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Aus der Asche - 37. Kapitel / Der Kampf

von fiirvogel

Es dauerte einige Sekunden, bis Melody wieder den Boden unter den Füssen spürte: Asphalt. Es hatte geklappt. Sie hatte ihren Vater gefunden. Ja, sie prallte regelrecht gegen ihn und strauchelte. Sie wollte gerade etwas sagen, doch ein Blick in seine Augen und in die Runde genügten, ihr das Blut in den Adern gerinnen zu lassen. Sie hatte einen Augenblick das Gefühl, vor Entsetzen ohnmächtig zu werden. Ein halbes Dutzend schwarz gekleidete Gestalten standen um sie herum. Alle hatten ihre Zauberstäbe gezückt und blickten sie überrascht und misstrauisch an.
Ganz kurz überlegte Melody, ob sie Malfoys Zauberstab, der in ihrem Ärmel steckte, hervorziehen sollte, ließ es dann aber bleiben. Sie hätte eh keine Chance. Außerdem war sie sich alles andere als sicher, ob ihr der fremde Zauberstab überhaupt gehorchen würde.

Severus durchfuhr es siedend heiß, als seine Tochter plötzlich aus dem Nichts direkt vor ihm auftauchte. Einige Schrecksekunden lang schien die Zeit stillzustehen. Dann rührte sich Lucius: er hatte Melody erkannt. Doch Severus reagierte schneller. Er war kreideweiß.
„Was tust du hier“, fuhr er Melody zornig an. „Geh, verschwinde dahin zurück, wo du hergekommen bist!“
„Halt Severus“, mischte sich Lucius ein. „Das ist Miss Rohan, die kleine Cartney.“
„Ich weiß, wie meine Schüler heißen“, gab Severus wütend zur Antwort. „Aber sie hat hier nichts verloren ... Miss Rohan, es ist Schülern strengstens verboten, Hogwarts alleine und ohne ausdrückliche Erlaubnis zu verlassen. Sie gehen auf der Stelle zurück. Ich will Sie morgen früh, acht Uhr, in meinem Büro sehen. Das hat ein Nachspiel, verlassen Sie sich darauf.“
„Nicht so schnell, Severus“, unterbrach ihn Lucius. „Ich hätte da ein paar Fragen an Miss Cartney“ – und an Melody gewandt – „Was suchst du hier? Wie bist du hierhergekommen?“
Melody wich zurück.
„Lass sie gehen, Lucius“, sagte Severus kühl. „Wir können sie hier nicht brauchen.“
Melody wich weiter zurück, vorsichtig Fuß hinter Fuß setzend, während sie Malfoy aus zusammengekniffenen Augen ansah. „Ich geh ja schon“, murmelte sie.
„Du gehst nirgendwohin“, erwiderte Malfoy und richtete den Zauberstab gegen sie. Melody schaute ihn abwartend an. Severus spürte die Spannung in ihr: sie stand da wie ein Torwart vor dem Penalty, alle Muskeln gespannt, der Atem ruhig und flach. Severus wunderte sich, weshalb sie keinen Zauberstab bei sich trug. Doch er hatte sich oft genug mit ihr duelliert und diese Standardsituation auf Tausend und zurück trainiert; er wusste, wie schnell ihre Reflexe waren. Ihre ganze Konzentration war auf Malfoys Augen fokussiert. Severus beobachtete Lucius gespannt. Lucius war nicht annähernd so schnell wie er selber, und Melody sprang bereits zur Seite, bevor er den Zauberspruch fertig gesprochen hatte. Sie konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, biss sich aber gleich darauf auf die Lippen, denn Malfoy schleuderte bereits einen nächsten Fesselfluch in ihre Richtung. Diesmal verfehlte er sie nur knapp.
Melody machte eine Hechtrolle nach rechts, stand in einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf und zog dabei den Zauberstab aus dem Ärmel. Severus sah seiner Tochter äußerlich gleichgültig zu, doch trotz ihrer misslichen Lage und der Sorge um sie, spürte er Stolz und Genugtuung angesichts der vollendeten Eleganz, mit der sich seine kleine Hexe bewegte.
Sie wehrte Malfoys dritten Versuch, sie mit einem Fesselfluch zu Fall zu bringen, ab, allerdings war ihr Schutzschild ungewöhnlich schwach, und Severus merkte erst jetzt, dass sie nicht ihren eigenen Zauberstab in der Hand hielt.

