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Fanfiction

Aus der Asche - 11. Kapitel / DA-Meeting

von fiirvogel

Für Jonathan und für alle, die heute an ihn denken!!

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Melody kehrte von ihrem Wochenende in London mit neuer Energie und Zuversicht nach Hogwarts zurück. Sie verstaute die Gitarre vorsichtig unter dem Bett. Ihre Gitarre! Ihre Musik! Sie konnte wieder spielen.
Auch ihre Mutter hatte ihre Gitarre in Hogwarts dabei gehabt. Remus hatte Melody erzählt, dass Liz manchmal am Abend im Gemeinschaftsraum gespielt und gesungen hatte. Vielleicht hatte sie im selben Bett gelegen wie sie jetzt ... Melody wusste nicht weshalb, aber sie spürte zum ersten Mal, dass sie in Hogwarts bleiben wollte. Sie wollte die Schule besuchen, die bereits ihre Mutter besucht hatte.

Melody trat ans Fenster und blickte versonnen hinaus auf den Schlossgrund. Ob sie ihren Vater jemals finden würde? Ob er wusste, dass es sie gab? Sie hoffte, dass er stolz auf sie sein würde. Tom war nie stolz auf sie gewesen. Aber Snape hatte Recht: Warum sollten alle Muggel so sein wie Tom? Vielleicht war ihr Vater ein Muggel wie ihr verstorbener Großvater Robert Cartney. Er war stolz auf seine Tochter Liz gewesen.
Melody schloss die Augen und sah das Familiengrab der Cartney vor sich. Wie oft schon war sie mit Hanna dort gewesen und hatte die Namen gelesen? Robert Cartney, Phyllis Cartney, Jonathan Cartney und darunter: Elizabeth Cartney …
Seit sie sich zurückerinnern konnte, waren sie jedes Jahr ein- oder zweimal auf dem Friedhof in Bawburgh gewesen. Meist an Liz’ Geburtstag nach Weihnachten. Dann hatten sie immer ein paar Tage bei Patrick und Marietta Shanley verbracht. Sie waren für Melody wie Grosseltern gewesen. Sie hatte keine eigenen Grosseltern mehr.
Was Marietta und Patrick wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie eine Hexe war? Ob sie stolz wären? Sie konnte sich auf jeden Fall nicht vorstellen, dass sie sie abweisen würden ... Nein, sie war sich ziemlich sicher, dass sie bei den Shanleys auch als Hexe weiterhin willkommen wäre, und das war ein ungemein beruhigendes Gefühl. Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Sie würde mit Remus sprechen und ihn um Erlaubnis bitten, über die Festtage – wie jedes Jahr – nach Bawburgh zu fahren. Und bis dahin würde sie in Hogwarts lernen, was es für Hexen so zu lernen gab!

Woran lag es? Weshalb ging ihr das Zaubern in den letzten Tagen so viel leicht von der Hand? Melody wunderte sich über sich selber, als sie es bei Flitwick zum ersten Mal schaffte, ihr Kissen zielstrebig durch den Raum gleiten und sanft in der Kiste in der Ecke landen zu lassen. Flitwick applaudierte begeistert.
Melody konnte es kaum glauben. Sie hatte es geschafft. Sie sah Flitwick triumphierend an. Sie war ... stolz. Ja! Stolz auf sich selber. Sie konnte es. Konnte diese Kraft, die sie in ihrem Innern spürte, mit ihrem Willen lenken und kontrollieren. Es war nichts Schlechtes, nichts, wofür man sich schämen musste, nichts, wofür man geschlagen werden sollte. Es war eine starke, lebendige, positive Energie, und sie konnte sie nutzen!

