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Fanfiction

Aus der Asche - 14. Kapitel / Weihnachten in Hogwarts

von fiirvogel

Langsam rückte Weihnachten näher. Die Stimmung im Schloss war heiter, Vorfreude lag in der Luft. Eines Sonntagmorgens war das ganze Schloss weihnachtlich geschmückt. In jeder Rüstung brannte eine Kerze und kleine Engelchen schwebten durch die Korridore und summten Weihnachtslieder, wenn jemand an ihnen vorbeiging. Melody beobachtete nach dem Frühstück fasziniert, wie Professor Flitwick mit seinem Zauberstab Hunderte von Weihnachtskugeln an die zwölf Weihnachtsbäume in der Eingangshalle hängte.
Draußen war in der Nacht endlich der erste Schnee gefallen. Viel zu spät, wie viele Schüler fanden. Die meisten holten eilends Handschuhe, Jacke und Mütze und gingen nach draußen. Auch Melody zog es ins Freie. Als sie aus der Grossen Halle kam, eilte sie zum Gryffindorturm. Sie nahm zwei Stufen auf einmal und kam atemlos beim Portrait der Fetten Dame an. „Passwort?“ fragte diese gelangweilt.
„Mimblus Mimbelto...“, keuchte Melody.
„Wie bitte?“, fragte die fette Dame spitz.
„Mimbelus Mimbletonia“, wiederholte Melody langsam und deutlich, als würde sie mit jemandem sprechen, der schlecht hörte.
„Warum nicht gleich?“, knurrt die fette Dame und ließ Melody ein.
Im Gemeinschaftsraum saßen Ron, Hermine und Harry.
„Kommt ihr mit nach draußen?“, fragte Melody.
Harry schüttelte nur abwesend den Kopf.
„Zu viele Aufgaben“, murmelte Ron.
Melody sah Hermine fragend an.
„Tut mir Leid, aber ich muss zuerst dieses Runen-Essay schreiben“, antwortete diese. „Du hättest bestimmt auch noch einiges zu tun, oder?“
„Yep“, gab Melody zu. „Aber heute Nacht hat es g-e-s-c-h-n-e-i-t, falls ihr es noch nicht gemerkt habt, und da kann man doch nicht über Büchern brüten.“
Harry grinste und blickte zu Ron hinüber. Dann schlugen beide ihre Bücher zu. „Du hast Recht“, rief Ron. „Ein bisschen frische Luft vor dem Lernen tut bestimmt gut.“
Hermine schüttelte missbilligend den Kopf und blieb als einzige sitzen.

Harry, Ron und Melody stampften kurz darauf dick eingemummt durch den wadentiefen Schnee. Ron gab Melody einen übermütigen Knuff, worauf sie stolperte, ausrutschte und im Schnee landete. Sie rächte sich mit einem Fußfessel-Fluch, der Ron der Länge nach in den Schnee tauchen ließ und Harry auch gleich noch mitriss. Als Ron sich fluchend erhob, flüchtete Melody quiekend quer durch ein Schneefeld, bis Ron sie eingeholt hatte und sie in den Schnee drückte.
„Gibst du dich geschlagen?“, wollte er wissen.
Melody spuckte Schnee aus und nickte. „Für den Moment“, lachte sie, worauf Ron sie aufstehen ließ. Es folgte eine ausgiebige Schneeballschlacht. Und als die drei sich ausgetobt hatten, versuchten sie mit dem Zauberstab Schneebälle zum Gryffindorturm hinauf zu manövrieren.
„Ich habe getroffen“, jubelte Harry triumphierend, als oben ein Fenster aufging und Hermine den Kopf herausstreckte. Harry, Ron und Melody grinsten breit und winkten, aber Hermine schloss das Fenster nur wortlos wieder.
„Wir sollten auch wieder hoch“, meinte Ron. „Wir können Hermine nicht alleine lassen mit den Büchern, sonst versauert sie uns.“
„Okay, einverstanden“, antwortete Harry. „Wir haben ja wirklich noch mehr als genug zu tun.“
Die drei betraten schäkernd und lachend mit roten Wangen und Schnee in den Haaren die Eingangshalle. Snape kam gerade die Treppe aus dem Kerker herauf und musterte sie missbilligend, sagte aber kein Wort.

