein Auftritt!
Hermines Vater hatte den Stargast noch gar nicht bemerkt, richtete sich erst aus der liegenden Position auf, nachdem er das Gesicht seiner Frau bemerkte, die unaufhörlich auf den am Boden liegenden jungen Mann starrte. Der, zu allem Glück auch nur teilweise zu sehen war. Die untere Hälfte seines Körpers wurde von einem Tarnumhang verhüllt.
Nervös versuchte sich Harry aufzurappeln, doch ein stechender Schmerz an seinem Knöchel hinderte ihn daran.
Sein Gesicht brannte wie Feuer.
Sein Herz raste unaufhörlich.
Seine Kehle ausgetrocknet. Die ersten Versuche den Mund zu öffnen, scheiterten kläglich.
Seine Zunge schien am Gaumen festgenäht.
„MisMister … Mist“, fluchte Harry.
Ein herzerweichendes Lachen von Hermines Mum lockerte die angespannte Situation, und Harrys Zunge.
„Hallo. Mrs. Granger. Mister Granger“, schmunzelte Harry verlegen, und senkte beschämt sein Gesicht.
„Keine besonders ansprechende Begrüßung?“
„Besonders nicht unbedingt“, antwortete Susan immer noch schmunzelnd. „Aber sicherlich interessant und lustig.“
„Wow“, schnalzte Paul mit der Zunge. „Ist das etwa der sagenumwobene Tarnumhang?“
Erst jetzt bemerkte Harry, dass die untere Hälfte seines Körpers immer noch unsichtbar war. Paul war aufgesprungen, lief auf Harry zu, und streckte ihm die helfende Hand, die Harry eigentlich von dessen Tochter erhofft hätte, entgegen.
Harry nahm dankbar, mit einem Nicken, an, setzte sich aber sofort, nach einem neuerlichen, stechenden Schmerz, mit einem lauten „AU-A“, wieder in den Sand.
„Mein Gott Harry, du blutest ja“, rief Susan erregt.
„Ist halb so schlimm, wie es ausseiht“, wiegelte Harry ab. „Ich bin wohl über irgendetwas gestolpert, was mir diesen Auftritt beschert hat“, fragend sah er sich um.
Einige Wurzeln und ein paar abgedorrte Palmenblätter mit sägeblattscharfen Zacken ragten aus dem sandigen Untergrund hervor.
„Ist das Hermines Tasche?“, glaubte er mit einem geschulten Blick in Richtung der Sonnenliegen zu erkennen.
Susan nickte, griff nach der Tasche und reichte sie Harry entgegen.
Dieser zückte seinen Zauberstab und murmelte. „Accio Diptam“.
All das war möglich, weil keiner der übrigen Badegäste dem Vorfall Aufmerksamkeit zu schenken schien, und vor Hermines Eltern brauchte er seine magischen Eigenschaften nicht verstecken.
Mit Hilfe des Diptams gelang es ihm zumindest die Blutung zu stillen, doch der stechende Schmerz war geblieben. „Episkey“, brachte keine Schmerzlinderung.
Paul griff Harry unter die Arme und zog ihn auf die Beine, so, dass er sich zumindest auf eine Liege setzen konnte.
„Immer auf der Flucht“, bemerkte Susan, ohne eine Spur eines Vorwurfes in der Stimme.
„Es tut mir Leid“, erwiderte Harry. „ich … ich“
„Es ist okay, Harry“, unterbrach Susan. „Ich hätte wohl nicht anders reagiert.“
Unterdessen widmete Paul seine Aufmerksamkeit dem Tarnumhang.
„Sie dürfen ihn sich gerne umhängen“, sagte Harry.
Darauf schien Paul nur zu warten.
Harry hatte den Satz noch nicht zu Ende gebracht, als nur noch der Kopf von Hermines Dad zu sehen war.
„Unglaublich“, schüttelte er seinen Kopf und zog ihn rasch wieder ab, aufmerksam die umliegenden Personen beobachtend. „Wahnsinn“.
„Wo warst du?“, hakte Susan nach, schüttelte aber über das kindische Verhalten ihres Gatten den Kopf.
„Nicht weit von hier, hinter einer Düne“, bestätigte Harry, Susans Theorie, dass er in der Nähe geblieben wäre.
Harry deutete dabei mit seinem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war, und Susan verstand Harrys Eile.
„Du bist ihnen begegnet?“
Harry nickte. „Sie waren so beschäftigt, dass diese Begegnung einseitig blieb.“
Paul räusperte sich empört, und seine Frau brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen.
„Vor was läufst du eigentlich davon?“
„Wenn ich ihnen diese Frage beantworten könnte, bräuchte ich nicht das zu tun, was ich tue“, antwortete Harry.
„Du siehst aus, als könntest du Urlaub vertragen“, bemerkte Paul, der sich wie etwas beruhigt hatte, aber immer noch missmutig in die Richtung schaute, aus der Harry gekommen sein, und seine Tochter mit Ron verschwunden, war.
„Ich bin reif für die Insel“, knurrte Harry mit einer Floskel.
„Du möchtest ihnen im Moment sicher nicht über den Weg laufen?“, erkannte Susan.
„Auf keinen Fall“, antwortete Harry, wie aus der Pistole geschossen, und fügte leise „Ich würde es nicht ertragen“, hinzu.
„Dann sollten wir dich schnell von hier wegbringen“
Harry traute seinen Ohren nicht.
„Ich befürchte, dass sie nicht sehr lange weg sein werden.“
Von wegen, dachte Harry. Die sind gerade schwer beschäftigt.
„Das könnte dauern…“, erwiderte er stattdessen.
„Eigentlich hatte ich gehofft, dass du Hermine besser kennen würdest“.
Die ersten vorwurfsvollen Worte von Hermines Mum.
