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Fanfiction

Aus der Asche - 28. Kapitel / Geburtstag

von fiirvogel

Melody schlief nicht gut in dieser Nacht. Sie war immer noch wütend auf ihren Vater: er hätte nicht so grob sein dürfen. Immerhin war es ihre erste Duellierstunde gewesen, da hätte er ruhig etwas zurückhaltender und rücksichtsvoller sein können. Zudem hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen der Bücher, die sie angezündet hatte. Ob viele zerstört waren? Und ob wertvolle darunter gewesen waren? Hoffentlich hatte sie mit dem Feuerfluch nicht allzu viel Schaden angerichtet. Sie wälzte sich lange unruhig im Bett hin und her. Sie musste sich entschuldigen gehen. Gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück.
Sie erwachte früh und entschied, bereits vor dem Frühstück in den Kerker hinunter zu gehen. Je eher sie es hinter sich brachte, desto besser. Sie stieg die Treppen hinunter und ignorierte die ersten Slytherin, die ihr auf dem Weg von ihrem Gemeinschaftsraum Richtung Große Halle entgegen kamen. Sie klopfte an die Wohnzimmertür und musste nicht lange warten. Ihr Vater riss die Tür so brüsk auf, dass sie erschrocken zurückwich. Er ließ sie schnell herein, bevor die nächsten Slytherin um die Ecke bogen.
„Melody!“ Erleichterung schwang in der Stimme ihres Vaters. „Wie geht es dir?“
„Es tut mir so Leid wegen der Bücher“, platzte Melody heraus und fühlte sich gleich ein bisschen besser.
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Es war meine Schuld. Ich habe es falsch angegangen. Ich war zu forsch. Beginnen wir noch einmal von vorne?“
„Ich habe jetzt keine Lust auf ein weiteres Duell“, erwiderte Melody schnell.
„Ich auch nicht“, antwortete ihr Vater und streckte ihr die Hand hin. Sie ergriff sie zögernd. Er zog sie mit einem Ruck zu sich heran und schloss sie in die Arme. „Meine kleine Hexe“, grummelte er und vergrub seine Nase in ihren Haaren.
„Sind viele Bücher kaputt gegangen?“, nuschelte Melody aus seiner Umarmung heraus.
„Zwei sind nicht mehr zu retten. Die Kräuterfibel deiner Großmutter unter anderem. Die anderen Bücher sehen mehr oder weniger mitgenommen aus, sind aber noch zu gebrauchen ...“
„Tut mir Leid wegen der Fibel.“
„Das kann ich verschmerzen. Schlimmer wäre es gewesen, wenn du das Drachenelixier getroffen hättest. Dann wäre uns das Büro um die Ohren geflogen. Wir trainieren in Zukunft im leeren Klassenzimmer gegenüber. Das hätte ich von Anfang an tun sollen ... Hast du Hunger?“
„Mit dem Stein im Magen?“, fragte Melody zurück und verdrehte die Augen.
„Du musst doch Hunger haben! Du warst gestern nicht beim Abendessen.“
„Hermine hat mir mehr als genug Essen hochgebracht ...“

Es wurde ein gemütliches Frühstück. Durch das Erkerfenster beobachteten beide, wie die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Wolken durchdrangen. Die Wiese war nass vom Tau und ein Vogel zerrte an einem langen Wurm.
Melody erzählte zwischen Bissen großzügig mit Honig bestrichenen Toasts aufgeregt von Flitwicks Stunde am letzten Tag, als sie Brabbelzauber geübt hatten. „Ich habe mit Mariah zusammen ein bisschen herumexperimentiert. Wir haben den Zauber abgewandelt und einen Singzauber daraus gemacht. Erstaunlich, wie die Leute plötzlich sangen.“ Sie kicherte. „Willst du es ausprobieren?“
Severus schmunzelte, schüttelte aber entschieden den Kopf. Dann lehnte er sich zufrieden zurück. Es war sonst nicht Melodys Art, so unbekümmert drauflos zu plappern, aber offenbar war sie erleichtert, dass er ihr wegen der Bücher nicht böse war. Severus hörte nur zu und genoss die außergewöhnliche Normalität an diesem Samstagmorgen.
„Du hast bald Geburtstag“, stellte er fest, als Melody einmal Luft holte.
„Ja.“ Melody biss in ihr Honigbrot und kaute.
„Wünschst du dir etwas?“
„Nein.“
„Gar nichts? Irgendetwas gibt es doch bestimmt, was du dir wünschst.“
Melody schüttelte den Kopf, schluckte den letzten Bissen hinunter und meinte: „Vielleicht können wir am Wochenende danach zusammen etwas unternehmen?“
Severus wiegte den Kopf hin und her. „Ich denk drüber nach. Sonst noch etwas?“
„Nein“, antwortete Melody. „Können wir einen Zaubertrank brauen?“
„Wann? Jetzt?“
„Ja.“
„Was für einen Zaubertrank willst du denn brauen?“
„Das ist egal. Zeig mir irgendetwas Neues.“