Minerva blickte Melody über den Rand ihrer Brille hinweg lächelnd an, als diese das Klassenzimmer betrat. Melody lächelte zurück. Das Wochenende schien ihr gut getan zu haben. Das Mädchen strotzte vor Tatendrang, und aus ihren Augen sprach eine Entschlossenheit, die sie bei der Tochter des Zaubertränkemeisters bisher noch nicht gesehen hatte. Bei Merlin, dachte Minerva, so wie Melody vor ihr stand, hatte vor zwei Jahrzehnten ihre Mutter hier gestanden: dasselbe Strahlen, dieselbe Neugierde und Begeisterungsfähigkeit, dieselbe Aura.
Ja, Minerva konnte sich gut vorstellen, was Severus an Liz beeindruckt hatte: die Lebensfreude, die sie versprüht hatte, die unvoreingenommene Begeisterung, mit der die junge Liz alles angepackt hatte. Sie konnte diese Eigenschaften heute zum ersten Mal in Melody erkennen, wie sie gespannt dasaß und ungeduldig auf den Beginn der Stunde wartete. Nun, sie würde heute bestimmt Spaß im Unterricht haben!
„Guten Morgen, Klasse“, begrüßte Minerva die Erstklässler. „Wir wenden uns heute einem schwierigeren Kapitel der Verwandlungen zu und werden zum ersten Mal ein Lebewesen in einen Gegenstand verwandeln“. Vor jedem Schüler erschien aus dem Nichts eine Kröte auf dem Tisch. Lindsays Kröte hüpfte sogleich mit einem lauten Quaken davon. Minerva wartete, bis sie sie wieder eingefangen hatte.
„Das Verwandeln von Tieren ist schwieriger als das Verwandeln von leblosen Gegenständen. Das Prinzip bleibt dasselbe, außer dass eurem Willen in diesem Fall ein anderer Wille entgegensteht. Lasst euch nicht ablenken von den Bewegungen oder dem Quaken der Kröte. Konzentriert euch auf eure Aufgabe, behaltet das Ziel im Auge ... Ich möchte, dass ihr die Kröte in einen Handschuh verwandelt.“

Die Köpfe der Erstklässler rauchten. An allen Tischen wurde eifrig gezaubert und viel gelacht. Masseys Handschuh hatte nach einer halben Stunde noch immer eine glitschige, grünliche Haut. Lindsays Handschuh war zwar aus Wolle, aber er quakte jedes Mal, wenn ihn jemand berührte. Noras Handschuh war pink, allerdings hatte er Schwimmhäute zwischen den einzelnen Fingern, was ihn eher wie eine zu kurz geratene Schwimmflosse aus Plüsch aussehen ließ.
Melody blickte um sich und musste lachen. So etwas Verrücktes hatte sie noch nie gemacht. Aber es machte Spaß. Sie wandte sich wieder ihrer Kröte zu. Bisher war er es ihr nicht gelungen, aus ihr einen Handschuh zu machen. Was für eine irrwitzige Idee von McGonagall!
Sie ballte entschlossen die Faust und sah die Kröte ernst an. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sie spüre die Hirnströme der Kröte, ihre Verunsicherung und Angst, ihren Wunsch, wieder draußen im nassen Boden eingebuddelt zu liegen und auf den Frühling zu warten. Sie versuchte, die Kröte in Gedanken zu beruhigen. Ich bringe dich anschließend nach draußen, versprach sie. Dann merkte sie, wie sich der Herzschlag der Kröte allmählich verlangsamte. Sie starrte Melody offensichtlich hypnotisiert aus ihren Amphibienaugen an.
Dann begann Melody, sich im Detail vorzustellen, wie ihr Handschuh aussehen sollte: ein flauschiger weicher Fingerhandschuh aus Merinowolle, rot und orange gestreift. Erst als sie das Bild genau vor sich sah, richtete sie ihren schwarzen Zauberstab auf die Kröte, die sie immer noch reglos anglotzte. Melody konzentrierte die ganze Kraft, die sie in sich spürte, auf die Kröte, während sie vor ihrem inneren Augen ganz klar den Handschuh vor sich sah, den sie erhalten wollte. Dann sagte sie den Verwandlungszauber.
Sie ließ beinahe den Zauberstab fallen, als sich die Form der Kröte langsam zu verändern begann. Die Hinterbeine wurden kleiner, aus den Vorderbeinen und dem Kopf entwickelten sich fünf Finger. Die olivegrüne Farbe begann langsam zu leuchten, orange und rot. Und schließlich lag vor Melody auf dem Tisch ein Handschuh. Eine Sekunde lang blickte Melody ihn sprachlos an, tippte ihn mit dem Finger an, strich über das weiche Material. Dann entfuhr ihr ein „Yes!“. Sie ballte triumphierend die Hand zur Faust. Alle drehten sich nach ihr um. McGonagall eilte durch den Raum, blickte erstaunt auf den Handschuh und dann in Melodys leuchtende Augen. Sie sprühten Funken.
„Herzlichen Glückwunsch, Miss Rohan“, sagte McGonagall lächelnd. „Ich glaube, Sie haben verstanden, worum es geht.“
„Darf ich meine Kröte nach draußen bringen?“, fragte Melody.
McGonagall sah Melody schmunzelnd an.
„Ich habe es ihr versprochen“, gestand Melody kichernd.
„Na dann bringen Sie sie hinaus“, antwortete McGonagall amüsiert. Sie schnippte mit ihrem Zauberstab, worauf Melodys Handschuh sich wieder in die Kröte zurückverwandelte. „Sie können schon gehen, Miss Rohan, die Stunde ist sowieso bald zu Ende. Bis zur nächsten Stunde möchte ich von Ihnen allen ein Essay über die wesentlichen Unterschiede beim Verwandeln von Tieren und Gegenständen.“

