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Fanfiction

Aus der Asche - 10. Kapitel / Wochenende in London

von fiirvogel

Als Severus zurück in seinem Büro war, machte er etwas, das er noch nie zuvor gemacht hatte: er schickte Lupin eine Nachricht und bat ihn – nun ja, vielleicht ist bitten etwas übertrieben –, Melody am nächsten Tag, Samstag, abzuholen und sie für das Wochenende zu sich zu nehmen. Er erwähnte weder Melodys Strafstunden bei ihm selber und bei Umbridge, noch die Tatsache, dass er Melody in überaus verzweifeltem Zustand auf dem Astronomieturm aufgegriffen hatte.

Die Nachricht erreichte Remus in den frühen Morgenstunden, was ihn ärgerte. Doch er wusste, wenn Snape ihn um Hilfe bat – Snape hatte ihn zwar noch nie um Hilfe gebeten, aber Remus kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass die trockene Aufforderung eine Bitte war –, dann konnte es sich nur um etwas Dringliches handeln.
Tonks war einverstanden, ihn am nächsten Vormittag nach Hogwarts zu begleiten. Vielleicht, dachte Lupin, wäre die Anwesenheit einer Frau hilfreich. Er konnte sich nur einen Grund vorstellen, weshalb Snape ihn bat, Melody für ein Wochenende aus Hogwarts zu nehmen: es ging ihr nicht gut. Er hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil er in den letzten Wochen so wenig Zeit gehabt hatte für sie. Zudem fühlte er sich mit der Situation zugegebenermaßen leicht überfordert. Immerhin hatte er noch nie Kinder gehabt, und der Verzweiflung einer 13-Jährigen, die ihre Eltern auf grausame Weise verloren hatte, deren Leben von einer Stunde auf die andere komplett in Flammen aufgegangen war und die einen so großen Kulturschock erlebt hatte, stand er ratlos gegenüber. Was konnte er machen, um sie aufzuheitern? Was sagen, um sie zu trösten? Was konnten sie zusammen unternehmen?
Remus hatte die Idee, mit Melody zum Quidditchmatch der Caerphilly Catapults und der Holyhead Harpies am Samstagnachmittag zu gehen, aber da Quidditchspiele, was ihre Dauer betrifft, ziemlich unberechenbar sind und Tickets für die Catapults kurz vor einem entscheidenden Match praktisch nur noch auf dem Schwarzmarkt zu überteuerten Preisen zu bekommen waren, schlug Tonks vor, stattdessen nach London auf Einkaufsbummel zu gehen. Remus hatte ihr erzählt, wie Melody aufgeblüht war, als sie mit ihm Kleider einkaufen gegangen war. Er war wenig begeistert von der Aussicht, hatte aber auch keine bessere Idee.

Der Trank, den Snape Melody gegeben hatte, tat seine Wirkung: sie schlief tief und fest bis weit in den Morgen hinein. Trotzdem fühlte sie sich müde und ausgelaugt, als sie aufstand. Sie zog ihre zerrissene Hose an und die schwarzen Boots, ihr braunes Kapuzenshirt mit den zu langen, ausgefransten Ärmeln, in denen sie ihre Hände verstecken konnte. Dann flocht sie ihre Haare zu einem Zopf und zog die Compañero-Mütze tief in die Stirn und schlich lustlos die Treppen hinunter Richtung Große Halle. Der vergangene Abend hatte an ihren emotionalen Kräften gezerrt. Sie hatte dort oben auf dem Turm einen Moment lang wirklich Angst vor sich selber bekommen. Und dann hatte sie Snape zu Tode erschreckt. Außerdem hatte sie mit Strafstunden und Schulverweis gerechnet. Sein Verhalten ihr gegenüber war verwirrend gewesen, er war fast beängstigend nicht unfreundlich gewesen. Vielleicht, dachte Melody, steckt irgendwo unter der harten Schale ...