Es wurde ein friedlicher Samstag. Severus hatte sich für einen Antikater-Trank entschieden, den man nach einer durchzechten Nacht nehmen konnte, worauf man sch schlagartig wieder frisch fühlte. Melody war mit Feuereifer dabei. Severus sah ihr stolz zu. Sie hatte das Zeug, einmal eine gute Brauerin zu werden. Er musste an ihren schlechten Start in Hogwarts, insbesondere in seinem Unterricht, denken. Er hätte es ihr wirklich leichter machen können. Er hatte deswegen manchmal ein bisschen ein schlechtes Gewissen, aber sie schien es ihm nicht nachzutragen. Er hatte von ihr zumindest bisher keinen Vorwurf gehört.

Als der Trank fertig war, hatten sie gerade noch Zeit für ein spätes Mittagessen, dann schob Severus den Teller zur Seite und stand auf. „Ich muss los.“
„Was? Wieso?“, fragte Melody enttäuscht.
„Ich habe einige Dinge zu erledigen. Außerdem muss ich noch etwas in der Winkelgasse besorgen.“
„Was denn?“
„Das verrate ich dir nicht. Es wird eine Überraschung ... So, und nun raus hier, zurück in eure Löwenhöhle, du Gryffindor.“

Als Melody den Gryffindor-Gemeinschaftsraum betrat, war dieser praktisch leer. Die meisten Schüler genossen den Tag draußen. Es war zum ersten Mal etwas wärmer geworden. Melody schnappte ihre Gitarre und ging ebenfalls nach draußen. Sie fühlte sich unglaublich wohl, nachdem sie die Differenzen mit ihrem Vater geklärt hatte.
Als sie über den Schlossgrund ging, sah sie Harry, Ron und Hermine am See sitzen. Hermine hatte ein dickes Buch aufgeschlagen auf dem Schoß. Harry und Ron spielten Schach.
„Hallo“, grüßte Melody.
Hermine blickte auf und sah sie fragend an. „Alles okay?“
„Ja, alles in Ordnung“, antwortete Melody.
„Du bist nicht zu deinem Vater gefahren?“, erkundigte sich Ron.
„Nein, er hat dieses Wochenende keine Zeit.“
„Ach, und weil er keine Zeit hat, sind wir plötzlich wieder gut genug“, bemerkte Harry abweisend.
Hermine sah ihn irritiert an. „Sag mal, was ist heute mit dir los? Du bist schon den ganzen Morgen so mürrisch ... Melody, achte nicht auf ihn. Ihm ist irgendwas über die Leber gekrochen.“
„Was weißt du schon?“, murmelte Harry und wandte sich wieder dem Schachbrett zu.
Hermine zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Ich wollte nicht stören“, entschuldigte sich Melody. „Tschüss, bis später.“

