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Aus der Asche - 15. Kapitel / Die Ausreißerin

von fiirvogel

Nach dem Essen nahmen Ginny und Hermine Melody mit in den Mädchenschlag im zweiten Stock, wo sie ein drittes Bett hineingezwängt hatten. Melody schlief schlecht in dieser Nacht. Sirius verfolgte sie mit einem Stück Fleisch in der Hand. Er rief den Namen ihrer Mutter. „Ich bin nicht Liz“, versuchte sie ihm zu erklären, aber er hörte nicht hin. Dann stand plötzlich der Todesser wieder vor ihr und grölte: „Ich will nur meinen Spaß haben“, und Melody erwachte schweißgebadet. Es war früh am Morgen. Hermine und Ginny schliefen noch. Durch das Fenster fiel jedoch bereits ein schwacher Lichtstrahl. Melody schlich hinüber und setzte sich unter das Fenster. Das Licht war stark genug, um lesen zu können, und so vertiefte sie sich in Remus’ Weihnachtsgeschenk.

Den Vormittag verbrachten alle zusammen mit ... Putzen! Jawohl! Melody konnte es kaum fassen. Dass sie hierher gekommen war, um dieses alte, unheimliche Herrenhaus zu putzen, das war unglaublich. Und was da in Schränken und Vorhängen an magischem Ungeziefer alles zum Vorschein kam! Wesen, die Melody noch nie gesehen hatte, teils ziemlich widerliche, hartnäckige, üble Viecher. Melody war froh, als Mrs Weasley ihre Putzkolonne endlich zum Mittagessen rief.

Nach dem Essen trafen bereits die ersten Ordenmitglieder zum nachmittäglichen Meeting ein. Mrs Weasley bat die Jungmannschaft, sich mit dem Essen zu beeilen und dann in den oberen Stock zu verschwinden. Sie schärfte ihnen ein, dass sie an der Versammlung nichts zu suchen hatten.
Ron kaute auf seinem Sandwich und schlug mit vollem Mund vor, nachher im inzwischen blitzblank geputzten Wohnzimmer der Blacks ein kleines Koboldsteinturnier durchzuführen.
„Ich bin müde, ich lege mich ein wenig hin“, entschuldigte sich Melody und stand auf. Sie wollte lieber einen Moment alleine sein und in Remus’ Buch weiterlesen.

