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Fanfiction

Aus der Asche - 27. Kapitel / Das erste Zauberduell

von fiirvogel

„Ihr habt Phönixe gesehen?“, fragte Hermine aufgeregt.
Melody und sie saßen in einem Winkel des Gemeinschaftsraums und Melody hatte ihr soeben flüsternd erzählt, was sie an diesem Wochenende erlebt hatte. „Ich wusste nicht, dass es noch freilebende gibt.“
„Es ist nur noch eine kleine Kolonie. Es sind zwei Paare und ein einzelner Jungvogel. Wenn sie nicht selber regelmäßig wieder aus ihrer Asche geboren würden, wären sie schon längst ausgestorben ... Ich habe eine Feder mitgenommen.“
Melody blickte sich verstohlen um, dann öffnete sie ihr Buch Geschichte Hogwarts, in das sie die rote Feder gelegt hatte.
„Phönixfedern sind sehr kostbar“, bemerkte Hermine bewundern. „Sie haben große Heilkräfte.“
„Meine Urgroßtante meinte, ich solle sie unter das Kopfkissen legen, das wäre gut gegen Albträume.“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Probierst du es aus?“
„Klar!“ Melody strich sanft über die Feder und schloss das Buch vorsichtig wieder.

Sie schlief gut mit der Phönixfeder und trug sie von da an in einer Tasche ihrer Schulrobe mit sich herum. Sie gab ihr ein gutes Gefühl. Sie fühlte sich stark und gesund. Offenbar sah auch ihr Vater ihr an, dass sie sich wieder fit fühlte, er bat sie nach der Freitagstunde, vor dem Abendessen in den Kerker zu kommen.
Nervös öffnete sie die Tür zum Büro ihres Vaters, trat ein und machte einen erschrockenen Schritt zurück. Draco Malfoy stand ihrem Vater gegenüber.
„Miss Rohan“, begrüßte sie ihr Vater kühl. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Sie hereingebeten habe. Warten Sie bitte vor der Tür, bis ich Zeit für Ihre Strafstunde habe.“
Malfoy grinste schadenfroh.
Melody biss auf die Zähne und schloss die Türe wieder. Sie kochte. Was machte Malfoy hier? Er hatte hier nichts zu suchen. Das war ihr Vater. Sie blieb ungeduldig auf dem Korridor stehen.

Als Melody die Türe wieder geschlossen hatte, reichte Severus Malfoy die Hand. „Danke für die Einladung, Draco. Ich komme natürlich gerne.“ Dann öffnete er die Türe und trat auf den Korridor hinaus. Länger als nötig ertrug er Dracos Gegenwart nicht. „Schönen Abend, Draco.“
„Ihnen auch, Professor“, antwortete Malfoy. „Ich schreibe meinem Vater, dass Sie kommen. Er wird sich freuen.“
Severus verzog das Gesicht.
„Wohin?“, platzte Melody frech heraus. Sie stand dicht neben der Tür. Ihre Augen funkelten wütend.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, schnauzte Severus sie an. Warum konnte seine Tochter den Mund nicht halten?!
Malfoy grinste sie überheblich an, worauf sie zornig nach ihrem Zauberstab griff. Severus warf ihr einen drohenden Blick zu, der sie offenbar wieder zur Vernunft brachte – sie senkte den Zauberstab sofort –, und verabschiedete Malfoy hastig.
„Und nun zu Ihrer Strafstunde, Miss Rohan“, wandte er sich mit unheilvoller Stimme an sie und beorderte sie mit einer energischen Kopfbewegung in sein Büro.