„Hermine geht mit ihren Eltern Skifahren“, erzählte Ron, als Snape verschwunden war. „Da fährt man auf zwei Brettern den Hang hinunter.“
Melody lachte. „Skifahren ist cool.“
„Fährst du auch Ski?“, fragte Ron skeptisch.
„Nicht wirklich gut. Tom fuhr Ski. Er nahm mich manchmal für einen oder zwei Tage mit. Aber wir verbrachten Weihnachten eigentlich immer bei unseren besten Freunden und selten in Skigebieten.“
„Was machst du denn jetzt über die Festtage?“, wollte Harry wissen.
Melody zuckte zusammen: diese Frage hatte sie sich auch schon gestellt. Beim Gedanken, Weihnachten ohne Hanna und Tom und ohne die Shanleys zu verbringen, wurde ihr mulmig zumute.
„Ich weiß nicht. Ich würde gerne zu unseren Freunden fahren. Aber das wird Remus bestimmt nicht erlauben.“
„Frag ihn einfach“, schlug Ron vor. „Und wenn er Nein sagt, kommst du mit uns. Wir feiern alle zusammen im Hauptqu–“. Harry trat ihm auf den Fuß. „Bei mir zuhause“, schloss Ron.
„Hmm“, murmelte Melody. „Ich überlege es mir.“
Sie musste nicht überlegen. Sie wusste bereits, was sie antworten würde. Sie wollte nach Bawburgh, wie jedes Jahr. In einem Leben, das komplett auf den Kopf gestellt worden war, gab ihr die Vorstellung, Weihnachten bei den Shanleys zu verbringen, ein Gefühl von Kontinuität und Geborgenheit. Sie schrieb Remus eine Eule und bat ihn um Erlaubnis, Weihnachten bei Freunden verbringen zu dürfen. Aber Remus war kategorisch dagegen, dass sie alleine irgendwohin fuhr, und schlug ihr stattdessen vor, was Ron ihr bereits vorgeschlagen hatte: dass sie bei Rons Familie Weihnachten feiern sollte. „Harry wird auch dort sein, und wenn ich es einrichten kann, werde ich auch kommen.“
Melody lehnte ab. Sie hatte unter diesen Umständen keine Lust auf Weihnachtsfeiern, wo auch immer, und entschied sich, in Hogwarts zu bleiben. Etwas Gutes hatte es ja: sie konnte zwei Wochen ungestört lernen, dachte sie zerknirscht und etwas sauer auf Remus.

Harry, Ron, Ginny, Fred und George waren eines Morgens ohne Erklärung verschwunden. Es wurde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, Rons Vater sei verunfallt, aber außer Hermine wusste niemand Bescheid, und sie beschränkte sich darauf zu wiederholen, dass sie nicht wisse, was vorgefallen sei. Auf jeden Fall schrieb sie ihren Eltern, dass sie Weihnachten doch lieber mit Harry und Ron verbringen wollte, und reiste vor Heiligabend mit dem Knightbus nach London. Melody brachte sie ans Tor, wo Tonks auf sie wartete.
„Kommst du nicht mit?“, fragte Tonks.
Melody schüttelte den Kopf. „Keine Lust“, antwortete sie knapp. „Ich hatte andere Pläne, aber Remus war dagegen.“
„Du musst ihn entschuldigen“, nahm Tonks Remus in Schutz. „Es ist nicht einfach für ihn. Er hat im Moment sehr viel zu tun, und seine Arbeit ist ziemlich belastend.“
„Schon in Ordnung“, antwortete Melody mit wie sie hoffte fröhlicher Stimme. „Mir wird schon nicht langweilig. Macht’s gut. Frohe Weihnachten!“
Sie winkte Tonks und Hermine zum Abschied zu und machte sich auf den Weg zurück zum Schloss. Hinein gehen wollte sie noch nicht. Eine Weile lang vergnügte sie sich damit, Schneebälle gegen die peitschende Weide zu schleudern, die jedes Mal, wenn sie getroffen wurde, wütend mit den Ästen um sich schlug. Als es ihr zu langweilig wurde, schlenderte Melody im Zickzack rückwärts durch den tiefen Schnee und übte, ihre Fußspuren mit dem Tilgzauber zum Verschwinden zu bringen, bis sie eiskalte Zehen hatte. Dann probierte sie den Hitzezauber aus, den Hermine ihr fürs Haaretrocknen beigebracht hatte, und taute sich einen schmalen Pfad durch den Schnee bis zum Schloss zurück.