„Ich kenne Ron“, erwiderte Harry mutlos.
„Du kennst sie besser, als du glaubst. Nur dein Glaube ist schwach.“, lächelte Susan. „Ihr seid euch so ähnlich. Euer Problem ist nur, dass ihr eure Gefühle ganz tief hier drinnen versteckt“, dabei drückte sie mit der flachen gegen ihr Herz.
Harrys Schweigen veranlasste Susan ihre Aussage als Bestätigung anzusehen.
„Wir sollten zum Hotel zurückkehren.“
Harry nickte, weil er hoffte, sie würde Recht haben. Allein der Glaube fehlte ihm.
Vorsichtig erhob sich Harry, und zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.
„Das sieht wirklich übel aus, ich sollte es dir verbinden. Hermine hat bestimmt etwas Derartiges in ihrer Tasche…“
„Harry nicke zustimmend, und benutzte erfolgreich einen weiteren Aufrufezauber.
Seinen verbunden Fuß verpackte er in einer Socke aus seinem eignen Rucksack, und setzte einen Fuß vor den Anderen.
Das Laufen funktionierte besser, als vermutet.
„Siehst du“, sagte Susan bei der Ankunft in der Hotellobby. „Du hast einfach zu wenig Vertrauen zu dir selbst.“
Ihr Blick wanderte zu ihrem Mann, der sehr nachdenklich wirkte.
„Wollen wir heute Nachmittag eine Shoppingtour unternehmen?“, fragte er seine Frau.
Die sah ihn entgeistert an.
„Sonst hast du keine Schmerzen?“
Lachend wandte Paul den Blick von ihr ab, und sprach Harry an. „Hast du eine Möglichkeit bis heute Nachmittag unterzutauchen?“
„Eine meiner leichtesten Aufgaben“, knirschte Harry.
„Gut“, nickte Paul. „Dann hört mir zu…“.
Er fuhr erst fort, als Susan und Harry mit einem Nicken bestätigten.
„Du, Harry musst die Zeit bis, sagen wir vier Uhr überbrücken. Zu dieser Zeit solltest du im Yachthafen sein. Warte dort einfach auf mich. Wir…“, sprach er nun seine Frau direkt an. „…gehen auf eine Shoppingtour. Mutter und Tochter werden sicher ihren Spaß haben…“
„…Und Ron wird langsam der Kamm anschwellen“, Susan glaubte zu verstehen.
„Wir werden den Bus nehmen“, erklärte Paul weiter. „Und ich werde Mike einen Besuch abstatten“, für Harrys besseres Verständnis fügte Paul eine Erklärung hinzu: „Mike ist ein guter Freund und Kollege aus meiner Studienzeit, der vor Jahren nach Australien ausgewandert ist, und hier in Darwin in eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis eingestiegen ist. Ich werde mich von den Dreien absetzen, und versuchen etwas für dich zu arrangieren. Und wir Beide treffen uns um Vier Uhr im Yachthafen Vertrau mir einfach.“
Vertrau mir einfach?
Was soll das bringen?
Was hat er vor?
Resignation machte sich bei Harry bemerkbar, und er fasste im Laufe des Nachmittags einen Entschluss, den er dem Vater seiner Freundin am Treffpunkt übermitteln wollte.
Die verbleibende Zeit verbrachte er in einem Café, unweit des Yachthafens, den er schon nach wenigen Gehminuten vom Hotel aus, erreicht hatte.
Von der Terrasse des Cafés bekam er einen freien Blick für die Umgebung, saß dabei im Schatten, und brauchte keine Angst haben entdeckt oder erkannt zu werden.
Er nutzte die Zeit um seinen knurrenden Magen zu befriedigen.
Kängurusteak, oder ein Straußenei traf nicht gerade seinen Geschmack, aber ein Wienerschnitzel mit Pommes und einem Beilagensalat erquickte Harrys Magen, dazu bestellte er sich ein Fosters, und später genehmigte er sich noch zwei Tassen Café, um die verbleibende Zeit bis zum Treffen zu überbrücken.
Er konnte Paul Granger wenige Minuten vor der vereinbarten Zeit unter den wenigen Menschen in der nachmittäglichen Guthitze am Pier ausmachen.
Harry winkte dem Kellner, zahlte seine Rechnung und machte sich erst nachdem er sich versichert hatte, dass Hermines Dad alleine gekommen war, auf den Weg.
„Da bist du ja“, begrüßte Paul den Jungen der überlebt hat. „Hast du die Zeit gut überbrücken können?“
„Mein Magen hat es mir gedankt“, nickte Harry und rieb den selbigen.
„Komm mit“, forderte ihn Paul auf. „Ich möchte dir Jemanden vorstellen…“
Harry stockte.
„Keine Sorge“, schmunzelte Paul. „Sie ist nett.“
Sie?
„Wer ist, Sie?“, erkundigte sich Harry verwundert, doch Hermines Dad ließ seinem „Opfer“, keine Chance zurückzubleiben.
Mit einem gekonnten Griff um das Handgelenk des Freundes seiner Tochter, brachte er Harry dazu, ihm zu folgen.
„Eine nette und hübsche junge Dame“, lächelte Paul über seine Schulter zurück, direkt in Harrys Gesicht.
„Hermine?“, platzte es erschrocken aus Harry heraus.
„Andere Mütter haben auch schöne Töchter“, prustete Paul. „Aber es ehrt dich, dass dir meine Kreation gefällt.“
Der Mann hat einen seltsamen Humor, dachte Harry verwundert, aber irgendwie hat er etwas an sich, dem Harry sofort Vertrauen schenkte.
„Da ist sie ja schon“.
Der Versuch etwas zu erwidern, oder Hermines Dad über seine Entscheidung in Kenntnis zu setzen wurde im Keim erstickt.
Die Chance bot sich gar nicht.
