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Fanfiction

Aus der Asche - 16. Kapitel / Die Magie der Musik

von fiirvogel

So, hier also endlich das versprochene Kapitel. Ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt und es gefällt euch! Lasst es mich wissen ... *zum Kommentar-Button schiel*

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Patrick und Marietta wechselten verwunderte bis besorgte Blicke, und schließlich unterbrach Patrick das peinliche Schweigen zwischen Onkel und Nichte.
„Wir haben uns gerade alte Kinderbilder von dir angeschaut“, sagte er zu Melody und setzte sich wieder hin. Auch Snape nahm wieder Platz, die Augen unverwandt auf Melody gerichtet. Matthew schob sie zum Sofa, wo sie widerstrebend auf der Armlehne neben Patrick Platz nahm. Sie starrte auf die Bilder und traute sich nicht aufzublicken. Es war ihr unheimlich peinlich, dass Snape Kinderbilder von ihr ansah. Sie rutschte unruhig auf der Lehne hin und her, bis ihr ein Vorwand einfiel, aus dieser unangenehmen Situation zu flüchten.
„Ich habe noch Geschenke für euch mitgebracht“, rief sie. Sie flüchtete aus dem Wohnzimmer und rannte die Treppe hinauf ins Gästezimmer, das Marietta für sie bereit gemacht hatte. Sie kehrte ihren Rucksack auf den Kopf und schüttelte ihn, so dass sich der gesamte Inhalt auf dem Bett ausleerte, und schnappte die drei Geschenke. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken: Wie hatte Remus so schnell herausgefunden, wo sie war? Sie war sich sicher, sie hatte Bawburgh nie erwähnt. Und weshalb war Remus nicht selber gekommen? Warum um Himmels Willen hatte er Snape geschickt? Ausgerechnet Snape! Wie konnte Remus ihr das antun?!
Zu ihrer Verwirrung und Angst mischte sich Trotz: hier war ihr Refugium, ihre Insel. Sie hatte ein Recht hier zu sein. Und sie würde sich dieses Recht von niemandem nehmen lassen. Von Remus nicht, und schon gar nicht von Snape.

In dem Moment sah sie eine Bewegung im Augenwinkel und wirbelte herum. Snape stand in der Tür: er sah Furcht einflössend aus. Melody wich instinktiv zurück, bis sie mit den Beinen gegen die Bettkante stiess. Sie ließ die Geschenke aufs Bett fallen und schloss die Finger um ihren Zauberstab, hob den Arm aber nicht. Snape hatte sie einmal gewarnt, nie wieder einen Zauberstab gegen ihn zu erheben, und er sah im Moment gerade so aus, als wartete er nur auf die geringste Provokation von ihr, um sie in einen Käfer zu verwandeln und zu zertreten.
Er schloss ruhig die Türe hinter sich und legte einen Hörschutzzauber darüber. Dann trat er näher und fragte mit nur schwer unterdrücktem Zorn in der Stimme: „Was fällt dir eigentlich ein, einfach mir nichts, dir nichts zu verschwinden?! Alle machen sich Sorgen und suchen überall fieberhaft nach dir. Aber Miss Rohan macht eben mal kurz Urlaub in Bawburgh?!“
„Ich habe doch geschrieben, dass ich bald wieder komme. Es brauchte sich niemand Sorgen zu machen“, verteidigte sich Melody halbherzig.
„Du bist noch keine vierzehn!“, donnerte Snape. Er bebte vor Zorn. „Da reist man nicht alleine durch die Gegend, schon gar nicht in einer Zeit wie dieser. Hast du denn überhaupt nichts gelernt, nachdem Todesser deine Pflegeeltern gefoltert und ermordet haben?!“
Melody blickte betreten zu Boden. Daran hatte sie wirklich nicht gedacht.
„Ich habe Remus gebeten, mich zu begleiten. Er hörte mir nicht zu. Er hatte keine Zeit“, erwiderte sie kleinlaut.
„Und da hast du gedacht, du machst dich mal alleine auf den Weg?“
Melody wand sich unter Snapes stechendem Blick, doch dann regte sich der Trotz in ihr. Sie sah Snape mit funkelnden Augen an und sagte leise: „Morgen ist der Geburtstag meiner Mutter. Da gehe ich auf den Friedhof an ihr Grab. Danach, und erst dann, komme ich freiwillig zurück.“
„Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen“, bemerkte Snape eisig.
Doch Melody packte ihren Zauberstab fester und schüttelte entschlossen den Kopf. „Wagen Sie es nicht, mich hier wegzuholen. Sie haben kein Recht dazu ... Warum ist Remus nicht selber gekommen?“
„Er hat weder Zeit noch Lust, hinter einem ausgerissenen Teenager herzujagen.“
„Und Sie haben Zeit und Lust?“, fragte Melody provokativ.
Snape zuckte mit den Schultern. „Weder noch, aber irgendjemand musste die undankbare Arbeit ja übernehmen.“
Einen Augenblick lang maßen sie sich schweigend mit den Augen. Melody versucht, aus Snapes Blick herauszulesen, wie gut ihre Chancen standen zu bleiben. Schließlich fragte sie zaghaft: „Darf ich bis morgen bleiben? ... Bitte!“
„Wir bleiben beide“, entschied Snape nach kurzem Überlegen. „Ich lasse dich nicht mehr aus den Augen, bis wir zurück in Hogwarts sind.“
„Und dann?“
„Wenn es nach mir ginge, würde ich dich für den Rest der Ferien im Kerker an die Wand ketten. Aber das wird wohl Remus entscheiden dürfen.“ Snape machte auf dem Absatz kehrt, öffnete die Tür und ließ Melody alleine zurück.

