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Fanfiction

Aus der Asche - 30. Kapitel / Antworten

von fiirvogel

So, nun ist Zeit, dass Severus Melody einen Blick in seine Vergangenheit gewährt ... Keine einfache Sache, wie wir wahrscheinlich alle wissen. Drückt ihm die Daumen!
Ich wünsche all meinen treuen Lesern ein gutes neues Jahr und weiterhin viel Spass beim Lesen!


-----------------------------------------

Zurück in Hogwarts zog Melody ihr Kleid noch einmal an und betrachtete sich im Spiegel im Badezimmer. Lucy saß daneben auf dem Klodeckel und angelte mit der Pfote nach dem Rocksaum.
„Lucy, lass das“, sagte Melody streng und wich den scharfen Krallen aus. „Na los, raus mit dir. Das Kleid ist nichts für dich.“ Sie machte probeweise ein paar Hüftschwünge und öffnete dann ihren Pferdeschwanz. Ein letzter kritischer Blick, dann ging sie ins Wohnzimmer hinüber.
Sie stellte sich herausfordernd vor ihren Vater hin, legte den Kopf schräg und fragte: „Tanzt du mit mir?“
„Du hast mich noch nicht im Duellieren besiegt“, gab er trocken zurück und las ungerührt in Potions Today weiter.
„Traust du dich nicht?“
„Was?“ Er blickte nicht auf.
„Zu tanzen. Hast du Angst, mit mir zu tanzen?“
„Angst?“, fragte er leicht gereizt zurück. „Wieso sollte ich Angst haben?“
„Vielleicht weil du es nicht kannst? Weil du dich nicht blamieren willst?“
Melody hob herausfordernd die rechte Augenbraue. Ihr Vater gab den Blick über den Rand der Zeitschrift zurück.
„Ich weiß von Hanna, dass meine Mutter eine sehr gute Tänzerin war“, fuhr Melody fort. „Wollte sie nie mit dir tanzen?“
„Doch, gelegentlich.“
„Und da hast du auch gekniffen? Oder hast du nachgegeben und sie hat dich ausgelacht, weil du ein miserabler Tänzer bist?“
Seine Stirnfalte vertiefte sich. Melody zuckte unwillkürlich zusammen, als ihr Vater die Zeitschrift auf den Couchtisch knallte. Er hatte die Augen zusammengekniffen und stand entschlossen auf. Ein bisschen bedrohlich sah er aus, aber Melody kannte ihn inzwischen gut genug, um einschätzen zu können, wie weit sie gehen durfte.
„Läufst du jetzt weg?“, fragte sie kämpferisch. „Schlägst du mir gleich vor, zusammen einen Zaubertrank zu brauen, weil du dich dabei nicht blamieren kannst?“
„Es reicht, junge Dame. Du willst tanzen?“ Seine Mundwinkel zuckten.
Melody nickte, nun doch ein wenig eingeschüchtert.
„Und wo ist die Musik?“
Melody zeigte zum Tisch hinüber. „Im Discman.“
„Und an was hast du gedacht?“
„Dizzy Miss Lizzy?“, fragte Melody leise. Sehr groß war die Auswahl an Musik nicht, die sie hatte.
„Dann mal los, Miss Cartney“, knurrte er und richtete den Zauberstab Richtung Tisch ...

