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Aus der Asche - 18. Kapitel / Schlechte Nachricht

von fiirvogel

Melody schrieb Remus noch am selben Abend. Es wurde ein langer Entschuldigungs¬brief. Sie schrieb, dass es ihr sehr Leid tat, dass sie einfach davongelaufen war, dass es aber nicht konkret geplant gewesen war, sondern dass sich ihr einfach die Gelegenheit geboten hatte und sie nicht über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Sie erzählte von den Shanleys und versuchte zu erklären, was für eine Beziehung sie über all die Jahre zueinander aufgebaut hatten. Sie berichtete vom Grab ihrer Mutter und Großeltern, das sie zusammen mit Hanna und Tom jedes Jahr besucht hatte. Und sie erzählte, dass Snape eingewilligt hatte, eine Nacht zu bleiben und während der Zeit bei den Shanleys „mehrheitlich ungewöhnlich freundlich“ war. „Er hat mich am Sonntag auf den Friedhof begleitet, was sehr nett von ihm war. Ich war froh, dass ich nicht alleine gehen musste.“
Nachdem Melody den Brief in die Eulerei gebracht und eine der Schuleulen damit losgeschickt hatte, verkroch sie sich im einsamen Gemeinschaftsraum der Gryffindor. Sie versuchte, Matthews CD auf ihrem Discman anzuhören, was in der magiegeschwängerten Luft von Hogwarts erwartungsgemäß nicht funktionierte. Melody spielte mit dem Gedanken, McGonagall um Hilfe zu bitten, aber ihr schlechtes Gewissen hielt sie davon ab. Stattdessen holte sie ihre Gitarre hervor und spielte vor dem Kamin im verlassenen Gryffindor-Gemeinschaftsraum, bis es Zeit für das Abendessen war.
Dann schlich sie in die Große Halle, wo McGonagall und Dumbledore bereits am Tisch saßen und auf die anderen warteten.
Dumbledore lächelte ihr aufmunternd zu, als sie an den Tisch trat. „Guten Abend, Melody, hast du deinen Ausflug“ – er zwinkerte ihr verschwörerisch zu – „genossen?“ Melody errötete und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, deshalb schwieg sie.
„Na, na, kein Grund, so betrübt auszusehen. Es ist ja nichts passiert“, beruhigte sie Dumbledore. „Ich denke, wir alle verstehen deine Gründe. Professor Snape hat mich darüber in Kenntnis gesetzt. Und so weit ich es beurteilen kann, tat ihm der Musikabend gut. Er hatte schon lange keine Gelegenheit mehr, einen Abend in lustiger Gesellschaft zu verbringen, da er hier an der Schule und auch sonst sehr eingespannt ist.“
Melody sah den Schulleiter zweifelnd an und war froh, als endlich die anderen in Hogwarts gebliebenen Schüler und Lehrer zum Essen kamen und das Gespräch sich wieder um andere Dinge drehte. Snapes Platz blieb leer.

Auch an den folgenden Tagen tauchte er selten auf, und wenn, dann war er kühl und distanziert und würdigte Melody kaum eines Blickes. Melody plagte ihr schlechtes Gewissen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Snape grässlich sauer auf sie war. Jetzt im Nachhinein kam ihr ihr Verhalten Snape gegenüber auch sehr anmaßend vor. Sie hatte einem Lehrer ins Gesicht gesagt: „Wagen Sie es nicht, mich hier wegzuholen. Sie haben nicht das Recht dazu.“ Der Gedanke daran, was Snape ihr geantwortet hätte, wenn sie ihm so etwas im Unterricht an den Kopf geworfen hätte, ließ sie erschaudern. Er hatte wohl nur deshalb eingewilligt zu bleiben, weil er kein Aufsehen erregen wollte. Oder war es Respekt gegenüber ihrem Wunsch gewesen, ans Grab ihrer Mutter zu gehen? Dass er sie ohne seine üblichen herablassenden und sarkastischen Bemerkungen, ohne Drängen und Gehässigkeiten dorthin begleitet hatte, rechnete sie ihm hoch an. Es zeigte doch, dass hinter dieser harten Schale irgendwo ein lebendiger Kern steckte. Sie wollte nicht so weit gehen, den Kern weich zu nennen, das Sprichwort schien ihr hier doch etwas weit zu greifen, aber doch ein Kern, den nicht alles eiskalt ließ.