Melody packte ihre Tasche, nahm die Kröte behutsam in die Hand und ging ruhig aus dem Zimmer. Draußen im Korridor begann sie zu rennen, den Korridor entlang, die Treppe hinunter, aus dem Schloss, über den Hof auf die Wiese hinaus. Dann bahnte sich ihr Übermut einen Weg. Melody hatte das Gefühl zu platzen, wenn sie jetzt nicht schrie. Sie setzte die Kröte ins Gras, ließ ihre Tasche von der Schulter gleiten, dann legte sie die Hände wie einen Trichter an den Mund und ahmte das Geheul eines Wolfes nach.
Sie heulte so laut, dass der Zaubertränkemeister etwas beunruhigt in seinem Büro ans kleine Fenster trat und hinausspähte, um nach dem Wolf Ausschau zu halten. Was er sah, verwirrte ihn: seine Tochter hüpfte auf und ab wie ein Gnom und schrie. Dann öffnete sie ihren Zopf, schüttelte wild ihre Haare und ließ sich zu guter Letzt ins nasse Gras fallen. Severus furchte unwillig die Stirn und schüttelte den Kopf: War sie wahnsinnig geworden?

Die Erstklässler waren an diesem Mittag ausgelassen und laut und hatten es allem Anschein nach sehr lustig. Melody saß mit ihren Mitschülern zusammen und lachte mit ihnen über die sonderbaren Handschuhe, die sie am Morgen bei McGonagall hervorgebracht hatten. Das Mittagessen schmeckte Melody heute besonders gut. Sie aß mit Appetit, ihre Wangen glühten nach ihrem Siegestanz in der kühlen Herbstluft und sie fühlte sich von ihrem Erfolg leicht beschwipst.
Minerva setzte sich zufrieden lächelnd neben Severus. Er sah sie misstrauisch von der Seite an, dann schaute er hinüber zu den Erstklässlern am Gryffindortisch und fragte: „Was hast du mit denen gemacht?“
„Ach, nichts Besonderes“, antwortete Minerva bescheiden und faltete ihre Serviette auseinander. „Wenn ich mit Erstklässlern zum ersten Mal ein lebendiges Tier in einen Gegenstand verwandle, ist das immer sehr unterhaltsam.“
„Und berauschend“, meinte Severus kühl. „Miss Rohan führte sich vorhin ziemlich alarmierend auf. Sie machte vor dem Schloss eine Art indianischen Kriegstanz und heulte dazu. Ich hatte schon Angst, sie sei am Wochenende von einem Werwolf gebissen worden.“
Minerva sah ihren Kollegen missbilligend an. „Das ist nicht komisch, Severus“, wies sie ihn zurecht. „Remus gibt sich sehr viel Mühe und sorgt gut für Melody, das weißt du.“
Severus verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. „Also war deine Stunde schuld an ihrem Verhalten?“, lenkte er ab.
„Sie hat ihre Kröte in einen makellosen Handschuh verwandelt“, erzählte Minerva sichtlich stolz. „Und zwar mit erstaunlicher Selbstsicherheit und Eleganz ... Ich frage mich, von wem sie das hat?“
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, antwortete der Zaubertränkemeister süffisant.
Minerva schmunzelte. „Du hättest sie sehen sollen, Severus. Das Strahlen in ihrem Gesicht, diese überschäumende Begeisterung ... einfach unwiderstehlich!“, schwärmte sie und sah ihn herausfordernd an. „Das hat sie nun aber definitiv nicht von dir.“
Severus blickte sie leicht verärgert an. „Was erwartest du von mir? Soll ich hier einen Tanz hinlegen, weil meine Tochter endlich erste Anzeichen von Begabung zeigt?“ Doch um seine Mundwinkel spielte ein verräterisches Lächeln, auch wenn es nur für Minerva, die direkt neben ihm saß, wahrnehmbar war.