Als das Stück ausgeklungen war, holte Melody tief Luft.
„War das gut genug für Miss Cartney?“, fragte ihr Vater selbstzufrieden und hielt sie am Arm fest, weil sie leicht schwankte.
„Schwindelig?“, erkundigte er sich schadenfreudig.
„Nur ein bisschen“, log Melody. Sie fühlte sich ziemlich dizzy. „Wieso hast du mir nicht gleich gesagt, dass du gut tanzt?“
„Du gibst also zu, dass ich ein guter Tänzer bin?“
Melody grinste. „Das lag irgendwo zwischen einem Tanz und einem Duell. Du hast mich herumgewirbelt, als würdest du mich irgendwo gegen eine Wand klatschen wollen.“
Ihr Vater grinste. „Du wolltest tanzen ... So, und nun wenden wir uns der Okklumentik zu.“
„Wie bitte? JETZT?“
„Ja, jetzt. Wann denn sonst?“
„Ich mag jetzt nicht.“
„Das ist die beste Voraussetzung für meine Pläne. Ich möchte wissen, was du in den letzten drei Tagen mit deiner Urgroßtante gemacht hast.“
Melody starrte ihn verständnislos an. „Warum fragst du dann nicht einfach?“, wollte sie wissen.
„Weil ich gerne all die Sachen wüsste, die du mir verschweigen würdest, fragte ich dich danach“, gab er lauernd zurück. „Bist du bereit?“
Melody funkelte ihn wütend. „Nein, außerdem habe ich jetzt keine Lust.“
„Legilimens!“

Severus hatte Melody überrumpelt. Er brach ohne jede Vorwarnung in ihre Erinnerungen ein, und sie bot keinen Widerstand. Sie war überhaupt nicht auf den Einbruch in ihren Geist vorbereitet, in Gedanken noch beim Tanzen ...

Klein-Melody, wie sie mit Matthew zu einem Rock’n’Roll-Sound auf einer Couch herumspringt – Tom, der das wild jauchzende Kleinkind an einem Bein und einem Arm im Kreis durch die Luft wirbelt, während dieses quiekt: „Ich fliege, ich fliege!“ – Melody in der Brandruine ihres Hauses, Remus, der durch den Raum auf sie zueilt und ihr einen Schürhaken aus der Hand nimmt – er selber mit Melody auf dem Friedhof, wie er ihr die Hände auf die Schultern legt – Tom, der sich schreiend am Boden wälzt – wieder der große Junge, der Melody gegen eine Mauer drückt und ihr Kinn festhält, während sie jammert: „Hör auf, du tust mir weh!“ – die Schlange, wie sie ihr Maul aufreisst und ihre Giftzähne zeigt – Melody und ihre Urgroßtante Berta, wie sie die Köpfe über einem brodelnden Kessel zusammenstecken ...

Melody wehrte sich plötzlich mit unerwarteter Vehemenz gegen den Legilimens. Offensichtlich wollte sie ihn nicht mehr sehen lassen. Sie hatte den Zauberstab in der Hand und rief Protego. Severus taumelte und fand sich unvermittelt in seinen eigenen Erinnerungen wieder ...

Melody, die sagt: „Ich möchte ein Zuhause. Nur für dich und mich.“ – er, wie er Bellatrix Lestranges die Hand reicht: „Schön, dich wieder zu sehen, Bella.“ – Liz und er in Hogwarts, ein schüchterner Kuss auf dem Astronomieturm – wieder Liz, wie sie seine Hände packt und ihn bittet: „Bleib bei mir, Sev! Ich brauche dich. Mehr denn je. Ich schaffe das nicht ohne dich.“ – „Du hast es immer ohne mich geschafft, Liz. Du weißt, dass ich nicht bleiben kann, das war für uns beide von Anfang an klar. Ich kann doch nicht einfach meine Tarnung aufgeben.“ – Severus selber, wie er zur Türe geht, sie öffnet, und Liz, die ihm weinend hinterher ruft: „Wenn du jetzt gehst, Sev, dann brauchst du nicht mehr wieder zu kommen.“ – noch einmal er, wie er schweigend die Tür hinter sich zuzieht ...

