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Fanfiction

Aus der Asche - 26. Kapitel / Mrs Shaw

von fiirvogel

So, da wäre ich wieder. Entschuldigt die lange Wartezeit, aber ich bin in letzter Zeit etwas im Stress. Dafür ist dieses Kapitel schön lange. Also macht euch eine Tasse Adventstee, stellt ein paar Kekse neben euch, lehnt euch gemütlich zurück und geniesst es :D

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Severus packte einen Rucksack und zog seinen Reisemantel an. Er hatte am Abend eine Eule von Sun-Wan Ming erhalten. Der Importeur von schwer erhältlichen, asiatischen Zaubertrankzutaten informierte ihn, dass eine neue Lieferung eingetroffen sei. Auch seine Vorräte an magischen Pilzen und Kräutern gingen allmählich zur Neige. Bezoar hatte er auch keine mehr ... Es war höchste Zeit, Mrs Shaw wieder einmal einen Besuch abzustatten. Er hatte an den letzten Wochenenden schlicht keine Zeit gehabt oder sich dafür keine Zeit genommen ...
Severus wollte Melody mitnehmen. Er hatte lange darüber nachgedacht. Das Risiko, dass sie in der Einöde jemanden treffen würden, der sie kannte, war annehmbar klein. Der Ausflug an die frische Luft würde Melody gut tun, und wer weiß, vielleicht schaffte seine kleine Hexe mit ihrem unwiderstehlichen Charme, was er in zähen Verhandlungen und mit all seinen Überzeugungskünsten in zehn Jahren nicht geschafft hatte: der alten Hexe ihr letztes großes Geheimnis zu entlocken. Immerhin war sie ihre ...

Melody unterbrach ihn in seinen Gedanken: Sie stolperte aus dem Kamin und sah ihn überrascht an. „Verreisen wir?“
Severus nickte und musterte sie von oben bis unten. „Hat dir Professor McGonagall nicht gesagt, dass du warme, wetterfeste Kleider und Schuhe mitnehmen sollst?“
„Ja, ich habe alles eingepackt.“ Sie zeigte auf ihre Tasche.
„Dann zieh dich an. Wir brechen sofort auf.“
Er ging hinüber in sein Büro und holte ein Fläschchen von seinem Schmerztilgungs-Elixier, das er im November an Melody ausprobiert hatte. Er hatte das Rezept in den letzten Wochen verfeinert, und nun war es fertig. Er würde es Mrs Shaw mitbringen. Es war immer gut, ein Geschenk dabei zu haben, wenn man etwas wollte.

„Wir gehen zu Fuß und disapparieren vor Hogwarts“, erklärte ihr Vater knapp, bevor er sie mit einem Nichtbeachtungszauber belegte.
Das Wetter draußen war kühl, aber nicht mehr winterlich kalt. Die ersten Schneeglöcklein schauten aus der Erde. Auch die Krokusse würden bald aufgehen. Melody folgte ihrem Vater, der mit gewohnt schnellem Schritt den Schlossgrund verließ und erst bei der ersten Wegbiegung vor dem Tor auf sie wartete. Sie hielt sich an seinem Arm fest, atmete tief durch und schloss die Augen, als sie das bekannte Schwindelgefühl spürte, das ihr den Boden unter den Füssen wegzog. Inzwischen war sie das An-der-Seite-Apparieren gewöhnt, auch wenn sie es nach wie vor nicht mochte.
Sie apparierten auf einer kleinen Einöde. Links gingen schroffe Felsen in die Höhe und schienen in den Himmel zu wachsen. Auf der anderen Seite stand ein kleines, unscheinbares Häuschen inmitten eines wilden Gartens, bevor es steil hinunter zu einem Fjord ging.