Als Melody den Fuß auf die Treppe setzte, klingelte es. Sie wollte sich die Ohren zuhalten, doch diesmal blieb Mrs Black ruhig. Mrs Weasley eilte herbei und öffnete das magische Schloss.
„Ah, Mundungus“, begrüßte sie den Neuankömmling ohne große Begeisterung. „Du bist der letzte. Beeil dich.“
Sie ließ Mundungus stehen und eilte den Flur hinunter zum Versammlungszimmer gleich neben der Küche. Der kleine Mann war unter einem riesigen Stapel Kessel kaum zu sehen. Melody hielt ihm die Türe auf, damit er mit seinem ausladenden Gepäck hindurch passte.
„Danke, meine Liebe“, antwortete der ungepflegt aussehende Zauberer mit leicht schleppender Stimme und ging mit schwankendem Schritt den Flur hinunter.
Melody sah ihm verdutzt nach, dann blickte sie auf die Tür, die sie immer noch offen hielt. Sie entschied sich im Bruchteil einer Sekunde. Sie packte einen Kleiderbügel vom Kleiderständer und klemmte ihn in den Türspalt. Es knirschte bedenklich, als die schwere Tür wieder in ihr magisches Schloss zurückfallen wollte. Melody nahm drei Stufen auf einmal. Sie rannte in den Mädchenschlag, stopfte alle ihre Habseligkeiten in den Rucksack und schrieb mit fliegender Hand eine kurze Notiz auf einen Zettel. Dann schlich sie die Treppe wieder hinunter, befreite den übel verbogenen Kleiderbügel aus dem Türspalt und trat vor die Tür von Grimmauldplatz Nr. 12. Sie zuckte zusammen, als die Tür mit einem Ruck hinter ihr ins Schloss fiel, und wurde mehr oder weniger von der Eingangstreppe gestoßen, als das Haus langsam zwischen den beiden angrenzenden Häusern verschwand.
Melody wusste nicht genau, wo sie sich befand; deshalb ging sie einfach die Straße hinauf, bis sie eine Bushaltestelle fand. Sie löste eine Fahrkarte und fuhr Richtung Bahnhof Liverpool Station, wo sie eine weitere Fahrkarte nach Bawburgh löste. Als sie merkte, dass sie noch zwanzig Minuten Zeit hatte, schlenderte sie durch die Einkaufszone im Untergeschoss. Die Geschäfte hatten teilweise sogar offen, und Melody kaufte zwei CDs und ein Buch und ließ sie in Geschenkpapier einwickeln. Nach einigem Überlegen kaufte sie für sich selber den Discman mit dem herabgesetzten Preis.
Danach eilte sie hinauf zum Bahnsteig. Sie blickte sich verstohlen um, sah aber niemanden, der ihr verdächtig vorkam. Wahrscheinlich hatte noch keiner in Grimmauldplatz bemerkt, dass sie fehlte. Umso besser, dachte Melody. Eine leise Stimme in ihr sagte, dass sie soeben eine Riesendummheit begangen hatte und sich dafür großen Ärger einhandeln würde, aber diese Stimme war wirklich sehr leise. Es war einfach eine zu perfekte Chance gewesen, um sie nicht zu packen! Als hätte das Schicksal es so gewollt, ließ dieser Typ sie an der offenen Haustüre stehen und niemand war da ...
Außerdem hatte sie ja nichts Schlimmes vor: sie würde für zwei Tage nach Bawburgh fahren und hatte sogar bereits eine Rückfahrtkarte gelöst. Wieder zurück in London würde sie zu Tonks’ Wohnung gehen – Grimmauldplatz würde sie wohl kaum mehr finden, nachdem das Haus einfach zwischen den Nachbarhäusern verschwunden war – und würde sich bei Remus entschuldigen. Er war zu gutmütig, um ihr ernsthaft böse zu sein. Wahrscheinlich wäre er einfach nur froh, dass sie wieder heil zurück war. Trotz allem entspannte sich Melody erst, als der Zug losfuhr und London schließlich hinter ihr zurückblieb.
Sie öffnete vorsichtig eines der Geschenke und legte die CD in ihren neuen Discman und hörte Musik, während vor dem Fenster die Landschaft vorbeizog. Sie hatte diese Strecke schon oft befahren. Ein bisschen nervös war sie aber dennoch, schließlich war sie noch nie alleine soweit gereist.
Von Norwich aus ging es nach einer etwas kalten Wartezeit weiter Richtung Bawburgh. Allerdings fuhr der Bus an Feiertagen nicht bis Bawburgh hinaus, so dass Melody die letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen musste. Das machte ihr nichts aus. Die halbe Stunde an der frischen Luft tat ihr gut und gab ihr Gelegenheit, sich eine Geschichte zurechtzulegen, die ihr unangemeldetes Auftauchen bei den Shanleys erklären würde.
Mit heftigem Herzklopfen klingelte sie schließlich Ende Nachmittag bei Marietta und Patrick Shanley. Das kleine Häuschen lag idyllisch am Dorfrand der kleinen Ortschaft. Melody betrachtete den Vorgarten, der jetzt unter einer dicken Schneedecke verborgen lag, als sich die Tür öffnete und eine ältere Frau mit geblümter Schürze herausschaute.
„Melody?“, rief sie erstaunt, als sie das Mädchen erkannte. „Was machst du hier? Wo sind deine Eltern?“
Melody holte Luft, um zu antworten. Ihr fiel aber nicht mehr ein als „Entschuldige Marietta, dass ich hier so unangemeldet aufkreuze.“
„Das macht doch nichts“, beruhigte sie Marietta und betrachtete sie besorgt. „Komm herein, du erfrierst mir hier draußen noch. Komm, ich mach dir einen warmen Tee.“ Sie zog Melody über die Schwelle, schloss die Tür hinter ihr und zog sie weiter in die Küche.
„Was ist passiert? Wir haben uns Sorgen gemacht. Ich habe euch mehrmals versucht anzurufen, aber die Nummer ist nicht mehr gültig.“
Melody suchte vergeblich nach Worten, Tränen standen ihr in den Augen.
„Na, komm, komm, beruhige dich. Setz dich.“ Marietta tätschelte ihre Hand.
Erst als Melody einen Tee vor sich hatte – die Kekse schob sie dankend beiseite – begann sie stockend zu erzählen, was seit September vorgefallen war. Nicht die ganze Wahrheit, nur soviel, wie sie dachte, dürfte sie wohl nach Remus’ Meinung erzählen: dass ihr Haus abgebrannt war – eine Gasexplosion – und dass Hanna und Tom im Feuer umgekommen waren. Sie erzählte von Hannas Cousin Remus, der sie zu sich genommen hatte. „Wir leben ziemlich abgeschieden, er hat nicht einmal ein Telefon“, erzählte Melody. „Bitte, entschuldige, ich wollte euch schreiben, aber ich wusste nicht was. Oder wie. Das war alles so ... so viel für mich.“
„Das verstehe ich doch, Kleines“, versicherte ihr Marietta. „Ach Gott, das ist entsetzlich! Ich kann es nicht glauben! Wenn wir das gewusst hätten ... Und du sagst, du lebst bei deinem Onkel?“
„Bei Remus, ja. Eigentlich dachte er, dass wir keine Zeit hätten, bei euch vorbeizuschauen. Aber der Zufall wollte es, dass er in der Nähe eine alte Bekannte besuchen musste, und da erklärte er sich bereit, mich auf der Durchreise abzusetzen. Falls ich nichts anderes von ihm höre, erwartet er mich übermorgen am Bahnhof in London. Leider kann er nicht selber kommen, weil er wieder zurück an die Arbeit muss. Er hätte euch sehr gerne kennen gelernt, aber es wird sich bestimmt einmal eine Gelegenheit ergeben, hat er gesagt.“
Melody sah Marietta mit dem ehrlichsten Blick an, den sie hervorzaubern konnte. Sie war sich nicht sicher, ob Marietta ihr die Geschichte mit Remus abkaufte, aber wenn sie es nicht glaubte, so ließ sie sich auf jeden Fall nichts anmerken.
„Ich hole Patrick“, verkündete Marietta. „Er ist in seiner Werkstatt.“ Patrick hatte sich im Garten ein kleines Gartenhäuschen eingerichtet, in dem er seiner Leidenschaft, dem Schreinern, nachging. „Matthew ist noch bei einem Freund. Sie proben für ein Konzert an Silvester“, fuhr Marietta fort und verließ die Küche auf der Suche nach ihrem Mann.