Melody brauchte einen Moment, bis sie sich etwas gesammelt hatte. War das möglich? Hatte ihr Snape soeben die Erlaubnis gegeben, bis morgen hier zu bleiben? Sie verstand die Welt nicht mehr. Snape war der Letzte, von dem sie auch nur einen Fingerbreit Entgegenkommen erwartet hätte. Warum? Was versprach er sich davon? Wahrscheinlich wollte er sich heute Abend auf ihre Kosten amüsieren. Er wusste natürlich, wie unangenehm ihr seine Anwesenheit war. Sollte er! Melody nahm sich trotzig vor, sich den Abend von Snape nicht verderben zu lassen. Sie nahm die Geschenke und ging zurück ins Wohnzimmer.

„Pride & Prejudice?“, fragte Marietta erfreut, als sie ihr Geschenk ausgepackt hatte.
„Ja, ich dachte, du hast dir bestimmt auch den BBC-Sechsteiler im Frühjahr angesehen und da möchtest du vielleicht das Buch dazu lesen.“
Marietta lachte. „Ja, ich habe die Serie gesehen. Ihr auch?“
Melody strahlte. „Natürlich. Und im Oktober habe ich mit Onkel Remus den anderen Austen-Roman im Kino gesehen, Sense & Sensibility. Er hat mir das Buch zu Weihnachten geschenkt.“
„Ach, Sie sind ein Austenfan?“, rief Marietta entzückt. Snape verzog das Gesicht zu einem missglückten Lächeln.
In der Zwischenzeit hatte auch Patrick sein Geschenk geöffnet und betrachtete das Cover.
„Ich habe sie im Sommer mit Hanna gesehen“, erklärte Melody. „Sie waren echt gut. Ich dachte, da du irische Volksmusik machst, gefallen dir The Corrs bestimmt.“
Patrick umarmte Melody und bedankte sich für die CD.
Auch Matthew hatte seine CD ausgepackt. „Wow“, rief er aus. „Danke. Die sind gut.“
„Hast du das Album schon?“, fragte Melody erschrocken.
„Nein, aber ich kenne einige der Stücke. Der Sänger hat eine Wahnsinnsstimme.“
„Ja. Er erinnert mich an dich.“
„Das nehme ich als Kompliment. Und du, singst du auch noch?“
Matthew nahm die Gitarre vom Ständer und setzte sich auf den Klavierstuhl. „Na los, mal schauen, was wir noch können.“
Als Melody nichts sagte, begann er zu spielen und wartete darauf, dass sie einsetzte. Aber sie sang nicht, sie blickte nur starr vor sich auf den Boden und scharrte mit den Füßen auf dem Teppich.
Matthew runzelte die Stirn und spielte das Intro ein zweites Mal. „Hey, was ist los?“, fragte er. „Du verpasst sonst deine Einsätze nicht. Kannst du nicht mehr singen?“
„Ich glaube, ich singe heute nicht“, erwiderte Melody schüchtern mit einem Seitenblick zu Snape.
„Ich glaube schon“, entgegnete Matthew. „Sonst kriegst du nämlich nichts zu essen. Und es gibt Fajitas.“
„Das ist nicht fair“, beklagte sich Melody.
„Na komm schon“, half Patrick nach. „Ich singe mit.“
„Ich will nicht. Das ist Hannas Lied“, entgegnete Melody.