„Was soll ich mit einer netten, jungen, aber völlig unbekannten Dame“, brummte Harry leise, zumal er keine derartige Person erkennen konnte.
„Da, auf dem Boot“, lächelte Paul und war stehen geblieben.
Und tatsächlich.
Harry musste blinzeln, weil die Sonne gnadenlos flimmerte, und eine Gestalt die im Gegenlicht stand kaum erkennbar machte.
„Hallo Harry“, hörte er eine mädchenhafte Stimme, und bemerkte eine ausgestreckte Hand.
„Ähm - Hallo“, nuschelte Harry verlegen, nachdem das Mädchen nahe genug war, um sie zu begaffen.
Und nichts anderes tat Harry.
Die Stimme des Mädchens hatte ihn nicht getäuscht, sie wirkte wirklich sehr mädchenhaft, war aber gewiss älter, als es den Anschein hatte.
Sie hatte mittellange, leicht rötliche Haare, deren Farbe man, aber nur bei genauerem Hinsehen und im Sonnenlicht erahnen konnte.
Freudestrahlend lächelte sie ihn an, ein fröhliches, herzliches Lachen.
Etwas eigenartiges, völlig unbekanntes ging von diesem Mädchen aus.
„Trish - Harry, Harry - Trish“, stellte Paul einander vor. „Trish ist die Tochter von Mike, und sie wird dich an einen traumhaften Ort bringen.“
„Eigentlich heiße ich ja Patricia, aber alle, die mich kennen, nennen mich nur Trish“, plapperte das Mädchen.
Harrys Gesicht zuckte nervös.
Seine Blicke wanderten nervös zwischen Trish und Paul hin und her. Irgendwie hatte er das seltsame Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden.
Frei nach dem Motto: Widerspruch zwecklos!
„Eine einsame, traumhafte kleine Insel“
Das Lächeln schien in ihr Gesicht gemeißelt zu sein.
„Eine Insel?“, wiederholte Harry. „Was soll ich auf einer Insel?“
„Erholung, Abspannen, Urlaub im Paradies“, kicherte Trish. „Du siehst aus, als könntest du die Ruhe und die Abgeschiedenheit gebrauchen.“
„Danke für das Kompliment“, polterte Harry zur Antwort.
Langsam schien er etwas aufzutauen, und schenkte Trish ein höhnisches Lachen.
Dennoch zögerte er, so dass Paul Alles versuchte um Harry auf das Boot zu bekommen.
Er drückte kräftig gegen Harrys Rücken.
„Warum wollt ihr das für mich tun?“, fragte Harry kleinlaut. “Ich möchte nicht, dass sich Andere um meine Probleme sorgen.“
„Hast du einen besseren Plan?“, konterte Trish. „Warum so Bescheiden?“
„Ich möchte nach Hause“.
„Nach Hause?“, rief Paul. „Wo ist dein zuhause?“
„In Britannien...“
„Dein zuhause ist hier Harry“, erwiderte Paul. „hier, an der Seite von Hermine.“
Warum soll ich dann auf eine einsame Insel?
Und wo ist sie bitte?
Bevor Harry seine Worte unüberlegt aussprechen konnte, winkte Paul ab, und brachte Harry zum verstummen.
„Wir wissen Alles über dich. Mine hat uns soviel erzählt. Wir wissen was deine Eltern für dich getan haben, und wir wissen, wie du all die Jahre gelitten hast. Du hast Hermine ohne zu überlegen, deine Hilfe angeboten, und bist an ihrer Seite hierher gekommen.“
„Meine Hilfe ist aber beendet“, verteidigte Harry seine Entscheidung. „Sie hat ihre Eltern gefunden.“
„Dir ging es nie um Susan, oder mich.“
„Bitte, sagen sie das nicht.“
„Deine Sorge ehrt dich. Und wir haben dich schon bewundert, als du letztes Jahr deine Sorgen in einem heimlichen Brief mitgeteilt hast.“
„Das hätte Jeder getan...“
„Erstens, bist du nicht Jeder. Und zweitens hat es sonst Niemand für nötig gehalten, selbst unserer eigenen Tochter mussten wir auf die Füße treten. - Deine Sorge, Harry. Deine Hilfe, und ziemlich sicher sogar, deine Liebe, gilt einzig Hermine. Gib nicht auf.“
„Und warum schicken sie mich dann auf eine Insel?“
„Sie eignet sich wunderbar zum Nachdenken. Genieß die Ruhe, und komm zu neuen Kräften“, warf Trish ein. „In zwei Tagen kann viel geschehen.“
„Was soll den eurer Meinung nach in zwei Tagen geschehen?“, erwiderte Harry. „Meine Aufgabe ist erfüllt“
„Feigling!“, konterte Trish und forderte Harry damit heraus. „Komm an Bord ... zwei Tage ... was hast du zu verlieren?“
„Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber wenn ihr meint?“
„Zuhause?“, leistete das hübsche Mädchen Harry weitere Überzeugungskraft. „Wo willst du beginnen dein Zuhause zu suchen?“
„Ich kann mit dem Wiederaufbau meines Elternhauses beginnen...“
„Wiederaufbau?“.
Ein Wort das dem jungen Mädchen zum ersten Mal die Sprache raubte.
Ihr Gesicht verfinsterte sich.
„Hier hast du Angst den Beiden über den Weg zu laufen“, ergänzte Paul. „Nutze die Chance, zwei Tage im Paradies zu sein. Vielleicht ist Ron schon weg, wenn du zurückkommst.“
„Ron ist mein bester Freund, und Hermine meine beste Freundin. Und erschwerend kommt hinzu, dass meine besten Freunde ein Paar sind. Und ein Paradies, wäre nur ein Paradies...“
„...wenn Hermine dabei wäre?“, unterbrach Trish, die sich wieder gefangen hatte.
