Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Aus der Asche - 33. Kapitel / Das Konzert

von fiirvogel

Nach dem Abendessen begleiteten Severus und Patrick Matthew und Melody in den Pub gleich um die Ecke an der Hauptstraße. Patrick hatte vorgeschlagen, einen Verdauungsspaziergang zu machen, so konnte sich Severus getrost vor und im schummrigen Pub umsehen. Er unterzog den Wirt einer Legilimentik-Prüfung und beobachtete die Jungs um Matthew, die damit beschäftigt waren, ihre ganze Muggelelektronik auf der kleinen Bühne aufzubauen. Unglaublich, wie viel Raum diese ganzen Verstärkeranlagen und Mixgeräte benötigten. Und erst die Kabel überall! Severus fragte sich, wo wohl die Musiker stehen würden, wahrscheinlich vor der Bühne.
Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu, das Lokal zu inspizieren. Er konnte nichts Auffälliges entdecken. Das Unangenehmste waren die Stammtischler, die bereits jetzt einige Bier zuviel intus hatten, aber sie schienen friedlich zu sein. Kein Zauberer weit und breit. Nichts Verdächtiges. Severus zog seine Tochter zur Seite, bevor er sie ihrem Schicksal überließ.
„Komm mit!“ Er führte sie hinter die Bühne. Ein paar Meter den schummrigen Flur hinunter hing ein Telefon an der Wand. Ein Zigarettenautomat stand daneben, danach kamen die Damen- und Herrentoiletten. Severus bückte sich nach einer leeren Bierflasche, die neben dem Zigarettenautomaten auf dem Boden lag, und zog seinen Zauberstab hervor. Er richtete ihn auf die Flasche und murmelte: „Portus!“
Die Flasche leuchtete kurz grün auf und vibrierte einen Moment lang in seiner Hand, dann stellte er sie wieder neben den Automaten auf den Boden.
„Wenn irgendetwas Verdächtiges passiert, rennst du hierhin und nimmst diese Flasche.“
Melody sah ihn verständnislos an. „Was soll ich mit der Flasche?“
„Das ist jetzt ein Portschlüssel. Wenn du ihn berührst, bringt er dich schnurstracks ins Wohnzimmer der Shanleys.“
Melody sah ihn zuerst skeptisch an, dann grinste sie: „Da kannst du ja nur hoffen, dass der Wirt nicht kommt und die Flasche wegwerfen will, sonst steht der plötzlich bei euch im Wohnzimmer. Das musst du Patrick und Marietta dann erklären!“
Severus zog die Augenbrauen zusammen. „Du könntest das ruhig etwas ernster nehmen“, wies er sie unwillig zurecht.

Es war ein sonderbares Gefühl, auf einer Bühne zu stehen, umgeben von Verstärkern, Mikrophonen, Kabeln ... Es hatte kaum Platz, sich zu bewegen. Matthews Freunde, Dean, Roger, Niclas und Peter hatten nichts dagegen einzuwenden, dass Matthews kleine Freundin mitsingen würde. Melody nervte das kleine. Sie versuchte, so groß auszusehen wie sie konnte, ignorierte die amüsierten Blicke und Sprüche so gut es ging und konzentrierte sich auf den Soundcheck. Als sie schließlich zwei Stücke mit Matthew gesungen hatte und dabei nur zweimal aus lauter Nervosität zu früh eingesetzt und einmal den Text vergessen hatte, grinsten die Jungs nicht mehr. Matthew schien zufrieden.
„Ihr ergänzt euch hervorragend“, meinte Dean anerkennend und stellte seinen E-Bass hin.
„Ich hab’s dir ja gesagt“, grinste Matthew.