„Hi, Melody!“
Melody blickte verwirrt auf. Unten an der Marmortreppe in der Eingangshalle stand Remus mit Professor McGonagall und einer Hexe mit kurzen violetten Haaren, die Melody noch nie gesehen hatte.
„Hi“, grüßte Melody. Remus musterte sie besorgt, als sie sich zu ihnen gesellte. „Geht es dir gut?“, fragte er.
„Danke“, antwortete Melody mit wenig Überzeugungskraft.
„Hast du schon gegessen?“
Melody schüttelte den Kopf. „Ich wollte gerade frühstücken gehen. Ich habe etwas lange geschlafen.“
„Das darf man am Wochenende“, lachte die junge Frau neben Remus.
„Ach, Melody“, unterbrach sie Remus. „Ich habe euch ja gar noch nicht vorgestellt. Melody, das ist Tonks.“ – Und mit Blick in Richtung Große Halle – „Wir leisten dir Gesellschaft beim Frühstück. In Ordnung?“
„Okay ...“
„Nun, dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende“, meinte McGonagall und wandte sich zum Gehen.
„Danke, Minerva, und ich bringe Melody wie besprochen morgen Abend wieder zurück.“
Melody machte große Augen. „Wieso?“, fragte sie erstaunt.
„Professor McGonagall hat mir die Erlaubnis gegeben, dich für das Wochenende zu entführen. Ich musste ihr allerdings versprechen, gut auf dich aufzupassen, deshalb habe ich Tonks mitgebracht. Wir machen uns ein friedliches Wochenende.“
„Natürlich nur, wenn du Lust hast“, sagte Tonks, als sie Melodys verwirrten Blick sah.
„Natürlich habe ich Lust“, antwortete Melody schnell. „Können wir gleich los?“
„Immer mit der Ruhe. Zuerst isst du etwas“, bestimmte Remus. „Wir trinken einen Kaffee, und anschließend holst du deine Jacke und was du sonst noch brauchst für ein Wochenende.“