Der Bildfaden riss. Melody starrte ihn fassungslos an. Ihre Stimme zitterte leicht, als sie mit schwer unterdrückten Gefühlen fragte: „Du hast Mama im Stich gelassen?“
Severus schloss für einen Moment die Augen. Irgendetwas musste er zu seiner Verteidigung sagen. „Ich wusste nichts von der Schwangerschaft. Sie hatte mir nie etwas davon gesagt.“
„Hast du denn nichts gemerkt? Hast du ihr nicht zugehört?“, fragte seine Tochter vorwurfsvoll. „Sie sagte, sie schafft das nicht ohne dich. Warum hast du nicht einfach gefragt, was das war? Sie bat dich zu bleiben, aber du bist einfach gegangen. Du hast sie alleine gelassen, als sie dich brauchte!“
Severus wollte etwas erwidern, doch Melody drehte sich um, ging ins Schlafzimmer und schlug die Türe hinter sich zu. Lucy miaute erschrocken. Severus sah sie wütend an. „Sei du nur still“, knurrte er. Er blickte unwillig zur geschlossenen Tür, zögerte einen Augenblick, dann tat er, was er meistens tat, wenn er aufgewühlt war: er ging in sein Labor, entfachte ein Feuer und hängte einen Kessel darüber. Erst als er Zutaten hackte und grüner Dampf aus dem Kessel stieg, beruhigte er sich langsam wieder. Er musste seiner kleinen Hexe die ganze Geschichte erzählen, ihre Fragen beantworten, die, die sie stellte, und jene, die sie nicht auszusprechen wagte. Er würde versuchen müssen, ihr zu erklären, unter welchen Bedingungen Liz und er ihre Beziehung gelebt hatten, wie es zum Bruch kam ... Die ganze Geschichte eben. Sie hatte ein Anrecht darauf, es zu erfahren. Er wusste nur nicht, wo er beginnen und was er sagen sollte, und er fürchtete sich vor ihrer Reaktion ...

Er war so tief in Gedanken und Erinnerungen versunken, dass er erst im letzten Moment merkte, dass Melody neben ihn trat. Er blickte sie nicht an, rührte nur, den Blick unverwandt auf den Kessel gerichtet, in seinem Zaubertrank weiter.
Melody zog die Nase hoch und stellte sich dicht neben ihn. Er reichte ihr wortlos die Kelle und legte ihr den Arm um die Schulter. Sie fragte nichts, sagte nichts. Sie lehnte sich nur an ihn und rührte den Zaubertrank, der inzwischen blau geworden war.
„Jetzt das Zinkkraut“, sagte er leise und reichte ihr einen Löffel mit dem gemörserten Kraut. „Und weiterrühren. Ich bereite die Aphodilwurzel vor.“ Er spürte ihre Erleichterung. Oder seine eigene. Ganz sicher war er sich nicht. „Wir gehen morgen in die Berge“, fuhr er fort. Die Idee war ihm soeben erst gekommen. Irgendwo, weg von Hogwarts, ließe es sich besser erzählen.
„In die Berge?“
„Gleich hinter Hogwarts. Dort gibt es viele interessante magische Pflanzen. Hast du Lust?“