„Wurde auch langsam Zeit“, brummte er nach einer Weile. „Minerva, hättest du gerne noch einen Nachschlag von diesem hervorragenden Stew?“
Minerva schmunzelte. „Melodys Freude ist ansteckend, nicht wahr? Ich wusste doch, dass dich das nicht kalt lässt.“
Severus sah sie fragend an und zog die rechte Augenbraue hoch.
„Naja“, bemerkte sie. „Ich kann mich nicht erinnern, wann du dich das letzte Mal positiv zum Essen geäußert hast.“
„Ich sage selten etwas Schlechtes darüber.“
„Aber auch nichts Gutes“, gab Minerva zurück und zwinkerte ihm zu. „Du wirst sehen, Melody wird auch heute Nachmittag in Zaubertränke besser arbeiten als bisher.“
„Davon gehe ich aus“, entgegnete Severus trocken. „Nach den intensiven und lehrreichen Strafstunden von letzter Woche ... Habe ich dir erzählt, dass sie am Donnerstagabend einen Trunk des Friedens mit mir gebraut hat? – Fünftklassstoff“, fügte er erklärend an.
„Dann hat sie Talent?“
„Hast du etwas anderes erwartet?“
„Nein.“ Minerva schüttelte den Kopf. „Du?“
„Nun, ich gebe zu, ich hatte allmählich schwere Zweifel an ihren Fähigkeiten. Aber du hattest vielleicht Recht: sie brauchte wohl einfach Zeit.“
„Natürlich hatte ich Recht“, erwiderte Minerva selbstbewusst. „Du hattest doch als Schüler auch Startschwierigkeiten!“
„Ich?“ fragte Severus empört.
Minerva lachte. „Ah, jetzt kenne ich dich wieder, Severus ... Um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen: ich verzichte auf einen Nachschlag und warte auf den Nachtisch. Der soll heute auch ganz ausgezeichnet sein.“

Melody war eine der ersten, die am Nachmittag das Klassenzimmer im Kerker betrat.
„Guten Tag, Miss Rohan, holen Sie bitte die Zutaten, die wir brauchen aus dem Vorratsraum“, begrüßte sie Snape trocken und fügte mit leichtem Sarkasmus an: „Sie kennen sich dort ja inzwischen bestens aus.“
Melody hatte zu gute Laune, um sich von diesem Seitenhieb verunsichern zu lassen. Sie hatte sämtliche Ingredienzien im Vorratsraum alphabetisch geordnet und schickte sich an, die Zutaten, die sie für den heutigen Unterricht brauchen würden – die Liste stand bereits an der Wandtafel – zu holen.