„Dann sing es für sie“, meinte Patrick ermutigend und begann mit seiner tiefen Bassstimme die erste Strophe zu singen. Melody setzte zögernd ein, den Blick auf den Boden geheftet. Sie spürte Snapes Blick förmlich. Er beobachtete sie unverwandt und schien sich köstlich über ihre Befangenheit zu amüsieren. Schließlich schloss Melody die Augen. Wenn sie Snape nicht sah, war das Singen einfacher. Tausend Bilder tanzten im Takt der Musik durch ihren Kopf: Hanna, die klatschte und lachte. Matthew, der mit einer Kelle in der Hand auf dem Couchtisch stand und mit viel Theatralik playback sang, Patrick am Klavier, Tom, der mit Marietta tanzte. Matthew und sie selber, wie sie als kleine Kinder auf der Couch herum hüpften und We will rock you brüllten ...
Melody warf einen verstohlenen Blick in die Runde und zupfte an ihrem Ärmel herum. Dann blickte sie Hilfe suchend zu Matthew. Ihre Blicke hingen aneinander, und endlich wurde ihre Stimme sicherer und selbstbewusster. Während des Gitarrensolos schloss sie die Augen. Und dann sang sie: für Hanna und für ihre Mutter, die am folgenden Tag Geburtstag hätte, und für ihren Vater, den sie so gerne kennen lernen würde, und für sich selber, weil sie sich gerade so traurig fühlte, wie das Lied endete ...

Severus hörte mit gerunzelter Stirn zu. Als Matthews letzter Akkord verklungen war, holte Melody tief Luft und öffnete die Augen wieder. Sie wischte sich mit den Handflächen über die Augen und zog die Nase hoch. Patrick beobachtete sie besorgt.
„Noch ein Stück?“, fragte Matthew.
Melody kaute auf ihrer Unterlippe und überlegte. Dann meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln: „Okay ... Too much love will kill you.“
Matthew grinste breit. „Wenn du willst ...“
Er spielte die Gitarre, Patrick klatschte den Takt und Marietta kam aus der Küche, um dieses Stück nicht zu verpassen.
... I’m just the pieces of the man I used to be ...
Langsam legte Melody ihre Schüchternheit ab und warf sie schließlich über Bord. Sie bewegte sich im Takt, als würde der Rhythmus durch sie hindurchfließen. Ihre offenen Haare flogen. Severus war noch nicht aufgefallen, wie anmutig sie sich bewegte, sie hatte ihm bisher einen eher tapsigen und unsicheren Eindruck gemacht. Doch die Musik gab ihr ein Selbstbewusstsein, das er an ihr bisher noch nicht bemerkt hatte. Sie drehte sich im Kreis und fixierte ihre Zuhörer – Patrick, Marietta und Matthew, ihn selber ignorierte sie – mit ihren schwarzen, funkelnden Augen. Severus konnte sich dem Zauber kaum entziehen, der von ihr auszugehen schien ... Matthew offenbar auch nicht, wie Severus mit einem missbilligenden Blick auf den Jungen feststellte. Sein Blick hing an Melody. Severus fiel jetzt auch auf, dass Melodys T-Shirt zu kurz war und ihre Jeans zu tief auf der Hüfte saß. Mit einem dramatischen Too much love will kill you verbeugte sie sich theatralisch vor ihrem Publikum – anytime – und warf die Haare in den Nacken.
Matthew stellte die Gitarre wieder in den Ständer und gab Melody einen Handschlag. „Wow, toll gesungen. So kenne ich dich.“ Und er wuselte ihr liebevoll durch die Haare.