„Ja, Kumpel, schon oft genug“, gab Dean zurück. „Melody hier, Melody da ... seit Weihnachten.“
Auch Matthew stellte seine Fender zurück auf den Ständer und zog Melody zu sich heran. „Ich liege den Jungs seit Anfang des Jahres damit in den Ohren, dass ich dich einmal an einem Konzert dabei haben möchte ...“
„Erst seit Weihnachten“, fragte Melody keck. „Wir singen schon länger zusammen, oder?“ Sie spürte seine Hände; sie waren warm, und Melody trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Ja, aber da waren wir noch Kinder. Und jetzt ... Mir ist erst an Weihnachten aufgefallen, dass du ... kein Kind mehr bist.“
„Ha“, lachte Melody. „Da ist mein Vater aber anderer Meinung!“
„Dein Vater?“
Melody biss sich auf die Lippen. Sie hätte sich ohrfeigen können!
„Dein Vater?“, fragte Matthew erneut. „Du hast deinen Vater gefunden?“
Melody nickte.
„Warum hast du nichts gesagt? Wie hast du ihn gefunden? Wie ist er so?“
Melody senkte den Blick. „Nicht jetzt“, flüsterte sie.
Matthew schüttelte ungläubig den Kopf. „Und wann hättest du es mir erzählt?“
„Ich weiß es nicht. Glaub mir, es gibt noch viel mehr, was du von mir nicht weißt ... Du wärst schockiert.“
Matthew schmunzelte. „So, und was bitte schön?“ Er zog sie noch etwas enger an sich.
Melody vergewisserte sich, dass niemand zuhörte, dann flüsterte sie: „Ich bin eine Hexe.“
Matthew lachte, dann runzelte er die Stirn. „Wie meinst du das?“, fragte er verwirrt.
„Ich kann dich verhexen, wenn ich will“, flüsterte sie geheimnisvoll. Sie hätte sich schon wieder ohrfeigen können. Das war ihr so rausgerutscht. Irgendwie schien ihr Verstand nicht richtig zu funktionieren, wenn Matthew so nahe vor ihr stand und sie seine Hände um ihre Taille spürte. Bevor er etwas fragen konnte, umarmte sie ihn und küsste ihn auf den Mund. Das hatte sie schon lange ausprobieren wollen.
Matthew schien im ersten Moment etwas perplex, dann meinte er: „Nicht schlecht, Hexe.“
„Oh, ich kann noch ganz anderes zaubern“, gab Melody unbescheiden zurück.
„Zeigst du mir das mal bei Gelegenheit?“
Melody spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Ihre Knie wurden unter Matthews Blick butterweich. Sie schaute ihm einen Augenblick lang atemlos in die grünen Augen und stotterte schließlich: „Ich ... würde gerne ... Krieg ich hier was zu t... trinken?“
Matthew grinste. „Wenn ich noch so einen Kuss bekomme, lade ich dich auf eine Cola ein.“

Severus schaufelte Zucker in seinen Tee und rührte bedächtig um. Patrick nippte an einem Glas bernsteinfarbenem Single Malt Whisky. Severus hatte abgelehnt; er wollte bei diesem Gespräch einen komplett klaren Verstand haben ... Schließlich legte er den Löffel weg, stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er blickte kurz nach draußen, dann zog er die Vorhänge zu.
Marietta und Patrick saßen nebeneinander auf der Couch und musterten ihn besorgt. Severus seufzte. Wo, im Namen der Gründungsväter von Hogwarts, sollte er beginnen?! Schließlich entschied er sich für das Einfachste und Naheliegendste: „Mein Name ist Severus Snape. Ich bin Melodys Vater.“
Patrick schien nicht weiter überrascht; er hatte wohl schon an Weihnachten geahnt, dass „Remus“ Melodys Vater war. Wenigstens hatte Severus das aus ihrem kurzen Gespräch vor der Abreise herauszuhören geglaubt.
Marietta hingegen wirkte ziemlich verwirrt. „Du heißt nicht Remus?“
Tja, sie wird noch mehr verkraften müssen, dachte Severus und erzählte, ohne auf ihre Frage einzugehen, weiter: „Ich bin ein Zauberer und unterrichte das Schulfach Zaubertränke in Hogwarts, einer renommierten Schule für Hexerei und Zauberei ...“
Mariettas und Patricks Augen wurden immer größer, während Severus fortfuhr: „Melody ist eine Hexe, genau wie ihre verstorbene Mutter, und sie besucht seit September Hogwarts ... Sie ist sehr talentiert.“
„Eine Hexe?“, fragte Marietta verständnislos.
