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Aus der Asche - 32. Kapitel / Shanleys

von fiirvogel

Severus war froh, dass seine Tochter sich offenbar mit seiner Vergangenheit arrangieren konnte. Keiner von beiden schnitt das Thema noch einmal an. Melodys Fieber und Kopfschmerzen waren schnell wieder abgeklungen. Sie sah zwar noch etwas mitgenommen und eine Spur schwermütiger und ernster als vor ihrem Ausflug aus, doch sie schien sich in seiner Gegenwart so wohl zu fühlen wie bisher. Severus beobachtete seine Tochter, wie sie vor dem Kamin auf dem Boden lag und versuchte, ein Zauberpuzzle zu machen, das Minerva irgendwo in einer Truhe – zweifellos aus den Beständen ihrer eigenen, lange zurückliegenden Kindheit – ausgegraben und ihm angedreht hatte.
Melody beobachtete mit gefurchter Stirn die fünfhundert Teile, die vor ihr verstreut lagen, und dann das Bild auf der Kartonschachtel, in dem Männer und Frauen in barocken Kleidern durch einen Tanzsaal wogten. „Wie soll man denn ein Puzzle machen, wenn das Bild sich ständig bewegt?“, fragte sie gerade.
„Es gibt einen Zauberspruch dafür“, antwortete Severus gelassen.
„Einen Zauberspruch? Das macht doch keinen Spaß“, entgegnete seine Tochter und wandte sich wieder den Teilen zu.
Lucy saß regungslos daneben, die Ohren gespitzt, die Augen auf die Teile gerichtet. Nur an der Schwanzquaste, die rhythmisch auf den Teppich klopfte, konnte man erkennen, wie aufgeregt sie war. Schließlich sprang sie vor, schnappte sich ein Puzzleteil und schleppte es unter das Sofa.
„Lucy, gib das wieder her! Komm ... Das ist nicht witzig!“ Melody kniete vor dem Sofa auf den Boden und versuchte, ihre Katze hervorzuzerren.
Severus beobachtete die beiden amüsiert. Dann fasste er einen Entschluss. Er tauchte die Feder in die Tinte und begann zu schreiben:

Liebe Marietta,
Melody würde euch gerne wiedersehen. Wenn nichts dazwischen kommt und ihr Zeit habt, dann kommen wir übermorgen nach Bawburgh. Gib der Eule eine kurze Antwort mit, sie findet mich.
Remus


Zufrieden legte er die Feder hin, betrachtete die Notiz, faltete sie und stand auf. „Bin gleich zurück“, sagte er zu Katze und Hexe.
„Wo gehst du hin?“, fragte die Hexe. Die Katze sauste unter dem Sofa hervor und angelte nach seinem Umhang.
„Ein Geheimnis. Bin gleich wieder da.“
Melody klaubte das Puzzleteil zusammen, das Lucy fallen gelassen hatte, und hielt es triumphierend in die Luft.

Severus eilte durch das Schloss und stieg zur Eulerei hinauf. Er würde mit Melody nach Bawburgh gehen. Für ein Wochenende, das sollte genügen. Er wollte sich noch einmal vergewissern, dass Melody sich bei den Shanleys wohl fühlte. Und er wollte mit Patrick sprechen. Punkt eins auf seiner Vater-To-Do-Liste lag ihm auf dem Magen. Er hatte eine gefährliche Aufgabe. Was geschah mit Melody, wenn ihm etwas zustieß? Wer würde sich um sie kümmern? Lupin? Der hatte erstens keine Zeit, hatte zweitens ein ebenso gefährliches Leben wie er selber und war als Werwolf zudem eine Gefahr für alle, die ihm im falschen Moment zu nahe kamen. Berta? Die alte Hexe war definitiv zu alt für diese Aufgabe, außerdem hatte sie für Severus’ Geschmack ein zu zwielichtes Tätigkeitsfeld. Blieben Shanleys. Sie waren Muggel, insofern auch nicht gerade bestens dafür qualifiziert, sich um seine kleine Hexe zu kümmern. Aber sie schienen sie zu lieben, und Melody liebte sie, keine Frage.