Am nächsten Morgen brachen sie früh auf, um niemandem zu begegnen. Severus versah Melody mit einem Nichtbeachtungszauber und durchquerte Hogsmeade ohne einmal stehen zu bleiben. Melody hätte zu gerne in den einen oder anderen Shop hineingeschaut. Besonders Zonko’s Schaufensterauslage sah sehr interessant aus, und Ron hatte viel vom Honigtopf erzählt. Aber ihr Vater eilte weiter, und Melody blieb nichts anderes übrig, als hinter ihm herzurennen.
Erst als sie Hogsmeade hinter sich gelassen hatten und in die Felslandschaft hinaufstiegen, wurde Severus’ Schritt allmählich langsamer. Sie hatten schönes, warmes Frühlingswetter. Melody kam bald ins Schwitzen und zog ihren Pullover aus. Sie wunderte sich – nicht zum ersten Mal – wie ihr Vater es aushielt, immer so schwarz und bis zum Hals zugeknöpft angezogen zu sein. Sie wäre in seinen Kleidern schon längst verschmachtet .
Sie sprachen den ganzen Aufstieg nicht viel. Melody blickte ab und zu auf Hogsmeade hinunter, das immer weiter zurückblieb. Das erste Wochenende nach den Frühlingsferien durften die Schüler von Hogwarts das Zauberdorf besuchen. Sie wollte ihren Vater fragen, ob sie mitgehen durfte, zögerte aber: er war seit der Legilimentik-Runde am Tag zuvor ausgesprochen wortkarg. Das war er sonst nicht, wenn sie zwei alleine waren. Hin und wieder zeigte er ihr ein besonderes Kraut und erklärte, wofür es verwendet wurde, ansonsten schwieg er. Etwas beschäftigte ihn. Er schien tief in Gedanken versunken.
Gegen Mittag erreichten sie einen kleinen Bach, dessen Lauf sie folgten, bis sie eine Art Plateau erreichten, von wo sie auf Hogwarts hinunterblicken konnten.
„Hunger?“
Melody nickte nur.
„Wir bleiben hier“, erklärte ihr Vater. Er zog seinen Zauberstab und rief: „Expecto patronum!“ Der silberne Falke umkreiste ihn einmal und blieb vor ihm in der Luft stehen. Melody beobachtete den Vogel gespannt. Ihr Vater sah ihn durchdringend an, worauf der Falke kehrt machte und Richtung Hogwarts davonflog.
„Was macht er?“, fragte Melody und blickte dem silbernen Vogel nach.
„Er bestellt unser Mittagessen.“
„Ich dachte, die Patroni verteidigen uns gegen diese ... Dementoren?“
„Auch. Aber Professor Dumbledore hat einen Weg gefunden, sie als Boten einzusetzen. Die Mitglieder des Ordens benutzen sie, um sich gegenseitig wichtige Nachrichten zukommen zu lassen.“
„Wichtige Nachrichten? Ein Mittagessen bestellen?“ Melody grinste.
„Lebenswichtig“, gab ihr Vater trocken zurück und setzte sich mit dem Rücken gegen die warme Felswand.