„Wir sind hier. Komm.“
Melody folgte ihrem Vater, der rasch auf das unscheinbare Häuschen zuging. Die Tür öffnete sich, bevor er geklopft hatte. Eine buckelige, alte Frau stand im Türrahmen. „Mr Snape, ich habe Sie bereits erwartet,“ begrüßte sie ihn. „Ihre Eule hat mich vor zwei Stunden erreicht ... Sie bringen eine Begleitung mit?“ Die alte Frau linste neugierig an ihm vorbei.
„Mrs Shaw, darf ich Ihnen Melody vorstellen?“, antwortete ihr Vater und schob sie nach vorne.
Die alte Frau legte den Kopf schräg und blickte Melody an. Die grünen Augen in ihrem runzeligen Gesicht funkelten lebhaft. Sie war bestimmt einmal eine große Frau gewesen, doch sie lief so stark gebückt, dass sie auf Augenhöhe mit Melody war.
„Bei Merlin!“, rief sie aus und ergriff Melodys Hände. „Das ist unmöglich! Das ist doch Liz’ Kind. Wo haben Sie das Mädchen gefunden, Snape?“
Melody blickte verwirrt zu ihrem Vater, aber er beachtete sie nicht; sein Blick war unverwandt auf Mrs Shaw gerichtet.
„Sie ist meine Tochter“, antwortete er ruhig und legte Melody die Hände auf die Schultern.
„Ihre Tochter?“ Mrs Shaw sah von Melody zu ihrem Vater und wieder zu dem Mädchen zurück. Dann nickte sie. „Ja, Ihre Tochter, da besteht kein Zweifel. Aber dann ... Warum haben Sie mir nie etwas gesagt, Snape?“
„Ich wusste es bis vor einem halben Jahr selber nicht.“
„Du meine Güte“, flüsterte die alte Frau. „Du meine Güte! Wenn ich gewusst hätte, dass das Kind lebt, hätte ich die Welt auf den Kopf gestellt, um es zu finden. Liz kam zu mir und bat mich um einen Zaubertrank, um ...“ – sie blickte Melody entschuldigend an – „Liz fand es zu gefährlich und verantwortungslos, in dieser Zeit ein Kind zu bekommen; deshalb wollte sie, dass ich ihr half, es ... nicht zu bekommen. Ich gab ihr einen Trank, bat sie aber, es sich noch einmal zu überlegen. „Es gibt für alles eine Lösung, Lizzie“, habe ich zu ihr gesagt. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.“
Die alte Frau strich Melody liebevoll mit ihrer knochigen Hand über die Wange. „Sie hat sich meine Worte zu Herzen genommen. Dass ich das noch erleben darf! Was für ein Glück! Aber kommt herein, kommt, wir sollten nicht hier an der Kälte stehen.“ Sie zog Melody hinter sich her in einen düsteren Flur.
„Schließen Sie die Tür, Snape“, rief sie über die Schulter zurück und führte Melody in eine kleine Stube mit knarrendem Holzboden und altertümlichen Möbeln.
Melody fand endlich ihre Sprache wieder. „Wer sind Sie?“, fragte sie misstrauisch.
„Das ist deine Urgroßtante“, sagte ihr Vater hinter ihr. Er stand in der Tür. „Die Großtante von Liz.“

Mrs Shaw blickte Severus durchdringend an. „Ich kenne Sie nun schon sehr lange, Snape ...“
„Zwölf Jahre genau, Mrs Shaw.“
„Sie haben die ganze Zeit gewusst, dass ich die Großtante von Liz bin und haben es nicht für nötig gehalten, mir zu erzählen, dass Sie meine Großnichte gekannt und offenbar ein Verhältnis mit ihr hatten, aus der ein Kind hervorgegangen ist? Erklären Sie mir das, Snape.“ Die Alte funkelte ihn vorwurfsvoll an.
Severus erwiderte den Blick gelassen. „Ich habe wie gesagt selber erst vor einem halben Jahr erfahren, dass ich eine Tochter habe. Und dass ich Ihre Großnichte kannte, war meines Erachtens irrelevant für unsere Geschäftsbeziehung.“
„Interessiert hätte es mich dennoch“, grummelte die Alte vor sich hin, während sie Tassen aus einem Wandschrank holte.
„Helfen Sie mir, Snape!“, befahl sie unwirsch und reichte ihm Kuchenteller und Gabeln.
„Haben Sie für uns einen Kuchen gemacht?“, fragte Severus belustigt.
„Als Sie mir schrieben, dass Sie eine weibliche Begleitung mitbringen würden, da dachte ich „Halleluja, endlich hat er sich getraut“ und da habe ich mich natürlich sofort in die Küche gestellt und einen Kuchen gebacken“, gab Mrs Shaw zurück.
Severus runzelte ungläubig die Stirn.
Die Alte kicherte. „Nein, nein. Snape, Sie wissen, dass ich für Sie keinen Kuchen backen würde. Ich habe ihn zufälligerweise gestern Abend von einer Frau aus dem Dorf erhalten, die mit einem meiner Zaubertränke sehr zufrieden war. Setzt euch, setzt euch. Dort drüben steht noch ein dritter Stuhl, Snape.“