Was war nur mit Harry los? Er hatte sie richtig wütend angeschaut. Hatte sie etwas Falsches gesagt? War er sauer, weil sie an den letzten Wochenenden immer weg war? Aber warum? Das konnte ihm doch gleichgültig sein?
Melody schüttelte missmutig den Kopf und ging zurück zum Schloss. Sie setzte sich auf die Eingangstreppe an die Sonne und spielte Gitarre. Es ging nicht lange, da gesellte sich Neville zu ihr. Er hörte ihr lange zu und brachte ihr noch zwei Stücke der Schicksalsschwestern bei.
„Du solltest am Abschlussabend spielen“, schlug er schließlich vor.
„Am Abschlussabend?“
„Ja, am letzten Abend vor den Sommerferien gibt es immer ein Jahresende-Fest mit Festessen und Tanz und Musik. Meist lädt Dumbledore eine Musikgruppe ein. Du könntest doch auch noch etwas spielen.“
Melody schüttelte vehement den Kopf. „Vergiss es, Neville. Ich steh doch nicht alleine vor die ganze Schule und singe ihnen etwas vor.“
„Warum nicht?“
„Würdest du?“
„Nein.“
„Eben.“
„Aber ich kann auch nicht Gitarre spielen und nicht annähernd so gut singen“, hielt Neville dagegen, aber er konnte Melody nicht umstimmen.
„Tanzst du wenigstens mit mir?“, wollte er hoffnungsvoll wissen.
„Mal schauen“, lachte Melody. „Ich bin keine gute Tänzerin. Meine Pflegeeltern haben getanzt. Sie besuchten regelmäßig Tanzkurse und an den Wochenenden gingen sie oft in Clubs tanzen. Eine Nachbarin passte dann jeweils auf mich auf ... Ein bisschen Tanzen haben meine Pflegeeltern mir natürlich schon beigebracht.“
„Gut, dann freue ich mich darauf.“
Melody legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sie genoss die Wärme der Sonne auf dem Gesicht.

Harrys Stimmung besserte sich nicht. Melody hatte das Gefühl, er gehe ihr aus dem Weg. Wenn sie sich beim Essen zu Hermine, Ron und ihm gesellte, schaute er sie nicht an und sagte kaum ein Wort. Wenn er nach ihr in die Große Halle kam, setzte er sich weit weg von ihr.
Melody versuchte in der folgenden Woche mehr als einmal, mit Harry zu sprechen, aber er hatte jeweils „gerade keine Zeit“ und vertröstete sie auf „später, jetzt nicht“. Allmählich nervte es sie. Irgendetwas schien er gegen sie zu haben, aber sie hatte beim besten Wille keine Ahnung, was los war. Es machte sie wütend.
Als sie sich an einem Morgen zum frühstücken neben ihn setzte und er eilig sein Porridge auslöffelte und unter dem Vorwand aufstand, er müsse noch etwas im Gryffindorturm holen, stand Melody ebenfalls entschlossen auf und rannte hinter ihm her. Die Eingangshalle war leer.
„Harry, warte“, rief sie und holte ihn ein.
„Was ist?“, fragte er ungeduldig.
„Das wollte ich dich fragen: Was ist los, Harry? Du gehst mir seit einer Woche aus dem Weg. Du sprichst nicht mit mir und schaust mich nicht an, wenn ich versuche, mit dir zu sprechen. Was habe ich gemacht?“
„Nichts.“
„Was ist es dann?“
„Nichts, sagte ich doch. Ich muss jetzt, tut mir Leid.“
„Du gehst nirgendwohin, bevor du mir keine Antwort gegeben hast“, fauchte Melody wütend und zog ihren Zauberstab. „Ständig sagst du mir, dass du gerade keine Zeit hast. Er reicht, Harry! Wenn du etwas gegen mich hast, dann sag es mir, dann kann ich es vielleicht ändern.“
„Das kannst du nicht“, antwortete Harry ungerührt. Er drehte sich um und stieg die Treppe hinauf.
Melody zielte mit dem Zauberstab auf seine Tasche. „Diffindo“, murmelte sie und war selber gespannt, ob der Zauberspruch, den Massey ihr gezeigt hatte, funktionierte. Eine Naht an Harrys Schultasche riss und sein Schulzeug kullerte die Treppe hinunter.
Harry wirbelte mit einem hässlichen Fluch herum. „Was soll das? Spinnst du? Ich habe gesagt, ich habe keine Zeit.“
Melody funkelte ihn wütend an. „Du läufst ständig vor mir weg. Du bist ein Feigling, Harry.“
„Und du?“, gab Harry gereizt zurück. „Was bist du? Greifst von hinten an, du ... du Slytherin!“
Melody war einen Moment lang sprachlos. „Slytherin?“, fragte sie, als hätte sie nicht richtig gehört. „Ich bin keine Slytherin.“
„Ach nein? Aber viel fehlt nicht! Du bist mindestens eine halbe Slytherin! Gib es zu.“
Melody wollte etwas erwidern, doch Harry hatte seine Bücher eingesammelt und stürmte aus dem Schloss. Melody stand wie angewurzelt mitten in der Eingangshalle.