„Ich sagte ja, es würde eine schwere Geburt werden“, lästerte Paul mit Blick zu der jungen Dame.
„Ihr habt euch intensiv über mich unterhalten?“, nickte Harry unter der Erkenntnis. „Und ich wunderte mich schon, woher du dein Wissen über mich her hast…“, fügte er mit Blick zu Trish hinzu.
„Also ich würde mir diese Chance nicht entgehen lassen“, sagte das Mädchen auf dem Boot, und streckte auffordernd ihre Hand nach Harry.
Noch immer machte Harry keinerlei Anstalten.
„Einige wenige Stunden auf einer paradiesischen Insel. Schwing deinen störrischen Hintern aufs Boot“, forderte sie energisch. „Du sturer, alter, britischer Esel.“
Widerwillig setzte Harry den ersten Fuß über die Reling, starrte dabei aber ununterbrochen dem forschen Mädchen ins Gesicht.
Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
Er hatte sie schon einmal gesehen.
„Du nimmst auch kein Blatt vor den Mund“, stellte Harry fest. „Das kann eine lange Fahrt werden, mit solch einer Plappergöre.“
Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der Plappergöre.
„Na wenigstens hast du nicht deinen Humor und dein Kampfeswillen verloren“.
„Geh schon“, munterte ihn Paul auf. „Glaub mir, du wirst es nicht bereuen.“
„Die Vernon Islands haben ihr eigenes unbekümmertes Flair“, erklärte Trish.
„Ver…Vernon?“, wiederholte Harry. „Mein Onkel heißt Vernon. Mit ihm hatte und verbinde ich nur schlechte, unangenehme Erfahrungen.“
Trish schnaufte schwer durch, packte einfach Harry's Arm und zerrte ihn vollständig ins Boot.
Harry war verwundert, weil diese Berührung ein sehr flaues Gefühl in seinem Innern auslöste.
Auch Trish wirkte kurzzeitig irritiert.
Zum ersten Mal konnte er das Mädchen direkt und ohne Gegenlicht anschauen. Die Erkenntnis traf ihn, wie ein Blitz.
Er hatte sich wirklich schon einmal gesehen.
„Na endlich“, schnaufte Trish, und lenkte von einem flauen Gefühl ab. Erleichterung lag in ihrer Stimme.
„Eigentlich wollte ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein. Aber bei einem so störrischen Esel…“
„Wie lange wird die Fahrt denn dauern?“, erkundigte sich Harry.
„Etwa eine Stunde - Du solltest dich hinsetzen, oder gut festhalten“, wies ihn Trish an. „Du musst dich erst an das Boot gewöhnen. Es wird dir, wenn du es nicht gewohnt bist, am Anfang die Luft zum Atmen nehmen.“
Doch Harry trat mutig an ihre Seite.
Die Fahrt begann tatsächlich mörderisch.
Das Boot schaukelte und schlug mit der Nasenspitze auf die Wellen.
Der Fahrtwind nahm ihm die Luft zum atmen. Seine Haare flatterten. Doch er blieb standhaft und mutig stehen.
„Also, wenn Pauls Tochter dich nicht will“, lächelte Trish, als sie den Hafen hinter sich gelassen hatten. „Ich würd' dich ohne zu fragen nehmen … hmmm“, überlegte Trish. „Patricia Potter … Klingt gut, findest du nicht?“
Eine Aussage, die bei Harry Gänsehaut verursachte.
“Und sie hätte noch einen Vorteil. Ich könnte meine Initialen behalten. P - P.“
„Kennen wir uns irgendwo her?“, fragte Harry ohne nachzudenken.
„Das war jetzt aber, der plumpste Anmachversuch von allen“, kicherte Trish.
„Das war kein Anmachversuch, sondern eine wahre Feststellung“, erwiderte Harry standhaft. „Ich habe dich heute Morgen in dieser Bar, nahe dem Hotel gesehen. Du hast geflippert, und ich saß alleine am Tresen … und zurück zu deinem Angebot, für das ich mich bedanke, das ich aber ablehnen muss“, lächelte Harry verlegen, „weil ich befürchte, du würdest mit mir das große Unglückslos Nummer Eins ziehen.“
„Weil hier…“, Trish löste eine Hand vom Steuer, und schlug damit gegen Harrys linke Brust. „…das Besetzt - Schild aufleuchtet?“
„Eine sicherlich etwas seltsame Beschreibung, aber es trifft den Kern.“
„Warum versteckst du es dann vor ihr?“
„Wer sagt, dass ich das tue?“, erwiderte Harry.
„Du hast es ihr gesagt?“
„Du bist ganz schön neugierig“, lächelte Harry immer noch leicht verlegen.
„Entschuldige, wenn es dich stört können wir auch über Kokospalmen sprechen, die du auf der Insel zu Hunderten finden wirst. Aber du siehst aus, als würde es dir gut tun, darüber mit einem Unbedarften zu sprechen.“
„Einer Unbedarften“, korrigierte Harry. „Die mir, zum einen, gerade ein unmoralisches Angebot gemacht hat, und zum Andern ein loses Mundwerk hat. Wie alt bist du eigentlich?“
„So etwas fragt man eine Dame nicht“.
Harry hustete und vollführte eine entschuldigende Geste. „Entschuldige, aber ich muss mich wohl erst an deinen Humor gewöhnen.“
„Nicht nur du“, lachte Trish. „Also?“
„Also was?“
„Hast du es ihr gesagt?“
„Ja - in Wort und Tat.“
„Wow“, staunte Trish. „Du hast sie flach gelegt? Wo liegt dann das Problem?“
„Das ist kompliziert … und, nein, ich habe sie nicht flach gelegt.“
„Braucht der große Harry Potter, der Retter unserer Gemeinschaft etwa Unterricht in der Liebe?“
Harry lachte lauthals. „Das hoffe ich doch nicht. Aber woher weißt du…“
„Australien mag für euch Briten zwar, am Ende der Welt liegen. Aber wir leben nicht hinter dem Mond.“
„Wo habe ich das behauptet?“, konterte Harry. „Ich bin nur überrascht, dass du eine Hexe bist.“
„Und woher kommt diese Vermutung?“, wunderte sich Trish.