Melody musste ein Lachen unterdrücken, als sie hörte, wie Mrs Shaw ihren Vater herumkommandierte. Er ließ es sich gleichmütig gefallen.
Mrs Shaw setzte sich neben Melody und schüttelte wieder den Kopf. „Meine Urgroßnichte ... Was für ein Geschenk!“
„Ich schenke sie Ihnen nicht, Mrs Shaw“, entgegnete ihr Vater mit einem warnenden Unterton. „Ich wollte Melody nur ihre Urgroßtante vorstellen. Danach kommt sie wieder mit mir zurück nach Hogwarts.“
„Nach Hogwarts, soso ...“, grummelte Mrs Shaw, schnitt den Kuchen an und legte jedem ein großzügiges Stück auf den Teller. Dann holte sie Tee aus der Küche. Als sie sich wieder gesetzt hatte, fragte sie: „Brauchen Sie Kräuter, Snape?“
„Ja, meine Vorräte gehen zur Neige: Heilkräuter, Flechten, Steine, magische Pflanzen. Was immer Sie im Angebot haben ...“
„Ich habe alles im Angebot, das wissen Sie doch.“
„Bezoar?“
„Auch.“
„Und Mondsteine?“
„Ich habe extra für Sie ein paar sehr schöne Exemplare auf die Seite gelegt.“
„Dürfte ich sie sehen?“
„Natürlich, ich hole sie.“
Mrs Shaw erhob sich mühsam und verschwand.
Als sie das Wohnzimmer verlassen hatte, rückte Melody ihren Stuhl näher zu ihrem Vater.
„Wer ist sie?“, flüsterte sie. „Sie sieht genau so aus, wie Muggel sich Hexen vorstellen. Fehlt nur noch eine Warze auf der Nase und ein Rabe auf der Schulter.“
„Sie ist eine alte Kräuterhexe“, antwortete Severus ebenso leise. „Sie braut Tränke für und gegen alles. Den Raben hat sie in der Küche. Wenn Muggel kommen, setzt sie ihn auf ihre Schulter. Das macht auf die einen großen Eindruck. Die Leute aus der Ortschaft unten am Fjord fürchten und verehren sie. Sie versorgt sie mit Liebes- und Fruchtbarkeitstränken, mit Salben, Cremen, Tees und Amuletten aus Halbedelsteinen; sie liest ihnen aus der Hand und legt Tarotkarten.
Deine Mutter erzählte mir manchmal von ihrer Großtante Berta. Sie war sehr beeindruckt von ihr. Vor zwölf Jahren besuchte ich sie zum ersten Mal. Seither kaufe ich regelmäßig bei ihr ein. Die Qualität ihrer Zutaten ist einwandfrei und ihre Preise sind fair. Sie kennt sich mit magischen Pflanzen aus wie kaum ein zweiter in der Zauberwelt. Vieles züchtet sie selber in ihrem Garten. Und ihre Mondsteine ... Ich weiß nicht, wo sie sie ausgräbt oder wie sie sie behandelt, aber ich habe nirgendwo sonst Steine von dieser magischen Qualität gefunden.“
„Das freut mich zu hören, Snape“, kicherte Mrs Shaw, die soeben wieder ins Wohnzimmer gekommen war. Sie stellte eine kleine Schatulle auf den Tisch und öffnete sie.
Melody sog überrascht die Luft ein. Da lagen ein halbes Dutzend wallnussgroße Mondsteine. Die farblosen Steine hatten eine feine, rötliche Maserung, die zu pulsieren schien.
Ihr Vater nahm einen der Steine in die Hand und begutachtete ihn. „Ich nehme an, Sie wollen mir immer noch nicht verraten, was Sie mit diesen Steinen anstellen, dass sie diese Maserung erhalten?“
„Nein, Snape. Sie fragen seit zwölf Jahren, und ich werde es Ihnen nicht verraten.“
„Ich habe ein Geschenk für Sie mitgebracht“, knurrte er und holte das Fläschchen aus der Tasche.
„Was ist das?“
„Ein Trank, der gegen Schmerzen unempfindlich macht. Melody hat mir beim Entwickeln geholfen.“
„Hat sie?“ – und an Melody gewandt – „Du hast geholfen?“
Melody fand die Behauptung, sie hätte beim Entwickeln des Tranks geholfen, etwas übertrieben; sie hatte lediglich in einer ersten Testphase das Versuchskaninchen gespielt und ihre Aufgabe hatte darin bestanden, sich mit einer Nadel in die Fingerkuppen zu stechen.
„Sie ist eine äußerst begabte junge Hexe“, fuhr ihr Vater fort. „Wie ihre Mutter. Vielleicht kann sie Ihnen ein bisschen zur Hand gehen, während ich beim Chinesen vorbeischaue. Er hat eine neue Lieferung aus Asien bekommen.“
Er erhob sich, ohne auf eine Antwort zu warten, und verließ das Wohnzimmer. Melody stand hastig auf und folgte ihm. „Papa, wohin gehst du?“
„Runter in die Ortschaft.“
„Kann ich nicht mitkommen?“
„Nein, das ist kein Ort für junge Hexen. Du bist hier in besten Händen, glaub mir.“
Melody sah ihn zweifelnd an.
Er fasste sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. „Würde ich dich irgendwo lassen, wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass du bestens aufgehoben bist?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Also. Sei so nett und hilf deiner Urgroßtante ein bisschen. Sie ist nicht mehr die Jüngste und kann eine Helferin wie dich sicher gut gebrauchen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Vielleicht kriegst du ja das Mondsteinrätsel gelöst ...“
Mit diesen Worten öffnete er die Haustüre und verschwand.

