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Aus der Asche - 39. Kapitel / Die Abschlussfeier

von fiirvogel

Melody durfte den Krankenflügel am dritten Abend vor der Abschlussfeier verlassen. Sie verabschiedete sich von Hermine und Ron, die noch bleiben mussten, und ging durch das Schloss zum Gryffindorturm hinauf. Ohne von den vielen Schülern im Gemeinschaftsraum, die sie aus den Augenwinkeln beobachteten, Notiz zu nehmen, stieg sie die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf. Lindsay, Mariah und Nora saßen zusammen auf Mariahs Bett und tratschten.
„Hallo“, grüsste Melody und trat ans Bett.
„Oh ... hi“, antwortete Nora. Alle drei starrten sie neugierig an.
„Was?“, fragte Melody irritiert. Dann dämmerte es ihr und sie fragte gereizt: „Sagt bloß, ihr glaubt den Quatsch, der über Snape und mich erzählt wird?“
Keine der drei Erstklässlerinnen antwortete. Sie wechselten nur vielsagende Blicke.
Melody schnaubte ungeduldig und ging zu ihrem eigenen Himmelbett hinüber. Sie zog die Gitarre unter dem Bett hervor. Dann hielt sie inne, drehte sich noch einmal zu ihren drei Mitschülerinnen um und sagte: „Er ist mein Vater, falls ihr das noch nicht bemerkt habt!“
Nein, sie hatten es offensichtlich nicht bemerkt, dachte Melody verärgert, als sie die drei sah, die sie mit offenen Mündern ungläubig anstarrten.
Lindsay zog die Nase kraus.
„WAS?“, schnaubte Melody. „Was dagegen?“
„Nein, nein“, beeilte sich Lindsay zu antworten. „Es ist nur ... Ich bin etwas schockiert. Es tut mir Leid.“
„Muss es nicht“, gab Melody knapp zurück. „Du bist nicht die erste, die so entsetzt reagiert, und bestimmt auch nicht die letzte.“
„Muss schwer sein ...“, murmelte Nora voller Mitgefühl.
„Nein, ist es nicht. Es ist toll ... oder wäre zumindest toll, wenn nicht jeder, der es erfährt, einen blöden Kommentar bereit hätte! Dem nächsten, der mir zu meinem Vater sein Beileid ausspricht, hexe ich den hässlichsten Fluch an, den ich kenne.“
Melodys Augen glitzerten gefährlich, und bei näherer Betrachtung konnte man in ihnen ihr Snapsches Erbe deutlich erkennen.
Sie riss sich zusammen und fuhr fort: „Es wäre nett, wenn ihr runter gehen könntet und allen im Gemeinschaftsraum, die es wissen wollen, erzählen würdet, dass ich Snapes Tochter bin – und zwar freiwillig und gerne – und dass ich jeden verhexe, der es wagt, mich deswegen aufzuziehen, zu beleidigen oder zu bemitleiden.“
Mit diesen Worten setzte sie sich auf ihr Bett, stopfte ihr Kissen zwischen Rücken und Wand und nahm ihre Gitarre zur Hand. „Ach ja“, fügte sie an. „Ihr könnt auch gleich noch sagen, dass es in Hogsmeade kein Puff gibt.“
Sie beachtete Nora, Lindsay und Mariah nicht weiter, zupfte aufs Geratewohl auf der Gitarre herum, bis die drei Erstklässlerinnen endlich den Schlafsaal Richtung Gemeinschaftsraum verließen. Dann sah sie auf die geschlossene Tür und grinste: sie konnte durchaus auch gewisse einschüchternde Autorität ausstrahlen, dachte sie mit Genugtuung.