„Irgendwelche Probleme?“, fragte eine seidenglatte Stimme hinter ihr.
Melody drehte sich zu ihrem Vater um, der sie mit gerunzelter Stirn musterte.
„Nichts, Sir“, antwortete sie, ließ ihn stehen und rannte nach draußen.
Vor dem Schloss blickte sie sich nach Harry um. Sie musste ihn nicht lange suchen. Er war an den See hinunter gerannt und warf wütend Steine ins Wasser. Melody näherte sich zögernd und stand eine Weile nur stumm neben ihm. Er beachtete sie nicht. Schließlich fragte sie so ruhig sie konnte: „Woher weißt du es?“
„Snape gibt mir Okklumentikstunden“, spie Harry bitter. „Schon vergessen?“
Melody antwortete nicht.
„Ich bin in seine Gedanken eingebrochen“, fuhr Harry fort, und es klang etwa so, als wäre er kopfüber in einen Haufen Drachendung gestürzt. Er hob einen weiteren Stein auf und schleuderte ihn ins Wasser. „Und da warst du. Nur du!“
Melody schaute ihn einen Augenblick ungläubig an. „Professor Snape hat an mich gedacht?“
„Sagte ich doch soeben.“
Melody runzelte die Stirn. „Das darf er nicht. Er hat mir gesagt, dass es gefährlich ist, wenn man an Menschen denkt, die man mag, weil man sie so dem Feind an die Waffen liefert.“
„Schon zu spät. Ich weiß es jetzt.“
„Und deshalb bist du wütend auf mich? Ich bin doch nicht dein Feind.“
„Du nicht, aber Snape. Glaubst du, ich kann jemandem noch trauen, der mit Snape verwandt ist? Er hasst mich. Er macht mir das Leben seit meinem ersten Tag in Hogwarts zur Hölle. Du hast keine Ahnung, wie das ist! Und warum? Weil mein Vater und er sich in ihrer Schulzeit nicht mochten. Als wenn das meine Schuld wäre!“
„Aber ich kann ich doch auch nichts dafür, Harry ...“
Harry sah Melody zum ersten Mal an. Dann schüttelte er den Kopf. „Von allen Männern, die es auf dieser Welt gibt, muss ausgerechnet Snape dein Vater sein! Ich fasse es einfach nicht!“
„Ich habe mir meinen Vater doch nicht ausgesucht.“
„Ja, stimmt ... Mein Beileid.“
„Das brauche ich nicht. Ich möchte keinen anderen Vater haben“, gab Melody trotzig zurück.
Harry sah sie entsetzt an. „Du magst ihn?!“
„Er ist ganz anders zu mir, als du ihn kennst. Er ist ruhig und geduldig, er sorgt sich um mich, ich fühle mich in seiner Gegenwart ernst genommen und geborgen. Ich habe endlich meinen Vater gefunden. Kannst du dir nicht vorstellen, wie schön das ist, Harry?“
Harry antwortete nicht, sondern kickte nur gegen Steine, die am Ufer lagen.
„Bitte, Harry, ich mag dich. Hermine ist meine beste Freundin. Können wir beide nicht auch Freunde bleiben?“
Harry zuckte mit den Schultern und seufzte. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Der Unterricht beginnt gleich.“
„Denk drüber nach, Harry.“
„Werde ich.“
Die beiden gingen wortlos nebeneinander her und trennten sich nach einem knappen Kopfnicken in der Eingangshalle.