Melody achtete darauf, dass sie stets ihren Vater hinter sich hatte, während sie Malfoys Flüche abwehrte. Sie versuchte, ihm ihrerseits einen Fluch aufzuhalsen, spürte aber, dass es sie viel Energie kostete, diesem widerspenstigen Zauberstab ihren Willen aufzuzwingen.
Malfoy war sichtlich genervt, dass Melody sich so erfolgreich wehrte. Schließlich zischte er wütend: „Serpensortia!“
Eine große, schwarze Schlange wand sich aus seinem Zauberstab und schlängelte sich auf Melody zu. Sie erstarrte für einen Moment, unfähig, sich zu bewegen.
„Ha“, lachte Malfoy, dem Melodys Reaktion nicht entgangen war. „Weckt Erinnerungen, nicht wahr? Lust auf einen zweiten Biss?“
Melody wich zurück. Sie konnte kaum atmen, geschweige denn denken. Endlich schüttelte sie die Starre ab, atmete tief durch, packte den Zauberstab mit aller Entschlossenheit, richtete ihn auf die Schlange und rief: „Evanesco!“ Die Schlange löste sich in Luft auf.
„Ach, sieh an, du hast seit dem letzten Mal etwas dazugelernt“, bemerkte Malfoy hämisch. Melody, die immer noch hypnotisiert auf die Stelle starrte, an der die Schlange verschwunden war, wirbelte herum. Ihre Augen funkelten wütend. „Incendio!“, rief sie.
Malfoy hielt überrascht inne, als ihr Fluch ihn traf, und erstickte dann fluchend das Feuer, das den Ärmel seines Umhangs erwischt hatte. Melody wollte gerade mit einem Schockzauber nachsetzen, als sie von einem Zauber getroffen wurde, der sie der Länge nach hinfallen ließ. Der Zauberstab rutschte ihr aus der Hand und blieb Zentimeter vor ihr liegen. Sie streckte die Finger aus und berührte ihn fast, da war Malfoy heran. Er trat ihr achtlos auf die Hand. Melody sog keuchend die Luft ein. Dann bückte er sich gemächlich und nahm den Zauberstab an sich – und schaute ihn verdutzt an.
„Das ist Dracos Zauberstab“, bemerkte er und blickte auf Melody hinunter. „Woher hast du ihn?“
Melody versuchte aufzustehen, aber irgendwie spürte sie die Beine nicht richtig. Ihre Hand schmerzte. „Geliehen“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Lüg mich nicht an“, schrie Malfoy.
„Wo ist dein eigener Zauberstab?“, fragte ihr Vater mit seidenglatter, gefährlicher Stimme und trat näher.
„Eingeschlossen in Umbridges Schreibtisch“, antwortete Melody gepresst. Allmählich ließ die Wirkung des Fluchs nach, sie spürte ihre Beine wieder.
„Draco hat dir den Zauberstab bestimmt nicht freiwillig gegeben“, mischte sich Malfoy wieder ein.
„Nein“, knirschte Melody. „Es brauchte einige ... Überzeugungskraft.“ Sie stand unsicher auf und hielt ihre schmerzende Hand. Ihre Augen glitzerten wütend.
„Wo ist Draco?“, fragte Malfoy und packte sie grob am Arm. Er bohrte ihr die Spitze seines Zauberstabs in die Halsgrube.
„Fass mich nicht an!“, fauchte Melody und versuchte, sich loszureißen.
„Wo ist er?“
„Irgendwo zwischen Hogwarts und Hogsmeade. Er konnte nicht mitkommen.“
„Weshalb?“
„Er fühlte sich nicht sonderlich gut“, antwortete Melody trotzig. „Ich glaube, er hatte was mit der Nase.“
Malfoy hielt sie so hart fest, dass Melody kaum noch Gefühl im Arm hatte. Da nahm sie die ganze Kraft, die sie aufbringen konnte, zusammen und rammte ihm ihr Knie zwischen die Beine. Malfoy ließ sie mit einem erstickten Fluch los. Melody sah zu, dass sie soviel Distanz wie möglich zwischen ihn und sich brachte, aber sie war von Todessern umringt.