„Wohin gehst du mit Malfoy?“, fragte Melody noch einmal wütend, als sie im Büro ihres Vaters stand.
„Das geht dich nichts an, Melody. Wenn du es nicht erträgst, dass ich Malfoy treffe, dann frag nicht. Und wage es nicht noch einmal, in mein Büro zu trampeln, ohne vorher anzuklopfen. Ich bin dein Lehrer! Und du bist nichts weiter als eine nervige Schülerin, die sich eine Strafstunde eingehandelt hat, vergiss das nicht.“
„Ich bin nicht einfach nur eine Schülerin!“
„Für Malfoy schon, und für alle anderen Schüler und die meisten Lehrer von Hogwarts auch. Und das soll so bleiben, also zügle dein Temperament.“
Melody blickte betreten zu Boden. Sie spürte die Wut verebben und Scham Platz zu machen. Wie konnte sie nur so dämlich sein! Sie traute sich nicht mehr aufzublicken.

Severus betrachtete seine Tochter eine Weile und wartete auf eine Reaktion, doch sie hatte die Lippen zusammengepresst, die Stirn gefurcht und starrte vor sich auf den Boden.
„Meinst du, es macht mir Spaß, mich mit Malfoy abgeben zu müssen?“, fragte er schließlich ruhig.
Melody schüttelte den Kopf.
„Aber es muss sein. Es gehört zum Spiel. Lucius Malfoy hat mich für nächsten Samstag zum Essen eingeladen, und ich werde hingehen. Ich werde meinen Kontakt zu ihm und meine Mission nicht gefährden, und wenn es bedeutet, dass du wütend auf mich bist.“
Endlich blickte Melody auf und versuchte sich an einem Lächeln. Es misslang. „Er hat versucht, mich umzubringen, Papa. Es ist schon schwer genug zu akzeptieren, dass er immer noch hier in Hogwarts ist. Dass er mit dir zu Abend isst, das ist ... grässlich! Wie kannst du das nur so gelassen mitmachen?!“
„Gelassen?“, fragte Severus wütend zurück. „Melody, du hast keine Ahnung. Ich sehe Malfoy seit dreizehn Jahren und weiß, dass er mitverantwortlich ist für den Tod deiner Mutter. Was meinst du, was das für ein Gefühl ist?! Aber es muss sein. Ich habe es all die Jahre ausgehalten, weil ich musste. Weil es zu meiner Aufgabe gehört, Malfoys Vertrauter zu sein. Weil ich es deiner Mutter, Dumbledore und dem Orden schulde. Und jetzt wirst du nicht kommen und meine Tarnung auffliegen lassen. Verstanden?“
Melody war den Tränen nah. Sie biss auf die Lippen. „Entschuldige“, murmelte sie schließlich leise.
„Wir müssen öfters Okklumentik üben, Melody. Du musst deine Emotionen besser in den Griff bekommen ... Heute wollte ich aber mit dem Duellieren beginnen. Können wir?“