Melody war vom Unterricht für die letzten beiden Tage dispensiert worden. Ihr Vater hatte versichert, dass er mit ihr in den Ferien den ganzen Stoff aufarbeiten würde, den sie verpasst hatte, und so genoss Melody das milde Wetter und die Ruhe alleine draußen am See. Lucy freute sich offenbar auch, dass Melody Zeit für sie hatte: sie strich ihr miauend um die Beine und folgte ihr den ganzen Weg bis zum See hinunter. Melody saß lange am Wasser und schaute nachdenklich zur kleinen Insel hinaus. Ein einzelner Baum stand da, und einige Felsen und größere Steine, dazwischen ein kleines Stück Grün. Hogwarts war schön. Es gefiel ihr hier. Sie konnte sich vorstellen, hier ihre Ferien zu verbringen. Ja, sie freute sich darauf.

Als es gegen Mittag zuging und ihr der Magen knurrte, erhob sie sich und ging zum Schloss zurück. Auf halbem Weg kam ihr Neville entgegen.
„Hey“, lachte sie. „Wohin so eilig?“
„Snape ... dein Vater sucht dich. Er hat seinen Neffen von Durmstrang dabei.“
„Seinen ... Ich habe einen Cousin?“, fragte Melody überrascht. „Das wusste ich nicht. Was ist Durmstrang?“
„Eine Zauberschule im Norden von Europa.“
„Aha!“ Melodys Augen leuchteten aufgeregt. Sie beschleunigte ihre Schritte und Neville hastete neben ihr her. Als sie die Eingangshalle betraten, blieb Melody erstaunt stehen, dann breitete sich ein Lachen über ihr ganzes Gesicht aus.
„Matthew?“
„Hi“, grinste er schief. Er sah ziemlich bleich aus. Melody umarmte ihn. „Wie siehst du denn aus?“, fragte sie leise.
„Das ist die Uniform von Durmstrang, wo Matthew zur Schule geht“, antwortete ihr Vater.
Matthew zwinkerte ihr zu. „Ich habe sogar einen Zauberstab“, sagte er stolz und zog einen schlanken, rötlichen Stab aus dem Ärmel. Es hatte runenähnliche Ornamente darauf geritzt.
Melody sah ihn erstaunt an.
„Birnbaumholz. Mein Großvater hat ihn gemacht“, flüsterte Matthew. „Die Schnitzereien sind von mir.“
„Und der Zauberstab hat als Kern eine Hyppogreiffeder, falls jemand fragen sollte“, erklärte der Zaubertränkemeister leise. „Wir sind übrigens gerade dem Blutigen Baron begegnet“, fügte er mit unverhohlener Schadenfreude hinzu.
Melody hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, dann meinte sie zu Matthew: „Na gut, dann hast du den schlimmsten Schock ja schon hinter dir. Wie war die Reise?“
Matthew würgte bei der Erinnerung und Melody grinste. „Ging mir auch so.“
„Hört zu“, erklärte ihr Vater. „Vor dem Essen übermorgen singt der Chor unter der Leitung von Flitwick“ – sein Gesicht verzog sich beim schieren Gedanken daran – „danach gibt es Essen und die Ehrung der Absolventen. Vor dem Nachtisch gehört die Bühne für eine halbe Stunde euch. Anschließend spielen Soundwitch zum Tanz auf.“
„Soundwitch?“, fragte Neville, der mitgehört hatte, aufgeregt. „Toll!“
Unter Snapes missbilligendem Blick wich er zurück. „Tut mir Leid ... ich geh schon mal vor. Bis gleich.“
„Tun Sie das, Longbottom“, meinte Snape mit eisigem Ton und Neville verschwand eilig in der Großen Halle.
„Alles klar, ihr zwei? Matthew, dein Gepäck ist in meinem Wohnzimmer. Die Geräte sollten funktionieren.“
„Alles klar“, meinte Melody mit einem unternehmenslustigen Strahlen. Ihr Vater schmunzelte, nickte Matthew zu und verschwand mit wehendem Umhang ebenfalls in der Großen Halle.
Melody sah ihm nach, dann schaute sie Matthew an und lachte. „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass er sein Versprechen hält ... Komm, es gibt gleich zu essen.“ Sie zog ihn aufgeregt hinter sich her in die Große Halle und führte ihn an den Haustisch der Gryffindor.
„Mein Cousin von ...“ Sie runzelte die Stirn und fragte Matthew leise: „Wie hieß doch gleich die Schule, die du ...“
„Durmstrang“, antwortete Dennis Creevey, der die Uniform erkannt hatte. „Dann kennst du Krum?“
„Nein, tut mir Leid“, entschuldigte sich Matthew.
„Was? Du kennst Krum nicht?“ Creevey blickte Matthew ungläubig an, dann begann er zu grinsen. „Haha, du verarschst mich! Sehr witzig, ich bin beinahe darauf hereingefallen.“
Matthew grinste zurück. Als Creevey sich wieder seinem Essen zuwandte, flüsterte er Melody ins Ohr: „Wer ist dieser Krum?“
Melody zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, klingt ziemlich bescheuert.“
„Er ist ein bekannter Quidditch-Spieler von Durmstrang“, erklärte Neville leise.
„Ah“, antwortete Melody. „Quidditch. Das solltest du mal sehen, Matthy. Das ist wie Fußball, aber auf Besen.“ Sie begann, Kartoffeln und Stew auf ihren Teller zu laden.

