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Fanfiction

Aus der Asche - 29. Kapitel / Fragen

von fiirvogel

Pünktlich zu Weihnachten noch ein neues Kapitel! Ich wünsche euch allen frohe Festtage und einen guten Rutsch in ein hoffentlich glückliches 2012!

Severus brachte Melody das Duellieren wie versprochen von Grund auf bei. Er übte mit ihr Abende lang ausschließlich, seine Flüche abzuwehren, einen nach dem anderen, und Melody entwickelte eine erstaunliche Schnelligkeit. An einem Abend ließ er sie sogar ohne Zauberstab antreten, damit sie lernte, Flüchen auszuweichen. Erst als sie die Defensivzauber und Verteidigungstechniken beherrschte, begann er mit den Offensivzaubern.
Sie hatten sich nach langem Hin und Her auf zwei Bedingungen einigen können: Melody lief nicht mehr weg, egal wie wütend sie war, und Severus hörte auf anzugreifen, wenn sie Stopp rief. Er für seinen Teil hielt sich selten an die Abmachung. Er kannte ihre Grenzen inzwischen sehr genau und trieb sie oft mitleidlos darüber hinaus, was sie jedes Mal in Rage versetzte.

„Ich habe Stopp gesagt, Papa. Wir haben abgemacht, dass du dann aufhörst, wenn ich nicht mehr mag“, schnaubte sie wütend.
Severus ging nicht darauf ein. „Zeig mir die Schramme an deinem Arm“, verlangte er. Sie wich zurück und ballte die Fäuste.
„Du hältst dich nicht an unsere Abmachung. Ich habe Stopp gerufen.“
„Ich habe gehört, dass du Stopp gerufen hast, aber du musst zugeben, dass du nach dem Stopp-Rufen noch ein paar gute Paraden gezeigt hast, also hast du zu früh Stopp gerufen.“
„Das ist egal. Wir haben abgemacht, dass du aufhörst, wenn ich Stopp rufe. Aber immer bist du derjenige, der entscheidet, wann das Duell zu Ende ist“, rief sie vorwurfsvoll. „Immer! Das ist nicht fair.“
„Dann besieg mich. Dann bist du diejenige, die entscheidet, wann das Duell zu Ende ist.“
„Sehr witzig. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich keine Chance gegen dich habe.“
„Du wirst jedes Mal besser, Melody.“
„Was nützt mir das, wenn ich doch immer verliere?“
„Du kannst mehr, als du dir zutraust, du musst nur wollen.“
„Ich will ja.“
„Nicht fest genug. Stell dir vor, dein Leben hängt vom Ausgang des Duells ab ...“
„Das kann ich nicht.“
Severus seufzte.
„Zeig mir bitte den Arm, damit ich die Schramme heilen kann.“
Melody gehorchte widerstrebend und immer noch verstimmt. Wie konnte er sie nur zu Höchstleistungen anspornen, wenn sie sich nicht zutraute, ihn zu besiegen? Sie war schnell, flink und hatte einen hervorragenden Instinkt, aber es fehlte noch am Selbstvertrauen, am Glauben an sich selbst und folglich am nötigen Biss. Er steckte den Zauberstab weg, ließ ihre Hand aber nicht los.
„Melody.“
Sie blickte auf und sah ihn finster an.
„Ich mache dir einen Vorschlag: Wenn du mich besiegst, darfst du dir von mir etwas wünschen.“
Sie sah ihn misstrauisch an. „Was ich will?“
„Ja, sofern es in meiner Macht steht, natürlich.“
Melody sah ihm nachdenklich zu, wie er Stühle und Bänke mit seinem Zauberstab wieder an ihren Platz hinstellte. Als er sich nach ihr umdrehte, grinste sie und sagte herausfordernd: „Ich wünsche mir, dass Sie auf dem Abschlussfest mit mir tanzen, Professor Snape.“
Severus kräuselte die Lippen. „Melody, du weißt genau, dass das nicht geht. Ich tanze prinzipiell nicht mit Schülerinnen, und schon gar nicht mit einer Gryffindor. Mal ganz abgesehen davon, dass keine Schülerin bei annähernd normalem Verstand mit mir tanzen würde.“
„Na toll! Dann sag mir doch auch gleich noch, was ich mir wünschen soll. Du bestimmst ja immer.“
„Dir wird schon etwas einfallen.“