„Der Retter unserer Gemeinschaft“, wiederholte Harry.
„Nochmals - Wow“, strahlte Sue. „Ich habe die Aufmerksamkeit des größten Zauberers aller Zeiten.“
„Auf diesen Titel hätte ich nur zu gern verzichtet“, erwiderte Harry traurig.
„Hat die Zerstörung deines Elternhauses mit deiner Traurigkeit zu tun?“
„Nicht Zerstörung des Gebäudes, sondern das was darin zerstört wurde“, antwortete Harry. „Meine Familie.“
Harry gönnte sich einige Augenblicke in Erinnerungen, und war dankbar, dass Trish, diesen Moment nachdenklich respektierte.
„Was ist nun?“, fragte Harry unter einem Abschütteln von schönen, aber traurigen Erinnerungen. „Bist du nun eine Hexe?“
„Carolina Hughes Schule für Hexerei und Zauberei. Demnächst Siebtes Schuljahr, zurzeit in Sommerferien“, plapperte Trish wieder los. „Damit dürfte sich auch die Frage nach meinem Alter erledigt haben.“
„Warum tust du, das für mich? Oder deine Eltern?“
„Weil ich sowieso nicht Besseres zutun habe, und für jede Abwechslung in den Ferien dankbar bin. Und bevor die Frage kommt, warum wir nicht Disapparieren? …Nun, die Insel ist sozusagen magisches Schutzgebiet.“
„Wie bitte?“
„Geschichte der Zauberei, Seite dreihundertfünfundachtzig“
„Puhhh“, stöhnte Harry. „Bücher sind eher was für Hermine. Geschichte der Zauberei ist für sie Pflichtliteratur. Ich bin mehr der Praktische Typ“.
„Muahahha“.
Trish brach in schallendes Gelächter aus. „Man sieht, wie du dich praktisch anstellst.“
„Du hast ein freches Mundwerk!“
„Wo liegt nun eigentlich dein Problem?“
„Hermine war immer meine helfende Hand. Ihr Wissen, ihre Intelligenz, ihr grenzenloses Vertrauen. Wir waren ein unschlagbares Team. Sie hat mich immer wieder mit ihrem Wissen und ihren Kenntnissen überrascht, und sie hat es geschafft mich zu erziehen, wie eine große Schwester“, erklärte Harry. „Leider wurde mir viel zu spät bewusst, dass sie gar nicht meine Schwester ist.“
„Es ist nie zu spät“.
„Hermine und Ron sind meine besten Freunde. Die besten und treuesten, die man sich vorstellen kann. Sie sind ein Paar. Ich kann mich nicht zwischen sie drängen. Das geht einfach nicht. Sie sind beide meine Freunde. Meine besten Freunde“
„Auch nicht, wenn du auf deine große Liebe verzichten musst?“
„Auch dann…“
„Das ist ehrenhaft, aber damit bist du unfair zu dir selbst. Was ist, wenn Hermine ähnliche Gefühle für dich haben würde?“
„Sie ist aber mit Ron zusammen…“
„Du bist unglaublich, Harry Potter, weißt du das?“, schüttelte die junge Hexe ihren Kopf. „Ich hätte dich gerne früher kennengelernt.“
„Welchen Plan habt ihr eigentlich ausgetüftelt?“, versuchte Harry das Thema in eine andere Richtung zu lenken.
„Dich aus der Schusslinie zu nehmen, und dir Zeit zum Nachdenken zu geben.“
„Da steckt nicht noch ein anderes brisantes Detail dahinter?“
„Warum sagst du nicht direkt, was du denkst?“
„Ich denke, dass ihr einen perfiden Plan verfolgt.“
„Und wie sollte der aussehen?“
„Verkuppeln, wo es nichts zu verkuppeln gibt.“
„Riiichtiiich“, keuchte Trish erfreut. „Du hast uns durchschaut.“
Sie reckte ihren Daumen nach oben, und ihr Lachen war wirklich herzerweichend.
„Du gibst es also zu?“
Harry versuchte Ruhe zu bewahren, doch in seinem Innern brodelte es.
„Du bist so herrlich naiv“, erwiderte Trish. „Aber in einem Punkt hast du Recht: Es gibt nichts zu verkuppeln, weil du das schon längst selber getan hast. Du solltest dich hören, wie du über Sie sprichst. Das ist ein Grund, warum ich dich dahin bringe, damit du diese Gedanken befreist. Damit du Zeit hast, darüber Nachzudenken. Du wirst schon dahinter kommen.“
„Und wie komme ich von der Insel wieder weg?“, überging Harry seine Bedenken. „Was, wenn ich wirklich dahinter komme sollte? Was, wenn nicht? Und was bedeutet deine Bemerkung mit dem magischen Schutzgebiet?“
„Dein Zauberstab ist auf den Vernon Islands funktionslos. Zaubern ist nicht nur verboten, sondern unmöglich. Dafür hat unser Zaubereiministerium mit einem unantastbaren Schutzzauber gesorgt“, erklärte die junge Hexe. „Spätestens in drei Tagen hole ich dich wieder ab, keine Sorge. Zu deiner Absicherung gibt es am anderen Ende der Insel einen öffentlichen Strand, der von Pauschaltouristen auf der Suche nach Ruhe und Erholung aufgesucht wird, mit denen du aber nicht in Berührung kommst, wenn du es nicht wünschst, den du aber einfach und schnell erreichen kannst“, fuhr sie fort. „Deine Bucht ist einsam, und jenseits von Gut und Böse. Ein richtiges Paradies.“
„Und von dem Touristenspektakel bekomme ich auch wirklich nichts mit?“
„An diesem öffentlichen Bereich gibt es ein kleines Café, wo man Getränke, oder Snacks bekommen kann. Es hat auch ein Telefon, das du benutzen kannst, für den Fall der Fälle bekommst du meine Telefonnummer. Zweimal am Tag verkehrt ein Boot zwischen dem Festland und der Insel, das du ebenfalls benutzen kannst. Die Abfahrtszeiten erfährst du auch in diesem Café. Es sind nur wenige Touristen dort, die von einem kleinen Boot einmal täglich hin und wieder zum Festland zurückgebracht werden.“
Die Hexe blickte besorgt gen Himmel.