Statt einer Antwort zog Severus seinen Zauberstab aus dem Ärmel. Er deutete damit auf die Whiskyflasche, die auf dem Tisch stand, ließ sie durch den Raum schweben und schenkte Patrick nach.
„Melody kann das auch. Sie darf allerdings außerhalb der Schule nicht zaubern, deshalb werdet ihr mir einfach glauben müssen.“
„Ich wusste nicht, dass es Hexen gibt ... und Zauberer“, meinte Patrick.
Marietta beschäftigte etwas anderes. „Du hast gesagt, Melody sei in Gefahr. Hat das damit zu tun, dass sie eine Hexe ist?“
Severus nickte. Er setzte sich und rührte wieder in seinem Tee. In knappen Worten erzählte er vom Krieg, der die Zauberwelt zurzeit, und zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert, in Atem hielt. Er erzählte von Liz, ihren Eltern und ihrem Bruder, die im Kampf gegen die dunklen Magier gestorben waren, von Tom und Hanna, die den Todessern zum Opfer gefallen waren, von Bellatrix, die im Januar zusammen mit neun weiteren, hochgefährlichen Zauberern aus dem Zaubergefängnis ausgebrochen war, und von ihrem Versuch, Melody mit Hilfe einer Giftschlange zu töten.
Marietta sah entsetzt aus. „Sie hat das nie auch nur mit einem einzigen Wort erwähnt“, murmelte sie fassungslos.
„Wie auch?“, gab Severus kühl zurück. „Ich hatte ihr verboten, euch irgendetwas zu schreiben, was verraten würde, dass sie eine Hexe war und unter welchen Umständen wir lebten.“
Marietta schüttelte immer wieder den Kopf. „Und du sagst, sie wäre an dem Biss beinahe gestorben ?“
„Sie war so gut wie tot. Es grenzt an ein Wunder, dass sie überlebt hat.“
„Aber diese ... diese Zauberer, sie könnten jederzeit wieder versuchen, Melody umzubringen?“, fragte Patrick.
„Sie ... mich ... jeden, der sich ihnen nicht anschließt ...“
„Dich auch? Weil du ihr Vater bist?“, fragte Marietta verwirrt.
„Nein. Meine Beziehung zu den dunklen Magiern ist komplizierter und tut nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass es durchaus sein kann, dass ich den nächsten Tag nicht überlebe. Ich habe eine sehr gefährliche Aufgabe ...“ Severus nahm eine großen Schluck Tee und fuhr fort. „Ich bin nicht hierher gekommen, um euch grundlos in alle Geheimnisse einzuweihen“, stellte er klar. „Ich bin mir bewusst, wie riskant das ist. Es ist für jeden Zauberer ein Kinderspiel, in eure Gedanken einzubrechen und beliebig Informationen zutage zu fördern. Lieber wäre mir, ich müsste euch gar nichts sagen. So werde ich mich auf das unbedingt Notwendige beschränken. Ich muss mir Gedanken um Melodys Zukunft machen. Was wird aus ihr, wenn mir etwas zustößt? Wer kümmert sich um sie, wenn ich nicht mehr da bin? Melody liebt euch. Und ich habe das Gefühl, dass auch sie euch viel bedeutet. Wenn mir etwas geschehen sollte ...“
„ ... dann ist sie hier jederzeit herzlich willkommen“, nahm ihm Marietta das Wort aus dem Mund.
„Ihr dürft das nicht auf die leichte Schulter nehmen“, gab Severus zu bedenken. „Es ist gefährlich. Ihr Muggel habt den Zauberern nichts, rein gar nichts entgegenzusetzen.“
„Was willst du von uns, Severus?“, fragte Patrick ruhig.