Für das Abendessen war nur ein kleiner Tisch in der Mitte der Grossen Halle gedeckt. Dumbledore, Snape, McGonagall, Flitwick und die Lehrerin für Wahrsagen, Professor Trelawney, saßen um den Tisch herum mit zwei schweigsamen Hufflepuff-Zweitklässlern und einem finster dreinblickenden Slytherin-Fünftklässler. Melody setzte sich neben McGonagall.
„Melody, hattest du denn keine Lust, mit den Weasleys zu feiern?“, wollte Dumbledore wissen.
„Nicht wirklich“, antwortete Melody einsilbig.
Dumbledore schien nicht gemerkt zu haben, dass sie nicht über Weihnachten sprechen wollte. Er fuhr fort: „Weihnachten ist eine schwierige Zeit für viele Menschen. So viele Rituale, an denen man hängt oder aus denen man gerne ausbrechen würde ...“
Melody antwortete nicht. Sie starrte auf ihren Teller und hörte den Gesprächen der Lehrer nur mit einem Ohr zu, während sie hastig ihren Teller leer ass. Sie war die erste, die sich erhob und nach einem gemurmelten Schönen Abend die Grosse Halle verließ.

Als sie alleine im Gryffindor-Gemeinschaftsraum war, setzte sie sich mit der Gitarre vor das Kaminfeuer. Sie begann, Stücke zu spielen, die sie mit Weihnachten verbanden, und versuchte dazu zu singen. Doch die Stimme versagte ihr, und schließlich auch die Finger. Sie legte den Kopf auf die Gitarre, biss auf die Lippen und starrte ins Feuer. Die Umgebung begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Weihnachten, das war für sie das Wohnzimmer der Shanleys, der rot und goldig geschmückte Baum. Patrick, der die Kerzen anzündete. Hanna und Marietta, die Weihnachtslieder sangen. Matthew, der dazu Gitarre spielte. Weihnachten, das bedeutete Truthahn und Weihnachtskekse zum Nachtisch, Spaziergänge im Dunkeln, bunt beleuchtete Häuserfenster, Kissenschlachten mit Matthew ... Melody legte die Gitarre neben sich auf ein Tischchen, packte ein Kissen und legte sich vor dem Kamin auf den Boden. In Erinnerungen versunken döste sie ein.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie mit einer warmen Decke zugedeckt. Wer hatte die Decke gebracht? Melody blickte sich um, war aber alleine im Gemeinschaftsraum. Nur das Feuer flackerte so munter wie am Abend zuvor. Ob die Hauselfen hier gewesen waren? Melody hatte noch nie einen gesehen, aber überall fand man ihre unauffälligen Spuren: die Feuer, die ständig brannten, das Essen auf den Tischen, die gewaschenen Kleider ...
Melody setzte sich auf und streckte sich. Sie hatte tief geschlafen, fühlte sich aber ziemlich gerädert nach der Nacht auf dem Boden. Neben ihr lagen Geschenke. Sie langte nach dem obersten Päckchen und öffnete es. Es war eine Tüte voller Süßigkeiten aus dem Honigtopf in Hogsmeade von Ron. Melody steckte sich einen Schokofrosch in den Mund und nahm das nächste Geschenk in Angriff. Neville schenkte ihr eine Nieswurz mit Pflegeanleitung. Von Hermine bekam sie das unglaublich dicke Buch Geschichte Hogwarts und von Harry Quidditch im Wandel der Zeiten von Kennilworthy Whisp. Melody blätterte durch das Buch, das zahlreiche interessante Bilder hatte, und wandte sich dann dem letzten Päckchen zu: es war klein und trug keinen Absender. Melody riss das Papier auf. Zum Vorschein kam eine kleine Schatulle, in der ein Armreif aus Gold lag. Jedenfalls nahm Melody an, dass er aus Gold war, sie kannte sich mit Schmuck so gut wie gar nicht aus. Sie drehte den Armreif bewundernd in der Hand hin und her und streifte ihn schließlich über das Handgelenk. Er passte perfekt. Sofort breitete sich eine Wärme vom Armreif auf ihren ganzen Körper aus. Von wem war das Geschenk? Melody untersuchte das Packpapier und die Schatulle noch einmal eingehend von allen Seiten, aber da stand kein Absender. Von Remus vielleicht? Erst als sie den Armreif wieder abstreifte und genauer untersuchte, fiel ihr die feine Gravur auf der Innenseite auf. Für meine Tochter Melody, Weihnachten 1995.