Es war später Nachmittag, als Ginny mit der Nachricht in die Sitzung des Ordens hereinplatzte, dass Melody weg sei.
„Ginny, Liebes“, wies sie Mrs Weasley zurecht. „Wir sind noch nicht fertig mit der Sitzung. Ihr müsst euch noch ein bisschen gedulden.“
„Mama, hast du nicht gehört? Melody ist verschwunden.“
„Wie verschwunden?“, mischte sich Remus ein.
„Sie hat ihre Sachen gepackt und ist weg“, antwortete Ginny und hielt ihrer Mutter einen Zettel unter die Nase.
„Ich bin in zwei oder drei Tagen wieder zurück. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, mir geht es gut. Melody“, las Mrs Weasley vor. Im Raum wurde es schlagartig still.
Remus wurde bleich. Snape, der schweigend am Ende des Tisches saß, ebenfalls.
„Wo kann sie nur hingegangen sein?“, fragte Mrs Weasley beunruhigt.
„Die Frage ist doch eher: Wie konnte sie das Haus verlassen?“, warf Snape mit gefährlicher Stimme ein.
„Ich weiß es nicht“, gab Mrs Weasley zurück.
Mundungus Fletcher sagte nichts; er rutschte allerdings nervös auf seinem Stuhl hin und her. Snape fixierte ihn scharf mit böse funkelnden Augen.
„Nun, ich ...“, begann Mundungus und wand sich unter Snapes gnadelosem Blick. „Ich war schwer beladen, und da hielt mir jemand die Tür auf. Ich dachte, das warst du, Molly.“
Keiner sagte ein Wort. Schließlich unterbrach Remus die Stille. „Ich gehe sie suchen. Vielleicht ist sie nach Rickmansworth gefahren. Sie wollte unbedingt über die Festtage zu Freunden fahren, aber ich habe es ihr verboten.“
„Ich komme mit“, anerbot sich Tonks sofort.
Snape sah Remus mit eisigem Blick an und schnappte: „Du gehst sie sicher nicht suchen. Das mache ich.“
„Was soll das?“, mischte sich Sirius ein. „Remus ist Melodys Vormund, natürlich geht er sie suchen. Was geht dich das an?“
Snape bedachte ihn eines verächtlichen Blickes. Er hätte Sirius zu gerne gesagt, wie viel ihn Melody anging. Wer sie war. Und wegen wem Liz Sirius’ Avancen stets ignoriert hatte. Aber er schluckte seinen spöttischen Kommentar hinunter. „Es ist heute Nacht Vollmond“, antwortete er stattdessen. „Ich kann es nicht verantworten, dass Remus Miss Rohan suchen geht. Du kannst nicht aus dem Haus, weil du nach wie vor als Mörder gesucht wirst. Und Tonks ...“ – er wandte sich an sie – „Du kannst gerne nach Rickmansworth gehen. Ich glaube nicht, dass du sie finden wirst. Lupin, hat Melody irgendwelche Namen genannt?“
Remus schüttelte den Kopf. „Sie blieb, wenn ich zurückdenke, immer sehr vage ... Sie sagte nur, dass sie unbedingt zu diesen Freunden fahren wolle und dass sie jedes Jahr über die Festtage für den Geburtstag ihrer Mutter dort waren.“
„War jemand auf Hannas und Toms Beerdigung, der in Frage käme.“
Remus überlegte kurz. „Nein, nur Nachbarn und ein alter Onkel von Tom ... Halt, warte, Melody hat Namen erwähnt. Sie fragte einmal nach Freunden. Nach Patrick und ... Mary oder Mariah ... Shawn, Stan... Shanley, glaube ich. Ja, ich glaube, so hießen sie.“
„Sehr hilfreich“, bemerkte Sirius. „Den Namen findest du überall im Vereinigten Königreich.“
Snape bedachte Sirius eines geringschätzigen Blicks und erhob sich.
„Was ist, Schniefelus?“, fragte Sirius gereizt.
„Ich denke, ich weiß, wo ich sie finden werde“, antwortete Snape mit einer Überheblichkeit, die Sirius rasend machte.
„Dann sag Tonks, wo sie sie suchen soll“, forderte er.
„Nein“, entschied Snape. „Ich hole sie persönlich zurück.“ Er nickte den Anwesenden zu und eilte grußlos aus dem Zimmer.
„Arroganter Fatzke“, knurrte Sirius.
„Das arme Kind“, murmelte Mrs Weasley.