Melody wartete jeden Morgen gespannt und besorgt auf eine Eule von Remus, aber er schrieb erst nach ein paar Tagen zurück. Sein Brief war relativ kurz. Er versicherte ihr, dass er ihr keine Vorwürfe machte und es ihm Leid tat, dass er nicht gewusst hatte, wie viel ihr die Freundschaft zu den Shanleys bedeutete. „Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden“, schrieb er. Auf Melodys Frage, ob er sie bald besuchen komme, damit sie mit ihm sprechen könne, ging er gar nicht ein. Melody las zwischen den wenigen Zeilen, dass er, trotz gegenteiliger Behauptung, verstimmt war. Das machte sie traurig. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und fühlte sich alleine. Deshalb vergrub sie sich in der Bibliothek oder im Gryffindorturm und lernte, bis sie vor Erschöpfung kaum noch lesen konnte.
McGonagall musste bemerkt haben, dass Melody niedergeschlagen war. Sie bot ihr an, mit ihr in den kommenden Tagen Verwandlungen zu üben. Melody nahm das Angebot noch so gerne an. Ihr war alles recht, was etwas Abwechslung versprach. Die Verwandlungen der zweiten Klasse waren eine Herausforderung, die von Melody ihre ganze Konzentration forderten. Der Privatunterricht bei McGonagall gefiel ihr sehr, und so zu zweit wirkte McGonagall wesentlich weniger streng als im regulären Unterricht.