Die Frühlingsferien rückten langsam näher und die Stimmung unter den Schülern war heiter und aufgeregt. Schließlich kam der letzte Schultag. Während die Fünft- und Siebtklässler alle in Hogwarts blieben, um für die anstehenden ZAG- und UTZ-Prüfungen zu lernen, reisten viele Schüler über die Ferien nach Hause. Melody saß auf ihrem Bett, zupfte an ihrer Gitarre herum und schaute Lindsay, Mariah und Nora dabei zu, wie sie für die Ferien packten. Lucy lag neben ihr auf dem Bett und langte mit den Pfoten nach Melodys Hand. Melody hielt sie ihr hin, worauf Lucy begann, an ihren Fingern zu knabbern.
„Verreist ihr?“, fragte Melody ihre Mitschülerinnen schließlich.
„Nein“, antwortete Nora. „Wir bleiben zuhause. Aber das ist auch schön.“
Auch Lindsay und Mariah machten einfach „nur“ Zuhause-Ferien. Melody wurde nachdenklich. Sie hatte kein Zuhause. Außer Hogwarts ... Aber man konnte den Kerker, so wohl sie sich bei ihrem Vater fühlte, nicht wirklich ein Zuhause nennen. An den Wochenenden, die sie bei ihm verbrachte, konnte sie nicht einmal nach draußen gehen, da niemand wissen durfte, dass der Zaubertränkelehrer ihr Vater war. Am Anfang hatte ihr das nichts ausgemacht, aber inzwischen war das Wetter so schön, dass man einfach nach draußen musste ...
Melody war froh, als es acht Uhr war und sie zum letzten DA-Treffen vor den Ferien gehen konnte. Es würde sie auf andere Gedanken bringen. Und Harry hatte sich für den letzten Abend etwas Besonderes einfallen lassen. Er brachte der Gruppe endlich bei, einen Patronus heraufzubeschwören. Als alle seine Schüler bald darauf fasziniert ihren Patroni zusahen, die friedlich um sie herumtanzten, erinnerte Harry sie daran, dass es wesentlich schwieriger war, einen Patronus in Gegenwart eines Dementors zu rufen. Doch das tat der Begeisterung seiner Schüler keinen Abbruch. Melody beobachtete hingerissen den kleinen, rundlichen Vogel, der aufgeregt um sie herumflatterte.

Nach dem Treffen verabschiedete sich Melody von Neville und Ginny, kaum dass sie den Raum der Wünsche verlassen hatten. „Ich muss noch etwas erledigen.“
„Jetzt?“, fragte Neville erschrocken. „Es ist gleich Sperrstunde.“
„Ich weiß, aber ich muss noch kurz zu Professor McGonagall.“
„Warum?“
Melody schüttelte nur grinsend den Kopf, winkte und rannte die Treppen hinunter. Kurz darauf stand sie vor McGonagalls Bürotüre und klopfte Sturm.
McGonagall sah Melody erstaunt an. „Nanu, Miss Rohan. Was ist los?“
„Ich würde gerne meinen Vater sehen.“
McGonagall lächelte kopfschüttelnd und ging zur Feuerstelle, um nachzusehen, ob ihr Kollege Zeit hatte. Er hatte Zeit, und McGonagall ließ ihre aufgeregt von einem Fuß auf den anderen tretende Gryffindor mit den funkelnden Augen durch das Flohnetzwerk hinunter in den Kerker.