Melody atmete tief durch und nickte.
„Du kennst schon ein paar Flüche?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und Melody nickte noch einmal.
„Welche?“
„Den Expelliarmus, den Petrificus Totalus, den Protego ...“
„Den Feuerfluch hast du letzte Woche auch erfolgreich gegen Malfoy angewendet“, stellte Severus fest.
Melody brachte ein Grinsen zustande. „Ja, den hatte er verdient. Dann kenne ich den Kitzelfluch, den Gummibeinfluch, aber die nützen nicht allzu viel in einem Duell.“
„Kennst du die drei Unverzeihlichen Flüche?“
„Harry hat mir davon erzählt.“
Ihr Vater verzog das Gesicht, als sie Harry erwähnte, sagte aber nichts.
„Gegen den tödlichen Fluch kann man sich nicht schützen, oder?“, fragte Melody.
„Nein, gegen den Avada Kedavra gibt es keinen Schutzzauber.“
„Außer der Liebe eines Menschen, der sich für einen opfert“, hielt Melody dagegen und dachte an Harrys Mutter.
„Darauf kannst du in einem Duell nicht hoffen. Das einzige, was dich vor dem tödlichen Fluch schützen kann, ist Schnelligkeit. Die werden wir trainieren, bis du umfällst.“
War das eine Drohung? Melody sah ihren Vater skeptisch an. Er schien es nicht zu bemerken.
„Wir duellieren uns jetzt. Du versuchst, mich zu entwaffnen oder außer Gefecht zu setzen. Du darfst alle Flüche benützen, die dir dazu in den Sinn kommen.“ Und als Melody ihn nur verwundert anschaute, forderte er ungeduldig: „Fang an. Ich will wissen, was du kannst.“
Melody blickte sich unsicher um, dann versuchte sie es wie in der ersten DA-Stunde mit Neville mit dem Expelliarmus. Aber sie hatte das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, da flog ihr eigener Zauberstab bereits aus ihrer Hand. Ihr Vater zog gelangweilt die Augenbraue hoch. „Mehr hast du nicht drauf?“ Er warf ihr mit einer lässigen Bewegung den Zauberstab zurück, nur um gleich wieder Expelliarmus zu rufen.
„Was soll das?“, fauchte Melody. „Wir können uns doch nicht duellieren, wenn du mir ständig den Zauberstab aus der Hand schlägst.“
„Du bist zu langsam“, stellte ihr Vater überheblich fest. „Damit wirst du nicht eine Minute gegen einen anderen Zauberer bestehen. Los, noch einmal.“
Diesmal wehrte er ihren Expelliarmus mit einem lässigen Schlenker seines Zauberstabs ab. Melody spürte, wie sie allmählich wütend wurde. Sie versuchte es mit einem Ganzkörperklammerfluch, doch auch diesen wehrte ihr Vater locker ab.
„Du bist zu langsam, Melody. Streng dich mehr an.“
„Ich strenge mich an“, gab sie wütend zurück und versuchte es erneut. Doch ihr Vater war schneller. Er wehrte ab und rief: „Petrificus Totalus!“
Melody spürte, wie sie zu Stein erstarrte und nach hinten kippte. Sie schlug mit dem Hinterkopf gegen ein Regal. Ein Glas ging in Brüche und eine Flüssigkeit tropfte ihr auf den Kopf.
Ihr Vater stand über ihr und schaute sie herablassend an. „Enervate“, knurrte er und wandte sich ab, ohne ihr beim Aufstehen zu helfen.
Melody rappelte sich wieder auf und strich sich ungeduldig die Flüssigkeit aus dem Gesicht. „Was sollte das?“, fragte sie wütend.
„Ich wollte schauen, ob du dich schneller verteidigen kannst, als du angreifst“, gab ihr Vater ungerührt zurück. „Offensichtlich nicht. Bereit?“
„Nein.“
„Expelliarmus!“
Melodys Zauberstab flog wieder durch die Luft.
„Ich habe Nein gesagt.“
„Glaubst du, in einem richtigen Duell wartet dein Gegner darauf, dass du Ja sagst?“, gab ihr Vater zurück und warf ihr ihren Zauberstab wieder zu.
„Das hier ist kein richtiges Duell. Wir üben nur.“
„Wir üben die Realität, Melody. Das ist kein Kinderspiel. Reiße dich zusammen. Du gibst dir zu wenig Mühe.“
Er schleuderte ohne abzuwarten einen weiteren Fluch. Melody sog die Luft ein, als der Fluch ihren Arm traf und den Ärmel zerriss. Blut sickerte aus einem Schnitt im Unterarm.
„Spinnst du?“, rief sie aufgebracht.
„Wehr dich“, gab ihr Vater ungerührt zurück und schleuderte einen weiteren Fluch. Melody hechtete auf die Seite und brachte sich hinter einem Sessel in Sicherheit. Der Sessel barst unter dem nächsten Fluch. Melody wich zur Seite. Den nächsten Fluch konnte sie knapp abwehren. Doch ihr Vater ließ ihr keine Zeit zum Überlegen. Er trieb sie in die Enge, und ihr fiel nicht mehr ein als einen Fluch um den anderen mit dem Protego abzuwehren oder darunter wegzutauchen. Die Flüssigkeit, die ihr vorhin über den Kopf getropft war, juckte. Der Hinterkopf pulsierte schmerzhaft. Melody schwitzte.
„Ich kann nicht mehr. Hör auf, Papa“, bat sie schließlich.
„Nein. Du kannst noch. Kämpf weiter.“
Der nächste Fluch traf sie und riss sie von den Beinen. Melody erschrak. Sie spürte zum ersten Mal Angst aufkommen. Er würde nicht aufhören, bevor sie sich nicht mehr rühren konnte. Sie musste hier raus! Sie wollte weg! Entschlossen rappelte sie sich auf und zielte auf das Bücherregal hinter dem Schreibtisch. „Incendio!“ rief sie und duckte sich gleich wieder.
Ihr Vater wirbelte herum, als die Bücher in Flammen aufgingen. Den Moment nutzte Melody. Sie riss die Tür auf und stürmte hinaus. So schnell sie konnte rannte sie ohne stehen zu bleiben durch das Schloss zum Gryffindorturm hinauf. Die fragenden Blicke anderer Schüler ignorierte sie.