Severus blickte ihn scharf an. „Zuerst müsst ihr wissen, dass es für mich ein Leichtes ist, eure Erinnerungen so zu manipulieren, dass ihr euch später nicht mehr an diesen Abend erinnert. Wenn mein Vorschlag euch zu gefährlich erscheint, wenn ihr Angst habt, nicht bereit seid, dieses Risiko zu tragen, dann sagt es mir einfach. Dann wird sich an unserer Beziehung, so wie sie bis zum Mittagessen bestanden hat, nichts ändern.“
Patrick und Marietta wechselten erschrockene Blicke und Marietta fasste sich an den Kopf, als hätte sie Angst, Severus würde ihr Gedächtnis auslöschen.
„Erzähl uns, was du vor hast“, forderte Patrick mit gefasster Stimme.

Melody schwitzte. Die zwei Scheinwerfer über der Bühne verbreiteten eine Bruthitze. Sie hatten bereits drei Stücke gespielt, und abgesehen vom anfänglichen Lampenfieber machte Melody das Konzert Spaß. Sie war selber erstaunt, wie wohl sie sich auf der Bühne fühlte. Sie hatte zuerst gedacht, im Boden zu versinken, als sich der Pub allmählich gefüllt hatte. Aber nun stand sie hier oben und genoss den Auftritt. Sie spürte den Rhythmus von Schlagzeug und Bass durch sie hindurchfließen und ihren Körper in Schwingung versetzen. Matthew lachte ihr aufmunternd zu und Melody packte entschlossen das Mikrophon fester. Sie war froh, dass die Bühne so klein war und sie aus Platzgründen so nahe neben Matthew stehen konnte.
Dem Publikum schien es ebenfalls zu gefallen. Die Leute applaudierten nach jedem Song frenetisch. Melody wollte gerade nach der Flasche Wasser greifen, die hinter ihr neben Matthews Gitarrenamp stand, als sie aus dem Augenwinkel einen jungen Mann wahrnahm, der sich nach vorne drängte und die Arme hob. Plötzlich sah sie ein grelles Licht, und eine Welle von Panik erfasste sie. Sie reagierte ohne zu denken: Sie zog ihren Zauberstab und machte instinktiv zwei Schritte rückwärts, stolperte dabei über einen Gitarrenständer und riss im Sturz eine Gitarre zu Boden. Der Protego ging nach oben los und zerschlug einen der Scheinwerfer, der in tausend Stücke zerschellte und auf die Bühne herunter regnete.
Matthew drehte sich erschrocken nach ihr um. „Melody, was ...?“
Melody sah den jungen Mann an, der mit offenem Mund zurückstarrte. Ein Journalist! Bei Merlin! Was tat sie hier eigentlich?! Warf mit Zaubern um sich, weil jemand ein Foto von ihr machen wollte?
Melody rappelte sich mit zittrigen Knien auf und flüchtete runter von der Bühne in den dunklen Korridor, hinein in die Damentoilette. Dort sank sie neben dem Waschbecken auf den Boden und schlang die Arme um die Beine. Was war nur los mit ihr? Jetzt reichte schon das Blitzlicht einer Kamera, dass sie durchdrehte. Sie biss auf die Zähne und schlug wütend den Hinterkopf gegen die Steinfliesen der Wand. Krieg dich wieder ein, Melody!
Die Tür ging auf und Matthew kam herein. Er blickte einen Augenblick sprachlos auf sie herunter, dann schloss er die Türe, schob den Riegel vor und setzte sich neben sie. Melody merkte erst jetzt, dass sie immer noch den Zauberstab krampfhaft umklammert hielt. Sie schob ihn eilig in den Hosenbund zurück.
„Was ist passiert?“, fragte Matthew leise.