„Wir haben heute Patroni geübt“, rief Melody, kaum war sie aus dem Kamin gestolpert. Sie klopfte sich die Kleider aus und strahlte.
Severus runzelte die Stirn. Seine Tochter sprühte vor Aufregung und Begeisterung. „Wer hat einen Patronus heraufbeschworen?“, fragte er verständnislos.
„Alle haben es geschafft. Ich auch, Papa. Mein Patronus ist ein –“
„Wer sind alle?“, fragte Severus misstrauisch.
Melody biss sich auf die Lippen. Das Leuchten verschwand schlagartig aus ihren Augen.
„Niemand“, antwortete sie schnell. „Hermine und ich haben ein bisschen zusammen geübt.“
Severus kniff die Augen zusammen. „Keine Lügen, Melody. Du bist noch nicht gut darin.“
Und so beichtete ihm seine Tochter schließlich widerstrebend von den DA-Treffen. „Papa, du darfst niemandem davon erzählen. Bitte! Ich hätte dir nichts sagen dürfen. Harry bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich es dir erzählt habe.“
„Das wird er nicht, das verspreche ich dir“, antwortete Severus kühl. Er hatte nicht sonderlich Freude daran, dass Melody sich einer verbotenen Gruppe angeschlossen hatte. Sie hatte es seiner Ansicht nach nicht nötig, sich diesem Risiko auszusetzen, lernte sie doch bei ihm mehr als genug.
Melody sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Wenn du unser Geheimnis verrätst, komme ich dich nicht mehr besuchen“, drohte sie mit solchem Ernst, dass er es ihr sogar abnahm.
Er seufzte und schluckte einen abfälligen Kommentar über Potter hinunter. „Und du hast es wirklich geschafft, einen Patronus zu erzeugen?“, fragte er stattdessen.
Seine kleine Hexe strahlte. „Ja!“
„Und welche Form hat dein Patronus angenommen?“
„Es ist ein Vogel ... Ein kleiner Vogel“, fügte sie etwas leise hinzu.
Severus nickte. Er hatte es gehofft. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Patroni der Kinder ähnliche Formen annahmen wie diejenigen ihrer Eltern. Und er konnte sich noch gut an Liz’ Patronus erinnern. Ein Singvogel ...
„Die Größe sagt nichts über die Macht des Patronus aus“, beruhigte er sie. „Ich will deinen Patronus sehen. Komm mit.“ Er öffnete das Erkerfenster beim Esstisch und zog seinen Zauberstab. „Deinen Zauberstab, Melody ... Auf drei! Eins ... zwei ... drei!“
Gemeinsam riefen sie Expecto patronum. Aus Melodys Zauberstab flatterte ein silbriger quirliger Vogel, aus seinem eigenen ein Falke. Die beiden Vögel flogen gemeinsam über den inzwischen dunklen Schlossgrund. Severus drehte den Kopf und beobachtete seine Tochter. Sie hielt den Atem an und strich sich gedankenverloren eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie den Vögeln mit offenem Mund hinterher schaute, bis sie nur noch zwei Lichtpunkte waren, die im Verbotenen Wald verschwanden.