Severus verließ Grimmauldplatz in übelster Laune und schlug die Tür hinter sich zu. Immer und immer wieder hatte er Remus gesagt, er solle Melody in Hogwarts lassen, aber nein, er musste sie nach London schleppen. Dass ein ganzes Dutzend Menschen nicht ausreichten, um auf sein Kind aufzupassen, ärgerte ihn über die Massen. Und Melody! Wenn er sie erst aufgestöbert hatte, dann würde sie etwas zu hören bekommen, dass ihr die Lust auf solche Ausreißer ein für alle Mal vergehen würde. Er spürte eine Wut in sich, wie er sie seit dem Nasenwachsfluch nicht mehr gespürt hatte.
Shanley also hieß die Familie. Severus ahnte, wohin Melody gefahren war. Sie hatte Remus gesagt, dass sie jedes Jahr mit Hanna und Tom über die Festtage für den Geburtstag ihrer Mutter dorthin gefahren war. Der Geburtstag ihrer Mutter! Severus hatte keine Ahnung, wann Hannas Geburtstag war; es war ihm auch vollkommen egal. Aber er wusste genau, wann Liz Geburtstag hatte: am 27. Dezember. Und wohin würde Hanna an diesem Tag wohl reisen? Auf den Friedhof, auf dem ihre beste Freundin Liz begraben war. Dass Remus nicht selber darauf gekommen war! Nach Bawburgh also.
Kurz entschlossen apparierte Severus in das kleine verschlafene Dörfchen, dem letzten Wohnsitz von Liz’ Eltern. Hier auf dem Friedhof war das Familiengrab der Cartneys. Er hatte es nur einmal besucht und war sich fehl am Platz vorgekommen. Severus blickte sich suchend um. Heimelige Reihenhäuschen mit hübschen Gardinen vor beleuchteten Fenstern, eine richtige Muggel-Wohngegend.
Es war bereits dunkel und Severus konnte niemanden auf der Straße entdecken, den er nach den Shanleys hätte fragen können. Nun, dann musste er wohl irgendwo klingeln. Beim ersten Haus hatte er kein Glück. Die junge Frau mit sabberndem Kleinkind auf der Hüfte kannte die Shanleys nicht. Beim zweiten Haus, etwas weiter die Straße hinunter, öffnete ein alter schwerhöriger Mann. Severus musste ihm beinahe ins Ohr schreien, dann endlich erhellte sich das Gesicht des Alten.
„Ja, die Shanleys kenne ich“, antwortete er so laut, als wäre Severus selber auch schwerhörig. „Die Straße hinunter und dann den zweiten Weg auf der linken Seite. Es ist das letzte Haus, ist mit Bed & Breakfast angeschrieben.“
Severus nickte knapp und ließ den verdutzten Alten ohne Dank und Gruß stehen.