Severus beobachtete die Szene mit zunehmender Besorgnis. Seine Tochter hatte keinen Zauberstab mehr. Severus spürte ihre ganze Anspannung und – Angst. Angst war kein guter Kampfpartner.
In eben dem Moment, als Malfoy sich zornesrot wieder aufrichtete, ging hinter Melodys Rücken das große schmiedeeiserne Tor zu Malfoy Manor mit einem quietschenden Geräusch auf und Bellatrix und ihre Schwester Narzissa traten auf die Strasse. Melody wirbelte erschrocken herum. Severus sah es in Bellatrix’ Augen: sie erkannte Melody sofort, obwohl sie sie noch nie vorher gesehen hatte. Aber die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter war frappant.
„Die kleine Cartney“, rief sie überrascht. „Wer hätte gedacht, dass ich dich je persönlich treffen würde. Ich habe gehört, der Schlangenbiss hat dich beinahe das Leben gekostet? Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass Pomfrey soviel drauf hat, es steckte eine beträchtliche Menge dunkler Magie in meiner hübschen Brosche.“
Melody sagte nichts.
„Nun ja, jetzt habe ich persönlich die Ehre“, fuhr Bellatrix fort und legte einen langen Finger unter Melodys Kinn. Melody wich zurück.
Bellatrix schaute ihren Schwager mit großen Unschuldsaugen an und sagte mit bettelndem Ton: „Du überlässt sie mir doch, Lucius, oder? Schließlich ist es mein Geburtstag, auf den wir soeben angestoßen haben ...“ In ihren Augen konnte man irren, unberechenbaren Hass flackern sehen.
„Wir haben keine Zeit“, mischte sich Dolohow ein. „Du weißt, wie unser Auftrag lautet.“
„Ach, komm schon, Antonin. Du willst mir doch nicht den Spaß verderben. Soweit ich weiß, heißt unser Auftrag: uns bereithalten und warten, bis wir die Nachricht erhalten, dass Potter im Ministerium angekom –“
„Schweig, Bellatrix!“, wies sie Dolohow zurecht.
„Ist doch egal. Lass mich noch etwas spielen, bis wir aufbrechen müssen. Es gab wenig Vergnügen, seit ihre Mutter“ – sie zeigte auf Melody – „dafür gesorgt hat, dass ich nach Azkaban kam.“
„Bella, lass das“, mischte sich Severus ein. „Müssen wir alle dieses erbärmliche Spiel mit ansehen? Ich werde Miss Rohan jetzt nach Hogwarts zurückbringen. Ich wollte ohnehin gerade aufbrechen. Dann modifiziere ich ihr Gedächtnis, bis sie sich bestimmt an keine Sekunde dieses Abends mehr erinnert, und die Sache wäre erledigt.“
„Den Teufel wirst du!“, spie Bellatrix. „Sie gehört mir!“
Sie richtete den Zauberstab auf Melody, die sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte, doch der nächste Fluch traf sie in den Arm. Der Knochen brach mit einem hässlichen Geräusch. Melody sog schmerzhaft die Luft ein. Tränen traten ihr in die Augen.
Bellatrix lachte. „Levicorpus!“, kreischte sie, und Melody hing plötzlich kopfüber in der Luft. Der Umhang rutschte ihr bis zum Kopf hoch. Sie versuchte zähneknirschend, ihre Sicht wieder freizukriegen. Ihr verzweifelter Kampf mit dem unpraktischen Zaubergewand entlockte den umstehenden Todessern Lachtränen. Sie amüsierten sich köstlich an dem Schauspiel.