„Ich darf nach Bawburgh?“, fragte Melody zwei Tage später ungläubig, als Severus ihr vorschlug, die Shanleys zu besuchen. „Ich dachte, das sei zu unsicher.“
„Ich komme mit. Wir bleiben zwei Tage. Marietta erwartet uns.“
„Wann?“
Severus zog seine Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. „In genau einer Stunde.“
Melody zog eine Augenbraue hoch und meinte: „Danke, dass du mich so früh in deine Pläne einweihst. Das reicht gerade noch knapp, um zu packen.“
„Mehr brauchst du auch nicht zu machen. Wir gehen für zwei Tage. Pyjama und Zahnbürste reichen da vollkommen aus.“
„Und wenn ich noch duschen und mich etwas hübsch machen möchte?“
„Du bist hübsch.“
Melody verdrehte die Augen. Männer las Severus in ihrem Blick. Er schmunzelte. „Frauen!“, antwortete er kopfschüttelnd und verschwand im Büro.

Eine Stunde und fünfzehn Minuten später standen sie – Melody hatte es tatsächlich fertiggebracht, neben dem Packen auch noch zu duschen und ihre Haare zu zwei etwas schiefen Zöpfen zu flechten – vor dem Gartentor der Shanleys. Marietta kam ihnen entgegen und drückte Melody herzlich an sich. Melody lachte ... strahlte. Severus registrierte es zufrieden.
Auch ihn hätte Marietta beinahe umarmt. Als sie auf ihn losstürmte, blickte er sie mit zusammengezogenen Brauen an, worauf sie es sich offensichtlich noch einmal überlegte und ihm stattdessen die Hand schüttelte.
„Remus, es ist schön, euch hier zu haben. Hat die Eule mit meiner Antwort euch gefunden?“
Melody starrte Severus mit offenem Mund schockiert an. „Du hast Marietta eine Eule geschickt?!“
„Ja, wieso?“
„Wieso?!“, fragte Melody zurück. „Weil ... weil man die Post normalerweise nicht mit Eulen verschickt.“
„Es schien mir am einfachsten.“
„Also ich fand die Idee mit der Eule charmant“, beruhigte Marietta Melody. „Ich hatte noch nie eine Eule so nahe vor mir. Das Gefieder ist wunderbar weich!“
Melody grinste und antwortete versöhnlich: „Ja, ich kann mich erinnern, als ich zum ersten Mal über die Federn einer Eule strich. Das war ein wahnsinnig schönes Gefühl.“

Marietta hakte sich bei Melody unter. „Kommt herein. Patrick ist in der Werkstatt. Matthew ist oben ... MATTHEW!“
Von oben hörte man nur laute Musik. Marietta schüttelte seufzend den Kopf.
„Ich gehe hoch“, entschied Melody und verschwand die Treppe hinauf.
„Sie sieht blendend aus“, wandte sich Marietta an Severus. „Sie ist glücklich. Ich bin erleichtert. An Weihnachten machte sie keinen guten Eindruck. Man sieht, dass du dich gut um sie kümmerst.“
„Ich gebe mir Mühe“, brummte Severus.
Marietta schmunzelte. „Das war bestimmt nicht leicht für dich, von einem Tag auf den anderen für einen Teenager verantwortlich zu sein. Aber du machst das wunderbar, Remus“, meinte sie und tätschelte ihm den Arm.
In der Küche zischte es. Marietta zuckte zusammen.
„Oh, die Nudeln! Remus, geh doch zu Patrick in die Werkstatt. Er hört mich nicht, wenn ich vom Haus aus rufe.“
Severus durchquerte das Wohnzimmer und trat in den Garten hinaus. Er schob die Türe zur Werkstatt auf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Patrick sah: olivegrüner Overall, Bleistift hinter das Ohr geklemmt, in den Gesäßtaschen zwei Schraubenzieher.
„Remus“, rief Patrick erfreut, als er ihn bemerkte. Er wischte die Hände an seinem Overall ab und gab ihm einen kräftigen Händedruck. „Wir haben uns sehr gefreut über deine Nachricht. Marietta war begeistert von der Eule. Deine?“
Severus antwortete nicht. Er trat an die Werkbank und betrachtete das kleine Kistchen, das Patrick am Abschleifen war.
„Für Marietta“, erklärte Patrick etwas verlegen. „Sie hat nächste Woche Geburtstag. Ich muss es noch lasieren, dann möchte ich es bemalen. Und dann kommt ... das rein.“ Er reichte Severus eine kleine Schatulle. „Mach auf!“
Severus öffnete die Schatulle. Darin lag eine hübsch gearbeitete Halskette in Gold und Silber. Er nickte anerkennend und reichte Patrick die Schatulle zurück. Patrick verstaute sie wieder im obersten Regal hinter der Werkbank und zwinkerte Severus verschwörerisch zu.
„Erzähl, Remus: Wie geht es dir? Und Melody?“