„Ich darf das Boot bei Dunkelheit nicht mehr steuern“, erklärte sie. „Ich werde dir also nur den Schlüssel übergeben, und den Rest musst du selbst erkunden.“
Harry starrte beeindruckt zu dem Eiland vor seinen Augen.
„Du hast nicht zuviel versprochen“, keuchte er. „Das … das muss wirklich das Paradies sein.“
Trish machte nicht einmal das Boot fest. Sie übergab Harry den Schlüssel zu einem Blockhaus, nickte ihm zu und sagte. „Viel Glück. Deine Wahl hast du längst getroffen. Du musst dich nur von einer Blockade befreien.“
Einen Moment stutze Trish, als hätte sie gerade eine Eingebung.
Durch blinde Verständigung wurde sie von Harry aufgefordert, ihren Wunsch zu äußern.
„Stimmen die Geschichten über dich, und gibt es diesen sagenumwobenen Tarnumhang?“
Harry nickte vorsichtig.
„Könntest du ihn mir ausleihen?“
Seine Reaktion abwartend, verharrte sie eine Sekunde.
Harry zuckte nur kurz mit seinen Lidern, griff in seinen Rucksack und hielt ihr den Umhang entgegen.
„Du gibt's ihn mir ohne den Grund zu hinterfragen?“
„Vielleicht ist es besser, wenn ich es nicht weiß“, lächelte Harry.
Trish nickte schmunzelnd. „Du bekommst ihn zurück, wenn ich dich wieder abhole.“
„Trish?“
Harry hielt ihren Arm fest, bevor sie das Boot wieder startklar machen konnte.
„Vermietet ihr die Hütte öfters?“
„Nur an gute Freunde, sehr gute Freunde“, antwortete die kluge Hexe.
„Wir haben uns vorher nicht einmal gekannt?“, wunderte sich Harry.
„Bist du dir da sicher?“
„Ich denke schon“, blieb Harry standhaft. „Aufgewachsen bin ich unter Muggeln, und als ich die magische Welt betrat, war deine Familie längst in Australien.“
„Klingt durchaus logisch“, antwortete Trish mit leichtem Desinteresse. „Dafür sind Paul Granger und Mike Powell, beste Freunde.“
Trish drehte das Steuerrad.
„Ich muss los“, nickte sie ihm auffordernd zu. „Aber um deine Neugier zu befriedigen: Du bist erst der zweite Gast in unserem Paradies. Ein einziges Mal haben wir es bisher einer anderen Person gegönnt.“
Harry sah ihr noch lange hinterher.
Das Boot war längst am Horizont verschwunden, als er sich auf den schmalen Pfad zur Blockhütte machte.
Der Strand war mit etlichen Kokospalmen verziert. Ein dichtes tropisches Waldgebiet begrenzte unmittelbar hinter der Blockhütte, das kleine Gelände.
Außer dem immer noch zu hörenden Summen des Schnellbootes herrschte eine ungewöhnliche, fast schon gespenstige Stille.
Gerade als Harry die Tür zur Hütte öffnete, wurden einige in vielen bunten Farben leuchtende Paradiesvögel aufgeschreckt, die laut flatternd davonflogen. Lediglich einer dieser Vögel blieb standhaft und war auf seinem Schattenplatz auf einem Ast sitzen geblieben.
„Es muss doch überall einen komischen Vogel geben“, murmelte Harry belustigt und dachte an Errol, die Weasleyeule oder Pigwidgeon, Ron's winzige Posteule.
„Bist du taub?“, rief Harry dem Paradiesvogel zu, „oder hast du keine Angst?“
Der Vogel schien Harry anzustarren, spreizte nach einigen Augenblicken die Flügel und flatterte los, wobei er mehrere kleine Kreise über Harrys Kopf flog, einige seltsame Schreie, die in einem kleinen Urwald widerhallten, entwichen seinem Schnabel.
Viel Zeit, sein Paradies zu erkunden, blieb Harry nicht.
Er hatte sich gerade einigermaßen mit der praktischen Einrichtung der Hütte vertraut gemacht, als die Dämmerung in Dunkelheit übergegangen war.
Kein elektrischer Strom, das hatte Harry auch gar nicht anders erwartet.
Aber immerhin hatte er Fließendwasser, aus einer kleinen Quelle, hinter der Hütte.
Gegen die Dunkelheit standen ein paar Öllampen griffbereit.
Doch Harry verzichtete.
Hinter der Hütte befand sich eine kleine Vorratskammer, in der Harry einige Konserven und verschiedene Getränke fand.
Doch zuerst benutzte er die Dusche. Mit einer Handpumpe konnte er genügend Wasser in einen Behälter pumpen, und dann einen Riegel öffnen.
Überraschenderweise erfrischte das Quellwasser seinen Körper.
Müdigkeit überkam ihn, doch einschlafen konnte er nicht.