„Matthew, könntest du mir helfen, das Essen aufzutragen?“, fragte Marietta ihren Enkel.
Während die zwei in der Küche verschwanden, ging Patrick den Wein holen. Melody wollte ebenfalls in die Küche, doch da verstellte ihr Snape den Weg und sagte kühl: „Deine Hose rutscht. Trägst du keinen Gürtel?“
„Der liegt oben“, gab Melody gleichgültig zurück. „Und ich mag die Hose so.“
Snape schnaubte verächtlich. Er vergewisserte sich, dass niemand zusah, dann zog er seinen Zauberstab aus dem Ärmel. „Accio Gürtel“, murmelte er, worauf Melodys Gürtel die Treppe herunter schwebte. Er packte ihn und drückte ihn ihr in die Hand. „Anziehen“, verlangte er knapp.
Melody biss auf die Zähne. „Sie spielen Ihre Rolle sehr überzeugend, Onkel“, murrte sie.
Snape grinste maliziös. „Du spielst deine Rolle als rebellierender Teenager auch nicht schlecht, Nichte.“
Melody zog den Gürtel durch die Laschen und machte ihn zu, allerdings nur locker. Von einem Lehrer ließ sie sich nicht sagen, wie sie sich anzuziehen hatte. Dann ließ sie Snape stehen und eilte in die Küche.

Kurz darauf saßen alle fünf um den Esstisch herum. Patrick schenkte Wein ein. Als Marietta die Tortillas verteilte und Patrick stolz erklärte: „Seit wir in Mexiko waren, gehören Fajitas zu unseren Lieblingsspeisen“, blickte Snape so skeptisch auf den Teigfladen auf seinem Teller, dass Melody wegschauen musste, um nicht zu lachen. Die Vorstellung, wie der strenge, missmutige Zaubertränkelehrer mit den Händen Fajitas aß, war einfach zu komisch.
Melody begann, Guacamole auf ihre Tortilla zu schmieren und beobachtete Snape aus dem Augenwinkel. Er blickte etwas ratlos von einem zum anderen, bis sich Patrick seiner annahm und ihm zeigte, wie er die Fajitas füllen und falten musste. Snape machte sich mit sichtlicher Überwindung daran, es ihm nachzumachen. Melody und Matthew grinsten einander verstohlen an und begannen, ihre Tortillas zu beladen. Sie falteten sie und bissen herzhaft hinein.
„Matthew, bitte“, wies ihn Marietta zurecht, als ihm Tomatensauce und Guacamole über die Finger tropfte.
Melody lachte. Auch ihr tropfte Saft über die Hände in den Teller.
„Also, wirklich“, lachte Marietta und schüttelte den Kopf. „Ich dachte, ihr seid inzwischen ein Jahr älter geworden.“
„Älter schon“, gab Matthew zurück. „Aber Fajitas schmecken immer noch am besten, wenn einem der Saft über die Finger läuft.“
Snape schüttelte missbilligend den Kopf und versuchte mit spitzen Fingern, seine Fajita zivilisiert zu essen.