Es brauchte nicht lange, da herrschte Ruhe im Klassenzimmer. Severus setzte sich an seinen Schreibtisch. Die Erstklässler arbeiteten mehr oder weniger konzentriert am Haarwuchselixier, das sie heute brauen sollten. Ganz hinten flüsterten zwei und warfen ihm ab und zu vorsichtige Blicke zu, um zu sehen, wie viel Geplauder er noch duldete. Aus Miss Duncans Kessel stieg verdächtig roter Dampf auf. Sie hatte vermutlich die Schrumpffeigen vergessen. Es wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen, um aufzustehen und Miss Duncan bloßzustellen – sie hatte inzwischen auch bemerkt, dass etwas mit ihrem Trank nicht stimmte und schwitzte.
Sollte sie doch! Er würde ihr am Schluss ein paar Tropfen von ihrem Trank über den Kopf träufeln und schauen, wie ihre Haare darauf reagierten. Im schlimmsten Fall müsste sie für die nächsten Wochen ein Kopftuch tragen.
Severus machte es sich in seinem Stuhl bequem und beobachtete Melody, die immer noch den Arbeitsplatz direkt vor ihm hatte: Sie schälte gerade sorgfältig die Schrumpffeigen, bevor sie sich mit sichtlicher Abscheu den Aalaugen zuwandte und sie zu zerkleinern begann. Sie hackte sie so klein sie konnte. Das würde ein kraftvolles Haarwuchselixier geben.
Als sie alle Zutaten beigegeben hatte, stand sie über den brodelnden Kessel geneigt und rührte den Trank unter leisem Zählen drei Minuten im Uhrzeiger- und anschließend drei Minuten im Gegenuhrzeigersinn, bevor sie ein einzelnes Einhornhaar hineinfallen ließ und beobachtete, wie es in ihrem Trank versank. Der Wasserdampf hing ihr wie Perlen in den Fransen und Wimpern. Gedankenverloren strich sie sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, und als das Elixier endlich eine smaragdgrüne Farbe annahm, lächelte sie stolz und blickte für einen kurzen Moment triumphierend zum Lehrerschreibtisch hoch.
Severus zuckte zusammen. Sie sieht aus wie Liz, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Es war nicht sosehr das Aussehen – er hatte schon lange bemerkt, dass sie ihrer Mutter abgesehen von den Augen stark glich –, es war vielmehr das Strahlen in ihrem Gesicht, die Begeisterung, ihre Aura, die zu pulsieren schien und der er sich kaum entziehen konnte. Das hatte Minerva gemeint.
Severus schob den Gedanken eilig dorthin zurück, wo er hergekommen war, und erhob sich brüsk. Sie war eine Schülerin, nur eine von vielen nervigen Schülerinnen hier in Hogwarts. Er schritt entschlossen die Bankreihen ab auf der Suche nach jemandem, an dem er seine soeben schlecht gewordene Laune auslassen konnte. „Miss Duncan“, zischte er, als er Mariah erreicht hatte. „Sind Sie sicher, dass Sie alles korrekt gemacht haben?! Vielleicht möchten Sie ein Fläschchen von ihrem Haarwuchselixier mitnehmen und heute Abend ausprobieren?“ Er genoss einige Augenblicke lang ihr verzweifeltes Ringen um Worte und wandte sich wieder ab. „Klasse, in fünf Minuten ist die Stunde vorbei. Wer noch nicht bei Punkt 12 angelangt ist, kann abbrechen und bekommt eine Null wie Miss Duncan. Alle anderen schließen ihre Arbeit ab und legen eine beschriftete Phiole auf meinen Schreibtisch.“