Melody war froh, als die Ferien zu Ende waren und nach und nach die Schüler zurückkehrten. Sie, die es sonst lieber ruhig hatte, genoss es für einmal, dass rundherum im Gemeinschaftsraum wieder diskutiert, erzählt und gestritten wurde. Sie saß etwas abseits des Rummels in einer Ecke und hatte Hermines Buch aufgeschlagen im Schoß.
„Hallo, Melody“, begrüßte sie plötzlich eine Stimme. Harry, Hermine und die Weasleys waren soeben durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum geklettert.
„Du lebst“, rief Ron erfreut aus. „Fred und George wollten mit uns allen Wetten abschließen, ob wir dich lebend antreffen, aber Mum fand das geschmacklos.“
„Remus hat uns erzählt, dass Snape dich gefunden hat und du für den Rest der Ferien in Hogwarts bleiben musstest“, berichtete Hermine.
„Hat er dich im Kerker eingesperrt?“, fragte Ron neugierig.
„Nein, aber er hätte es getan, wenn es in seinem Kompetenzbereich gelegen hätte. McGonagall war da gottlob anderer Ansicht.“
„Ich kann es einfach nicht glauben“, rief Ron aus. „Dass du ungeschoren davongekommen bist ... Wenn wir ausgerissen wären und Snape uns erwischt hätte, wir hätten wahrscheinlich mit bloßen Händen sämtliche Böden im ganzen Schloss polieren dürfen, egal ob unsere Bestrafung in seinem Kompetenzbereich gelegen hätte oder nicht!“
„Melody durfte nicht mehr nach Grimmauldplatz zurückkommen“, warf Hermine ein. „Das war ihre Strafe.“
Melody verschwieg, dass sie gar keine Lust gehabt hatte, noch einmal nach Grimmauldplatz zurückzukehren.
„Mir kommt das alles komisch vor, dass Snape bei dir ständig beide Augen zudrückt.“, fuhr Ron beharrlich fort. „Vielleicht steht er auf dich!“
„So ein Quatsch!“, rief Melody empört. „Er ist doch viel älter als ich. Er könnte glatt mein Vater sein. Er willigte doch nur ein, in Bawburgh zu bleiben, weil er sich auf meine Kosten köstlich amüsieren konnte.“
Sie schaute zu Hermine hinüber in der Hoffnung, von ihr Unterstützung zu bekommen. Hermine blickte in die schwarzen, wütend funkelnden Augen und zuckte zusammen. Für einen Moment blieb ihr die Sprache weg.
„Sag was, Hermine“, bat Melody.
Da schluckte Hermine und sagte: „Ron, du spinnst. Das war nun wirklich geschmacklos. Du weißt genauso gut wie wir alle, wie Snape zu Gryffindor-Schülern steht. Außerdem hätte er Melody wohl genauso hart bestraft wie uns auch, wenn McGonagall sich nicht dazwischen gestellt hätte.“
Ron schwieg. Melody sah Hermine erleichtert an, und Hermine versuchte zu lächeln. Dann entschuldigte sie sich und ging zu den Mädchen-Schlafsälen hinauf.
Ron sah ihr verwundert nach. „Was hat Hermine? Sie sah aus, als wäre ihr plötzlich übel geworden.“
Melody folgte ihr, um nach ihr zu schauen. Hermine war gerade dabei, ihre Tasche auszuräumen.
„Geht es dir nicht gut?“, fragte Melody. „Du bist so plötzlich verschwunden ...“
„Alles okay“, antwortete Hermine, blickte aber nicht auf. „Ich bin ziemlich müde ... Dann war Snape ... nett in Bawburgh?“
„Ziemlich nett, für seine Verhältnisse jedenfalls. Er hat geholfen, den Frühstückstisch zu decken und hat sich am Schluss bei meinen Freunden für die Gastfreundschaft bedankt.“
Hermine sah überrascht auf. „Snape hat sich bedankt?!“
„Ja. Er hat Marietta sogar einen Blumenstrauß überreicht. Sie fühlte sich glaube ich ziemlich geschmeichelt ... Und er hat mich auf den Friedhof begleitet. Das war wirklich nett von ihm.“

Hermine betrachtete sie nachdenklich. Das wütende Funkeln war aus ihren Augen verschwunden. Es lag wieder die Melancholie darin, die sie schon oft darin beobachtet hatte.
Melody schien noch etwas sagen zu wollen, fand aber offensichtlich die Worte nicht. Sie kaute auf der Unterlippe und streichelte gedankenverloren Krummbein, der vor ihr auf Hermines Bett gesprungen war, seinen Kopf an ihrer Hand rieb und maunzte.
„Hermine, da ist noch was ... Ich hatte in Grimmauldplatz gar keine Gelegenheit, es dir zu erzählen: Ich habe zu Weihnachten ein Geschenk von meinem Vater bekommen ...“
Hermine fiel der Stapel Bücher aus der Hand, den sie soeben in ihrem Schrank verstauen wollte. Sie schnellte herum. „Wirklich?“
„Hier. Mit Gravur!“ Melody streckte ihr den Arm hin. „Es stand allerdings weder Name noch Absender auf dem Paket ...“

Snape ignorierte Melody in der ersten Schulwoche komplett. Er schien sie im Unterricht nicht wahrzunehmen, stellte ihr keine Fragen, kritisierte ihre Arbeit nicht und verbrachte die meiste Zeit damit, durch den Raum zu tigern und andere Gryffindor-Erstklässler zu schikanieren und mit giftigen Bemerkungen bloßzustellen.
Melody wusste nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Es war an dem Abend bei den Shanleys soviel Vertrautheit zwischen ihnen allen gewesen: Das gemeinsame Essen, die Musik ... Das hätte nicht sein dürfen, ging ihr durch den Kopf. Er war ihr Lehrer. Außerdem war es ihr im Nachhinein furchtbar peinlich, dass sie mit Snape im selben Zimmer – pardon, Bett – geschlafen hatte. Jetzt, in der gewohnten Umgebung von Hogwarts, kam es ihr skandalös vor. Sie erzählte es nicht einmal Hermine, aus Angst, ihre Freundin könnte wie Ron auf die Idee kommen, dass Snape auf sie stand. Sie traute sich kaum, Snape anzublicken und war froh, dass er es genauso hielt. Allem Anschein nach wollte auch er die Geschichte am liebsten begraben.