Nach dem Essen stand Melody auf. Sie war kribbelig und konnte nicht länger sitzen. „Komm Matthy, wir schauen uns dein Equipment an ... Neville“ – Neville sah sie fragend an – „könntest du nach den Nachmittagsstunden nicht in den Kerker runter kommen? Vielleicht könntest du uns helfen, eins oder zwei Stücke von den Schicksalsschwestern einzustudieren.“
„In den Kerker?“, fragte Neville entsetzt. Er wirkte mit einem Schlag ziemlich weiß um die Nase herum.
Melody schluckte ein abfälliges „Hasenfuss“ hinunter und meinte stattdessen: „Wir können natürlich auch McGonagall fragen, ob wir irgendwo ein leeres Klassenzimmer zum Üben bekommen können.“
„Gute Idee“, antwortete Neville sichtlich erleichtert. „Wenn ihr wollt, helfe ich euch gerne.“
Melody schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Dann bis später!“, rief sie über die Schulter und zog Matthew hinter sich her aus dem Raum.
Ihr Vater half ihnen noch, Keybord und Gitarren in ein leeres Zimmer zu bringen, dann standen sich Melody und Matthew alleine gegenüber.
„Hallo“, grinste Matthew und umarmte sie. Melody lachte nervös, drückte ihm einen Kuss auf den Mund und wollte sich wieder abwenden.
„He“, protestierte Matthew. „Das kannst du besser, Hexe. Komm her!“
Er zog sie an sich und Melody schloss die Augen, als sie seine Lippen auf ihren spürte.

Das Keyboard funktionierte zu Matthews Erstaunen tadellos. Und das ohne Kabel! Auch die Gitarren und die Mikrophone kamen ohne Strom zurecht.
„Praktisch, diese Zauberei“, meinte Matthew anerkennend. „Davon werden Muggel wohl noch eine Weile träumen müssen.“
Den Nachmittag über probten sie. Sie spielten, was ihnen in den Sinn kam. Kurz nach vier Uhr stieß Neville zu ihnen und brachte Matthew ein Stück der Schicksalsschwestern bei. „Das ist Ginnys Lieblingslied“, erklärte er. „Sie wird sich bestimmt freuen, wenn ihr das bringt.“
Melody wurde plötzlich ruhig und meinte nach einer Weile: „Ich weiß nicht, ob ich das kann ... ich meine, dort vor der ganzen Schule zu stehen.“
Matthew musterte sie von der Seite. „Natürlich kannst du“, erwiderte er. „Und wie du kannst! Das ist nicht dein erstes Konzert.“
„Nein, es ist das zweite. Erst das zweite! Und dann vor so vielen Menschen ...“
„Das spielt keine Rolle, wenn man erst auf der Bühne steht, glaub mir.“
„Aber sie kennen mich alle! ... Und Mal– Malfoy ist da und alle die ... Vielleicht bringe ich kein Wort heraus, wenn sie mich anschauen.“
„Das schaffst du schon“, mischte sich Neville ein.
„Sagt wer?“, fauchte Melody gereizt. „Der, der auch nach fünf Jahren noch jedes Mal stumm wie ein Fisch dasteht, wenn sein Zaubertränkelehrer ihn wieder einmal heruntergeputzt hat?“
Neville schwieg.
„Melody, beruhige dich ... Das ist deine Chance!“, gab Matthew zu bedenken. „Du hast eine halbe Stunde Zeit zu sagen, was dir wichtig ist. Du brauchst nicht zu sprechen, du singst. Du kannst ihnen etwas sagen und sie werden zuhören.“
„Ich singe nicht für Malfoy. Ich kann doch nicht für jemanden singen, der mich –„
Matthew runzelte die Stirn. „Melody, wenn du auf einer Bühne stehst, dann singst du für alle, die zuhören. Du kannst nicht für drei von vier Tischen singen, das geht nicht. Aber du kannst entscheiden, was du singst, was du ihnen mitteilen möchtest.“
Melody seufzte laut und nickte langsam.