Der erste Ferientag brachte wunderschönes Wetter. Abgesehen von einigen wenigen disziplinierten Fünft- und Siebtklässlern – eine von ihnen war Hermine – zog es alle ins Freie. Melody saß frustriert am von außen unsichtbaren Kerkerfenster und schaute hinaus, wo es sich die Schüler, die für die Ferien in Hogwarts bleiben würden, grüppchenweise im Gras bequem gemacht hatten. Sie hatte heute Morgen eilig gepackt, Lucy geschnappt und sich verabschiedet. „Ich fahre zu meinem Vater“, hatte sie gesagt. Und nun saß sie da, das Wetter hatte gebessert, und sie kam sich schrecklich eingesperrt vor. Nachdem sie einige Zeit unruhig auf ihrem Stuhl hin- und hergerutscht war, stand sie entschlossen auf. „Ich gehe nach draußen, Papa.“
„Ich bin gleich fertig mit dieser Arbeit, dann können wir zusammen einen neuen Zaubertrank brauen“, schlug ihr Vater vor.
„Bei dem Wetter?“, fragte Melody zurück. „Da kann man doch nicht hier drin sitzen!“
„Melody, du kannst nicht ständig hier ein und aus gehen. Du hast gesagt, du fährst nach Hause. Da kannst du doch nicht einen halben Tag später bereits wieder auftauchen ... LUCY! Melody, würdest du deine Katze von meinem Bücherregal herunterholen. Sie hat dort nichts zu suchen.“
Melody zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Sie ist eine Katze. Katzen klettern nun mal auf Bücherregale.“
„Das nächste Mal bleibt sie im Gryffindorturm!“, knurrte ihr Vater.
Melody biss auf die Zähne, um nicht zu lachen, als er die kleine Katze mit einem trockenen Accio vom Regal herunterholte. Lucy sah nach ihrem unfreiwilligen Flug ein wenig verdutzt aus, aber sie schien hinter die kalte, steinerne Fassade dieses Mannes sehen zu können und schmiegte ihren Kopf in seine Hand. Er streichelte sie kurz und setzte sie dann mit einem Schnauben auf den Tisch.
„Ich kann doch nicht die ganze Ferienwoche hier unten sitzen“, kam Melody mit der Hartnäckigkeit einer Cartney auf das ursprüngliche Thema zurück. „Können wir nicht irgendwohin fahren? Lass uns nach Bawburgh gehen! Ich könnte doch ein paar Tage bei Marietta und Patrick bleiben.“
„Zu gefährlich. Das Haus ist überhaupt nicht gesichert.“
„Dann lass uns Berta besuchen ...“

Severus gab schließlich nach: er hat keine bessere Idee, und so brachte er Melody für drei Tage zu ihrer Urgroßtante, auch wenn ihm nicht einmal das abgeschiedene Örtchen in den westlichsten Ausläufern der Highlands sicher genug für seine Tochter schien. Auch war ihm nicht ganz wohl beim Gedanken, was Berta Melody alles beibringen könnte. Melody hatte ihm beim ersten Besuch bei ihrer Urgroßtante die Phiole mit dem Liebesrausch-Elixier, das sie geschenkt bekommen hatte, ausgehändigt, und er hatte das Elixier in den Ausguss geleert, aber wer wusste schon, was die alte Hexe mit seiner Tochter dieses Mal brauen wollte. Er würde Melody nach ihrem Besuch einer gründlichen Okklumentik-Visitation unterziehen müssen.