Als sie durch das Portrait in den Gemeinschaftsraum kletterte, war dieser voll Schülern, die lernten, Aufgaben lösten und sich unterhielten. Melody schlich mit gesenktem Kopf durch den Raum und stieg die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf.
Ron stieß Hermine an. „Was ist mit Melody los? Sie sieht aus, als wäre sie von einem Troll angefallen worden.“
Hermine legte ihr Buch auf die Seite und folgte ihrer Freundin. Sie holte sie ein, als Melody gerade ins Badezimmer gehen wollte.
„Melody, was ist passiert? Du siehst schrecklich aus.“
„Das war meine erste Duellierstunde mit meinem Vater“, antwortete Melody sarkastisch.
„Er hat dich so zugerichtet?“, fragte Hermine schockiert.
„Ja, er fand es wichtig, dass ich lernte, wie Duelle in der Wirklichkeit aussehen.“ Sie schnaubte und betrachtete sich im Spiegel.
„Was hast du auf der Stirn?“
„Irgendeine Flüssigkeit ist auf mich herunter getropft, als ich mit dem Kopf gegen ein Regal stieß. Das ist ziemlich ätzend. Sie mal meine Robe an. Die Flüssigkeit hat Löcher in den Stoff gefressen.“
„Du musst in den Krankenflügel. Du hast ganz rote Flecken auf der Stirn.“
„Und meine Kopfhaut juckt. Ich gehe duschen.“
„Nein, du kommst mit mir in den Krankenflügel“, entschied Hermine bestimmt. „Madam Pomfrey hat sicher etwas gegen Verätzungen.“