Endlich stand er vor dem gesuchten Haus und blickte durch die hell erleuchteten Fenster. Im ersten sah er eine ältere Frau in der Küche hantieren. Im angrenzenden Wohnzimmer saß ein älterer Mann und las Zeitung. Severus wollte sich gerade das Namensschild ansehen, da sah er Melody das Wohnzimmer betreten, gefolgt von einem Jungen. Die beiden trugen Geschirr herein und deckten den Tisch. Severus schnaubte. Der Junge – er war bestimmt vier Jahre älter als Melody – schaltete die Musikanlage ein und legte eine CD ins Fach. Er erklärte Melody etwas, klopfte den Rhythmus auf den Tisch und ging schließlich zum Klavier in der Ecke. Er begann zu spielen. Melody hörte einen Augenblick konzentriert zu und setzte sich dann neben ihn. Er spielte mit der rechten Hand und zeigte mit der linken auf die Noten und sang. Melody nickte und versuchte mitzusingen. Severus beobachtete die zwei gebannt. Nach einer Weile stand Melody auf, sagte etwas und verließ das Wohnzimmer. Severus wartete noch einen Augenblick, doch als sie nicht mehr auftauchte, ging er entschlossen zur Tür und klingelte. Die ältere Frau öffnete und sah ihn erschrocken an.