Am Abend holte Melody ihre Gitarre hervor. Sie setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und strich andächtig über die Saiten. Ihre Finger griffen Akkorde. Sie lauschte mit halb geschlossenen Augen. Dann begann sie leise zu summen. Es war ein gutes Gefühl. Melody kramte in ihrem Gedächtnis nach all den Stücken, die sie oft und gerne gespielt hatte, nach Melodien, Harmonien, Rhythmen und Texten, und nach und nach kamen sie ihr wieder in den Sinn und mit ihnen kam ein Stück Vergangenheit und Identität zurück.
Nach einer Viertelstunde begannen ihre Fingerspitzen zu schmerzen, solange hatte sie schon nicht mehr gespielt. Sie überlegte gerade, ob sie aufhören oder weiterspielen sollte, als Hermine den Kopf zur Tür herein streckte.
„Ach, hier bist du!“, rief sie. Sie kam herein und zog die Tür hinter sich zu. Sie schien etwas nervös.
„Was ist?“, fragte Melody neugierig.
„Neville hat mich soeben angesprochen und nach dir gefragt. Er hatte eine Idee, und um ehrlich zu sein, ich hatte auch schon daran gedacht ... Hättest du nicht Lust, Verteidigung gegen die dunklen Künste zu lernen?“
Melody sah Hermine nur verständnislos an.
„Ich meine richtig“, fügte Hermine an. „Nicht das, was wir bei Umbridge lernen, sondern mit dem Zauberstab in der Hand: Entwaffnungszauber, Schutzzauber, Fesselflüche, alles, was man in einem Zauberduell brauchen kann ...“
„Und wer unterrichtet das?“, fragte Melody überrascht.
„Harry. Er hat jede Menge Erfahrung in diesen Sachen.“
„Echt?“
„Ja, er hat ... Mein Gott, ich habe ganz vergessen, dass du gar nichts über ihn weißt. Tut mir Leid, er ist so berühmt ... Du bist wahrscheinlich die einzige in der ganzen Zauberwelt, die nicht weiß, wer Harry ist!“
Melodys Blick verfinsterte sich. Sie brauchte niemanden, der ihr sagte, dass sie keine Ahnung von der Zauberwelt hatte. Das wusste sie!
„Tut mir Leid“, sagte Hermine schnell, als sie Melodys Blick bemerkte. „Ich habe es nicht so gemeint. Es ist ja auch nicht so wichtig. Wichtig ist im Moment nur, dass du weißt, dass er jede Menge Erfahrung im Duellieren hat. Und er hat sich bereit erklärt, eine Gruppe von Interessierten zu unterrichten. Bist du dabei?“
Melody nickte.
„Super, ich glaube, das wird dir gefallen ... Du müsstest allerdings zuerst noch hier unterschreiben“, fuhr Hermine fort und zog eine Pergamentrolle hervor. „Mit deiner Unterschrift bestätigst du, dass du niemandem von unserer Gruppe erzählst, besonders Umbridge nicht.“
„Seid ihr eine Art Untergrundorganisation?“, fragte Melody aufgeregt.
„Ja, so etwas in der Art. Unterschreibst du?“
Melody schaute auf die lange Namenliste. „Da haben schon einige unterschrieben“, staunte sie.
„Ja, wir haben uns am letzten Hogsmeade-Wochenende getroffen und die Sache besprochen“, erzählte Hermine. „Das Interesse war groß. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis wir einen geeigneten Raum gefunden hatten.“
Melody holte Feder und Tinte und setzte ihren Namen unter die Liste. „Wann geht es denn los?“, fragte sie und reichte Hermine die Pergamentrolle zurück.
„Gleich jetzt. Ich geh schon einmal vor. Neville und Ginny warten auf dich. Passt auf, dass euch niemand erwischt.“ Und weg war sie.
Melody legte ihre Gitarre zurück ins Futteral und schob sie unters Bett. Hermines Andeutung, dass sie als einzige in der Zauberwelt nicht wusste, weshalb Harry berühmt war, ärgerte sie. Sie hatte sich in den letzten Wochen wirklich nicht für die Welt interessiert, in die sie hineingeraten war. Sie nahm sich vor, das zu ändern. Sie würde Harry fragen, wofür er berühmt war. Und sie wollte die Welt, der sie durch ihre Mutter angehörte, kennen lernen.
Melody zog ihre Turnschuhe an, steckte ihren Zauberstab in die Gesäßtasche und zog ihr Kapuzenshirt darüber. Dann ging sie in den Gemeinschaftsraum hinunter. Neville und Ginny warteten zusammen mit vier anderen Fünftklässlern auf sie.
„Schön, dass du mitmachst“, begrüßte sie Neville mit breitem Grinsen.
„Ja, ich komme gerne. Danke, dass du an mich gedacht hast.“
Die sieben machten sich ziemlich nervös auf den Weg durch das Schloss bis hinauf in den siebten Stock.
„Hier ist das Bild von Barnabas dem Bekloppten“, sagte Ginny. „Hier gegenüber muss es sein.“
Sie standen vor einer Tür mit Messingklinke. „Na dann wollen wir mal“, meinte Dean. Er klopfte und öffnete vorsichtig die Türe. Sie betraten einen großen Raum, der von Fackeln beleuchtet war. An den Wänden standen Regale mit zahlreichen Büchern und sonderbaren Instrumenten. Es gab keine Tische oder Stühle, dafür jede Menge großer Seidenkissen, auf denen sie Platz nahmen. Nach und nach kamen weitere Schüler dazu, so dass schließlich gegen dreißig um Harry versammelt waren.
Nachdem alle Anwesenden Harry offiziell zu ihrem Anführer ernannt und einen Namen für ihren Geheimbund gefunden hatten – Dumbledores Armee, kurz DA – erklärte Harry, was sie als Erstes üben sollten: den Expelliarmus. Während ein Schüler mürrisch die Arme verschränkte und sich darüber beklagte, dass dieser Zauber zu einfach sei, stieß Melody Neville an und fragte unsicher: „Expelli-wieviel?“
„Expelliarmus“, erklärte Neville. „Das ist ein Entwaffnungszauber, mit dem man dem Gegner den Zauberstab aus der Hand zaubern kann.“
Melody bekam große Augen. „Das hat Snape gemacht, als ich ihn angeschrien habe. Mein Zauberstab flog ihm direkt in die Hand.“
„Na siehst du: ist doch gut, dass du hier bist“, meinte Neville grinsend. „Vielleicht kannst du das nächste Mal ihn entwaffnen, bevor er dich entwaffnet.“