„Nichts ... Es tut mir leid!“ Melody versteckte ihr Gesicht in den Händen. „Bei Merlin, ist das peinlich! Ich habe mich erschrocken. Ich habe überreagiert. Es tut mir leid! Ich dachte ...“ – sie schnaubte zornig – „Ich spinne. Ich dreh durch, weil jemand uns fotografiert!“
„Schhhh“, beruhigte sie Matthew. „Es ist alles in Ordnung.“

Severus hielt plötzlich in seinen Ausführungen inne. Er spürte eine Welle von Panik und fasste instinktiv den Zauberstab. „Etwas ist nicht in Ordnung“, erklärte er knapp und stand abrupt auf. Er disapparierte vor den entsetzten Blicken der Shanleys und stürmte Sekunden später in den Pub an der Ecke. Melody war nirgends zu sehen. Auch Matthew war nicht da. Die übrigen Jungs von der Band standen diskutierend neben der Bühne, während der Wirt soeben mit einem Besen herbeieilte und sich daran machte, Scherben zusammenzuwischen, die überall auf und vor der Bühne am Boden verstreut lagen. Severus durchquerte eilig den Raum und betrat den dahinterliegenden dunklen Flur, der zu den Toiletten führte. Der Portschlüssel stand noch unberührt neben dem Zigarettenautomaten.
Severus ging weiter zu den Toiletten. „Melody?“, fragte er vor der Damentoilette, erhielt aber keine Antwort. Entschlossen drückte er die Klinke durch, doch die Türe war von innen verriegelt. Severus zog den Zauberstab. „Alohomora“, murmelte er und die Tür sprang wie von selbst auf.
Melody und Matthew saßen an die Wand gelehnt nebeneinander auf dem Boden. Severus schloss die Tür, schob den Riegel wieder vor und murmelte einen Hörschutzzauber. Dann drehte er sich zu den beiden Teenagern um. Seine kleine Hexe wirkte verwirrt, schien aber nicht verletzt zu sein; Severus fiel ein Stein vom Herz. Sie stand auf und warf sich ihm in die Arme.
Er drückte sie an sich, strich ihr beruhigend über den Rücken. „Was ist passiert?“, fragte er ruhig.
Matthew war ebenfalls aufgestanden. „Einer der Scheinwerfer explodierte wegen der Hitze. Melody konnte gerade noch ausweichen und stolperte dabei über meine Gitarre ... So jedenfalls sah es aus“, fügte er unsicher an und schielte auf den Zauberstab in Melodys Hosenbund.
Severus folgte seinem Blick. Seine Augen verengten sich.
„Jemand schoss ein Foto“, sagte Melody leise. „Ich ... sah das Blitzlicht und geriet in Panik. Ich stolperte über den Gitarrenständer, deshalb zerschlug der Schutzzauber den Scheinwerfer ... Es tut mir leid, das wollte ich nicht, ich habe nicht nachgedacht. Ich konnte nicht mehr denken. Ich sehe rot, weil jemand ein Foto macht, das ist krank. Ich spi–“
„Nein“, unterbrach Severus sie barsch. „Du spinnst nicht! Du hast so reagiert, wie du mit deiner Erfahrung reagieren musstest ... Aber du solltest dir endlich abgewöhnen, vor einer Gefahr zurückzuweichen! Du bist schon einmal eine ganze Treppe hinuntergestürzt deswegen. Irgendwann brichst du dir das Genick bei einem Fehltritt.“
Melody schluckte und wandte sich an Matthew. „Matthew, das ist mein Vater.“
Der Junge nickte Severus misstrauisch zu.
„Was jetzt?“ fragte Melody ratlos.
„Ich gehe zurück in den Saal und schaue mich um“, anerbot sich Matthew. Ihm standen tausend Fragen ins Gesicht geschrieben und Severus rechnete es dem Jungen hoch an, dass er sich nicht damit aufhielt, sie alle zu stellen. Für Erklärungen würden sie später noch genug Zeit haben.