Bellatrix begann, ihr Opfer hin und her zu schütteln und sie immer schneller um die eigene Achse und im Kreis zu drehen. Melody schrie und griff bei dem Versuch, sich irgendwo festzuhalten, ins Leere. Dann stoppte Bellatrix sie abrupt und trat dicht an sie heran. Melodys Augen sprühten Funken. Wut, Angst und Schmerzen zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Sie hatte die Arme an die Brust gezogen, den verletzten rechten schützend unter dem linken.
Bellatrix schaute sie einen Augenblick grinsend an, dann meinte sie mit weinerlicher Stimme: „Das tut weh, nicht wahr? Zeig mir den Arm.“ Sie packte ihr Opfer am Handgelenk, und Melody zog ihren Arm so rasch aus Bellatrix’ Griff, dass sie dabei ihren Armreif abstreifte. Der goldene Reif fiel mit einem Klimpern auf den Asphalt.
Bellatrix hob fragend eine Augenbraue und Malfoy bückte sich nach dem Schmuckstück. Er wog es in der Hand und fuhr mit dem Zauberstab darüber ... „Ganz schön viel Magie in diesem kleinen Ding“, bemerkte er misstrauisch.
„Gib her“, verlangte Melody.
Malfoy drehte den Armreif in den Fingern hin und her und untersuchte ihn. Als er die Gravur entdeckte, runzelte er die Stirn. „Für meine Tochter Melody, Weihnachten 1995“, las er laut vor.
„Von wem ist er?“, fragte Bellatrix Melody, die immer noch kopfüber in der Luft hing.
„Von meiner Mutter.“
„Lüg mich nicht an“, zischte Bellatrix und schüttelte ihr Opfer ruppig hin und her. „Deine Mutter ist seit 13 Jahren tot, deine Pflegeeltern seit September. Den Armreif hast zu offenbar seit Weihnachten. Also: von wem ist er?“
Melody zögerte einen Augenblick, dann schob sie die Unterlippe vor und antwortete mit dem letzten Trotz, den sie noch aufbringen konnte: „Von meinem Vater. Er hat mir nach dem Schlangenbiss das Leben gerettet. Und ich warne dich, wenn mir heute etwas geschieht, dann wird es nichts und niemanden geben, der dich vor seiner Rache retten kann.“
Bellatrix lachte hysterisch und ließ ihr Opfer in die Höhe steigen. „Und wer ist dein Vater?“
Melody schaute mit sichtlichem Entsetzen auf den Boden weit unter ihr, schüttelte aber entschieden den Kopf.
Malfoy warf den Armreif achtlos hinter sich. „Besser du spuckst es aus, Cartney!“, meinte er. Als Melody noch einmal den Kopf schüttelte, hob Bellatrix den Schwebezauber abrupt auf.
Melody schrie.
„Arresto momentum!“ Severus konnte ihren Fall gerade noch abbremsen. Sanft kam sie auf dem Boden auf.
Bellatrix sah ihn irritiert an. „Was soll das?“
„Es reicht, Bella“, antwortete Severus; seine Stimme war eiskalt. „Ich nehme Miss Rohan jetzt zurück nach Hogwarts und versorge sie mit etwas Veritaserum. Sie wird mir den Namen sagen.“
Bellatrix betrachtete ihn amüsiert. „Sie tut dir Leid!“, stellte sie fest und lachte wieder. Dann drehte sie sich wieder zu Melody um und richtete den Zauberstab auf sie.
„Rühr sie nicht an“, drohte Severus.
Bellatrix ließ den Zauberstab wieder sinken und hob eine Augenbraue. „Sag nur, du hast eine Schwäche für Schülerinnen ... Nein, Sev, ich hole den Namen auf meine Weise aus ihr raus. Wenn du es nicht mit ansehen kannst, solltest du die Augen schließen und dir die Ohren zuhalten ... CRUCIO!“