Die Große Halle war um diese Zeit fast leer. Nur vereinzelte Spätaufsteher saßen noch über ihre Teller und Müslischalen geneigt an den leeren Tischen. Melody blickte zum Hohen Tisch hinüber. Nur Snape und Flitwick saßen noch dort. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft. Snape blickte nur kurz auf und wandte sich wieder seinem Lehrerkollegen zu.
Ein Klirren ließ Melodys Kopf herumschnellen. Tonks hatte die Kaffeekanne umgestoßen. Melody sprang eilig auf und riss die Bank mit, doch es war schon zu spät. Der heiße Kaffee ergoss sich über ihre Hose.
Melody zog die Luft ein. „Ah, merde“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der Kaffee war heiß.
„Oh, das tut mir Leid“, entschuldigte sich Tonks. Sie zog ihren Zauberstab und murmelte einen Flecken-Entfernungs-Zauber, den ihr ihre Mutter einmal gezeigt hatte. Die Kaffeeflecken wurden sofort leuchtend rot.
„He“, rief Melody entrüstet. „Hör auf, was soll das? Du ruinierst meine Kleider. Das ist meine Lieblingshose. Das ist meine einzige Hose von ... von früher.“ Sie biss auf die Zähne und stampfte auf den Boden. Ihre Augen blitzten.
Remus legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Tonks hat es nicht absichtlich gemacht“, beruhigte er Melody. „Die Hauselfen bringen die Flecken schon wieder weg.“
„Das ist ja das Problem“, knurrte Melody. „Jedes Mal, wenn ich die Hose in die Wäsche gebe, flicken diese Hauselfen alle Risse und Löcher. Und dann muss ich jedes Mal wieder mit der Schere dahinter. Dabei sehen alte, ausgefranste Löcher viel eindrücklicher aus als frische.“
Remus brach in Lachen aus, das so ansteckend wirkte, dass nun auch Melody die Mundwinkel nach oben zog. Er nahm ihr die Mütze vom Kopf. „Ich habe dich noch gar nicht richtig angesehen“, schmunzelte er. „Na los, setz dich. Das kriegen wir wieder hin.“
Er sprach einen Trocknungszauber und einen – korrekten – Fleckenentfernungszauber. „So“, meinte er zufrieden. „Und das nächste Mal, wenn du die Hose in die Wäsche gibst, häng einfach einen Zettel dran: Bitte nicht flicken!“
Melody musste kichern, und es breitete sich ein Strahlen über ihr Gesicht aus, das für einen ganz kurzen Moment sogar ihre dunklen Augen hell aufleuchten ließen.
Tonks sah zerknirscht aus, doch als sie sah, dass Melody lachte, musste auch sie schmunzeln.
Während Remus Kaffee einschenkte, fragte er Melody: „Habe ich richtig gehört? Hast du vorhin auf Französisch geflucht?“
Melody blickte ihn schelmisch an und musste laut lachen.
„Ja, das war Französisch. Hanna brachte es mir bei. Man kann derb fluchen, und doch verstehen es nicht alle. Außerdem klingt es cool. Merde. So wie knurren.“
Remus schüttelte lachend den Kopf.
Melody schmierte sich ein Stück Toast und begann, Zucker in ihren Tee zu schaufeln. Sie fühlte sich mit einem Mal ausgelassen und freute sich auf die Aussicht, für einige Zeit aus Hogwarts zu verschwinden. Remus blickte zu Snape am Hohen Tisch hinüber. Er beobachtete sie schon eine Weile.
„Ich glaube, ich sollte mal einem alten Schulkollegen Hallo sagen“, meinte Remus und erhob sich seufzend. „Ich bin gleich wieder da.“
Melody und Tonks sahen ihm nach. Snapes Blick war säuerlich wie immer. Was die beiden miteinander sprachen, konnten Tonks und Melody nicht verstehen, so sehr es sie auch interessiert hätte.
„Was wollen wir denn heute zusammen unternehmen?“, fragte Tonks.
Melody blickte sie etwas ratlos an. „Keine Ahnung. Was machen Zauberer denn so, wenn sie frei haben?“
Jetzt musste Tonks lachen. „Ich nehme an, etwa das Gleiche wie Muggel. Wir lesen, spazieren, kochen, essen, gehen auf Konzerte, ins Restaurant ... Was hältst du davon, wenn wir einkaufen gehen. Ich finde es immer ausgesprochen spannend in Muggel-Geschäften. Letztes Mal habe ich in einem Geschäft ein Gerät gesehen, das sich –„ Was genau das Gerät machte, erfuhr Melody nicht mehr, denn in dem Moment trat Remus wieder zu ihnen an den Tisch.
„Seid ihr bereit?“
Snape schaute finster zu ihnen herüber.
„Was habt ihr denn besprochen?“, fragte Tonks neugierig. „Ich dachte, ihr mögt euch nicht.“
„Tun wir auch nicht“, erwiderte Remus gelassen. „Aber es gibt Situationen, in denen es sich nicht vermeiden lässt, dass wir miteinander sprechen.“
Melody warf Snape einen misstrauischen Blick zu. Ob er Remus von dem Vorfall am Abend zuvor erzählt hatte? Wenn sie es sich recht überlegte, kam es ihr etwas sonderbar vor, dass Remus gerade heute unangemeldet hier auftauchte, um sie mitzunehmen. Ob Snape ihn gerufen hatte? Schließlich zuckte sie mit den Schultern. Es war ihr, wenn sie es sich recht überlegte, gleichgültig. Sie entschied, das Wochenende zu genießen, egal ob Snape das eingefädelt hatte oder nicht.