Die ersten Gedanken erfüllten sein Gemüt. Und natürlich waren es Erinnerungen an Hermine. Ein weiteres Problem tat sich vor Harry auf:
Die Wunde an seinem Knöchel begann zu pochen.
Harry befreite die Wunde vorsichtig von ihrem Verband. Die letzte Lage musste er mit einem kräftigen Ruck entfernen, weil sie eng an der Haut und der Wunde verklebt war, mit einem eitrigen Sekret. Die Wunde hatte sich entzündet, vorsichtig tupfte er die Stelle ab, und zuckte bei jeder kleinen Berührung schmerzverzerrt zusammen.
Wenn Hermine jetzt hier wäre…
Sie wüsste, was zu tun wäre.
Harry versuchte es vergeblich mit „Episkey“.
Sein Zauberstab reagierte überhaupt nicht, genau wie Trish prophezeit hatte.
Diptam suchte er in seinem Rucksack vergeblich.
Er würde Hermines Pflege genießen.
Bei dem Gedanken an ihre Berührung lief ein Gänsehautschauder über seinen Rücken.
Er hatte ihr Bild vor Augen und tastete nach ihrem Gesicht.
Sie lächelte ihm zu.
Doch sie blieb unerreichbar, seine Hand glitt durch sie hindurch.
Warum war ich all die Jahre so dumm gewesen?
Warum habe ich meine Gefühle erst so spät erkannt.
Zu spät.
In einer Schreibtischschublade fand er einen kleinen rechteckigen Kasten, indem er zumindest Verbandsmaterial finden konnte.
Mit dem Rücken warf er sich erschöpft auf das einzige Bett in dieser Hütte, legte seinen Fuß auf den Rahmen, und schnaufte durch. Der Schmerz linderte sich, das Pochen ließ nach, und seine Augen wurden schwer.
Nicht lange danach musste er eingeschlafen sein.
Jedenfalls wurde er von einem undefinierbaren, zur völligen Abgeschiedenheit unpassenden Geräusch aufgeschreckt, verstört blickte er sich um. Im Moment wusste er nicht, wo er eigentlich war.
Es war keine Täuschung, ein brummendes Geräusch klingelte eintönig in seinen Ohren.
Der Raum war hell erleuchtet, und ein Blick zum Fenster zeigte ihm, dass es sich um Tageslicht handelte.
Das Brummgeräusch war immer noch vorhanden, und wurde stetig lauter.
Harry versuchte aufzustehen, doch sein Knöchel schmerzte nach wie vor bei jedem Schritt, dennoch schaffte er es vor die Hütte zu kommen, und dem Geräusch auf den Grund zu gehen.
Ein Boot näherte sich mit rascher Geschwindigkeit.
Am Steuer unverkennbar das Mädchen, dass ihn vor ein paar Stunden auf die Insel gebracht hatte.
War seine Zeit etwa schon vorbei?
Oder war etwas Unvorhersehbares geschehen?
Mit Hermine vielleicht?
Der Schock, der durch Harrys Glieder zuckte verstärkte sich, als er bemerkte, das Trish nicht allein auf die Insel kommen würde.
Die Person, die neben Trish am Steuer stand, raubte ihm den Atem, und er benötigte keine Brille um sie zu erkennen.
Er würde sie unter Tausenden erkennen.
Das kann nicht sein!
Nein, das ist unmöglich.
Sein Herz begann zu pochen. Sein Magen spielte verrückt.
Das kann nicht sein!
Sein Verstand setzte aus.
Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Was läuft hier?
Ich bin noch nicht soweit.
Ich kann ihr nicht gegenübertreten.
Nach meiner Flucht wird sie mich verfluchen.
Angst breitete sich aus.
Harry hatte Angst vor der Konfrontation.
Was sollte er ihr sagen?
Er hinkte rasch zurück in die Hütte.
Sie darf mich nicht sehen.
Hoffentlich glauben sie ich wäre bereits wieder abgereist.
Schnell verstaute er seinen Rucksack unter dem Bett, strich in Windeseile über das Bett.
Abreisen? Wie denn?
Als nächstes öffnete er ein weiteres Mal, vorsichtig die Tür, schlich sich im Gefühl unbemerkt zu sein, hinaus.
Eng an die Hüttenwand gepresst flüchtete er hinter die Hütte.
Erst einmal abwarten.
Wenn sie mich nicht finden, fahren sie bestimmt wieder zurück, hoffte er.
Unendlich lange Minuten musste er verharren. Verlassen konnte er sich nur noch auf seine Ohren, da er mit dem Rücken an der Hütte lehnte, und in den dichten Dschungel vor seinen Augen starrte.
Endlich hörte er das Anlegen des Bootes, und er könnte Stimmen vernehmen, die eindeutig zwei unterschiedlichen Personen gehörtem. Er hatte sich nicht geirrt.
Trish war wieder in ihrem Element, ganz so, wie er sie am Tag zuvor erlebt hatte.
Sie gab Anweisungen.
Und die antwortende Stimme ließ ihn erneut verkrampfen, obwohl er längst wusste, dass sie es war, und er darauf hätte vorbereitet sein müssen.
Harrys Körper begann zu zittern, als er keine Unruhe in ihrer Stimme erkennen konnte, die Stimme, die er so gut kannte, dass sehr wohl die momentane Gefühlslage einschätzen konnte.
Und in diesem Moment klang ihre Stimme, erschöpft, fragend, aber keineswegs nervös oder ängstlich.
Sie hat keine Ahnung, dass ich auf der Insel bin!
Er war völlig außer Kontrolle. Seine Nerven flatterten.
Der nächste Nachhilfeversuch!
Ohne zu wissen, was oder warum er es tut, stürzte sich Harry mit dem Kopf voraus in das dichte Gestrüpp, nahe der Quelle.
Zunächst gab es kein Durchkommen, und er flehte, das laute Rascheln, welches er verursachte würde endlich enden.