„Der geht es gut“, rief Melody, die soeben ihren Kopf hereinstreckte. Ihr Vater zuckte zusammen, als er so unvermittelt jemanden hinter sich hörte. Seine Hand fuhr reflexartig zu seinem Zauberstab. Melody lachte. „Habe ich dich erschreckt?“, zog sie ihn auf.
Severus sah sie verärgert an, ließ sie dann aber zu Patrick durch, der sie herzlich umarmte.
„Melody! Schön dich zu sehen! Lass dich anschauen ... Du bist gewachsen. Und gut siehst du aus.“
Severus drehte sich zu Matthew um, der hinter Melody in die Werkstatt gekommen war. Der Junge schüttelte ihm die Hand. „Hallo, Remus, schön dass ihr hier seid.“
„Matthew“, antwortete Severus trocken und nickte ihm zu.

Kurze Zeit später saßen sie zu fünft um den Tisch im Wohnzimmer. Jeder hatte einen Teller mit dampfenden Nudeln an Tomatensauce vor sich.
Matthew schluckte eine Ladung Nudeln herunter und fragte dann: „Melody, verrate mir, wie du das mit dem Schmetterling in dem Brief gemacht hast.“
Melody warf ihm einen Bitte-nicht-jetzt-Blick zu, doch zu spät: ihr Vater runzelte die Stirn und wollte wissen: „Was für ein Schmetterling, Melody?“
Marietta, die Melodys Blick nicht gesehen hatte, lachte. „Ja, das war zauberhaft. Matthew öffnete den Brief und da ... ach, ich habe es leider nicht gesehen. Was geschah dann, Matthew? Erzähl du es.“
„Ich ... Naja, das war anfangs Februar, als Melody mir zum ersten Mal schrieb. Ich öffnete den Brief, und da löste sich ein Schmetterling aus dem Briefbogen und flog davon.“
„Und was für ein schöner!“, schwärmte Marietta. „Ich habe noch nie ein solches Exemplar gesehen. Matthew fing ihn mit einem Glas ein und zeigte ihn uns.“
Melody rutschte unter dem Blick ihres Vaters nervös hin und her.
„Du hast einen Schmetterling in einen Brief gepackt?“, fragte er mit lauerndem Unterton. „Wie genau hast du das gemacht?“
„Na, du weißt schon ...“, stotterte Melody. „Mit ein bisschen ...“
„Zauberei?“
„Ja“, nickte Melody tapfer. „So könnte man dem sagen.“
„Melody, du kannst Miss Granger oder Miss Duncan Schmetterlinge schicken, aber doch nicht ...“ – Severus schüttelte genervt den Kopf – „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir das erlaubt habe. Es sind ahnungslose Muggel! Da macht man so was nicht.“
Melody erwiderte den Blick ihres Vaters. „Sagt wer? Der, der Eulen damit beauftragt, seine Post auszutragen?“, fragte sie herausfordernd. Eine Weile maßen sie sich mit Blicken, dann lächelte Melody etwas zerknirscht.
Ihr Vater schüttelte noch einmal seufzend den Kopf. „Du hast das wirklich geschafft? Wer hat dir geholfen?“
„Madam Pomfrey. Im Krankenflügel. Mir war langweilig.“
Ihr Vater knurrte unwillig. „Nicht schlecht“, brummte er schließlich. „Für eine Erstklässlerin ...“
Melody war erleichtert, dass ihr Vater nicht sauer war. Ihr war im Nachhinein auch klar geworden, dass es wahrscheinlich nicht gerade die klügste Idee gewesen war, Matthews Brief mit einem Zauber zu belegen, da Shanleys ja nichts davon wussten, dass sie eine Hexe war und nach Hogwarts ging. Aber offensichtlich war ihr Vater in erster Linie stolz darauf, dass sie diesen komplexen Zauber geschafft hatte.