Als Melody am nächsten Morgen erwachte, stand ein geschlossener, geflochtener Korb am Fussende ihres Bettes. Sie hatte nach ihrem Streit mit Harry gar nicht mehr daran gedacht, aber heute war der 31. März: Sie hatte Geburtstag. Aufgeregt hob sie den Korb aufs Bett. Mariah, Lindsay und Nora kamen neugierig herüber.
„Was ist das?“, wollte Nora wissen.
„Ein Geburtstagsgeschenk“, grinste Melody.
„Heute ist dein Geburtstag? Das wussten wir nicht“, rief Mariah. „Gratuliere.“
Alle drei umarmten Melody, dann meinte Nora ungeduldig: „Jetzt mach schon auf!“
Melody löste die Schnüre, mit denen der Deckel festgemacht war und öffnete den Korb.
„Oh!“, entfuhr es ihr. Im Korb lag eine kleine, getupfte Katze. Melody nahm sie vorsichtig aus dem Korb. Sie war winzig und passte beinahe in ihre Hand. Sie musste noch ganz jung sein.
Nora begutachtete den Korb. „Da steht kein Absender drauf. Von wem ist die Katze wohl?“
Melody strahlte. „Von meinem Vater“, antwortete sie stolz. Darüber gab es für sie keinen Zweifel.
Sie hielt das kleine Tier auf dem Schoß und ließ es mit seinen feinen Krallen an ihrem Pyjama hochklettern. Das Kätzchen schnurrte leise. „Na, Kleines“, flüsterte Melody. „Willkommen in Hogwarts.“
In dem Moment ging die Tür auf und Hermine betrat den Schlafsaal. „Hallo, Melody“, rief sie. „Viel Glück zum Geburtstag ... Wow, du hast eine Katze bekommen?“
Melodys Augen glitzerten. „Ja. Und ich dachte, mein Vater mag keine Katzen ...“
„Er muss ja nicht mit ihr zusammenleben“, gab Hermine zu Bedenken. Dann rief sie Krummbein, der neugierig an dem Kätzchen schnupperte. Die beiden schienen sich gut zu verstehen, doch nach einer Weile zog sich das Kätzchen zu Melody zurück und kletterte wieder an ihr hoch.
„Sie fühlt sich wohl bei dir“, meinte Lindsay, als sich das Kätzchen in Melodys Hand zusammenrollte.
„Sie ist müde“, mutmaßte Nora.
„Was soll ich machen?“, fragte Melody. „Ich kann das Kätzchen doch nicht den ganzen Vormittag alleine hier lassen! Ich glaube, ich nehme sie mit.“
Sie zog sich hastig an und steckte das Tier in eine der Taschen in ihrer Robe, wo es sich gleich wieder zusammenrollte.

Während des Frühstücks brachte eine Eule Melody ein Päckchen von Remus. Er gratulierte ihr zum Geburtstag und schickte ein Geschenk, das er zwei Tage zuvor von Matthew Shanley erhalten hatte. Melody riss es ungeduldig auf. Es war eine CD mit Songs, die sie besonders mochte und die sie beide oft schon zusammen bei Shanleys gesungen hatten.

Melody trug das Kätzchen den ganzen Morgen mit sich herum. Wenn es wach war, kletterte es zur allgemeinen Belustigung an ihr herum und angelte nach Schreibfeder, Zauberstab und Pergamentrollen, ansonsten blieb es ruhig in seiner Tasche in der Robe. In jeder Pause brachte Melody das Kätzchen nach draußen. Es schien bereits stubenrein zu sein, was das Zusammenleben ungemein vereinfachen würde.
Während der Geschichtsstunde überlegte Melody angestrengt, wie sie die Katze nennen könnte, falls sie nicht schon einen Namen hatte, was sie bezweifelte. Es war eine Sie, darauf hatten ihre Mitschüler und sie sich in einer Pause nach einer eingehenden Begutachtung geeinigt. Rosa, Berta, Tomba, Canima ... Eine Weile dachte sie über Baghira nach, doch das Kätzchen sah im Moment nicht im Entferntesten wie der Panther aus dem Dschungelbuch aus. Schließlich entschied sie sich für „Lucy“, während sie Lucy in the Sky with Diamonds vor sich hin summte.