Und dann kam, viel zu schnell für Melodys Geschmack, die Abschlussfeier. Melody konnte nichts essen, ihr Magen war wie zugeschnürt. Sie sprach nicht, hörte den Gesprächen nicht zu und starrte nur auf das Essen vor sich. Matthew knuffte sie lachend in die Seite.
Sie sah ihn wütend an.
„Oh, die Dame versteht keinen Spaß mehr“, neckte er sie. „Na los, Hexe, auf geht’s?“
„Was, jetzt schon?!“, fragte Melody, leichte Panik in der Stimme.
„Klar, dann kannst du hinter der Bühne noch ein bisschen ruhig werden.“
„Ich bin ruhig.“
„Ja, das sehe ich. Ruhig ist nur der Vorname: Du bist stumm wie ein Fisch. Und leichenblass dazu ... Na, komm schon!“

Sie hatte sich fest vorgenommen, auf die Bühne zu gehen und zu singen. Sie hatten Stücke wie „Friends Will Be Friends“ und „Breakthrough“ geübt und Neville, der zugehört hatte, hatte ihr versichert, dass sie super war ... Aber nun stand sie da in dem kleinen Raum hinter der Großen Halle und ihr war schlecht.
„Ich kann das nicht. Matthew, ich kann es einfach nicht“, jammerte sie.
Matthew seufzte, dann hielt er sie an den Schultern fest und sah ihr in die Augen. „Du kannst. Und du wirst.“
„Ich fühl mich elend.“
„Was würde dir helfen, dich besser zu fühlen? Denk nach. Gibt es etwas, was dich sicherer machen könnte.“
Melody sah ihn verloren an. „Meine Mütze“, meinte sie schließlich und schämte sich.
„Dann los“, forderte Matthew auf. „Hol die Mütze. Zieh sie an.“
Melody sah ihn zweifelnd an, schaute an ihrem weinroten Trägerkleid hinunter, dann nickte sie und machte auf dem Absatz kehrt. Bald darauf stand sie wieder da, in ihren zerrissenen Jeans, einem zu kurzen T-Shirt, mit der Mütze auf dem Kopf. Kleid und Schuhe trug sie in der Hand und warf sie auf einen Stuhl.
„Besser?“, fragte Matthew, nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte.
„Nein“, presste sie heraus. „Ich krieg kein „Breakthrough“ hin, Matthew. Meine Knie sind aus Gummi. Ich kann nicht einmal stehen.“
„Dann sitzt du eben.“
„Das ist nicht witzig, Matthew!“
Matthew lehnte den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und rieb mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel.
„Ein Vorschlag“, meinte er schließlich. „Wir improvisieren.“
„NEIN!“
„Hör mir doch zuerst einmal zu. Wir haben Dutzende von Stücken im Repertoire. Wenn du „Breakthrough“ und „We Will Rock You“ nicht singen kannst, dann spielen wir, was du gerade im Moment singen kannst, was du jetzt brauchst. Die Stücke, die das ausdrücken, was du in gerade dem Moment fühlst.“
„Angst und Ohnmacht.“
„Gut. Dann fangen wir mit „Fear“ an“, entschied Matthew resolut. „Du führst. Ich spiele einfach das, was du sagst. Und wir schauen, wohin uns das in einer halben Stunde führt. Wir jammen einfach drauflos.“