Melody klopfte am ersten Samstagmorgen zaghaft an Snapes Bürotür. Er hatte ihr zwar nicht gesagt, dass die Zusatzlektionen zum Zweitklassstoff weiterfahren würden, doch sie ging davon aus, da sie seit November regelmäßig jeden Samstagmorgen in seinem privaten Labor einen Zaubertrank gebraut hatte.
Diesmal war Snape nicht da oder er öffnete nicht. Melody klopfte noch zweimal, dann ging sie wieder. Die Zusatzstunden bei ihm konnte sie sich wohl abschminken. Er musste wirklich sehr sauer auf sie sein ...
Melody stürmte nach draußen in den nasskalten und menschenleeren Schlossgrund. In ihr brodelte es: Sie musste sich abreagieren! Sie war wütend auf Snape: Wenn er ihr seine Hilfe beim Zaubertrankbrauen verweigerte, dann konnte sie es vergessen, im nächsten Sommer eine Klasse zu überspringen. Sie war wütend auf Remus: Weshalb hatte er ihr ausgerechnet Snape auf die Fersen gehetzt. Wenn Remus selber gekommen wäre, hätte Snape jetzt bestimmt kein Problem mit ihr und sie könnte im Kerker unten einen weiteren interessanten Zaubertrank brauen. Und nicht zuletzt war sie wütend auf sich selber, weil sie Snape gegenüber in Bawburgh so frech und aufmüpfig gewesen war. Sie hatte die ganze Sache vermasselt. Sie war selber Schuld!

Severus stand reglos in seinem Büro, als Melody am Samstagmorgen klopfte. Es war Zeit für ihre Zusatzstunde, aber er rührte sich nicht. Melody klopfte noch zweimal, lauter. Severus hielt den Atem an und wartete, bis er hörte, wie ihre Schritte sich entfernten. Dann seufzte er tief. Er hätte gerne mit ihr einen neuen Zaubertrank gebraut. Er genoss es, sie dabei zu beobachten, wie sie Zutaten zerkleinerte und im Kessel rührte. Er mochte ihre Faszination, die Neugier, mit der sie die Veränderungen im Trank beobachtete. Und doch ... sie war ihm zu nahe getreten, zu vertraulich geworden. Er musste auf Distanz gehen. Es war das Beste für sie beide.
Severus trat ans Fenster und starrte in die nasse Landschaft hinaus. Nur eine einzige Person wagte sich bei diesem Wetter nach draußen. Severus kniff die Augen zusammen: Es war seine Tochter, die über den Schlossgrund ging und wütend gegen einen Stein trat. Bei der Peitschenden Weide angekommen, vertrieb sie sich eine Weile die Zeit damit, die Weide am äußersten Zweig zu zupfen und zurückzuspringen, um zu beobachten, wie die Weide wild um sich schlug. Als sie dieses Spiels überdrüssig wurde, kam sie direkt auf Severus’ Fenster zu. Gottlob waren sie von außen als Mauerwerk getarnt!
Melody setzte sich auf einen großen Stein und zog die Beine an. Sie schlang die Arme darum, legte das Kinn darauf und stierte dumpf vor sich auf den Boden. Sie hatte ihre Kiefer zusammengepresst und eine tiefe Zornesfalte auf der Stirn. Ihre Augen glitzerten wütend. Sie begann an den ausgefransten Enden ihrer Hose herumzuknibbeln und streute Fuseln auf den Boden. Irgendwann fauchte sie wütend und trat mit dem Fersen gegen den Stein. Es begann zu regnen.
Mit ihrem Zauberstab rief Melody einen faustgroßen Stein herbei, der im Gras lag. Eine Weile dirigierte sie ihn mit dem Zauberstab, ließ ihn im Zickzack um sich herum fliegen, rauf und runter hüpfen, bis sie klitschnass war. Dann nahm sie den Stein in die Hand, sprang auf und pfefferte ihn mit voller Wucht gegen die Schlossmauer. Severus wich zurück. Der Stein musste sein unsichtbares Fenster knapp verfehlt haben, die Scheibe vibrierte. Dann stürmte seine Tochter davon. Severus schüttelte den Kopf. Eine Snape, kein Zweifel, dachte er. Und bestimmt hatte sie sich soeben eine deftige Erkältung geholt. Severus seufzte: Sie hatte es zwar nicht verdient, aber er würde das Programm für Montag anpassen ...