Während Tonks und Remus draußen vor dem Schloss an der Sonne warteten, rannte Melody zurück in den Gryffindorturm und stopfte ein paar Sachen für das Wochenende in ihre Tasche. Sie freute sich. Sie hatte sich am Abend vorher sosehr gewünscht, von Hogwarts weg zu können, um ihren Vater suchen zu gehen, und jetzt durfte sie für das Wochenende zu Remus. Das war sogar noch besser, denn ihn kannte sie schon und ihn mochte sie sehr. Auch seine Freundin schien sympathisch zu sein.
So schnell Melody konnte, rannte sie wieder in die Eingangshalle hinunter, Mütze, Jacke, Zauberstab in der einen, ihre offene Tasche in der anderen Hand. Sie stolperte über die letzte Stufe und stieß beinahe mit Snape zusammen, der gerade in dem Moment aus der Grossen Halle kam.
„Entschuldigung“, sagte Melody atemlos. Ihre Augen funkelten unternehmungslustig.
„Schönes Wochenende“, knurrte Snape und verschwand.

Remus, Tonks und Melody spazierten von Hogwarts aus nach Hogsmeade. Melody staunte: Es war das erste Mal, dass sie in einem Zauberdorf war. Es erinnerte sie an den Tag in der Winkelgasse. Allerdings gab es hier mehr Platz. Sie konnte sich kaum sattsehen an den sonderbaren Schaufensterauslagen. Am liebsten wäre sie direkt in den Honigtopf gegangen, doch Remus ging daran vorbei und betrat das Postamt. Hier saßen hunderte von Eulen aller Größen auf Stangen und warteten auf Aufträge.
„Wow“, entfuhr es Melody. „Ich habe noch nie so viele Eulen auf einmal gesehen.“
„Ja, das ist schon beeindruckend“, meinte Remus. „Es riecht aber auch entsprechend. Ich möchte nicht hier arbeiten ... Wir reisen von hier über das Flohnetzwerk nach London zu Tonks’ Wohnung.“
Melody zog besorgt die Augenbrauen zusammen. „Floh-Netz-Werk?“
„Entschuldigung“, lachte Remus. „Du weißt ja gar nicht, wie das funktioniert.“ Er führte sie zu einem der zahlreichen Kamine, die im hinteren Teil des Postamts standen und nahm eine Schale mit grünem Pulver vom Kaminsims.
„Das ist Flohpulver“, erklärte er. „Damit kann man bequem – mehr oder weniger bequem auf jeden Fall – von einem Kamin in einen anderen Kamin reisen. Man wirft eine Handvoll Pulver in die Feuerstelle, steigt ins Feuer hinein und sagt laut, wohin man möchte.“ Als er Melodys skeptischen Blick sah, fügte er beruhigend hinzu: „Es ist kinderleicht. Es ist eine der gängigsten Arten zu reisen, auch für Familien mit Kindern.“
Melody standen beim Gedanken, sich in ein Feuer zu stellen, die Haare zu Berge.
„Ich gehe vor“, anerbot sich Tonks. „Dann kann ich gleich noch ein bisschen aufräumen.“ Sie grinste und warf eine Handvoll Pulver in den Kamin. Sofort loderte ein grünes Feuer auf. Tonks stellte sich hinein und rief: „London, Lambtonstraße 5“. Dann war sie verschwunden.
Melody lachte nervös. „Oh, mein Gott“, rief sie kopfschüttelnd. „Das ist ja voll krass.“
„Na los, jetzt du“, ermunterte sie Remus. „Sag die Adresse ganz deutlich. Sonst landest du plötzlich an einem ganz anderen Ort.“
„Und was dann?“, fragte Melody erschrocken.
„Nun, dann versuchst du es einfach noch einmal.“
„OK“, seufzte Melody. Sie holte tief Luft, nahm eine Handvoll Flohpulver, warf es ins Feuer und stand hinein. Es war nicht heiß, sondern angenehm warm und kitzelte leicht. „London, Lambtonstraße 5“, rief sie laut und so deutlich sie konnte.
Eine unsichtbare Kraft hob sie in die Luft, sog sie den Kamin hinauf. Die Reise ging vorbei an zahlreichen anderen Kaminen. Es war ein ziemlich unangenehmes Gefühl, und laut war es. Dann wurde Melody in einen der Kamine katapultiert und landete unsanft in einer Feuerstelle. Sie hustete und beeilte sich, aus der Feuerstelle zu steigen. Ihre Kleider waren staubig und voll Ruß. Sie klopfte sie aus und sah sich um. Sie befand sich in einem kleinen Wohnzimmer. Es sah zwar relativ unordentlich, doch trotz allem gemütlich aus.
„Hallo, Melody, bist du das?“, hörte sie Tonks’ Stimme aus dem angrenzenden Raum. Melody ging hinüber und betrat eine kleine, noch unordentlichere Küche. Ein Paar Schuhe flogen direkt auf sie zu; sie konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken.
„Oh, tut mir Leid“, entschuldigte sich Tonks. „Ich räume noch etwas auf. Wir hatten heute Morgen keine Zeit.“
„Kann ich helfen?“, fragte Melody und bückte sich nach Zeitungen, die am Boden lagen.
„Nein, lass nur. Ich mache das schon.“
„Hallo, ihr zwei“, hörte Melody plötzlich Remus’ Stimme hinter sich. „Na, alles gut gelaufen?“
Melody nickte und musste lachen. „Wenn ich das in meiner alten Schule erzählen würde ... Die würden mich vollends für verrückt erklären.“