„Das Tierchen ist süß, Miss Rohan. Aber es gehört nicht in den Unterricht“, erklärte McGonagall im Verwandlungsunterricht streng. „Ich muss Sie bitten, die Katze morgen im Gryffindorturm zu lassen.“
„Aber sie ist doch noch so klein“, hielt Melody dagegen.
„Katzen kommen gut alleine zurecht“, meinte McGonagall. „Und jetzt stecken Sie sie bitte wieder in die Tasche.“
Vor dem Zaubertränkeunterricht brachte Melody Lucy dann aber doch zurück in den Gryffindorturm. Das Klassenzimmer mit seinen brennenden Feuerstellen und den brodelnden Tränken war definitiv kein Ort für eine Katze.
Melody kam beinahe zu spät, weil sie mit Lucy durch das ganze Schloss hinauf in den Turm und anschließend wieder hinunter in den Kerker laufen musste. Sie stürmte in letzter Minute mit roten Wangen und zerzausten Haaren atemlos ins Schulzimmer.
Ihr Vater sah sie missbilligend an, aber sie schenkte ihm ein unangebracht strahlendes Lächeln. „Entschuldigen Sie, Professor. Ich musste meine Katze in den Gryffindorturm bringen.“
Er blickte sie mit steinerner Miene an, sagte aber nichts.
„Ich habe sie heute zum Geburtstag bekommen, und sie ist noch ganz klein“, fuhr Melody fort.
„Rührend, Miss Rohan“, antwortete ihr Vater kühl. „Können wir jetzt mit dem Unterricht beginnen? Oder möchten Sie der Klasse vielleicht mitteilen, was Sie sonst noch an Geschenken bekommen haben?“
Melody begann zu kichern.
Ihr Vater hob warnend die Augenbraue, aber Melody konnte sich nicht beherrschen. „Sie heißt Lucy. Die Katze. Ich habe sie Lucy getauft.“
„Nun reicht es, Miss Rohan. Wenn Sie nicht ruhig arbeiten können, warten Sie draußen auf das Ende der Stunde und kommen heute Abend den Trank brauen. Ich habe Zeit.“ Seine Stimme war seidenglatt und gefährlich.
Die Erstklässler hielten bei dieser Androhung einer Strafstunde den Atem an und Mariah warf Melody einen Hör-jetzt-endlich-auf-Blick zu, aber diese konnte sich das Lachen nicht länger unterdrücken. „Eine Strafstunde an meinem Geburtstag, Sir?!“
Snapes Stirnfalte vertiefte sich, seine Augen funkelten. „Raus hier“, schnarrte er und zeigte zur Tür.

Als ihr Vater nach dem Abendessen aufstand und verschwand, verabschiedete sich Melody von ihren Mitschülern, die in der Großen Halle um sie herum saßen und mit Kürbissaft auf sie anstießen. Sie versuchte zerknirscht dreinzublicken, als sie sagte: „Ich muss dann mal los zu meiner Strafstunde. Snape wartet auf mich.“
„Das hast du dir selber eingebrockt“, meinte Nora ungerührt. „Was du dir nur dabei gedacht, so mit Snape zu sprechen?! Du kannst von Glück reden, dass du nur eine Strafstunde bekommen hast.“
Melody nickte seufzend. „Ich konnte einfach nicht mehr. Er sah so komisch aus. Ich stellte mir plötzlich vor, wie er wohl aussehen würde, wenn Lucy an ihm herumkletterte.“ Sie schnitt eine Grimasse, packte Lucy, die zwischen den Bechern und Tellern herumtapste, und verließ die Große Halle.

Severus hatte gerade noch Zeit, Bilbo zu rufen und zwei Stück Kuchen – „mit Kerzen, bitte“ – zu bestellen, bevor es klopfte. Er öffnete die Türe und musste schmunzeln. Melody hatte sich die Katze auf die Schulter gesetzt und grinste ihn frech an.
„Jetzt bin ich eine richtige Hexe, wie die aus den Bilderbüchern für Muggelkinder. Die haben auch immer eine Katze auf der Schulter.“
Severus zog die Braue hoch. „Soviel ich weiß, sind die Katzen in den Büchern aber meist schwarz. Außerdem sind Muggelhexen ausnahmslos alt, bucklig und hässlich, oder?“
„Stimmt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, lachte Melody. Dann sah sie ihn ernst an. „Danke, Papa. Das ist ein wunderbares Geschenk.“
Er nickte nur und umarmte sie. „Viel Glück zum Geburtstag, kleine Hexe.“
Severus hielt der Katze die Hand hin, und Lucy begann sofort ausgiebig daran zu schnuppern und an seinen Fingern zu nagen.
„Lucy mag dich“, stellte Melody fest.
„Hmpf“, antwortete Severus und strich dem Tier über das weiche Fell. „Sie ist eine Kreuzung zwischen einem Bengal und einem Kniesel.“
„Ich weiß, was ein Bengal ist, aber was ist ein Kniesel?“
„Eine Katze mit magischen Fähigkeiten. Das erkennst du an der Quaste am Schwanzende.“
„Dann ist Krummbein auch ein Kniesel?“
„Wer bitte?“
„Krummbein. Hermines Kater. Die beiden verstehen sich bereits sehr gut. Krummbein hat heute Nachmittag auf Lucy aufgepasst.“
Severus verdrehte die Augen. Grangers Kater babysittete Melodys kleine Bengalkatze. Das konnte ja heiter werden.