Severus nickte und ließ die Tür mit einem Wisch seines Zauberstabs aufspringen. Dann zog er seinen Zauberstab. „Ich schicke Remus eine Nachricht. Du wirst eine Verwarnung bekommen wegen Zauberns außerhalb der Schule. Als offizieller Vormund muss er das wissen.“

Als Severus und Melody zurück in den Saal kamen, hielt Matthew seine Gitarre in der Hand. Melody trat näher und blickte auf die Schramme, die sich über den roten Lack zog. „Tut mir leid“, murmelte sie. „Das wollte ich nicht.“
Matthew seufzte, dann schüttelte er den Kopf. „Macht nichts ... Ich meine, spielen kann ich sie dennoch.“
„Ich schaue mir das später an“, versprach Severus und ging zum Wirt hinüber, der inzwischen alle Scherben weggeräumt hatte. Der Mann wand sich nervös unter Severus’ hartem Blick. „Sir, Sie wissen gar nicht, wie leid mir das Ganze tut. Das ist mir noch nie passiert. Der Scheinwerfer ist regelrecht explodiert ... Gottlob konnte Ihre Tochter ausweichen. Ich hoffe doch, sie hat sich nicht verletzt beim Sturz?“
„Nein“, antwortete Severus kühl. „Sie ist nur erschrocken. Wie konnte das passieren? Wie erklären Sie sich diesen Vorfall?“
„Ich verstehe es nicht, Sir. Es tut mir leid, wie gesagt. Ich habe das noch nie erlebt. Ich werde die Herstellerfirma anschreiben ...“
„Tun Sie das. Können die Kids weiterspielen?“
„Ja, sicher, sicher. Gerne! Ihre Tochter singt wunderbar. Ich meine, Matthew auch ... aber zusammen ... Die Leute waren begeistert.“

„Was ist?“, fragte Melody, als er an den Bühnenrand zurückkam.
„Ihr könnt weiterspielen. Der Scheinwerfer explodierte wegen der Hitze und es war ein Glück, dass du so schnell ausgewichen bist.“
„Ja, diese Meinung scheint sich durchgesetzt zu haben“, mischte sich Matthew ein. „Ich habe mich auch umgehört. Es ging alles so schnell, dass niemand genau weiß, was eigentlich passiert ist.“
„Gut“, schloss Severus. „Dann spielt weiter, damit die Leute vergessen, dass überhaupt etwas vorgefallen ist.“
„Ich ...“ Melody blickte zweifelnd von ihm zu Matthew. „Ich weiß nicht, ob ich noch weitermachen kann. Ich würde lieber gehen.“
Severus sah sie drohend an. „Das kommt nicht in Frage. Du gehst jetzt da rauf und bringst das zu Ende. Los!“
Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte er sich um und steuerte die Bar an. Die Barhocker waren alle besetzt, aber er knöpfte sich den Muggel vor, der auf dem vordersten Barhocker saß, und legte diesem – zugegeben, mit nicht ganz koscheren Methoden – nahe, sich zu verkrümeln. Er dankte dem untersetzten Muggel, der ihm mit glasigen Augen und entrücktem Blick zunickte und aus dem Pub verschwand. Dann setzte er sich und bestellte einen Orangensaft.

Matthew testete das Mikrophon und entschuldigte sich beim Publikum für den Unterbruch. Dann spielten die vier Jungs routiniert den nächsten Song, als wäre nichts gewesen. Melody stand neben der Bühne außerhalb des Lichtkegels des nunmehr einzigen Scheinwerfers, der die Bühne erhellte, und hörte ihnen zu, bis sie Matthew mit einer energischen Kopfbewegung auf die Bühne holte. Severus schmunzelte: seine kleine Hexe stand dort oben und wirkte befangen und unsicher, und er hätte sie am liebsten gleich wieder in die Arme geschlossen. Doch die Schüchternheit fiel von ihr ab, während sie zu singen begann. Die Musik schien sie zu beruhigen, und sie wirkte nach zwei weiteren Songs beinahe so unbekümmert und frech, wie er sie eigentlich nur erlebte, wenn sie mit ihm alleine war. Sie strahlte, und erinnerte Severus an Liz, sosehr, dass es beinahe weh tat.