Als Melody am Montagmorgen etwas verspätet die Große Halle betrat und sich neben Hermine setzte, blickte diese kaum auf. Harry, Ron und sie waren über den Tagespropheten gebeugt, den Hermine als einer der wenigen Schüler von Hogwarts täglich erhielt.
„Hallo“, meinte Melody und setzte sich ächzend. Ihr schmerzten die Glieder und der Kopf. Die Nase war zu und der Hals schmerzte beim Schlucken. Das Hallo klang sonderbar dumpf.
„Ah, hallo“, gab Hermine abwesend zurück.
„Ist was?“, fragte Melody.
Hermine schob ihr wortlos die Zeitung hinüber. MASSENFLUCHT AUS AZKABAN stand groß auf der Titelseite. Darunter waren die Bilder von neun grimmig dreinblickenden Zauberern und einer Hexe zu sehen. Melody betrachtete die Bilder mit gerunzelter Stirn. Schließlich blieb ihr Blick an Bellatrix Lestranges hängen. Die Frau blickte sie mit einem solchen Hass an, dass Melody zusammenzuckte, obwohl die Hexe nur im Rahmen eines 10x10-Fotos drin steckte.
„Wer ist das?“, fragte sie.
„Das ist Malfoys Tante“, erklärte Hermine. „Sie ist eine der treuesten Anhänger von Du-weißt-schon-wem.“
„Malfoys Tante?!“, flüsterte Melody entsetzt und blickte an den Slytherin-Tisch hinüber, wo Malfoy in bester Laune mit Crabbe und Goyle herumwitzelte. Sie wollte sich gerade wieder der Zeitung zuwenden, als sie Snapes stechendem Blick begegnete. Er wandte zwar sofort den Kopf weg, als er merkte, dass sie ihn ansah, doch Melody war sonderbar mulmig zumute. Hatte er sie schon lange so angestarrt? Und warum?

Nachdem Severus den Artikel über den Ausbruch der zehn Todesser gelesen hatte, begab er sich in den Kerker zu seiner ersten Unterrichtsstunde. Die jüngsten Meldungen verhießen nichts Gutes: das Ministerium hatte die Situation nicht mehr im Griff. Nun waren auch noch die zehn gefährlichsten Insassen von Azkaban entkommen und hatten sich dem Dunklen Lord wieder angeschlossen. Was für eine Nachricht an seinem Geburtstag! Severus’ Stimmung war denkbar schlecht. Die Aussicht auf einen weiteren Unterrichtstag mit diesen Dumpfbacken von Schülern half seiner Stimmung auch nicht auf die Beine.
Langsam füllte sich das Klassenzimmer mit Erstklässlern. Sie waren alle warm angezogen und hatten sich in ihre Umhänge gehüllt. Im Winter war es empfindlich kühl zwischen den kalten Steinwänden im Kerker. Nun, denen würde schon noch warm werden!
Er wartete, bis alle ruhig vor ihm saßen, dann verkündete er: „Wir brauen heute einen Erkältungstrank. Die einen oder anderen unter euch ...“ – er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten und fixierte Melody mit zusammengekniffenen Augen – „können ihn wohl gut gebrauchen.“ Melody zog die Nase hoch.