Melody stürzte wie vom Blitz getroffen und wand sich gequält hin und her. Ihr Schrei ging Severus durch Mark und Bein. Sein Schockzauber traf Bellatrix mit solcher Wucht, dass sie rückwärts gegen einen weiteren Todesser geschleudert wurde und ihn zu Boden riss. Severus sah aus wie der personifizierte Zorn. Er war in zwei Schritten bei seiner Tochter, die wimmernd am Boden liegen geblieben war.
Malfoy richtete den Zauberstab gegen ihn. „Was soll das, Severus?“
„Ich habe sie gewarnt“, antwortete er zornig. „Keiner rührt sie an! Sie ist“ – seine Stimme klang mit einem Mal ganz ruhig – „meine Tochter.“
Für einen Augenblick schien die Welt still zu stehen. Severus nutzte den Moment. Er zog Melody auf die Beine und zerrte sie zu einem Baum, der ihnen Rückendeckung gab, dann rief er mit einem Accio Bellatrix’ Zauberstab, den diese fallen gelassen hatte. Er drückte Melody seinen eigenen Zauberstab in die Hand und hielt Bellatrix’ Zauberstab bereit, als Malfoy endlich ungläubig fragte: „Deine Tochter? Soll das ein Scherz sein?“
„Sehe ich aus, als würde ich scherzen?“, fragte Severus zurück. Er drückte Melody eine Pillendose in die Hand. „Nimm zwei. Gegen die Schmerzen.“
Dolohow hatte Bellatrix wieder belebt; sie stellte sich neben ihren Schwager. „Gib mir meinen Zauberstab zurück“, kreischte sie wütend. „Was soll das, Sev?“
„Nenn mich nicht Sev, Bella.“
„Die Kleine ist seine Tochter“, erklärte Lucius seiner Schwägerin, der diese Neuigkeit aufgrund des Schockzaubers entgangen sein musste.
„Seine ... WAS?“ Bellatrix’ Stimme überschlug sich. „Tochter? Sie ist Cartneys Tochter, das sieht doch ein Blinder.“
„Kann es sein, dass du in Biologie geschlafen hast, Bella?“, fragte Severus süffisant. „Es braucht immer zwei für ein Kind.“
„Du hast Cartney geschwängert? Wie widerlich!“ Bellatrix spuckte auf den Boden. „Schämst du dich nicht?“
„Wofür? Dafür, dass ich das Glück hatte, eine der klügsten, tapfersten und schönsten Hexen unserer Generation an meiner Seite zu wissen? Oder dafür, dass ich eine Tochter habe, die ihrer Mutter in nichts nachsteht?“
„Du warst mit Cartney zusammen?“ Bellatrix’ Gesichtszüge entgleisten.
„Du warst nie mein Typ, Bella.“
Bellatrix schien einen Moment fassungslos, dann verfinsterte sich ihr Blick.
„Dann bist du ein Verräter!“
Severus hob eine Augenbraue und sah sie herablassend an.
„Ich habe dir nie vertraut“, fuhr Bellatrix fort. „Nie! Und ich hatte Recht. Du warst Cartneys Informant, gib es zu! Weißt du, wie viele von uns wegen ihr in Azkaban landeten? Du bist ein Verräter, Severus Snape.“
Severus antwortete nicht. Malfoy warf Bellatrix Dracos Zauberstab zu. „Dafür wirst du dich vor dem Dunklen Lord verantworten, Severus.“ Er schleuderte einen Fluch.
Severus lenkte ihn ab und zog Melody näher zu sich heran.