Als sie eine gute Stunde später zu dritt auf dem Rückweg zu Shanleys Haus waren, war Melody ganz aufgedreht. Es war ein tolles Gefühl gewesen, auf der Bühne zu stehen. Sie hatte sich – bis auf den unglücklichen Zwischenfall – richtig wohl gefühlt! Sie machte ein paar übermütige Hopser.
Ihr Vater beobachtete sie. „Du solltest am Abschlussabend in Hogwarts spielen“, bemerkte er nebenbei.
Melody lachte. „Ja klar, sicher! ... WAS? Meinst du das wirklich? Vor so vielen Leuten?“
„Ich würde dich gerne dort spielen hören“, antwortete er schlicht.
„Wie meine Mutter?“
„Sie hat nie gespielt, hat sich nicht getraut.“
„Ich traue mich auch nicht. Außer ... wenn Matthew mitkommen kann.“
„Er ist ein Muggel, Melody.“
„Na und?!“ Melody nahm demonstrativ Matthews Hand. „Du hast mich schon oft singen gehört. Du weißt, dass meine Stimme am besten klingt, wenn Matthew mitsingt. Wir ergänzen uns ... Bitte, Papa!“ Sie schenkte ihm einen Augenaufschlag. Als er nicht reagierte, schlug sie vor: „Wenn ich dich im Duell besiege, kannst du Matthew dann zum Abschlussfest nach Hogwarts einladen?“
Ihr Vater grinste süffisant. „Wenn du mich im Duell besiegst? Darf ich dich daran erinnern, dass du bisher nicht den Hauch einer Chance gehabt hast?“
„Das stimmt nicht“, protestierte Melody. „Also, was ist? Kannst du das oder nicht?“
„Wenn du mich besiegst? Ja, dann kann ich arrangieren, dass Matthew kommt. Falls er möchte ...“
Matthew sah verwirrt von ihr zu ihrem Vater. „Ich weiß zwar nicht, wovon ihr sprecht, aber ich bin auf jeden Fall dabei.“
„Warte mit deiner Entscheidung, bist ich dir gesagt habe, was ich gerade deinen Großeltern erklärt habe. Vielleicht willst du dann nicht mehr in Hogwarts aufspielen...“, entgegnete Severus spöttisch.

Shanleys standen noch unter Schock, als Severus mit Melody und Matthew das Wohnzimmer betrat. Marietta eilte ihnen entgegen und zog Melody an sich. Dann brach sie in nervöses Schluchzen aus.
Patrick tätschelte ihr den Arm. „Beruhige dich, Marietta ... Alles in Ordnung, Severus?“
„Ja. Tut mir leid, dass ich so plötzlich verschwunden bin.“
„Es sah grauenvoll aus“, schluchzte Marietta. „Du warst plötzlich weg. Du hast dich einfach in Luft aufgelöst.“
„Das gehört zum Einmaleins der Zauberer ... Matthew“ – Severus drehte sich zu dem Jungen um – „Du siehst aus, als hättest du einige Fragen. Stell sie, ich versuche, sie zu beantworten.“
Nachdem Patrick Marietta und Severus einen Whisky eingeschenkt und Matthew sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte, erfuhr auch Matthew, dass Melody tatsächlich eine Hexe war und eine renommierte Zauberschule besuchte, an der ihr Vater das Fach Zaubertränke unterrichtete. Marietta beruhigte sich allmählich und die Stimmung war gelöst, bis zu dem Moment, als plötzlich der Wirt des Pubs mit dem Portschlüssel in der Hand komplett verdutzt mitten im Wohnzimmer der Shanleys auftauchte. Marietta und Melody schrien erschrocken.
Der Wirt blickte sich verwirrt um. „Was ...? Entschuldigt, ich weiß nicht ... Was mache ich hier?“ Er sah bleich und etwas grün um die Nase aus.