Severus willigte sogar ein, auf Lucy aufzupassen, solange Melody bei Berta war. Er sah ein, dass Bertas Rabe kein geeigneter Umgang für die kleine Katze war. Melody hatte ihn angeordnet, regelmäßig mit Lucy nach draußen zu gehen. Als er die Katze am ersten Abend aus dem Schloss schmuggelte und sie ein wenig hinter den Gewächshäusern spazieren ließ, kam just in dem Moment, als er Lucy wieder auf den Arm nahm und in einer Tasche seines Umhangs verstauen wollte, Hagrid daher und beobachtete mit offenem Mund, wie die kleine getupfte Katze seinen Arm hoch kletterte und Anstalten machte, an seinem Ohr zu knabbern. Danach sah Severus von weiteren Besuchen mit Lucy im Schlossgrund ab. Er zog stattdessen vor dem Wohnzimmerfenster einen großzügigen, magischen Schutzkreis und ließ das Fenster einen Spalt offen. So konnte Lucy nach draußen, wann immer es ihr passte, und er brauchte sich nicht um sie zu kümmern, da sie nicht fortlaufen konnte. Nachdem sie ihm am zweiten Tag ins Labor gefolgt und beinahe in einen Kessel Veritaserum gefallen war – Umbridge brauchte wieder Nachschub von dem Wahrheitselixier –, achtete er zudem sorgfältig darauf, dass die Türe zwischen Wohnzimmer und Büro stets zu war. Er wollte nicht wissen, was eine Katze unter Veritaserum-Einfluss alles so von sich geben würde.
Viel Zeit für Lucy hatte Severus nicht, aber sie war genügsam, und es machte ihr offensichtlich nicht allzu viel aus, alleine zu sein. Sie amüsierte sich köstlich mit seinen Büchern. Er sicherte alle mit einem Zauber, damit Lucy nach Herzenslust mit ihnen spielen konnte, ohne dass sie von den Regalen fielen.
Severus war in den drei Tagen stark eingespannt, zum einen für den Orden des Phönix, in erster Linie aber für den Dunklen Lord, der ebenfalls wusste, dass sein treuer Diener in Hogwarts während der Ferien mehr Zeit und Freiheit genoss. Diese Einsätze setzten Severus zu, mehr als früher. Die Vorstellung, was seine kleine Hexe sagen würde, wenn sie wüsste, was er im Dienst des Dunklen Lords machte, verfolgte ihn. Er hatte früher nicht solche Gewissensbisse gehabt: das Drohen, das Einschüchtern, das Vergiften und Foltern, es war Teil des Jobs gewesen, und er hatte es ziemlich gut ausblenden können. Aber jetzt ... Severus saß auf seiner Couch und streichelte mit sorgenvoll gefurchter Stirn über Lucys seidenweiches Fell, während er ins Feuer starrte. Wie lange würde er diesen Spagat noch machen können? Lucy miaute, rieb ihren Kopf an seiner Hand und versuchte, an seinen Fingern zu knabbern, aber der große, dunkle Zauberer schien sie nicht zu bemerken.

Severus war froh, als die drei Tage um waren, die er seiner Tochter zugestanden hatte. Melody war in aufgeräumter Stimmung: Sie hatte die Kurzferien allem Anschein nach sehr genossen. Was genau sie gemacht hatten, gab keine der beiden Hexen preis. Melody erzählte zumindest, dass sie die Phönixe besucht hatten und dass die Jungen geschlüpft waren.