„Stupefy“, kreischte Bellatrix.
„Protego!“ Melodys Schutzzauber kam gerade rechtzeitig. Mit dem Zauberstab ihres Vaters konnte sie tatsächlich so gut umgehen wie mit ihrem eigenen. Sie sah etwas besorgt auf den Zauberstab in der Hand ihres Vaters. Aber er schien keine Mühe zu haben, den fremden Zauberstab zu handhaben.
Dann hatte Melody lange keine Zeit mehr, sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Es hagelte Flüche auf sie ein. Sie duckten sich beide, ihr Vater schickte einen grellroten Blitz, der Malfoy umnietete. Melody beschränkte sich auf die Schutzzauber, die sie gelernt hatte, zu mehr kam sie nicht. Gottlob gab ihnen der Baum Rückendeckung.
Ein Fluch von Dolohow traf Melody in die Seite. Sie schwankte, doch dank den schmerzstillenden Pillen spürte sie keine Schmerzen. Entschlossen hielt ihr Vater sie mit der freien Hand fest, während er Dolohovs nächsten Fluch parierte.

In dem Moment schrie Bellatrix: „Avada Kedavra!“

Severus stieß Melody mit solcher Wucht von sich, dass sie hinfiel. Sein Zauberstab rutschte ihr aus der Hand. Severus wich auf die andere Seite aus und der tödliche Fluch verfehlte ihn um Haaresbreite und schlug stattdessen in den Baum hinter ihnen ein. Die alte Eiche barst und ging sofort in Flammen auf.
Melody konnte nicht mehr aufstehen. Ihre Kraft reichte nicht einmal mehr aus, um den Zauberstab vor ihr aufzuheben. Sie blickte hilfesuchend zu ihrem Vater und erstarrte: Der brennende Baum brach langsam auseinander. Eine Hälfte neigte sich nach vorne, genau auf die Stelle zu, wo ihr Vater soeben einen weiteren Fluch von Malfoy abwehrte. Melody wollte schreien, als sie sah, dass der Baum auf ihren Vater stürzen würde. Jede Faser ihres Körpers schrie, aber sie brachte keinen Ton über die Lippen. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen, sie sah nichts mehr, hörte nichts mehr. Nur ihr Herz, das hämmernd gegen ihre Rippen schlug, und ein Rauschen in den Ohren ...
Plötzlich blieb der Baum mitten in der Luft stehen, richtete sich wie von Geisterhand wieder auf und krachte schließlich Funken spritzend nach hinten auf Malfoys schmiedeeisernen Gartenzaun.