Severus packte den armen Mann am Arm, zerrte ihn aus dem Haus und schickte ihn nach einem gründlichen Erinnerungs-Tilgungs-Zauber und mit dem guten Ratschlag, ins Bett zu gehen und seinen Rausch auszuschlafen, zurück in den Pub. Er sah ihm nach, um sicher zu gehen, dass er den Weg zum Lokal fand, dann schloss er die Haustüre hinter sich und ging zurück ins Wohnzimmer. Melody lag zusammengekrümmt, die Hände auf den Bauch gepresst, auf der Couch und weinte Tränen vor Lachen. Patrick, Marietta und Matthew beobachteten sie und lachten nervös, immer noch leicht verwirrt. Um Severus’ Lippen zuckte es verdächtig, und als die kleine Hexe ihn mit Lachtränen im Gesicht anschaute, war es auch um seine Fassung geschehen: Er lachte, wie er wohl schon lange nicht mehr gelacht hatte.

Severus erwachte mitten in der Nacht, weil Melody schluchzend und keuchend aus einem Albtraum erwachte und um sich schlug. Einen Augenblick lag sie starr da, dann setzte sie sich auf, wischte trotzig die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Severus sah sie fragend an.
„Es geht schon wieder“, murmelte sie. „Ich geh ein Glas Milch trinken.“
Severus sah ihr nach und legte sich wieder hin. In letzter Zeit schien es mit den Albträumen gebessert zu haben – Berta meinte, es liege an der Phönixfeder –, aber der Vorfall während des Konzerts schien Melody mehr aufgewühlt zu haben, als sie den Anschein gemacht hatte.
Er wartete noch einen Augenblick, doch als Melody nicht mehr hochkam, stand auch er auf, um nach ihr zu sehen. Sie war nicht in der Küche. Severus schaute ins Wohnzimmer. Die Türe zum Garten stand offen, ein Luftzug blähte die Vorhänge. Melody stand reglos mitten auf dem Rasen, die Arme verschränkt.
Severus ging zu ihr hinüber. Das Gras war nass und kühl unter seinen nackten Füssen. Melody seufzte, als sie ihn kommen hörte. Er legte ihr wortlos die Hände auf die Schulter und sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. So standen sie einen Moment schweigend da. Es war kalt.
„Wird es besser?“, fragte Melody leise. „Verschwinden die Bilder irgendwann? Vergisst man sie mit der Zeit?“ Severus antwortete nicht.

Die Türe zu der kleinen Wohnung mitten in Muggellondon war aufgebrochen und hing schief in den Angeln. Überall lagen Scherben, kaputte Möbel, zerfetzte Bücher herum. Severus ging vorsichtig hinein. Es knirschte unter seinen Stiefeln.
Er fand Liz im Schlafzimmer. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Er ließ sich mit einem Ächzen neben ihr auf den Boden fallen und drehte sie um. Sie hatte die Augen geschlossen und es sah beinahe so aus, als ob sie schlief. Severus wünschte sich von ganzer Seele, dass es so war. Aber ihr Gesicht und ihre Arme waren übersäht mit Zeichen der Folter. Severus suchte mit zitternden Händen den Puls an ihrem Hals, fand ihn aber nicht. Mit einem schmerzhaften Ächzen nahm er den leblosen Körper in die Arme und wiegte ihn hin und her, strich ihr über die Haare. Er kriegte kaum noch Luft und keuchte, schluchzte ...


Severus biss hart auf die Zähne und schüttelte den Kopf. Er schlang die Arme um seine Tochter, als hätte er Angst, sie zu verlieren. „Nein, die Bilder bleiben. Sie sinken mit der Zeit etwas tiefer ein, sodass sie nicht mehr bei jeder Gelegenheit hochkommen, aber du wirst sie nie vergessen können. Sie haben sich in dein Gedächtnis eingebrannt, jede Zelle deines Körpers trägt die Erinnerung in sich. Die Bilder begleiten dich ein Leben lang.“
Seine kleine Hexe schauderte.
Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren und wiegte sie hin und her.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Die Halle der Prophezeiung ist das erste Set in einem „Harry Potter“-Film, das komplett im Computer generiert wurde.
Stuart Craig, Produktionsdesign