„Komm, Melody“, sagte Mrs Shaw hinter ihr. „Du kannst mir gerne helfen. Dann haben wir auch Zeit, miteinander zu plaudern. Man trifft nicht jeden Tag seine Urgroßnichte, weißt du?“
Melody nickte langsam.
Die Alte nahm sie bei der Hand und führte sie den Flur hinunter und durch eine zweite Tür in den Garten hinaus. Hier stand ein kleines Gewächshaus. Als sie es betraten, staunte Melody. Das unscheinbare Gewächshaus war innen erstaunlich geräumig.
„Ja, ja, die Annehmlichkeiten der Zauberei“, kicherte Mrs Shaw, als sie Melodys verblüfften Gesichtsausdruck sah. Dann runzelte sie die Stirn. „Du bist nicht in der Zauberwelt aufgewachsen, dass du in deinem Alter noch über solche Dinge staunen kannst.“
„Nein, Mrs Shaw“, antwortete Melody. „Meine Pflegeeltern waren keine Zauberer.“
„Nenn mich Berta, mein Kind. Du wirst doch deine Urgroßtante nicht siezen?!“
Melody lächelte und blickte sich um. Ihr Blick fiel auf ein Beet mit kleinen schrumpeligen Blättern. „Sie züchten Snargaluffs“, rief sie überrascht. „Die sind ziemlich schwierig zum Züchten, oder?“
„Man muss nur wissen, wie man mit den Pflanzen umzugehen hat, dann wachsen sie von selber“, antwortete Berta bescheiden. „Komm, dort hinten habe ich junge Alraunen, die umgetopft werden müssen. Hast du das schon einmal gemacht?“
„Ja, in den Gewächshäusern von Hogwarts“, antwortete Melody und setzte sich den Ohrenschutz auf, den ihr Berta reichte. Das Schreien der Baby-Alraunen war zwar noch nicht tödlich, aber es konnte zu schweren, bleibenden Hörschäden führen.
Das Umtopfen dauerte den halben Vormittag. Anschließend zeigte Berta Melody, wie man Knallbohnen erntete, ohne dass sie einem in den Fingern explodierten. Sie beobachtete Melody eine Weile und ließ sie dann mit dem Ablesen der Knallbohnen alleine, um ein kleines Mittagessen vorzubereiten. Bald darauf aßen sie Suppe und Brot an einem kleinen Tischchen mit drei geschwungenen, schnörkeligen Beinen im Gewächshaus.
„Es ist hier immer schön warm und hell“, erklärte Berta. „Im Sommer ziehe ich natürlich den Garten vor. Ich zeige ihn dir nachher. Thymian und Minzen wachsen bereits wie Unkräuter aus dem Boden. Die müssen wir zurückschneiden. Außerdem haben sich im hinteren Teil Gnome eingenistet, die ich vertreiben muss.“