„Ich suche Melody Rohan“, sagte Severus ohne Umschweife.
Da erhellte sich das Gesicht der Frau schlagartig. „Ach, was für eine Überraschung!“, rief sie aus. „Dann sind Sie Melodys Onkel Remus? Wie schön, dass Sie sich die Zeit nehmen konnten. Melody hat von Ihnen erzählt. Sie wird sich bestimmt freuen, dass Sie gekommen sind.“
Severus bezweifelte, dass Melody sich freuen würde, ihn zu sehen, aber er war ja auch nicht ihr Onkel Remus. Er wollte den Irrtum klären, doch die Frau ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Wir können gleich essen. Melody ist kurz duschen gegangen ... Patrick? Patrick, bring noch ein Gedeck. Wir haben einen zusätzlichen Gast.“
Der ältere Mann erschien in der Tür zum Wohnzimmer.
„Es ist Remus, Melodys Onkel“, erklärte die Frau und wandte sich an Severus: „Ich bin übrigens Marietta. Das ist mein Mann Patrick.“
Patrick hielt Severus zur Begrüßung die Hand hin. Severus reichte ihm seine zögernd und etwas widerwillig und Patrick gab ihm einen kräftigen Händedruck.
„Willkommen, Remus. Das ist schön, dass du dir die Zeit nehmen konntest. Komm herein. Ich darf doch Remus zu dir sagen, oder?“
Severus verzog das Gesicht, antwortete aber nicht.
„Wir rücken etwas zusammen, dann haben wir alle am Tisch Platz. Darf ich dir etwas anbieten? Einen Whisky vielleicht?“

Eigentlich hatte Severus sich vorgenommen, ins Haus hereinzuplatzen, Melody zu packen und sie nach draußen zu zerren. Anschließend wollte er ihr eine Standpauke erteilen, dass ihr Hören und Sehen verging, und sie dann für den Rest der Ferien in Hogwarts einkerkern.
Ja, das hätte er vor ein paar Monaten ohne Skrupel gemacht, doch seither hatte sich viel verändert, auch wenn er sich das nicht gerne eingestand. Der Blick durch das Fenster auf seine glückliche Tochter hatte ihn berührt. Es war ein diffuses Gefühl: er beneidete diese Menschen, mit denen Melody so vertraut schien, während sie ihn selber nur als autoritären Lehrer wahrnahm. Und er war neugierig, einen Blick in Melodys Leben zu werfen. Die Chance war zu perfekt, um sie nicht zu packen! Last but not least, sagte er sich, konnte er Melody ja schlecht unter der Dusche hervorzerren! Und so entschied er sich, das Spiel mitzuspielen und nahm das Glas Whisky, das Patrick ihm reichte.

Patrick führte den Gast ins Wohnzimmer und erzählte ihm, wie Marietta und er Hanna und Tom kennen gelernt hatten. „Melody war damals ein Kleinkind, keine zwei Jahre alt. Unser Enkel Matthew war fünf und verbrachte die Festtage bei uns, weil seine Mutter arbeitete. Hanna rief uns an, weil sie eine Übernachtungsmöglichkeit für zwei Nächte suchte und sie auf unser B&B aufmerksam gemacht worden war.“ Seither waren Hanna und Tom allem Anschein nach jedes Jahr für ein paar Tage, später auch im Frühling und im Sommer während den Ferien nach Bawburgh gekommen.
Patrick holte alte Fotoalben hervor und suchte nach Bildern von Melody und den Rohans. Severus spürte einen leichten Stich in der Brust, als er zum ersten Mal Melody als Kleinkind sah: als pausbäckige Dreijährige auf den Schultern von Tom. Dieselbe Dreijährige halbnackt in einem kleinen Planschbecken im Vorgarten. Melody mit vier Jahren mit einer Kindergitarre unter Shanleys Weihnachtsbaum neben einem Jungen („Das ist unser Enkel Matthew“).
Patrick legte das Album auf den Couchtisch und langte nach dem nächsten Album. Im Zeitraffer gewann Severus kleine Einblicke in das Familienleben der Shanleys und die regelmäßigen Besuche der Rohans. Er fühlte sich sonderbar dabei.