Es war kurz vor Mittag, als Remus die Eingangshalle von Hogwarts betrat. Er hatte sich entschlossen, Melody zu besuchen und ihr sein Geschenk persönlich zu überreichen, wenn sie schon nicht nach Grimmauldplatz kommen wollte. Er war in diesen Tagen sehr eingespannt für den Orden und sah keine Möglichkeit, Melody über die Festtage zu sich nach Hause zu nehmen. Zudem hatte ihm Snape ziemlich unmissverständlich klar gemacht, dass er es nicht billigen würde, wenn Remus sie mitnähme. Er entwickelte sich zu einem eifersüchtigen Vater, fand Remus.
Remus klopfte sich den Schnee von den Kleidern. Auf der großen, geschwungenen Marmortreppe kam ihm Dumbledore entgegen und begrüßte ihn in weihnächtlich aufgeräumter Stimmung. Gemeinsam betraten sie die Grosse Halle und setzten sich an den festlich geschmückten Tisch. Nach und nach nahmen alle Platz. Flitwick und McGonagall begrüßten Remus mit einem herzlichen Händedruck, Snape bedachte ihn eines düsteren Blicks, aus dem Remus ein Was willst du hier? herauslesen konnte, und Trelawney anerbot sich, ihm die Ereignisse des nächsten Jahres aus der Hand zu lesen. Remus lehnte dankend ab und sah sich nach Melody um.
„Soll ich mal im Gryffindorturm nachsehen?“, fragte er McGonagall schließlich, als auch die restlichen Schüler Platz genommen hatten und nur noch Melody fehlte. Snape erhob sich brüsk, merkte dann aber wohl, dass ihm nie gestattet wäre, den Gryffindorturm zu betreten, und setzte sich wieder hin. McGonagall gab Remus das Passwort bekannt, und er verließ schnell die Grosse Halle, bevor ihn Snape verhexen oder sonst wie aufhalten konnte.

Melody zuckte zusammen, als sie hinter sich plötzlich Schritte hörte. „Remus“, rief sie überrascht, als sie den Eindringling erkannte.
„Ich wollte schauen, wie es dir geht“, begrüßte Remus sie . „Frohe Weihnachten.“
„Danke“, antwortete Melody und lächelte müde.
Remus reichte ihr sein Geschenk. Melody sah ihn überrascht an. „Für mich?“ fragte sie.
„Für wen denn sonst?“, fragte Remus lachend und blickte sich im leeren Gemeinschaftsraum um.
Melody riss das Geschenkpapier auf und hielt ein Exemplar von Jane Austens Sense and Sensibility in den Händen.
„Damit du dir nach dem Film auch das Original zu Gemüte führen kannst“, meinte Remus und zwinkerte ihr zu. „Das Buch kann man übrigens auch anfassen.“
Melody grinste. „Dann leihe ich es anschließend Tonks zum Lesen.“