Bevor Severus Melody zurück nach Hogwarts brachte, nahm er sie mit hinunter in die Ortschaft am Fjord. Es gab dort gleich neben dem Chinesen ein Musikgeschäft. Severus schickte Melody mit dem Auftrag hinein, sich eine CD auszusuchen. Er hatte es satt, ständig Matthews Stimme hören zu müssen.
„Kommst du nicht mit rein, Papa?“
„Ich muss noch etwas beim Chinesen nebenan besorgen und komme gleich nach.“
Als er zurückkam, hielt ihm Melody eine CD entgegen. „Nehmen wir die hier?“
Er sah sich das Cover an. „Help! von den Beatles? Die haben wir bei Shanleys gehört, während des Frühstücks am Sonntagmorgen ...“
„Genau. Das war unser erstes Familienfrühstück. Deshalb habe ich die CD ausgewählt.“
Familie? Severus hatte sich bisher nicht als Teil einer Familie gesehen. Die Umstände waren dafür zu kompliziert. Aber eigentlich hatte Melody Recht: Sie zwei waren eine Familie.
„Ich wünsche mir, dass wir ein Zuhause haben.“
„Entschuldigung?“ Severus hatte gerade nicht zugehört. Die Verkäuferin hatte ihn gefragt, ob er die Clubkarte habe – Was ist das denn? – und ihm einen Kassenzettel in die Hand gedrückt. Was sollte er damit? Und was hatte seine kleine Hexe gerade gesagt?
„Ich möchte ein Zuhause haben! Einen Ort, der uns gehört, wo wir leben können.“
Severus wusste in der Theorie, was ein Zuhause war, auch wenn er nie wirklich einen Ort sein Zuhause genannt hatte. Er hatte natürlich ein Haus: das Haus, in dem er aufgewachsen war und das er nach dem frühen Tod seiner Eltern übernommen und auf seine Bedürfnisse hin eingerichtet hatte. Aber ein Zuhause war das nicht. Eher eine verstaubte Bibliothek. Er war nie oft dort gewesen, und seit dem animae iunctae war Hogwarts für ihn das, was einem Zuhause, wie er es sich vorstellte, am nächsten kam.
„Wir haben doch genügend Platz in Hogwarts. Wenn du willst, kann ich für dich ein eigenes Zimmer anfügen ...“
Melody runzelte enttäuscht die Stirn. „Das ist doch kein Zuhause. Wenn ich dich sehen will, muss ich durch das Flohnetzwerk schleichen, damit mich niemand sieht. Wenn ich bei dir bin, darf ich nicht nach draußen. Wir können uns auf den Korridoren nicht einmal Hallo sagen ... Ich will ein richtiges Zuhause, einen Ort nur für dich und mich.“
Severus antwortete nicht.
„Was ist mit den Sommerferien?“, bohrte Melody weiter, als sie wieder auf der Straße standen. „Sollen wir die ganze Zeit in Hogwarts verbringen?“
„Gefällt dir Hogwarts nicht?“
„Doch. Aber es ist eine Schule, kein Zuhause. Können wir uns kein richtiges Zuhause suchen?“
Severus antwortete wieder nicht. Er hatte auf ihre Frage keine Antwort. Aber er würde sich für die Sommerferien etwas einfallen lassen müssen. Er setzte es auf seine geistige Liste mit den To-Dos, die das neue Vatersein mit sich brachte. Zuoberst stand, sich darüber Gedanken zu machen, was mit Melody geschah, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Den Punkt schob er schon seit längerem vor sich her, aber er musste die Frage angehen, so sehr es ihm widerstrebte.
Einen weiteren Punkt auf der Liste hoffte er, gleich hier und heute abhaken zu können: Berta hatte ihn nämlich darauf hingewiesen, dass Melody neue Schuhe brauchte. Es werde langsam zu warm für ihre Winterschuhe und außerdem wuchsen Teenager bisweilen erstaunlich schnell. Berta hatte ihm auch gleich noch die Adresse einer ihrer Kundinnen zugesteckt, die im Ort ein gut ausgestattetes Kleider- und Schuhgeschäft führte. Dorthin lotste er Melody jetzt.
„Was hast du gekauft?“, fragte sie gerade neugierig und hängte sich bei ihm ein.
„Nichts Spezielles“, gab er knapp zur Antwort. Er hätte wissen sollen, dass sie sich damit nicht abwimmeln ließ.
„Zeig schon, Papa“ – jetzt schmiegte sie auch noch ihren Kopf an seine Schulter – „Bitte!“
Er grummelte etwas Unverständliches und öffnete schließlich die Tasche, die er bei sich trug.
„Zaubertrankzutaten?“, fragte Melody.
„Ja. Schau hier ....“ Er öffnete eine Tüte und zog einen gut zehn Zentimeter langen Zahn hervor.
Melody starrte ihn mit offenem Mund an und berührte vorsichtig die Spitze. „Haifisch?“, fragte sie ohne Überzeugung.
„Drachen. Das ist der Zahn eines chinesischen Feuerballs.“
Wenn er gedacht hatte, mit dem Drachenzahn die Neugier einer Cartney zufrieden stellen zu können, dann irrte Severus gewaltig. Melody wollte Stück für Stück ansehen, was er gekauft hatte, und hielt zuletzt das Weckglas in den Händen, das er ganz zuunterst in der Tasche verstaut hatte.
„Wrrg“, meinte sie angewidert. „Was sind das denn für Dinger.“
„Tigerhoden“, gab er knapp zurück.
„WAS?“ Sie sah ihn entsetzt an. „TIGERHODEN?“
„Melody, könntest du etwas leiser sprechen, bitte.“
„Wofür braucht man die?“, flüsterte sie.
„Für Zaubertränke. Wofür sonst?“
„Damit braut man Zaubertränke?“
„Ja, in Asien sind sie sehr beliebt. Sie sind eine gute Zutat für verschiedenste Stärkungstränke.“
Melody sah ihn entgeistert an. „So etwas würde ich nie trinken.“
„Das merkst du nicht einmal, wenn du einen Trank trinkst.“
„Papa!“ Melody stellte sich vor ihn hin und sah ihn flehentlich an. „Bitte versprich mir, dass du mir nie einen Trank verabreichst, in dem Tigerhoden drin sind ... und wenn es sich nicht vermeiden lässt: dass du mir sagst, es seien keine im Trank drin.“
Er musste schmunzeln. „Können wir das Glas jetzt wieder in die Tasche zurückstecken? Wir sind da.“
„Wo?“
Severus zeigte mit sichtlichem Unbehagen auf ein Schaufenster, in dem modische Sommerkleider ausgestellt waren. „Hier.“