Eine Stunde später roch das Klassenzimmer intensiv nach Minze, Thymian, Oregano und Eukalyptus. Die Schüler verkorkten ihre Trankproben und legten sie dem Zaubertranklehrer beschriftet auf den Schreibtisch. Als Melody als letzte ihre Phiole hinlegte, räusperte er sich. „Ich denke, Sie nehmen den Trank am besten gleich ein, Miss Rohan“, meinte er spöttisch.
Melody zögerte und verglich mit einem raschen Blick die Farbe ihres Tranks mit der der übrigen Trankproben.
„Etwas zuviel Eukalyptus“, meinte Severus. „Dafür gibt es einen Bewertungsabzug. Aber Sie werden es überleben. Ihr Kopf wird es Ihnen danken. Prost!“
Mit diesen Worten stand er auf, nahm die Trankproben und beeilte sich, das Klassenzimmer schnellstmöglich zu verlassen: Er hasste Eukalyptus.
Severus hatte die Türklinke zu seinem Büro bereits in der Hand, als er hinter sich eine Stimme hörte.
„Professor Snape?“
Severus drehte sich unwillig um.
„Miss Rohan?“, fragte er ärgerlich.
„Kann ich noch kurz mit Ihnen sprechen?“
„Sie sprechen bereits mit mir“, stellte er kühl fest.
Melody druckste herum, trat von einem Fuß auf den anderen und kaute auf ihrer Unterlippe.
„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Miss Rohan. Wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben, was ich bezweifle, dann sollten Sie es ausspucken.“
„Sir ... Ich wollte am Sams– Samstag zum Zaubertrankbrauen kommen, aber Sie ... Sie waren nicht da.“
Severus hob gelangweilt eine Augenbraue. „Und?“
„Es wäre für mich sehr wichtig, dass ich weiterhin kommen dürfte, Sir. Ohne Ihre Hilfe kann ich nicht –“
Severus schnitt ihr das Wort ab. „Ich habe keine Zeit mehr für Ihre Zusatzstunden, Miss Rohan.“
„Aber –„
„Kein Aber, Miss Rohan. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, sich das vorzustellen: ich habe Wichtigeres zu tun, als mich ständig um Ihre Wünsche und Kapriolen zu kümmern!“
Der Hieb saß. Melody klappte den Mund zu und schluckte laut. Sie brachte kein Wort heraus. Sie sah enttäuscht und beleidigt aus und ihr Augen glitzerten gefährlich.
Severus wartete einen Augenblick, dann wandte er sich ab und öffnete die Tür zu seinem Büro.
„Bitte, Professor! Es ... es tut mir alles sehr Leid.“
Severus drehte sich langsam noch einmal zu ihr um. „Was genau tut Ihnen Leid?“, fragte er mit seidenglatter Stimme.
„Wegen ... Weihnachten. In Bawburgh. Ich war ... sehr unhöflich und frech. Das tut mir Leid. Geben Sie mir noch eine Chance! Ich würde gerne weiterhin Zaubertränke brauen kommen. Ich ... Es hat mir Spaß ge– gemacht.“
Sie sah ihn hoffnungsvoll an, und Severus spürte, dass er diesem Blick nicht lange würde standhalten können. Deshalb sagte er knapp: „Ich werde in Zukunft nicht mehr viel Zeit haben. Falls ich eine Möglichkeit sehe, werde ich es Sie wissen lassen.“
„Danke, Professor“, sagte Melody sichtlich erleichtert.
Severus verzog das Gesicht, drehte sich ohne ein weiters Wort um, betrat sein Büro und schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Er hatte nicht vorgehabt, sich breitschlagen zu lassen, aber dann ... das Zaubertrankbrauen neben seiner Tochter hatte auch ihm Spaß gemacht.