Remus betrachtete die ausgepackten Geschenke, die neben Melody auf einem Sessel lagen und griff nach einem dicken Buch. „Ah, sicher von Hermine“, lachte er. Melody nickte. Dann streifte sie ihren Armreif ab und reichte ihn Remus. „Schau mal, was ich bekommen habe.“
Remus nickte anerkennend. „Ein schöner Armreif“, meinte er. „Von wem ist er?“
„Ließ, was eingraviert ist.“
Für meine Tochter Melody, Weihnachten 1995. Remus wusste nicht, was er sagen sollte, er schaute Melody nur sprachlos an.
„Es ist kein Absender auf dem Päckchen“, erklärte sie. „Ich habe es mit zwei Aufdeckungszaubern versucht“ – sie zeigte auf das Grosse Selbsthilfebuch für Zauberer, das aufgeschlagen neben ihr auf dem Boden lag – „und ich habe dem Päckchen gedroht, es ins Feuer zu werfen, wenn es den Absender nicht bekannt gibt: keine Reaktion.“
„Du hast ... was?“, fragte Remus schmunzelnd.
„Naja, ich dachte, vielleicht bekommt es Angst und verrät mir den Absender. Hätte doch sein können. Was für welche Möglichkeiten gibt es sonst noch, eine unsichtbare Schrift sichtbar zu machen?“
Remus versuchte es noch mit Ich befehle dir, dein Geheimnis preiszugeben, aber er war sich sicher, dass auf diesem Päckchen kein Absender draufstand. Melody beobachtete ihn gespannt und seufzte schließlich enttäuscht.

„Wie lange denkst du schon darüber nach?“ fragte Remus vorsichtig.
„Seit ich es geöffnet habe.“
„Dann ist es höchste Zeit, dass du nun zum Mittagessen kommst.“ Remus stand auf und hielt ihr die Hand hin. „Na los!“
Doch Melody machte eine ungeduldige Geste. „Remus, der Armreif ist von meinem Vater!“, rief sie. „Verstehst du denn nicht? Er lebt. Er kennt mich. Und er weiß, dass ich hier bin. Aber wo ist er? Warum schickt er mir ein Geschenk? Warum kommt er nicht selber vorbei?“
Melody schlug ärgerlich die Hände vors Gesicht, als sie merkte dass ihr wieder die Tränen kamen.
„Na, na, komm schon“, versuchte Remus sie zu trösten. „Hättest du nicht doch Lust, einige Tage mit Rons Familie zu verbringen? Harry und Hermine sind auch dort. Das brächte dich auf andere Gedanken. Ich glaube, es ist nicht gut, wenn du zwei Wochen alleine hier sitzest und grübelst.“
„Ich wollte doch zu meinen Freunden fahren ...“
„Das geht nicht, Melody, das habe ich dir schon erklärt. Ich habe keine Zeit, und ich darf dich nicht alleine verreisen lassen.“
„Ich kenne sie schon lange, wir waren jedes Jahr bei ihnen. Sie passen gut auf mich auf, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Bitte, Remus!“, bettelte Melody.
„Nein, tut mir Leid.“ Remus sah sie seufzend an und schüttelte den Kopf. „Tut mir wirklich Leid.“
Melody schwieg eine Weile, dann fragte sie: „Wo wohnt denn Rons Familie?“
„In London. Ich kann dich gleich nach dem Mittagessen mitnehmen.“
Melody überlegte einen Augenblick, dann nickte sie, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. „Okay, ich komme mit.“