„Hallo Großvater“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
„Oh, Matthew“, rief Patrick. „Komm herein. Wir haben einen Gast. Remus, das ist Matthew. Matthew: Melodys Onkel Remus.“
„Hallo, freut mich, dich kennen zu lernen“, sagte Matthew und schüttelte ihm die Hand.
„Wir schauen gerade Fotos von früher an“, sagte Patrick. „Erinnerst du dich noch, wie ihr euch damals im Schnee eingegraben habt?“
Matthew nahm auf der Armlehne neben Patrick Platz und schaute das Bild an, auf dem Melody und er beide bis zum Hals eingegraben aus dem Schnee hervorgrinsten.
„Ja, das war Wahnsinn. Soviel Schnee hatten wir noch nie“, lachte er.
„Das ist mein Lieblingsbild“, sagte Patrick nach dem Weiterblättern. Ein Portraitbild von Melody mit dickem Rollkragenpullover aus Wolle und einer dampfenden Tasse Tee vor der Nase, den schwarzen Blick ins Unendliche gerichtet.
„Sie ist groß geworden“, wandte sich Patrick an Matthew. „Findest du nicht auch?“
Matthew druckste ein bisschen herum und meinte dann: „Sie ist kein Kind mehr.“
„Das meine ich. Jetzt ist sie eine junge Frau. Sie wirkt viel reifer als beim letzten Besuch ... Und sie ist noch hübscher geworden.“
Patrick stieß seinem Enkel neckend den Ellbogen in die Rippen, so dass dieser fast von der Armlehne rutschte und rot anlief.
Marietta war dazugekommen und schaute ihrem Mann über die Schulter.
„Ja, sie sieht allerdings auch viel ernster aus ... Kein Wunder bei dem, was sie erlebt hat. Ich bin so froh, dass sie dich hat, Remus. Sie sagte, du sorgst gut für sie.“ Severus verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen.
Im Flur hörte man die Treppe knarren. „Ah, ich glaube, sie kommt“, sagte Marietta und blickte zur Tür. Einen Augenblick später trat Melody über die Schwelle.
Marietta lächelte sie an. „Schau, wer da ist, Melody. Remus hat es doch noch geschafft!“
Severus stand auf und blickte Melody mit zusammengekniffenen Augen und unheilvollem Blick an. Seine Lippen kräuselten sich. Melody fiel die Kinnlade herunter. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und wurde kreideweiß.
„Na, überrascht, Nichte?“, fragte Severus mit seidenglatter Stimme.
Er freute sich teuflisch, als er sah, dass Melody vor Entsetzen beinahe in Ohnmacht fiel und sich gegen den Türrahmen lehnen musste.
„Sir, ich kann alles erkl–“ versuchte sie zu antworten.
Severus fiel ihr ins Wort. „Sir?“, fragte er herausfordernd. „Ich bin dein Onkel. Schon vergessen? Du darfst Remus zu mir sagen.“
„Ja ... Onkel ... Remus“, stotterte Melody. Sie wäre am liebsten an Ort und Stelle im Boden versunken.
„Du scheinst dich nicht sonderlich darüber zu freuen, dass ich früher kommen konnte.“
„Doch, doch, natürlich“, antwortete Melody schnell. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu pink.

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Sorry, sorry, sorry! Ich weiss, es sollte verboten werden, an Stellen wie dieser ein Kapitel zu beenden! Vor allem wenn man nicht einfach umblättern kann!!
Es kommt aber noch schlimmer (ich habe mich schon so lange und intensiv mit unserem Zaubertränkelehrer befasst, dass ich mir an dieser Stelle ein snap'sches Grinsen nicht verkneifen kann) ich fahre jetzt nämlich für eine Woche in den Urlaub :o(
Ihr habt also eine ganze Woche Zeit, diese Geschichte weiterzuträumen, euch auszumalen, wie die Standpauke aussieht, die Melody bekommt, wie der Abend bei den Shanleys verläuft, was es zu essen gibt, welche Musik aufgelegt und worüber geredet wird, und ob Melody den nächsten Tag noch erlebt ... Und damit ihr mit euren Gedanken nicht alleine seid, könnt ihr alle eure Wünsche, Ideen, Befürchtungen und Vorschläge hier deponieren (1 Rolle Pergament von jedem, der diesen Text liest :o) Ich gebe allen eine persönliche Antwort, und das nächste Kapitel gibt es am nächsten Sonntag ... hier!
Macht's gut, bis bald Fiirvogel


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