Nachdem Tonks etwas aufgeräumt hatte, verließen sie zusammen die Wohnung.
„Gleich dort drüben ist das Zaubereiministerium“, erklärte Tonks und zeigte hinüber zu einer absolut unspektakulären Häuserfassade mit Sprayereien darauf.
„Können wir da hin?“, fragte Melody.
„Sie haben Touristenführungen“, sagte Remus. „Allerdings muss man sich da anmelden. Schade, dass Samstag ist, sonst hätten wir natürlich Arthur besuchen können.“
„Wen?“, fragte Melody.
„Rons Vater. Er arbeitet im Ministerium, im Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten.“

„Na los, wir flanieren etwas durch die Stadt“, schlug Tonks vor. „Ich finde es immer so aufregend zwischen all den Muggel. Vielleicht können wir mit der Untergrundbahn fahren.“
„Bequemer als euer Flohnetzwerk ist das allemal“, lachte Melody.
Als sie vor der nächsten Metrostation standen, betrachtete Tonks den Stadtplan. „Wo wollen wir hin?“, fragte sie Melody erwartungsvoll.
Melody zuckte die Schultern und betrachtete den Plan. „Wir haben schönes Wetter. Mal schauen ... Sollen wir in den Hydepark?“ Sie sah Tonks und Remus fragend an.
„Wunderbare Idee“, antwortete Tonks begeistert.
„Wohin ihr wollt“, meinte Remus gelassen. Er war froh, dass die beiden Frauen nicht Kleider einkaufen gehen wollten.
„Habt ihr Muggelgeld?“, fragte Melody, als sie vor der Barriere standen. Sie kramte nach ihrem Portemonnaie.
„Lass nur“, meinte Remus. „Wir belegen uns mit einem Nichtbeachtungszauber, dann können wir ungehindert reisen.“
„Wir fahren schwarz?“, fragte Melody unternehmenslustig.
„Naja, dem kann man so sagen“, meinte Remus. „Stört es dich?“
„Nein! Es ist aufregend.“
„Na dann los.“
Melody ging voraus. Sie stieg über die Schranke hinweg und blinzelte Tonks und Remus verschwörerisch zu. Es beachtete sie tatsächlich niemand. In der Metro selber war das bisweilen ein bisschen unangenehm, da sie ständig angerempelt wurden von Fahrgästen, die sie nicht gesehen hatten. Gottlob waren nicht so viele Menschen unterwegs wie an Werktagen.