Als Remus und Melody die Grosse Halle betraten, hatten alle schon mit dem Essen angefangen. Melody wäre am liebsten im Boden versunken, als sie alle anblickten. Sie setzte sich wortlos neben Remus und blickte nur kurz über den Tellerrand, um festzustellen, dass Snape ihr gegenüber saß und sie mit zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn musterte.
„Nanu, Melody“, rief Dumbledore ausgelassen.
Melody brachte ein schiefes Lächeln zustande.
„Sie hat –„ begann Remus, aber Melody unterbrach ihn. „Ich habe ein Geschenk von meinem Vater bekommen“, sagte sie und blickte Dumbledore an.
Dumbledore sah nicht überrascht aus. „Darf ich es sehen?“, fragte er.
Melody reichte ihm den Armreif über den Tisch.
„Schöne Arbeit“, meinte Dumbledore anerkennend. „Im Armreif ist viel magische Kraft für dich gespeichert.“
Melody bekam große Augen. „Dann ist er eine Art Batterie?“ Sie sah rundum nur ratlose Blicke und fügte an: „Kann ich die Zauberkraft anzapfen, wenn ich will?“
„Der Armreif unterstützt dich wohl von selbst, wenn du für einen Zauber mehr Kraft benötigst, als du aufbringen kannst“, erklärte Dumbledore und reichte ihr das Schmuckstück zurück.
Melody seufzte und streifte den Armreif wieder über ihr Handgelenk.
„Freuen Sie sich denn nicht über das Geschenk?“, erkundigte sich McGonagall.
„Doch, sicher. Sehr sogar ...“, murmelte Melody, dann holte sie tief Luft und fügte trotzig an: „Aber warum schickt mir mein Vater ein Geschenk? Wenn er doch weiß, wo ich bin! Wieso kommt er nicht persönlich? Weshalb ist er nicht hier? ... Lieber als hier würde ich jetzt meinem Vater gegenüber sitzen und –“
Snape verschluckte sich und begann zu husten.
Melody schaute ihn erschrocken an. „Entschuldigung“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich wollte Sie nicht beleiden, Sir.“
Snape blickte sie mit böse funkelnden Augen an. Melody lief rot an und senkte den Blick. Sie konzentrierte sich auf ihr Essen und sah die amüsierten Blicke nicht, die Dumbledore, McGonagall und Remus austauschten.
Als sich nach dem Essen alle erhoben und Melody mit Remus die Grosse Halle verlassen wollte, räusperte sich Snape: „Miss Rohan, ich erinnere Sie daran, dass morgen Samstag ist ...“
„Aber –“
„Wenn Sie möchten, können Sie einen weiteren Trank brauen kommen. Das Essay erspare ich Ihnen – und mir – weihnachtshalber.“
„Tut mir Leid, Sir, ich reise nachher mit Remus nach London. Ich werde noch ein paar Tage bei Rons Familie verbringen.“
„Hmpf.“ Snape nickte mürrisch. Er warf Remus einen bitterbösen Blick zu und rauschte mit wehendem Umhang davon.