Als Severus am Nachmittag mit einem innen magisch erweiterten Seemannssack voller Zaubertrankzutaten aus Asien zu Berta Shaw zurückkam, fand er die beiden Hexen zusammen in Shaws kleinem Labor über einen brodelnden Kessel geneigt. Dampfschwaden hingen in der Luft.
Severus trat lautlos näher, so dass Melody erschrocken zusammenfuhr, als er sich räusperte. Mrs Shaw hingegen hatte ihn hereinkommen sehen und zwinkerte ihm zu.
„Papa“, platzte Melody heraus. „Wir haben ein Liebesrausch-Elixier gebraut.“ Sie deutete auf ein Dutzend Phiolen mit einer intensiv irisierenden, scharlachroten Flüssigkeit darin, die auf einem Tisch beim Fenster lagen.
Severus zog unwillig eine Augenbraue hoch. „Sie bringen Ihrer Urgroßnichte bei, Liebestränke zu brauen?“
„Was dagegen?“, fragte die Alte mit herausforderndem Tonfall.
„Solange Sie ihr keine Phiole davon schenken ...“, brummte Severus.
Melody schaute rasch weg.
Severus kniff die Augen zusammen. „Sie haben Melody Liebesrausch-Elixier angedreht?“, fragte er drohend. „Melody, gib Mrs Shaw unverzüglich die Phiole zurück.“
„Aber ich will sie behalten. Ich habe sie selber gemacht“, protestierte Melody.
Severus schüttelte vehement den Kopf. „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, antwortete er und streckte die Hand aus. Widerwillig und mit trotzig funkelnden Augen zog seine kleine Hexe eine Phiole aus der Tasche und legte sie ihm in die Hand.
Severus verstaute sie in seinem Umhang, dann trat er näher und warf einen misstrauischen Blick in den brodelnden Kessel. „Und was wird das?“
Seine Stirnfalte vertiefte sich, als er schnuppernd seine Nase über den Kessel hielt. Dann warf er einen Blick auf den Tisch, auf dem weitere Zutaten bereitlagen und fragte mit unheilvoller Stimme: „Mrs Shaw?“
Die Alte blickte ihn mit unschuldigen, grünen Augen an und fragte zurück: „Snape?“
„Sie brauen einen Verhütungstrank mit meiner Tochter? Sie ist noch ein Kind!“
„Bin ich nicht“, begehrte Melody auf.
„Du bist dreizehn.“
„Ich bin bald vierzehn.“
„Da sehen Sie es“, mischte sich Mrs Shaw ein. „Alt genug, um einen Verhütungstrank zu brauen. Der Trank ist bei meinen Kundinnen sehr begehrt. Ich muss regelmäßig Nachschub brauen ... Wir sind gleich fertig, Snape. Vielleicht möchten Sie sich inzwischen in meinem Gewächshaus umsehen? Ich habe einige neue Dinge angepflanzt, die Sie interessieren könnten.“
Severus verließ missmutig das Labor und stapfte in den Garten hinaus.

Melody war froh, als Berta ihr nach dem Abendessen das kleine Gästezimmer zeigte, in dem sie schlafen konnte. Sie war nudelfertig, nachdem sie Berta den ganzen Tag im Garten, Gewächshaus und Labor geholfen hatte. Berta hatte ihre Kenntnisse im Umgang mit Pflanzen und im Brauen von Zaubertränken auf Herz und Nieren geprüft. Die alte Frau hatte erstaunliche Energiereserven. Melody gähnte und kroch unter die Decke. Es dauerte nicht lange, dann war sie eingeschlafen: sie träumte von weinenden Alraunen, explodierenden Bohnen, Liebestränken und Mondsteinen ...