Alle Schüler teilten sich in Zweiergruppen auf. Melody übte mit Neville. Es war gar nicht so einfach. Melodys erster Versuch fegte hinter Neville ein Buch aus einem Regal. Beim zweiten Mal traf sie Neville zwar, doch er zuckte nur leicht zusammen, konnte seinen Zauberstab jedoch festhalten. Schließlich gelang es zuerst Neville, seine Gegnerin zu entwaffnen. Melodys Zauberstab flog ihr aus der Hand und landete scheppernd auf einem Regal.
„Gut gemacht, Neville“, lobte Harry, der ihnen beim Üben zugeschaut hatte. Mit einem Aufrufzauber holte er Melodys Zauberstab wieder vom Regal herunter.
„Wow“, staunte Melody, „den Zauber musst du mir auch einmal beibringen.“
„Ja, der ist wirklich nützlich“, meinte Neville. „Letztes Jahr hat Harry so seinen Besen aus dem Schloss gerufen, als er gegen einen Drachen kämpfen musste.“
„Du hast WAS?“, fragte Melody entsetzt. „Du hast gegen einen Drachen gekämpft? Ich wusste nicht einmal, dass es Drachen gibt! Bist du deshalb so berühmt, wie alle sagen?!“
„Ich erzähle dir das ein andermal, okay?“, antwortete Harry. „Jetzt üben wir den Entwaffnungszauber. Wenn du auf Neville zielst und Expelliarmus rufst, musst du deinen ganzen Willen darauf fokussieren, ihn zu entwaffnen.“