Melody bereute ihren Entschluss, zu Rons Familie zu reisen, bereits beim Betreten von Grimmauldplatz Nr. 12. Das Haus war düster und unheimlich. Alles sah schmuddelig und heruntergekommen aus. An den Wänden im Treppenhaus hingen Köpfe (von Hauselfen, wie ihr Ron später erklärte). Melody wurde bei ihrem Anblick beinahe übel. Fred und George rannten die Treppe herunter und begrüßten die Neuankömmlinge lautstark, worauf eine hohe, durchdringende Stimme zu kreischen begann. Melody zuckte zusammen und zog sich hinter Remus’ Rücken zurück. Das Kreischen kam von einem Portrait an der Wand.
„Fred, George, wie oft habe ich euch schon gesagt, ihr sollt im Flur leise sein“, schimpfte eine mollige, resolute Frau, die mit einer Kelle bewaffnet aus einer Tür am Ende des Flurs gerannt kam. Das musste Rons Mutter sein, Mrs Weasley. Sie eilte zum Portrait und versuchte, es mit einem Vorhang zu verdecken, doch die Hexe im Bild wehrte sich nach Leibeskräften und schrie ohne Unterlass.
„Halt den Mund, Mutter“, donnerte eine weitere Stimme. Hinter Mrs Weasley erschien ein Mann mit Bart und wirrem dunklem Haar. Er eilte Mrs Weasley zu Hilfe und gemeinsam schafften sie es, das Portrait zum Schweigen zu bringen.
„Tut mir Leid“, wandte sich Mrs Weasley an Melody und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Du musst Melody sein. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Ich bin Rons Mutter.“
„Hallo“, sagte Melody, die erst jetzt wieder hinter Remus’ Rücken hervorkam. „Danke, dass Sie mich eingeladen haben.“
„Willkommen in Grimmauldplatz“, sagte der Mann, der Mrs Weasley geholfen hatte. „Ich bin Sirius Black, Harrys Pate. Das ist mein Elternhaus. Meine Mutter“ – er deutete missmutig zum Vorhang hinüber, hinter dem das Portrait nun wieder ruhig war – „hast du ja schon kennen gelernt.“
Melody starrte ihn sprachlos an. Sirius Black. Sie hatte ihn auf dem Foto in Harrys Album gesehen, aber sie hätte ihn nicht mehr erkannt. Er schien seither noch älter geworden zu sein als Remus, und Melody fragte sich, was dieser Mann erlebt haben musste, dass er in so kurzer Zeit so gealtert war.
In dem Moment kamen Ron, Hermine und Ginny die Treppe herunter. „Hallo Melody“, begrüßte sie Ron. „Schön, dass du dich doch noch entschieden hast zu kommen.“
„Hallo“, grüsste Melody. „Wo ist Harry?“
Alle Umstehenden schwiegen etwas betreten.
„Nun, er ist in letzter Zeit etwas mürrisch“, erklärte Sirius und machte eine einladende Geste. „Aber stehen wir doch nicht im Flur herum. Kommt in die Küche, trinken wir einen Tee. Ich werde Harry holen.“
Als sie in der Küche um den großen Tisch herum saßen und Tee tranken und selbstgebackene Weihnachtskekse aßen, betrachtete Sirius Melody aufmerksam. „Es ist frappant, wie sehr du deiner Mutter gleichst, weißt du?“
Melody warf einen Blick zu Remus hinüber. Wem hatte er wohl noch erzählt, dass sie Liz’ Cartneys Tochter war? Andererseits: da sogar Malfoy sie auf den ersten Blick erkannt hatte, war es wohl sowieso kein Geheimnis. Sie nickte. „Das habe ich schon oft gehört“, antwortete sie trocken.
„Wer ist dein Vater?“, wollte Sirius wissen und stellte seine Tasse auf den Tisch.
„Ich weiß es nicht.“
„Schade, ich hätte ihn gerne kennen gelernt“, meinte Sirius mit einem sonderbar gereizten Unterton. Melody sah verstohlen zu Remus hinüber, der ihr einen Geh-nicht-darauf-ein-Blick zurückgab.
Melody schnappte sich noch einen Keks und schob ihn in den Mund.
„Ich wüsste wirklich zu gerne, wer er war“, fuhr Sirius fort, der das Thema offenbar nicht lassen konnte. „Von mir wollte Liz nämlich nie etwas wissen.“
„Weil du von dir selber eingenommen warst und sie einfach nicht auf Typen wie dich stand“, antwortete Remus. „Und nun lass das Thema.“
Sirius wollte etwas erwidern, erhob sich dann aber und holte ein Stück Fleisch aus dem Vorratsraum. „Ich bring Seidenschnabel sein Mittagessen“, brummte er und verschwand.
Melody blickte ihm nach. „Er stand auf meine Mutter?“
„Ja, während der Schulzeit schon. Aber Liz ließ ihn mehrfach abblitzen.“
„Warum?“
Remus zuckte mit den Schultern. „Er war wie gesagt nicht ihr Typ.“
„Wer war ihr Typ?“
„Ich weiß es nicht“, meinte Remus ausweichend. „Ich habe sie nie mit jemandem zusammen gesehen.“ Er stellte seine leere Tasse auf den Tisch und stand auf. „Ich muss weiter, tut mir Leid.“
„Du kommst morgen Nachmittag zum Treffen?“, fragte Mrs Weasley. „Du und Tonks könnt anschließend gerne zum Abendessen bleiben, wenn ihr möchtet.“
„Gerne“, antwortete Remus. „Dann bis morgen.“ Er zog seinen Umhang an und verließ die Küche.

Sirius verlor kein Wort mehr über die Sache mit Liz, doch Melody mochte die Art nicht, wie er ihr während des Abendessens in die Augen sah. Als versuchte er darin ihren Vater zu finden ...


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Im Buch wird sie als hässliche Kröte beschrieben. Als man mir dann sagte: ,Du wärst toll in der Rolle‘, antwortete ich: ,Herzlichen Dank!‘ Aber natürlich habe ich mich gefreut, als man mich darum bat, denn die Rolle ist ein echtes Juwel, es ist einfach traumhaft, in dieser Welt mitmischen zu dürfen … ganz abgesehen davon, dass ich in der Achtung meiner zwölfjährigen Tochter deutlich gestiegen bin.
Imelda Staunton