Für einen kurzen Augenblick erstarrten alle und beobachteten sprachlos den Baum. Severus nutzte die Gelegenheit: er rief seinen Zauberstab herbei, schockte mit beide Zauberstäben gleichzeitig Malfoy und Dolohow, dann warf er sich zu Melody hinüber, die kraftlos am Boden lag. Sobald sich seine Finger um ihr Handgelenk geschlossen hatten, disapparierte er. Augenblicke später knallten sie in einer finsteren Gasse auf kühles Kopfsteinpflaster. Melody schlug sich die Lippen auf.
„Wo sind wir?“, flüsterte sie. Doch Severus antwortete nicht. Er zog sie auf die Beine, nahm sie in die Arme und disapparierte erneut. Dreimal tauchte er an verschiedenen Orten auf, um sogleich wieder zu disapparieren und so allfällige Verfolger abzuschütteln. Melody hatte die Augen zusammengepresst und hielt sich krampfhaft an seinem Umhang fest. Sie war kreideweiß.
Als Severus sicher war, dass ihnen niemand gefolgt war, apparierte er nach Bawburgh, direkt vor Shanleys Haus. Melody wand sich aus seinen Armen, brach zusammen und übergab sich.
„Komm“, meinte Severus sanft und half ihr wieder auf die Füße. „Es ist vorbei.“
Sie schwankte. Er fasste sie um die Taille und ging rasch auf das Haus zu. Der Stoff war feucht. Severus blickte besorgt auf seine Hand, sie war blutverschmiert.
Die Türe öffnete sich auf einen Wink seines Zauberstabs und schlug mit einem Knall hinter ihnen wieder zu. Marietta kam aus der Küche gerannt.
„Hier bist du sicher“, murmelte Severus in Melodys Haar, dann übergab er sie Marietta und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Für einen Augenblick schloss er die Augen, atmete einige Male tief durch, dann strich er sich die Haare aus dem Gesicht, richtete sich wieder auf und folgte Marietta ins Wohnzimmer.

Marietta hatte Melody aufs Sofa gelegt und hielt ihre Hände. Melody zitterte, ihr war sterbensübel vom wiederholten Apparieren.
Ihr Vater kam ins Wohnzimmer und ging zum Wandschrank hinüber. Einen Augenblick kramte er zwischen Glasflaschen herum und brachte schließlich eine Phiole mit einer dunkelgelben Flüssigkeit und reichte sie Marietta.
„Zur Stärkung, gegen den Schock“, erklärte er knapp und Marietta half Melody, das Elixier zu trinken. Melody erkannte den Geschmack sofort. Es war derselbe Trank, den ihr Pomfrey gegeben hatte, als Remus sie anfangs Schuljahr nach Hogwarts gebracht hatte. Sofort breitete sich eine wohltuende Wärme in ihr aus.
Ihr Vater kniete neben ihr nieder und musterte sie besorgt. Sein Blick blieb an ihrem rechten Arm hängen, den Bellatrix’ Knochenbrechfluch unterhalb des Ellbogens getroffen hatte. Die Stelle war blau und geschwollen.
„Es tut weh“, murmelte Melody, die seinem Blick gefolgt war.
„Wo hast du die Pillendose?“
Melody versuchte nachzudenken, schüttelte dann erschöpft den Kopf. „Weiß nicht“, flüsterte sie.
„Marietta, bring mir den Schmerztilgungstrank“, ordnete ihr Vater an und Melody folgte Marietta mit den Augen. Sie ging zum Schrank und brachte das Gewünschte und einen Löffel.
„Ich versuche, den Bruch zu heilen“, erklärte er knapp und setzte Melody den Löffel an die Lippen. „In den Pillen sind dieselben Substanzen drin, aber sie sind praktischer für unterwegs als der Trank.“
Melody spürte ein wohliges Taubheitsgefühl und beobachtete ihren Vater, der ihren Arm festhielt, mit dem Zauberstab über die gebrochene Stelle fuhr, als würde er den Knochen röntgen, bevor er „Episkey!“ murmelte. Er tastete nach dem Knochen und nickte zufrieden.
„Du kannst nachher von der Wallwurzsalbe auftragen“, wandte er sich an Marietta. Dann sah er Melody ernst an. „Jetzt noch die Hand.“ Er verzog das Gesicht, tastete vorsichtig den Fingern entlang und schüttelte den Kopf: „Die Hand wird sich Pomfrey anschauen müssen. Tut mir Leid, das ist mir zu heikel ... Zeig mir den Bauch, ich muss mir Dolohows Fluch anschauen.“
Melody zog mit zitternden Fingern die Bluse aus dem Rock und schaute dann schockiert auf ihre blutroten Hände. Der Stoff war nass. Ihr Vater schob das Kleidungsstück soweit hoch, dass er die grün-blaue, gezackte Wunde auf der Seite begutachten konnte. Er fluchte leise und fuhr mehrfach mit dem Zauberstab darüber. „Vulnera sanentur ... vulnera sanentur ...“
Die Wunde schloss sich langsam, der Blutfluss versiegte. Die grün-bläulichen Wundränder blieben.
„Das muss reichen“, entschied ihr Vater. „Marietta, du kannst von der blauen Paste auftragen, den Rest muss Madam Pomfrey später machen ... Und bring Melody einen starken Tee ... Melody, ich muss wissen, was passiert ist.“
„Harry hat gesehen, wie Voldemort“ – ihr Vater verzog das Gesicht bei dem Namen – „Sirius gefoltert hat. Sie sind im Ministerium, sagt Harry. Hermine konnte ihn überreden, zuerst mittels Flohnetzwerk in Grimmauld Platz vorbeizuschauen. Sie schlichen in Umbridges Büro, aber Umbridge hat sie erwischt.“
Ihr Vater nickte. „Ich muss los.“ Er stand auf. „Ich muss den Orden alarmieren und in Hogwarts nach dem Rechten sehen. Du bleibst hier. Hier bist du sicher, es kann dir nichts passieren.“
„Aber –“
„Du verlässt das Haus nicht, verstanden? Du bleibst hier, bis ich dich holen komme ... oder Remus.“
„Remus?“, fragte Melody erschrocken. „Nein. Papa, nein! Nimm mich mit!“ Sie hielt ihn am Ärmel fest.
Er sah sie verwundert an. „Du kannst nicht mitkommen, es ist zu gefährlich. Und selbst wenn es nicht gefährlich wäre, würdest du es wohl kaum bis vor die Tür schaffen.“
Aber Melody hielt ihn krampfhaft fest. „Bitte, geh nicht! Bitte! Hanna hat auch gesagt Warte, bis ich dich holen komme .. oder Remus. Und sie kam nie mehr zurück.“
„Hanna?“ Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Melody, Hanna war absolut chancenlos gegen diese Todesser. Ich habe viele Jahre Erfahrung. Ich kenne diese Zauberer. Ich kann kämpfen. Mir passiert nichts ... Versprochen.“ Er löste bestimmt ihre Finger, beugte sich hinunter, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, nickte Marietta zu und eilte mit wehendem Umhang aus dem Raum.