Als sie wieder am Tageslicht standen und Richtung Hydepark spazierten, hatte Melody plötzlich eine Idee.
„Halt“, sagte sie, „können wir noch schnell dort hinüber in das Geschäft an der Ecke?“
Remus sah etwas beunruhigt in die Richtung, in die Melody mit dem Arm zeigte.
„Ein Gitarrengeschäft?“, fragte Tonks. „Spielst du Gitarre?“
„Ein bisschen“, nickte Melody wehmütig. „Ich vermisse es. Ich habe schon so lange keine Musik mehr gehört oder Gitarre gespielt. Neville hat gesagt, dass man in Hogwarts keine elektronischen Geräte benutzen kann, weil die magischen Felder zu stark sind.“
„Ja, das stimmt leider“, antwortete Remus. „Aber eine Gitarre klingt auch in Hogwarts gut.“ Er blickte Melody nachdenklich an. „Deine Mutter hatte immer ihre Gitarre dabei. Sie spielte abends oft im Gemeinschaftsraum. An Sommerabenden saßen wir manchmal draußen beim See. Sie hatte auch eine gute Stimme.“
Melody war stehen geblieben und blickte Remus gebannt an. In ihren Augen lag eine große Sehnsucht. „Was hat sie gesungen?“
„Ich weiß nicht mehr, tut mir Leid. Ich kenne mich mit Musik nicht aus.“
Melody nickte abwesend. „Ich wollte, ich hätte sie hören können.“
„Das konntest du bestimmt“, mischte sich Tonks ein. „Du warst neun Monate in ihrem Bauch. Sie hat bestimmt viel für dich gesungen. Du hast ihre Stimme gehört. Du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern. Vielleicht machst du deshalb gerne Musik ... Spielst du uns etwas vor“, fügte sie hoffnungsvoll an.
Melody wurde ein bisschen rot. „Ich habe schon seit drei Monaten nicht mehr gespielt. Ich weiß nicht ... Mal schauen. Heute Abend vielleicht. Wenn ich eine Gitarre finde, die mir gefällt und die bezahlbar ist ...“

Als sie den Guitar Shop verließen, trug Melody stolz ihre neue Gitarre auf dem Rücken. Ihr Portemonnaie war bis auf wenige Pfund leer.
„Ich lade dich zum Mittagessen ein“, beruhigte sie Remus belustigt. „Anschließend gehen wir in die Winkelgasse. Du hast ein Konto auf deinen Namen in der Bank Gringotts. Wusstest du das?“
„Ehrlich?“, fragte Melody ungläubig.
„Von Hanna.“

Vom Gitarrengeschäft aus war es nicht weit bis in den Hydepark. Die Luft war zwar schon herbstlich kühl, doch die Sonne wärmte noch genügend, und so aßen Remus, Tonks und Melody im Hydepark Sandwichs, während sie durch die weite Parkanlage schlenderten. Sie versuchten sich beim Bowlen und hatten viel Spaß dabei. Tonks gewann haushoch, und Melody hatte das seltsame Gefühl, dass da etwas Magie im Spiel gewesen war.

Anschließend setzten sie sich an den See und genossen den wohl letzten Sommergruß der Sonne. Jeder hing seinen Gedanken nach. Melody war glücklich. Sie hatte das Gefühl, seit langem wieder in einem Element zu schwimmen, in dem sie sich zuhause fühlte. Sie war in der Muggelwelt aufgewachsen, es war dreizehn Jahre lang ihre Welt gewesen. Sie fühlte sich heute, als sei sie nach einer langen Reise wieder nach Hause zurückgekehrt. Und es beruhigte sie zu sehen, dass die Welt noch funktionierte wie vor ihrem Eintritt in Hogwarts.
„Remus?“, fragte sie plötzlich. „War mein Großvater ein Muggel? Snape hat behauptet, er sei ein Muggel gewesen.“
„Das stimmt. Liz’ Mutter war eine Hexe, ihr Vater ein Muggel.“
„Und wie hat er das aufgenommen, dass seine Frau und seine Tochter Hexen waren?“
„Gut. Er war stolz darauf. Er empfand es als Privileg und hat seine Kinder – auch Liz’ Bruder war ein Zauberer – immer unterstützt.“
Melody nickte nachdenklich.
„Hermines Eltern sind übrigens auch Muggel“, fügte Remus an.
Melody beobachtete die Lichtreflexe auf dem Wasser. Dann war es also möglich, dass Muggel-Eltern auch Hexen und Zauberer als Kinder haben und stolz auf sie sein konnten. Snape hatte Recht gehabt.