Während die zwei durch die Korridore Richtung Krankenflügel eilten, reparierte Hermine mit einem Zauberspruch den Ärmel von Melodys Robe.
„Hat er dich in diesem Zustand gehen lassen?“, fragte sie verwirrt.
„Nein, ich bin einfach gegangen. Ich habe seine Bücher in Brand gesetzt und bin davongerannt.“
„Ach du liebes Bisschen“, rief Hermine aus. „Du hast seine Bücher angezündet? Er tobt bestimmt.“
„Ich möchte ihm heute auf jeden Fall nicht mehr begegnen.“ Melodys Stimme zitterte leicht. Hermine zog ihren Zauberstab hervor – für alle Fälle – und linste vorsichtig um die nächste Ecke, bevor sie hervortrat.
Sie bogen gerade in den Korridor zum Krankenflügel ein, als sich dessen Türe öffnete. Melody zog Hermine zurück und öffnete die nächstbeste Tür: eine Besenkammer. Die beiden drängten sich hinein, zogen die Tür zu und schauten durch einen Spalt in der Holztür. Gerade noch rechtzeitig, bevor Snape mit wehender Robe vorbeieilte. Melody hielt die Luft an.
„Er schäumt vor Wut“, flüsterte sie tonlos, als sie sicher waren, dass er verschwunden war. Sie stieß vorsichtig die Tür wieder auf, vergewisserte sich, dass ihr Vater nirgends mehr zu sehen war, und zerrte Hermine hinter sich her. Die beiden rannten zum Krankenflügel, rissen die Tür auf und flüchteten hinein.
„Nanu, Miss Rohan, Miss Granger?“, fragte Madam Pomfrey und eilte auf sie zu. „Wie sehen Sie denn aus? Sind Sie einem Troll begegnet?“
Melody nickte. „Um ein Haar.“
„Ihr Vater war soeben hier. Er sucht sie. Er war ziemlich besorgt. Was haben Sie denn angestellt?“
„Ich habe seine Bücher angezündet“, antwortete Melody tapfer. „Aber es geschieht ihm Recht. Schauen Sie sich meine Stirn an.“
Madam Pomfrey schüttelte den Kopf. „Hat Ihr Vater Ihnen eine ätzende Flüssigkeit über den Kopf geträufelt? Das kann ich nicht glauben.“
„Er hat mir eine lebensechte Lektion im Duellieren erteilt. Die Flüssigkeit ist mir über den Kopf getropft, als ich gegen ein Regal prallte.“
Madam Pomfrey holte eine Salbe gegen Hautverätzungen, die den Juckreiz sofort verschwinden ließ. „Hast du sonst noch irgendwelche Verletzungen?“, erkundigte sie sich.
„Mein Arm“, antwortete Melody und schob den Ärmel zurück. Aus der Fluchwunde sickerte immer noch etwas Blut, die Ränder hatten sich grünlich verfärbt. Madam Pomfrey schüttelte missbilligend den Kopf und fuhr mehrfach mit ihrem Zauberstab darüber, bis sich die Wunde ganz geschlossen hatte. Dann trug sie eine Salbe auf.
„Ist das alles?“
„Ja, mir genügte es“, antwortete Melody kühl.
„Das würde ich auch sagen“, meinte Madam Pomfrey. „Vielleicht suchen Sie sich einen etwas feinfühligeren Duellierpartner, Miss Rohan?“
„Das werde ich, Madam Pomfrey. Vielen Dank.“

Hermine und sie verließen den Krankenflügel und schlichen wieder zurück zum Gryffindorturm. Beide waren erleichtert, als sie das Portrait der Fetten Dame erreicht hatten.
„Danke, Hermine“, sagte Melody leise. „Ohne dich hätte ich mich nicht getraut.“
Hermine lächelte. „Gern geschehen.“
Melody achtete nicht auf die verwunderten Blicke der anderen Schüler. Sie ging die Treppe hinauf ins Bad und stellte sich unter die Dusche und wusch sich die Salbe gegen Verätzungen wieder aus den Haaren. Während sie unter dem warmen Wasserstrahl stand, ebbte ihre Wut langsam wieder ab. Ihr schmerzte alles von der körperlichen Anstrengung, aber sie hatte keine schweren Verletzungen davongetragen. Und aus einer gewissen Distanz betrachtet kam ihr ihre Angst lächerlich vor. Natürlich hätte ihr Vater ihr nicht wirklich Schaden zugefügt.
Hermine konnte Melody nicht überreden, zum Abendessen zu kommen. Sie hatte sich umgezogen und saß, die Compañeromütze tief in der Stirn, die Ärmel bis über die Finger gezogen, mit angezogenen Beinen in einem weichen Sessel in einer Ecke und hatte die Stöpsel ihres Discmans in den Ohren. Hermine versprach, ihr etwas Brot und Früchte zu bringen und ließ sie in Ruhe.