„Wie ist denn deine neue Schule“, wollte Patrick von Melody wissen.
Melody zuckte mit den Schultern. „Gut, denke ich. Am Anfang hat es mir überhaupt nicht gefallen, aber jetzt ... Ich gehe gerne hin.“
„Hast du Freunde gefunden?“, fragte Marietta.
„Ja. Ich denke schon, dass sie Freunde sind. Ich fühle mich wohl.“
„Und die Lehrer?“
Snape warf Melody einen warnenden Blick zu. Doch sie schien ihn nicht zu beachten. „Die sind so wie überall. Einige Fächer mag man etwas besser, andere etwas weniger. Geschichte zum Beispiel ist schrecklich langweilig. Aber sonst ist es okay.“
„Und dein Lieblingsfach?“, fragte Matthew. „Musik?“
Melody zögerte. „Wir haben nicht viel Musik, leider. Sport gefällt mir gut. Und Biologie, Pflanzenkunde und so ... Sagt, wie waren eure Ferien im Sommer?“
Als Patrick zu erzählen begann, atmete Melody auf und auch Snape schien sich wieder zu entspannen.

Nach dem Essen verschwanden Matthew und Melody mit dem Geschirr in der Küche, um abzuwaschen und den Nachtisch vorzubereiten. Severus blickte ihnen misstrauisch nach. Patrick schenkte sich, Marietta und ihm noch einmal Wein nach und stopfte seine Pfeife.
„Es stört dich doch nicht, wenn ich rauche, Remus?“, erkundigte er sich.
„Keineswegs“, antwortete Severus abwesend. Er blickte die Wand an, die das Wohnzimmer von der Küche trennte, als könne er durch sie hindurch sehen.
Marietta folgte seinem Blick und meinte: „Die beiden haben sich schon seit jeher sehr gut verstanden. Hanna meinte immer, Matthew sei der einzige, der Melody so nehmen konnte, wie sie war. Sie tue sich sonst schwer mit anderen Kindern, oder die Kinder mit ihr. Aber zwischen Matthew und ihr klappte das immer, es lag immer eine gewisse Magie zwischen ihnen. Beide sind eher zurückhaltend, aber wenn sie zusammen Musik machen ... Na, du hast sie ja gesehen. Sie werden uns nachher bestimmt noch etwas vorsingen.“

Zuerst gab es allerdings noch Nachtisch: Mousse au chocolate und Fruchtsalat. Und die Frage, die längst überfällig war: „Was arbeitest du eigentlich, Remus?“, erkundigte sich Patrick.
Severus wollte gerade antworten, da kam ihm Melody zuvor. „Mein Onkel kocht und er unterrichtet angehende Köche“.
Sie ist gut, dachte Severus anerkennend, sie hatte das Prinzip des Gut-Lügens intuitiv verstanden: so nahe wie möglich bei der Wahrheit bleiben. Da fügte sie unnötigerweise an: „Vielleicht kocht er einmal etwas für uns.“
Severus warf ihr einen giftigen Blick zu, den sie mit einem charmanten Lächeln quittierte.
„Ja, das wäre wunderbar“, rief Marietta. „Was kochst du am liebsten?“
„Suppen“, antwortete Melody prompt.
„Ach wirklich“, meinte Marietta. „Interessant.“
Matthew rümpfte die Nase.
Melody grinste.
Severus warf ihr einen jener Blicke zu, mit denen er seine Schüler einzuschüchtern pflegte, aber Melody schien in diesem Umfeld immun dagegen zu sein. Sie zog provokativ eine Augenbraue hoch und verkniff sich ein Lachen. Dann langte sie über den Tisch und schöpfte sich noch mehr Fruchtsalat.
„Du hast einen hübschen Armreif“, bemerkte Marietta. „Er passt sehr gut zu dir. Du trägst sonst nie Schmuck.“
Melody wurde rot und schluckte. „Er ist von meinem ... Onkel. Er ist auch von Remus“, erklärte sie.
Einen Augenblick lang trafen sich ihre dunklen Augen. Melody versucht, darin zu sehen, was Snape gerade dachte. Dann drehte er den Kopf weg.