Severus saß äußerlich gelassen auf seinem Stuhl. Der Lehrertisch hatte der Bühne weichen müssen und stand nun auf der Seite neben dem Slytherintisch. Endlich kamen Matthew und Melody auf die Bühne. Severus furchte unwillig die Stirn, als er seine Tochter sah. Sie hatte ihr Kleid gegen ihre zerrissene Hose ausgetauscht und die Mütze auf dem Kopf. Er verdrehte die Augen.
Matthew sagte ein paar Worte, aber Severus hörte nicht zu. Er beobachtete seine Tochter, die auf der Unterlippe kaute und zwischendurch verstohlen zu ihm hinüber schielte. Er machte ihr mit einer deutlichen Handbewegung klar, dass sie die Mütze abnehmen sollte, aber sie schüttelte nur den Kopf und schaute wieder zu Matthew. Er hatte sich lässig mit seiner Gitarre an den Bühnenrand gesetzt, klopfte prüfend auf das Mikrophon, das vor ihm in der Luft schwebte. Dann lächelte er Melody aufmunternd zu und sie setzte sich neben ihn und erwiderte das Lächeln gequält.

Severus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Schließlich begannen sie zu singen, Matthew relaxed und professionell, seine kleine Hexe sichtlich angespannt. Sie litt regelrecht. Aber es war erstaunlicherweise gerade das, was dem Stück seine Kraft und Besonderheit verlieh. Der Text kam aus tiefster Seele. Severus fühlte die ganze Beklemmung, die Angst, die Ohnmacht ... Die Empfindungen waren greifbar; sie berührten ihn schmerzhaft, nahmen ihn gefangen, schienen seine eigenen zu sein. Er ließ den Blick über die Menge im Saal schweifen und grinste in sich hinein, als er die angespannten Gesichter sah. Jemand wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, ein paar Erstklässlerinnen rückten schutzsuchend etwas näher zusammen. Minerva neben ihm seufzte laut. Sie beugte sich zu Severus hinüber. „Die Arme“, flüsterte sie. „Man würde es ihr gerne ersparen.“
„Es tut ihr gut“, antwortete Severus mit Überzeugung. „Irgendwann muss sie das einmal loswerden.“

Es folgten zwei weitere bedrückende Stücke, die nachdenklich stimmten und die ganze Zerbrechlichkeit seiner kleinen Hexe aufzeigten. Severus wäre am liebsten hingegangen und hätte sie beschützend in die Arme genommen. Er musste sich regelrecht zwingen sitzenzubleiben. Gottlob war Matthew dort oben. Er schien die Situation souverän unter Kontrolle zu haben.
Und allmählich, ganz langsam schien auch Melodys Befangenheit Stück für Stück von ihr abzublättern. Und irgendwann stand sie auf, zog die Mütze vom Kopf. Severus sah ihr an, dass ihr die Knie zitterten, aber sie stand und sie sang, von Wut, von Krieg, von Angst und Verlust, und irgendwann war da auch Hoffnung herauszuhören, der Glaube daran, dass die Welt zu retten war, wenn sie nur alle zusammen standen. Sie reichte mit ihrem Blick allen die Hand.
Severus blickte auf die Uhr. Die halbe Stunde war beinahe um. Das Publikum lauschte gebannt dem zweistimmigen „The show must go on.“ Der Applaus war groß. Matthew knuffte Melody herausfordernd in die Seite und sie strahlte sichtlich erleichtert.
Dann wurde sie wieder ernst. Sie fasste das Mikrophon fester und begann zu sprechen – es war das erste Mal, dass sie heute Abend etwas sagte, sonst hatte nur Matthew kurz den nächsten Song angekündigt.
„Ich möchte ...“ – Ihre Stimme war leise, aber da war kein Zittern darin, keine Unsicherheit, nur Überzeugung, stille Kraft – „noch ein Stück singen, für jemanden, der mir sehr viel bedeutet.“
Ein Raunen ging durch den Raum. Irgendwo klatschte jemand. Melody schaute vage in Richtung Lehrertisch hinüber, aber ihr Blick verlor sich irgendwo im Raum. „Ich musste 13 Jahre, 9 Monate und 29 Tage warten, bis ich dich kennen lernen durfte. Ich bin dankbar, dass ich dich endlich gefunden habe. Ich bin ... glücklich, dass ich ein Teil von deinem Leben sein darf und ich bin ... ich ... bin stolz, dass ich deine Tochter bin. Ich habe dich ganz ... unendlich fest ... lieb.“