Berta hatte die Besitzerin des Geschäfts offenbar bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie Kundschaft vorbeischicken würde. Die Frau wusste nicht nur den Namen von „Mrs Shaws entzückender Urgroßnichte“, sie wusste offenbar auch bereits, was diese brauchte. Allem Anschein nach alles: kurze Hosen, Röcke, T-Shirts, Sommerschuhe, Sandalen, Badekleider – und ein Ballkleid.
„Ein Ballkleid?“, fragte Severus eisig. Ein Blick zu seiner Tochter sagte ihm, dass sie genauso überrascht war wie er.
Die Verkäuferin ließ sich von seiner Stimme nicht einschüchtern. „Mrs Shaw hat mir erzählt, dass Ihre Tochter ein Abschlussfest in der Schule hat und dass die Schülerinnen da traditionell Ballkleider trügen.“
„Ich denke kaum, dass Mrs Shaw“ – er sprach den Namen mit einem leicht drohenden Unterton – „mit ihren über hundert Jahren beurteilen kann, was die Jungen von heute an einem Abschlussfest tragen.“
„Wie Sie meinen“, antwortete die Verkäuferin spitz. „Möchten Sie sich nicht etwas in der Männerabteilung umsehen, während ich Ihrer Tochter bei ihren Einkäufen behilflich bin?“ – und mit einem Blick auf seine Robe und herausforderndem Tonfall – „Es gibt auch schwarz.“
Severus knurrte etwas, war aber eigentlich ganz froh, dass er nicht mit musste, um Röcke und Bikini zu begutachten. Die Verkäuferin wandte sich an seine Tochter und säuselte: „Sollen wir in der Lingerie beginnen, Miss Cartney?“
Severus verdrehte die Augen. Wenn Melody nur nicht übertrieb bei ihrem Einkauf! Er ging gelangweilt und mit leichtem Unbehagen durch die Männerabteilung auf der Suche nach etwas Schwarzem.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis er etwas gefunden hatte, und noch eine Ewigkeit, bis er sich entschied, das leichte schwarze Langarm-Shirt anzuprobieren. Er zog den Vorhang zur Umkleidekabine zu und zog sich eilig um. Das Material fühlte sich sehr angenehm auf der Haut an. Severus bewegte sich probehalber. Irgendwie war es zu eng ... Er zog rasch seinen Zauberstab hervor und murmelte einen Vergrößerungszauber. Perfekt. In der Umkleidekabine selber gab es keinen Spiegel. Severus kam etwas zaghaft heraus, ging zu einem mannshohen Spiegel hinüber und betrachtete sich unwillig. Er fühlte sich sonderbar nackt in diesem Shirt: es hatte keinen Kragen. Er trug sonst immer Kragen. Er würde es wieder ausziehen. Eigentlich brauchte er gar nichts.
Doch in dem Moment kam Melody in die Männerabteilung. „Wow“, rief sie aus. „Sieht cool aus, Papa.“ Er zog die Augenbrauen hoch.
„Doch, ehrlich, das sieht gut aus“, beteuerte Melody.
Auch die Verkäuferin nickte anerkennend. „Das steht Ihnen gut, Sir. Für den Sommer haben wir von derselben Linie aber auch noch T-Shirts. Dort drüben, Sir ...“
„Brauche ich nicht“, gab Severus knapp zur Antwort.
„Wir haben eine Aktion: Sie kriegen drei Shirts für zwei.“
„Ist nicht nötig. Ich trage keine kurzen Ärmel.“
„Sie können bei dieser Wärme nicht mit langen Ärmeln herumlaufen, Sir. Sie haben doch nichts, was Sie verbergen müssten“, meinte die Verkäuferin neckend.
„Ja, komm, versuch doch das T-Shirt“, drängte Melody und zog ihn am Ärmel. „Bitte!!“
Severus riss seinen Arm aus ihrem Griff. „Soweit kommt es noch! Dass meine Tochter mir vorschreibt, was ich anziehen soll“, donnerte er.
Melody fuhr zusammen und sah ihn verständnislos an. Er sah die Fragen auf ihrer Stirn geschrieben: Warum hatte er sie so unvermittelt angefahren? Was hatte sie Falsches gesagt? Aber er konnte ihr keine Antwort geben. Wie sollte er ihr erklären, dass er seit vielen, vielen Jahren nie mehr etwas Kurzärmliges getragen hatte, weil er eine hässliche Tätowierung auf dem linken Unterarm trug? Sie wusste, dass er im Auftrag von Dumbledore für den Dunklen Lord arbeitete, klar, aber das Mal ... dasselbe wie jenes, das sie über dem zerstörten Haus ihrer Pflegeeltern gesehen hatte! Nein, er wollte nicht wissen, wie sie reagieren würde, wenn sie es zu Gesicht bekäme.
Die Verkäuferin nahm ihren ganzen Mut zusammen und sagte: „Sir, Sie brauchen doch Ihre Tochter wegen einem Kleidungsstück nicht so anzuschreien.“
Severus’ Augen verengten sich, als er die Frau mit seinem Blick fixierte. „Das geht Sie nichts an.“
„Papa, lass uns gehen“, bat Melody, die sich sichtlich unwohl fühlte und offenbar befürchtete, er könne der Verkäuferin gefährlich werden.
Severus drehte sich zu ihr um. Es wurde ihm erst gerade bewusst, dass er sie erschreckt hatte. „Tut mir Leid“, sagte er schlicht. „Ich ziehe mich um, dann zeigst du mir, was du gefunden hast.“