Severus sah sich missmutig in der Großen Halle um. Melody war nicht da. Er hatte, gleich nachdem er die Bücher gelöscht hatte, nach ihr gesucht, zuerst draußen, dann im Krankenflügel, aber er hatte sie nicht gefunden. Sie hatte sich bestimmt in die Löwenhöhle der Gryffindor zurückgezogen, wohin er ihr nicht folgen konnte.
Severus blickte zum Gryffindortisch hinüber. Granger warf ihm einen giftigen Blick zu; sie wusste also Bescheid. Er überlegte kurz, ob er sie ansprechen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Zu allem Überdruss hatte er für heute Abend auch noch Potter zu einer weiteren fruchtlosen und zeitverschwenderischen Okklumentikstunde bestellt.
Er ging in schlechter Stimmung zurück in den Kerker. In seinem Büro roch es immer noch nach verbranntem Papier und angesengtem Leder. Einige der Bücher wiesen Brandspuren auf. Die beiden Bücher, die Melodys Fluch direkt getroffen hatte, waren nicht mehr zu retten. Eines davon war die Kräuterfibel seiner Mutter, was ihn besonders ärgerte.
Severus biss auf die Zähne. Sie hatte maßlos überreagiert. Sie hatte keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ihr Feuerfluch eines der heiklen Glasgefäße getroffen hätte. Im schlimmsten Fall hätte die Explosion das Mauerwerk zerrissen und ihnen wäre die Decke auf den Kopf gefallen. Wenigstens musste er ihr zugute halten, dass sie nicht kopflos mit Flüchen um sich geworfen hatte; sie hatte einen Plan gehabt und hatte absichtlich auf die Bücher gezielt, um ihn abzulenken und davonzulaufen, was ihr gelungen war.
Severus setzte sich an seinen Schreibtisch und fuhr mit der Hand über die Überreste seiner Kräuterfibel. Er hatte Melody provozieren wollen, um sie aus der Reserve zu locken, auszuloten, was sie konnte und wo ihre Grenzen lagen, und er hatte ihr zeigen wollen, was Duellieren in Wirklichkeit bedeutete: eine gnadenlose Auseinandersetzung, bei der nur der Stärkere und Schnellere gewinnen konnte ... Severus seufzte. Er war zu weit gegangen. Er hatte Melody erschreckt. Und er hatte versagt: er hätte sie niemals in einem solchen Zustand entkommen lassen dürfen.

Als Harry Snapes Büro betrat, schob dieser ein schwarz verkohltes und zerfetztes Buch zur Seite und erhob sich. Das Büro roch wie nach einem Brand. Snape begrüßte Harry mit einem Kopfnicken und zog seinen Zauberstab. Er wirkte angespannt.
„Können wir anfangen?“
Harry fasste seinen Zauberstab fester und nickte grimmig. Es war schrecklich. Harry sah wieder Rockwood vor sich knien, und natürlich fiel Snape diese Erinnerung zwischen allen anderen, die durch Harrys Kopf schossen, auf. Harry musste sich eine herablassende, bösartige Belehrung von Snape gefallen lassen. Snape schien in übelster Laune zu sein, und irgendwie hatte Harry das Gefühl, das er nicht alleine der Grund dafür sein konnte.
„Noch einmal, Potter!“, knurrte Snape. „Eins – zwei – drei – Legilimens!“
Harry sah wieder die Dementoren, die über den See auf ihn zuschwebten. Er sah die schwarzen Löcher anstelle der Augen, aber er sah auch immer noch Snape vor sich stehen. Er hob den Zauberstab und rief Protego. Snape taumelte, sein Zauberstab flog ihm aus der Hand, und plötzlich war Harrys Kopf voll von einer Flut von Erinnerungen, die nicht seine waren.

Ein hagerer, bleicher Teenager, zweifellos Snape, mit einem jungen Mädchen auf dem Turm – ein Mann, der Snape die Hand drückt und sagt: „Versprich mir, dass du auf sie aufpasst“ – Melody, wie sie in einem Wohnzimmer tanzt und singt – wieder Melody, wie sie sich schluchzend zusammenrollt, und Snape, der sie an sich zieht – Melody, wie sie Snape wütend anschreit: „Lass mich. Lass mich ... Ich will nicht!“ – Melody, totenblass im Krankenflügel, und Snape der sich neben sie setzt, sie in die Arme nimmt und mit seinem Zauberstab ein goldenes Band ...

„ES REICHT!“
Harry hatte das Gefühl, ihn hätte jemand mit voller Wucht vor die Brust gestoßen. Er stolperte rückwärts und prallte gegen ein Regal. Er hörte etwas splittern, eine schleimige Flüssigkeit tropfte auf ihn herunter. Snape bebte leicht und war kreideweiß. Harry sagte kein Wort. Er hatte das Gefühl, dass das gefährlich wäre. Er war sicher, dass er in Snapes Erinnerungen eingebrochen war ... Aber was machte Melody dort?