Melody schaute zuerst ihren Vater an, dann den Bach, dann schnürte sie ihre Schuhe auf, zog die Socken aus und krempelte die Hosenbeine hoch. Sie streckte vorsichtig einen Fuß ins Wasser und schauderte. Es war kalt. Aber das war nach einem Morgen in geschlossenen Schuhen eine Wohltat. Melody ging eine Weile im Wasser auf und ab und sammelte ein paar schöne Steine.
„Komm, Papa, es ist wunderbar erfrischend.“
Ihr Vater kräuselte nur die Lippen. „Nicht nötig. Ich kenne einen Kühlungszauber.“
„Einen was bitte?! Einen Zauber? Das ist doch nicht dasselbe! Nun komm schon!“
Als ihr Vater keine Anstalten machte, ihrer Aufforderung zu folgen, spritzte Melody eine Hand voll Wasser hinüber, das er aber ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Schirmzauber abwehrte.

Severus musste innerlich schmunzeln, als er Melody im Bach zusah. Er wäre gerne auch in den Bach gestiegen und hätte Steine eingesammelt, aber irgendwie schien er das verlernt zu haben. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in einem Bach die Füße gekühlt hatte.
Als Melody ihn anspritzte, war er drauf und dran aufzustehen und zurückzuspritzen, doch alles, wozu er sich in der Lage fühlte, war einen Schildzauber zu murmeln und triumphierend eine Augenbraue zu heben.
Nach einer Weile kam Melody zu ihm und setzte sich neben ihn. Sie streckte die Beine aus und wackelte mit den nackten Zehen.
„Wasserratte“, brummte Severus, verzog das Gesicht aber dennoch zu einem Lächeln.
„Papa ...“
Er sah sie fragend an.
Melody druckste herum und fragte schließlich zaghaft: „Darf ich am nächsten Hogsmeade-Wochenende mit den anderen ins Dorf?“
„Nein.“ Severus tat seine Antwort Leid. Melody sah ihn enttäuscht an.
„Warum nicht? Alle Dreizehnjährigen dürfen hin. Ich bin vierzehn. Und ich war noch nie in Hogsmeade.“
„Wir sind doch vorher durch das Dorf gelaufen.“
„Haha!“ Melody boxte ihn in die Seite. Er packte ihre Hand und sah sie drohend an, aber sie machte nur einen Schmollmund und sah ihn mit diesem Hundeblick an, der ihn zum Schmelzen brachte. Es ärgerte ihn, dass er ihrem Charme in letzter Zeit so wenig entgegenzusetzen hatte. Wenn sie bei ihm aufgewachsen wäre, wäre sie wohl eine ziemlich verzogene Göre geworden.
„Nein“, antwortete er dennoch streng. „Es ist zu gefährlich.“
„Harry darf auch gehen, und er wird noch viel mehr gesucht als ich.“
„Potter ist nicht mein Sohn. Ich bin nicht für ihn verantwortlich und er interessiert mich nicht.“
Melody sah ihn etwas vorwurfsvoll an. „Das ist nicht gerade nett. Harry kann schließlich nichts dafür, dass du mit seinem Vater Streit hattest.“
Severus ging nicht darauf ein. „Du gehst nicht nach Hogsmeade. Ende der Diskussion.“
„Aber ...“
„Nein!“
„Bitte, Papa!“
„Melody, es reicht!“
Seine Tochter sah ihn eine Weile wütend an, dann seufzte sie resigniert und ging wieder zum Bach hinüber.