„Ich werde morgen mit Melody in die Berge hinauf gehen“, erklärte Severus, als Mrs Shaw wieder ins Wohnzimmer kam. „Ich möchte ihr zeigen, wo man die verschiedenen magischen Pflanzen und Heilkräuter findet. Das gehört zum Allgemeinwissen.“
Er hatte das Geschirr zusammengestellt und betrachtete die vergilbten Fotos, die über einem kleinen Sekretär schief an der Wand hingen. Auf einem war die kleine Liz auf einem Kinderbesen zu sehen. Auf einem anderen Foto Liz mit ihren Eltern und ihrem Bruder Jonathan.
„Da haben Sie Recht, Snape. Aber dann würde ich empfehlen, dass ihr in zwei oder drei Monaten wiederkommt, im März ist noch nicht allzu viel am Blühen.“
„Wenn wir dürfen, kommen wir gerne in ein paar Wochen noch einmal vorbei.“
Berta musterte ihn. „Natürlich dürft ihr. Snape, finden Sie nicht, wir sollten zum Du übergehen, jetzt da sich herausgestellt hat, dass Sie der Vater meiner Urgroßnichte sind?“
Severus nickte und verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Gerne. Berta.“
Berta stellte sich neben Severus und rückte die Bilder an der Wand gerade.
„Deine Tochter liebt dich, Severus“, bemerkte sie.
Severus sah sie überrascht an. „Hat sie das gesagt?“
„Das spürt man. Außerdem habe ich ein kleines bisschen ... in ihren Augen gelesen.“
Severus runzelte unwillig die Stirn. „Sie wenden bei Ihren eigenen Verwandten Legilimentik an? Sie schrecken ... du schreckst wirklich vor nichts zurück! Du hättest sie einfach fragen können.“
„Ich habe sie gefragt, aber Emotionen und Gedanken sind differenzierter als Worte.“
„Hat sie keine Okklumentik angewendet?“
„Ach, du unterrichtest sie?“, rief Berta und kicherte. „Ich war erstaunt, wie schnell sie gemerkt hat, dass ich in ihren Gedanken war. Die meisten Menschen spüren es nicht einmal.“
„Wie ich sehe, muss ich sie noch härter trainieren, damit sie sich nicht von ihrer Urgroßtante überrumpeln lässt.“
„Nun hab dich nicht so, Severus.“ Berta trug das Geschirr in die Küche und brachte Tee und den Rest des Kuchens. „Erzähl mir vom animae iunctae. Ich habe viel darüber gelesen, aber ich habe noch niemanden getroffen, der ihn heraufbeschworen hat.“
„Bist du in Melodys Erinnerungen darauf gestoßen oder hat sie dir davon erzählt?“
„In den Erinnerungen“, gab Berta zu und setzte sich an den Tisch.
Severus rührte eine Weile schweigend in seinem Tee, dann erzählte er Berta vom Schlangenbiss und von Melodys Sturz, von dem Gegengift, das gegen die starke dunkle Magie nicht wirkte und der Ratlosigkeit aller Anwesenden. „Mir kam nichts anderes mehr in den Sinn als der animae iunctae.“
Berta nickte gedankenverloren und musterte ihn von der Seite. Er hatte nichts über seine persönlichen Gefühle erzählt und auch nichts über das, was er in der Welt zwischen dem Leben und dem Tod erlebt hatte, aber sie spürte, wie nahe ihm der Vorfall gegangen war und dass er ihn verändert hatte.
„Wenn man mit jemandem seine Seele teilt, dann hinterlässt jeder im anderen bleibende Spuren“, mutmaßte sie. „Ist es nicht so?“
„Wahrscheinlich“, kam seine knappe Antwort.
Berta schwieg und trank ihren Tee aus. Dann sagte sie: „Ich möchte dir danken, Severus. Es ist nicht leicht, einen über 100-jährigen Menschen noch zu überraschen. Es ist dir gelungen. Dass ich meine Urgroßnichte kennen lernen durfte, ist das größte Geschenk, das du einer alten, einsamen Frau machen konntest.“