Der Abend wurde ausgelassen. Melody, Matthew und Patrick sangen und musizierten zusammen, zuerst selber, dann Playback zu alten Alben. Melody bestand auf Queen. Erstens, weil das Hannas Lieblingsmusik gewesen war und viele gemeinsame Erinnerungen an den Songs hingen, und zweitens, weil sich Freddy Mercury so gut imitieren ließ.
Sie wurde bei jedem Lied unbekümmerter und legte ein Selbstbewusstsein und einen Übermut an den Tag, der auf alle ansteckend wirkte. Severus musste zugeben, dass auch er den Abend genoss. Nachdem ihn Melody lange Zeit ignoriert hatte, traute sie sich im Laufe des Abends schließlich auch ihn anzuschauen, wenn sie sang.
... Baby, you’re touching something, you’re touching me ...
Severus spürte, wie Melody das Publikum genoss und es mit ihrer Stimme in ihren Bann zog. Ihre Augen leuchteten, ihre Wangen glühten.
I’m under your thumb – sie blickte ihn herausfordernd an – under your spell – zog einen imaginären Zauberstab aus ihrem Ärmel und richtete ihn auf ihn. Dann zog sie die Augenbraue hoch, wie er es gerne tat, und drehte sich wieder weg – can’t you see?

Es war bereits spät, als Melody sich erschöpft neben Marietta auf die Couch fallen ließ. Patrick setzte sich ans Klavier und spielte alte irische Volkslieder, zu denen ihn Matthew begleitete. Melody lehnte den Kopf an Mariettas Schulter und diese strich ihr zärtlich durch die Haare.
„Du bist müde“, bemerkte sie.
Melody schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht müde.“
„Kleines, du bist müde“, beharrte Marietta. „Komm, ich bringe dich nach oben.“
„Noch ein Lied“, bettelte Melody. „Ich spiele euch noch etwas vor. Das habe ich extra geübt. Matthy, darf ich deine Gitarre haben?“
Sie setzte sich auf der Couch bequem hin und strich mit den Fingern über Saiten, hielt einen Moment inne und begann zu singen. Es war still im Raum, während sie sang. Sehr still.
... One life, one soul, forever I know. Follow me, follow me, don’t let me go ...

Als Melody und Marietta aufstanden, erhob sich Snape ebenfalls. Marietta blickte von ihm zu Matthew, dann zu Melody und fragte: „Melody, macht es dir etwas aus, bei Matthew auf der alten Couch zu schlafen?“ – Und an Snape gewandt – „Wir haben leider nur ein Gästezimmer.“
„Kein Problem“, antworteten Melody und Matthew unisono.
„Meine Nichte schläft bei mir im Zimmer“, antwortete Snape mit einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Der Platz reicht.“
Melody wollte aufbegehren, traute sich aber nicht, und so schlurfte sie resigniert hinter Marietta und Snape die Treppe hoch.
„Ihr habt ein eigenes Bad“, erklärte Marietta und reichte Snape eine zusätzliche Decke. „Es ist nicht groß, tut mir Leid.“
„Kein Problem“, erwiderte er.
„Wir gehen morgen in die Kirche. Aber lasst euch nicht stören. Ich lasse euch das Frühstück im Kühlschrank ... Gute Nacht.“