Kurze Zeit später brachte ein großer Uhu einen Korb, der mit einem rot-weiss-karierten Tuch zugedeckt war. Darin lag das Mittagessen, schön warm auf Porzellantellern mit dem Hogwarts-Emblem drauf: French Fries, Schnitzel, Gemüse, alles mit einem Zauber warmgehalten. Daneben lagen eine verkorkte Flasche voll kühlem Kürbissaft und zwei Kelche.
Melody lebte nun schon einige Zeit in der Zauberwelt, doch es gab immer noch Dinge, die sie erstaunten und amüsierten.
„Zauberei hat so seine Vorteile“, bemerkte sie kichernd. Ihr Ärger war erstaunlich schnell verflogen, so schien es. „Muggel müssen immer ihren ganzen Proviant den Berg hinauftragen, und meistens besteht er dann nur aus belegten Broten und lauwarmem Wasser.“
Das Essen schmeckte köstlich, und als sie auch den Nachtisch – Blueberry-Muffins – verdrückt hatten, lehnten sie satt nebeneinander an der Felswand und genossen die Sonne.

Jetzt war der Augenblick gekommen. Severus seufzte. Er hatte sich vorgenommen, von Liz zu erzählen, aber er wusste nicht, wo er beginnen sollte. Gottlob schien Melody zu ahnen, über was er nachdachte; sie fragte in eben dem Moment: „Wie hast du Mama eigentlich kennen gelernt?“
„Hier in Hogwarts.“
„Ihr wart im selben Jahr?“
„Ja, aber Liz war eine Gryffindor und ich ein Slytherin. Sie gefiel mir.“
„Weshalb?“
Severus zögerte. Er wusste es selber nicht genau. Sie war so anders gewesen als er. Er war verschlossen, mürrisch und misstrauisch gewesen. Liz hingegen ... Sie strahlte, alles um sie herum strahlte. Sie ging offen und ohne Vorbehalte auf alle zu. Sie hatte eine mitreißende Art.
„Sie war immer fröhlich und lachte viel. Ich beobachtete sie oft in der Bibliothek, wenn wir beide dort lernten. Ich hätte sie nie von mir aus angesprochen, sie war schließlich eine Gryffindor, und Slytherin hatten mit Gryffindor nichts am Hut. Aber eines Tages, es muss im dritten Jahr gewesen sein, kam sie in der Bibliothek zu mir herüber, setzte sich neben mich und hielt mir ein Buch unter die Nase. Sie zeigte auf eine Stelle, die sie nicht verstand, und fragte, ob ich ihr helfen könne.“
Er war so erstaunt gewesen, dass er erstmal kein Wort herausbrachte, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er ein paar sinnmachende Sätze zusammengebröselt hatte.
„Von da an setzte sich Liz in die Bibliothek zum Lernen regelmäßig neben mich. Sie war neugierig und hatte viele Fragen, und wenn ich keine Antwort wusste, vergruben wir uns in Büchern, bis wir die Frage beantwortet hatten. Bei einer unserer Suchen stießen wir zum ersten Mal auf den animae iunctae. Die Möglichkeiten und Gefahren dieses Zaubers faszinierten uns sehr und verloren ihre Faszination über all die Jahre nicht. Wir überlegten uns, für wen wir dieses Risiko auf uns nehmen würden. Für mich war schon damals klar, dass ich für Liz mein Leben aufs Spiel setzen würde, aber ich sagte es ihr nicht.
Liz’ Gryffindorkollegen hänselten sie ständig, wenn sie uns beim Lernen in der Bibliothek entdeckten. Potter und Black waren besonders aufsässig. Es war ein offenes Geheimnis, dass Black auf Liz stand, und es ärgerte ihn, dass sie sich nichts aus ihm machte. Er und Potter machten sich über sie lustig, aber sie schien über dem zu stehen. Sie beachtete die beiden einfach nicht. Ihre Freundin Lily Evans unterstützte sie. Wir waren im selben Quartier aufgewachsen. Sie kannte mich und legte immer wieder ein gutes Wort für mich ein.“
„Harrys Mutter?“, fragte Melody erstaunt.
Severus nickte. „Liz und Lily scherten sich nicht um die Lästermäuler in ihrem Haus. Aber Black und ich, wir lebten bald in offener Feindschaft. Er und Potter ließen keine Gelegenheit aus, mir eins auszuwischen. Wir lauerten uns in den Korridoren auf und hexten uns hässlich Flüche an, die wir selber erfunden hatten.
Für mich war die Situation nicht einfach. In meinem eigenen Haus wurde ich ebenfalls hochgenommen, weil ich mit Liz in der Bibliothek oft zusammen saß. Wir begannen, uns heimlich zu treffen. Wir waren gut darin. Praktisch das ganze vierte Jahr über behauptete Liz, sie brauche Ruhe, um für das Abschlusskonzert auf ihrer Gitarre zu üben. Mit der schriftlichen Bewilligung ihres Hauslehrers, der ein großer Musikliebhaber war, verschwand sie zweimal pro Woche aus dem Gryffindorturm und kehrte erst nach Sperrstunde wieder zurück. Ich fand andere Wege, mich davonzustehlen ...“
„Ihr habt euch doch nicht zum Lernen getroffen, oder?“, fragte Melody mit großen, unschuldigen Augen und einem verschmitzten Grinsen in den Mundwinkeln.
„Das geht dich überhaupt nichts an“, knurrte Severus.
Melodys Grinsen wurde breiter. „Auch gut, dann male ich es mir eben selber aus“, neckte sie und erntete einen vernichtenden Blick.
„Ende der vierten Klasse lud mich Liz zum ersten Mal ein, die Ferien mit ihrer Familie zu verbringen. Ihre Eltern hatten ein kleines Cottage an den Norfolk Broads gemietet und Jonathan und sie durften beide jemanden einladen. Liz lud mich ein. Mein Vater war noch so froh, dass ich nicht zu Hause war. Das war ... das waren die vielleicht schönsten Wochen meines Lebens.“
„Wie waren Liz’ Eltern?“