Severus stellte die beiden großzügigen Kuchenstücke auf den Tisch, zündete die Kerzen an, schenkte Melody Tee und sich selber Elfenwein ein. Dann reichte er Melody ihre Gitarre.
„Die hat mir Bilbo netterweise aus deinem Schlafsaal geholt“, meinte er. „Spiel etwas.“
„Ich? Es ist mein Geburtstag, da müsstest eigentlich du mir Happy Birthday vorsingen.“
Severus verzog das Gesicht, dann kam ihm die Zaubertränkestunde am Nachmittag in den Sinn. „Melody“, sagte er streng. „Ich dulde es nicht, dass du im Unterricht frech bist und mich provozierst.“
Melody sah etwas betreten aus. „Das war doch gut. Ich wollte heute Abend zu dir kommen, und nun wissen alle, dass ich eine Strafstunde bei dir habe, und niemand wunderte sich, als ich in den Kerker hinunter ging.“
„Melody, das geht so nicht! Wenn du mich sehen möchtest, geh einfach zu Professor McGonagall. Sie schaut, ob ich nicht gerade mit anderen Schülern beschäftigt bin, und lässt dich durch das Flohnetzwerk der Schule zu mir hinunter.“
Melody machte große Augen. „Dann darf ich dich jederzeit besuchen, wann ich will?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Er kräuselte die Lippen zu einem Lächeln und nickte.
Melody strahlte. Dann nahm sie die Gitarre, überlegte kurz und begann zu spielen und sang dazu. Severus hörte gebannt zu. Liz hatte oft Gitarre gespielt und gesungen. Es stimmte ihn glücklich, gleichzeitig aber auch wehmütig, ihrer Tochter beim Spielen zuzuhören ... Er musste an den Abend bei Shanleys denken, als er Melody zum ersten Mal singen gehört hatte. Auch Melody dachte wohl daran, denn sie spielte zwei Stücke, die sie an jenem Abend nach Weihnachten mit Matthew gesungen hatte.
„Das war ein schöner Abend, findest du nicht?“, fragte sie, als sie fertig war. „Der Weihnachtsabend.“
Severus nickte und nahm sein Glas Elfenwein. Er schwenkte es gedankenverloren im Kreis, dann fragte er: „Wie lange kennst du die Shanleys schon?“
Melody legte die Gitarre zur Seite und setzte sich bequem im Schneidersitz in die Couchecke. „Seit ich mich erinnern kann“, antwortete sie nach kurzem Überlegen. „Ich war glaube ich eineinhalb, als Hanna und Tom zum ersten Mal mit mir bei Shanleys übernachteten. Von da an gingen wir jedes Jahr nach Weihnachten für ein paar Tage nach Bawburgh, mit der Zeit blieben wir jeweils eine Woche im Winter, später auch im Sommer. Hanna und Tom und Marietta und Patrick verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Ich glaube, die Musik verband sie alle miteinander. Patrick und Hanna spielten und sangen selber, Marietta hört gerne Musik, und Tom tanzte gerne. Musik hat etwas Magisches, finde ich ...“
Severus betrachtete seine Tochter nachdenklich. „Und was bedeuten dir Patrick, Marietta und Matthew?“
Melody zögerte. Sie wusste wohl nicht, wie sie erklären sollte, was sie für die drei empfand. Aber Severus bemerkte, wie ihre Augen leuchteten. Schließlich meinte sie: „Remus hat mir einmal erzählt, wie wohl er sich in den Ferien bei seiner Cousine Hanna immer gefühlt hatte. Weil Hanna und ihre Eltern ihn vorurteilslos annahmen. Weil er bei ihnen einfach sein durfte, wer er war. Er fühlte sich akzeptiert und geliebt. Das ist für mich bei Patrick, Marietta und Matthew auch so. Ich durfte sein, wer ich war, und ich weiß, dass ich auch in Zukunft immer sein darf, wer ich bin, und sie werden mich trotzdem lieb haben. Patrick und Marietta sind wie Großeltern für mich, auch wenn ich sie nur zwei- oder dreimal im Jahr in den Ferien sah. Matthew war immer wie ein großer Bruder ...“
„Und heute?“, fragte Severus misstrauisch.
„Heute was?“
„Ist er immer noch wie ein Bruder für dich?“
Melody wurde rot. Sie blieb Severus die Antwort schuldig, nahm stattdessen die Gitarre wieder zur Hand und begann ein weiteres Stück zu spielen.


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