Die drei Shanleys hörten den beiden zu und verstanden nicht, was hier zwischen Onkel und Nichte besprochen wurde. Marietta wollte gerade eine entsprechende Frage stellen, da lenkte Melody das Gespräch elegant in andere Gewässer. „Matthew, die Stücke auf deiner CD gefallen mir. Alles Eigenkompositionen?“
„Ja, einen Teil der Songs hat Dean geschrieben, einen anderen ich ... Es fehlt übrigens noch eine Frauenstimme. Darf ich dir nachher zeigen, was du singen kannst?“
„Ich?“
„Ja, eigentlich habe ich an dich gedacht. Die meisten Stücke kennst du ja schon ...“
Melodys Augen funkelten. „Das wäre toll. Ja, zeig mir die Songs. Den Text kann ich auswendig ... Und deine Stimme. Ich habe mir die CD oft angehört.“
„Das kann man sagen“, knurrte ihr Vater.
Melody lachte. „Ja, mein ... Remus könnte die Bassstimme dazu singen. Er kennt die Songs auch schon auswendig.“
Ihr Vater strafte sie mit einem bitterbösen Blick und stellte klar, er könne nicht singen.
„Schade“, befand Marietta. „Du hast eine gute Stimme, Remus. Vielleicht solltest du es einmal versuchen.“
Auch sie erhielt einen säuerlichen Blick, und Melody kicherte bei der Vorstellung, wie ihr Vater vor der gesamten Hogwarts-Schülerschaft singen würde.
„Wir spielen heute Abend übrigens im Pub“, erzählte Matthew. „Als Remus schrieb, dass ihr kommt, dachte ich, das wäre die Gelegenheit: du kommst mit und kannst auch einmal etwas Bühnenluft schnuppern.“
„ICH?“ Melody wurde nervös. „Ich habe das noch nie gemacht.“
„Es ist halb so wild. Deans Vater ist der Wirt. Er gab uns die Erlaubnis, einmal im Monat bei ihm im Pub zu spielen. Kein richtiges Konzert, mehr eine Jam-Session. Ziemlich locker. Wir probieren da neue Kompositionen aus, schauen, wie sie beim Publikum ankommen ... Es macht nichts, wenn es nicht perfekt ist, merkt eh keiner.“
Melody zögerte. Ihre Augen funkelten bereits unternehmenslustig und sie hatte schon eine Antwort auf der Zunge, als ihr Vater sich einmischte. „Kommt nicht in Frage! Ich will nicht, dass du in einen Pub gehst. Du bist zu jung.“
„Ich bin vierzehn!“
„Eben. Vierzehnjährige gehen nicht in Pubs.“
„Heute Abend schon“, beruhigte ihn Marietta. „Es kommen viele Jugendliche, wenn die Jungs spielen. Der Wirt ist ein vertrauenswürdiger Mann. Wenn du Bedenken hast, können wir ihn anrufen und ihm sagen, dass er ein besonderes Auge auf Melody hat.“
„Bitte!“ Melody versuchte es mit diesem Blick, bei dem ihr Vater meistens nachgab ... außer wenn er um ihre Sicherheit besorgt war. Und das war er jetzt offensichtlich, denn er schüttelte den Kopf.
„Du weißt, dass das nicht geht, Melody.“
„Warum nicht? Du hast doch gehört, dass alle anderen dürfen.“
„Du bist aber nicht alle anderen.“
„Wieso nicht?!“
Ihr Vater antwortete nicht, sondern sah sie nur durchdringend an. Melody schob trotzig die Unterlippe vor. Klar, sie war nicht alle anderen. Sie war auf der Abschussliste einer wahnsinnigen Hexe. Alles in ihr schrie Das ist ungerecht!, aber sie sah ihrem Vater an, dass er nicht nachgeben würde, und sie verstand auch weshalb. Darum warf sie Matthew einen entschuldigenden Blick zu und schaufelte stumm die restlichen Nudeln in sich hinein.