Melody beobachtete ihren Vater von der Seite. Er blickte offenbar tief in Erinnerungen versunken in die Ferne. Nach ein paar Minuten antwortete er: „Liz’ Vater war das, was meiner nie für mich war: ein Vorbild. Von ihm hatte Liz ihre offene Art, auf Menschen zuzugehen. Er konnte den Menschen um ihn herum das Gefühl geben, etwas Spezielles zu sein. Er kannte Hogwarts nicht und somit waren ihm auch die Feindseligkeiten zwischen Gryffindor und Slytherin unbekannt. Er nahm mich vorbehaltlos auf, so wie ich war, und gab mir das Gefühl, gemocht zu werden.“
Ihr Vater schwieg eine Weile. Melody wollte ihn nicht stören. Er schien nach dem Faden der Geschichte zu suchen und machte schließlich einen großen Zeitsprung. „Während der Dunkle Lord mächtiger wurde, verschärfte sich auch der Hass zwischen den Gryffindor und den Slytherin, die ihn mehr oder weniger offen bewunderten, zusehends. Die Spannungen an der Schule erreichten einen Höhepunkt. Lily und Liz versuchten, sich davon nicht beirren zu lassen, aber ich ertrug die Situation je länger je weniger: Potter und Black fanden es amüsant, derbe Scherze mit mir zu treiben, das kratzte an meinem Selbstwertgefühl. Schließlich zog ich mich dorthin zurück, wo ich meiner Ansicht nach hingehörte und Rückhalt hatte: in mein eigenes Haus. Ich begann, mich an falschen Freunden zu orientieren.
Ich war in der sechsten Klasse, als ein paar von uns Slytherin während den Weihnachtsferien von Lucius Malfoy zu einem Treffen eingeladen wurden. Malfoy war ein paar Jahre über mir gewesen und schon eine Weile aus Hogwarts raus. Er hatte sich dem Dunklen Lord angeschlossen und rekrutierte junge Anhänger für ihn. Die dunklen Künste faszinierten mich schon lange. Und ich fühlte mich in seiner Runde stark und mächtig –“
Hier brach ihr Vater ab.
„Was hat Liz dazu gesagt?“, fragte Melody nach einer langen Pause leise.
„Ich sagte ihr nichts davon. Ich wusste, dass sie es nicht verstehen würde ... Irgendwann fand sie es doch heraus. Sie warnte mich eindringlich vor Malfoy, aber ich wollte nicht auf sie hören. Als ich schließlich nach einem Zusammenstoss mit Potter und Black die Nerven verlor und Lily ein Schlammblut schimpfte, war es auch mit Liz’ Nachsicht vorbei: unsere Wege trennten sich.“
Melody wartete, doch als ihr Vater keine Anstalten machte, mit erzählen fortzufahren, fragte sie: „Und dann? Ihr müsst euch doch wieder getroffen haben, sonst gäbe es mich nicht.“
Es kam keine Antwort. Melody legte ihrem Vater vorsichtig die Hand auf den Arm. „Papa?“

Severus zuckte leicht zusammen. Er schluckte schwer und blickt seine Tochter an. „Melody, ich will, dass du weißt, dass ich dich liebe, mehr als du dir vorstellen kannst. Ich bedauere jeden Tag, den ich nicht an deinem Leben teilhaben konnte, und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dich zu beschützen ... Ich will, dass du das weißt.“
Melody sah ihn verwirrt an. So hatte er noch nie mit ihr gesprochen. „Du machst mir Angst, Papa.“
„Was ich dir jetzt erzählen muss, ist nicht schön.“
Severus blickte lange in die dunklen Augen seiner Tochter, dann wandte er den Blick ab, atmete tief durch und fuhr mit sichtlicher Überwindung mit der Geschichte fort: „Deine Mutter war das Letzte, was mich noch zurückgehalten hatte. Als sie sich von mir abwandte, trat ich den Reihen des Dunklen Lords bei und wurde einer von seinen Anhängern ...“
Melody starrte ihn mit offenem Mund an. „Du warst ein Todesser? Ich dachte, du arbeitetest als Spion für Dumbledore.“
„Ich war ein Todesser. Keine Spur besser als Malfoy. Vielleicht nicht so eingebildet und selbstgefällig wie Lucius, aber ein Todesser. Und ich gehörte bald zum engsten Kreis des Dunklen Lords.“
Severus zögerte. Er hätte Melody das Mal nicht zeigen müssen, aber er hatte sich für die Wahrheit entschieden, für die ganze Wahrheit. Und er traute es seiner Tochter zu, das auszuhalten, deshalb krempelte er seinen linken Ärmel hoch und entblößte das Mal, das alle Todesser auf dem Unterarm trugen, der Totenkopf, aus dem sich eine Schlange windet. Melody fuhr elektrisiert zurück und unterdrückte einen Schrei. Sie starrte beinahe ohne zu atmen auf die Schlange. Ihre Unterlippe zitterte und ihre Augen waren nur noch schmale Schlitze. „Dasselbe Mal stand über unserem Haus, als Tom und Hanna ...“
Die Stimme versagte ihr den Dienst. Sie sah ihn fassungslos an. Severus spürte ihre Angst, ihr Entsetzen und den Schmerz, den ihr sein Geständnis bereitete. Er sah die Fragen, die sie nicht auszusprechen wagte, auf ihrer Stirn geschrieben: Hatte er wie Malfoy und Bellatrix Menschen gequält und gefoltert? Hatte er getötet? Severus hätte seiner Tochter diese Erkenntnis gerne erspart. Er hätte sie gerne in die Arme geschlossen, aber sie war von ihm weggerückt und sah ihn aus diesen großen, nachtschwarzen Augen an, als hoffte sie, er werde ihr dafür gleich eine erleichternde Erklärung geben ... Er konnte es nicht. Es gab nichts, was er zu seiner Verteidigung sagen konnte. Er konnte nur dasitzen und ihren Blick aushalten und hoffen, dass sie ihn inzwischen gut genug kannte, um zu spüren, wie sehr er diesen Schritt seit langem bereute und für den Rest seines Lebens bereuen würde.