Melody wirkte immer noch etwas angespannt, während sie ihm zeigte, was sie an Kleidern für den Sommer gefunden hatte. Severus stellte zufrieden fest, dass sie nicht übertrieben hatte.
„Dann wäre noch das Ballkleid ...“, sagte er.
„Ich brauche kein Kleid, Papa. Wirklich nicht. Ist schon okay“, beeilte sich Melody zu sagen.
Severus kräuselte die Lippen. „Deine Tante Berta mag nicht wissen, was die Jungen von heute an Hogwarts-Abschlussfeiern tragen, aber ich weiß es. Und ich will, dass du dieses Jahr die Hübscheste in der Großen Halle bist, also suchen wir ein Kleid für dich aus. Einverstanden?“
Melody schaute ihn überrascht an, nickte dann aber strahlend.
Auch die Verkäuferin hatte sich wieder gefasst und zeigte ihnen, was sie an Kleidern anzubieten hatte. Die Auswahl war für Severus’ Geschmack viel zu groß. Er seufzte ergeben und setzte sich in einen Sessel, während Melody sich durch ein halbes Dutzend Kleider durchprobierte. Nach zähen Verhandlungen über die Länge des Kleides, die Tiefe des Ausschnitts und die Höhe der Absätze – Schuhe gehörten natürlich auch dazu – entschied sich Melody für ein weinrotes, knielanges Trägerkleid.
„Eine gute Wahl“, gratulierte die Verkäuferin und führte sie zur Kasse. „Für Sie das Langarm-Shirt, Sir?“
Severus nickte knapp und zog den Geldbeutel mit den Pfund hervor.


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