Dann ging Marietta die Treppe hinunter und Snape zog die Türe zu. Melody setzte sich stumm auf das Bett und schaute ihn finster an.
„Räum deine Sachen weg“, knurrte Snape mit einem Blick auf ihren Rucksackinhalt, der auf dem Bettüberwurf verstreut lag.
„Sie können mir doch nicht vorschreiben, wo ich zu schlafen habe“, begehrte Melody auf.
„Doch, ich kann.“
„Ich ... Sie sind mein Lehrer. Ich teile doch nicht das Bett mit Ihnen!“
Snape zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wie du willst“, meinte er süffisant. „Für eine zusätzliche Matratze hat es zwar keinen Platz mehr, aber du kannst ja auf dem Boden schlafen. Ich werde auf jeden Fall nicht aus Rücksicht auf dein zartes Wesen“ – ironischer Unterton – „auf ein weiches Bett verzichten.“ Dann verschwand er im Bad.
Melody stopfte ihre Habseligkeiten zurück in den Rucksack und ging entschlossen zur Tür. Sie hatte die Hand bereits auf der Türklinke, als Snape wieder aus dem Bad kam. Sie verzog das Gesicht, als ein Zauber ihre Hand streifte. Die Tür ließ sich nicht mehr öffnen. Snape zog herausfordernd die Augenbraue hoch und versiegelte demonstrativ auch das Fenster. Nicht einmal das kleine Fenster im Bad vergaß er.
„Lassen Sie mich raus. Ich bin doch nicht Ihre Gefangene.“ Melody stampfte wütend auf den Boden.
„Ich habe keine Lust, dich noch einmal zu suchen“, stellte Snape klar und schlug den Bettüberwurf zurück. „Irgendeinen Wunsch, auf welcher Seite du schlafen willst?“, fragte er gelassen.
Melody antwortete nicht, sie verschwand mit ihrem Rucksack im Bad und schlug die Türe hinter sich zu.
Als sie schließlich wieder in ihrem Pyjama ins Zimmer kam, hatte Snape seine Decke zurückgeschlagen und lag entspannt im Bett. Er trug, was er vorher schon getragen hatte, aber er hatte natürlich auch nicht damit gerechnet, in Bawburgh zu übernachten.
„Bett oder Boden?“, fragte er boshaft.
Melody wollte Boden sagen, doch der fühlte sich unter ihren nackten Füssen empfindlich kalt an, deshalb antwortete sie trotzig: „Es ist mein Bett. Ich war zuerst hier.“ Sie nahm die beiden Zierkissen und legte sie demonstrativ zwischen sich und Snape in die Mitte des Doppelbetts. Snape beobachtete sie amüsiert und meinte dann gönnerhaft: „Wenn du willst, kann ich eine magische Trennlinie ziehen oder dir noch ein paar dieser mit Rosen bestickten, kitschigen Kissen herzaubern. Du hast die Wahl.“
Melody entschied sich für die Kissen, eine magische Trennlinie stellte sie sich zu durchsichtig vor. Snape zauberte sechs weitere Kissen aus dem Nichts hervor – „Reicht das?“ – und Melody schichtete sie in der Bettmitte auf, bevor sie sich grummelnd hinlegte und die Decke bis zur Nasenspitze hochzog.
„Gute Nacht“, sagte Snape mit seiner tiefen, samtigen Stimme, und auf einen Wink seines Zauberstabs ging das Licht aus. Melody legte vorsichtshalber noch ihren Zauberstab unter das Kopfkissen, dann drehte sie Snape den Rücken zu und rückte so weit weg von ihm, wie sie nur konnte. Sie schmollte noch eine Weile, dann grinste sie. Mein Gott, wenn das Harry wüsste, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste auf die Zähne beißen, um nicht laut zu lachen.
Irgendwo hörte sie leise Musik. Oder war es nur das Echo dieses Abends? Der Abend war wundervoll gewesen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Sie gehörte hierher. Das war ihre Familie, sie spürte es.
Melody fühlte sich bis in die Zehen hinunter glücklich. Es dauerte nicht lange, bis sie erschöpft einschlief, weggetragen von der Magie der Musik und eingehüllt in das wunderbare Gefühl, von Menschen umgeben zu sein, die sie liebten und für sie da waren ...


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Als Voldemort jagt uns Ralph wirklich Angst ein. Man spürt, dass er wahnsinnig ist – seine Augen verraten das. Wenn er auf der Leinwand erscheint, bin ich jedes Mal starr vor Schreck.
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