Melody schlief noch tief und fest, als Berta sie am nächsten Morgen energisch weckte. „Aufstehen, mein Kind, wir gehen in die Berge. Das Frühstück ist schon bereit.“
Als Melody kurz darauf angezogen in die Küche kam, saß ihr Vater in den Tagespropheten vertieft am Tisch. Auch er sah noch ein bisschen verschlafen aus.
„Nun, Berta“, fragte er gerade. „Verrätst du mir, weshalb du uns so früh aus den Federn geholt hast? Du hast gestern Abend selber gesagt, dass im März noch nicht viele Kräuter wachsen, für die sich ein Ausflug in die Berge lohnen würde.“
Berta antwortete nicht. Sie summte vor sich hin, während sie geschäftig hin und her eilte und den Tisch deckte. Erst als alle drei Platz genommen hatten und Melody ihr Porridge löffelte, antwortete Berta: „Ich habe lange nachgedacht, bevor ich einschlafen konnte, Severus. Ich möchte Melody die Phönixe zeigen.“
Melody hielt inne, den Löffel voll Porridge auf halbem Weg zum Mund. Ihr Vater stellte scheppernd seine Tasse auf den Tisch. Melody sah ihn verstohlen von der Seite an. Er hatte einen Gesichtsausdruck, den sie noch nie bei ihm beobachtet hatte: es hatte etwas von einem Schulbuben, der eine riesige Schultüte voll Süßigkeiten in die Hand gedrückt bekommt. Für einen Moment schien ihm die Sprache wegzubleiben, dann fasste er sich wieder und fragte lauernd: „Du willst Melody die Phönixe zeigen?“
„Ich bin über hundert Jahre alt, Severus. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch auf dieser Welt bleibt. Soll dieses Geheimnis mit mir sterben?“
„Nein, ich versuche es dir seit zwölf Jahren zu entlocken“, meinte Severus, der seine Fassung wieder gefunden hatte, in seinem gewohnt sarkastischen Tonfall.
„Ich wollte dich gerade fragen, ob du mitkommen möchtest“, gab Berta schlagfertig zurück und kicherte.
Melody schaute ihren Vater an. Er gab keine Antwort, aber seine Augen hatten einen eigenartigen Glanz angenommen. Melody verkniff sich ein Lachen, als Berta ihr zuzwinkerte.

Kurz darauf apparierte Berta mit Severus und Melody im Schlepptau tief in die Berge hinein.
„Passt auf, wo ihr hintretet“, warnte sie und hielt Melody am Arm fest, als diese schwankend auf dem schmalen Felsband Halt suchte.
„Ich werde mich wohl nie ans Apparieren gewöhnen“, antwortete Melody.
„Es ist angenehmer, wenn man alleine appariert“, beruhigte sie ihr Vater. „Das lernt ihr in der sechsten Klasse.“
Berta ging den schmalen Pfad am Abhang entlang höher in die Felsen hinauf. Melody sah ihr beunruhigt nach und Severus beeilte sich, zu der alten Frau aufzuschließen. Doch sie wedelte abwehrend mit der Hand, als er Anstalten machte, sie am Arm festzuhalten. „Ich komme regelmäßig hierher und bin noch nie gestürzt. Kommt jetzt.“