Das Duellieren mit Neville machte Melody Spaß. Sie hatte das Gefühl, zum ersten Mal etwas Nützliches zu lernen. Sie hatte schnell begriffen, wie sie ihre Gedanken ganz auf ihren Entwaffnungszauber fokussieren konnte und schaffte es bald, Neville zu entwaffnen. Sie versuchte, seinen Zauberstab so elegant aufzufangen, wie Snape ihren aufgefangen hatte, aber das erwies sich als nicht ganz so einfach. Sie musste eine Hechtrolle machen und hätte dabei beinahe Nevilles Zauberstab zerbrochen. Fred und George Weasley, die sie dabei beobachtet hatten, lachten.
„Du solltest noch ein bisschen an der Eleganz feilen“, neckte sie Fred.
Melody rappelte sich hoch, richtete blitzschnell ihren Zauberstab auf Fred und rief: „Expelliarmus!“
Freds Zauberstab flog hoch in die Luft und diesmal hätte ihn Melody beinahe aufgefangen: ein Schritt rückwärts hätte genügt, aber leider stand da schon Neville. Beide stürzten und Freds Zauberstab fiel klappernd auf den Boden und rollte unter ein Bücherregal.
„Gut gemacht“, lachte George und half Melody auf die Beine.
„Gute Reflexe“, meinte auch Fred, als er seinen Zauberstab wieder in der Hand hielt. „Aber wenn ich vorbereitet gewesen wäre, hättest du keine Chance gehabt.“
Melody zuckte mit den Schultern. „Wer weiß“, lachte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Augen funkelten übermütig.
„Wollen wir es versuchen?“, fragte Fred.
Melody wog ihre Möglichkeiten ab. Sie rechnete für sich kaum eine Chance aus, wenn sie Fred so ansah, aber vielleicht ... „Okay“, nickte sie.
Die beiden stellten sich einander gegenüber.
„Ich zähle bis drei“, verkündete George. „Eins – zwei – drei!“
Melody überlegte nicht, sie duckte sich instinktiv und machte eine Rolle nach rechts. Freds Entwaffnungszauber verfehlte sie um Haaresbreite. Melody nutzte den Moment und entwaffnete ihn mit einem gezielten „Expelliarmus“. Freds Zauberstab flog hoch in die Luft. Melody rappelte sich auf und versuchte ihn erneut zu fangen, doch da war Fred auch schon neben ihr. Er stieß sie unsanft zur Seite und fing seinen Zauberstab wieder auf.
„Du hast mich nicht entwaffnet“, triumphierte er.
„Du warst waffenlos“, gab sie zurück.
„Aber jetzt nicht mehr“, lachte er und klopfte ihr versöhnlich auf die Schulter.
„Ihr wart beide gut“, meinte Hermine und trat zu ihnen. „Wir machen Schluss für heute. Es ist schon nach neun.“
In kleinen Gruppen verließen sie den Übungsraum. Neville, Dean und Seamus nahmen Melody in die Mitte und zu viert erreichten sie kurz darauf sicher den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Melody lag an diesem Abend noch lange hellwach im Bett und schaute an die Decke. Das Duellieren mit Neville und Fred hatte ihr enorm Spaß gemacht. Sie freute sich bereits auf das nächste DA-Treffen. Sie spürte jede Faser ihres Körpers und fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Sie war ... glücklich.
Melody griff unter das Bett und vergewisserte sich, dass ihre Gitarre noch da war. Dann drehte sie sich auf den Bauch und zog unter ihrem Kopfkissen das Bild hervor, das sie aus dem Feuer gerettet hatte, das Bild von Hanna und Liz. Ihre Mutter als junges Mädchen in der Schuluniform von Hogwarts ...
Melody war sich sicher, dass heute Abend nicht nur ihre Mutter, die talentierte Hogwartsabsolventin, sondern auch ihr Vater stolz gewesen wäre, wenn er gesehen hätte, wie sie Fred Weasley entwaffnet hatte.


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Im Buch wird sie als hässliche Kröte beschrieben. Als man mir dann sagte: ,Du wärst toll in der Rolle‘, antwortete ich: ,Herzlichen Dank!‘ Aber natürlich habe ich mich gefreut, als man mich darum bat, denn die Rolle ist ein echtes Juwel, es ist einfach traumhaft, in dieser Welt mitmischen zu dürfen … ganz abgesehen davon, dass ich in der Achtung meiner zwölfjährigen Tochter deutlich gestiegen bin.
Imelda Staunton