Wie Stunden vorher Melody fiel auch Harry gegen das Regal hinter ihm und ein weiteres Gefäß ging in Brüche. „Reparo!“, murmelte Severus, worauf sich der Behälter von selber wieder in seinen Urzustand zurückverwandelte. Er würde die Glasbehälter alle entfernen oder seine Okklumentik- und Duellierstunden in Zukunft in das leere Klassenzimmer gegenüber verlegen müssen, dachte Severus ärgerlich.
Potter war in seine Erinnerungen eingebrochen. Das hätte nicht passieren dürfen. Nicht ihm! Er war ein Profi. Aber er hatte es nicht kommen sehen. Potter hatte sich bisher nicht annähernd so gut geschlagen. Und er selber war nicht auf der Hut gewesen, nur halb bei der Sache, in Gedanken in den Korridoren von Hogwarts auf der Suche nach seiner wütenden kleinen Hexe ...
Potter hatte sich aufgerappelt und sah ihn, Zauberstab in der Hand, entgeistert an. Schließlich siegte seine Neugier und er fragte: „Sir? Was macht ... Wieso ist ...?“
„Können Sie nicht in ganzen Sätzen sprechen?“, fragte Severus ungeduldig zurück. „Sie wollen wissen, was Miss Rohan in meinen Erinnerungen zu suchen hat?“
Potter schluckte und nickte.
„Es geht Sie nichts an, Potter.“
„Aber ...“
Severus blickte sich suchend nach seinem Zauberstab um und entdeckte ihn in einer Ecke des Raumes. Er ging langsam hinüber und hob ihn auf. Potter! Ausgerechnet Potter musste in seine Gedanken einbrechen! Er hätte sich selber ohrfeigen können! Und jetzt? Severus wog nachdenklich den Zauberstab in der Hand. Er erwog, Potters Erinnerungen mit einem Obliviate zu löschen, verwarf den Gedanken aber wieder. Wenn Dumbledore herausfinden würde, dass er sich am Gedächtnis seines Lieblingsschülers zu schaffen gemacht hatte ...
Langsam drehte er sich wieder zu Potter um und fixierte ihn mit seinem stechenden Blick. Am liebsten hätte er ihn mit einem Schweigezauber versehen aus dem Büro geworfen, aber dieser Zauber hielt nicht ewig. Früher oder später würde Potter wieder zu sprechen anfangen, und Severus traute ihm durchaus zu, irgendwelche himmelschreienden Gerüchte über ihn und Melody zu verbreiten. Sosehr es ihm widerstrebte, er musste ihm eine Antwort geben ...
„Melody ist meine Tochter“, sagte er kühl.
Potter brauchte eine Weile, die Bedeutung dieses einfachen Satzes zu verstehen. Dann fiel ihm die Kinnlade herunter.
„Hätten Sie mir das nicht zugetraut, Potter?“
Potter antwortete nicht und Severus genoss einen Moment, ihm die Sprache verschlagen zu haben, dann fuhr er fort: „Wenn irgendjemand etwas von dem, was du soeben gesehen und gehört hast, erfährt, wirst du dir wünschen, mir nie begegnet zu sein. Haben wir uns verstanden?“

Harry rannte die Treppe hinauf in die Eingangshalle, weiter bis in den Gryffindorturm und kam atemlos im Gemeinschaftsraum an. Hermine und Neville saßen bei Melody. Sie hatte die Knie angezogen, die Arme um die Beine geschlungen, den Kopf darauf gelegt und sah ihn erstaunt an, als er in den Raum stolperte. Er blickte schnell weg und eilte die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinauf. Neville rief ihm etwas hinterher, doch er beachtete ihn nicht und zog sich in seinen Schlafsaal zurück und schlug die Tür hinter sich zu.


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