Der Ausbruch der zehn Todesser war in den nächsten Tagen das Thema in Hogwarts, auch nachdem Umbridge als Hochinquisitorin den Lehrern verbot, den Schülern irgendwelche Informationen zu Themen zu geben, die nicht ihr Fach betrafen. Das Verbot schürte die Gerüchteküche nur zusätzlich. Die Stimmung war angespannt, jemand wollte Todesser in der Nähe von Hogsmeade gesehen haben. Es wurde gemunkelt, dass sie einen Angriff auf die Schule planten, wie Sirius Black zwei Jahre zuvor.
„Sirius Black ist in die Schule eingebrochen?“, fragte Melody Hermine flüsternd, als sie an einem Abend im Gryffindor-Gemeinschaftsraum in einem Erker nebeneinander saßen und lasen. Hermine warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie wollte Melody gerade antworten, als etwas ans Fenster pochte. Die beiden fuhren herum, als hätte sie eine Wespe gestochen. Melody unterdrückte einen Schrei, als sie zwei große gelbe Augen sah. Hermine öffnete schnell das Fenster und ließ eine komplett durchnässte, frierende Eule herein.
„Für dich“, sagte sie zu Melody und reichte ihr den durchweichten Umschlag, den die Eule im Schnabel hielt. Melody blickte auf den Umschlag.
„Das ist Remus’ Schrift“, meinte sie verwundert. „Wieso lässt er eine Eule bei diesem miesen Wetter nach Hogwarts fliegen? Die Ärmste!“
Sie öffnete den Umschlag und faltete den Briefbogen auseinander.

„Liebe Melody,
sicher hast du von der Flucht von zehn Todessern aus Azkaban gehört. Ich denke, es ist wichtig, dass du weißt, dass deine Mutter damals wesentlich zur Gefangennahme einer der Ausgebrochenen beigetragen hat. Bellatrix Lestranges schwor bei ihrer Verurteilung vor über vierzehn Jahren Rache an allen, die an ihrer Verhaftung und Verurteilung beteiligt waren. Sie ist die Schwägerin von Lucius Malfoy. Ich möchte, dass du ganz besonders auf dich aufpasst. Keine Alleingänge mehr, Melody! Solange du in Hogwarts bist, kann dir nichts passieren, aber sei dennoch auf der Hut. Remus.“

Melody reichte Hermine wortlos den Brief. Als Hermine ihn gelesen hatte, blickte sie Melody besorgt an.
„Ich bin sicher hier?“, fragte Melody zweifelnd. „Sirius Black ist doch auch hier eingebrochen, oder stimmt die Geschichte nicht?“
„Es stimmt“, gab Hermine zu. „Aber“, – sie senkte die Stimme und beugte sich zu Melody hinüber – „Er ist kein Mörder.“
„Kein –“
„Psst“, warnte Hermine. Dann schlug sie ihr Buch zu, packte Melody am Arm und meint: „Komm mit!“
Sie zogen sich in Hemines Schlafsaal zurück. Hermine holte einen Katzenkeks für die Eule hervor, die dankbar daran zu knabbern begann, und Hermine erzählte Melody die Geschichte von Sirius, der 13 Jahre lang unschuldig in Azkaban gesteckt hatte und dem schließlich die Flucht gelungen war, als er erfahren hatte, dass der wahre Verräter, ein Schulfreund von ihm, Remus und Harrys Vater James, sich als Rons Ratte in Hogwarts versteckt hielt.
Melody hörte ihr mit offenem Mund zu. Als Hermine fertig war, meinte sie unsicher: „Klingt ziemlich irre! Aber es bleibt dabei: Sirius ist in Hogwarts eingedrungen. Das könnte auch anderen gelingen.“
„Hogwarts ist unter Albus Dumbledore der sicherste Ort der Welt“, beruhigte sie Hermine. „Aber natürlich solltest du auf der Hut sein. Wir alle sollten in diesen Tagen ganz besonders auf der Hut sein.“


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