Als Marietta mit einer Tasse heißen Tee aus der Küche zurückkam, lag Melody mit geschlossenen Augen da und schien zu schlafen. Marietta griff nach dem Telefon.
„Patrick? Patrick, ich brauche dich hier, ganz dringend ... Ja, jetzt gleich.“
Sie legte den Hörer auf und kniete neben dem Sofa auf den Boden. Sanft fuhr sie Melody über die Haare. „Melody, trink etwas Tee. Das wird dir gut tun“, sagte sie leise.
Melody zuckte zusammen und öffnete die Augen. „Wie ... Wie kann er es nur wa– wagen, euch in so große ... so große Gefahr zu bringen?!“, flüsterte sie.
„Beruhige dich, Kleines. Unser Haus ist sicher. Einer der sichersten Orte der Welt. Dein Vater war vor ein paar Wochen zusammen mit Remus hier. Er hat das Haus geschützt ... mit einem Zauber, einem ... Fidelius, sagte er.“
„Das Haus ist mit einem Fidelius geschützt?“ Melody atmete erleichtert aus. „Und wo sind Patrick und Matthew? Sind sie in Sicherheit?“
„Sie kommen jeden Moment nach Hause. Ich habe Patrick soeben angerufen.“

Melody nahm die Tasse aus Mariettas Hand und nahm einen Schluck. Ihre Hand zitterte. Ihre Gedanken drehten sich unaufhaltsam im Kreis. Was war mit Sirius? Lebte er noch? Was hatte Umbridge mit Harry und Hermine gemacht? Waren sie in Hogwarts? Oder doch ins Ministerium gegangen? Es war eine Falle. War ihnen etwas zugestoßen? Und ihr Vater: Wo war er? Hatte er den Orden bereits alarmiert? Was, wenn er nicht mehr kam? Wenn er von Voldemorts Anhängern gestellt wurde? Sie würden ihn zum Dunklen Lord bringen. Er würde gefoltert, grausam gequält und umgebracht ... Und es war ihre Schuld. Sie hatte völlig verantwortungs- und kopflos gehandelt. Wie konnte sie nur zu ihm apparieren? Sie hatte ihren Vater in schreckliche Gefahr gebracht. Er war enttarnt. Und der Baum! Der Baum hätte ihn um ein Haar erschlagen. Und es war ihre Schuld. Allein ihre Schuld!
Melody fiel die Tasse Tee aus der Hand. Ihr ganzer Körper zog sich krampfhaft zusammen. Marietta beeilte sich, einen weiteren Heiltrank aus dem Wandschrank zu holen. „Das ist das krampflösende Elixier, das dein Vater gebraut hat“, erklärte sie. Melody wunderte sich dumpf, wie viel Marietta über Heiltränke und -salben wusste, doch sie fragte nicht. Sie versuchte, langsam zu atmen und ihr Nervensystem zu beruhigen.
„Du musst aus diesen Kleidern raus“, entschied Marietta. „Sie sind blutgetränkt und mit Tee bespritzt.“ Sie verschwand und kam kurze Zeit später mit einem alten T-Shirt von Matthew und einer Trainerhose zurück.
„Das dürfte dir etwas groß sein, aber versuch es einmal.“ Sie half Melody aus ihrer Schuluniform und schaute die grün-blau gefärbten Ränder der Fluchwunde an. „Dein Vater hat mir eine Salbe für solche Verletzungen dagelassen.“ Sie ging erneut zum Wandschrank hinüber. „Er hat an alles gedacht“, erklärte sie, während sie die blaue Salbe suchte. „Er hat mir ein ganzes Arsenal an Tränken und Salben hiergelassen und mir genaue Instruktionen erteilt, was wofür ist und wie viel ich im Notfall davon geben darf ... Ich habe mir alles notiert.“ Sie zeigte auf einen Zettel, der an der Innenwand der Schranktür hing. „Und er hat uns erklärt, wie dieser Fideliuszauber funktioniert, dass kein Zauberer dieses Haus sehen kann, nicht einmal, wenn er die Nase gegen die Fensterscheibe presst ...“ Marietta sah etwas skeptisch zum Fenster hinüber, stand dann abrupt auf und zog die Vorhänge zu. „Dein Vater ist der Geheimniswahrer. Nur Remus kann das Haus sehen, dein Vater hat ihn in das Geheimnis eingeweiht.“
„Remus war auch hier?“
Marietta nickte. „Dein Vater hat ihn uns vorgestellt.“ Sie trug vorsichtig etwas blaue Paste auf die Fluchverletzung auf, die wieder leicht zu bluten begonnen hatte. Melody keuchte.
„Tut es weh? Warte, ich kann dir noch einmal ... ich glaube, ich darf dir noch einmal von dem Schmerztilgungstrank geben.“
Als sie die Paste aufgetragen hatte, verschwand sie wieder und kam kurze Zeit später mit Mullbinden zurück, um die Wunde zu verbinden. Dann half sie Melody, Matthews Kleider anzuziehen.
Melody legte sich erschöpft wieder hin und starrte gegen die Decke.
Marietta deckte sie zu, weil sie trotz der sommerlichen Temperaturen zitterte und ihr die Zähne klapperten.
„Versuch zu schlafen, Melody. Dir kann hier nichts passieren. Patrick und Matthew werden auch gleich hier sein.“

Melody schlief, als Patrick und kurze Zeit später auch Matthew nach Hause kamen. Patrick schloss gewissenhaft die Türe ab und zog sämtliche Vorhänge im Haus zu. Dann saßen die Shanleys beklommen an ihrem Wohnzimmertisch. Marietta hatte etwas Brot und Käse auf den Tisch gestellt, aber niemand hatte wirklich Appetit. Irgendwann verbarg Marietta das Gesicht in den Händen. „Ich hatte sosehr gehofft, dass dieser Notfall gar nie eintreffen würde!“, schluchzte sie. „Was macht Severus jetzt nur? Ob es ihm gut geht? Ich mache mir solche Sorgen um ihn.“
Patrick stand auf und trat hinter den Stuhl seiner Frau. Er massierte ihr die Schultern. „Entspann dich, Schatz. Severus machte auf mich den Eindruck, als hätte er schon viel erlebt. Er ist ein erfahrener Kämpfer und kann auf sich aufpassen. Er wird bestimmt wieder kommen, sobald sich die Situation beruhigt hat.“


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