„Hey“, rief sie plötzlich und sprang auf. Ihr war gerade eine Idee gekommen.
Remus sah sie alarmiert an. Ihre Augen funkelten unternehmungslustig. „Gehen wir heute Abend ins Kino?“
Tonks war sofort Feuer und Flamme.
Remus schmunzelte. „Wenn ihr möchtet ... Dann führe ich euch gerne ins Kino aus. Was wollt ihr denn schauen?“
Melody überlegte und sah sich suchend um. Dann steuerte sie auf einen Abfalleimer zu und begann darin zu wühlen. Sie hielt kurz darauf triumphierend eine Zeitung in die Höhe und brachte sie Tonks und Remus.
„Mal schauen, was läuft?“, meinte sie und schlug die Seite mit dem Kinoprogramm auf. Tonks beugte sich darüber und las interessiert mit.
„Hier“, sagte Melody und zeigte auf einen Titel. „Den schauen wir. Den will ich sehen.“
„Sense and Sensibility?“, las Tonks.
„Das ist von Jane Austen. Es ist eine romantische Komödie. Passt doch.“ Und sie blickte die beiden verschmitzt an.
Remus nickte schmunzelnd. „Einverstanden. Aber vorher gehen wir noch in die Winkelgasse. Vielleicht liegt auch noch ein Abendessen drin.“
„Ich möchte Popcorn essen“, verkündete Tonks.
„Davon wirst du nicht satt“, hielt Melody dagegen.
„Wir essen im Tropfenden Kessel etwas“, entschied Remus.

Der Film war wunderschön, fand Melody, als sie nach der Kinovorführung wieder auf der Straße standen. Auch Tonks und Remus schien er gefallen zu haben.
„Schade, dass die Filme nur zweidimensional sind“, meinte Tonks verträumt. „Wäre doch schön, wenn man die Schauspieler anfassen könnte.“
Melody grinste. „Wen würdest du denn am liebsten anfassen?“
„Coronel Brandon natürlich“, lachte Tonks.
Melody zwinkerte Remus zu.
„Und du?“, fragte er.
„Ich auch“, gab sie lachend zu.

Eigentlich war Melody zu müde, um zu singen und Gitarre zu spielen. Zudem war ihr ein bisschen mulmig zumute, so ohne Hanna – oder Matthew, dachte sie kurz. Dann schob sie den Gedanken dorthin zurück, wo er hergekommen war. Sie öffnete das Futteral und nahm die Gitarre heraus. Sie war selber gespannt auf ihr Instrument. Vorsichtig ließ sie die Finger über die Saiten gleiten und lauschte dem Klang, der sanft nachhallte und dann verebbte. Sie drehte an den Wirbeln und stimmte die Gitarre. Dann begann sie Akkorde zu spielen. Es war ein seltsames Gefühl, nach so vielen Wochen endlich wieder Saiten unter den Fingern zu spüren. Ein bisschen fühlte sich Melody, als hätte sie ein Stück Boden unter den Füßen zurückgewonnen. Sie spielte und sang Queen’s Love of My Life für Hanna – es war ihr Lieblingsstück gewesen –, danach Crazy Little Thing Called Love für Remus und Tonks und zuletzt Angel für sich selber. Danach fühlte sie sich zu müde, um noch einen Finger zu rühren.
„Ist es für dich okay, hier auf dem Sofa zu schlafen“, erkundigte sich Tonks. Sie deutete mit dem Zauberstab auf das Sofa, das sich scheinbar unaufgefordert zu einem Bett auseinanderfaltete.
„Das ist super“, bedankte sich Melody und streckte sich. „Ich glaube, ich würde auch auf dem Boden gut schlafen, so müde bin ich.“
Und sie schlief tatsächlich gut, zum ersten Mal seit langem. Tief und fest. Eingehüllt in Klänge.


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