Nach ein paar Minuten wurde der Pfad breiter und mündete in ein kleines Plateau, von wo aus schroffe Felskamine in den Himmel ragten. Berta reichte Severus und Melody je eine Hand. „Ich lade euch ein zu den letzten, freilebenden Phönixen in Großbritannien“, sagte sie feierlich.
Melody machte einen Ausruf der Überraschung, als sich zwei der Felskamine seitlich auseinander zu bewegen begannen. Dazwischen tauchte aus dem Nichts eine Steilwand auf mit verschiedenen Höhlen und Felsvorsprüngen. Darauf konnte sie in weiter Höhe zwei große Nester erkennen. In einem sah sie deutlich einen roten, großen Vogel sitzen. Zwei weitere Phönixe saßen auf Felsvorsprüngen nicht weit von ihnen entfernt. Melody schaute sie mit offenem Mund an.
„Die Alten brüten“, erklärte Berta. „In zwei oder drei Wochen sollten die Jungen auf die Welt kommen. Als sie vor sieben Jahren das letzte Mal gebrütet haben, sind alle Jungen bis auf eines dem Adler zum Opfer gefallen. Ich hoffe, dass es diesmal klappt, sonst muss ich wieder sieben Jahre warten, und wer weiß, ob ich das noch erlebe. Phönixe brüten nur selten.“ Sie legte den Kopf schief und schaute Severus schelmisch an.
„Na, hat es sich gelohnt, mich zwölf Jahre zu umgarnen?“
Severus schmunzelte, den Blick unverwandt in den Himmel gerichtet, wo ein weiterer Phönix sich von einem warmen Luftstrom höher und höher tragen ließ. Dann nickte er.
„Ein Fidelius“, bemerkte er. „So einfach ... Brillant, Berta.“ Melody hatte noch nie ein solches Kompliment aus seinem Mund gehört.
„Ich habe das Nest entdeckt, als ich gerade in Hogwarts abgeschlossen und mich hier niedergelassen hatte“, erzählte Berta. „Ich wusste, dass Phönixe höchst selten und stark gefährdet waren, deshalb entschloss ich mich, diese kleine Kolonie in der Felswand mit dem Fidelius zu schützen. So kann niemand, der zufällig hierher kommt, die Phönixe und ihre Nester sehen. Außerhalb dieses Bereichs sind sie natürlich dennoch nicht geschützt, ich kann schlecht die ganzen Highlands mit dem Fidelius belegen.“
„Was ist ein Fidelius?“, unterbrach Melody.
„Ein starker Schutzzauber“, erklärte Severus. „Meist werden mit dem Fidelius Häuser geschützt. Das Haus, oder in diesem Fall die Felswand, wird in der Erinnerung einer einzelnen Person versteckt, sodass es niemand findet, selbst dann nicht, wenn er davor steht. Grimmauldplatz ist so geschützt. Nur diejenigen, die vom Geheimniswahrer eingeladen werden, können das versteckte Haus fortan sehen und betreten.“
Melody bückte sich nach einer roten Feder, die vor ihnen am Boden lag und nahm sie bewundernd in die Hand.
„Phönixfedern sind eine kostbare und seltene Zutat für Zaubertränke aller Art, vor allem für Heiltränke“, erklärte Berta. „Severus, ausnahmsweise verkaufe ich sie dir nicht. Du kannst dich bedienen.“

Melody wäre gerne die Felsen hochgeklettert, um näher an die Phönixe heranzukommen, aber ihr Vater verbot es ihr energisch.
„Lass sie, Severus“, mischte sich Berta ein. „Als ich jünger war, bin ich oft hinaufgeklettert. Die Felsen sind sicher.“
„Nein, sie darf nicht ... Melody, es ist zu gefährlich. Du weißt, dass du nicht klettern darfst.“
„Ich hatte in der ganzen letzten Woche keine Absencen.“
„Das reicht nicht. Du musst ein Jahr anfallsfrei sein, bevor ich dich auch nur in die Nähe eines Besens oder einer Leiter lasse. Von Felswänden wollen wir schon gar nicht reden“, sagte ihr Vater in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er darüber nicht weiter verhandeln würde.
Melody biss auf die Lippen.
„Was für Anfälle?“, wollte Berta wissen, und Severus erzählte von den Beschwerden, die Melody seit dem Unfall hatte.
„Was gibst du ihr dagegen?“
„Ich habe einen Trank gebraut, der gegen Krämpfe hilft. Er scheint zu wirken.“

Berta, Severus und Melody verbrachten den ganzen Morgen auf dem Felsplateau und beobachteten die faszinierenden Vögel. Es war kühl, aber langsam wanderte das Sonnenlicht die Felswand hinunter und die Schatten auf dem Plateau wurden kleiner. Berta holte Sandwichs aus einer der zahllosen Taschen, die sie in ihrem Umhang zu haben schien, und eine Flasche mit einem honigsüßen Trank, der sie beim Trinken von innen her wärmte.
Es war ein wunderschöner und friedlicher Ort, und Melody wünschte sich, der Tag würde nie mehr enden.


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