One life, one soul
Forever I know
Follow me, follow me
Don’t let me go.


Als der letzte Akkord verklungen war, wischte sich Minerva eine Träne aus dem Augenwinkel und presste die Kiefer aufeinander. Sie klatschte und lächelte Severus zu, der in gewohnt cooler Art die Augenbrauen hob und die Lippen kräuselte.
„Komm schon“, meinte Minerva. „Das war eine wundervolle Liebeserklärung. Deine Tochter ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Du kannst wirklich stolz auf sie sein.“
Severus neigte sich näher zu Minerva hinüber und sagte leise: „Das bin ich, Minerva. Glaub mir, ich weiß wie kein anderer, was ich an der kleinen Hexe habe ... Du entschuldigst mich? Ich möchte der Sängerin gratulieren.“

Melody machte ein paar aufgeregte Hüpfer, als Matthew und sie wieder in dem kleinen Raum hinter der Großen Halle waren.
Matthew umarmte sie. „Das war Klasse! Hast du ihre Gesichter gesehen? Die waren alle hin und weg.“
„Bemerkenswert“, sagte eine große Hexe, die mit zwei anderen Frauen im Halbdunkel an einem Tischchen saß. Sie stand auf und reichte Matthew und Melody die Hand. „Verena, die Sängerin von Soundwitch“, stellte sie sich vor. „Das war eine bezaubernde Darbietung. Hast du Veelas in der Familie?“
„Veelas?“, fragte Melody verständnislos.
„Kaum“, antwortete eine kühle Stimme. „Wenigstens nicht väterlicherseits.“
Melody lachte, als sie sich zu ihrem Vater umdrehte. Er stand in der Tür und nickte knapp in die Runde.
Melody hob herausfordernd eine Augenbraue. „Hat es dir gefallen?“, fragte sie.
„Anfangs dachte ich, du fällst vor Angst in Ohnmacht“, meinte ihr Vater trocken.
Melody runzelte unwillig die Stirn.
Ihr Vater zog die Mundwinkel nach oben. „Du warst wunderbar, gratuliere! Ich frage mich nur, weshalb ich mich in Unkosten gestürzt und dir ein Ballkleid gekauft habe, wenn du doch lieber in alten, zerrissenen Klamotten rumläufst ...“
„Tut mir Leid, ich konnte nicht ... Aber wenn ihr nichts dagegen habt, zieh ich mich jetzt wieder um?“
Ihr Vater legte Matthew die Hand in den Nacken und schob ihn vor sich her aus dem Raum.