Es tat Severus Leid, Melody enttäuschen zu müssen, aber er würde keine Fehler mehr machen, sie nirgendwo hingehen lassen, wenn er nicht absolut sicher war, dass ihr dort nichts zustoßen konnte.
Marietta wollte etwas sagen, aber irgendetwas in seinem Blick und Patrick, der ihr die Hand auf den Arm legte, hielten sie zurück. Stattdessen fragte sie: „Möchte noch jemand einen Nachschlag?“
Alle waren satt. Matthew stand auf und begann, das Geschirr zusammenzustellen. „Lass nur, Matthy“, meinte Patrick. „Geht üben. Ihr könnt uns die Songs auch morgen vorsingen.“
Severus beobachtete seine Tochter. Sie seufzte und warf ihm einen letzten schmollenden Blick zu, dann folgte sie Matthew aus der Küche in den oberen Stock, woher man bald darauf Klavier und Gesang hörte.
Severus lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Patrick öffnete das Fenster und stopfte seine Pfeife.
„Ich habe was für dich mitgebracht“, erinnerte sich Severus in dem Moment und fischte ein kleines Päckchen aus der Hosentasche. „Eine spezielle Tabakmischung. Ich dachte, die magst du vielleicht.“
Gnomentabak war in der Zauberwelt äußerst beliebt. Es war so ungefähr das einzige Positive, das es von Gnomen zu erzählen gab: sie produzierten diese spezielle Art von Tabak, die von Zauberern hochgeschätzt wurde, weil darin herbe Kräuter und blumige Noten in einem nahezu perfekten Gleichgewicht standen. Die Mischung hatte einen langen, aromatischen Nachgeschmack und rief im Raucher seine glücklichsten Erinnerungen wach. Was genau der Tabak enthielt und wie die Gnomen ihn produzierten, wusste niemand so genau, da man sich mit Gnomen nicht unterhalten konnte. Die einzige Möglichkeit, an ihren Tabak zu gelangen, war, sie aus den Gärten zu vertreiben – etwas, was man ohnehin tun musste, wenn einem etwas an seinem Garten lag – und anschließend ihren Bau ausgraben. Meistens verbargen sie den Tabak in den hintersten Winkeln ihrer Höhlensysteme.
Patrick öffnete das Päckchen und roch interessiert an seinem Inhalt. Dann nickte er anerkennend. „Riecht hervorragend. Woher hast du ihn?“
„Von einer alten Bekannten, von Melodys Urgroßtante, um genau zu sein. Leider kann ich dir nicht sagen, was alles genau drin ist. Aber dieser Tabak erfreut sich bei ihrer Kundschaft großer Beliebtheit.“
„Hast du ihn auch schon probiert?“
„Ich rauche nicht, nein.“