„Es war der größte Fehler, den ich je gemacht habe.“
Melody schien immer noch zu Stein erstarrt, unfähig etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Severus rollte den Ärmel hinunter und verdeckte die hässliche und verhasste Tätowierung wieder. Wie oft hatte er sich gewünscht, sich das Mal herausschneiden zu können! Aber er war für den Rest seines Lebens gezeichnet.
Severus schloss für einen kurzen Moment die Augen und fuhr dann fort: „Liz ließ sich wie ihr Bruder Jonathan zur Aurorin ausbilden. Jonathan war bereits sehr erfolgreich bei der Jagd nach dunklen Magiern. Liz und ich begegneten uns ein einziges Mal in jener Zeit ...“
Er würde den Augenblick nie mehr vergessen. Wie sie vor ihm stand, den Zauberstab senkte. Und ihr Blick! Die stumme Anklage darin, die Trauer und Verzweiflung, ein Widerschein seiner eigenen Gefühle. Und der Funke Hoffnung und Liebe, den er in den smaragdgrünen Augen zu erkennen glaubte. Die Magie, die immer zwischen ihnen bestanden hatte ...
Keiner hob den Zauberstab. Einen Moment lang hoffte er, sie würde ihn überwältigen und vor Gericht bringen, doch sie stand nur da und schaute ihn an. Das einzige, was sie sagte, war seinen Namen, und es war mehr, als er ertragen konnte: er drehte sich um und ging.
„Wir kämpften nicht miteinander. Sie ließ mich gehen. Ich ließ sie gehen.“
Er hatte Melodys Aufmerksamkeit wieder. Sie hörte ihm gebannt zu, während er weiter erzählte.
„Dann kam der nächste größte Fehler meines Lebens. Die Todesser waren hinter Jonathan her. Er lebte bei den Eltern etwas außerhalb von Bawburgh. Sie hatten sich aufs Land zurückgezogen, als das Leben für Ehepaare, die nicht beide reinen Zauberblutes waren, immer schwieriger geworden war. Ein paar Gefolgsleute des Dunklen Lords prahlten eines Tages damit, dass sie Jonathans Versteck gefunden hatten und „seinen Bau ausräuchern“ würden. Als sie loszogen, schickte ich Jonathan eine Warnung, zu mehr sah ich mich nicht in der Lage. Ich wartete tatenlos, bis ich die Ungewissheit nicht mehr aushielt und zu Cartneys Haus apparierte.“
Er würde den Anblick nie mehr vergessen. Das niedergebrannte Haus, Liz’ Mutter und Jonathan, tot im Vorgarten, im Kampf gefallen. Und ihr Vater! Offensichtlich zu Tode gequält. Der leere Blick aus seinen gebrochenen Augen verfolgte Severus seit jenem Tag. Er lauerte in der Dunkelheit der Nacht und war einer der Gründe, weshalb er, wenn immer möglich, nicht zu tief schlief ...


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