Endlich fand er eine Stelle, die ihm Durchlass gewährte, und er ignorierte die Schmerzen, verursacht von Dornen, die sich in seine Haut bohrten.
Einige Augenblicke verharrte Harry, dann hörte er das Ablegen des Bootes und atmete erleichtert auf, nur um Sekunden später nur knapp einem Herzinfarkt zu entgehen.
Nur eine Handbreit von ihm entfernt stand sie, und sah sich suchend um.
Harry vermied es zu atmen.
Sogar sein Herz schien keinen Lärm verursachen zu wollen, und hörte auf zu schlagen.
Er hatte Angst sie könnte den raschen Takt hören.
Nach unendlich langen Sekunden bewegte sie sich wieder weg, und Harry atmete tief durch. Er traute sich sogar aus seinem Versteck hervorzukriechen. Erst konnte er das Ausmaß seiner überhasteten Tat erkennen. Vereinzelt tropfte Blut aus seinem Gesicht, die Dornen der Hecken hatten tiefe Wunden an den Armen und im Gesicht hinterlassen.
Im Sitzen robbte er entlang der Hüttenwand, hielt unter dem Fenster inne, zog sich in die Höhe und spähte hindurch.
Sein Körper flog herum, angetriebenen von der eigenen Angst, und knallte gegen die Bohlen der Hütte.
Niemals hätte er damit gerechnet, das zu sehen, was er zu sehen bekam.
Sein Herz hatte endgültig aufgehört zu schlagen.
Hermine war in der Hütte, sie warf gerade ihr Shirt auf das Bett, indem er vor wenigen Minuten noch selig geschlafen hatte.
Er wartete ein, zwei Sekunden, dann riskierte er einen zweiten Blick, ganz vorsichtig über die linke Schulter hinweg.
Hermine drehte sich gerade ins Profil, und Harry bemerkte recht schnell, dass er sich in keinem Traum befand.
Sie stand leibhaftig vor ihm. Nackt. Ein makelloser Körper. Wunderschöne Brüste.
Eine unglaubliche Ausstrahlung, obwohl er nur ihr Seitenprofil bewundern konnte.
Dann folgte der nächste Schock.
Ihr Gesicht flog mit einem erschrockenen Ausdruck herum.
Hat sie mich etwa entdeckt?
Ihre Augen gebannt und aufmerksam auf ihn gerichtet.
Sie weiß gar nicht, dass ich hier bin! Erinnerte er sich plötzlich an seine eigene Feststellung über ihren Gemütslage.
Mit einer nicht für möglich gehaltenen Bewegung sprang er seitwärts, kam ins Stolpern und blieb mit seinem lädierten Knöchel erneut an einem Ast hängen.
Ein höllischlautes Knacken.
Harry wäre am Liebsten im Erdreich versunken, verfluchte sich, dass er den Tarnumhang im Rucksack unter dem Bett gelassen hatte.
Hätte er überhaupt seine übliche Wirkung gehabt?
Ihm wurde übel. Vor seinen Augen begann sich die Welt um ihn herum zu drehen.
Schon hörte er ihre Schritte, doch er schaffte es mit letzter Kraft, sich auf dem Boden robbend um die Hütte herumzuziehen.
Dann war da nichts mehr.
Kein Geräusch.
Keine Schritte.
Nur noch völlige Dunkelheit.
Ein tiefes Grollen und ein helles Licht schreckte Harry auf.
Er fühlte sich schlecht. Sein Magen knurrte und rebellierte.
Erneut ein grelles Licht.
Ein Blitz!
Harry begann zu würgen, musste sich übergeben.
Er bemerkte Schweiß in seinem Gesicht. Seine Stirn fühlte sich heiß an.
Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, was geschehen war.
Hatte er das Bewusstsein verloren, und war jetzt erst wieder erwacht?
Wieviel Zeit wohl vergangen sein mag?
Und erneut ein tiefes Grollen. Lauter als zuvor.
Harry kämpfte sich in die Höhe.
Seine Beine knickten ein.
Er spürte sie nicht mehr, und hatte keinerlei Gefühl darin.
Der Himmel über ihm tief verhangen, kurz vor einem Wolkenbruch.
Er hatte keinerlei Kontrolle über seinen Körper, einen klaren Gedanken zu fassen, wurde zu einem Horrortrip.
Er sah Dinge, die er nie zuvor gesehen hatte, fliegende Mäuse, Vögel mit Elefantenohren. Seine Augen drehten sich im Kreis.
Es gab nur noch einen Ausweg, und er wusste, dass er es nicht mehr länger aufschieben durfte.
Hermine wird mich umbringen.
Sie wird mich für alle Zeiten verfluchen.
Erneut zuckten Blitze und es krachte gewaltig.
Ein Gewitter!
Hermine hat Angst vor Gewitter.
Sie wird in die Hütte flüchten.
Einen anderen Zufluchtsort hat das Paradies nicht.
Das Paradies könnte zur Hölle werden.
Dennoch kämpfte er sich vorwärts, rutschte seitwärts auf seinem schmerzfreien Bein Richtung Eingang der Hütte.
Endlich nach einer kleinen Ewigkeit erreichte er die Tür, unter unerträglichen Schmerzen. Tiefgehende Gedanken. Kaum noch bei Bewusstsein.
Die Wunde an seinem Knöchel pochte.
Er spürte das Blut, das er verlor.
Mit letzter Kraft erreichte er die Klinke, drückte sie nach unten und schleppte sich ins Innere der Hütte.
Völlig erschöpft brach er endgültig zusammen.
Von Hermine keine Spur.
Die Dunkelheit hielt Einzug in seinen Augen.
„Hermine“, flüsterte er mit kaum vernehmbarer Stimme. „Hermine.“


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Zitat
Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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