Marietta kam wieder aus der Küche und setzte sich zu den beiden Männern an den Tisch. „Remus, ich möchte mich nicht einmischen, aber ich finde, du solltest Melody mit Matthew zu dem Konzert gehen lassen. Du kannst dich auf ihn verlassen, er passt auf sie auf. Außerdem ... wie gesagt, ich kann den Wirt anrufen, wenn es dich beruhigt.“
„Es ist zu gefährlich.“
„Ist es nicht, Remus. Der Pub ist friedlich, da wird nicht randaliert. Gut, es gibt natürlich die notorisch betrunkene Stammkundschaft, aber die sitzt immer an ihrem Stammtisch in der Ecke und verhält sich gesittet. Bawburgh ist nicht London. Wir sind hier auf dem Land, da ist es ruhig.“
Severus schüttelte den Kopf. „Für Melody ist es gefährlich, in der Öffentlichkeit zu sein“, antwortete er entschieden.
Marietta schien entrüstet. „Du kannst das Mädchen doch nicht in einen goldenen Käfig sperren ...“ – Patrick legte ihr wieder beruhigend eine Hand auf den Arm – „Sie ist vierzehn, Remus. Vertrau ihr, sie macht bestimmt keine Dummheiten.“
„Darum geht es nicht ...“ – Severus setzte sich gerade hin – „Sie ist in Gefahr. Der Unfall im Winter ... Hat sie euch davon geschrieben?“
Marietta schüttelte den Kopf. Patrick sah ihn gespannt an.
Severus erhob sich und ging zum Fenster hinüber. Er blickte hinaus und schloss es. Dann drehte er sich wieder zu Shanleys um. „Sie wurde von einer Schlange gebissen und stürzte eine Treppe hinunter. Sie schwebte in Lebensgefahr.“
Marietta sah ihn mit offenem Mund an. „Sie hat kein Wort davon geschrieben“, murmelte sie verständnislos.
Severus nickte. „Wahrscheinlich hat sie in allen Briefen nur Belanglosigkeiten geschrieben, weil sie nicht wusste, was sie schreiben durfte und was nicht. Wir leben in komplizierten und gefährlichen Verhältnissen. Es gibt vieles, was ihr nicht wisst ...“
Patrick betrachtete ihn nachdenklich. „Wirst du uns davon erzählen?“
„Deswegen bin ich hier.“ Severus drehte sich wieder zum Fenster und blickte nach draußen. „Aber nicht jetzt“, entschied er. „Ich möchte mit Melody zum Friedhof gehen. Und anschließend bringe ich sie in den Pub und schaue mir den Ort genau an, bevor ich entscheide, ob ich es verantworten kann, sie dort zu lassen.“
„Wir könnten sonst natürlich auch mitgehen“, schlug Marietta kleinlaut vor.
„Wir werden sehen“, antwortete Severus. Wenn er es sich recht überlegte, so fand er die Aussicht, in Ruhe mit Patrick und Marietta sprechen zu können, angenehm. Er hatte sich entschieden, ihnen so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu erzählen, damit sie Melodys Situation verstanden. Dann würde er sehen, ob sie bereit waren, sie zu unterstützen. Falls sie – was durchaus auch möglich war – entsetzt oder ablehnend reagieren sollten, würde er ihr Gedächtnis mit einem starken Obliviate manipulieren, damit sie sich an das Gespräch nicht mehr erinnerten. Sollte das notwendig sein, wollte er seine kleine Hexe nicht unbedingt als Zeugin dabei haben ...
„Einverstanden“, nickte Patrick. „Dürfen wir dir noch einen Kaffee anbieten? Oder einen Tee?“
„Lieber Tee.“
Marietta verschwand wieder in der Küche, wo sie mit Geschirr hantierte und Teewasser aufsetzte. Patrick klopfte seinen Tabak wieder aus der Pfeife und stopfte ihn mit dem Gnomentabak. „Gehen wir nach draußen, Remus. Das Wetter ist endlich warm genug.“
Auf dem Gartensitzplatz rückte er zwei Stühle zurecht, legte Sitzkissen darauf und setzte sich. Severus betrachtete den Garten: ein kleiner, gepflegter Muggelgarten mit Blumen und Küchenkräutern und einem peinlich sorgfältig gepflegten Rasen. Neben dem Holzschuppen, der Patricks Werkstatt beherbergte, gab es einen kleinen, von Schachtelhalm und Schilfgras umwucherten Teich. Auf einem Stein am Rande des Teichs saß ein Frosch aus Keramik mit Goldkrone auf dem Kopf, und in den Blumenbeeten tummelte sich, ebenfalls aus Keramik, ein halbes Dutzend Gartenzwerge mit langen, weißen Bärten und roten Mützen. Einer rauchte sogar eine Pfeife, während er genüsslich den Ellbogen auf eine Harke gestützt hatte. So stellten sich Muggel die Gnome vor, die Gärten bewohnten.
Severus kräuselte die Lippen. Wenn die wüssten! Dann ging er zurück zum kleinen Gartensitzplatz und setzte sich neben Patrick. „Erzähl mir, was du beruflich machst“, forderte er so höflich, dass es als Bitte daherkam.