Kurz darauf kam Melody an den Gryffindortisch zurück. Sie trug ihr weinrotes Kleid und Verena hatte ihr mit einem Zauber geholfen, ihre Haare magisch hochzustecken. Einzelne Zapfenlocken hingen ihr frech ins Gesicht. Matthews Blick folgte ihr, bis sie vor ihm stand. Melody legte den Kopf schief und strahlte ihn unter langen Wimpern hervor an. Sie war sich mehr als bewusst, dass sie ihm gefiel, und zwinkerte ihm herausfordernd zu, als sie sich zwischen ihn und Hermine setzte.
„Wow“, meinte sie mit einem Seufzer, als sie die vielen Köstlichkeiten sah, unter denen sich der Tisch bog. „Wenn wir das alles essen, können wir nicht mehr tanzen.“
Jetzt, da das Konzert vorbei war, hatte sie plötzlich einen Riesenhunger.
„Hermine?“ Melody schluckte das Stück Schokoladenkuchen hinunter und wischte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel. „Was sind Veelas?“
„Veelas?“, fragte Hermine zurück. „Das sind feengleiche Wesen, die ihr Publikum mit ihrem Gesang und ihrem Tanz bezaubern und verführen. Stimmt doch, Ron?“
Ron schnitt eine Grimasse, und Hermine grinste.
„Dann hast du bestimmt Veelas in der Familie“, raunte Matthew Melody ins Ohr. „Mütterlicherseits natürlich.“
Melody warf den Kopf in den Nacken und lachte.

Endlich spielten Soundwitch zum Tanz auf, und die Tanzfläche füllte sich allmählich mit Schülern, die paarweise zu Rock’n’Roll durch die Halle wogten. Melody schaufelte Schokoladencrème in sich hinein. Das Singen hatte Energie gekostet, und sie fühlte sich sonderbar leicht seither, fast ein bisschen beschwipst. Sie hielt erst mit essen inne, als sie merkte, dass Ron, Neville und Ginny, die ihr gegenüber saßen, sie erwartungsvoll anstarrten. Sie hob fragend eine Augenbraue und ließ den Blick über den Tisch schweifen. Dutzende Augenpaare waren auf sie gerichtet ...
„Guten Abend.“
Melody fuhr herum, als sie die vertraute, tiefe Stimme ihres Vaters hinter sich hörte. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und stand hastig auf. Einen Augenblick lang standen sie sich schweigend gegenüber und sahen sich in die Augen. Melodys leuchteten, aus seinen Augen konnte man keine Regung herauslesen.
Schließlich neigte er sich leicht zu ihr hinunter und fragte mit leiser, samtiger Stimme: „Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen? Miss ...“
„Snape“, antwortete Melody mit Überzeugung. „Mein Name ist Snape.“
„Interessant“, erwiderte ihr Vater ohne eine Miene zu verziehen. „Dann heißen Sie gleich wie ich.“
„Oh, was für ein Zufall!“, grinste Melody. „Vielleicht sind wir sogar miteinander verwandt!“
„Könnte sein ... Was ist, Miss Snape, tanzen Sie jetzt mit mir oder nicht?“
Er reichte ihr galant den Arm und führte sie zur Tanzfläche ...

„Papa“, flüsterte Melody nach zwei Tänzen, als Severus sie zum Gryffindortisch zurück begleitete. „Weißt du, wie viele Schüler es in Hogwarts hat?“
„Nicht genau. Warum?“
„Weil sie uns alle anstarren. Ausnahmslos alle“, murmelte Melody. Sie klebte an seiner Seite.
Severus musterte seine Tochter amüsiert. „Fürchtest du dich etwa vor ihren Blicken?“
„Nein, aber es ist mir unangenehm“, flüsterte sie.
Severus schaute sich um und fuhr einen Hufflepuff-Fünftklässler, der zufälligerweise gerade in der Nähe stand, unwirsch an. „Was erlauben Sie sich eigentlich, McMillan?! Hören Sie auf, meine Tochter anzustarren!“ McMillan zuckte zusammen und beeilte sich, in eine andere Richtung zu blicken.
„Papa, bitte!“, flehte Melody zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Mach es nicht noch schlimmer. Ich habe in Hogwarts einen Ruf zu verlieren.“
„Jetzt nicht mehr“, gab Severus sarkastisch zurück.
„Na toll“, knurrte seine kleine Hexe. „Mit mir wird kein einziger Junge an der ganzen Schule ausgehen wollen. Wer möchte sich schon mit dir als eifersüchtigem Vater anlegen!“
„Umso besser“, antwortete er überheblich und ließ sie mit einem Kopfnicken in die Runde neben Matthew stehen.


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