Patrick war gelernter Zimmermann, seit zwei Jahren in Pension. „Das Haus habe ich selbst gebaut“, bemerkte er stolz. „Nicht alleine natürlich. Aber es war für mich als Zimmermann Ehrensache, mein Haus selber zu bauen, als ich Marietta heiratete. Wir lebten anfangs in einem kleinen gemieteten Häuschen am anderen Ende von Bawburgh, bis dieses Haus fertig war. Es dauerte einige Zeit“ – er lachte in Erinnerung – „ ich musste ja auch arbeiten ... Matthew macht ebenfalls die Lehre als Zimmermann, aber um ehrlich zu sein, ich sehe ihn mehr in der Musikbranche. Die Frage ist nur, ob man von Musik heutzutage noch leben kann. Es ist auf jeden Fall gut, dass er daneben noch etwas Handfestes lernt, auf das er jederzeit zurückgreifen kann.“
Severus nickte. Das klang vernünftig. Der Junge schien tatsächlich sehr verantwortungsbewusst und für sein Alter erstaunlich reif zu sein, das musste er zähneknirschend zugeben. Ihm gefiel nur nicht, wie Matthew seine Tochter umgarnte. Es war nicht so sehr die Tatsache, dass Matthew ein Muggel war, als vielmehr der Umstand, dass seine kleine Hexe einfach noch zu jung für eine Beziehung war. Gut, Marietta war bestimmt anderer Meinung und vielleicht hatte sie sogar Recht ...
Aber er war schließlich erst vor ein paar Monaten Vater geworden und noch nicht bereit, seine Tochter mit einem siebzehnjährigen Muggel zu teilen. Außerdem hatte er nur zu gut in Erinnerung, wie unglücklich seine Mutter in ihrer Beziehung mit einem Muggel gewesen war. Tobias Snape war überfordert gewesen mit den Fähigkeiten von Ehefrau und Sohn. Er fürchtete sich vor ihren Zauberkünsten und ertrug es nicht, dass seine Frau so viele Dinge konnte, die er nicht konnte. Er trank und war gewalttätig. Außerdem hatte sich die angesehene Familie Prince von ihrer gefallenen Tochter Eileen abgewandt, sie aus ihrem reinblütigen Stammbaum getilgt. Was sie von ihrem Halbblutsohn dachten, wusste er nicht. Er wusste, wer sie waren, war ihnen aber nie begegnet. Sie gehörten zu jener Sorte Mensch, die mehr oder weniger offen mit dem Dunklen Lord sympathisierten, sich selber aber nicht aus dem Fenster lehnten und nur im legalen bis grauen Bereich agierten.
„Erzähl mir, wie euer Verhältnis zu Hanna und Tom war?“, fragte er weiter. Je mehr er über die Shanleys wusste, desto besser konnte er sie einschätzen.


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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